Wenn er nicht mit will: 5 Wege, deinen Partner für Paarberatung zu gewinnen

Wenn er nicht mit will: 5 Wege, deinen Partner für Paarberatung zu gewinnen

„Ich kann nicht mehr. Ich liebe ihn, aber so kann es nicht weitergehen.“

Wenn du diesen Satz schon einmal gedacht hast, bist du nicht allein. Zufriedenheit in der Beziehung entwickelt sich manchmal sehr unterschiedlich – und gelegentlich weit auseinander.

Dieser Blogbeitrag ist für dich, wenn du 

  • besser verstehen willst, warum Männer Abwehrhaltungen gegen Beratung zeigen
  • Handfeste, fundierte Kommunikationshilfen brauchst oder
  • dir einen Hoffnungsschimmer ohne falsche Versprechungen wünscht.

„Frauen jammern doch ständig nur herum“ höre ich Männer oft beiläufig sagen, „… die brauchen das, damit es ihnen gut geht.“ 

PROBLEMVULKANE in BEZIEHUNGEN

Unbequeme Wahrheit zum Einstieg. Frauen sind evolutionsbedingt anscheinend diejenigen, die Unstimmigkeiten, Disharmonie oder Konflikte in Beziehungen schneller bemerken. Sie fühlen sich verantwortlicher für das Gelingen der Paarbeziehung (nach innen), Männer beschützen eher nach außen, sagt das Gottman Institute in den USA. Daher reagieren Frauen feinfühliger und flinker, wenn das Miteinander aus der Balance fällt. Wir sind die Seismographen für zwischenmenschliche Erdbeben oder, weniger charmant (wie es die Gottmans ausdrücken): die Problemvulkane in Beziehungen.

Einladung statt Eskalation

Wir bringen an die Oberfläche, spucken aus und sprechen an wenn etwas zwischen uns nicht stimmt. Damit sind wir für unsere Partner manchmal eine echte Plage, weil wir Alarm schlagen wenn sie die Erschütterung noch nicht einmal wahrgenommen haben. Und gleichzeitig ist diese Wahrnehmung wichtig und richtig. So können sich anbahnende Probleme oft schnell behoben werden, ohne zu eskalieren.

Was aber, wenn es keine Ruck-zuck-Lösung gibt, du dir als Frau professionelle Hilfe wünscht, doch dein Partner komplett abblockt? Beratung? Therapie? Keine Chance! Bevor du verzweifelst und vor der Aufgabe, ihn zu überzeugen kapitulierst – lies, was ich dir empfehlen würde.

BERATUNGS-ALLERGIE

Männer reagieren oft erstaunlich abwertend gegenüber der Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Dahinter stehen ernst zu nehmende Gefühle und Befürchtungen.

  • Angst vor Schuldzuweisungen („Dann bin ich der Böse“)
  • Kontrollverlust („Da reden zwei gegen mich“)
  • männliche Sozialisation („Ich muss stark sein – Probleme löse ich allein“)
  • Fehlvorstellungen („Das ist doch nur Gefühlsduselei“)

HOW NOT TO DO IT

Versuche also erst gar nicht, 

  • ihn unter Druck zu setzen: „Wenn du nicht mitkommst, hat das hier keinen Sinn mehr!“
  • Ihn zu pathologisieren: „Du hast echt ein Problem, das solltest du dir anschauen…“
  • Ihn zu vergleichen: „Andere Paare kriegen das auch hin, reiß dich zusammen!“

So verständlich und menschlich diese Reaktionen aus meiner Sicht wären (selbst wenn du recht hast): sie bringen definitiv keine Verbesserung für eure Situation und schmälern eher die Kooperationsbereitschaft statt zu motivieren. 

Ich empfehle dir stattdessen zu überlegen, welcher Typ Mensch dein Partner ist und wie du ihn am besten abholst in seiner Welt. Wähle eine passende Formulierung und bereite dich vor, in größt möglicher Klarheit und Direktheit – ohne Umschweife – mit ihm zu reden. Hier sind 5 Wege, die du – je nach Persönlicihkeitstyp – wählen kannst. (Weitere Tipps, wie du schwierige Gespräche führst, findest du hier.)

🧠 1. Der Rationale / Logiker

Denkt in Fakten, mag klare Strukturen, will nicht „rumsitzen und über Gefühle reden“.

Formulierungsvorschlag:

„Mir geht’s nicht darum, dass wir unsere ganze Beziehung auseinandernehmen – sondern dass wir beide mal einen neutralen Blick drauf bekommen. Vielleicht hilft uns das, schneller Lösungen zu finden, statt im Kreis zu diskutieren.“

„Das ist kein Psycho-Gequatsche, sondern eher wie ein Strategiegespräch mit jemandem, der den Überblick hat.“

🛡 2. Der Stolze / Kontrollierte

Will stark wirken, hat Angst vor dem Gefühl, sich bloßzustellen oder Schwäche zu zeigen.

Formulierungsvorschlag:

„Mir ist klar, dass du kein Fan von sowas bist – und mir bedeutet unsere Beziehung so viel, dass ich nicht einfach aufgeben will. Wenn du dabei bist, zeigt mir das: Du ziehst mit mit an einem Strang, statt uns runter zu ziehen.“

„Du musst nichts preisgeben, was du nicht willst. Es reicht schon, dass du da bist und hörst, wie ich das erlebe.“

😶 3. Der Unsichere / Harmoniebedürftige

Will keinen Streit, hat Angst vor Eskalation, meidet Konflikte lieber.

Formulierungsvorschlag:

„Ich möchte nicht streiten – ich wünsche mir einfach, dass wir wieder mehr auf einer Wellenlänge sind. Vielleicht hilft es uns beiden, wenn wir Unterstützung holen.“

„Ich merk, wie oft wir aneinander vorbeireden – das tut uns beiden nicht gut. Ein Dritter kann helfen, uns wieder besser zu verstehen.“

🚪 4. Der Verschlossene / Gefühlsvermeidende

Spricht selten über Emotionen, hat wenig Zugang dazu oder Angst vor Überforderung.

Formulierungsvorschlag:

„Es geht nicht darum, dass du dich plötzlich komplett öffnen musst. Ich würde einfach gern, dass wir beide jemanden haben, der uns hilft, uns nicht dauernd misszuverstehen.“

„Du musst nicht über Gefühle sprechen, wenn du nicht willst. Es reicht, wenn du dabei bist und mit mir zusammen versuchst, unser Miteinander zu verbessern.“

🧔 5. Der Praktiker / Bodenständige

Mag Lösungen, denkt in „Was bringt das konkret?“, meidet Theorie.

Formulierungsvorschlag:

„Ich will keine Dauerthemen mehr zuhause. Ich glaub, wenn wir uns da einmal gemeinsam Hilfe holen, sparen wir uns auf Dauer eine Menge Stress.“

Wenn’s nichts bringt, lassen wir’s. Aber ich will wenigstens einmal probieren, ob das konkret was ändert.“

Und wenn er trotzdem NEIN sagt?

Erstmal: Kopf hoch, wenn es dich traurig, enttäuscht oder wütend macht. Deine Gefühle sind echt und wichtig und zeigen, dass dir eure Beziehung viel wert ist – sonst wäre es ja egal. Ich möchte dir Mut machen, folgende Tipps zu befolgen:

  • Gib nicht sofort auf sondern bleib dran! Manchmal braucht eine Idee Zeit.
  • Sprich immer wieder aus, was DU dir wünscht. Ohne ihn anzugreifen.
  • Geh zur Not auch allein. Das ist ein starkes Zeichen für Selbstfürsorge und kann auch Bewegung in das System bringen.

Silberstreif am Horizont

Wenn deine Bitten nicht gehört, deine Unzufriedenheit kleingeredet und deine Sorgen übergangen werden, obwohl du sie klar und eindeutig kommuniziert hast (und dein Partner das auch so gehört hat!) – dann frag dich ehrlich, was dich in dieser Partnerschaft hält. Wenn du hier genügend Gründe findest, sei getröstet.

Du kannst ihn ohnehin nicht zwingen, sondern nur einen Zugang eröffnen: ohne Druck, ohne Manipulation.

Denke dein Bemühen als Einladung zur Verbindung.

Und manchmal … beginnt genau dort Veränderung.


KOSTENLOSES & UNVERBINDLICHES ERSTGESPRÄCH

Die richtige Person für Beratung zu finden, ist (beinah) der wichtigste Teil!
Daher biete ich kostenlose und unverbindliche Kennenlernstunden an, wo wir schauen, ob wir “zusammen passen”.

Ihr kommt als Paar in meinen Raum (online oder in Stadl-Paura) und wir besprechen alles, was zu einer Zusammenarbeit gehört, was ihr euch wünscht und ob ich die Richtige für euch sein kann.

Dann entscheidet ihr.

Was ihr zu verlieren habt? GAR NIX,

außer einer Stunde Lebenszeit, wenn ihr etnscheidet, dass das nix wird.

(Und selbst da habt ihr eine Erkenntnis gewonnen: nämlich, dass ich es NICHT bin. Voll okay!)

5 Tipps für schwierige Paargespräche

5 Tipps für schwierige Paargespräche

Unangenehme Gespräche in Beziehungen? Müssen sein! Wie du sie achtsam, klar und verbindend führst – und warum genau sie der Schlüssel zu mehr Tiefe und Nähe sein können.

Unweigerlich kommt es in langen Paarbeziehungen dazu, unangenehme Gespräche führen zu müssen. Egal ob es dabei um oberflächliche Dinge geht wie Wäsche aufhängen, einkaufen gehen oder Kindertaxi sein oder um tiefgreifendere Dinge, wie die partnerschaftliche und ebenbürtige Verteilung von Rollen, Raum und Ressourcen.

Nicht nur einmal stehen wir dabei am Abgrund dessen, was wir uns vielleicht in vielen Jahren zuvor aufgebaut haben. Manchmal fallen wir auch runter. Sich aus solchen tiefen Gräben wieder nach oben zu kämpfen braucht ein enormes Maß an Willenskraft, Engagement und auch ein wenig Know How. 

Sepiakalypse – wenn das Gespräch zur Schlacht wird.

Von mir selbst weiß ich am besten: ich kann giftige Worte verspritzen wie der Sepiafisch seine Tinte, um den Feind zu eliminieren. Ich verletzte, weil ich selbst verletzt, verunsichert oder ohnmächtig bin. Keine schöne Erkenntnis. Aber wahr. Gerade, wenn man kommunikativ gut aufgestellt ist, hat man oft auch das Kanonenfeuer schnell gestartet. Die Wunden, die dabei aufgerissen werden, heilen leider viel langsamer als jede noch so große Wertschätzung anhält.

Darum ist es besonders für unangenehme Gespräche not-wendig, gut vorbereitet zu sein und sich genau zu konzentrieren auf das, was gesagt werden will. Nicht, um den anderen strategisch ins Aus zu manövrieren, sondern um möglichst verbindend, klar und bewusst vorgehen zu können.

Lass folgende 5 Tipps den Fahrplan für emotional fordernde Unterhaltung mit einem Liebespartner sein, die ich bei Jefferson Fisher, einem amerikanischen Anwalt und Kommunikationsexperten, gefunden hab:

1.) Selbstführung vor Gesprächsführung

Wähle eine Haltung des Wachstums (Growth Mindset) für dich selbst. Denke an die Konversation als Gelegenheit, dein Gegenüber besser zu verstehen und mehr über ihn oder sie lernen zu können.

Kündige das auch gern zu Beginn an:

„Ich möchte mit dir xy besprechen, mit dem Ziel dich besser zu verstehen und deine Beweggründe kennenzulernen.“

2.) Set the tone. (Den richtigen Ton setzen.)

Schatz, wir müssen reden“ produziert bei den meisten Menschen beinah allergischen Ausschlag. Was klingt wie ein Bundesheerbefehl fühlt sich eben auch so an. Mach‘s besser und sag:

“Können wir über etwas sprechen, das mir wichtig ist?” (Gibt dem Gegenüber eine Wahl und die Freiheit, mitzugestalten. Wenn das nicht gleich möglich ist, vereinbart einen verbindlichen Termin, der für beide passt.)

Spuck‘s aus und kündige gleich an, dass dieses Gespräch wahrscheinlich schwierig wird: „Ich weiß, das könnte jetzt schwer werden und ich bin bereit, das mit dir durchzugehen. “ (Es kann sein, dass dich dein Partner genau dann vom Gegenteil überzeugen will.)
Gib ihm oder ihr eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung: „Ich möchte deine Meinung dazu hören, welchen Weg wir eher einschlagen sollten.“

So schaffst du einen guten Einstieg in das Gespräch.
Sprich langsam und bedacht, mit fester und voller Stimme.
Lass Pausen wirken und Gesagtes nachhallen.

3.) Grenzen wahren & Beziehung schützen

Während des Gesprächs empfehle ich dir, dich an einige Grundsätze zu halten.

  • Höre aktiver zu als du sprichst. (Listen louder than you talk.)
  • Lass dich nicht unterbrechen und hol die Kontrolle zurück: (aber statt: „Hey, ich bin noch nicht fertig!“ oder „Lass mich ausreden“ sag „Ich kann dich nicht hören, wenn du mich unterbrichst.“)
  • Der Ton macht die Musik. Weder du noch dein Gegenüber sollten respektlos, abschätzig oder zynisch werden. Wenn das passiert, kannst du so ruhig kontern: „Ich reagiere nicht auf diesen Ton.“ „Das ist unter meinem Minimum an Respekt.“ „Ich bin hier um zu reden, nicht überrannt zu werden.“

4.) Ausstieg aus dem Karussell

Wenn ihr euch mit Themen oder Aussagen im Kreis dreht, dann ist das ein Zeichen, dass es eine Unterbrechung braucht. Erkenne die Sackgasse und sag beispielsweise:

Vielleicht ist es besser, wenn wir hier eine Pause machen.

Ich hab das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Lass uns raus nehmen und vereinbaren, wann wir das Thema weiter besprechen.“

GUTE PAUSEN = angekündigt und abgesprochen (nicht einfach davon laufen!!) MIT vereinbartem Termin zum weiter Reden!

5.) Verständnis fördern statt siegen wollen.

Meine Erfarhung ist: wenn du mit Menschen, die du liebst und die dich lieben, Konflikte austrägst und unangenehme Gespräche nicht vor dich herschiebst, fühlst du dich nachher besser verbunden, stärker in der Liebe und klarer in Bezug auf Beweggründe und Bedürfnisse des anderen.

Frag empathisch zurück: „Was hast du von mir gehört?“ 

Nicht passiv aggressiv sondern als Einladung zur Klärung und Sicherstellung, dass eure Botschaften beim Anderen angekommen sind.

Zeige, dass du an einer Lösung interessiert bist: „Ich möchte wirklich, dass wir das gut hinbekommen und bin bereit zu lernen, was es dazu braucht.“

So förderst du Verständnis und kannst mit deinem Partner wieder in Verbindung gehen, um zu reparieren, was womöglich vorher kaputt gegangen ist.

Denn ja: das passiert. Wir sind menschlich und machen Fehler, verletzen ohne es so zu wollen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass auch Profis wie Paarberaterinnen Konflikte haben und austragen. Weil wir genau so bedürftig, verletzlich und fehlbar sind wie jedes andere menschliche Wesen. Der große Vorteil ist jedoch: wir wissen, welche Erleichterung professionelle Begleitung sein kann und haben gut gefüllte „Werkzeugkoffer“, die beim Reparieren und Managen von Auseinandersetzungen helfen können.

Aus den dunklen Gräben wieder ans Licht nach oben kommen klappt. Und auch für mich ist das immer wieder anstrengend, mühselig und teilweise kompliziert. Doch einfach JEDES unbequeme Gespräch war letztlich und langfristig ein Steigbügel raus aus der Dunkelheit hin zu mehr Verbindung und Tiefe in der Beziehung.

Go for it. Auch wenn es noch so unüberwindbar scheint.

Koffer für’s Leben #3

Koffer für’s Leben #3

Tränen der Freude, berührende Momente und eine Extraportion Liebe. Diese drei Dinge waren zwar nicht in Papier verpackt, beschriftet und in den alten Lederkoffer geworfen. Und doch bildeten sie den Rahmen für die familiäre Tradition anlässlich der Firmung unseres Jüngsten zu Pfingsten 2024.

Wie schon bei der großen Schwester und unserer Mittleren haben wir das “Erwachsenwerden” des Kindes im Glauben – die Firmung – genützt, um unserem Kind zu verdeutlichen, was wir ihm gerne mitgeben möchten, für den zunehmend eigenständigen Weg ins Leben. Das langsame Loslassen der Kinder fordert mich als Mutter zeitweilig sehr. Nicht nur, weil die Kontrolle nach und nach verloren geht (die hatten wir in Wirklichkeit NIE ganz!), sondern weil es auch viel Segen, Glück und Vertrauen braucht, dass ihnen gelingt, wovon sie träumen.

Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.

Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.


WAS WIR MITGEBEN WOLLTEN:

Für jede angenehme Reise ist es gut, sinnvoll und klug zu packen. Damit man die wichtigen Dinge dabei hat und trotzdem nicht schwer schleppen muss. Wie es schon familiäre Tradition ist, haben wir für dich auch einen Koffer für’s Leben gepackt. Mit kleinen Dingen, die symbolisch für Eigenschaften, Haltungen und Ideen stehen, die wir dir mitgeben möchten.

Durchhaltevermögen & Geduld (Batterien)

Wir leben in einer Zeit, wo wir fast alles Jetzt! Sofort! Haben! Wissen! Können! Wollen. Und wenn es mal länger dauert, bis etwas gelingt, du wütend oder antriebslos wirst, weil Erfolge auf sich warten lassen, dann sei wie ein Duracell Hase und höre niemals auf, zu gehen. Seien die Schritte auch noch so klein. Lade dich auf und bleib dran, dann wirst du dich selbst nie enttäuschen!

Empathie / Einfühlungsvermögen (Herz – Süßigkeiten)

Was uns lebendig macht, sind unsere Gefühle. Erlaube dir, alles zu fühlen, was dir im Leben unterkommt. Koste die angenehmen Gefühle aus und lasse dich auch in unangenehme fallen. Sie sind da, um gefühlt zu werden und verschwinden auch wieder, wenn wir ihnen genug Raum gegeben haben. Vor allem jedoch: nimm auch andere Menschen in ihrem Gefühl wahr und ernst. 

Und merke dir: in den dunkelsten aller Momente, sei das Licht, das für dich und andere leuchtet.

Respekt (Regenbogenfarben – Stifte)

Jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn zu der Person macht, die er oder sie ist. Diese Geschichten oder innere Landkarten sind so einzigartig, bunt und schillernd wie die Farben des Regenbogens. Dir muss nicht jeder Mensch gefallen. Wir wünschen dir aber, dass du jedem mit dem nötigen Respekt und genügend Achtung begegnen kannst. Beurteile dich selbst und andere nicht nach Oberflächlichkeiten wie Statussymbolen, Erfolg oder Hautfarbe sondern stets nach der Größe ihres Herzens.

Anstrengungsbereitschaft (Kettlebell)

Vieles ist dir bisher im Leben wunderbar leicht von der Hand gegangen. Es darf leicht gehen. Und wenn dir das Leben schwerere Brocken in den Weg legt, dann sei bereit, dich anzustrengen. Sei dir sicher: Übung schlägt Talent. Wer bereit ist, mehr aus sich heraus zu holen statt sich auf Gaben der Natur auszuruhen, wird weiter kommen im Leben.

Grips & Vernunft (Train your brain Rätsel)

In einer komplexen Welt brauchst du immer wieder die Fähigkeit, Dinge auseinander zu dividieren und zusammen zu bringen. Hinterfragen, kritisch sein, wachsam bleiben – besonders auch in gesellscahftlichen Belangen, das war schon immer von Bedeutung und wird es auch in Zukunft bleiben. Bediene dich deines Verstandes, nütze ihn für dich und merke dir: Never be so clever, you forget to be kind. Never be so kind you forget to be clever.

Achtsamkeit für die kleinen Dinge (Bettwäsche)

In der Flut der Sinneseindrücke unserer Realität ist es oft schwer, sich eine gute Wahrnehmung zu erhalten. Verlasse dich in hektischen Zeiten auf deine Sinne, sie holen dich schnell ins Jetzt, in den einzigen Moment, der zählt. Und denke immer dran: es sind die kleinen Dinge, die oft einen großen Unterschied ausmachen, wie zum Beispiel morgens das Bett zu machen.

If you want to change the world, start by making your bed. If you can‘t do the little things right, you will never be able to do the big things right.

Teamgeist (Badehose)

Die größte Stärke von uns Menschen ist, Dinge gemeinsam zu bewältigen. Die herausfordernsten Krisen unserer Spezies konnten nur überlebt werden, indem wir zusammen halfen. Du wirst erfahren, dass es im Leben (anders als in der Schule) oft darauf ankommt, wie teamfähig du bist. Keiner muss alles können. Jeder darf eigene Stärken haben. Und gemeinsam wird man dann fast unschlagbar. Du kannst die Welt nicht allein verändern. Such dir jemanden, der sich mit dir ins Boot setzt und gemeinsam rudert.

Humor (Seifenblasenpistole)

Im Erwachsenenleben (und auch schon in Ausbildungszeiten) geht es oft um Leistung, Arbeit und Ernsthaftigkeit. Besonders, wenn einem das Lachen vergeht, ist Humor eine entwaffnende Fähigkeit, die wir auspacken können. Manchmal bleibt uns fast nichts anderes übrig. Wir wünschen dir einen guten Sinn für Humor, der sich wie schillernde Seifenblasen über die Ernsthaftigkeit legt. Dass du auch über dich selbst lachen kannst und dich nicht über Defizite und Eigenheiten anderer Menschen lustig machst, besonders, wenn es sich um schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft handelt.

Kommunikationskultur (Buchstabennudeln)

Der Unterschied zwischen primitiven Tieren und uns Menschen: wir können miteinander reden. Dass du in allen Lebenslagen die richtigen Worte findest, deinen Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck verleihen kannst und stets auf ein Gegenüber triffst, das dich ehrlich hören und sehen versucht, das wünschen wir dir. 

Zuversicht & Hoffnung (Spritzkerze)

Das Leben ist Licht und Schatten. In den einsamen, traurigen, ohnmächtigen Stunden brauchen wir ganz besonders die Kraft der Hoffnung. Sei du die Person, die anfängt, den Funken der Hoffnung zu verbreiten. Glaube so fest daran, dass du andere damit ansteckst, mitreißt und begeisterst, auch wenn sie ebenso tief im Sumpf stecken wie du. Start singing when you are up to your head in mud.

Freiheit & Verantwortungsbewusstsein (Planeten)

In den nächsten Jahren wird sich dir die Welt zu Füßen legen. Du wirst sie auf deine Art und Weise begreifen und erfahren. Erlaube dir die Freiheit, dir selbst ein Bild zu machen von diesem Universum anstatt Meinungen zu kopieren. Und hab dabei immer in Herz und Hirn, dass wir auch dafür verantwortlich sind, was uns gegeben ist. Sei sorgsam mit unserem Planeten und gib auf dich und alles Leben acht – sonst ist die Freiheit schneller weg als man denken kann.

Flexibilität (Multifunktionswerkzeug)

Leben ist Veränderung und in den letzten Jahren passiert das mit rasanter Geschwindigkeit. Mit künstlicher Intelligenz, zunehmender Digitalisierung und immer extremeren Lebensumständen werden wir sehr viel Flexibilität im Denken und Handeln brauchen, um in Zukunft bestehen zu können. Sei dir sicher, dass du ganz viel beitragen kannst, um ein gutes Leben für dich und andere zu ermöglichen und wisse: du kannst alles lernen, was du (noch) nicht kannst! 

Selbstvertrauen & Selbstwirksamkeit (Sugar cookie)

Wir finden: das Leben ist nicht immer fair. Manchmal kannst du noch so gut vorbereitet sein, noch so gewappnet, noch so erfolgreich – hinfallen wird Teil deines Weges sein. Leben ist nicht so gemeint, dass es fehlerlos klappt. Sonst wäre es vermutlich zu langweilig. 

Sei dir immer bewusst: Fallen gehört dazu. Fehler gehören dazu. Scheitern gehört dazu. Wie Brösel zu Keksen. Wichtig ist nur, dass du weißt, wie du wieder aufstehst. Dass du überzeugt bist, dass du stark genug bist, um weiter zu gehen. Und dass du dir entweder selbst helfen kannst oder um Hilfe bitten darfst. Dann machst du auch noch jemandem eine Freude – dem, der dir helfen darf.  

Vielleicht sind diese Dinge noch nicht alles, was du auf deinem Weg, deiner Reise durch’s Leben brauchen wirst. Du wirst deine eigenen Pfade betreten, Dinge tun, von denen wir nicht viel wissen. Daher wollen wir dir zum Schluss sagen: Wir glauben fest daran, dass du alles in dir trägst, was du für ein glückliches, zufriedenes und wunderbares Leben brauchst. Hab immer wieder den Mut, in dir selbst zu graben, dich auf die Suche zu machen und dich zu entwickeln. Lass den Geist Gottes in dir und durch dich wirken! 

Finde immer wieder Sinn in den Dingen, die du tust, und denke immer dran: du bist – auch wenn du erwachsen bist – nie allein.

Die Tür zu unserer Wohnung und besonders unseren Herzen wird immer offen stehen für dich. Ganz egal, was du ausgefressen hast. Hier ist dein sicherer Hafen, dein geschütztes Nest und deine verlässliche Tankstelle. Immer für dich geöffnet.

  • Wir freuen uns auf alles, was da noch kommt.
  • Was wir noch mit dir erleben dürfen.
  • Wohin du uns noch bringst und mitnimmst und sind jetzt schon dankbar.

Für dich und alles, was du in unser Leben bringst!


Wieviel unsere Kinder von dem, was wir ihnen mitgeben möchten, auch wirklich nehmen, bleibt ihnen überlassen. Sie haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, was für sie gut und wichtig ist. In der Hoffnung, dass wir ihnen nicht nur in Worten und Taten sondern vor allem durch unser gelebtes Leben bis hier her ein Vorbild sein konnten, wollen wir sie Stück für Stück entlassen.

In neue Freiheiten, in neue Lebensabschnitte, in neue Abenteuer. Denn schließlich ist das Leben da, um gelebt zu werden.
So, und ich hole mir jetzt die Taschentücher. Loslassen kann so schön und traurig zugleich sein – genieße dieses Gefühl.

ANMERKUNG: Diese Idee ist ausdrücklich zum Nachmachen empfohlen! Ich freue mich über jeden Koffer, der so oder so ähnlich voller liebevoller Gedanken an eine(n) Jugendliche(n) übergeben wird! VIEL FREUDE bei der Zeremonie!

18 Sommer

18 Sommer

Der Küchentisch ist heut Morgen wieder nur von einem Kind besiedelt, zwei Drittel sind ausgeflogen. Was hier immer öfter vorkommt. Mehr und mehr eigene Pläne und Orte, wo sie ihr Leben genießen, unser Zuhause: manchmal nur mehr die Homebase zum Gewand wechseln und kultivieren. 
18 Sommer haben wir mit unseren Kindern (so las ich es bei Ellen Girod), wo wir die Verantwortung für sie tragen. Wenn uns so viel Zeit zusammen gegönnt ist. Warum wir sie nutzen, genießen, auskosten sollten.

IM RÜCKSPIEGEL BETRACHTET

Ich bin jung Mama geworden. Mit gerade mal 24 Jahren hab ich unser erstes Kind geboren und mich selbst als Mutter dazu. Die Kombination aus fast jugendlicher Unbeschwertheit und sorgloser Selbstverständlichkeit war im Rückspiegel betrachtet ein Glücksfall. Und doch hab ich so jung schon sehr genau gewusst, wie ich mir das mit dem „Kinder haben“ vorstelle. Geprägt von meiner eigenen Geschichte im Oberbuch’schen Bullerbü.

DEMUTSÜBUNG DES LEBENS

Hingabe. Das ist eins der ersten Dinge, die es braucht, wenn man Kinder bekommt. In unzähligen Geburtsgeschichten, war der Moment der Hingabe der, wo die Geburt wirklich losging, wie ich gehört habe. Du gibst dich selbst auf und darfst komplett ins Vertrauen gehen, dass alles, was hier passiert, hoffentlich gut gehen wird. „Mutter werden ist die größte Demutsübung, die es gibt!“ hat eine sehr kluge Frau mal zu mir gesagt. Ich stimme ihr zu.

DAUER DER VORSTELLUNG UNBEKANNT

Wenn dann die durchwachten Nächte hereinbrechen, Brechdurchfälle und gippale Infekte sich die Klinke in die Hand geben, der Haushalt einem jeden Tag noch mehr über den Kopf wächst und um sieben Uhr morgens schon das gefühlt tausendste „MAAAAMMAAAA!“ durch die Wohnung dröhnt, scheint die Zeit wie eingefroren zu sein. Man sitzt in seinem ganz persönlichen Horrorfilm und weiß nicht, wie lang die Vorstellung noch dauert.

WIR SCHAUEN VORBEI

„Kinder dürfen keine Ausrede sein, etwas im Leben nicht zu machen! Das möchte ich ihnen später nicht vorwerfen müssen!“ hab ich kürzlich gehört und die Aussage trifft mich ins Herz. Weil sich darin ein klein wenig der Wert der Kinder in dieser Gesellschaft wiederspiegelt. Wir gaukeln vor, wie wichtig sie sind, tönen „Kinderbetreuungsplätze für alle“ und verlieren meist komplett aus den Augen, um wen es hier eigentlich geht. Und welche Chancen wir verpassen, wenn wir so denken.

18 SOMMER IS ALL WE HAVE

Nein, man muss nicht auf alles verzichten, wenn man Kinder hat. Da bin ich glasklar. Mir erschließt sich der Wert von mehrstündigen Wandertouren mit Säugling im Tragetuch halt nicht. Und so manche andere Sachen, die mir neuerdings wiederkehrend unterkommen. Wann ist es bitte so unpopulär geworden, Zeit für die eigenen Kinder zu haben und die Elternkarenz für alles mögliche zu nützen, nur nicht dem Kind zu widmen? Wir schhhschen sie bei Videokonferenzen, nehmen ihre Signale nicht wahr und schieben sie beiseite, weil wir so beschäftigt sind. Wir verhalten uns, als könnten wir all das später nachholen. Aber wir haben nur 18 Sommer. Manchmal vielleicht sogar weniger.

Wir sollten …

  • … mit ihnen Musik aufdrehen und laut dazu singen.
  • sie mit pubertären Launen aushalten und daran Gelassenheit trainieren.
  • sie mit mildem Blick anschauen, wenn was daneben gegangen ist.
  • die 5 in Bio entspannt hinnehmen, weil sich die Erde sowieso weiter dreht.
  • sie ermutigen, das mit dem Skateboard doch noch mal zu versuchen.
  • ihnen zuhören, wenn sie uns vom Leben erzählen.
  • sie fragen, ob sie heute mal gelacht haben.
  • uns interessieren, was denn gerade in ihrem Kopf vorgeht.
  • mit ihnen feiern! JEDEN TAG! Weil es jeden Tag was zu „feiern“ gibt – im Sinn von: darüber hab ich mich heute gefreut!
  • am Boden mit ihnen spielen und die Welt aus ihrer Perspektive sehen.
  • uns verzaubern lassen von ihren phantasievollen Ideen und Gedanken.
  • sie sehen, wie großartig sie sich dieser verrückten Welt entgegenstellen.
  • sie umarmen, drücken, abknutschen, streicheln, halten. Und aushalten.
  • denken, dass sie schon gut sind, so wie sie sind.
  • ihnen lernen und zeigen, wie wichtig sie uns sind.
  • mit ihnen Bettkantengespräche führen und dabei unsere Verbindung spüren.
  • den Haushalt stehen lassen und mit ihnen im Garten toben.
  • die Videokonferenz unterbrechen, wenn sie zur Tür rein kommen und uns brauchen.
  • sehen, wie sehr sie unser Leben bereichern, nur durch ihre Existenz.
  • jeden Moment schätzen, der uns mit ihnen gegönnt ist.

Dies ist der achtzehnte Sommer mit unserem ersten Kind. Rein rechtlich ist sie im Herbst eine unabhängige Erwachsene, die uns nicht mehr braucht. Natürlich bedeutet das kein Ende des Kontakts. Wir hoffen, dass „DAHOAM“ immer noch und noch lange ein Ort ist, wo sie gerne lebt und immer wieder zurück kommt. Um aufzutanken, loszulassen, einzukehren und sich zu verbinden

Wie endlich unsere gemeinsame Zeit ist, haben wir oft zu wenig am Radar.
Einerseits ist es gut, andererseits eine Schande.
Weil wir Gelegenheiten verpassen, die nie mehr wiederkommen.

Weil das Glück in Momenten zu finden ist.
Weil es die Beziehungen zueinander sind, die unser Leben reich machen.
Und das Leben überhaupt lebenswert.

Wie viele Sommer hast du hoffentlich noch? Schreib mir in die Kommentare, was dir bei dem Gedanken durch den Kopf geht, wenn du magst …

Der gemeinsame Nenner

Der gemeinsame Nenner

Haltungen, Meinungen und Werte haben uns Menschen immer schon voneinander unterschieden. Es ist also nix Neues. Was aber neu ist, ist die Tatsache, dass sich so viele Menschen gleichzeitig bei einem Thema entzweien, wie derzeit beim großen C. Wenn man früher noch die Chance hatte, gewisse Themen geschickt zu “umschiffen” ist es heute kaum noch möglich, das Thema auszusparen, weil es so allgegenwärtig ist.
Höchste Zeit also, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken und sich auf die Suche nach einem gemeinsamen Nenner zu machen, der wieder kitten kann, was so an Gräben aufgerissen wurde und immer noch wird.

LEADERSHIP IN FAMILIEN

Jeder Mensch wird in eine Familie hinein geboren und lernt dort sein erstes Wertekonstrukt kennen. Wir erfahren, worauf in der Familie wert gelegt wird, welche Gepflogenheiten, Rituale und Traditionen es gibt und all diese Dinge werden maßgeblich von den Erwachsenen in der Familie geprägt. Das ist auch gut so, denn Kinder im Aufwachsen zu begleiten erfordert ein ständiges Handeln und Entscheiden nach diesen Wertvorstellungen und da macht es Sinn, diese individuell und wohl überlegt abzustecken. Nur so können Mütter und Väter authentische Führungspersönlichkeiten sein und Leadership in Familien zeigen.

GEGENSÄTZLICHKEITEN ÜBERBRÜCKEN

Dass Dinge in anderen Familien ganz anders laufen, merkt man oft schon früh. Wenn man Freundinnen zuhause besucht, bei anderen Familien zu Gast ist oder spätestens, wenn man die eigene Schwiegerfamilie kennen lernt. Die Beziehungsarbeit, die dann notwendig ist, um solche Unterschiede oder Gegensätzlichkeiten zu überbrücken, ist entscheidend für das Gelingen des Zusammenlebens. Die Liebe zueinander hilft da natürlich ungemein – sowohl in freundschaftlichen als auch in partnerschaftlichen Beziehungen. Drum ist es auch grad im Großen Ganzen so schwierig, weil die Zuneigung und Verbundenheit fehlt.

IM NENNER BEDÜRFNISSE

Was aber tun, wenn plötzlich auch im “Kleinen” Sand im Getriebe ist und selbst in familiären Beziehungen Differenzen ausgebügelt werden sollen? Geschweige denn im großen gesellschaftlichen Ganzen? Mir hilft es, wenn ich mich darauf besinne, dass wir alle grundsätzlich dasselbe wollen und brauchen. Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für völlig verrückt erklärst: JA, das meine ich wirklich so. Vielleicht benötigen wir nicht alle alles im selben Ausmaß und ganz sicher nicht immer zum gleichen Zeitpunkt, aber ja: das ist unser gemeinsamer Nenner.
Wir haben alle (die gleichen) Bedürfnisse.

WIR WOLLEN DOCH ALLE DAS SELBE

In der friedvollen Kommunikation ist das Ausdrücken von Gefühlen und Bedürfnissen ja die Basis von allem und somit nicht nur wichtig sondern auch hilfreich, wenn wir einander verstehen oder zumindest erkennen wollen. Im Groben lässt sich sagen, dass jeder Mensch einerseits verbunden sein will, also zu einer Gemeinschaft dazugehören mag und auch selbstbestimmt sein möchte. Dazu kommt das Bedürfnis, sich entspannen zu können und gleichzeitig sicher zu sein, bzw. sich sicher zu fühlen. Natürlich kann man das jetzt noch viel genauer aufdröseln, doch im Wesentlichen läuft es auf diese Dinge zusammen.

WARNBLINKANLAGE GEFÜHL

Da wir nicht wie Autos automatische Warnanzeigen haben, die zu blinken beginnen, wenn ein Bedürfnis nicht ausreichend gedeckt ist, brauchen und haben wir unsere Gefühle. Sie sind die Indikatoren dafür, wie es uns geht, sie zeigen auf, wenn unsere Bedürfnisse grad halbwegs erfüllt sind und wann eben eher nicht. Gefühle bei erfüllten Bedürfnissen wahrzunehmen und auszudrücken macht uns dankbar und ausgewogen, wir spüren Leichtigkeit und Freude und können unser Dasein wertschätzen. Wir genießen es, in solchen Emotionen zu baden.

STRATEGIEN IM MANGEL

Gefühle bei unerfüllten Bedürfnissen anzunehmen ist dagegen viel schwerer, weil sie irgendeine Form des Handelns erfordern. Schließlich mag man nicht in einem Zustand verweilen, der sich unangenehm anfühlt. Wenn wir also ängstlich, gestresst, wütend, verärgert, traurig, ohnmächtig, unzufrieden, einsam, frustriert oder hoffnungslos sind, dann macht das was mit uns. Wie wir darauf reagieren, wie wir damit umgehen, ist jedoch höchst unterschiedlich und hängt mit den erlernten Strategien im Lauf des Lebens zusammen.

DEIN GEFÜHL HAT IMMER RECHT

Ein erster wichtiger und guter Schritt ist jedenfalls, das eigene Gefühl wahrzunehmen, versuchen, es möglichst präzise zu benennen (Eltern machen das stellvertretend für ihre Kinder, wenn die das sprachlich noch nicht können) und dann anzunehmen. Ein Gefühl ist immer richtig, so wie es im Moment empfunden wird. Auch wenn wir die Auslöser dafür (wenn das Brot des Kindes beim Frühstück falsch durchgeschnitten wurde), nicht verstehen oder nachvollziehen können. Das Gefühl ist die Realität des Menschen, egal ob das jemand anderes auch noch versteht. Diese Erkenntnis und das Zugeständnis ist wichtig.

ANERKENNEN UND AUSSPRECHEN

Und wenn ich aufhöre, mit der Realität zu streiten – indem ich mir selbst oder anderen bestimmte Gefühle abspreche – kann ich mich und den anderen wieder ernst nehmen. Dann kommt der schwierigere Teil: solche unangenehmen Gefühle entweder aushalten oder reflektieren woher die kommen (die meisten von denen kennen wir aus sehr frühen Kindertagen) und gegebenenfalls in die Handlungsfähigkeit kommen. Dabei hilft es, auszusprechen, wie es da drin in mir aussieht:

  • Ich fühle mich bedrängt und wünsche mir mehr Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
  • Ich fühle mich frustriert und wünsche mir, wirksamer sein zu können.
  • Ich fühle mich ohnmächtig und wünsche mir, etwas beitragen zu können.
  • Ich fühle mich einsam und wünsche mir, dazu gehören zu können.
  • Ich fühle mich hoffnungslos und wünsche mir Vertrauen, Ordnung und Klarheit für meine Zukunft.
  • Ich fühle mich traurig und wünsche mir mehr Erholung, Ruhe und Harmonie.
  • Ich fühle mich gleichgültig und wünsche mir mehr Respekt und Wertschätzung.
  • Ich fühle mich wütend und wünsche mir mehr Gerechtigkeit und Unterstützung.

EIN GLÜCKLICHES LEBEN

Diese Liste lässt sich natürlich beliebig fortsetzen, unsere Palette an verschiedenen Gefühlen ist bunt und vielfältig. Wenn es uns gelingt, zu erkennen, dass wir im Grunde als Menschen dieselben Bedürfnisse haben, könnte uns das wieder milder stimmen im Umgang miteinander. Wir könnten erkennen, dass wir alle uns ein glückliches Leben wünschen und zufrieden uns selbstbestimmt in Sicherheit leben möchten. Dass das unser gemeinsamer Nenner ist. Und wir lediglich verschiedene Vorstellungen davon haben, wie wir das erreichen können.

AUSHALTEN UND AUSGLEICHEN

Zugegeben, das ist schwer genug. Die Vorstellung von andersdenkenden, andersfühlendnen und andershandelnden Menschen so zu akzeptieren ohne das eigene Weltbild davon bedroht zu wissen. Wir sind geprägt von unserer Geschichte und unseren Erfahrungen im Leben. Hätte uns das Universum auf andere Pfade geschickt, würden wir mit ziemlicher Sicherheit auch anders da stehen. So verlasse ich mich darauf, dass es einen Grund hat, warum wir so verschieden sind. Dass es Sinn macht, unterschiedlich zu sein. Und dass wir auch alles von der Schöpfung mitbekommen haben, um diese Andersartigkeit auszuhalten oder auszugleichen. Wenn wir uns nur ein Herz nehmen, ein bisschen herunter kommen und uns dann auf Augenhöhe begegnen. Weil wir eins sind.

  • Jeder Mensch will wirksam sein.
  • Jeder Mensch will Leichtigkeit und Entspannung spüren.
  • Jeder Mensch will Gerechtigkeit erfahren.
  • Jeder Mensch möchte dazu gehören.
  • Jeder Mensch will Wertschätzung bekommen.
  • Jeder Mensch möchte etwas beitragen können.
  • Jeder Mensch will Abwechslung erleben.
  • Jeder Mensch möchte sich austauschen können.
  • Jeder Mensch will sich entwickeln.
  • Jeder Mensch möchte gleichwertig und ausgewogen behandelt werden.
  • Jeder Mensch möchte Harmonie und Schönheit erleben.
  • Jeder Mensch möchte Unterstützung erfahren.

Vielleicht sind wir am Ende des Tages gar nicht so verschieden, wie wir meinen. Nützen wir dieses Wissen, um wieder mit mehr Sanftheit aufeinander zu zu gehen. Es täte uns jedenfalls gut.

ÜBERFORDERT MAL 17

ÜBERFORDERT MAL 17

Es ist ein unschöner Zustand, wenn man überfordert ist oder überfordert wird. Und doch meine ich, fast jeder Mensch kennt ihn. ICH kenne ihn jedenfalls. In verschiedensten Lebensbereichen hab ich mich schon überfordert gefühlt und besonders oft, seit ich auch Mama bin. Auch wenn nach Außenhin alles oft spielerisch und mühelos leicht aussieht: das ist es nicht. 
Warum Kinder trotzdem etwas davon haben, wenn du überfordert bist und warum du mit reinem Gewissen überfordert sein darfst, darum geht’s in diesem Beitrag.

BEAUTIFUL DESASTER

Ganz ehrlich: ich war letzte Woche mit so einigem überfordert. Termine, die sich kreuz und quer in meinen Tagesplan schoben, verpeilte Geburtstage und so viele Ausnahmen zum gerade erst gewohnten Alltag, dass ich gar nicht mehr genau wusste: wer in der Familie ist eigentlich gerade zuhause und wer darf morgen Früh geweckt werden (bzw: weckt mich der Wecker oder mein Mann?!). Ein einziges schönes Desaster, also.

AUFMERKSAMKEIT IM MULTIZERKLEINERER

Es ist schon so eine Erscheinung dieser Zeit, oder? Obwohl viele von uns (und auch ich gehöre manchmal dazu) vorgeben, alles super im Griff zu haben, Dinge gut auf die Reihe zu kriegen oder den Alltag spielend zu schaukeln, straucheln wir (also ich, jedenfalls öfters). Weil es so viele kleine Dinge zu bedenken gibt, die unseren Kopf so unfassbar zustopfen. Weil wir gewisse (hohe!) Ansprüche haben, wir wir das mit diesem Leben hinbekommen wollen. Weil unsere Aufmerksamkeit wie in einem Mutlizerkleinerer zerstückelt und in alle möglichen Richtungen verteilt wird, wenn wir in unserem Netz (real oder digital) interagieren.

NEXT LEVEL ÜBERFORDERUNG

Eltern leben eine verschärfte Version davon. Sie wollen nämlich nicht nur für sich selbst alles richtig machen, sondern auch noch für ihre Kinder. Hier fängt es an, echt schwierig zu werden. Erstens, weil es das EINE “richtig” nicht gibt und zweitens, weil wir viel zu selten ehrlich darüber sind, wie sehr wir tatsächlich oft anstehen und überfordert sind. Eltern sollen doch immer funktionieren! Eltern sollen doch Leuchttürme sein! Eltern sollen doch innere Klarheit haben und stark sein! Eltern sollen doch Vorbild sein und sich auskennen! Oder nicht?

MENSCH, NICHT MASCHINE

Manche dieser Worte hast du auch hier schon gelesen. Weil manches davon stimmt. Ziemlich viel sogar. Und dennoch möchte ich heute mal besonders betonen: wir sind keine Maschinen. Wir handeln nicht geradlinig und zuverlässig wie eine Software. Wir sind unberechenbar, lebendig und menschlich. Und als solche herrlich mangelhaft. Schade ist, dass wir zu wenig darüber sprechen und nicht ehrlich genug damit sind. Also geh ich mal voran und schreib eine Liste von Dingen, mit denen ich regelmäßig überfordert bin.

ÜBERFORDERND KANN SEIN

  1. täglich eine (oder mehrere) sinnvolle Mahlzeiten für die Kinder herrichten
  2. die Wohnung aufgeräumt zu halten oder die Wäscheberge zu bewältigen
  3. mich an die Freizeittermine der Kinder zu erinnern und alle Taxifahrten koordinieren
  4. die Übernahme von Haushaltsaktivitäten von den Kindern einfordern
  5. generell die Arbeitsverteilung im Haushalt zu organisieren
  6. mich selbst beim Konsum von Social Media zu begrenzen
  7. neue Ideen für den Blog zu finden
  8. überbordende Gefühle immer geduldig zu begleiten (vor allem wenn man selbst grad bedürftig ist)
  9. totale Klarheit über allfällig anstehende Entscheidungen (für mich oder die Kinder) zu bekommen
  10. mit hormonellen Schwankungen von Teenagern fertig werden
  11. mit eigenen hormonellen Schwankungen fertig werden
  12. frühmorgens gute Laune versprühen 
  13. den Überblick über sämtliche Lernplattformen der Kinder zu bewahren
  14. nach einem laaaangen Tag noch die Küche blitzblank machen
  15. ständig die Nahrungsmittel aufzufüllen, die in einer Großfamilie verbraucht werden
  16. meinen gesamten Konsum auf Ökologie und Nachhaltigkeit zu prüfen
  17. die Katze zu füttern bevor ich selbst esse, damit sie zum Schreien aufhört

WILLKOMMEN IM CLUB

Ich bin sicher, du kennst das eine oder andere Szenario. Klar bin ich nicht jeden Tag mit all dem überfordert. Und doch kehren diese Themen variierend und mit einiger Regelmäßigkeit wieder. Oft habe ich sehr viel Verständnis für mich selbst und erwarte mir gar nicht, dass ich es anders können sollte. Doch was ich damit sagen möchte: so geht es mir AUCH. Und falls du solche oder ähnliche Empfindungen und Gedanken hast: willkommen im Club!

EINE PORTION SCHULTERKLOPFEN, BITTE

Damit der Beitrag nicht zum reinen Jammertext verkommt, hab ich noch ein paar Worte und Tipps für dich, die dir bei Überforderung eventuell helfen können. Weil sie mir helfen. 

  • Ich darf überfordert sein. Ich bin trotzdem genug.
  • Wenn ich überfordert bin, lernen meine Kinder, dass ich auch nur ein Mensch bin.
  • Ich bin nicht für alles zuständig.
  • Ich darf verletzlich sein und Grenzen haben.
  • Ich bleibe geduldig mit meiner Unvollkommenheit.
  • Ich bin lieb zu mir, wenn ich nicht funktioniere wie erhofft.
  • Ich kann auch vorleben, dass es okay ist, mangelhaft zu sein.
  • Ich nehme mir Zeit für ein klares Ja oder Nein – mindestens einmal ein- und ausatmen lang.

HUMOR HILFT

Weißt du, welchen Satz ich wirklich oft in meinen Workshops oder Beratungen höre? Es tut gut, dass man sieht, dass du auch nicht alles richtig machst. Weil ich auch in meiner professionellen Rolle Platz lasse für Unzulänglichkeiten, Fehler und ungünstige Verhaltensweisen. Nicht nur die Teilnehmer:innen profitieren davon, auch die Kinder. Es gibt doch nichts Ätzenderes als aalglatte, perfekt aussehende, immer lächelnde und makellose Menschen. Also für mich jedenfalls. Ich bin und bleibe auch lieber lebendig, angreifbar, menschlich und humorvoll. Denn ab und zu hilft nur mehr, auch über sich selbst lachen zu können.

SURROUND YOURSELF WITH KIND PEOPLE

Zurück zur letzten Woche. Am Freitagabend nahm ich eins der Kinder dann wieder nach den Kennenlerntagen entgegen. Während ich darauf wartete, ergab sich ein netter Plausch mit drei anderen Müttern am Parkplatz. Ein paar schöne und ehrliche Momente, wo keine der anderen versucht hat, etwas vorzumachen. Gedanken unter Gleichgesinnten, bei denen man den Kopf über sich selbst schütteln konnte, ohne gleich misstrauisch angesehen zu werden. Und das Gefühl, dass es anderen ähnlich geht. Auch wenn ich es ohnehin weiß – das hat gut getan.
Auch wenn’s nur zehn Minuten waren.

Umgib auch du dich mit Menschen, wo du nicht nachdenken musst, wie du zu sein hast. Sie sind eins der größten Geschenke, die wir uns selbst machen können.