Es ist der schönste Job, den ich je in meinem Leben machen werde und gleichzeitig auch der Wichtigste für mich. Er ist der schlecht bezahlteste und gleichzeitig unbezahlbar für unsere Gesellschaft und Wirtschaft.
Mutter zu sein ist für mich jeden Tag wieder alles zusammen. Von herzerwärmenden bis haarsträubenden Momenten hat er einfach alles zu bieten. Über das Schwere und das Leichte am Mutter sein.
SO HAB ICH MIR DAS NICHT VORGESTELLT
Ich kann mich, wenn ich ehrlich bin, nicht mehr so genau erinnern, wie ich mir das Mutter sein vor knapp 18 Jahren so vorgestellt hab. Doch ich bin ziemlich sicher, dass es relativ bis überdimensional idyllisch war. Und heute weiß ich: man KANN es sich nicht richtig vorstellen. Selbst dann nicht, wenn man – wie ich – vier jüngere Schwestern hat oder beste Freundinnen, die kurz zuvor selbst Mutter wurden und man das alles mehrmals hautnah miterlebt hat.
Ich wage zu behaupten, dass das Wochenbett noch nicht vorüber war, als ich mir zum ersten Mal gedacht hab: “So hab ich mir das nicht vorgestellt.”
NIX FÜR WEICHLINGE
Mutter sein ist eine Initiation. Du musst es erlebt haben, um es zu verstehen.
- Dass du es wirklich mit einem Neugeborenen oft bis am Nachmittag nicht aus dem Pyjama schaffst.
- Dass sich eine dreiminütige Dusche wie ein Wellnessurlaub anfühlen kann.
- Wie es ist, vor dem ersten Kaffee frühmorgens schon zweimal die Küche gewischt zu haben, weil die Kakaotassen geflogen sind.
- Wie schnell dich permanenter Schlafmangel in eine Horrorversion von dir selbst verwandelt. Mutter sein ist echt und jedenfalls nix für Weichlinge.
DU BIST HIMMLISCH
Gleichzeitig gibt es nichts Betörenderes als den Duft eines Säuglings zu riechen (vorausgesetzt, die Windel ist nicht grad voll), zu spüren, welche Hormonwellen ein einziges kurzes Lächeln des Kindes in dir lostreten kann oder erahnen, wie wichtig und bedeutsam du für dieses kleine menschliche Wesen bist. Der Griff der Kinderhand um deinen kleinen Finger, die Art und Weise, wie sie dich anhimmeln, auch wenn du gerade aussiehst wie durch Sonne und Mond geschossen, drei Tage nicht geduscht hast und Essensreste der letzten Mahlzeiten an deinem Gewand haften. Sie lieben dich bedingungslos.
NO LÖSUNG IN SICHT
Worauf ich definitiv nicht vorbereitet war, waren die Situationen, für die es keine Lösungen zu geben schien. Wenn ein kleines Kind trotz aller Beruhigungsversuche nicht aufhören kann, zu weinen und du am Ende deiner Weisheit und Nerven angekommen bist. Wenn das Kindergartenkind raus gebissen wird und du einfach nur seine Trauer oder den Frust auffangen kannst. Wenn du gern Unterstützung annehmen würdest und das Kind einfach nur DICH haben will, obwohl ihr euch schon den ganzen Tag aneinander aufreibt. Dass dein Hirn zu einer hochkomplexen Denkzentrale mutiert, wo alle familieninternen Informationen zusammenlaufen und du gefühlt dauernd zwölf Schalthebel gleichzeitig bedienen sollst.
BESSER ALS JEDES KABARETT
Was ich jedoch auch unterschätzt habe: WIE LUSTIG das Leben mit Kindern ist. Die vielen lustigen Sager, die sie am Beginn ihrer Sprachkarriere liefern. Oder, wenn sie monatelang glauben, sie “SEIEN” Pippi Langstrumpf und total in dieser Rolle versinken. Wie sie Spielideen (wie einen Süßigkeitenlift ins Obergeschoss) umsetzen – und ja, das ganze Haus dabei verwüsten – und wie unbeschwert und leicht sie in jeden Tag leben. Ich hab zig Stunden Videomaterial aus den Kinderjahren, die mich auf ewig an diese goldenen Zeiten erinnern werde, weil sie so viel Licht und Helligkeit in den doch öfter trüben Alltag von uns Erwachsenen gebracht haben. Kinder sind oft ehrlich besser als jedes Kabarett.
UNGERECHTIGKEITEN, DIE ES IMMER NOCH GIBT
Heute sind unsere Kinder – wie man so schön sagt – aus dem Gröbsten raus. Alle können reden, sich verständigen, mal auch was für sich selbst kochen, (theoretisch und wirklich auch praktisch) putzen, kochen und waschen und wir führen einen halbwegs entspannten Alltag. Was ich immer noch schwierig finde ist, dass es so ein Ungleichgewicht in der gesellschaftlichen Sicht gibt, was die Rolle der Mutter betrifft.
GOTTGEGEBEN
Wenn Väter mit ihren Kumpels wegfahren, fragt kein Schwein, wo denn die Kinder derweil sind. Es ist gottgegeben, dass wir Mütter da sind. Wenn wir Frauen uns mal für ein, zwei Nächte (an drei traut sich schon fast Keine denken) davon stehlen, fragen wir uns gegenseitig, wer denn bei den Kindern sei. Das find ich immer noch und immer wieder krass. Abgesehen davon, ist zuhause bei Vielen vorgekocht, die Wäsche gewaschen und alles rundherum wartet eh geduldig darauf, bis du wieder da bist. Und bitte, da haben wir Frauen sehr wohl einen Anteil daran, das dieses Bild so aufrecht erhalten bleibt. Und WIR können das auch ändern!!
(An dieser Stelle sei gesagt: hier sind wir mittlerweile schon sehr fortschrittlich unterwegs als Familie – darauf bin ich stolz mitsamt Mann und Kind. Es zahlt sich aus, Arbeitsaufteilung immer wieder auszuhandeln!!)
MEHR ALS KLATSCHEN
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Familien eine echte Chance bekommen, Gleichberechtigung in Familien zu leben und zwar ohne die großen wirtschaftlichen Einbußen, mit denen es natürlich jetzt schon möglich ist. Ich wünsche mir für die Mütter, dass sie ihren ebenbürtigen Platz neben ihrem Partner einnehmen, erkennen, wie wertvoll ihr Tun ist und sich selbst und andere immer wieder daran erinnern. Ich wünsche mir mehr Anerkennung für die gewaltige Leistung, die Mütter tagtäglich unbezahlt erbringen, weil ihnen das Wohl ihrer Familie so sehr am Herzen liegt. Und mit Anerkennung meine ich bitte: ein bisserl mehr als Klatschen.
WÜNSCHE ZUM MUTTERTAG
Und DIR wünsche ich, wenn du bis hierhin gelesen hast: einen schönen Muttertag mit herzerwärmenden Momenten, viel Humor (wenn hinter den Kulissen alles schief gegangen ist), eine Prise Leichtigkeit (weil am Montag wieder alles ist wie vorher) und JEDENFALLS:
die Erkenntnis, die mich immer wieder streift: was für ein Glück es ist, Mutter sein zu dürfen. Denn bei allen Herausforderungen, Ungerechtigkeiten und Schlamasseln, die diese Rolle mit sich bringt, brauche ich keine Sekunde überlegen, ob das Leichte oder das Schwere hier überwiegt.
Ich lieb euch.
Was möchtest du deinen Kindern sagen, die dich zur Mutter gemacht haben?
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