Der Mut der Mütter

So viele bewegende Geschichten darf ich gemeinsam mit den unterschiedlichsten Frauen dieser Tage noch einmal erleben und anhören. Für mein erstes Buch, das gerade im Entstehen ist, sammle ich gemeinsam mit meiner Autorinnen-Partnerin Alexandra MUT-mach-Geschichten von Frauen rund um das Thema Geburt

Mut und Mutter sein. Das passt zusammen – nicht zuletzt, weil die ersten drei Buchstaben von Mutter ja eine Charaktereigenschaft bezeichnet, die jede Frau mit Kindern besitzt. Hier liest du, warum!

Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. (Quelle: Wikipedia)

In Bezug auf das Mutter sein braucht man Mut vor allem, um zwei völlig gegensätzliche Dinge zu schaffen,

nämlich: festhalten & loslassen.

FESTHALTEN … PHYSISCH

… das beginnt schon in der Schwangerschaft, wenn das Baby “gehalten, getragen” werden darf – auch wenn man hier bewusst nur begrenzten Einfluss als Frau hat, da gibt’s eben auch einen höheren Plan. Doch wir freuen uns, wenn wir das Baby lange im Bauch haben dürfen, ihm dort Schutz, Sicherheit und Ruhe bieten können und auch eventuelle Einschränkungen, die damit verbunden sind, gut aushalten. 

Wir dürfen festhalten, wenn das Neugeborene schutzbedürftig in unseren Armen liegt, wenn das Kleinkind unsere Nähe sucht, wenn das Schulkind eine Enttäuschung erlebt und aufgefangen werden will und Jugendliche nach diversen Rückschlägen in den elterlichen Armen einen sicheren Hafen suchen und finden. Arme, die halten und festhalten bieten wir Mütter von der ersten Sekunde unseres Lebens, wann immer uns das möglich ist. Deshalb bleibt es auch eine elementare Erfahrung des Menschen und spendet immer wieder Trost und Sicherheit, in die Arme eines anderen Menschen zu fallen – weil es eine der ersten Erfahrungen im Leben ist (zusammen mit Hautkontakt und dem Klang der menschlichen Stimme).

HALT & SICHERHEIT GEBEN

Doch über das physische Halten hinaus, halten wir noch viel mehr. Wir halten die Mühle daheim am Laufen, wir halten die Familie zusammen, wir halten uns alle bei Laune und vor allem halten wir aus und durch, besonders, wenn es schwierig wird. 

Wir schicken das “Unternehmen Mutterschaft” nicht einfach in Konkurs, Insolvenz oder kündigen (wie viele in Krisen das machen) – auch wenn Partnerschaften scheitern, das gesellschaftliche System unsere Leistung nicht wertschätzt und wir als letzte verfügbare Instanz übrig bleiben: wir halten durch, bis zum (oft bitteren) Ende.

Ich möchte betonen, dass diese Last nicht (mehr) ganz allein bei den Frauen liegt, doch leider (das ist die Realität, jedenfalls im ländlichen Raum) ist es überwiegender Weise noch immer Frauensache – nicht, weil Väter partout nicht wollen, sondern weil das System noch gerechter, einfacher und wertschätzender werden muss.

FESTHALTEN …  AN RUHE & ORDNUNG 

Mut braucht es auch im Alltag als Mutter, wenn es darum geht, seine eigenen, persönlichen Grenzen zu definieren und mit den Bedürfnissen und Wünschen der anderen Familienmitglieder abzustimmen. Mut im Sinn von Beherztheit, um auf die Definition vom Beginn zurück zu kommen.

Wir brauchen Beherztheit, wenn wir

… uns um das Regeln von Konflikten unter Geschwistern oder Familienmitgliedern kümmern.

… uns um das Einhalten von friedvollen Kommunikationsmustern bemühen.

… die familiären Rahmenbedingungen schützen und individuelle Lösungen suchen.

… die Gefühle & Bedürfnisse unserer Kinder (und unsere eigenen) ausdrücken und moderieren.

… getroffene Vereinbarungen mit den Kindern zur Mediennutzung einhalten und einfordern.

… uns dem Konsumrausch entgegenstellen, dem wir als Familie oft ausgesetzt sind.

… der Tendenz zum Entertainment und Eventleben als Familie widerstehen.

… uns trotz mangelnder Wertschätzung für typische Rollenaufteilung entscheiden und das gut finden.

… uns für atypische Familienmodelle begeistern und viel Gegenwind spüren.

… herausfinden, welcher Weg für uns der richtige ist und diesen dann mutig gehen.

UND DANN LOSLASSEN

Bei soviel innerer Klarheit und Ordnung, bei so viel Organisation und Struktur, die es eben auch braucht, damit Familie gelingen kann, vergessen wir leicht auf die zweite Fähigkeit, die (fast) noch mehr Mut erfordert, wie das Festhalten:

nämlich das LOSLASSEN.

Dabei ist das die erste große Erfahrung – so viel sei schon mal verraten – die sehr viele Geburtsgeschichten eint: die Fähigkeit, der Entschluss, die Erkenntnis, los zu lassen.

Eine Geburt geschieht nicht nach unserem Willen. Sie geschieht seltenster Weise nach Plan und noch öfter nicht exakt nach unseren Vorstellungen. Erst, wenn es gelingt, loszulassen, zu vertrauen, geht “etwas” weiter – dann machen wir Fortschritte, dann kommen wir ins Leben.

ÜBUNG MACHT DIE MEISTERIN

Jede Geschichte einer Geburt hat so einen Punkt: den Punkt des Loslassens. Und es ist meiner Meinung nach die erste große Übung dafür, was von uns dann im Leben als Mama hunderttausendfach gefordert sein wird. 

Loslassen und vertrauen, wenn wir …

… das Neugeborene zum ersten Mal in fremde Hände geben.
… es abstillen und an andere Nahrung gewöhnen.
… es die erste Nacht im eigenen Bett schlafen lassen.
… die Idee ziehen lassen, perfekt sein zu müssen.
… es erstmals in der Kindergartengruppe vertrauensvoll abgeben.
… die ersten Freundesbesuche ohne uns erleben lassen.
… die Kinder zum Übernachten zu Oma / Opa oder Freunden bringen.
… sie den Schulweg alleine bewältigen lassen.
… ihnen zutrauen, sich selbst beim Lernen zu organisieren.
… sie für einen Ausbildungsweg entscheiden lassen und sie täglich der Großstadt anvertrauen.
… sie am Fahrrad, im Bus, am Moped oder im Auto davonfahren sehen und hinterher winken.
… mit ihnen Bewerbungsschreiben verfassen und sie in den Berufsalltag entlassen.
… sie ausziehen, den ersten Freund / die erste Freundin haben und 
… irgendwann aus einer wechselnden Distanz beobachten, wie sie das Leben leben.

ALLES “NUR” TIMING

Ich vertrete ja die Meinung, dass wir an die großen Loslassübungen (unten in der Auflistung) vom Leben ja langsam und behutsam herangeführt werden. Auch wenn die erste Übernachtung woanders sich wie ein ebenso großer Schritt anfühlt. Zu diesem Zeitpunkt eben.

Und das ist auch das Stichwort: der ZEITPUNKT.

Das braucht neben dem ganzen MUT, den wir dabei aufbringen dürfen auch noch eine große Portion Fingerspitzengefühl. Damit wir eben im entscheidenden Moment wissen, ob es nun Zeit ist, um loszulassen oder festzuhalten. Denn: zuviel Festhalten behindert und schränkt genau so ein wie zuviel Loslassen Unsicherheit und Desorientierung produziert.
Nur, es gibt kein Patentrezept, wann es genau wieviel vom Loslassen oder vom Festhalten als Zutat braucht, damit das Leben schmeckt, nahrhaft ist und uns wachsen und gedeihen lässt. 
Es braucht das richtige Timing, so wie wenn man von einer Schaukel springt. (Man darf ein bisschen verkrampft dreinschauen ;-).)

Und in dieser Unsicherheit, mit dieser Gefahr leben wir Mütter und Eltern halt.

MUTig, weil es gar nicht anders geht.
Was hat bisher deinen meisten Mut als Mutter erfordert?
Ich bin schon gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst….

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