Taylor Swift, die Therapeutin?!

Quelle: newsbreak.com

10. Oktober 2025

Bildquelle: newsbreak.com

Kein Weg führt derzeit an ihr vorbei. Egal, ob man bei ihrer Musik lieber am Absatz kehrt macht oder längst dazu singt, tanzt und vibed – Taylor Swift ist ein Phänomen unserer Zeit, das kaum jemand ignorieren kann. In ihrem neuen Album „Life of a Showgirl“ stecken tiefe Lebenslektionen über Selbsttreue, Mut und Liebe. Zeit, genauer hinzuhören – und hinzuspüren.

„Ihre Konzerte haben einen therapeutischen Effekt“ betonen Fans – nicht nur, weil die von ihr gefüllten Räume (oder eher Stadien) ein Safe Space für Frauen, junge Mädels und die LGBTQAI+ Community sind, sondern weil vor allem ihre Texte heilsam wirken können.
Wie kaum einer anderen gelingt es Taylor Swift, emotionale Höhen und Tiefen auf sehr nahbare, bodenständige und verständliche Weise in ihrer Musik zu verarbeiten.

Sie positioniert sich als „eine von uns“ und das Mädchen, das nie cool genug war und öffnet die Tore zu ihren sehr persönlichen angenehmen und schmerzhaften Erfahrungen im Leben und macht sich damit angreifbar. Obwohl man ihr das in der Laufbahn mehrmals ausreden wollte, blieb sie ihrer Linie beim Storytelling treu. Stilistisch beweist sie dagegen Vielfältigkeit, wenn man mehr hört als nur ihre Radionummern.

Ich gestehe: ich bin etwas „late to the Party“. Obwohl ihre Karriere schon über zwei Jahrzehnte dauert, wurde ich erst Anfang der 20er Jahre durch unsere Töchter auf sie aufmerksam. Bis dahin kannte ich Namen und die gängigen Nummern, die im Radio laufen. Welches Universum sich mir eröffnete, als ich langsam und sicher ein Swiftie (so bezeichnen sich die Fans von Taylor Swift selbst) wurde, ist schwer zu beschreiben. Ihr beachtlicher Lebensweg füllt nicht nur Wikipediaseiten, Musikgeschichtsbücher und Social Media Plattformen. Besonders die Texte sind komplex, literarisch und vielschichtig und daher sogar Inhalt universitärer Vorlesungen, Studien und Untersuchungen, um das Phänomen besser zu verstehen. 

Aus meiner Sicht als psychologische Beraterin steckt auch das neue Album wieder voller wertvoller Lektionen. In diesem Blog stelle ich dir gern eine aus jedem Song zur Verfügung.
Lass uns loslegen.

The Fate of Ophelia –
Bleib dir selbst treu, dann kommen die richtigen Menschen in dein Leben.

Zwei zentrale Botschaften werden in diesem Songtext vereint: einerseits, dass ich mir selbst die Treue schwören und zu mir selbst stehen darf. Andererseits, dass wir ein Gegenüber brauchen – sei es eine romantische Liebesbeziehung oder eine andere tragfähige zwischenmenschliche Verbindung – um nicht in unserer Schwermütigkeit, Melancholie und Einsamkeit zu ertrinken.

Wie die gute alte Ophelia in Shakespear‘s Hamlet.

Lyric: „ I swore my loyalty to me, myself and I before you lit my sky up.“

Elizabeth Taylor –
Dein Licht wird die richtigen Menschen mit-aufblühen lassen.

Die Hollywood Ikone, deren Leben erstaunlich viele Parallelen mit Swift aufweist ist Namensgebern für das zweite Lied. Gefeiert und gleichzeitig tragische Heldin ihrer Zeit ist es oft schwer, einen dauerhaften Lebensgefährten zu finden – besonders, wenn man eine kluge, erfolgreiche und charakterstarke Frau ist.
Taylor Swift lässt uns in diesem Song jedoch wissen, dass die richtige Person an der Seite nicht vom Erfolg eingeschüchtert oder verjagt wird, sondern darin ebenfalls aufblüht und alles von Herzen gönnen kann, was das Gegenüber erreicht. Sollte längst normal sein. Ist es für viele Frauen leider nicht.

Lyric: „All the right guys promised they‘d stay. Under bright lights, they withered away, but you bloom.“

Opalite –
Lerne, im Regen und durch die Stürme zu tanzen.

Ein hellblau strahlendes, synthetisches Opalglas ist namensiebend für den dritten Titel und beschreibt, wie man sich aus dunklen Nächten und Lebensphasen herausmanövrieren kann. Mann müsste selbst für den Sonnenschein im Leben sorgen, wenn man eigentlich gerade zwischen den Gewitterblitzen tanzt, singt Taylor. Dabei betont sie auch, dass Fehler zu machen sehr viel Freiheit schenkt und man Resilienz und Widerstandsfähigkeit eben nur lernt, wenn man auch im Regen tanzen kann. 

Lyric: „It’s alright. You were dancing through the lightening strikes.“

Father Figure –
Deine Geschichte, deine Erfolge & Erfahrungen: alles gehört DIR allein.

Sorgfältig bei George Michael’s Familie nachgefragt, ob sie die Textzeile verwenden darf, besingt Taylor in diesem Lied, wie wichtig es ist, die eigene Geschichte, den eigenen Erfolg und die eigene Kraft inne zu haben. Sie selbst hat sich in einem erbitterten Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Plattenlabel die Musikrechte ihrer ersten Alben teuer zurück gekauft, nachdem sie über den Tisch gezogen worden war. Ihre Botschaft ist klar: lass dir von niemandem auf der Welt dein Lebenswerk absprechen, sei stolz darauf und beschütze es, wie deine Familie.

Lyric: „You pulled the wrong trigger. This empire belongs to me. Leave it with me. I protect the family.“

Eldest Daughter –
Wie du zart bleiben kannst in einer beinharten Welt.

Traditionell platziert Taylor als fünften Song einen, der besonders emotional für sie ist. Es geht um die Rolle der Erstgeborenen, die meist extrem leistungsorientiert, verantwortungsvoll und überangepasst durch das Leben geht, um ja niemanden zu enttäuschen. Als älteste Tochter leidet sie selbst darunter, nicht cool und abgebrüht genug zu sein. Und dass in Kommentarspalten so oft ein unfassbar rauher Ton herrscht, der uns zwingt, ein dickes Fell anzulegen. Sie appelliert, die sanfte Seite zu bewahren, an die Liebe zu glauben und sich nicht von Verrätern und Schauspielern täuschen zu lassen.

Lyric: Every eldest daughter was the first lamb to the slaughter, so we all dressed up as wolves and we looked fire.“

Ruin the friendship –
Das Leben ist zu kurz für irgendwann.

Was sich zerstörerisch anhört ist ein Lied, das Mut machen soll. Taylor Swift plädiert dafür, nicht so viel zu hinterfragen, sondern einfach mal zu riskieren und: Fragen zu stellen, Dinge zu sagen oder die Freundschaft mit dem süßen Schulkollegen zu opfern, weil man herausfinden will, ob daraus mehr hätte werden können.
Auf berührende Weise erzählt sie, dass man für manche Dinge nicht ewig Zeit hat. Und lieber aufstehen, ausprobieren und raushauen soll, was einem am Herzen liegt.

Lyric: „My advice is always to answer the question. Better than ask it all your life.“

Actually romantic –
Verwandle deine Neider in bewundernde Fans.

Definitiv kein Liebeslied, das sich hinter Song Nummer 7 versteckt. Es geht darum, dass wir einen bemerkenswerten Perspektivwechsel einnehmen dürfen, wenn wir drauf kommen, dass Menschen hinter unserem Rücken schimpfen, schlecht reden oder zu allem was wir tun und lassen eine (verfechtbare) Meinung haben.
Taylor meint: hey, das ist eigentlich ganz schön viel Wertschätzung, Zuneigung und Liebe, wenn man sich überlegt, wie viel Zeit und Energie da manche hineinstecken. Also: nimm den Klatsch und Tratsch über dich von anderen und verwandle ihn in ein Kompliment für – weil du es ihnen wert bist, über dich zu reden.

Lyric: „It‘s actually sweet, all the time you‘ve spent on me.“

Wish List –
Du darfst dir wünschen, was du willst – ich bevorzuge das einfache Leben.

Ein Lied über alles mögliche, was Menschen sich für ein zufriedenes Leben wünschen. Die erstaunliche Erkenntnis einer Person, die fast alles erreicht hat und unermesslich reich ist: sie wünscht sich einen Partner mit dem sie „ein paar Kinder“ bekommen (die aussehen sollen wie er) und in der Einfahrt Basketball spielen kann. Auch wenn sie jedem Mensch gönnt, was immer er sich wünscht: sie freut sich auf ein einfaches Leben abseits vom Rampenlicht – weil es das ist, was wirklich zählt. 

Lyric: „We tell the world to leave us the fuck alone and they do. Wow.“

Wood –
Wir sind selbst für unser Glück verantwortlich.

Definitiv der würzigste Song auf dem Album. Zweifellos geht es um ihren Verlobten Travis, aber auch um Aberglauben und die Erkenntnis, dass weder schwarze Katzen noch Sternschnuppen oder gekreuzte Finger das Glück in dein Leben schwemmen werden. 

Wir selbst sind für unsere Wünsche zuständig und brauchen dafür nicht auf Holz klopfen – sondern einfach losgehen und zusammen mit viel Liebe den eigenen Lebenstraum verwirklichen. 

Lyric: „Seems to me that you and me we make our own luck.“

Cancelled! –
Richtige Freunde stehen durch dick und dünn zu dir. 

Menschen, die kontroverse Ansichten vertreten und öffentlich dafür aufstehen, werden heutzutage vor allem online kollektiv boykottiert. Neudeutsch nennt man das „Cancelled“ oder „cancle culture“. Wenn man mit dem Strom schwimmt ist es leichter, gemocht zu werden. 

Taylor mahnt jedoch zur Vorsicht – oft sind das nicht die wahren Freunde. Diese erkennt man daran, dass man niemals zu viel für sie ist. Oft haben sie auch ähnliche Verletzungen davon getragen wie man selbst. 

Lyric: „At least you know exactly who your friends are: they’re the ones with matching scars.“

Honey –
Der Ton macht die Musik – und zwar in jedem Wort, das wir sagen.

„Der Ton macht die Musik“ übersetzt wohl am einfachsten, was Taylor im vorletzten Lied transportieren will. Wenn jemand „Süße“ zu dir sagt, kann das je nach Tonfall vor Herabwürdigung triefen oder dir eine angenehme Gänsehaut bescheren.

Wenn du gelernt hast, dass Menschen dich mit bestimmten Kosenamen abwerten und kleinmachen wollen, kannst du in neuen Lebensphasen und mit anderen Personen überschreiben, wie Worte auf dich wirken. 

Die 7-38-55 Regel, besagt, dass eine Nachricht zu 7% durch verbale Elemente (die gesprochenen Worte), zu 38% durch paraverbale Elemente (Stimmton, Lautstärke) und zu 55% durch nonverbale Elemente (Körpersprache, Gestik, Mimik) bestimmt wird. Taylor unterstreicht mit „Honey“ exakt diese Feststellung.

Lyric: „And when anyone called me „lovely“ they were finding ways not to praise me, but you say it like you‘re in awe of me.“

The life of a showgirl –
Lebe dein Leben und frag nicht um Erlaubnis.

Stars werden für ihren Lebensstil bewundert und beneidet. Im letzten Lied gibt es auch wieder zwei Botschaften zum Mitnehmen. Erstens: das öffentliche Leben ist mehr als Glitzer und Glamour, es ist auf seine eigene Art ziemlich heftig und nix für zart besaitete Seelen.
Zweitens: lass dich trotzdem von niemandem abschrecken für deine Träume loszugehen, wenn du spürst, dass das das richtige für dich ist. 

Lyric: „I’d sell my soul to have a taste of a magnificent life, that’s all mine.“

Falls ich dir nun Lust gemacht hab, in das Album hinein zu hören: fein. Wenn nicht, ist auch alles gut. Ich bleib fasziniert von der Karriere, dem Wirken und den vielen Talenten der Taylor Swift. Freu mich darauf, ihre Musik als Lebensbegleitung, Untermalung und Bestärkung zu haben und auf all die verrückten, spielerischen und ausgeklügelten Ideen, Rätsel und Spekulationen in der Welt der Swifties.

Letztlich wünsche ich mir, dass wir verstehen: Taylor Swift ist für mich die personifizierte Antithese zum Patriarchat und lebt in vielerlei Hinsicht das vor, was Feminismus und gleiche Rechte für alle Menschen zum Ziel haben sollten. Vor allem hat sie eine Gemeinschaft kreiert, die neben ihrer Musik vor allem Zusammenhalt, Freundlichkeit und Offenherzigkeit feiert. 

Und davon können wir ganz bestimmt alle ein gutes Stück vertragen.

Kerstin Bamminger

Hallo, ich bin Kerstin Bamminger und ich unterstütze Menschen dabei, lebendige Beziehungen zu gestalten. Tiefgründig, bedeutungsvoll und auf Augenhöhe. Hol dir hier am Blog gern Tipps und Tricks, wie das gelingen kann und lass mir gern einen Kommentar da, wenn dir etwas gefallen hat! Viel Freude beim Lesen!

10. Oktober 2025

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2 Kommentare

  1. Gratuliere DIR!👌🏼
    So meeeeeeega auf den Punkt gebracht und parallelen in unser Leben gefunden.
    Ich glaub ich hör dann mal rein 😉

    Antworten
    • Eine größere Freude kannst du mir kaum machen. Have some good fun in der Showgirl Era!

      Antworten

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