Fasten. Das Tor zum “MEHR”.

26. Februar 2020

Aschermittwoch. Was für die einen eine politische Bühne ist, für andere das Probesterben nach einem fordernden Fasching, so ist er für manche Menschen der Beginn der Fastenzeit.
Fasten hat ja für die eine oder den anderen ein negatives Etikett. 
Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses, einer “Zuvielisation”, alles steht uns praktisch jederzeit zur Verfügung, wir sind kaum mehr gewöhnt etwas nicht haben zu können – und noch weniger, freiwillig weniger zu wollen als möglich wäre.

Dabei bietet das bewusste Verzichten auf verschiedenste Dinge – ich hab ja letztes Jahr ausführlich darüber geschrieben, wie wir mit allen Sinnen fasten können (BLOG Beitrag lesen) – einige echte Vorteile, für die es sich lohnt über das “FASTEN” nachzudenken.

SINNSUCHE

Egal, was man fasten möchte: es beginnt immer mit der Suche nach dem geeignteten Feld. Das heißt: wenn es nicht gerade von jemand Fremdem vorgeschrieben (= aufgezwungen) wird, sind wir grundsätzlich frei, zu entscheiden, wobei wir uns reduzieren möchten.

Das bedingt eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben:
Wovon gibt es bei mir ein Zuviel?
Was würde mir guttun zu reduzieren?
Wo möchte ich mich auf das Wesentliche besinnen?
Die Suche nach der Sinnhaftigkeit ist also schon der erste bedeutende Schritt, der dem Fasten vorausgeht.

Das kann natürlich per Datum erfolgen, muss es natürlich nicht. Ich lasse mich gern von solchen Gelegenheiten im Jahreskreis packen, da steckt für mich oft mehr Energie drin.

FREIHEIT

Sich zu entschließen, auf Was-auch-immer bewusst zu verzichten ist ein Akt der Freiheit. Wir leben in einem reichen Land, leiden keine Not und können uns ganz einfach dafür entscheiden, weniger zu brauchen (als uns manchmal vorgegeben wird).
In dieser Haltung steckt ein ganzes Stück Unabhängigkeit, eine riesen Portion Luxus und jede Menge Leichtigkeit. Freiheit, so wird uns oft suggeriert, ist, wenn man sich alles leisten kann, jederzeit alles bekommt und im Überfluss lebt.
Ich meine: Freiheit ist viel einfacher und schneller erreicht, wenn ich mit weniger zufrieden bin, als ich haben könnte. Wenn ich Anerkennung im Innen finde statt im Außen. Wenn ich dankbar bin für das, was ich hab anstatt nach ewig mehr zu lechzen.

GEWINN

Durch das “Weniger” kann ein “Mehr” entstehen. 
Wenn ich bewusst meine Nahrung reduziere, kann ein mehr “Körperwohlgefühl” entstehen. 
Wenn ich bewusst auf schlechte Gedanken verzichte, kann mehr “Zuversicht” entstehen. 
Wenn ich bewusst diversen Lärm im Alltag beschränke, kann mehr “Stille” hörbar werden, in der ich mich selbst finden kann. 
Wenn ich bewusst die Reizüberflutung in (sozialen) Medien vermeide, kann mehr “Zeit” für echte, persönliche Begegnung entstehen.

Wenn ich bewusst meine vollen und immer beschäftigeten Hände leere, kann ich “mehr” Wertvolles aufnehmen und annehmen (Berührung, Zärtlichkeit, Kontakt).
Hinter einem Weniger verbirgt sich immer ein Gewinn – wenn dieser Gewinn nicht erkennbar oder spürbar ist, finde ich, ist es eventuell nicht der richtige Bereich, in dem man sich eingrenzen will.

Mal abgesehen davon, dass es höchst natürlich ist, anfangs so etwas wie Entzugserscheinungen zu haben. (Ja, das sind diese Stimmen im Kopf, die dir flüstern, dass das alles ja Quatsch ist, du dich dem doch nicht aussetzen musst, dass du wieder so weitermachen sollst, wie vorher, …..)

Ich glaube, dass das WENIGER wollen, WENIGER brauchen, WENIGER müssen, …. ein Schlüssel für ein zufriedeneres und glückliches Leben ist und nicht zuletzt auch unsere Gesellschaft, die ja seit Jahrzehnten derart über ihre Verhältnisse lebt, die Rettung wäre. Fasten also auf Rezept und Verordnung?
Wie bei so vielen anderen Dingen glaube ich nicht, dass es uns verordnet werden kann und soll, weniger Fleisch zu essen (oder darauf zu verzichten), weniger zu fliegen (oder darauf zu verzichten), weniger zu konsumieren, weniger Müll zu produzieren,….  – es darf eine freiwillige Entscheidung sein. 

In der Überzeugung, dass es uns gut tut.
In der Überzeugung, dass es der Gesellschaft gut tut.
In der Überzeugung, dass es der Umwelt gut tut.
In der Überzeugung, dass es den Tieren gut tut.
Weniger ist mehr. Lassen wir uns doch darauf ein.

Und wenn schon nicht das gesamte Jahr, dann zumindest phasenweise.
Phasenweise ist ein guter Anfang. 
Let’s get it started. 
Today. 
Du? Schon Fastenvorsätze? Welches MEHR verbirgt sich hinter deinem “Verzicht”? …

Kommentar schreibenKommentare: 2

  • #1Manfred Mitterer, Steinakirchen (Donnerstag, 27 Februar 2020 22:50)LIebe Fr. Bamminger,
    danke für diese sehr anregenden Gedanken zum Fasten.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass “Selbstbegrenzung” (=Fasten) ein wesentliches Lernfeld ist, damit wir nachhaltiger, ökologischer, klimafreundlicher, beziehungsintensiver, gelingender und letztlich befriedigender/glücklicher/zufriedener …. leben können.
  • #2Kerstin Bamminger (Montag, 02 März 2020 16:50)Lieber Herr Mitterer, da sind wir uns dann einig. Schön, wenn wir VIELE sind, die so denken und damit andere anstecken! Liebe Grüße nach Steinakirchen!
Kerstin Bamminger

Hallo, ich bin Kerstin Bamminger und ich unterstütze Menschen dabei, lebendige Beziehungen zu gestalten. Tiefgründig, bedeutungsvoll und auf Augenhöhe. Hol dir hier am Blog gern Tipps und Tricks, wie das gelingen kann und lass mir gern einen Kommentar da, wenn dir etwas gefallen hat! Viel Freude beim Lesen!

26. Februar 2020

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1 Kommentar

  1. Lieber Herr Mitterer, da sind wir uns dann einig! Schön, wenn wir VIELE sind, die so denken und damit andere anstecken! Liebe Grüße nach Steinakirchen!

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