Es gibt Tage im Leben einer Mutter, die stehen einfach unter keinem guten Stern. Man kann auch sagen, manchmal hat man mieses Karma, steht mit dem verkehrten Fuß auf usw.
Gestern war wieder mal so einer und auch in den letzten Wochen gabs öfter mal Situationen, wo nur mehr Humor hilft, weil es für alles andere zu spät ist.
Der Start in den Herbst verlief grundsätzlich recht geschmeidig. Triple-Schulstart … kein Problem, da bin ich schon routiniert, auch der Schulwechsel des älteren Kindes geht sang- und klanglos vor sich. Ja, der Terminkalender ist wieder zunehmend zugepflastert, da die Kinder nun noch öfter das Tanzbein schwingen, das runde Leder treten und ich (mit großartiger Unterstützung meines “Dorfes”) den Uber von Stadl-Paura mime. Alles in Ordnung, denk ich mir – ich bin ein Termin-Tetris Pro, das schaff ich schon wunderbar.
Instruiere die Tochter noch, mittags mit dem Zug nur bis Wels zu fahren, briefe die zwei Jüngeren, dass ich gleich nach dem Mittagessen wegfahre, weil Kieferorthopädentermin und gebe am späten Vormittag noch in der Schule die Details für das digitale Klassenbuch bekannt, wegen der Abwesenheit. Ich bin die Checkerin. Nach einem produktiven Vormittag mache ich mich an die Arbeit und schupfe Palatschinken, damit die hungrige Meute beim Heimkommen beruhigt werden kann. Reste der letzten Mittagessen ebenfalls aufgewärmt, dann sorgfältig die Küche in Originalzustand zurückgebracht. Hach, denk ich mir. Ein wenig Selbstfürsorge – ich klink’ mich aus und leg mich eine halbe Stunde aufs Ohr (ich hab erfolgreich gelernt zu Powernappen – darauf bin ich sehr stolz!)
Scheinbar dürfte der Dunst beim Palatschinkenwenden einen Nebel des Vergessens über meine nächsten To-Dos gelegt haben. Die Mittlere reißt mich aus dem Schläfchen – wo ich denn bleibe, lässt das Ältere Kind am Telefon fragen, während sie am Bahnhof auf mich wartet.
Ein Blitz durchfährt mich und wie von der Tarantel gestochen zische ich in die Garage, ab ins Auto, wüst schimpfend … ich hab alles genommen, was ich in meiner “Schimpfwörterschublade” fand. Hoffentlich hat mich niemand beobachtet, es wäre auch nicht besonders ansehnlich gewesen.
In Sekundenschnelle alle Optionen gecheckt und via Freisprech den Mann, glücklicherweise in Wels stationiert, für einen Taxidienst eingeteilt. Ich hatte schon entspanntere Autofahrten als diese.
Letzte Woche, ebenfalls Tatort Küche: der Sohn bringt einen Karton frischer Eier und versucht sie mit entsprechender Coolness eines Neunjährigen auf der Anrichte zu platzieren. Leider mit dem Erfolg, dass alle 10e am Boden landeten. Andere Mütter holen panisch das Putzzeug, wischen und sterilisieren (bitte keine Salmonellen). Ich zücke das Handy und fange erstmal die Situation ein, während der Sohn wütend abdampft. (Ich hab mich später um seine Wut gekümmert.) Wie bekommt man so viele Eier am effizientesten vom Boden weg und selbigen wieder sauber?
Auch letzte Woche, Tatort Auto: als Uber vom Dienst jongliere ich gekonnt die Fahrten von und zur Tanzschule, kombiniere sie geschickt mit Notwendigkeiten wie Einkauf und Besorgungen und bastle minutengenaue Pläne, die auch meistens aufgehen. (Wenn ich nicht grad power-nappe.)
Raus aus dem Parkhaus, nach dem Schranken über die erste kleine Querstraße, will gerade zum Sicherheitsgurt greifen, schießt mich fast die Polizei von rechts ab. Oder … ich sie? Ich bremse und katapultiere das Kind fast aus dem Sitz, das vor lauter Hitze noch schnell die Jacke ausziehen wollte und auch noch nicht wieder angeschnallt war. Na bravo. Die Kontrolle folgt prompt, in der Aufregung find ich natürlich mein Pannendreieck und das Verbandspaket NICHT, dafür hätte ich in etwa siebenhundert Stoffbeutel und wiederverwendbare Gemüse- und Obstsackerl dabei. Leider gelten die weder als Pannendreieck noch als Verbandszeug. Die Tochter befürchtet während dieser Prozedur die ganze Zeit, dass wir nun verhaftet und abgeführt werden. So scharf war die Polizistin dann doch nicht.
Da ich nun wieder weiß, wo sich meine “Fahrzeugausstattung” befindet, überleg ich ernsthaft, am Wochenende ins Planquadrat zu fahren und alles stolz zu präsentieren.
Ja, ich hab mich in solchen Situationen auch schon fürchterlich geärgert.
Ja, es hilft mir diesen Ärger auch rauszulassen und (mit mir selbst) zu schimpfen.
Ja, manchmal frage ich mich schon, wie so etwas passieren kann.
Und dann, wenn die erste Wut verraucht ist und ein bisschen Zeit vergeht, merke ich: das ist doch eigentlich zum Lachen.
Es ist nichts Ernsthaftes passiert, einmal durchatmen bitte.
So ist halt das Leben.
Lass dir wenigstens nicht die Erfahrung daraus entgehen.
In meinem Fall sind das folgende Erkenntnisse:
Ich brauche wieder einen Stehkalender, kein Buch das zwar gut aussieht, aber wenig übersichtlich ist.
Das beugt dem Terminevergessen vor. Hoffentlich.
Kenne dein Fahrzeug in und auswendig und achte wieder genauer darauf, dass die Kinder angeschnallt sind, BEVOR sich das Fahrzeug in Bewegung setzt.
Kommt Zeit, kommt Humor. Manchmal braucht es ein wenig, bis man über solche Episonden lachen kann, über eigene Unzulänglichkeiten, über gemachte Fehler. Dann aber ist “einmal darüber lachen können”, sehr heilsam.
Seien wir dennoch gnädig mit uns selbst, verzeihen wir, entschuldigen wir uns.
So ist das Leben. Unberechenbar und überraschend. Ungezähmt und aufregend. Abwechslungsreich und lebendig. So wie wir.
Worüber kannst du jetzt lachen, was dich im ersten Moment geärgert hat? Erzähl es mir!
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