12 Lektionen über Beziehungen – ein ehrlicher Jahresrückblick 2025 auf Nähe, Grenzen und persönliches Wachstum

23. Dezember 2025

Mein Kopf explodiert beinahe, wenn ich mir am Ende dieses Jahres zu Gemüte führe, was alles in diese letzten zwölf Monate gepasst hat. Ich könnte einen Roman darüber schreiben, was sich businessmäßig getan hat – vieles davon hinter den Kulissen –, was ich in meiner Arbeit mit Klient:innen gelernt habe und was sich persönlich bei mir getan hat, lässt sich ohnehin kaum in Worte fassen.

2025 kam im Gewand eines unaufgeregten Jahres daher. Und hatte es dann doch ganz schön in sich.

Heute teile ich mit dir zwölf Lektionen aus diesem Jahr. Und wie sollte es anders sein: Es geht um Beziehungen. Um Nähe, Verantwortung, Grenzen, Loslassen und darum, wie viel Arbeit und Schönheit darin liegen.

JÄNNER-Lektion: „Lerne, Räume voller Möglichkeiten besser zu nutzen.“
Bei meinem Impulsvortrag leistete ich mir einen erstaunlichen Fehler. Das Haus war voll mit „Frau in der Wirtschaft“, ich war begeistert bei der Sache und schwärmte für Beziehungen in jedem erdenklichen Kontext.
Und am Ende? Vergebe ich meine Chance zu pitchen. Keine Einladung, kein Hinweis auf meine Dienstleistung. Einfach ausgelassen.

Eine verpasste Gelegenheit, über die ich mich später noch grün und blau geärgert habe. Auch das ist Lernen.

FEBRUAR-Lektion: „Arbeite mit den Eltern, bevor du die Kinder angreifst.“
Wenn Erwachsene in der Beratung aufschlagen, die gern ihr Kind „repariert haben möchten“ (genau so sagen sie das nicht, aber in der Hoffnung), bin ich seit jeher skeptisch. Heuer hab ich mich wieder einmal darauf eingelassen und zu früh zugestimmt, dass das Kind mitkommt in die Beratung. Mir wurde bewusst, dass das Kind alles richtig macht und die Eltern das eigentliche Problem sind. Ich hab gerettet, was zu retten war, und das junge Mädel bestärkt, was das Zeug hält. Die Eltern hab ich dabei wohl verloren – sie kamen danach nicht wieder.

MÄRZ-Lektion: „Kümmere dich um dich selbst, sonst macht es niemand.“
Mein Terminkalender explodierte im März regelrecht, weil ich verabsäumt hatte, die automatisierten Buchungen einzuteilen. Freie Blöcke waren dann Mangelware und manchmal ging es nach einem vollen Beratungstag abends noch für drei Stunden Workshops in die Elternbildung. Ich hab sehr viel Energie, aber das war dann doch selbst mir zu steil. Da ging auch meine Routine verloren, jeden Tag eine Runde im Wald zu drehen. Lektion gelernt.

APRIL-Lektion: „Eine einzige Person kann eine ganze Gruppe vergiften.“
Innerhalb von zwei Monaten halte ich zehn Partnerkurse für Brautpaare. Ein Seminar, das mir grundsätzlich unfassbar viel Freude bereitet. In einer Gruppe saß Anfang April ein Mann, der mir gründlich in die Suppe spuckte. Es ist nicht zu glauben, wie passiv-aggressiv man sich mit Körpersprache, Mimik und einsilbigen Wortmeldungen zum Gift einer Gruppe machen kann. Erst am Nachmittag zog ich eine deutliche Grenze und wies den guten Mann in verbale Schranken. Dieser Tag kostete mich so viel Kraft wie alle anderen Kurse zusammen. Ich schüttle immer noch den Kopf über so dummes und kindliches Verhalten und erkenne leider an: Eine Person reicht, um das soziale Klima einer ganzen Gruppe zu vergiften.

MAI-Lektion: „Beziehungsarbeit ist ein Knochenjob. Auch nach 20 Jahren.“
Ein Konflikt in der Paarbeziehung bricht im öffentlichen Raum vom Zaun, und vor den Augen vieler anderer geraten wir in ein Wortgefecht, das mich an den Rand der Verzweiflung treibt. Die Aufarbeitung dieser emotionalen Achterbahnfahrt hat mich enorme Kraft gekostet. Ich hab noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir als Paar genauso unsere Kämpfe auszutragen haben wie andere. Was wir aber klugerweise schon können: uns in solchen Krisen professionelle Hilfe holen.
Geht’s dann locker-lässig? Nein, es bleibt teilweise echt harte Arbeit. Aber es ist eine große Entlastung, eine neutrale, emotional unbeteiligte Person dabei zu haben, die hilft, durch den Nebel zu manövrieren.

JUNI-Lektion: „Gib ihnen Wurzeln. Und dann gib ihnen Flügel.“
Unsere Mittlere meistert mit Bravour ihre Matura, und ich stehe als Mama mit Tränen und voller Stolz daneben und beobachte, wie sie ihr Leben jeden Tag mehr selbst in die Hand nimmt. Ich gebe das zweite Lebensbüchlein aus der Hand, das ich für jedes meiner Kinder geschrieben hab, und damit ihr ihre Lebensgeschichte. Ein bewegender Moment. Ich liebe alles daran, große Kinder zu haben. Was aber immer noch ist – wie mit kleinen Kindern –: die Gleichzeitigkeit so vieler unterschiedlicher Gefühle. Sie machen mich lebendig.

JULI „Geteilte Freude ist doppelte Freude. Oder noch mehr.“
Beruflich starre ich in ein beschissen großes Sommerloch. Dafür hab ich Zeit, mich mit Haut und Haaren in die Arbeit um das Geburtstagsvideo meiner jüngsten Schwester zu werfen. Wie mag ich ihre Geschichte erzählen, wie verpacke ich Botschaften und kleine geheime Infos in Musik und Bildern – wie kann ich vermitteln, was für eine großartige Persönlichkeit sie ist? Zwei Tage komme ich aus dem Pyjama nicht mal raus, weil ich so im Workflow bin und einfach die allergrößte Freude hab, jemandem so eine Überraschung zu bereiten. (Und ja, sie hat alle Easter Eggs entdeckt und gefeiert und wertgeschätzt. Hurra!)

AUGUST „Die Liebe ist immer für Überraschungen gut.“
Völlig überarbeitet, aber ohne wirklich gut abgeschaltet zu haben, ging es im August gen Süden. Zum ersten Mal ein Sommerurlaub nur zu zweit, ohne Kinder. Nach zwanzig Jahren Ehe haben wir uns selbst überrascht, wie sehr wir diesen Urlaub für uns genießen konnten. Wir haben uns so richtig wiedergefunden und unsere starke Verbindung zueinander zu neuem Leben erweckt. Der Alltag ist ein verrücktes Spiel und gefährlich kräftezehrend. Wir haben uns in Portugal geschworen: Dieses neue Level an Qualität in der Beziehung geben wir nicht mehr her.

SEPTEMBER „Schönheit, Wert und Zerbrechlichkeit – Porzellan soll gefeiert werden.“
Selten hab ich ein Ehejubiläum so gefühlt wie die Porzellanhochzeit. Mitten im Trubel der Feierlichkeiten haben wir unserer Toni tatsächlich Flügel verliehen und sie in ihr Au-pair-Abenteuer verabschiedet. Ich hab noch immer kein Wort für das Gefühl an dem Bahnsteig. Es war irgendwas zwischen Begeisterung, Stolz und Ohnmacht. Ich hab’s schon länger geahnt, und nach und nach erlebe ich es: Die eigenen Kinder tatsächlich loszulassen ist wohl die größte und herausforderndste elterliche Übung.

OKTOBER „Integrität ist mehr wert und wichtiger als das offene Honorar.“
Mitten in einer Paarberatung hab ich scharfe Kritik an einem zukünftigen Plan eines Paares geübt – mit dem Risiko, sowohl den Prozess mit ihnen als auch mein Honorar zu verlieren (das war nämlich noch nicht bezahlt). Es ging um einen weiteren Kinderwunsch, den eine Person hatte, die andere deutlich nicht. Ein Mädchen soll die Leiden und Verletzungen (die beim jüngsten Sohn entstanden waren) „ausbügeln“, weil das so ein schweres Los war.
„Bei allem Respekt – bei dieser Entscheidung geht es verdammt noch mal nicht um euch zwei. Sondern um ein ungeborenes Kind. Niemand sollte mit einer derartigen Verantwortung auf die Welt kommen müssen. Schon gar nicht, wenn dann auch noch eure Beziehung auf dem Spiel steht.“ Das waren meine Worte.
Kinder sind kein beliebiges Spielzeug, kein Beziehungskitt und kein Trostpflaster. Das musste an dieser Stelle gesagt werden – für meinen Seelenfrieden.

NOVEMBER „Familie wirkt. Ob wir das nun gut finden oder nicht.“
In meinen ersten zwölf Wingwave-Sessions kam erstaunlich klar zum Vorschein, was ohnehin landläufig bekannt ist. Die Prägungen und Erfahrungen in unseren Herkunftsfamilien picken so fest, dass uns oft weniger lieb wäre. Emotionale Verstrickungen, fehlgeleitete Dynamik und manipulatives Verhalten erschweren oft bis ins hohe Erwachsenenalter die Beziehung zu unseren Eltern und Geschwistern. Wie gut, dass es verschiedene Wege und Methoden gibt, darauf zu antworten, denn NEIN: Du bist deiner Geschichte nicht hilflos ausgeliefert. Und JA: Es wirkt auf dich, egal ob dir das bewusst ist oder nicht.

DEZEMBER „Hilflosigkeit ist was Hässliches, und die Klappe halten ist schwierig.“
Gerade wenn es im engeren Umfeld Beziehungsbrösel gibt, ist das schwer auszuhalten. Besonders mit meiner Profession. Anerkennen, dass man hier nicht helfen kann, lässt sich kaum ertragen. Zuschauen, wie Dinge zunehmend schwierig werden, noch mehr. Ich lerne gerade, mich auf meine Rolle in meinen Systemen zu konzentrieren und nicht mehr zu wollen als andere Beteiligte. So viel kann ich schon sagen: Ich reiße lieber alles nieder und verausgabe mich bis zum Umfallen, als in krisenhaften Situationen auf der Zuschauerbank zu sitzen. Das erklärt wohl, warum ich diesen Beruf ausübe.

Im Vergleich zu anderen Jahren war 2025 verdächtig ruhig. Bei genauerer Betrachtung hatten es diese 365 Tage ganz schön in sich. Ich bin wieder ein Jahr älter und merke zunehmend: Ich hab keinen Bock und keine Nerven mehr für halbe Sachen. Oberflächlichkeiten und belanglose Verbindungen kommen auf den Prüfstand. Ich will dem Leben in die Augen sehen. Meine Zeit auf die Menschen und Tätigkeiten verwenden, die wertvoll, sinnstiftend und inspirierend sind. Und meine Energie dahin stecken, wo ich sie gut investiert sehe: in meine wichtigsten Beziehungen, meine Arbeit und meine körperliche, emotionale und geistige Gesundheit.

2026. I am ready for you.
Bring it on.

Was hast du 2025 gelernt? Schreib mir gern, welche Beziehungserkenntnis dich weiter gebracht hat! Ich freu mich über dein Kommentar.

Kerstin Bamminger

Hallo, ich bin Kerstin Bamminger und ich unterstütze Menschen dabei, lebendige Beziehungen zu gestalten. Tiefgründig, bedeutungsvoll und auf Augenhöhe. Hol dir hier am Blog gern Tipps und Tricks, wie das gelingen kann und lass mir gern einen Kommentar da, wenn dir etwas gefallen hat! Viel Freude beim Lesen!

23. Dezember 2025

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