21 Jahre Mama – was ich heute anders machen würde (und warum es weh tut, das zuzugeben)

21 Jahre Mama – was ich heute anders machen würde (und warum es weh tut, das zuzugeben)

Nach 21 Jahren Mama-Sein ziehe ich Bilanz: Was ich heute als Mutter anders machen würde, welche Fehler ich nicht mehr wiederholen würde – und worauf ich trotzdem stolz bin.

🎂 Geburtstage – mehr als Torte und Kerzen


Sie sind eine Einladung – nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Zurückblicken und Reflektieren.

Als unsere Erstgeborene ihren 21. Geburtstag feierte, spürte ich diesen Impuls wieder mal besonders intensiv:
Ich wollte verstehen, was wir als Eltern gut gemacht haben – und wo wir heute vielleicht anders handeln würden.
Meine 5 größten Fehler als Mama füllen einen anderen Beitrag.

Elternschaft – eine Reise ohne Landkarte

Elternschaft ist eine wilde Reise – von der man (bevor sie beginnt) in Wahrheit reichlich wenig Ahnung hat. Ich hab Erzählungen anderer Eltern nicht geglaubt („Ich stell mich ja sicher mal nicht so blöd an!“) und dachte mit vier jüngeren Schwestern und als gelernte Kleinkindpädagogin hab ich alle Weisheit auf meiner Seite. Was soll schon passieren?

Wenn du schon Elternteil bist, wirst du schon an dieser Stelle milde lächeln und dich womöglich selbst wieder erkennen. Ich will ehrlich sein:
NEIN, wir haben nicht alles falsch gemacht.
JA, ich hatte Vorteile, weil ich Babypflege und-betreuung schon aus nächster Nähe miterlebt hatte.
JA, die pädagogische Ausbildung war gold wert.
JA, ich bin sehr stolz auf das Allermeiste, was wir als Eltern geleistet haben.
NEIN, wir waren auf die Realität trotzdem nicht vorbereitet.

Als ich mein 22. Jahr Elternschaft begann, habe ich mich gefragt:
„Was würde ich anders machen, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte?“
Elternschaft konfrontiert dich mit dir selbst, deinen Grenzen, deinen Schatten – und deinem Herzen.

Wenn du schon Mama oder Papa bist, nickst du wahrscheinlich gerade.
Denn du weißt, wie es ist, voller Überzeugung loszugehen – und dann ganz neu lernen zu müssen.

Und auch wenn ich heute weiß, dass wir vieles richtig gemacht haben:
Wir waren nicht vorbereitet auf die Realität.

Die Antworten auf meine Frage sind ehrlich. Manchmal unbequem. Aber befreiend.

WÜRDE ICH ELTERN SEIN VON VORN BEGINNEN KÖNNEN, WÜRDE ICH …

1️⃣ Ich würde die unangenehmen Gespräche zuerst führen.

Eine Familie zu werden ist so unendlich idyllisch aufgeladen. Die allermeisten Menschen vergessen über dem Zauber des heranwachsenden Lebens, zentrale Dinge vorab zu klären. Und JA: da müssen Dinge besprochen werden. Ich würde also darauf bestehen, grundsästzliche Fragen zum Eltern sein mit meinem Partner durchzugehen, wie:

  • Wie wollen wir die Arbeitslast eines Kindes (Care Arbeit) fair auf uns zwei verteilen?
    Denn nein, Care Arbeit ist niemals nach 40 Wochenstunden erledigt und beide sind zuständig und fähig diese Arbeit zu tun.
  • Wie wollen wir unsere Rollen als Vater / als Mutter generell anlegen und leben?
    Wenn wir das nicht bewusst gestalten, finden wir uns schneller als uns lieb ist in den vorgelebten und womöglich sehr veralteten, traditionellen Rollenmustern wieder, die wir vielleicht so gar nie haben wollten.
  • Wie sorgen wir für finanzielle Fairness, wenn einer mehr unbezahlte Arbeit (auch Haushalt) erledigt als der andere?
    Wenn im Bereich Finanzen eine Schieflage entsteht, die nicht mit absoluter Wertschätzung und Offenheit behandelt wird, prägt das andere Lebensbereiche verlässlich negativ mit.
  • Werden wir ein Pensionssplitting vereinbaren?
    Oder anders gefragt: sind wir bereit unsere Einzahlungen fair zu verteilen, wenn wir unterschiedlich viel unbezahlte Arbeit leisten – haben wir die nötige Wertschätzung für BEIDE notwendigen Lebensbereiche?
  • Wie wollen wir dem potenziellen Schlafmangel entgegen treten?
    Sollten die Nächte sehr fordernd sein, müsst ihr euch als Team verstehen. Sonst verliert einer nicht nur den Schlaf, sondern auch bald den Verstand und jede Kooperationsfähigkeit.
  • Wo werden wir lernen, was es braucht, um gute Eltern zu sein?
    Denn, NEIN. Eltern sein ist nicht angeboren oder instinktiv zu erledigen. Es braucht unglaublich viel Know-How, Fachwissen und Bildung, um dem herausforderndsten, komplexesten und bedeutendsten Job der Welt halbwegs passabel erledigen zu können. Ja, du brauchst auch dein Gefühl – aber weitaus mehr erzieherische Kompetenz als du meinst.
  • Welche Werte möchten wir in unserer Begleitung der Kinder hoch halten?
    Wenn klar ist und regelmäßig geklärt wird, welche Werte oberste Priorität haben, fällt das Entscheidungen treffen leichter. Und du wirst sehr viele Entscheidungen treffen. Jeden Tag. Werte sind dein Kompass und dein Anker – du solltest sie im Schlaf aufsagen können.
  • Wie verteilen wir den Mental Load, der sich durch Elternschaft potenziert, fair?
    Wenn die ganze Denkarbeit an einer Person hängen bleibt, kann das Gefüge sehr schnell kippen und in die Überforderung führen. Es zahlt sich aus, erst gar nicht in diese Falle zu tappen versuchen – sollte das möglich sein.
  • Wie sorgen wir für absolute finanzielle Transparenz und Gleichwürdigkeit? Besonders in Zeiten, wo wir nicht beide vollerwerbstätig sind, weil Kinder Zeit und Betreuung von uns brauchen?
    Finanzielle Offenheit und gleichwürdiger Umgang sollten bare minimum sein, ist es aber oft nicht. Wer darauf nicht achtet findet sich schneller in Machtspielchen beim Tarnen und Täuschen wieder, als einem lieb ist. Das könnte ein großes Aua geben.

Hinter jeder einzelnen Frage steckt so viel. Nein, wir haben keine einzige dieser Fragen vor unserem ersten Kind geklärt – sondern als die Themen laut an unsere Tür geklopft haben. Wir haben erst viel zu spät bemerkt, wie stark wir ins Thema Eltern sein rein gerutscht sind, ohne bewusst zu machen, was da mit uns passiert. Das tut im Nachhinein ein bisschen weh.

Wir haben überlebt. Weil wir uns den unangenehmen Gesprächen gestellt haben.
Kann sein, dass eine von uns nicht aufgegeben hat, diese Fragen auf den Tisch zu bringen. Ups.

Glücklicherweise hatten wir ähnliche Vorstellungen von dem, wie Familie für uns aussehen sollte. Wir lebten lang ein traditionelles Rollenmodell, für das wir uns beide mehr oder weniger bewusst entschieden hatten. Trotz aller finanziellen Nachteile würde ich immer wieder den Weg gehen, die Kinder in den ersten (mindestens drei) Jahren selbst zu betreuen – für mich eine der besten Entscheidungen, wenn ich zurück schaue. Alles was es an Ausgleich dazu gebraucht hat, haben wir dann in harten Verhandlungen später fest gelegt. Den Teil hätte ich uns gern erspart – auch wenn er notwendig war.

Was ich noch anders machen würde?

2️⃣ Ich würde ein riesiges Familienbett anschaffen.

Nach kurzen Bemühungen bei Kind 1 es nach einigen Monaten im Babybett anzugewöhnen (wir scheiterten natürlich kläglich), schliefen wir überwiegender Weise in unserem Doppelbett. Zu dritt, zu viert, ganz selten zu fünft (da waren die Älteren dann schon raus).


Da wir in zahllosen Nächten zu wenig Platz hatten, würd ich aus heutiger Sicht in ein gigantisches Familienbett investieren (mindestens 3,5 m breit), wo alle nebeneinander einen gemütlichen Schlafplatz haben. In meiner Vorstellung wären die Nächte dann entspannter gewesen als mit der Notlösung, die wir aufbrachten: wir haben einfach ein Einzelbett mit Kabelbindern für ein, zwei Jahre an unser Ehebett dran gebunden. 

3️⃣ Ich würde Besuche verschieben und das Wochenbett heilig halten.

Die Vorstellung, so früh wie möglich wieder „wie vorher“ zu funktionieren, weil das ein Zeichen dafür wär, es als Mutter besonders gut zu machen ist kompletter Bullshit. Keine Ahnung, wer sie mir in den Kopf gesetzt hat, aber sie war da. Erst bei Kind Nummer drei hatte ich die Coolness, Ruhe und Abgeklärtheit, allen zu sagen, dass es mir nicht gut ging (was eine reine Lüge war, mir ging’s blendend).
Diese Aussage hält verlässlich alle ungebetenen Besucher*innen fern und garantiere mir ein super entspanntes Wochenbett. Und die liebsten Freundinnen, Schwestern und engste Familie … über die freut man sich im besten Fall sowieso. wenn sie verstanden haben, wie ein guter Wochenbettbesuch aussieht! Rückblickend wünschte ich, das schon beim ersten Kind verstanden zu haben. Es „brauchte“ leider zwei, drei Brustentzündungen und eine ausgewachsene Erkältung, bis ich checkte, dass ich niemandem was beweisen muss. Schon gar nicht mir selbst. Und dass die ersten Wochen eine heilige Zeit sein dürfen, die so störungsfrei und ruhig wie möglich ablaufen dürfen.

Rückblickend: So viel richtig gemacht

Beim Zusammentragen dieser Erkenntnisse wurde mir vor allem aber eins klar: ich hab SO SO SO viel richtig gemacht, gut entschieden und mega bewältigt. Ich war 24 Jahre jung und hatte ein fantastisches Gespür für meine Babies, war so präsent und hab feinfühlig beantwortet. Die ersten Jahre sind fürchterlich anstrengend, doch es ist das beste Return on investment, das ich mir vorstellen kann. Wir haben so viel gelacht und miteinander erlebt. Wann immer ich ein altes Familienvideo aus der Schublade krame (Ja, das waren noch DVDs!), hören meine Kinder diesen Satz am häufigsten: „Ma, ham’s wir schön g’habt.“
Mir stehen jetzt wieder die Tränen in den Augen, während ich das schreibe. 

Denn: JA – manches würd ich heut anders machen. Aber auf noch viel mehr in diesen 21 Jahren Elternschaft bin ich unglaublich stolz. 

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Zwischen Glitzer und Gegenwind.

Zwischen Glitzer und Gegenwind.

Ich bin in eine alte Falle getappt – wieder einmal. Ein Kommentar, ein kleiner Shitstorm und eine Erkenntnis: Als Frau kannst du es einfach nicht (allen) recht machen. Welchen Fehler ich genau begangen hab, warum Kritik oft mit zweierlei Maß gemessen wird – und was das mit uns allen zu tun hat, liest du hier:

Was ein einziger Kommentar in mir ausgelöst hat.

Am dritten Oktober 2025 veröffentlichte Taylor Swift ihr neues Album. Vermutlich hast du nicht nur in meinem letzten Newsletter, sonder auch über andere Medien darüber erfahren. Es gab Zeitungsberichte, Fernsehauftritte und Radiostationen, die berichteten. Vor allem die sozialen Medien waren voll mit Beiträgen, kurzen Clips und Analysen zu dem Album. Sie wurde gefeiert, von Fans in den Himmel hoch gejubelt und stellt mit dem Album einen Rekord nach dem anderen ein. Das gefällt vielen, aber nicht allen.

Wo viel Licht, da viel Schatten.

Den prominenten Namen nützen viele Menschen, um ein bisschen von dem Ruhm mitzunaschen. Nicht zuletzt, weil es eine starke Fanbase gibt, die jedes Stückchen Information von ihr genießt, sich ihre Interpretationen auf der Zunge zergehen lässt und sie in fast religiöser Weise verehrt. So viel Licht macht erstens meist nicht nur Freunde, sondern wirft auch Schatten

Also taucht im Zusammenhang mit ihr auch herbe Kritik auf. Vieles davon durchaus berechtigt. Sie sei eine Kapitalistin, die unethisch ihr Vermögen verdient hat und eine Wirtschaftsmaschine, die (junge) Fans gezielt und bewusst manipuliert, um viel Geld für ihre Platten oder ihren Merch (Fanartikel) auszugeben. 

Kritik ist immer angebracht, wenn sie konstruktiv bleibt und mit gleichem Maß misst, wie ich finde. Ich gehe total mit dem Vorwurf konform, dass Milliardäre kaum ethisch genug sein können und es Reichensteuern braucht und auch den Einsatz von manipulativem Marketing sehe ich bedenklich. Was ein gemeinnütziges Online Magazin allerdings in einem Reel behauptet hat, entbehrt teilweise jeder Grundlage. Und hat mich zu einem Kommentar und einer kleinen Frage hingerissen. Womit wir bei meinem Fehler wären.

Was nicht im Kopf verhallt.

Leider hab ich die komische Eigenschaft, Dinge verstehen zu wollen, damit ich sie einordnen und verarbeiten kann. Deshalb hab ich in der Kommentarspalte unter dem Video nachgefragt, woher die Feststellung komme, dass Swift’s Texte „misogyn und rassistisch“ sind. Natürlich fühlte ich mich ein Stück weit persönlich angegriffen. Ich höre seit Jahren sehr viel von ihrer Musik und achte genau auf die Texte. Gleichzeitig bin ich eine glühende Feministin und Menschenfreundin – die Anschuldigung, dass Kunst, die mir gefällt, rassistisch und frauenfeindlich ist, verhallt nicht einfach in meinem Kopf.

Rage bait“ vor korrekten Behauptungen

Was danach in den Kommentaren abging, war wirklich bemerkenswert. Das vielzitierte sonst gründlich recherchierende Magazin ging mit keiner Silbe auf irgendeinen Kommentar oder andere offene Fragen ein. Klare Strategie dahinter: Rage bait. Das heißt, mit dem Zorn der Menschen auf viel Aufmerksamkeit, Medienpräsenz und Klicks hoffen – was wunderbar geklappt hat. Das könnte man auch mal ganz grundsätzlich hinterfragen. Wie ging es weiter?

Vom Mond auf die Erde geholt

Einige andere Instagram User:innen fühlten bemüßigt, meine Fragenzeichen aus dem Kopf zu entfernen. „Wish List“ sei misogyn und rassistisch, weil Taylor darüber singt, sich einen Haufen Kinder mit Travis zu wünschen, die alle wie sie aussehen. Dass sie mit „MAGA-Fans“ abhänge, so die weitere Kritik und mit „Cancelled“ Menschen am rechten politischen Rand gut finden würde, die beleidigende, diskriminierende und homophobe Aussagen oder Handlungsweisen befürworten. Auch wenn ich es letztlich nicht eindeutig widerlegen kann: keine Person aus diesem Spektrum würde im selben Song singen: „Did you make a joke only a man could?“
Diese Anschuldigung (Frauenhass & Fremdenfeindlichkeit) ist weiter hergeholt als der Mond von der Erde entfernt ist.

Haters gonna hate.

Doch es geht gar nicht darum, ob ich nun recht habe und sie doch keine Rassistin oder Frauenhasserin (I mean…??!) ist. Was mir zwischen all den 374 Antworten vor allem bewusst wurde: als Frau KANNST du es einfach nicht recht machen. Oder, wie Taylor es sagen würde … „haters gonna hate“. Das gilt besonders für Frauen. Und macht mich ganz schön nachdenklich.

Hohe Ansprüche und verschiedene Messlatten

Nein, wir sollten nicht kritiklos alle Prominenten abfeiern. Es gibt oft genug Gründe zu zweifeln.
Nein, wir sollten nicht genau dieselben Maßstäbe an öffentliche Personen mit enormer Reichweite anlegen – sie haben mehr Verantwortung als ein Durchschnittsbürger. 

Doch mit welchem Hass, mit welcher Schärfe und enormer Härte wir besonders Frauen bewerten, lässt mir einigermaßen die Kinnlade runter kippen. Selbst wenn du richtig viel richtig machst: sie werden kommen, um über dich zu richten und jede noch so kleine Ungereimtheit zu deinen Ungunsten interpretieren, um dir zu schaden.

Der wahre Verlust ist dabei viel größer. Er betrifft nämlich alle Frauen. Wenn wir es einfach nicht schaffen, Frauen ihren Erfolg zu gönnen und ihre harte Arbeit zu honorieren und uns stattdessen weiterhin gegenseitig zu zerfleischen, hinterlässt das bei mir einen sehr schalen Beigeschmack. Vor allem, wenn wir zeitgleich Männer mit denselben „Fehlbarkeiten“ (oder schlimmeren, siehe z.B. Sean Combs) ungeschoren davon kommen lassen.
Ist okay, dass Swift erfolgreich ist, aber sie soll bitte in den Augen der Kritiker auch noch die erste ethische Milliardärin sein, die bankrotte amerikanische Politik herumreißen und alle Frauen dieser Welt retten, weil ihre Mittel dafür reichen. Das schreiben echte Menschen in diesen Kommentaren. Hier wird klar:

Du kannst es einfach nicht recht machen

Was im Großen nämlich für die Beyonces, Rhiannas und Taylor Swifts dieser Welt gilt, gilt schon lange im Kleinen für jede einzelne Frau in ihrer Lebensrealität. 

Du darfst nicht zu dünn und nicht zu dick sein, nicht zu leise und nicht zu laut, nicht zu jung und nicht zu alt sein, um Kinder zu bekommen. Du sollst nicht zu wenige und nicht zu viele Kinder haben, nicht Karrierefrau aber auch nicht Hausmütterchen sein, vor allem nicht zu emotional aber bitte auch nicht kaltblütig. Ich bin sicher, jede Frau, die das liest, kann in irgendeiner Weise andocken, weil jede von uns das früher oder später am eigenen Leib erfährt.

Verbindendes vor Trennendes stellen – eine kluge Idee

„Ob es mir nicht reiche, dass sie mit MAGA Leuten abhänge?“ wurde ich bei meiner verzweifelten Suche nach Antworten in der Kommentarspalte gefragt. Natürlich finde ich die politische Haltung vieler Trump Anhänger schwierig. So schwierig, dass ich teilweise die Lust am Debattieren verlier – und das mag was heißen bei mir, denn ich lieeeebe herzhafte Diskussionen. Wir haben ja einiges an Familie in den USA und Teile davon sind auch Republikaner und Trump-Wählerinnen. Kann ich das verstehen? Definitiv nicht. Aber mag ich diese Menschen trotzdem? Aus vollem Herzen. Wir wissen halt, dass es meistens klüger ist, politische Themen auszusparen – damit wir unsere Beziehung zueinander aufrecht erhalten können. Wir können das Verbindende vor das Trennende stellen.

Das wünsche ich mir auch im Großen und Ganzen. Für alle Menschen, besonders aber für uns Frauen.

  • Ein bisschen weniger Neid auf die Erfolge der anderen und ein wenig mehr Mitfreuen und Euphorie wenn Dinge geschafft sind.
  • Ein bisschen weniger Hass auf die glitzernden Persönlichkeiten und ein wenig mehr Liebe mit dem Bewusstsein: wir sind alle Menschen, die irgendwie versuchen, dieses kleine Leben zu genießen.
  • Ein bisschen weniger Perfektionismus und ein bisschen mehr Menschlichkeit und Milde, damit wir begreifen: niemand muss alles perfekt machen. Es reicht, gut genug zu sein.

Late to the party

Das besagte Magazin hat angesichts der Kommentarexplosion dann doch noch ein Statement verfasst, sich aber weiter gerechtfertigt und dann einen Teil sang- und klanglos wieder gelöscht, weil die Quellenangabe nicht gehalten hat. So gehe ich mit ein klein wenig Genugtuung aber der Erkenntnis, die Kommentarspalten zu heißen Themen großräumig zu umschiffen, in dieses Wochenende. Und beende diesen Text mit einem Zitat:

Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
(Deutsches Sprichwort)

Taylor Swift, die Therapeutin?!

Taylor Swift, die Therapeutin?!

Bildquelle: newsbreak.com

Kein Weg führt derzeit an ihr vorbei. Egal, ob man bei ihrer Musik lieber am Absatz kehrt macht oder längst dazu singt, tanzt und vibed – Taylor Swift ist ein Phänomen unserer Zeit, das kaum jemand ignorieren kann. In ihrem neuen Album „Life of a Showgirl“ stecken tiefe Lebenslektionen über Selbsttreue, Mut und Liebe. Zeit, genauer hinzuhören – und hinzuspüren.

„Ihre Konzerte haben einen therapeutischen Effekt“ betonen Fans – nicht nur, weil die von ihr gefüllten Räume (oder eher Stadien) ein Safe Space für Frauen, junge Mädels und die LGBTQAI+ Community sind, sondern weil vor allem ihre Texte heilsam wirken können.
Wie kaum einer anderen gelingt es Taylor Swift, emotionale Höhen und Tiefen auf sehr nahbare, bodenständige und verständliche Weise in ihrer Musik zu verarbeiten.

Sie positioniert sich als „eine von uns“ und das Mädchen, das nie cool genug war und öffnet die Tore zu ihren sehr persönlichen angenehmen und schmerzhaften Erfahrungen im Leben und macht sich damit angreifbar. Obwohl man ihr das in der Laufbahn mehrmals ausreden wollte, blieb sie ihrer Linie beim Storytelling treu. Stilistisch beweist sie dagegen Vielfältigkeit, wenn man mehr hört als nur ihre Radionummern.

Ich gestehe: ich bin etwas „late to the Party“. Obwohl ihre Karriere schon über zwei Jahrzehnte dauert, wurde ich erst Anfang der 20er Jahre durch unsere Töchter auf sie aufmerksam. Bis dahin kannte ich Namen und die gängigen Nummern, die im Radio laufen. Welches Universum sich mir eröffnete, als ich langsam und sicher ein Swiftie (so bezeichnen sich die Fans von Taylor Swift selbst) wurde, ist schwer zu beschreiben. Ihr beachtlicher Lebensweg füllt nicht nur Wikipediaseiten, Musikgeschichtsbücher und Social Media Plattformen. Besonders die Texte sind komplex, literarisch und vielschichtig und daher sogar Inhalt universitärer Vorlesungen, Studien und Untersuchungen, um das Phänomen besser zu verstehen. 

Aus meiner Sicht als psychologische Beraterin steckt auch das neue Album wieder voller wertvoller Lektionen. In diesem Blog stelle ich dir gern eine aus jedem Song zur Verfügung.
Lass uns loslegen.

The Fate of Ophelia –
Bleib dir selbst treu, dann kommen die richtigen Menschen in dein Leben.

Zwei zentrale Botschaften werden in diesem Songtext vereint: einerseits, dass ich mir selbst die Treue schwören und zu mir selbst stehen darf. Andererseits, dass wir ein Gegenüber brauchen – sei es eine romantische Liebesbeziehung oder eine andere tragfähige zwischenmenschliche Verbindung – um nicht in unserer Schwermütigkeit, Melancholie und Einsamkeit zu ertrinken.

Wie die gute alte Ophelia in Shakespear‘s Hamlet.

Lyric: „ I swore my loyalty to me, myself and I before you lit my sky up.“

Elizabeth Taylor –
Dein Licht wird die richtigen Menschen mit-aufblühen lassen.

Die Hollywood Ikone, deren Leben erstaunlich viele Parallelen mit Swift aufweist ist Namensgebern für das zweite Lied. Gefeiert und gleichzeitig tragische Heldin ihrer Zeit ist es oft schwer, einen dauerhaften Lebensgefährten zu finden – besonders, wenn man eine kluge, erfolgreiche und charakterstarke Frau ist.
Taylor Swift lässt uns in diesem Song jedoch wissen, dass die richtige Person an der Seite nicht vom Erfolg eingeschüchtert oder verjagt wird, sondern darin ebenfalls aufblüht und alles von Herzen gönnen kann, was das Gegenüber erreicht. Sollte längst normal sein. Ist es für viele Frauen leider nicht.

Lyric: „All the right guys promised they‘d stay. Under bright lights, they withered away, but you bloom.“

Opalite –
Lerne, im Regen und durch die Stürme zu tanzen.

Ein hellblau strahlendes, synthetisches Opalglas ist namensiebend für den dritten Titel und beschreibt, wie man sich aus dunklen Nächten und Lebensphasen herausmanövrieren kann. Mann müsste selbst für den Sonnenschein im Leben sorgen, wenn man eigentlich gerade zwischen den Gewitterblitzen tanzt, singt Taylor. Dabei betont sie auch, dass Fehler zu machen sehr viel Freiheit schenkt und man Resilienz und Widerstandsfähigkeit eben nur lernt, wenn man auch im Regen tanzen kann. 

Lyric: „It’s alright. You were dancing through the lightening strikes.“

Father Figure –
Deine Geschichte, deine Erfolge & Erfahrungen: alles gehört DIR allein.

Sorgfältig bei George Michael’s Familie nachgefragt, ob sie die Textzeile verwenden darf, besingt Taylor in diesem Lied, wie wichtig es ist, die eigene Geschichte, den eigenen Erfolg und die eigene Kraft inne zu haben. Sie selbst hat sich in einem erbitterten Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Plattenlabel die Musikrechte ihrer ersten Alben teuer zurück gekauft, nachdem sie über den Tisch gezogen worden war. Ihre Botschaft ist klar: lass dir von niemandem auf der Welt dein Lebenswerk absprechen, sei stolz darauf und beschütze es, wie deine Familie.

Lyric: „You pulled the wrong trigger. This empire belongs to me. Leave it with me. I protect the family.“

Eldest Daughter –
Wie du zart bleiben kannst in einer beinharten Welt.

Traditionell platziert Taylor als fünften Song einen, der besonders emotional für sie ist. Es geht um die Rolle der Erstgeborenen, die meist extrem leistungsorientiert, verantwortungsvoll und überangepasst durch das Leben geht, um ja niemanden zu enttäuschen. Als älteste Tochter leidet sie selbst darunter, nicht cool und abgebrüht genug zu sein. Und dass in Kommentarspalten so oft ein unfassbar rauher Ton herrscht, der uns zwingt, ein dickes Fell anzulegen. Sie appelliert, die sanfte Seite zu bewahren, an die Liebe zu glauben und sich nicht von Verrätern und Schauspielern täuschen zu lassen.

Lyric: Every eldest daughter was the first lamb to the slaughter, so we all dressed up as wolves and we looked fire.“

Ruin the friendship –
Das Leben ist zu kurz für irgendwann.

Was sich zerstörerisch anhört ist ein Lied, das Mut machen soll. Taylor Swift plädiert dafür, nicht so viel zu hinterfragen, sondern einfach mal zu riskieren und: Fragen zu stellen, Dinge zu sagen oder die Freundschaft mit dem süßen Schulkollegen zu opfern, weil man herausfinden will, ob daraus mehr hätte werden können.
Auf berührende Weise erzählt sie, dass man für manche Dinge nicht ewig Zeit hat. Und lieber aufstehen, ausprobieren und raushauen soll, was einem am Herzen liegt.

Lyric: „My advice is always to answer the question. Better than ask it all your life.“

Actually romantic –
Verwandle deine Neider in bewundernde Fans.

Definitiv kein Liebeslied, das sich hinter Song Nummer 7 versteckt. Es geht darum, dass wir einen bemerkenswerten Perspektivwechsel einnehmen dürfen, wenn wir drauf kommen, dass Menschen hinter unserem Rücken schimpfen, schlecht reden oder zu allem was wir tun und lassen eine (verfechtbare) Meinung haben.
Taylor meint: hey, das ist eigentlich ganz schön viel Wertschätzung, Zuneigung und Liebe, wenn man sich überlegt, wie viel Zeit und Energie da manche hineinstecken. Also: nimm den Klatsch und Tratsch über dich von anderen und verwandle ihn in ein Kompliment für – weil du es ihnen wert bist, über dich zu reden.

Lyric: „It‘s actually sweet, all the time you‘ve spent on me.“

Wish List –
Du darfst dir wünschen, was du willst – ich bevorzuge das einfache Leben.

Ein Lied über alles mögliche, was Menschen sich für ein zufriedenes Leben wünschen. Die erstaunliche Erkenntnis einer Person, die fast alles erreicht hat und unermesslich reich ist: sie wünscht sich einen Partner mit dem sie „ein paar Kinder“ bekommen (die aussehen sollen wie er) und in der Einfahrt Basketball spielen kann. Auch wenn sie jedem Mensch gönnt, was immer er sich wünscht: sie freut sich auf ein einfaches Leben abseits vom Rampenlicht – weil es das ist, was wirklich zählt. 

Lyric: „We tell the world to leave us the fuck alone and they do. Wow.“

Wood –
Wir sind selbst für unser Glück verantwortlich.

Definitiv der würzigste Song auf dem Album. Zweifellos geht es um ihren Verlobten Travis, aber auch um Aberglauben und die Erkenntnis, dass weder schwarze Katzen noch Sternschnuppen oder gekreuzte Finger das Glück in dein Leben schwemmen werden. 

Wir selbst sind für unsere Wünsche zuständig und brauchen dafür nicht auf Holz klopfen – sondern einfach losgehen und zusammen mit viel Liebe den eigenen Lebenstraum verwirklichen. 

Lyric: „Seems to me that you and me we make our own luck.“

Cancelled! –
Richtige Freunde stehen durch dick und dünn zu dir. 

Menschen, die kontroverse Ansichten vertreten und öffentlich dafür aufstehen, werden heutzutage vor allem online kollektiv boykottiert. Neudeutsch nennt man das „Cancelled“ oder „cancle culture“. Wenn man mit dem Strom schwimmt ist es leichter, gemocht zu werden. 

Taylor mahnt jedoch zur Vorsicht – oft sind das nicht die wahren Freunde. Diese erkennt man daran, dass man niemals zu viel für sie ist. Oft haben sie auch ähnliche Verletzungen davon getragen wie man selbst. 

Lyric: „At least you know exactly who your friends are: they’re the ones with matching scars.“

Honey –
Der Ton macht die Musik – und zwar in jedem Wort, das wir sagen.

„Der Ton macht die Musik“ übersetzt wohl am einfachsten, was Taylor im vorletzten Lied transportieren will. Wenn jemand „Süße“ zu dir sagt, kann das je nach Tonfall vor Herabwürdigung triefen oder dir eine angenehme Gänsehaut bescheren.

Wenn du gelernt hast, dass Menschen dich mit bestimmten Kosenamen abwerten und kleinmachen wollen, kannst du in neuen Lebensphasen und mit anderen Personen überschreiben, wie Worte auf dich wirken. 

Die 7-38-55 Regel, besagt, dass eine Nachricht zu 7% durch verbale Elemente (die gesprochenen Worte), zu 38% durch paraverbale Elemente (Stimmton, Lautstärke) und zu 55% durch nonverbale Elemente (Körpersprache, Gestik, Mimik) bestimmt wird. Taylor unterstreicht mit „Honey“ exakt diese Feststellung.

Lyric: „And when anyone called me „lovely“ they were finding ways not to praise me, but you say it like you‘re in awe of me.“

The life of a showgirl –
Lebe dein Leben und frag nicht um Erlaubnis.

Stars werden für ihren Lebensstil bewundert und beneidet. Im letzten Lied gibt es auch wieder zwei Botschaften zum Mitnehmen. Erstens: das öffentliche Leben ist mehr als Glitzer und Glamour, es ist auf seine eigene Art ziemlich heftig und nix für zart besaitete Seelen.
Zweitens: lass dich trotzdem von niemandem abschrecken für deine Träume loszugehen, wenn du spürst, dass das das richtige für dich ist. 

Lyric: „I’d sell my soul to have a taste of a magnificent life, that’s all mine.“

Falls ich dir nun Lust gemacht hab, in das Album hinein zu hören: fein. Wenn nicht, ist auch alles gut. Ich bleib fasziniert von der Karriere, dem Wirken und den vielen Talenten der Taylor Swift. Freu mich darauf, ihre Musik als Lebensbegleitung, Untermalung und Bestärkung zu haben und auf all die verrückten, spielerischen und ausgeklügelten Ideen, Rätsel und Spekulationen in der Welt der Swifties.

Letztlich wünsche ich mir, dass wir verstehen: Taylor Swift ist für mich die personifizierte Antithese zum Patriarchat und lebt in vielerlei Hinsicht das vor, was Feminismus und gleiche Rechte für alle Menschen zum Ziel haben sollten. Vor allem hat sie eine Gemeinschaft kreiert, die neben ihrer Musik vor allem Zusammenhalt, Freundlichkeit und Offenherzigkeit feiert. 

Und davon können wir ganz bestimmt alle ein gutes Stück vertragen.

Was uns niemand über Beziehungsfähigkeit sagt – aber JEDER fühlen kann.

Was uns niemand über Beziehungsfähigkeit sagt – aber JEDER fühlen kann.

„Ich bin eine Zumutung!“ Das hat kürzlich ein reichweitenstarker deutscher Influencer geantwortet auf die Frage, warum er keine Freundin habe. Bis dato gab er allerhand – durchaus kluge – Sachen zum Thema Beziehungen und Beziehungsfähigkeit von sich. Man hatte immer das Gefühl: „Der hat die Beziehungsweisheit mit dem Löffel gefressen.“ Derweil liegt er meilenweit daneben und hat gleichzeitig recht. Ich erklär‘s dir. 

Beziehung als Belohnung?

„Ich hab gedatet, ohne zu wiessen wie gesunde Beziehungen wirklich gehen. Wir alle stecken fest in einer Aneinanderreihung immer schlechterer Dates und ungesund werdenden Beziehungen. Mir fehlt selbst das Wissen, wie man Beziehungen führt, wie man auf gesunde Art Konflikte löst. Das ist fahrlässig. Grob fahrlässig.“

Er trifft einen Nerv mit seiner Aussage. Denn ob wir es zugeben wollen oder nicht: Wir alle sind in einer Form eine Zumutung für andere. Unvollkommen. Unfertig. Überfordert.

Doch die Wahrheit, die kaum jemand ausspricht: Beziehung war nie gedacht als Belohnung für fertige Menschen. Beziehung ist der Raum, in dem wir Beziehung lernen. In dem wir wachsen und uns entwicklen – wie alle Fähigkeiten, die es für erfolgreiche Beziehungen braucht. Beziehung ist der Weg des Wachstums, nicht das Ergebnis dieser Kompetenzen.

Beziehung braucht MUT. Nicht Perfektion. 

„Ich date erst wieder, wenn ich weiß, wie man eine Beziehung führt.“ sagt der Influencer. Was irgendwie verständlich klingt, ist ein fataler Trugschluss.
Denn Beziehungsfähigkeit lernt man nich im Kopf. Nicht in Büchern. Oder im stillen Kämmerlein. Sondern: im Kontakt. In der Reibung. Im Spiegel der anderen.
Es ist kein Kurs, den man erst erfolgreich bestanden haben muss oder eine Leistung, die zu erbringen ist. Beziehung ist ein Lernfeld. 

Und JA: das ist eine zu-MUT-ung. Jede Person, die es wagt, echte, tiefgreifende, verbindliche Verbindungen einzugehen braucht eine Menge MUT. Weil es eben nur mit anderen Menschen möglich ist, zu lernen, was wir im Umgang mit anderen Menschen brauchen. Somit ist es auch eine ZuMUTung. Für dich. Für mich. Für alle.

Die Illusion vom fertigen „Ich“

Ehrlicherweise sehe ich die Zukunft für den wortgewandten Herren trüb. Denn diese Zurückhaltung hat Folgen. Menschen gehen aus verschiedensten Gründen keine Beziehungen ein. Manche brauchen Zeit und Raum, um vorher Erlebtes erstmal zu verarbeiten. Viele danken aber vielleicht:

  • „Ich will niemanden verletzen, ich muss erst an mir arbeiten.“
  • „Ich will diesen Schmerz nicht mehr fühlen, wenn es wieder schief geht.“
  • „Ich muss mich erst komplett selbst lieben, bevor ich das von jemand anderem verlange.“

Und ja. Du wirst die beste Wertschätzung eines Gegenübers nicht gut annehmen können, wenn du dich selbst bei jeder Gelegenheit in Grund und Boden redest (oder denkst). Du wirst dich auch nicht von jemand anderem geliebt fühlen können, wenn du dir selbst nur mit Abscheu begegnest. Und du wirst höchstwahrscheinlich nicht respektvoll behandelt werden, wenn du dich selbst permanent in den Schatten stellst.

Doch je länger du dich zurück ziehst, desto weniger wirst du lernen, wie Beziehung wirklich funktioniert. Und desto größer wird der Abstand zwischen dem Menschen, der wir sind – und dem Menschen, der wir glauben sein zu müssen, um „beziehungsfähig“ zu sein.

Was wir über Beziehung wissen müssen, lernen wir in Beziehung.

So wie du Schwimmen nicht in deinem Wohnzimmer lernst (außer dort ist ein Indoor Hallenbad). Sondern indem du ins Wasser gehst, dich mit dem Element vertraut machst, untergehst – auftauchst – atmest und weitermachst. Niemand verlangt von Nichtschwimmern, dass sie im tosenden Meer ihre ersten Tempo machen. Wir sorgen für einen überschaubaren Rahmen, ein langsames Herantasten und ganz viel Anleitung samt guten Strategien von erfahrenen Trainerinnen.

Das machen wir auch in Beziehungen. Wir heiraten nicht vor dem ersten Date (außer in fragwürdigen TV-Shows), gründen gleich noch eine Firma zusammen und übernehmen die Verantwortung für Haus samt Kredit und drei Kindern. Was dem Schwimmen im stürmischen Meer gleichkommen könnte. Wir lernen uns kennen, verbringen mehr und mehr Zeit zusammen und lernen voneinander. Was von uns übrig ist, wenn alles weggeschält wird, was so an Fassade und gesellschaftlichen Masken aufgetragen wurde.

Das Unvermeidliche. (Was der Influencer noch nicht weiß.)

Der Influencer spricht in dem Video davon, erst wieder zu daten, wenn er weiß, was er da tut und keine Zumutung mehr ist, weil er sich weiterentwickelt hat. 

Damit er niemandem mehr wehtut mit seiner mangelnden Beziehungsfähigkeit. Was er noch nicht weiß: auch erfolgreiche Beziehungen funktionieren so nicht. 

Es gibt KEINE Möglichkeit, wie wir Beziehung leben, ohne der Gefahr zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. Denn Nähe macht verletzlich. Nicht, weil wir das so wollen. Sondern weil wir Menschen sind, lebendig und fehlerhaft. Es passiert uns – meist ohne böse Absicht. Drum haben so viele Menschen Angst davor, sich fest zu binden: die Chance einer tiefen, intimen, echten Verbindung gibt es nicht ohne dieses Risiko.

„Cause we‘re young and we‘re reckless. We‘ll take this way to far. It‘ll leave you breathless – or leave a nasty scar. Got a long list of ex-lovers. They‘ll tell you I‘m insane.
But I‘ve got a blank space, baby. And I’ll write your name.“

Taylor swift – blank space

Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen Verletzlichkeit und Fahrlässigkeit. Menschen, die vortäuschen, manipulieren oder berechnend sind – nur um eigene Vorteile zu haben – sollten Warnschilder tragen. Damit diejenigen, die es ernst meinen, sich zeigen und offenherzig in Verbingungen gehen, nicht von ihnen ausgedämpft werden. Den Mutigen gehört die Welt. Es sind die, die sich immer wieder trauen, sich einzulassen, verletzlich zu zeigen und alte Muster hinter sich begraben wollen.

Die Verantwortung liegt nicht darin, perfekt zu sein. Sondern darin, ehrlich zu kommunizieren. Konflikte nicht zu vermeiden, sondern mit viel Know-How zu gestalten und zu managen. Nicht besserwisserisch zu sein und zu wirken, sondern echter und aufrichtiger zu sein. Mit sich selbst UND dem Gegenüber. 

Das klingt alles viel schöner als es in der Realität tatsächlich ist. Beziehungsarbeit ist oft auch anstrengend, mühsam, von Missverständnissen geprägt. Wir sind gefordert, unbequeme Wege zu gehen und kurzfristig Enttäuschung zu erleben, damit wir langfristig zufriedener sein können. 

Beziehung = die ehrlichste Weiterbildung deines Lebens.

Stell dir vor, Beziehung wäre ein Masterstudium. Es ist nicht nur sehr viel Theorie und fundiertes Wissen notwendig, um richtig gut darin zu werden. Vor allem braucht es, damit es auf das Leben einen Sinn ergibt, einen Transfer in den Alltag. 

Es gibt keine Prüfungen vor Kommissionen, denn du lernst bei jedem Gespräch

  • wie du wirklich zuhörst.
  • Wie du dich zumutest – ohne dich zu verlieren.
  • Wie du bleibst, auch wenn es unbequem wird.

Das Leben hört glaub ich nie auf, uns kleine Prüfungen zu schicken. Die uns Auskunft darüber geben, wie viel wir wirklich schon gelernt haben. Wo wir vermutlich noch etwas Nachhilfe brauchen. Weil wir ziemlich sicher NIE auslernen und somit bleiben, wie wir sind: menschlich, lebendig und ausbaufähig. 

So wünsche ich dem Influencer im immer schwarzen T-Shirt die Erkenntnis, dass er sich nicht bis zum Umfallen optimieren muss, bevor es in einer ernsthaften Beziehung klappen kann. Und das Vertrauen und das Glück, ein Gegenüber zu finden, mit dem solche Lernerfahrungen möglich sind. Selbst so gut wie garantiert ist, verletzt zu werden oder selbst zu verletzen. Denn: in erfolgreichen Beziehungen gibt es auch Versöhnen und Verzeihen, Reparatur von schlechtem Benehmen. Auch wenn es nicht leicht ist – es ist definitiv möglich.

Das alles braucht MUT. Und es ist genau das, was die Welt heute so bitter nötig hat.

Menschen, die sich trauen, unfertig zu lieben.

Die unterschätzte Superkraft: Langeweile!

Die unterschätzte Superkraft: Langeweile!

Langeweile fühlt sich für viele Eltern nach Versagen an – und für Kinder wie eine Zumutung. Doch was, wenn genau darin ein Schatz liegt?
In diesem Beitrag zeige ich dir, warum nichts tun manchmal das Beste ist, was deinem Kind passieren kann, wie du es dabei liebevoll begleitest und was das mit diesem vierzig Jahre alten Bild zu tun hat.

Mir ist soooooo fad!

Kaum ein Satz lässt mich als Mama von drei Kindern so widersprüchlich fühlen wie dieser eine. Einerseits bekomme ich augenblicklich ein schlechtes Gewissen: „Bemühe ich mich am Ende nicht ausreichend, meinen Kindern ein anregendes Umfeld zu schaffen?“ Andererseits kocht im selben Moment Wut hoch, weil ich mir zwischen unbezwingbaren Wäschebergen, endlosen Aufräumarbeiten und fordernder Erwerbsarbeit denke: „Mir wär auch gern mal wieder langweilig – an dieses Gefühl kann ich mich gar nicht erinnern!!! Bitte, lass uns tauschen..“.

Im besten Fall folgt dieser inneren Alarmiertheit und meinen Gedanken

  • „Was sollen wir tun?“
  • „Muss ich etwas anbieten?“
  • „Bin ich zu wenig präsent?“

eine abgeklärtere Denkweise aus meinem erwachsenen Pädagoginnengehirn. Das weiß nämlich sehr genau: Langeweile ist kein Zeichen von Mangel. Sondern ein wichtiger Motor für Entwicklung und Kreativität. Unsere Kinder, die mittlerweile fast bis ganz erwachsen sind, wuchsen noch ohne Smartphones und Tablets auf. Seit Bildschirme allgegenwärtig sind, ist die Verlockung enorm, jede Sekunde „sinnloser“ oder ungenutzter Zeit mit Inhalt vollzustopfen. Das verwehrt der nächsten Generation die Entwicklung einer bedeutenden Superkraft: Langeweile auszuhalten.

1. Warum Langeweile eine unterschätzte Superkraft ist

Kreativität wächst auf dem Boden der Langeweile

Wenn meine Kinder einen Satz von mir als Mama besonders gehasst haben, dann den: „Oh, dir ist fad – wie wunderbar. Dir fällt bestimmt demnächst etwas Tolles ein!“ Ich wusste, nachdem ich meine Alarmbereitschaft, wie oben beschrieben veratmet hatte, wie ich reagieren wollte: ihren Gehirnen Zeit geben, eigene Ideen zu entwickeln, ohne vorschnell Reize vorzugeben oder ein Spiel anzuregen.

Ohne sofortige Ablenkung durch Medien oder Aktivitäten (durch Erwachsene initiiert) beginnt die kindliche graue Masse selbst kreativ zu werden – ganz im Sinn eines freien Spiels. Nein, das geht nicht auf Knopfdruck. Ja, die Zeit bis dorthin ist für mich als erfolgsorientierte, durchgetaktete und effiziente Erwachsene oft schwer auszuhalten. 

Langeweile als emotionaler Spiegel

Genau dieses „schwer aushalten“ ist schon die nächsten Kompetenz, die dabei trainiert wird (auch bei mir als erwachsene Begleitung!). Mit innerer Leere, Frust und Unruhe umgehen zu können, ist eine wichtige Basiskompetenz beim kreativen Problemlösen und das werden wir bei Gott in einer immer komplexer werdenden Welt gut brauchen können.

Emotionale Entwicklung fördern bedeutet für mich auch, einer anderen Person (auch nicht dem geliebten Kind) jedes unangenehme Gefühl sofort abnehmen zu wollen. Das einzige was wirklich wichtig ist: in Verbindung bleiben und verfügbar sein, damit das Kind erfährt: ich bin auch okay, wenn ich frustriert, gelangweilt und unrund bin.

Wenn ich mich als Mama zurückhalte und es nicht gleich für mein Kind „besser weiß“, kann das junge Leben seine Selbstwahrnehmung entwickeln und für sich selbst nach und nach herausfinden: „Was tut mir gut?“

Selbstwirksamkeit statt Dauerbespaßung

Ich habe mich lange erfolgreich gegen Spielkonsolen und portable Dauerbespaßung in unserer Familie gewehrt. Unsere Kinder liefen dadurch zu kreativen Höchstleistungen auf – zum Beispiel, indem sie alle Geräte, die wir ihnen nicht gönnten einfach selbst bastelten. Ein wenig Karton, Kleber und Kinderfantasie und die erlebte Handlungsfähigkeit wuchs ins Unermessliche. Kinder, die erleben, dass sie sich selbst aus der Langeweile „herausmanövrieren“ können, entwickeln überdies ein stärkeres Selbstvertrauen.

2. Was uns als Eltern so schwerfällt – und warum

Wenn du bis hierher gelesen hast, denkst du vielleicht „wie konnte ich Langeweile jemals negativ empfinden“? Das ALLES will ich unbedingt für mein Kind! 

Die Angst vor Stillstand.

In unserer durchgetakteten Welt gibt es Glaubenssätze, die wirksam und nachhaltig dafür sorgen, dass wir Leere oder Stillstand als Rückschritt erleben. Wir leben nicht mehr in einer Leistungsgesellschaft – leisten allein reicht gefühlt schon längst nicht mehr. Wir sind eine Erfolgsgesellschaft – alles muss effizient, ertragreich und extragut sein. So geht Kindheit jedoch nicht. Oft projizieren Eltern ihre eigenen Unruhe auf die Kinder und stopfen jedes Loch im Kalender mit (gutgemeinten) Aktivitäten, Erlebnissen und Programm voll. 

Das ist ein ausdrückliches Plädoyer für „faule Elternschaft“ in der richtigen Art und Weise – es gibt ein hervorragendes Buch dazu von Tom Hodgekins , das ich wärmstens empfehle.

Das schlechte Gewissen.

Die meisten Eltern wollen für ihre Kinder das absolut Beste. Dafür strengen sie sich auch oft an. Entwickelt hat sich eine Bespaßungsmentalität, die nicht zuletzt auf Social Media befeuert wird und gleichzeitig tatsächlich relevante elterliche Kompetenzen völlig vermissen lässt. 

Schlechtes Gewissen sollten wir haben, wenn wir unsere Kinder nicht gut co-regulieren, unsere eigenen unangenehmen Gefühle nicht managen können oder die Verbindung zum Kind trennen, weil sie nicht unserem Idealbild entsprechen. Definitiv aber nicht, weil wir keinen Ausflug machen, keine Freunde einladen oder keine instagrammable Abenteuer inszenieren. 

Die Verwechslung von Bedürfnissen und Wünschen.

Nicht jede geäußerte Idee eines Kindes ist ein echtes Bedürfnis. „Mir ist fad!“ kann bedeuten:

  • Ich brauche Verbindung.
  • Ich fühle mich unwirksam / ohnmächtig / hilflos / leer.
  • Ich bin überreizt und finde keinen Weg heraus.

Eltern brauchen sehr viel Feinfühligkeit, um Kinder hier gut zu begleiten und ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten statt im Außen einfach zu überdecken. Ein Prozess, der Frustration und innere Unruhe einschließt. Die Entwicklungsaufgabe ist, nicht jede „unangenehme“ Emotion lösen zu müssen und die Frustationstoleranz zu erhöhen, damit das Kind lernt in die Selbstwirksamkeit zu kommen.

3. STRATEGIEN für den ALLTAG – wie schaffen wir das nun mit der Langeweile?

„Ich sehe dich“ – ohne eine Lösung anzubieten

Was jedem Menschen gut tut: wenn jemand anerkennt und sieht (auch mit Worten), wie es uns geht: „Aha, dir ist langweilig. Das fühlt sich bestimmt doof an.“ Wirklich hinsehen und hinfühlen hilft. Kein sofortiges Eingreifen und mit einer Idee um die Ecke kommen! Es gilt: genau beobachten, ob und wie viel Impuls nötig ist. Meistens ist weniger mehr und es reicht eine kindgerechte, anregende Umgebung, um den Spieltrieb und die Kreativität zu aktivieren. 

Ideenräume statt Entertainment

Lass mich dir als gelernte Elementarpädagogin sagen: wir sind nicht die Alleinunterhalter unserer Kinder! Ich hab praktisch nie in all den Kinderjahren aus eigenem Antrieb eine Bastelarbeit angefangen. Jedes kreative Werk hab ich aber so gut wie möglich unterstützt und begleitet. Was es braucht, damit Ideen entstehen können? Einfache Materialien: Zettel, Schnüre, Kleber, Locher und Stifte. Ein Tisch, wo sie werken können und ganz oft waren Verpackungsmaterial, leere Klopapierrollen oder Jogurtbecher ein fantastischer Zeitvertreib. Von Kastanienrutschen, Bügelperlenapotheken und Jogurtbecher Cocktailbars ist dabei so viel Großartiges entstanden, dass ich heute noch vor Freude heule, wenn ich daran denke.

Ja, das Chaos war zeitweilig selbst für mich (kreativen Geist) unerträglich. Manchmal landete Farbe auf dem neuen Terrassenboden, der ganze Küchentisch war voller Klebstoff und Locherschnipsel verteilten sich bis in die letzte Möbelritze. Und es war jede Sekunde des Aufräumens wert, sie so im Flow zu erleben statt vor platten Bildschirmen geparkt zeitliche Lücken zu füllen.

3 PROFI TIPPS:

  • Zweckentfremdung von Materialien und Gegenständen zulassen bzw. fördern (Stühle als Zugabteil einsetzen, Schachteln als Spielhäuser, Erde & Sand für die „Matschküche“ erlauben)
  • Auf vielseitig bespielbares Spielmaterial (Kappla, Konstruktionsmaterial usw) setzen (keine Legosets, wo beinah jeder Baustein nur eine mögliche Verwendung zulässt!)
  • Konservierung von Spielszenen ermöglichen (nicht jeden Abend alles wegräumen müssen – hat mehrere Vorteile!)

Gemeinsame Reflexion fördern & Ressourcen aktivieren

Ich hab schon einmal berichtet, wie mich ein Bastelvorhaben unserer Mittleren komplett ausrasten hat lassen. Überforderung auf beiden Seiten, die mangelnde Umsetztbarkeit und fehlende Skills waren der Grund, warum in dem Fall kein FLOW-Zustand entstand.

Das gelingt, wenn es herausfordernd genug, aber nicht zu schwierig ist und meine Fertigkeiten, Talente und die Übung in balance sind.

Wenn wir als ERwachsene Kinder begleiten, ist es definitiv besser, das Kind mit Fragen zur Reflexion anregen und damit Ressourcen zu aktivieren, statt ihnen „unsere“ gute Lösung auf das Auge zu drücken.

  • Was hast du denn letztes Mal gemacht, als dir langweilig war?
  • Was würde deinem Freund x dir raten, was du machen kannst?
  • Wobei hattest du zuletzt viel Spaß, als du es (allein) gemacht hast?

So oder so ähnlich kann es klingen. Was wir damit machen: uns selbst auf Augenhöhe mit dem Kind begeben und ihm zwischen den Zeilen zu sagen: Ich bin überzeugt, du trägst die Lösung in dir. Du schaffst es, dir selbst heraus zu helfen aus diesem unangenhmen Gefühl. Ich bin da, glaub an dich und halte es mit dir aus.


Ein alter Tisch, eine provisorische Holzstufe und eine ausgediente Leiter waren vor knapp vierzig Jahren die Basis für eine Spielidee, die in den leuchtendsten Farben in meinem Gedächtnis aufgehoben ist. Meine beiden Cousins, meine Schwester und ich konnten oft aus Nichts die tollsten Ideen entwickeln, in diesem Fall eine Feuerwehr samt Drehleiter und Schläuchen. Wir haben alles aus den letzten Ecken des großelterlichen Bauernhofs zusammengekarrt, aufeinander gestapelt und sind darauf herumgeturnt. Verantwortungslos? Könnte man heutzutage gleich mal hören. Ich sehe hinter dem Bild auch Erwachsene, die folgendes konnten: ZUTRAUEN, ZUMUTEN und ZUVERSICHTLICH sein, dass die Kinder sich selbst beschäftigen. Ja, eine andere Zeit für Kindheit. Aber genau dieselben Qualitäten brauchen wir heut noch, vier Jahrzehnte später und ich wage mich mal weit hinaus: das werden wir immer brauchen.

Spielräume (im pädagogischen Sinn) ermöglichen Autonomie, Entscheidungskraft und Selbstorganisation. Solche Räume tun sich auf, wenn Langeweile anklopft. Somit ist Langeweile kein Notfall, sondern ein Geschenk – verpackt in leicht nörgelndem, genervten Tonfall. Wenn wir Eltern diesem Präsent mit Vertrauen, Gelassenheit und liebevoller Präsenz („Ich bin da und ich mach nicht alles weg!“) begegnen, schenken wir unseren Kindern etwas ganz Wertvolles: die Erlaubnis, sich selbst zu entdecken.

🗣️ ERSTE HILFE KOFFER: 5 Dinge, die du sagen kannst, statt sofort zu reagieren

  1. „Hm, das klingt gerade nicht so angenehm. Magst du mir erzählen, wie sich das für dich anfühlt?“
    ➡ Fördert emotionale Sprache und Selbstwahrnehmung
  2. „Langeweile ist manchmal wie ein leerer Raum – ich bin gespannt, was dir gleich einfällt.“
    ➡ Bringt Vertrauen in die eigene Kreativität des Kindes zum Ausdruck
  3. „Du darfst dich auch mal langweilen. Oft kommt dann etwas richtig Spannendes aus dir selbst.“
    ➡ Normalisiert das Gefühl und gibt inneren Prozessen Raum
  4. „Ich bin in der Nähe, wenn du mich brauchst – aber du darfst erstmal selbst schauen, was du machen möchtest.“
    ➡ Signalisierst emotionale Präsenz, ohne das Problem zu übernehmen
  5. „Weißt du noch, als du beim letzten Mal was Cooles gemacht hast, als dir langweilig war? Was war das nochmal?“
    ➡ Fördert Erinnerung an eigene Lösungsstrategien = Selbstwirksamkeit stärken

Wenn du (in den Ferien) Entlastung oder Unterstützung als Elternteil möchtest:

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