Aller Anfang ….. braucht Beziehung!

Aller Anfang ….. braucht Beziehung!

Wenn in diesen Tagen wieder Krippe, Kindergarten und Schule starten, ist es für viele Kinder ein Schritt in eine neue Lebensetappe. Manchen gelingt so eine Umstellung reibungslos, bei anderen braucht es viel Begleitung um diese Phasen des Übergangs, der Veränderung und des Loslassen gut zu meistern.

Nach den mehr oder weniger langen Ferien, der freien Tagesgestaltung mit reichlich Zeit und Gelegenheit um Pausen und Erholungsphasen zu genießen, folgt nun wieder eine Phase mit deutlich mehr Struktur. Fixe Aufstehzeiten, Routinen, Zeitpläne und Termine geben wochentags wieder den Ton an. 

ÜBERGÄNGE

Besonders Übergänge sind in Familien sensible Phasen, die bewusst begleitet sein wollen. Der Übergang von den Ferien zur Kindergarten-/ Schulzeit, der Übergang von daheim in die Außer-Haus-Betreuung und auch das Heimkommen von Kindergarten, Schule und Co ist meist eher angespannt, eher konfliktbehaftet, eher emotionsgeladen. 

Was wir Erwachsene schon mit unserer Routine bewältigen, fällt den Kindern oft unbewusst sehr schwer: die Umstellung von einem System auf das nächste. Überall sind andere Personen, mit denen man zusammentrifft, andere Regeln, andere Räumlichkeiten, andere Gerüche, Eindrücke und Anforderungen, die es zu verarbeiten gibt. Das kann ganz schön anstrengend sein, besonders wenn das Kind zum ersten Mal auf diese „neue Welt“ trifft. 

DIE RICHTIGEN FRAGEN

In der Vorbereitung ist es gut, das Kind in Gesprächen darauf einzustellen – und dabei jede Wertung („Der Ernst des Lebens“ oder „Da weht ein anderer Wind“ oder „Da ist es so lustig für Kinder“) zu vermeiden. Statt „Freust du dich auf die Schule?“ lieber fragen: „Was geht dir im Kopf um, wenn du an die Schule denkst?“ Oder: „Was meinst du, wie das wird, wenn du da hingehst?“ 
So vermitteln wir den Kindern weder, dass es „normal“ ist, sich auf die Schule / KG zu freuen, oder der Zeit eher ängstlich entgegen zu blicken. 

Ein positives Einstimmen ist okay, so lange das Kind nicht den Eindruck bekommt, sich freuen zu müssen und unsichere Äußerungen nicht gleich abgewendet werden.
Offene, neutrale Fragen erlauben dem Kind, seine Gefühle auszudrücken, wie sie eben sind und nicht mit der Antwort der vermeintlichen Einschätzung der Erwachsenen zu entsprechen! 

BEZIEHUNGSORIENTIERTES HANDELN

Egal, wie das Kind auf solche Fragen antwortet: es braucht das angenommen sein in diesem Gefühl. 
“Ach, so ist das also für dich.“ Wenn ein ängstliches Kind hört: „Geh, da brauchst du doch keine Angst haben!“ und wenn ein  vorfreudiges Kind hört „Na, da werden sie dir dann andere Saiten aufziehen!“ bekommen sie jedenfalls das Gefühl: mit mir stimmt scheinbar was nicht, denn ich sollte mich anders fühlen. Das kann sehr belastend sein für Kinder. 
Die Gefühlswelt des Kindes annehmen, sich einfühlen und reflektieren ist ein wichtiger Baustein für  starke Beziehungen. Danach geht es darum, ob und was wir als Eltern tun können um das Kind in solchen Übergangsphasen zu unterstützen. 

Ein schön verzierter Stein als „Mutstein“ in die Hosentasche packen (vorher gut mit Mama-Papa-Energie aufgeladen), ein Tuch von Mama mitnehmen, ein vertrauter Gegenstand, der Trost spenden kann, die extra-lange Umarmung, ein geheimes Zeichen, ein kurzes Abschieds-Ritual – es gibt unzählige Möglichkeiten, die Eltern und Kindern zur Verfügung stehen um diese Zeiten gut zu gestalten. Dabei können uns sollen Kinder – je nach Alter – aktiv eingebunden werden. Sie haben oft die tollsten Ideen!

NEUE WELT

Wenn Kinder zum ersten Mal in ein neues Umfeld (Kindergarten, Schule,…) kommen, ist es natürlich, wenn dies mit Vorsicht passiert. Alles ist fremd und das Vertrauen muss erst aufgebaut werden. So etwas schafft man nur mit genügend Zeit und der Sicherheit, dass man geborgen und gehalten ist mit allen Facetten seiner Persönlichkeit. 

Bei jüngeren Kindern (Krippe und Kindergarten) kommt dazu, dass sie kein zeitliches Vorstellungsvermögen haben und ihnen jeder Abschied ein wenig wie „für immer“ vorkommt. Bis sie die Erfahrung gemacht haben: ich kann mich verlassen, dass mich die Eltern wieder abholen. Statt: „Geh, brauchst doch nicht weinen, ich komm ja eh bald wieder! Hier ist doch alles so schön“ braucht es ein: „Du bist mutig, dass du hier bleibst, bis ich dich abholen komme, obwohl hier alles neu für dich ist.“ Danach kann sich das Kind einlassen auf erste Annäherungen zu den dortigen Bezugspersonen, auf erste Spiele mit neuen Materialien, auf erste Interaktionen mit den Gleichaltrigen. Es braucht das Gefühl verstanden zu sein, ernst genommen zu sein und in Ordnung zu sein.

IN ORDNUNG statt PERFEKT

All dies geschieht trotz unserer Bemühungen meist unter großer Anstrengung aller Beteiligten. Loslassen, Heimkommen, den Arbeitstag hinter sich lassen, hungrige und übermüdete Kinder versorgen und die vielen Eindrücke des Tages zu verarbeiten schafft meist alles andere als Harmonie bei Erwachsenen wie bei Kindern.

Es ist in Ordnung, wenn diese Phasen sich turbulent anfühlen. 
Es ist in Ordnung, wenn über Weinen und Schreien Stress abgebaut wird, solange Kinder dabei begleitet werden. 
Es ist in Ordnung, wenn wir Eltern dabei keine hocherfreute Miene machen können. 
Es ist in Ordnung, gut genug zu sein.

Auch hier ist es förderlich, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und ehrlich zu sein. Wenn man sehr erschöpft ist, kann man das sagen. Wenn man sehr frustriert ist, kann man das sagen. Und Kinder brauchen oft unsere Hilfe um ihre Gemütszustände in Worte fassen zu können. Das gelingt manchmal besser, wenn man gemeinsam etwas tut wie Tisch decken, Essen vorbereiten, abräumen. Bei sich bleiben, ein paar tiefe Atemzüge, an das denken, was jetzt im Moment wichtig ist. Kleiner Tipp: es ist meist nicht die Wäsche oder die Staubwolken am Boden.

BEZIEHUNG im FOKUS

Es braucht folgendes: 

Auf die Kinder schauen und sehen, wie sie sich bemühen. 
Anerkennen, wenn etwas anstrengend ist und unrund läuft, obwohl wir uns so sehr bemühen. 
Hilfe annehmen, wenn ihr als Familie am Ende der Weisheit angekommen seid. 

Und immer wissen: egal, was alles schief läuft – wenn Kinder bedingungslos geliebt sind, dürfen wir als Eltern auch ganz schön viele Fehler (=Erfahrungen) machen und es ist trotzdem alles gut. 

Sie wissen und erleben nämlich:
jemand hört mir zu,
jemand nimmt mich ernst,
jemand interessiert sich für mich,
jemand sieht mich und nimmt mich an.
So wie ich bin. 

Das ist beziehungsfördernd, beziehungsstärkend und beziehungsorientiert. Und gute, tragfähige und sichere Beziehungen lassen uns einfacher die Herausforderungen und Veränderungen des Lebens bewältigen. 

Wie erlebst du als Elternteil diese Phasen des Übergangs? Hast du einen Tipp?

Zeugnis geben.

Zeugnis geben.

In diesen Tagen ist es wieder soweit. Unsere Schulkinder bekommen ihre Zeugnisse in die Hand gedrückt, überwiegenderweise mit Ziffernnoten, die anscheinend Auskunft über unsere Kinder geben können. Noten können vielleicht MANCHES ausdrücken, was so in einem Schuljahr von einem Kind oder Jugendlichen geleistet wird. Bei weitem aber nicht alles. So kann und möchte ich als Mama auch ZEUGNIS geben, wovon ich ZEUGin war in den letzten Monaten.

Und nein – dazu brauche ich keine Ziffernnoten.

Ich kann Zeugnis geben von der LEISTUNGSBEREITSCHAFT der Kinder. Von ihrem Willen, das Beste von sich zu zeigen und das Beste zu geben, sich gut und eifrig vorzubereiten, zu lernen, manchmal auch auswendig, weil es ein Fach oder Themengebiet ist, für das sie sich schlicht und einfach nicht interessieren (können). Auch wenn es ihnen schwerfällt, jede Lust dabei abhanden kommt und sie es trotzdem tun. Lernen, arbeiten, trainieren, üben. Nicht immer ohne elterlichen Motivationsschub, aber doch.

Ich kann Zeugnis geben von der ANSPANNUNG, die oft vor diversen Schularbeiten, Tests oder anderen Überprüfungen da war. Von der Befürchtung „es nicht zu schaffen“, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, trotz Vorbereitung nicht zu bestehen, von dem betrübten Ausdruck in den Augen, wenn sie an so einem Tag das Haus verlassen. Obwohl wir als Eltern keinen Druck auf sie ausüben in Bezug auf Noten. Wir sagen immer: wenn wir sehen, dass du dich bemühst und gut vorbereitest, ist die Note gleichgültig! Leider sind wir nicht die Einzigen, die hier die Latte legen. Gesellschaft, Schule, Umfeld – all das wirkt auch auf unsere Kinder.

Ich kann Zeugnis geben von der FREUDE mit der sie oft von der Schule heim kamen. Entweder weil etwas besonders lustig war, weil Lehrpersonen mit den Kindern humorvoll sein konnten, weil ihnen ein Referat besonders gut gelungen ist, weil sie Spaß mit ihren Freund*innen in den Pausen hatten (oder im Unterricht?), weil sie ihr Wissen & Können abrufen konnten oder weil zumindest der Heimweg auf irgendeine Weise amüsant war.

Ich kann Zeugnis geben von der DEMOTIVATION, die das Regelschulsystem mit sich bringt. Dass Kinder erleben, dass man sich nicht für sie interessiert, sie nicht bei ihrem Lern- oder Interessenstand abgeholt werden, exakt 50-minütig ihr Interesse tauschen sollen, sie einem verstaubten Lehrplan unterworfen sind (übrigens auch die Lehrpersonen), sich dauernd beurteilen und bewerten lassen müssen, damit dann am Ende des Jahres – aus manchmal nachvollziehbaren und manchmal auch nicht transparenten und subjektiven Prozentzahlen – eine Ziffernnote berechnet werden kann. Dass sie oft reduziert werden (müssen): auf eine Zahl.

Ich kann Zeugnis geben von der KREATIVITÄT unserer Kinder. Die einen sind kreativ beim Gestalten ihrer Mitschriften (Handlettering), beim Schmücken ihrer Federschachteln und Schultaschen, beim Entwickeln von Denkstützen, können improvisieren (wenn sie wieder mal was daheim vergessen haben) und sind erfinderisch beim Sich-selbst-ablenken-vom-Lernen. Die anderen finden allerlei kreative Gründe, warum sie HEUTE die Hausübung nicht machen können (wollen), haben Ideen, wie man den Unterricht aufpeppen könnte, malen zwar im Zeichenunterricht nur das Allernötigste, daheim dann aber zum frei gewählten Thema (Danke, Pinterest) stundenlang mit unfassbarer Begeisterung.

Ich kann Zeugnis geben von der BEGEISTERUNG, die das Verhalten einer Lehrperson und ihr Umgang mit den Kindern auslösen kann. Das kann die Begeisterung der Pädagogen sein, die in deren eigenen Unterricht rüberkommt (sonst hätte sich die Tochter nie freiwillig für die Chemie-Nachmittage angemeldet). Das kann die Zustimmung und Bekräftigung sein, wenn sie Klimastreiken gehen („Mein Herz ist bei dir!“), einer ehrlichen und persönlichen Rückmeldung, die von Herzen kommt („Du hast wirklich kluge Fragen gestellt!“) – eine Geste, vielleicht sogar nur ein Blick, der ihnen sagt: ich sehe dich als die Person, die du bist. 

Ich kann Zeugnis geben von der VIELFALT der Interessen, die in einem Schulzeugnis gar nicht erwähnt werden. Von ihrem Engagement und ihrer Freude beim Tanzen, beim Fußball, beim Spielen von Instrumenten, beim Streiten und Sich-wieder-vertragen, beim Ministrieren, beim Skifahren, beim Singen, beim Fragen-stellen zu aktuellen Themen in der Politik, Klimawandel, Digitalisierung, Ernährung, Konsum, … usw. – und dass es eine Freude ist, zu sehen, dass sie – manchmal – noch nicht ganz vergessen haben, dass das Leben nicht nur aus Schule besteht.

Die ZIELLINIE ist in Sicht. Als Mama, die ihre Kinder zu eigenständigen, mutigen und selbstorganisierten Menschen wachsen lassen möchte UND sie hautnah, interessiert und gefühlvoll durch die Höhen und Tiefen eines Schuljahres begleitet – freue ich mich auf die Ferien. 

Ihre Ferien sind auch ein Stück meine Ferien. 
Weniger Termine, kein Leistungsdruck, kein frühmorgendliches Aus-dem-Bett-kriechen.
Schulsachen in die Ecke lehnen und erst mal durchatmen.
Zufrieden und stolz auf das vergangene Schuljahr blicken.
Die Füße hochlegen und genießen, was das Leben zu bieten hat.
Worauf schaust du am Ende eines Schuljahres zurück?
Was siehst du bei deinem Kind, was in der Schule NICHT gesehen wird?

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Kommentar schreibenKommentare: 2

  • #1Monica Karsai (Freitag, 05 Juli 2019 09:52)Liebe Kerstin,
    du warst mir eine Quelle der Inspiration!
    Ich habe es dir gleich getan, und meinen Kindern ein eigenes Zeugnis ausgestellt.
    Denn wie du, bin ich auch der Meinung, dass unsere Kinder SO VIEL MEHR sind, als nur Noten auf einem Zeugnis. Das was sie WIRKLICH ausmacht, kann man sowieso nicht in Zahlen ausdrücken.
    Vielen lieben Dank für deine Idee!
    Ich wünsche dir und deiner wunderbaren Familie einen wunderschönen, erlebnisreichen und doch auch erholsamen Ferien.
    Liebe Grüße,
    Monica
  • #2Kerstin Bamminger (Freitag, 05 Juli 2019 10:49)Danke, liebe Monika! Da haben sie sicher auch so eine Freude wie unsere Kids! Obwohl ich ihnen diese Dinge sowieso nicht nur am Zeugnistag sage, sondern das ganze Jahr über!
    Dir und euch auch einen schönen Sommer!
    Lebendige Grüße, Kerstin
Mein Traum von Schule.

Mein Traum von Schule.

17. Das ist die Anzahl der Jahre, in denen ich unsere drei Kinder durch die Schulpflicht begleite.
Die dazugehörigen Erfahrungen machen mich immer wieder nachdenklich. 

In diesen Tagen starten wir in ein weiteres Semester Schulpflicht im Regelschulsystem, die Ferien sind vorbei, es rollt die nächste Schularbeitenwelle an, kiloschwere Schultaschen werden auf manchmal zu zierlichen Rücken geschleppt, es wird stillgesessen und es werden Gehirne gestopft, um daheim am Nachmittag noch mehr von demselben zu tun. Die Realität holt uns ein, da fange ich an zu träumen …

… von einer Schule, auf die man sich in den Ferien schon freut, nicht nur, weil man dort die Freunde wieder trifft und Zeit mit ihnen verbringt, sondern weil man dort als wertvolles Individuum gesehen wird, vor allem mit Stärken, Talenten und Ressourcen statt mit Fehlern, Mängeln und Schwächen. 

… von einer Schule, wo Kinder selbstmotiviert lernen, bei ihren Bedürfnissen und Interessen abgeholt werden und dort gefördert, wo sie stehen. Wo Pädagoginnen nicht stupide einem teilweise sinnentleerten Lehrplan folgen und Themen nicht nur über Klassen sondern ganze Schulstufen drüber stülpen oder besser gesagt hineinstopfen, sondern neue Wege gehen (die eigentlich eh nicht mehr ganz so neu sind): offene Lernformen, offene Klassenzimmer, Zusammenarbeit fördern, Tutorsysteme etablieren, eine freundliche, unterstützende Lernkultur basierend auf der Überzeugung, dass jedes Kind talentiert ist und lernwillig – wenn es sich selbstbestimmt dem Lernfortschritt widmen darf. Ganz nach Modellen alternativer Pädagogik oder „Schule im Aufbruch“ von der genialen Margret Rasfeld, einer Vordenkerin zum Thema wie Lernen (auch) gehen kann. 

… von einer Schule, in der erkannt wird, dass Beziehung vor Bildung kommt. Wo LehrerInnen sich für ihre Schüler interessieren, einander menschlich auf Augenhöhe begegnen statt von oben herab, die Pädagogen sich als Begleiter zur Bildung sehen, die den Überblick behalten und Kinder motivierend anleiten, statt wie Zitronen ausquetschen und das Beste in den jungen Leuten hervorbringen wollen, statt ihnen das Fürchten zu lehren vor der ewig gestrigen (Ziffern-)Beurteilung. 

… von einer Schule, in der willige Eltern auch tatsächlich mitreden dürfen, sich einbringen und ihre jeweilige Fachkompetenz zur Verfügung stellen können, statt mit fünf- bis fünfzehnminütigen Zeitfenstern an Elternsprechtagen oder KEL-Gesprächen mit einer Aufklärung über den Zustand des eigenen Kindes abgefertigt werden. Wo es möglich ist, auch mal Kritik zu üben, ohne dass es dann den Kindern auf den Kopf fällt, und man selbst abgestempelt wird als unangenehme Querulantin, der scheinbar sowieso nichts recht gemacht werden kann. Ein wenig mehr Demut und die Einsicht, dass LehrerInnen tagtäglich mit dem Wertvollsten, das wir haben arbeiten, umgehen und es (mit-)formen – ganz besonders den Zugang und die Einstellung zum Thema (Aus-)Bildung. Und dass man sich nicht so hoffnungslos ausgeliefert fühlt, weil man als winziges Rädchen in dem großen System nur wenig und langsam bewegen kann.

… von einem Schulsystem, in dem Pädagoginnen auch gekündigt werden können. Und zwar nicht erst, wenn sie sich richtig heftig was zu Schulden kommen haben lassen, sondern schon vorher. Wenn offensichtliche Kompetenzmängel vorliegen, immer wieder disziplinäre und organisatorische Fehler passieren, wenn eindeutig instabile Persönlichkeiten mit der Leitung von Klassen überfordert sind, Selbständigkeitserziehung nicht von „im-Stich-lassen-mit einer-Aufgabe“ auseinander gehalten werden kann, Kinder sich so ängstigen, dass sie beginnen wieder einzunässen (in der Volksschule!) und im harmlosesten Fall schlicht und einfach vollkommen die Lust verlieren, zur Schule zu gehen.

… von einer Schule in der das echte Leben Platz haben darf, oder die mal ins echte Leben hinaus zieht. Wo man von Blumenwiesen auf der Blumenwiese lernt und beim Malen auch mal kreativ sein darf, wo man lernt wie man sich Wissen holt, richtige von falschen Informationen unterscheidet und nicht alles auf platten A4 Zetteln in schwarz weiß abgedruckt zum Bearbeiten bekommt. 

Zugegeben: es gibt sie schon, diese Schulen. Es gibt sie auch, die geträumten LehrerInnen. Die, die voller Leidenschaft sind für ihren Beruf und dazu auch noch kompetent, offen, mutig, veränderungsbereit, flexibel und voller Ideen. Wir brauchen aber noch mehr von der Sorte. Genau gesagt, sollte JEDES Kind die Möglichkeit haben, so eine Schule zu erleben und nicht nur diejenigen, die vielleicht glücklicherweise in ihrem Wohnort eine fortschrittliche Schule haben oder hohen (finanziellen) Aufwand betreiben um ihr Kind in einer freien oder alternativen Schule die Schulpflicht absolvieren zu lassen. 

Margret Rasfeld bestätigt, dass die Gesetze den nötigen Spielraum bieten. Jede Regelschule kann sofort umstellen auf offene Unterrichtsformen, selbstorganisiertes Lernen, Selbstverantwortung statt Pflichterfüllung, Lob und Vertrauen und die Erhaltung und Förderung der Begeisterung und Kreativität von SchülerInnen.


„Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt, die eine nur aus dem Haufen Ballast: Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt. Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!“    R. Mey


Die Erfahrungen, die wir mit unseren Kindern – besser gesagt deren Lehrerinnen in der Grundschule machen und machten, sind leider bis auf wenige Ausnahmen bedauerlich. Auch in der Beratung und in Workshops höre ich, wie rückläufig es in manchen Schulen immer noch abgeht. Gerade in diesen Jahren, wo oft eine Lehrperson den ganzen Unterricht allein schaukelt ist man dem Tun dieser Person praktisch hilflos ausgeliefert. 

Da braucht es umso mehr uns Eltern

  • die wir unsere Kinder bedingungslos annehmen, egal was sie in der Schule erleben. 
  • die sich für die Kinder interessieren und deren Beziehung tragfähig ist, wenn sie mal wieder mit Enttäuschungen daheim aufschlagen oder erst gar nicht das Haus verlassen wollen. 
  • die ihnen auch mal sagen, dass es genug ist mit Lernen, dass sie lieber spielen gehen sollen,
  • dass ihr Leben auch noch andere Inhalte hat als das Existieren für die Schule, 
  • die ihnen zeigen, wie man mit Frust und Trauer umgehen kann, 
  • Sie brauchen UNS als IHRE Gewerkschaft, ihre Interessenvertretung gegenüber der Schule,
  • jemanden, der sieht was in der Schule nicht gesehen wird – und das auch würdigt und achtet. 
  • die jederzeit da sind um sie aufzufangen und anzunehmen.
  • und mit ihnen über den Wahnsinn lachen können…
  • denn manchmal bleibt einem nichts anderes mehr übrig.

In diesem Sinne … auf in das nächste Semester!

Ähnlicher Meinung? Anderer Meinung? Erzähl ruhig in den Kommentaren, was du im aktuellen Schulsystem mit deinen Kindern erlebst … ich überzeug mich gern, dass mein Traum anderswo schon Realität ist! 



Lebendige Grüße,

deine Kerstin

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  • #1Anna (Sonntag, 24 Februar 2019 13:27)Gerade läuft das Lied von Reinhard Mey im Auto…und das halte ich mir grad oft vor Augen. Unser 1.semester hat uns sehr ernüchtert. Die vs im Ort hat einen sehr guten Ruf. Der sich leider nicht bestätigt. Eine völlig überforderte Lehrerin, kurz vor der Pension, null eingehen auf das einzelne Kind; null Kritikfähigkeit, ohne dass es auf s Kind zurück fällt, und eine Tochter die sich vor der Schulzeit selber lesen und schreiben beigebracht hat und jetzt kaum mehr Lust auf lernen und Schule hat. Gute Freundinnen schon, zum Glück. Ganz ganz oft denk ich an „wenn die Ziege schwimmen lernt“.
  • #2Lena (Montag, 25 Februar 2019 19:21)Da kommen mir wirklich die Tränen. Auf der einen Seite, weil ich mich gerührt fühle, mich in dem einen oder anderen Satz wiederfinden zu können und auf der anderen Seite, weil ich die Vorstellung kaum ertrage, dass das österreichische Schulsystem bei gefühlten 99% der Kinder wirklich alles andere als Kind- oder Zeitgerecht ist. Wie man sieht bzw. liest, ist es nicht einmal „Erwachsenengerecht“. So gerne würde ich die Pädagogik, die ich jeden Tag (er)lebe in einem öffentlichen Schulsystem ausüben können, damit mehr Kinder, Eltern und PädagogInnen sehen, wie leicht ein wertschätzender, respektvoller und vor allem liebevoller Umgang miteinander und besonders im Alltag mit Kindern umzusetzen ist. So viel können wir Erwachsene von den Kindern lernen. Sie zeigen uns von sich aus – und das tagtäglich – was sie alles interessiert, was sie wissen und können („lernen“) wollen oder welche Fähigkeiten sie sich bereits angeeignet haben. Bewegung, Rollenspiele, verkleiden, Höhlen bauen, matschen und gatschen, kochen, Brettspiele, malen, basteln, schreiben, rechnen, … – DAS ist die Welt der Kinder. Und zwar viel länger als nur bis in das Kindergartenalter. Täglich fünf Stunden ruhig und höchst konzentriert auf ein und demselben Sessel sitzen und aufzupassen, was der Herr Lehrer oder die Frau Lehrerin da vorne alles sagt, ist wirklich keine Zumutung für einen Menschen. Welcher Erwachsene würde sich freiwillig von jemanden belehren lassen wollen, der vorgibt alles zu wissen und zu können und das Tag für Tag (mindestens) 9 Jahre lang? Doch den Kindern wird genau das aufgezwungen, weil sie sich nicht dagegen wehren können. Sie zeigen uns mit allem was sie haben, dass das System nicht mehr passt bzw. noch nie 100%ig gepasst hat, doch wir sind es die es ändern müssen und können. So wenig braucht es, um einen „Unterricht“ offener, kindgerechter zu gestalten und so vieles kann man dadurch bei ihnen bewirken. Die Kinder heute sind anders als die Kinder vor 5, 10 oder 40 Jahren. Doch die Pädagogik bleibt die Gleiche. Es braucht PädagogInnen und Eltern, die gemeinsam an einem Strang ziehen, bei dem die Kinder an höchster Stelle stehen. wenn beide, Eltern und LehrerInnen, das bestmögliche für Ihre Kinder herausholen wollen, würde die Schule nicht so aussehen wie sie jetzt großteils noch ist. Ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander ist es, was die Kinder brauchen. Worte, Zuneigung, Wertschätzung und keine Noten. Entscheidungsfreiheit, innere Motivation, das Leben als großes Ganzes sehen und keine in 50-Minuten getakteten eingeteilten Schulfächer. Spaß, Entdeckerfreude, Begeisterung, eigene Interessen und keine vorgefertigten Themen von Außen, die dich zu interessieren haben genau jetzt in diesen 50 Minuten. Verständnis, Einsicht, Begleitung im sozialen Leben und nicht Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten. Schon garnicht in nichts sagenden Ziffern.
    Die Kinder sind alles was wir haben und wir haben alles was die Kinder brauchen. Also geben wir es ihnen endlich und „… legen wir ihnen das Universum zu Füßen“ (Maria Montessori)
Plädoyer für Neujahrsvorsätze

Plädoyer für Neujahrsvorsätze

Heut ist es wieder so weit. Ein Jahr geht zu Ende, ein Neues beginnt. Viele Menschen denken in diesen Tagen über das vergangene Jahr nach, sind dankbar, vielleicht erleichtert, manche betrübt, manche erfüllt, manche voll Sehnsucht.

Natürlich brauchst du nicht auf den 1. Jänner eines x-beliebigen Jahres zu warten, um dir etwas Gutes vorzunehmen. Du kannst JEDEN Tag dafür auswählen, eine Verbesserung zu bringen oder dir etwas Positives vornehmen. Es aber an einem 1. Jänner ausgerechnet NICHT zu tun, ist aus meiner Sicht irgendwie komisch.

Das ist, als würde man dem neuen Jahr nichts zumuten, nicht zutrauen, gut zu werden, eine Verbesserung zu bringen, etwas Neues. Und damit auch sich selbst nicht zutrauen, sich zu erneuern, dazuzulernen, sich zu verbessern, zu wachsen, sich zu entwickeln und sich der besten Version von sich selbst ein Stück mehr anzunähern.

Deshalb hab ich schon immer Neujahrsvorsätze gern gehabt. Besonders, weil sie für mich nicht heißen: „mach dir das Leben schwer und verzichte auf was-auch-immer“, sondern: nimm dir was vor, was dein Leben verbessern und verschönern kann.

Das waren bei mir schon ganz einfache Dinge, wie: „heb alles auf, was dir hinunterfällt“ (ja, ich bin auch chaotisch und das gehörte nicht immer zu meinem Verhaltensrepertoire) oder „frag sofort nach, wenn jemand ein Wort benützt, das du nicht kennst“ .


Letztes Jahr nahm ich mir dann vor, jeden Monat etwas zu tun, was ich NOCH NIE im Leben gemacht hab. 

Zunächst scheint das eine mächtige Aufgabe zu sein, doch auch hier liegt der Schlüssel darin, einen guten Mix aus großen und kleinen Premieren zu finden. Dieser Vorsatz beinhaltet nicht nur, dass man sich selbst dazu überredet, immer wieder neue Wege zu gehen und damit beweglich und veränderbar zu bleiben, sondern auch eine gewisse kindliche Neugier, Offenherzigkeit und auch die Bereitschaft, Fehler zu machen und etwas nicht sofort zu können (bzw. erst lernen zu dürfen).

So kam es dazu, dass ich im Jahr 2018 folgende Sachen erleben durfte:

#1 bei einem Flashmob mitmachen
… an einem Samstag am Linzer Taubenmarkt zu schmusen (mit meinem Herzallerliebsten) und wie ca. 50 andere Paare Walzer zu tanzen war eine lustige Erfahrung- zum Jubiläumsjahr der Abteilung BEZIEHUNGleben.at 

#2 eine Autorenlesung besuchen
… als Fan der Altausseer Krimis und dem Gasperlmaier wollt ich mir Herbert Dutzler gern persönlich anhören. Zu meinem Glück kam er in die Bücherei Stadl-Paura – das Gute liegt manchmal ganz nah!

#3 ein Konzert der TotalWorldTour von Joss Stone erleben
schon seit meiner Teenager Zeit bin ich ein RIESEN Fan der stimmgewaltigen Britin, die in ihrer „TotalWorldTour“ alle Länder der Welt bespielt und in jedem Land eine karitative Tätigkeit persönlich unterstützt.

#4 an einer Fußwallfahrt teilnehmen
… frühmorgens Rosenkranz-betend von Roitham nach Stadl-Paura zu gehen – das hat jedenfalls eine meditative Komponente und ist wiederholenswert! 

#5 einen Ehevorbereitungskurs (Partnerkurs für Brautpaare) abhalten
… ich freute mich schon wie ein Schnitzel darauf und mittlerweile liebe ich diesen Teil meiner Arbeit und die Gruppen, die den Hafen der Ehe ansteuern.

#6 den „Jedermann“ in Salzburg ansehen
… eine Spontanaktion, Stehplatzkarten ergattert an einem wunderbaren Augustnachmittag mit dem faszinierenden Jedermann-Einspringer Philipp Hochmaie. Und Salzburg zur Festspielzeit ist sowieso eine Reise wert.

#7 einen Ort bereisen, an dem ich noch nie war: (heuer war das) VERONA
… Romeo & Julia – das fiel mir bis vor kurzem zu Verona ein. Meine liebe Freundin Linda verbrachte 1,5 Jahre dort und leitete die Prinzessinen-Crew von einem Aperol-Spritz zum nächsten. Oh du liebliches Verona!

#8 bei einer Papstaudienz dabei sein 
… ja! Und das mit etwa 70.000 Minis aus ganz Europa – der Petersplatz bei 38° C im Schatten ein echter HOT-Spot! 

#9 Handlettering-Flipcharts erstellen
… das Notwendige mit dem Erfreulichen verbinden und meine Kreative Ader anzapfen – das alles kann ich bei dieser Tätigkeit verbinden, eine neue Ära von Flipcharts ist eingeläutet!

#10 an einer Veranstaltung von „Frau in der Wirtschaft“ teilnehmen
… die Sommernacht der Unternehmerinnen in der Spinnerei Traun – oder waren es doch die ausgehungerten selbst-und-ständig-Arbeitenden?! Mann, die heiße Schlacht am kalten Buffett!

#11 eine Ente zubereiten
… ich hab’s ja nicht so mit dem Federvieh, aber der neue Kombidämpfer spornt mich tatsächlich zu kulinarischen Höchstleistungen an. Ich lerne, ich lerne!!

#12 108 Sonnengrüße zur Wintersonnenwende 
… die 108 zwei mal im Jahr sind schon seit ein paar Jahren ein Fixpunkt. Erstmals allerdings machte ich die 108 mit anderen Yogis in wunderbarem Ambiente, grandios angeleitet von Gernot und Steffi, die dem Abend wunderbar und gekonnt den richtigen Spin gaben.

Diese 12 Erlebnisse waren bei bei Weitem noch nicht alle Premieren des vergangenen Jahres, es gab noch viele berufliche „Erstaufführungen“ und Highlights und auch manche Dinge, dich ich zwar geplant hatte, dann aber aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt wurden.

Das macht gar nix. Denn morgen beginnt ein neues Jahr. Ein Jahr voller Möglichkeiten und Chancen. Ein leeres Buch, das geschrieben werden will. So gibt es für mich, für dich und für jeden wieder unzählige Möglichkeiten etwas Neues zu erleben, sich zu entwickeln, zu wachsen, die „Schotterstraßen im Gehirn“ zu befahren und so das neue Jahr zu einem Guten werden zu lassen.

Der Neujahrsvorsatz, jeden Monat etwas NEUES zu erleben ist dafür bestens geeignet und so nehm ich mir erneut vor: 

… beweglich zu bleiben,
… an Orte zu gehen, die ich noch nie gesehen hab,
… Menschen zu treffen, die ich noch nicht kenne,
… Dinge zu versuchen, die neu für mich sind,
… kreativ zu bleiben,
… neugierig zu sein,
… mich einzulassen auf Überraschungen,
… Dankbarkeit zu zeigen,
… mein Leben zu genießen!

Was ist dein Vorsatz fürs neue Jahr? Hast du Vorschläge für weitere Premieren, die sich aus deiner Sicht lohnen? Ich lass mich gern inspirieren …. 

…. PROSIT 2019!

Bildquelle: Pixabay