Geschwister zu haben ist eins der größten Geschenke, die ich habe. In meinem Fall reden wir ja von vier Schwestern. Diese Beziehungen beeinflussen uns auf vielfältige Weise und längst weiß auch die Wissenschaft:
Geschwister prägen mindestens so sehr wie Eltern.
Was man mit Geschwistern alles so erlebt und lernt, hab ich heute mal hier beschrieben. Ein Stückerl Lebensrealität aus knapp vier Jahrzehnten gefiltert.
55 Dinge, die man mit Geschwistern lernt …
- das Gewand teilen oder die wertvollsten Stücke vor den Schwestern verstecken
- sich des nächtens beim Einschlafen erschrecken, indem man sich lautlos aus dem Bett schleicht (gut Übung übrigens für eventuelle spätere Elternschaft)
- sich gegenseitig die Osternester leerfuttern
- unterm Küchentisch die (wahlweise) eigenen oder schwesterlichen Haare / Stirnfransen mit der Bastelschere auf 2 cm kürzen (Partienweise auch das Haupthaar; Judith: immer schon die Styling Queen).
- der jüngeren Schwester das Radfahren beibringen
- gemeinsam bis zum Umfallen Flöte üben und dabei Ohrenschmerzen bekommen
- bis aufs Blut streiten und sich dabei die Haare ausreißen (da war ja abschneiden noch besser)
- den anderen Schwestern (wahlweise) die Schuld zuschieben – für was auch immer – und selbst das Unschuldslamm geben
- füreinander einstehen – zum Beispiel wenn der Freund der Schwester sie schlecht behandelt
- vor Rührung beim Schulabschluss der Schwester heulen wie ein Schlosshund
- 10-Groschen-Münzen auf den Bahngleisen nebst dem elterlichen Haus vom Güterzug platt pressen lassen (was haben wir eigentlich damit gemacht??)
- Lianen in der “Leid’n” schneiden, mit Gras füllen und rauchen (nein, kein Filter und im VS Alter)
- als Teenager mit 20 m Abstand morgens zum Bus gehen, weil man sich noch nicht ausstehen kann um halb 7 in der Früh (das war damals schon Social Distancing)
- Doktorspiele im Kindergartenalter im begehbaren Schrank verheimlichen
- die Firmvorbereitungsgruppe der jüngeren Schwester leiten (Lisa, du Arme hattest mich sicher ZU viel am Hals)
- beim gemeinsamen Umdichten von Liedern für runde Geburtstage verzweifeln
- die goldene Popcornregel (“Eins und eins”) beim Anschauen von Liselotte Pulver Filmen lernen
- auf jüngere Geschwister aufpassen, während die Eltern am Ball beim Wirt im Ort waren (und nein, sie hatten kein Handy dabei. Im Notfall hätten wir den Wirt am Festnetz angerufen, doch so weit ist es nie gekommen. Heißt: wir haben gelernt mit aller Art Schwierigkeiten umzugehen, ohne beim ersten Problem die Eltern zu rufen)
- jeden Tag denselben Mann zwei Mal zu küssen (Den Paps ;-).)
- sich gegenseitig um Haare, Klamotten, Freunde, Schulnoten, Spielsachen,… beneiden und sich dennoch (meist) nicht an die Gurgel zu gehen
- Patentante oder besser gesagt Godi für die eigenen Kinder werden
- kapitale Fahrradstürze ansehen und sich danach gegenseitig verarzten (wer braucht schon einen Doktor?)
- als Kinder artig Gedichte bei runden Geburtstage aufsagen und dann heimlich Geld zugesteckt bekommen von allerhand (uns unbekannten) weitschichtigen Verwandten
- schnell “gscheit schauen” wenn Familienfotos gemacht werden, was sonst eine elend lange Prozedur wird
- unerklärliche Spiele erfinden und mit Begeisterung spielen (Stichwort: Arschtreten)
- vertrocknete Haustiere im Garten zusammen bestatten
- geheime Parties schmeißen, wenn die Eltern zum Wandern übers Wochenende weg sind
- die ältere Schwester sofort dafür verpfeifen, sobald die Eltern bei der Tür herein treten (und betrübt feststellen, dass die ganze “Spurenbeseitigung” für die Katz war – soviel zu “geheimer Party”)
- betrunken die Aufsicht für jüngere Geschwister beim Ortsskitag übernehmen
- sich gegenseitig für derartiges Fehlverhalten NICHT verpfeifen
- immer wieder vergleichen, was die anderen tun, haben und dürfen und grundsätzlich (was auch immer) beim anderen besser finden und dafür die Eltern nerven
- im elterlichen Garten im Hochsommer ausschließlich Bikini-OBERteile tragen, denn die waren wesentlich schicker als die Bikinihosen. (Plus: stolz damit für ein Foto posieren)
- eine Vespa halbwegs intakt an die jeweils jüngere Schwester vererben und der Letzten dann das Verschrotten überlassen (Lena, da hattest du Glück, und: schad … dieses Moped könnte Geschichten erzählen!)
- von den besten Freundinnen verwechselt werden, weil die Haarfarbe grad ähnlich ist
- sich siebzehnhundert mal anhören, wie arm doch unser Papa ist mit fünf Mädels (wobei ich immer gesagt hab: das ist der glücklichste Mensch der Welt, wird jeden Morgen von sechs Frauen geküsst – darauf hin war meistens Ruh.)
- die Lieblings-Stofftiere der anderen verstecken und so tun, als wisse man nicht, wo sie sind
- durch dick und dünn miteinander gehen (und das ist hier auch wörtlich gemeint)
- zusammen (gefühlt) alle Haarfarben des Spektrums abdecken (so, auf’s Leben gesehen. Danke, Katrin – du trägst hier den Löwenanteil!)
- streiten, argumentieren, seinen Standpunkt verteidigen, nicht aufgeben, dranbleiben, sich erkämpfen, was überlebensnotwendig ist (z.B. Jausenbrote)
- heimlich Gewand oder Schuhe der Schwester ausleihen und dann am Fußballplatz damit von ihr entdeckt werden (unschöne Szenen)
- sich Spielmännchen in die Nase stecken (liebe Grüße an alle, die so mit uns Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt haben – Hygiene wurde damals anders bewertet) und dann damit Fangen spielen oder Dick & Doof Masken drüber tragen
- gemeinsam beim Dachbodenausbau Ziegel schleppen
- dass eine Schaukel auch für 3-4 Kinder reicht
- eine kompletten Schwäche für Disney Filme entwickeln und dem dann bei der Hochzeit einer Schwester frönen
- im Pyjama Weihnachten feiern (das war wenigstens gemütlich!)
- stundenlang in Musikschulen sitzen, auf die Schwestern wartend (damit nicht so oft Taxi gefahren werden musste)
- zahllose Vortragsabende von Instrumentalklassen von den Geschwistern überleben
- gemeinsamen Familien-Wellness-Urlaub im Teenageralter als Horrortrip empfinden
- mehr Nähe aushlaten, als manchmal gesund ist
- in die selben Jungs verknallt sein und sie geschwisterlich (wenn auch zeitlich versetzt) teilen
- Dekorationskämpfe die Kinderzimmer betreffend austragen
- sich beim Rauchen vor den Eltern verstecken und sich gegenseitig decken
- der Schwester Jause ins Internat liefern um das Überleben zu sichern
- zusammen blödeln, bis man vor lauter Lachen Bauchweh hat
- mindestens 5 ICE Nummern (In Case of Emergency) im Telefon eingepeichert haben und wissen, dass man sich todsicher auf sie verlassen kann.
Katrin, Judith, Lisa und Lena – ihr seid mit die wertvollsten Menschen in meinem Leben und ich wünsche mir, dass wir dieses Band, das uns zusammen hält auf immer gut schützen und es pflegen – auch wenn man nie weiß, was das Leben bringt…
Und – hast DU auch Geschwister?
Was hast du von oder mit oder wegen deinen Geschwistern schon für’s Leben gelernt?
Ich bin schon sehr gespannt, was ihr kommentiert …
Du interessierst dich für GESCHWISTERbeziehungen?
Was das Besondere an dieser längsten Beziehung des Lebens ist?
Wie mehr Harmonie im Kinderzimmer einziehen darf?
Wie du Konflikte unter Geschwistern gut und nachhaltig löst?
Dann hüpf doch mal rüber zu meinem
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Kommentar schreibenKommentare: 5
- #1Katrin (Donnerstag, 30 April 2020 17:26)Sehr sehr berührend und absolut treffend beschrieben! 🙂 Die Pokale unter der Bettdecke…. 😀 muss ich heute noch lachen wenn ich dran denke….
Ein unglaublich wertvoller Schatz, solche Schwestern zu haben! Das Kompliment kann ich von Herzen zurück geben! ❤️ - #2Kerstin (Freitag, 01 Mai 2020 12:08)Javaaa! Die Pokale – war sicher deine Idee, damals …! Dir fallen bestimmt noch viel mehr Begebenheiten ein, mit deinem Elefantengedächtnis 😉 …
- #3Papa (Freitag, 01 Mai 2020 20:29)ich bin ein sehr stolzer und glücklicher Vater von 5 so feschen Töchtern die sich alle zu tollen Persönlichkeiten entwickelt haben. Es ist schön zu lesen was ihr in eurer Jugend so alles gut überstanden habt. Bleibt so wie ihr seid und lernt jeden Tag was Neues. Ein Leben ohne euch für mich nicht vorstellbar….
- #4Gabi (Samstag, 02 Mai 2020 09:16)Da sind selbst für mich als Mama jetzt noch ein paar Dinge neu! Auch wenn aus der Elternebene nicht direkt ein Kommentar gefragt ist, möchte ich trotzdem etwas schreiben. Die unterschiedlichen Bedürfnisse von 5 (oder besser gesagt sind es eigentlich in unserem Fall 7) sich entwickelnden Persönlichkeiten “unter einen Hut zu bringen” sind eine wahre Herausforderung im Familienalltag. Es ist SEHR SCHÖN, so eine große und lebendige Familie hoch 19 zu haben! 55 x BIG HUGS
- #5Kerstin (Freitag, 15 Mai 2020 17:29)Lieber Papa! Liebe Mama!
Vielen Dank für diese herzerwärmenden Kommentare!
Eure Erstgeborene
Falls sich noch jemand fragt, warum wir alle “so toll” ;-P geworden sind … es liegt wohl an diesen beiden Menschen! - #6
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