Kränkungen und Mobbing hinterlassen Narben – sichtbar oder unsichtbar. Besonders in der Schule erleben viele Kinder Ausgrenzung oder werden selbst zum Täter. Warum passiert das so häufig? Und wie können wir als Erwachsene vorbeugen und heilsam begleiten?
„A……… ist eine Schlampe.“ „A…… soll sich ficken“ steht da heute zum dritten Mal mit Bleistift auf die Knaben-Klotür gekritzelt. Mir stockt der Atem, als unsere Tochter mir unter Tränen zuhause erzählt, was sie heute über sich ergehen lassen musste in der Schule. Wut steigt in mir auf. Welcher kleine Feigling aus ihrer Klasse traut sich, so etwas zu tun? Wie reagiere ich darauf als Mutter?
Wenn Worte Wunden schlagen
Süße neun Jahre als ist unsere Tochter, als das in der dritten Klasse passiert. Streit unter den Mädels gab es auch vorher, die Klassengemeinschaft war aufgrund der Inkompetenz der Lehrerinnen leider nie, was sie sein sollte aber solche Ansagen – offenkundig von einem Burschen – waren neu. Als Vokabular unserer Familie definitiv nicht vorhanden. Und plötzlich schlugen diese Begriffe Wunden in eine Kinderseele, die keinen Schimmer hatte, was der Grund dafür war. (Ich verrate es dir später!)
Klassenzimmer sind nicht automatisch paradiesische Friedenszonen. Wie in der echten Welt da draußen braucht es Menschen, die sich aktiv darum bemühen und einen Rahmen dafür schaffen – dafür sind Erwachsene zuständig. Sonst passiert das, was leider in vielen Schulen Alltag ist: Kinder und Jugendliche verletzen sich, kränken einander und fügen sich seelische Stiche zu, die oft lebenslänglich spürbare Narben hinterlassen. Kränkungen sind mehr als lächerliche „Hänseleien“ und immer mehr Kinder und Jugendliche sind davon betroffen, weil es an emotionaler Kompetenz fehlt. An allen Ecken.
Was sind Kränkungen – und warum treffen sie uns so tief?
Menschen sind soziale Wesen. Unser innerster, tiefster Antrieb ist, gelingende Beziehugnen zu führen. Dafür brauchen wir andere Menschen. Eine Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen. Wo wir gesehen und gehört sind. Solche Gruppen sind unsere Familien, Freundesgruppen, Klassen, Vereine, Nachbarschaften. Wenn uns der Zugang zur Gruppe verwehrt wird, wir ausgegrenzt werden – und das passiert bei Kränkungen und Verletzungen – dann fahren wir die Ellenbogen aus. Weil wir für dieses Gefühl des Dazugehörens kämpfen wollen. Aber leider keine passenden, kooperativen Strategien haben.
Systematische Demütigungen vs. kindlicher Grausamkeit
Kränkungen treffen uns dort, wo wir besonders verletzlich sind – in unserem Selbstwert und im Wunsch, anerkannt und zugehörig zu sein. Eine spitze Bemerkung kann kurzfristig schmerzen, doch wiederholte Demütigungen, wie sie z.B. auch beim Mobbing auftreten, untergraben dauerhaft das Selbstvertrauen. Kinder reagieren je nach Alter, Temperament und Beziehungserfahrungen sehr unterschiedlich: Manche ziehen sich zurück, andere wehren sich mit Gegenangriffen – doch innerlich bleibt oft eine tiefe Verunsicherung zurück.
Täterin & Opfer. Wer unschuldig, werfe den ersten Stein.
Beschämt gebe ich zu: ich war in meiner Schulzeit auch Täterin. Und Opfer. Wir haben eine Mitschülerin in der Volksschule „Warzenbaby“ genannt, weil sie am Hals viele davon hatte. So grausam. Meine fehlende Oberweite wurde als Dreizehnjährige als „pannonische Tiefebene“ in der Klassenzeitung bezeichnet, gemeinsam mit der Empfehlung mir mal einen Rasierer zu kaufen für Haarwachstum an für Mädchen unpassenden Körperstellen. Manche dieser Sätze klingelten jahrelang in meinen Ohren und meinem Gedächtnis nach. Die gesagten und gehörten Worte. Keine schöne Erinnerung.
Kränkungen und Mobbing in der Schule – warum gerade hier?
Die Schule ist ein Mikrokosmos unserer Gesellschaft: begrenzte Räume, Gruppendruck und Leistungsansprüche treffen auf die Suche Jugendlicher nach Identität und Anerkennung. In der Pubertät wird die Zugehörigkeit zur Peergruppe existenziell – wer anders ist, fällt auf. Schnell formiert sich Gruppendynamik – manchmal mit Spott, Ausgrenzung oder subtilen Machtspielen. Diese alltäglichen Rituale greifen leise, aber wirksam – und entwickeln sich häufig zu systematischer Abwertung.
Im Fall unserer Tochter kam heraus, dass der Klotürenbeschmierer wohl eigentlich in sie verliebt war, sich das aber nicht auszusprechen traute. Um irgendwie die Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen, packte er diese patscherte Strategie aus. Das erzählt einiges über sein emotionales Unvermögen, wie ich finde.
Die Folgen: Was Kränkungen und Mobbing mit Kindern machen
Hinter ausgelassenem Spott und Hänseleien verbergen sich oft tiefe Verletzungen: Kinder entwickeln Unsicherheiten, Angst vor der Schule oder sogar körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen. Langfristig leiden Selbstwert und Bindungsfähigkeit – und mitunter entsteht eine depressive Grundstimmung bis hin zu schwelenden Hassgefühlen, weil man so gern dazugehören würde. In außergewöhnlich heftiger und brutaler Form hat sich diese Woche in Graz gezeigt, wozu das führen kann. Wenn sich niemand darum kümmert, wie es Betroffenen geht. Auch wenn nicht gesichert ist, dass der Mörder Mobbing erfahren hat: irgendwelche unfassbaren Kränkungen muss es gegeben haben, wenn sie sich in so einer Tat entladen.
Die Löwenmutter und das Direktorinnenlamm
Die Klassenlehrerin unserer Tochter reagierte damals aus meiner Sicht falsch, nämlich gar nicht. Als das klar war, marschierte ich (mit Unterstützung der damaligen Schulleiterin) selbst in die Klasse und fuhr als Löwin meine Krallen aus zum Schutz unserer Tochter. Glaub mir, das hatte ich ziemlich gut drauf. Noch wichtiger als dem potenziellen Täter die Grenzen aufzuzeigen war mir, unserer Tochter zu vermitteln: Wir stehen für dich auf und beschützen dich, auch wenn es ungemütlich wird.
So gab ich vor, eine Kamera am Klo installiert zu haben, die den Täter bereits gefilmt hatte. Die Spitze eines alten Laserpointers und ein kurzes Video aus dem Bubenklo auf meinem Handy bescherten mir die nötige Glaubwürdigkeit. Meine Wut und Entschlossenheit, den Feigling aufzudecken musste ich nicht faken. Und so war der Übeltäter schnell entlarvt – kein Kind will die eigenen Eltern wegen Vandalismus und Rufschädigung im Gefängnis wissen – das hatte ich vorher samt Gesetzestext erläutert. Die sanfte Direktorin, die den „good cop“ spielte, gab noch eine letzte Gelegenheit zu beichten und da war der großgewachsene Junge plötzlich sehr kleinlaut und gab die Missetaten zu – ohne große weitere Konsequenzen. Und wir hatten Ruhe.
Vorbeugen: Damit Kinder weder Opfer noch Täter werden
Das schnelle und entschlossene Eingreifen war rückblickend wichtig. Noch besser wäre die Vorbeugung – sie beginnt im Alltag: Kinder, die lernen, ihre Gefühle zu benennen und Konflikte konstruktiv zu lösen, begegnen Herausforderungen selbstbewusster. Erwachsene sind Vorbilder – wie wir selbst in Konflikten reagieren, prägt unsere Kinder. Klar kommunizierte Werte wie Respekt oder Empathie, gemeinsam erarbeitete Familienregeln und emotionale Kompetenz schaffen eine stabile Grundlage. Wer früh Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Mut zur Diversität fördert, legt den Grundstein für ein respektvolles Miteinander.
In Klassen braucht es so viel soziales Lernen, angeleitet von den Klassenlehrkräften. Darum hat sich die Lehrerin definitiv viel zu wenig gekümmert (wie um vieles Andere auch). Eltern können Kinder zuhause stark, feinfühlig und emotional kompetent machen. Die große Gruppe zum Üben können wir jedoch nicht bieten. Dafür braucht es Orte wie Kindergärten und Schulen. Und fähige, gut ausgebildete Pädagog*innen, die das begleiten können. Besonders, wenn die Grundfeste vom Elternhaus mangelhaft oder nicht vorhanden ist.
Wie Eltern, Pädagog*innen und Beratende helfen können
Ein offenes Gespräch ist der erste Schritt. Zuhören ohne zu bewerten signalisiert: Du bist nicht allein. Sei achtsam für Warnsignale – das können etwa Leistungseinbrüche, Rückzug oder psychosomatische Beschwerden sein. Im Klärungsgesprächen können Fachstellen, Schule oder psychologische Beratung unterstützend eingebunden werden. Wichtig ist: Das Selbstwertgefühl des Kindes stärken – durch Wertschätzung, Bestärkung individueller Stärken und Förderung sozialer Kompetenzen. Die Gruppe darf konfrontiert werden und der Anlass für soziale Entwicklung genützt weden. Denn jede Krise ist auch eine Chance.
Die Wahrheit ist: wir kommen nicht ohne Verletzung und Kränkung durch‘s Leben. Weil wir unabsichtlich Stiche zufügen, auch den Menschen, die wir lieben. Und weil wir selbst verletzt wurden, diese Wunden schlecht versorgen und aus diesem Zustand heraus anderen weh tun. Das ist ein hässlicher und doch realistischer Kreislauf, den wir nur mit Reflexionsbereitschaft, emotionaler Kompetenz und krisenfitter Kommunikation verlassen können.
Glücklicherweise bin ich heute zufrieden mit meinem Körperbild und möchte es nicht anders haben. Ja, Körperbehaarung nervt immer noch – und ich hab einen halbwegs entspannten Umgang damit gefunden. Die Verantwortung liegt bei uns.
Wie wollen wir darauf reagieren, was uns angetan wird?
Welche Möglichkeiten nützen wir, leidvolle Erfahrungen zu verarbeiten?
Wo sind die Menschen, denen wir uns trotz alledem verbunden fühlen?
Dass der Mensch fähig ist, unglaubliches Leid auch gut zu überwinden, sehen wir letztlich an dem – wohlbemerkt außergewöhnlichen – KZ-Überlebenden Viktor Frankl, mit dessen Worten ich hier abschließen möchte:
„Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“
Während ich diese letzten Worte schreibe, erreicht mich die Nachricht, dass unsere Mittlere (die, die auf der Klotür beschimpft wurde) die Matura erfolgreich bestanden hat. Ein weiterer Meilenstein erreicht, der ein Gefühl großer Freiheit für sie und ein Stück Erleichterung für uns bereit hält. Zwei Drittel der Kinder haben wir erfolgreich durch das System geschleust. Only one more to go. In vier Jahren machen wir unter das österreichische Schulsystem hoffentlich einen fetten grünen Haken, was unsere Kinder angeht.
Inzwischen schicke ich eine wohlig warme Umarmung raus an alle Eltern, die gerade ihre Kinder noch trösten oder seelische Wunden versorgen, weil sie verletzt, gekränkt, gemobbt wurden. Weil Erwachsene sie in der Schule respektlos, herabwürdigend und unfair behandeln.
Liebe Eltern: ihr seid wichtig.
Euer Trost ist wichtig.
Euer Auffangen ist wichtig.
Und hoffentlich doch ein erster Schritt Richtung Heilung.
„Ich kann nicht mehr. Ich liebe ihn, aber so kann es nicht weitergehen.“
Wenn du diesen Satz schon einmal gedacht hast, bist du nicht allein. Zufriedenheit in der Beziehung entwickelt sich manchmal sehr unterschiedlich – und gelegentlich weit auseinander.
Dieser Blogbeitrag ist für dich, wenn du
besser verstehen willst, warum Männer Abwehrhaltungen gegen Beratung zeigen
Handfeste, fundierte Kommunikationshilfen brauchst oder
dir einen Hoffnungsschimmer ohne falsche Versprechungen wünscht.
„Frauen jammern doch ständig nur herum“ höre ich Männer oft beiläufig sagen, „… die brauchen das, damit es ihnen gut geht.“
PROBLEMVULKANE in BEZIEHUNGEN
Unbequeme Wahrheit zum Einstieg. Frauen sind evolutionsbedingt anscheinend diejenigen, die Unstimmigkeiten, Disharmonie oder Konflikte in Beziehungen schneller bemerken. Sie fühlen sich verantwortlicher für das Gelingen der Paarbeziehung (nach innen), Männer beschützen eher nach außen, sagt das Gottman Institute in den USA. Daher reagieren Frauen feinfühliger und flinker, wenn das Miteinander aus der Balance fällt. Wir sind die Seismographen für zwischenmenschliche Erdbeben oder, weniger charmant (wie es die Gottmans ausdrücken): die Problemvulkane in Beziehungen.
Einladung statt Eskalation
Wir bringen an die Oberfläche, spucken aus und sprechen an wenn etwas zwischen uns nicht stimmt. Damit sind wir für unsere Partner manchmal eine echte Plage, weil wir Alarm schlagen wenn sie die Erschütterung noch nicht einmal wahrgenommen haben. Und gleichzeitig ist diese Wahrnehmung wichtig und richtig. So können sich anbahnende Probleme oft schnell behoben werden, ohne zu eskalieren.
Was aber, wenn es keine Ruck-zuck-Lösung gibt, du dir als Frau professionelle Hilfe wünscht, doch dein Partner komplett abblockt? Beratung? Therapie? Keine Chance! Bevor du verzweifelst und vor der Aufgabe, ihn zu überzeugen kapitulierst – lies, was ich dir empfehlen würde.
BERATUNGS-ALLERGIE
Männer reagieren oft erstaunlich abwertend gegenüber der Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Dahinter stehen ernst zu nehmende Gefühle und Befürchtungen.
Angst vor Schuldzuweisungen („Dann bin ich der Böse“)
Kontrollverlust („Da reden zwei gegen mich“)
männliche Sozialisation („Ich muss stark sein – Probleme löse ich allein“)
Fehlvorstellungen („Das ist doch nur Gefühlsduselei“)
HOW NOT TO DO IT
Versuche also erst gar nicht,
ihn unter Druck zu setzen: „Wenn du nicht mitkommst, hat das hier keinen Sinn mehr!“
Ihn zu pathologisieren: „Du hast echt ein Problem, das solltest du dir anschauen…“
Ihn zu vergleichen: „Andere Paare kriegen das auch hin, reiß dich zusammen!“
So verständlich und menschlich diese Reaktionen aus meiner Sicht wären (selbst wenn du recht hast): sie bringen definitiv keine Verbesserung für eure Situation und schmälern eher die Kooperationsbereitschaft statt zu motivieren.
Ich empfehle dir stattdessen zu überlegen, welcher Typ Mensch dein Partner ist und wie du ihn am besten abholst in seiner Welt. Wähle eine passende Formulierung und bereite dich vor, in größt möglicher Klarheit und Direktheit – ohne Umschweife – mit ihm zu reden. Hier sind 5 Wege, die du – je nach Persönlicihkeitstyp – wählen kannst. (Weitere Tipps, wie du schwierige Gespräche führst, findest du hier.)
🧠 1. Der Rationale / Logiker
Denkt in Fakten, mag klare Strukturen, will nicht „rumsitzen und über Gefühle reden“.
Formulierungsvorschlag:
„Mir geht’s nicht darum, dass wir unsere ganze Beziehung auseinandernehmen – sondern dass wir beide mal einen neutralen Blick drauf bekommen. Vielleicht hilft uns das, schneller Lösungen zu finden, statt im Kreis zu diskutieren.“
„Das ist kein Psycho-Gequatsche, sondern eher wie ein Strategiegespräch mit jemandem, der den Überblick hat.“
🛡 2. Der Stolze / Kontrollierte
Will stark wirken, hat Angst vor dem Gefühl, sich bloßzustellen oder Schwäche zu zeigen.
Formulierungsvorschlag:
„Mir ist klar, dass du kein Fan von sowas bist – und mir bedeutet unsere Beziehung so viel, dass ich nicht einfach aufgeben will. Wenn du dabei bist, zeigt mir das: Du ziehst mit mit an einem Strang, statt uns runter zu ziehen.“
„Du musst nichts preisgeben, was du nicht willst. Es reicht schon, dass du da bist und hörst, wie ich das erlebe.“
😶 3. Der Unsichere / Harmoniebedürftige
Will keinen Streit, hat Angst vor Eskalation, meidet Konflikte lieber.
Formulierungsvorschlag:
„Ich möchte nicht streiten – ich wünsche mir einfach, dass wir wieder mehr auf einer Wellenlänge sind. Vielleicht hilft es uns beiden, wenn wir Unterstützung holen.“
„Ich merk, wie oft wir aneinander vorbeireden – das tut uns beiden nicht gut. Ein Dritter kann helfen, uns wieder besser zu verstehen.“
🚪 4. Der Verschlossene / Gefühlsvermeidende
Spricht selten über Emotionen, hat wenig Zugang dazu oder Angst vor Überforderung.
Formulierungsvorschlag:
„Es geht nicht darum, dass du dich plötzlich komplett öffnen musst. Ich würde einfach gern, dass wir beide jemanden haben, der uns hilft, uns nicht dauernd misszuverstehen.“
„Du musst nicht über Gefühle sprechen, wenn du nicht willst. Es reicht, wenn du dabei bist und mit mir zusammen versuchst, unser Miteinander zu verbessern.“
🧔 5. Der Praktiker / Bodenständige
Mag Lösungen, denkt in „Was bringt das konkret?“, meidet Theorie.
Formulierungsvorschlag:
„Ich will keine Dauerthemen mehr zuhause. Ich glaub, wenn wir uns da einmal gemeinsam Hilfe holen, sparen wir uns auf Dauer eine Menge Stress.“
„Wenn’s nichts bringt, lassen wir’s. Aber ich will wenigstens einmal probieren, ob das konkret was ändert.“
Und wenn er trotzdem NEIN sagt?
Erstmal: Kopf hoch, wenn es dich traurig, enttäuscht oder wütend macht. Deine Gefühle sind echt und wichtig und zeigen, dass dir eure Beziehung viel wert ist – sonst wäre es ja egal. Ich möchte dir Mut machen, folgende Tipps zu befolgen:
Gib nicht sofort auf sondern bleib dran! Manchmal braucht eine Idee Zeit.
Sprich immer wieder aus, was DU dir wünscht. Ohne ihn anzugreifen.
Geh zur Not auch allein. Das ist ein starkes Zeichen für Selbstfürsorge und kann auch Bewegung in das System bringen.
Silberstreif am Horizont
Wenn deine Bitten nicht gehört, deine Unzufriedenheit kleingeredet und deine Sorgen übergangen werden, obwohl du sie klar und eindeutig kommuniziert hast (und dein Partner das auch so gehört hat!) – dann frag dich ehrlich, was dich in dieser Partnerschaft hält. Wenn du hier genügend Gründe findest, sei getröstet.
Du kannst ihn ohnehin nicht zwingen, sondern nur einen Zugang eröffnen: ohne Druck, ohne Manipulation.
Denke dein Bemühen als Einladung zur Verbindung.
Und manchmal … beginnt genau dort Veränderung.
KOSTENLOSES & UNVERBINDLICHES ERSTGESPRÄCH
Die richtige Person für Beratung zu finden, ist (beinah) der wichtigste Teil! Daher biete ich kostenlose und unverbindliche Kennenlernstunden an, wo wir schauen, ob wir “zusammen passen”.
Ihr kommt als Paar in meinen Raum (online oder in Stadl-Paura) und wir besprechen alles, was zu einer Zusammenarbeit gehört, was ihr euch wünscht und ob ich die Richtige für euch sein kann.
Dann entscheidet ihr.
Was ihr zu verlieren habt? GAR NIX,
außer einer Stunde Lebenszeit, wenn ihr etnscheidet, dass das nix wird.
(Und selbst da habt ihr eine Erkenntnis gewonnen: nämlich, dass ich es NICHT bin. Voll okay!)
Unangenehme Gespräche in Beziehungen? Müssen sein! Wie du sie achtsam, klar und verbindend führst – und warum genau sie der Schlüssel zu mehr Tiefe und Nähe sein können.
Unweigerlich kommt es in langen Paarbeziehungen dazu, unangenehme Gespräche führen zu müssen. Egal ob es dabei um oberflächliche Dinge geht wie Wäsche aufhängen, einkaufen gehen oder Kindertaxi sein oder um tiefgreifendere Dinge, wie die partnerschaftliche und ebenbürtige Verteilung von Rollen, Raum und Ressourcen.
Nicht nur einmal stehen wir dabei am Abgrund dessen, was wir uns vielleicht in vielen Jahren zuvor aufgebaut haben. Manchmal fallen wir auch runter. Sich aus solchen tiefen Gräben wieder nach oben zu kämpfen braucht ein enormes Maß an Willenskraft, Engagement und auch ein wenig Know How.
Sepiakalypse – wenn das Gespräch zur Schlacht wird.
Von mir selbst weiß ich am besten: ich kann giftige Worte verspritzen wie der Sepiafisch seine Tinte, um den Feind zu eliminieren. Ich verletzte, weil ich selbst verletzt, verunsichert oder ohnmächtig bin. Keine schöne Erkenntnis. Aber wahr. Gerade, wenn man kommunikativ gut aufgestellt ist, hat man oft auch das Kanonenfeuer schnell gestartet. Die Wunden, die dabei aufgerissen werden, heilen leider viel langsamer als jede noch so große Wertschätzung anhält.
Darum ist es besonders für unangenehme Gespräche not-wendig, gut vorbereitet zu sein und sich genau zu konzentrieren auf das, was gesagt werden will. Nicht, um den anderen strategisch ins Aus zu manövrieren, sondern um möglichst verbindend, klar und bewusst vorgehen zu können.
Lass folgende 5 Tipps den Fahrplan für emotional fordernde Unterhaltung mit einem Liebespartner sein, die ich bei Jefferson Fisher, einem amerikanischen Anwalt und Kommunikationsexperten, gefunden hab:
1.) Selbstführung vor Gesprächsführung
Wähle eine Haltung des Wachstums (Growth Mindset) für dich selbst. Denke an die Konversation als Gelegenheit, dein Gegenüber besser zu verstehen und mehr über ihn oder sie lernen zu können.
Kündige das auch gern zu Beginn an:
„Ich möchte mit dir xy besprechen, mit dem Ziel dich besser zu verstehen und deine Beweggründe kennenzulernen.“
2.) Set the tone. (Den richtigen Ton setzen.)
„Schatz, wir müssen reden“ produziert bei den meisten Menschen beinah allergischen Ausschlag. Was klingt wie ein Bundesheerbefehl fühlt sich eben auch so an. Mach‘s besser und sag:
“Können wir über etwas sprechen, das mir wichtig ist?” (Gibt dem Gegenüber eine Wahl und die Freiheit, mitzugestalten. Wenn das nicht gleich möglich ist, vereinbart einen verbindlichen Termin, der für beide passt.)
Spuck‘s aus und kündige gleich an, dass dieses Gespräch wahrscheinlich schwierig wird: „Ich weiß, das könnte jetzt schwer werden und ich bin bereit, das mit dir durchzugehen. “ (Es kann sein, dass dich dein Partner genau dann vom Gegenteil überzeugen will.) Gib ihm oder ihr eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung: „Ich möchte deine Meinung dazu hören, welchen Weg wir eher einschlagen sollten.“
So schaffst du einen guten Einstieg in das Gespräch. Sprich langsam und bedacht, mit fester und voller Stimme. Lass Pausen wirken und Gesagtes nachhallen.
3.) Grenzen wahren & Beziehung schützen
Während des Gesprächs empfehle ich dir, dich an einige Grundsätze zu halten.
Höre aktiver zu als du sprichst. (Listen louder than you talk.)
Lass dich nicht unterbrechen und hol die Kontrolle zurück: (aber statt: „Hey, ich bin noch nicht fertig!“ oder „Lass mich ausreden“ sag „Ich kann dich nicht hören, wenn du mich unterbrichst.“)
Der Ton macht die Musik. Weder du noch dein Gegenüber sollten respektlos, abschätzig oder zynisch werden. Wenn das passiert, kannst du so ruhig kontern: „Ich reagiere nicht auf diesen Ton.“ „Das ist unter meinem Minimum an Respekt.“ „Ich bin hier um zu reden, nicht überrannt zu werden.“
4.) Ausstieg aus dem Karussell
Wenn ihr euch mit Themen oder Aussagen im Kreis dreht, dann ist das ein Zeichen, dass es eine Unterbrechung braucht. Erkenne die Sackgasse und sag beispielsweise:
„Vielleicht ist es besser, wenn wir hier eine Pause machen.“
„Ich hab das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Lass uns raus nehmen und vereinbaren, wann wir das Thema weiter besprechen.“
GUTE PAUSEN = angekündigt und abgesprochen (nicht einfach davon laufen!!) MIT vereinbartem Termin zum weiter Reden!
5.) Verständnis fördern statt siegen wollen.
Meine Erfarhung ist: wenn du mit Menschen, die du liebst und die dich lieben, Konflikte austrägst und unangenehme Gespräche nicht vor dich herschiebst, fühlst du dich nachher besser verbunden, stärker in der Liebe und klarer in Bezug auf Beweggründe und Bedürfnisse des anderen.
Frag empathisch zurück: „Was hast du von mir gehört?“
Nicht passiv aggressiv sondern als Einladung zur Klärung und Sicherstellung, dass eure Botschaften beim Anderen angekommen sind.
Zeige, dass du an einer Lösung interessiert bist: „Ich möchte wirklich, dass wir das gut hinbekommen und bin bereit zu lernen, was es dazu braucht.“
So förderst du Verständnis und kannst mit deinem Partner wieder in Verbindung gehen, um zu reparieren, was womöglich vorher kaputt gegangen ist.
Denn ja: das passiert. Wir sind menschlich und machen Fehler, verletzen ohne es so zu wollen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass auch Profis wie Paarberaterinnen Konflikte haben und austragen. Weil wir genau so bedürftig, verletzlich und fehlbar sind wie jedes andere menschliche Wesen. Der große Vorteil ist jedoch: wir wissen, welche Erleichterung professionelle Begleitung sein kann und haben gut gefüllte „Werkzeugkoffer“, die beim Reparieren und Managen von Auseinandersetzungen helfen können.
Aus den dunklen Gräben wieder ans Licht nach oben kommen klappt. Und auch für mich ist das immer wieder anstrengend, mühselig und teilweise kompliziert. Doch einfach JEDES unbequeme Gespräch war letztlich und langfristig ein Steigbügel raus aus der Dunkelheit hin zu mehr Verbindung und Tiefe in der Beziehung.
Go for it. Auch wenn es noch so unüberwindbar scheint.
Meine bescheidenen Kochkünste sind schuld, dass wir als Familie selten daheim echte kulinarisch kreative Höhenflüge erleben. Ich bin fähig eine passable Bandbreite an gelingsicheren Rezepten in die Realität zu bringen. Für mehr fehlt mir nicht nur die Leidenschaft sondern auch die Kompetenz.
Jedoch hab ich seit jeher ein gutes Händchen beim Backen. Egal ob Blechkuchen, Torte oder Spritzgebäck – nur selten gelingt hier etwas nicht oder schmeckt schlecht. Das betrifft auch Brot und Weckerl verschiedenster Sorte. Was mich aber schon beim Zuschauen in den letzten Wochen fast den letzten Nerv gekostet hat: luftiges Sauerteigbrot mit knuspriger Rinde selbst zu backen.
Das Quittengelee unter den Brotteigen
Gleich vorweg: den Germteig für ein zugegeben fantastisches italienisches Weißbrot zusammen zu kneten, ihn ein wenig gehen lassen und dann mit schlauem Ofen zu backen ist eine Sache. Ich bin immer Team „quick & rough“ wenn es um solche Dinge in der Küche geht. Es war also definitiv nicht meine Idee, selbst mit Sauerteigbrot backen beginnen zu wollen. Doch unsere Tochter wurde ge-influenced und hin und wieder spielen Social Media Trends auch genussvolle Effekte in unser Leben. Aber, meine Güte. Sauerteig ist keine Erdmeermarmelade. Was ich vom Quitten-Gelee unter den Brotteigen schon aus der Ferne gelernt hab.
“Stretch & folds” für ASMR Sound: ja, wir sprechen von Brot.
Schraubgläser mit unterschiedlichsten Kompositionen an Mehl und Wasser verteilen sich seit Wochen in unserem Wohnraum. Vom Kachelofen und der Fensterbank bis zur Anrichte und dem Kühlschrank: überall finde ich mehr oder wenig blubbernde Teigstarter, deren Gäraktivität akkurat mit am Glas angebrachten Gummiringen gemessen wird. Der Ansatz muss sich in Zeit xy genau um das Vielfache z vermehren, damit er verarbeitet werden kann. Doch da beginnt erst der richtige Spuk.
Von exakten Gärzeiten bei der optimalen Raumtemperatur, wiederkehrenden „stretch & folds“ alle 30 Minuten in den nächtlichen Morgenstunden bis hin zu perfekter Klebrigkeit und Konsistenz bevor Kälte, Dampf und Hitze das ihre tun, um leckeres Brot entstehen zu lassen: es sind gefühlt tausend Dinge, die man richtig machen soll, wenn man luftig lockeres Sauerteigbrot mit ASMR-Sound Kruste haben möchte. Ein Fehler auf diesem Weg und du kannst dir dein Ergebnis denken.
Bäurin vs. ChatGPT als Wissensquelle
Was wir hier in den letzten Wcohen erlebt haben, grenzte zwischendurch beinah an Lebensmittelverschwendung. Immer wieder die Fragen:
Warum ist der Teig nicht so aufgegangen.
Welches Mehl eignet sich besser für das Traumergebnis?
Kann man so jungen Influencerinnen wirklich ein Brotrezept abnehmen?
Wo lag der Fehler, wenn es nicht klappte?
Zu lang gegärt oder doch zu kurz?
Auch wenn die fertig gebackenen Brote allesamt gegessen wurden: sie waren nicht so, wie von unserer Tochter gewünscht. Sie las weiter, blieb dran und tüftelte. Sie befragte ChatGPT, ich Bäuerinnen und wir analysierten und lernten. Und heute war es endlich so weit: ein beinah perfektes Sauerteigbrot kam aus dem Ofen.
Halleluja, er ist aufgegangen.
Schon während dem Anschneiden – dem ultimativen Test, der erst tatsächlich die Luftblasen und Crunchyness des Brotes aufdeckt – fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sauerteigbrot hat so viel mit Beziehungen zu tun. Also fasse ich hier für dich zusammen, welche 5 Dinge du beim Brotbacken UND in Beziehungen brauchen kannst, wenn es richtig gut werden soll:
1.) KNOW-HOW Antonia sah sich Videos an, las Rezepte und recherchierte stundenlang, was es braucht, um so ein knuspriges und gleichzeitig luftiges Brot backen zu können. Wenn man etwas noch nie gemacht hat, braucht man als erstes: Wissen. Wie Beziehung geht, will auch gelernt sein. Das geht sehr mühsam und langsam während dessen man lebt. Oder mit Abkürzung durch geschickte Literatur, fachkundige Expertinnen oder geteilte Erfahrung anderer Menschen. In jedem Fall: Wissen aneignen hilft, auch wenn man immer die Freiheit hat, sich zu entscheiden, was man gut findet und was nicht.
2.) FEHLERKULTUR Wenn etwas nicht klappt, wie gewünscht, liegt irgendwo der Hund begraben. Das neben dem Ärger, Frust und der Enttäuschung anzuerkennen klingt schöner, als es ist. Fehler machen gehört nunmal dazu, besonders in Beziehungen. Wenn man sich nicht nur auf Glück verlassen will, braucht es einen positiven Zugang zum eigenen Scheitern und einen freundlichen Blick auf alles, was unvollkommen ist. So kann man den eigenen Mangel, das Fehlende und Hoppalas in wertvolle Erfahrungen verwandeln.
3.) LERNBEREITSCHAFT Das Rezept noch genauer lesen, Temperaturen checken, Teige studieren. Wir wollten unbedingt lernen, was es braucht, genau SO ein Brot zu backen. Am meisten hat wohl die Bereitschaft geholfen, es wirklich lernen zu wollen und der feste Glaube daran, dass es früher oder später gelingen wird. Begeisterung und Freude zwischendurch sind natürlich die perfekten Lernbooster und Motivatoren am Weg. Das darf auch in zwischenmenschlichen Beziehungen so sein: bei allem Lernen nicht auf die Liebe vergessen. Das Ziel – miteinander glücklich sein – vor Augen haben und gleichzeitig das zusammen unterwegs sein genießen können.
4.) DURCHHALTEVERMÖGEN Zwischen „das kann doch nicht so schwer sein“ bis „hab mich gern, ich geh mir so ein Brot kaufen“ hatten wir jede Stimmung durch. Ein so einfaches Lebensmittel wie Brot, das es günstig zu kaufen gibt, selbst machen braucht eine klare Entscheidung. Zeit ist hierbei ein bedeutender Faktor im doppelten Sinn. Du kannst Dinge nicht über‘s Knie brechen und abkürzen. Und es dauert, bis es gut wird. Warten, geduldig bleiben und den Dingen Zeit geben zählen nicht zu den Qualitäten, die in unserer Gesellschaft en vogue sind. Gleichzeitig braucht es manchmal das und nur das. Gepaart mit ein wenig Sturköpfigkeit … ähm, Beharrlichkeit.
5.) GENUSSFÄHIGKEIT Vielleicht bin ich da komisch. Manche Dinge schmecken mir besonders gut, WEIL ich sie selbst gemacht hab: Brot, Torten, selbstgezogenes Gemüse. Andere Dinge schmecken mir besonders, wenn ich sie NICHT machen musste: aufwendige Gerichte, Paniertes oder Cocktails. Fest steht: ich will mir unbedingt das Genießen erhalten und bewusst feiern, wenn meine Sinne verwöhnt werden. Meine Überzeugung ist: sonst werde ich ungenießbar. Das gilt auch für Paare. Wer nur mehr funktioniert, werkt und leistet, verpasst die schönen Dinge des Lebens oder nimmt sie nur im Vorbeilaufen wahr.
GENUSS AN auch ohne Garantieschein
Also klappe ich jetzt meinen PC zu und hole mir eine köstliche Schnitte von dem Brot, das heute endlich, nach vielen Fehlversuchen genau so geworden ist, wie es der Wunsch war. Ich höre es schon krachen, wenn ich die knusprige Rinde durchbeiße und das Wasser rinnt mir im Mund zusammen, allein vom dran denken.
Der nächste Sauerteigansatz arbeitet bereits im Schraubglas neben dem Spülbecken. Mal schauen, ob wir unsere Fertigkeiten beim nächsten Brot erneut so gut anwenden können.
Der erfahrene Mensch weiß: es ist erfreulich, wenn es geklappt hat – die Chancen steigen, dass es wieder gelingt, doch Garantieschein bekommt man keinen. Weder beim Sauerteigbrot, noch in Beziehungen.
Auf phänomenale Weise schaffen es Paare, die viele Jahrzehnte gemeinsam durch’s Leben gehen, sich immer wieder wie Phönix aus der Asche zu erheben. Zahlreiche Konflikte, die mit ihrer Intensität viel verbrannte Erde hinterlassen. Schmerzende Unterschiedlichkeiten, deren Flammen sie beinah verzehren. Emotionale Unerreichbarkeit, die wie ein grauer Schleier alle Farbe dieses bunten Lebens übermalt.
Und doch gelingt es vielen von uns, Asche in Dünger zu verwandeln und bekannten Boden zu neuem Leben zu erwecken. Weil nach Phasen, wo jeder „sein Ding“ macht wieder interessierte Zuwendung passiert. Weil nach einem Streit einer wieder den so wichtigen ersten Schritt auf die andere Person zu macht. Weil es zumindest einem von ihnen gelingt, die Andersartigkeit wieder als Ressource zu sehen statt als Stolperstein.
„Wann ist es deiner Meinung nach zu spät?“ werde ich oft gefragt. Oder: „Sagst du den Menschen, wenn es nichts mehr bringt, an der Beziehung zu arbeiten?“
Darauf gibt es sehr klare Antworten von meiner Seite. Bevor ich darauf eingehe, was die „Sackgassen“ in Beziehungen sind, die tatsächlich meist das Ende des Beziehungsdeals bedeuten, einige Überlegungen.
Sag niemals „nie“
Menschen kommen zu mir in Beratung, um Hilfe zu bekommen – nicht meine Meinung. Die ist sowieso irrelevant. Mein Job ist, Menschen mit Fragen und einem guten, professionellen Rahmen zu ihrer Lösung zu bringen. Wie die genau aussieht, stellt sich in so einem Prozess heraus und oft genug wäre ich da schon deutlich daneben gelegen, hätte ich eine Prophezeihung gemacht. Ich halte Menschen für enorm entwicklungs- und lernfähig und bin fasziniert von ihrer Bereitschaft, Beziehungen weiter zu tragen und – immer wieder – zu neuem Leben zu erwecken.
Erste Hilfe und Kapitulationen
Ja, ich bin auch manchmal enttäuscht. Beziehungen werden in manchen Fällen auch meiner Einschätzung nach leichtfertig aufgegeben, wo ich noch viel Potenzial gesehen hätte. Diese Fälle sind für mich persönlich tatsächlich schwerer auszuhalten. Ich reanimiere lieber, bis der Tod spürbar im Raum ist, statt einen kranken Patienten aufzugeben. So stelle ich mir das jedenfalls in der Theorie vor – ich musste noch nie medizinische erste Hilfe leisten (abgesehen von diversen Platzwunden, blauen Flecken und Kreislaufkapitulationen unserer Kinder).
3 SACKGASSEN in BEZIEHUNGEN
Eine Million Dinge können gefühlt zum Aus einer Beziehung führen. Das landläufige Gefühl, was eine Beziehung wirklich irreparabel kaputt macht, deckt sich aber nicht mit den Erkenntnissen der Expert:innen. John und Julie Gottman fanden in ihrer Arbeit mit Paaren lediglich drei „Dealbreaker“ heraus. Situationen, die nicht mit Mitgefühl und Verständnis überwunden werden können, wo es keine Kompromisse gibt und was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende einer Beziehung bedeutet.
Und das sind sie:
1. MISSHANDLUNG
Wenn ein Partner den anderen misshandelt, ist das wohl unvermeidlich das Ende der Beziehung. Allerdings haben fast 50% der Paare, die in Therapie kommen, ein gewisses Maß an Gewalt erlebt. Und nicht immer ist es der sichere Tod in der Partnerschaft. Wo liegt also der Unterschied?
Die Gottmans differenzieren zwischen situationsbedingter und charakterbedingter häuslicher Gewalt. Im ersten Fall läuft ein Streit völlig aus dem Ruder, es folgen Gesten der Gewalt, beide sind gleichermaßen aktiv beteiligt und fühlen sich nachher schrecklich. Diese Form kann mit viel Training und professioneller Unterstützung überwunden werden.
Charakterbedingte Gewalt ist anders. Es gibt keine Übernahme von Verantwortung der Täter, im Gegenteil: sie beschuldigen das Opfer, es verursache die Gewalt durch sein Verhalten. In diesem Fall gibt es keine wirksame Behandlungsform – das ist das Ende einer Liebesbeziehung. Erste Anlaufstellen bei Gewalt findest du hier:
Sucht allein – in welcher Form auch immer – ist zwar oft ein brodelnder Konflikttopf, aber noch kein Dealbreaker. Süchte zu überwinden kann ein langer, mühsamer Weg sein. Doch mit dem klaren Fokus auf die gemeinsamen Ziele und verbindungsstärkender Rituale kann es gelingen.
Eine Sucht ist eine Krankheit und kein moralisches Versagen. Wenn ein Partner jedoch verweigert, Hilfe bei solchen Problemen zu suchen, wird der Weg in eine gemeinsame Zukunft verstellt. Suchtkranke, die meinen, keine Hilfe zu benötigen, weigern sich quasi etwas dagegen zu unternehmen. Und diese Entscheidung wird wohl oder übel der Sargnagel einer Paarbeziehung sein.
3. UNTERSCHIEDE BEIM KINDERWUNSCH
Die Entscheidung, Kinder haben zu wollen, prägt und verändert das Leben eines Paares tiefgreifend und nachhaltig. Sie will günstiger Weise auch bewusst gefällt werden.
Möchte ein Partner keine Kinder bekommen und der andere spürt die Sehnsucht Elternteil zu werden, ist es vielleicht am besten, getrennte Wege zu gehen, denn: in dieser Frage gehen keine „halben“ Sachen. Man kann nicht „ein bisschen“ Kinder haben.
Dieser Entschluss erfordert volle Einsatzbereitschaft, eine große Portion Mut und ein lautes „JA“ zu allen Herausforderungen und Höhenflügen, die man mit Kindern erleben wird. Ein „dir zu liebe“ reicht hier bei weitem nicht aus. Auch wenn viele natürlich an der Aufgabe wachsen. Hier geht‘s auch um das Wohlergehen dritter Personen, die auch noch schutzbedürftig sind. Da hört der Spaß auf. Und bei Uneinigkeit eben auch die Beziehung. Auch wenn man sich noch so liebt.
Wichtig zu wissen: hinter unseren Konflikten verstecken sich Bedürfnisse, Träume und Visionen. Wir nehmen sie deshalb auch so ernst, weil wir dabei sonst etwas für uns Bedeutsames verpassen, was auch immer das ist.
Wenn sich Ideen und Vorstellungen „spießen“ und auf den ersten Blick nicht „zusammen passen“ lohnt es sich, hinter die Kulissen zu schauen. In den allermeisten Bereichen lassen sich selbst in verfahrenen Situationen Durchbrüche und spannende Wendungen erzielen. Mit der passenden Konflikt- und Kommunikationskultur ist sehr viel möglich, mit professioneller Begleitung noch mehr und das Leben ist ohnehin die größte Überraschung für sich.
Ich wünsche dir, dass es dir gelingt, durch Konflikte versteckte Träume und Ziele zu entdecken. So könnt ihr in Phasen der Zwietracht wieder Verbindung herstellen und eurer Liebe zu neuem Leben erwecken, in die Zukunft blicken und eure Visionen verwirklichen.
Wir optimieren, planen, fordern – und überfordern uns in Beziehungen oft selbst. Doch was, wenn weniger mehr wäre? Entdecke, wie bewusstes „Beziehungsfasten“ Nähe, Vertrauen und Leichtigkeit zurückbringen kann!
Dass wir mit allen Sinnen fasten können und das Reduzieren ein “Tor zum Mehr” sein kann, hab ich schon auf diesem Blog behandelt. Heute widme ich meine Zeilen zum Fasten – überraschender Weise 🤪 – dem Thema Beziehungen.
Die eierlegende Wollmilchsau in Liebessachen
Hoffnungslos viele Anforderungen stopfe ich in meine Beziehungen – besonders in meine Partnerschaft. Der Mann für‘s Leben soll die Lösung für alle Probleme sein, wenn ich so daran denke. Vom tiefgründigen Seelenverwandten über den partnerschaftlichen Lebensgefährten bis zum leidenschaftlichen Liebhaber soll er bitteschön jede Facette meines Traumpartners abdecken. Die beziehungstechnische eierlegende Wollmilchsau, quasi.
Überfressen beim Anforderungsprofil
Er soll pädagogisch korrekter Vorzeigevater sein, sich ebenbürtig in die unbezahlte Fürsorgearbeit einbringen und sich beruflich voller Freude verwirklichen. Er soll passionierter Reisekumpane sein, im Sommer die alpinen Gipfel erklimmen und im Winter mit mir runter rauschen wollen. Er soll verantwortungsvoller Partner, leidensfähiger Reibebaum und begeisterter Karriereanschubser von mir sein. Ein klein wenig überfressenes Anforderungsprofil?
Jungfrau auf der Suche nach ihrem Ordnungsfimmel
Dabei sag ich selbst seit Jahren: wir bekommen keine 100%. Mein Verstand weiß diesen absolut vernünftigen Gedanken einzuordnen. Weil ich weiß: ich bin auch keine 100%. Auch ich habe Fehler, Ecken und Kanten, die für meinen Partner schwierig sind. Ich bin extrem ungeduldig (bei beruflichen Fortschritten, beim Kranksein oder Umsetzen von Projekten), kann mit schlechter Laune das Klima in der ganzen Familie vergiften und unordentlich bis schlampig verteile ich Gegenstände von mir im gesamten Haus. (Wo, bitte, ist mein Sternzeichen Jungfrau, wenn ich es mal brauche?)
Ich bin sehr fein damit, selbst kleinere und größere Unvollkommenheiten zu haben. Doch wenn ich ganz ehrlich bin: mein Gegenüber würde ich schon recht gern dauernd weiter optimieren. Immer weiter, immer mehr.
Fasten dient der Gesundheit
Einerseits ist Bewegung und Entwicklung unabdingbar, wenn man lange glücklich miteinander sein will. Andererseits lauert die Optimierungsfalle mit der Gefahr der Geringschätzung, Herabwürdigung und Entfremdung, wenn wir es zu weit treiben. Deshalb tut beziehungstechnisches Ausmisten manchmal gut. Wie RICHTIGES FASTEN soll es bewusstes Reduzieren bedeuten. Ungünstige Denk- und Verhaltensmuster wollen weggelassen und Raum für günstige Ansätze geschaffen werden.
Fasten kennt man meist aus dem gesundheitlichen Kontext: Wir verzichten bewusst auf Nahrung oder Genussmittel, um Körper und Geist zu reinigen. Doch was wäre, wenn wir dieses Prinzip auf unsere Beziehungen übertragen? Auch dort gibt es Dinge, von denen ein „weniger“ zu einem „mehr“ an Nähe, Lebendigkeit und Leichtigkeit führen kann.
In diesem Beitrag geht es darum, was ich in Beziehungen bewusst reduzieren möchte – um Platz für das zu schaffen, was mir wirklich guttut.
Diese 5 Tipps hab ich für dich und mich gesammelt:
1. Weniger Rechthaben – Mehr Verständnis
In vielen Beziehungen geht es oft darum, wer im Streit „gewinnt“. Doch was passiert, wenn wir weniger darauf bestehen, recht zu haben? Wenn wir stattdessen mehr zuhören, mehr nachfragen und unser Gegenüber verstehen wollen?
👉 Fasten-Idee: Probiere eine Woche lang aus, in Diskussionen bewusst den Perspektivwechsel zu suchen, anstatt direkt zu widersprechen.
2. Weniger Perfektion – Mehr Echtheit
Paare setzen sich häufig unter Druck: sie wollen die perfekte Beziehung, die perfekte Kommunikation, den perfekten Umgang mit Konflikten. Doch Perfektion ist eine Illusion – und oft eine enorme Belastung. Beziehungen leben von Echtheit, nicht von Makellosigkeit.
👉 Fasten-Idee: Lass für eine bestimmte Zeit bewusst Erwartungen los und akzeptiere Unvollkommenheit – bei dir selbst und deinem Partner.
3. Weniger Kontrolle – Mehr Vertrauen
Kontrolle erzeugt Enge. Vertrauen schafft Freiheit. Wer ständig den Partner überprüft, hinterfragt oder lenken will, nimmt der Beziehung die Leichtigkeit. Vertrauen bedeutet, dem anderen Raum zu geben, ohne Angst, dass gleich etwas schief geht.
👉 Fasten-Idee: Wenn du ein Kontrolletti bist, verzichte auf diese Mechanismen (z. B. misstrauisches Nachfragen, Handy bespitzeln, …) und beobachte, was sich verändert.
4. Weniger Ablenkung – Mehr echte Begegnung
Smartphone, Serien, Social Media – all das lenkt uns oft von der echten Verbindung mit unserem Partner ab. Auch wenn nicht jeder Augenblick in trauter Zweisamkeit verbacht werden muss, um eine Gelingende Beziehung zu führen: mehr Nähe entsteht, wenn wir bewusst Zeit ohne Ablenkung miteinander verbringen.
👉 Fasten-Idee: Eine „bildschirmfreie Stunde“ einführen, in der ihr euch voll aufeinander konzentriert. Je nach verfügbarer Freizeit: gern täglich oder zumindest einmal pro Woche.
5. Weniger Vorwürfe – Mehr Wertschätzung
Vorwürfe sind wie Gift für die Beziehung. Sie schaffen Distanz und erzeugen Verletzungen. Wertschätzung hingegen stärkt die Verbindung. Wenn wir weniger kritisieren und uns bemühen, stattdessen mehr das Gute zu sehen, verändert sich die Atmosphäre in der Partnerschaft.
👉 Fasten-Idee: Eine Woche lang jeden Tag mindestens ein ehrliches Kompliment oder eine kleine Geste der Wertschätzung für den Partner.
Ganz persönlich glaube ich, dass mir das „weniger Rechthaben“ besonders schwer fallen wird. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann geb ich da nicht nach. Ich verbiege mich nicht für Andere und hab eine feste Meinung. Gleichzeitig wird es in zementierten Standpunkten oft schwer, noch in Verbindung zu bleiben.
Im Zweifelsfall einfach DAS tun:
Du merkst hoffentlich: selbst als Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungsgestaltung bin ich immer wieder gefordert, an mir zu arbeiten. Auch hier läuft nichts „einfach so“ oder „von selbst“ – ich treffe jedoch bewusst, so oft es geht, die Entscheidung für ein konstruktives, offenes und verbindendes Miteinander. Und sollte mal ein ganz schlechter Tag daher kommen, wo ich neben mir steh und nicht besser kann? Na dann wird‘s halt zum Fastenbrechen …
Fazit: Fasten als Beziehungsbooster
Fasten in Beziehungen bedeutet nicht Verzicht im negativen Sinne, sondern bewusste Reduktion zugunsten von mehr Nähe, Vertrauen und Lebendigkeit. Ein kleiner Schritt kann große Veränderungen bewirken.
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