Vorsätze fühlen sich oft wie Benimmregeln an und sind auch längst nicht jedermanns Sache. Es gibt eine freiere und nette Alternative zu Neujahrsvorsätzen, nämlich: Leitsterne zu haben. Denn in unsicheren und wackeligen Zeiten kann man wohl eins jedenfalls brauchen: ein wenig Orientierung, ein kleines Bisschen Halt und eine positive persönliche Ausrichtung.
Wie du deine Leitsterne für dieses Jahr findest, liest du hier.
ENDEN-WOLLENDE MOTIVATION
Neujahrsvorsätze schon über Bord geworfen oder für unbrauchbar befunden? Und außerdem ist seit Jahresbeginn (und wir reden hier gerade mal von zwei Wochen) eh schon zehn mal alles anders geworden, als du gedacht hast?
Hmm, dann geht’s dir wohl wie sehr Vielen – denn etwa 36% der Menschen mit Vorsätzen brechen diese schon, bevor zwei Monate um sind. Und wen wundert’s … dieses Jahr? So viele Dinge, die Freude machen, fallen momentan diversen Maßnahmen zum Opfer und die Motivation das alles weiter durchzuhalten ist in diesem Haushalt schon enden-wollend.
FOLGE DEINEN STERNEN
Doch du dich schon nicht für Vorsätze begeistern kann, ist vielleicht diese Idee wie für dich gemacht: dich nach deinen LEITSTERNEN 2021 auszurichten. Das heißt keine ganz konkreten Handlungspläne zu haben oder bestimmte Verhaltensweisen umsetzen, sondern wieder einmal ganz bewusst über persönliche Werte und Leitsätze nachzudenken.
Was ist mir persönlich in diesem Jahr wichtig?
Wonach möchte ich leben?
Was macht mich aus?
Welchen Leitsternen möchte ich folgen?
WARMES GEFÜHL IM BAUCH
Das hat nichts mit Astrologie zu tun, sondern ist eher bildhaft gesprochen – es geht um deine persönlichen Werte, deine Haltungen und deinen Charakter. Die “Sterne” sind unterschiedlichste Begriffe wie Authentizität, Balance, Dankbarkeit, Ehrlichkeit, Freiheit, Geduld, Humor, Konstruktivität, Liebe, Mitgefühl, Neugierde, Optimismus, Respekt, Treue, Vertrauen und viele, viele mehr. Manche dieser Wörter sind dir eher weniger wichtig, bei anderen bekommst du ein warmes Gefühl im Bauch, weil du spürst: JA, dafür stehe ich, das ist mir wichtig.
TOP DREI: EIN GUTER PLAN
Es gibt ein wunderbares Prozedere, wie du herausfindest, welche deine Leitsterne für das neue Jahr sein dürfen. Du suchst dir zwölf Werte aus einer Liste und wiegst diese dann direkt gegeneinander ab. Der Gewinner punktet jeweils und am Ende, wenn jeder Wert einmal mit allen anderen verglichen wurde, hast du ein Ranking der Top drei Begriffe und diese dürfen dann dein Kompass für das neue Jahr sein. Die Idee hab ich aus dem besten aller Jahresplaner “Ein guter Plan” und du kannst diesen Orientierungsprozess dort ganz einfach online durchführen.
MEINE LEITSTERNE 2021
Ich finde die bewusste Auseinandersetzung mit meinen Werten jedesmal wieder schwer und denke mir: ich kann mich nicht entscheiden! Doch einen Fokus zu haben ist wichtig, weil wir (also ich mich jedenfalls) zu sehr verzettle und zerstreue.
Meine Leitsterne für heuer sind die folgenden drei – ich hab’s tatsächlich geschafft eine dreifach ex-aequo Platzierung zu bekommen! Daher meine drei Leitsterne hier in alphabetischer Reihenfolge:
LEICHTIGKEIT
Oh ja. All zu oft ertappe ich mich dabei, von manchen alten Glaubenssätzen eingeholt zu werden, wonach das Leben anstrengend ist und hart. Doch wer sagt das? Ich wähle die Leichtigkeit und dieses schwebende Gefühl, das ich bei diesem Wort bekomme. Locker flockig darf es sein und mache mir auch dazwischen bewusst (und bin dankbar dafür), wenn Dinge tatsächlich mit Leichtigkeit passieren und in mein Leben kommen – oder gehen dürfen. Die Schwere im Außen und das Komplizierte, Harte hat das Leben natürlich auch zu bieten. Aber wenn’s nach mir geht, dann darf es ruhig a bisserl mehr sein: von der Leichtigkeit, bitte.
MUT
Als MUTter bin ich ja von Haus aus mutig, Elternschaft ist einfach nichts für Feiglinge. Doch nicht nur als Mama, wenn ich mich mutig für die Bedürfnisse der Kinder einsetze (wenn ich schulische Belange für sie angehe) oder mich mutig gegen sie stelle, weil es Werte gibt, die ich hoch halten will (keine Handys am Küchentisch), will ich Mut auch in anderen Facetten meiner Persönlichkeit leben. Mutig sein, wenn es neue berufliche Herausforderungen gibt. Mutig sein, wenn ich meine Meinung sage. Und nicht zuletzt: MUT machen!! Den Frauen da draußen, den wunderbaren Müttern, denen, die sich selbst zu sehr in den Schatten stellen und die an sich zweifeln. Dass das ein Teil meiner Arbeit ist, empfinde ich als wahren Segen.
SELBSTBESTIMMUNG
Meine persönliche Freiheit geht mir fast über alles und ich hab’s gar nicht gern, wenn mir jemand sagt, was ich tun muss. Ich möchte selbst entscheiden können über die wichtigsten Dinge in meinem Leben: wo ich lebe, wen ich liebe, was ich esse, wieviel ich mich bewege, woran ich glaube, ganz generell: was an mich herankommen darf und soll und was eben genau nicht. Es ist nicht nur ein Wunsch, sondern auch ein Recht, das wir haben (und zwar alle) und ich finde, es ist längst nicht so selbstverständlich, wie wir vielleicht meinen. Über meinen Körper möchte ich selbst bestimmen können, genau wie über meine Gefühle, Gedanken und meinen Glauben.
Ich schreib mir meine Leitsterne für das Jahr immer gern handschriftlich auf (bei Lust und Laune auch ein schönes Handlettering) – hänge es gut sichtbar für mich auf (Visionboard!) und lass mich dann immer wieder wie im Vorbeigehen daran erinnern, wohin mein Kompass zeigt, was mir wichtig ist und worauf ich mich fokussieren möchte.
Wenn du Lust hast, finde selbst heraus, was deine Leitsterne für das neue Jahr sind und
#1Verena (Freitag, 15 Januar 2021 07:28)Liebe Kerstin! Meinen Morgenkaffee trinke ich am liebsten allein, in Ruhe und ohne Input von Außen…heute machte ich eine Ausnahme uns las deinen Blog-Beitrag… Vielen Dank, es war ein Kaffee mit Mehrwert!! Und ich bin inspiriert, mich mit meinen Leitsternen auseinander zu setzen…der Tag kann nur gut werden 🙂
Neues Jahr. Neues Glück. Viele von uns haben die Worte “gutes neues Jahr” wohl selten so ehrlich gemeint wie heuer, nach einem doch eher durchwachsenen Jahr 2020. Heuer soll es anders werden, von dem alten Jahr haben wir genug.
Warum klassische Neujahrsvorsätze oft zum Scheitern verurteilt sind und was du tun kannst, um sie dennoch für dich zu nützen, darum geht’s in diesem Beitrag.
DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF
Weißt du, welche Gedanken mir heuer zum Jahresbeginn durch den Kopf gegangen sind? Was nimmt man sich vor, wenn man eben gelernt hat, dass Termine dauernd platzen, Feierlichkeiten ins Wasser fallen und Veranstaltungen aufgeschoben sind? Hat es überhaupt einen Sinn, irgendwas zu planen? Ich gebe zu, nicht sehr zuversichtlich, aber ehrlich. Auch mir gelingt es manchmal nicht, das absolut Positive zu sehen. Auch ich werd immer wieder mal runter gezogen von Ereignissen, Nachrichten oder Begegnungen. Das Leben ist eben kein Ponyhof und ich kann mich zwar schützen, aber nicht vollkommen ausklinken aus dieser teilweise irren Realität.
HEUER WILL ICH WAS NEUES
Dann versuche ich mich zu sammeln und mir wird bewusst: solche Schwellen, Übergänge, Jahreswechsel oder Vorsätze sind nicht da, um mir Druck zu machen, mich selbst zu peinigen oder dem allgegenwärtigen Selbstoptimierungszwang zu erliegen, sondern um mir Gutes zu tun. mich wachsen zu lassen und mein inneres Licht leuchten zu lassen. Und ich hab ja schon bisher immer einen Vorsatz gehabt, der das Neue, Spannende und Unbekannte gefördert hat oder zumindest lustig war. Drei Jahre in Folge war mein Neujahrsvorsatz jeden Monat etwas zu machen, was ich noch nie vorher getan hab – empfehlenswert, doch heuer wollt ich was Neues. (Was für eine Überraschung).
Was du tun kannst, damit dir deine Vorsätze in Zukunft besser gelingen, du länger “dran” bleiben kannst und es auch wirklich leichter ist, ihnen zu folgen, verrate ich dir hier.
TIPP 1: RICHTIG WÜNSCHEN Es fängt damit an, dass gute Vorsätze oder Wünsche nicht Dinge beinhalten, die du nicht mehr tun willst. Das heißt “nicht mehr so viel essen”, “nicht mehr so viel jammern” oder “nicht mehr so ängstlich sein” sind eine schlechte Basis für die Zukunft. Unser Gehirn verarbeitet ein “NICHT” immer noch schlecht, langsam oder gar nicht und dann bleiben Dinge hängen, die wir eben gar nicht brauchen können.Nütze Sprache dafür, das Positive auszudrücken und formuliere in deinen Leitsätzen das, was sein soll. Zum Beispiel: Ich will gut auf meine Ernährung schauen und mehr Obst und Gemüse essen. Ich will zuversichtlich sein und jeden Tag einmal meine Dankbarkeit für Etwas ausdrücken. Ich will mutig sein und mir selbst vertrauen.
So weiß dein Gehirn und dein Unterbewusstsein, was zu tun ist, die guten Wörter brennen sich ein und es wird leichter für dich, wenn du dir selbst gleich das “Richtige” erklärst.
TIPP 2: GROSS MACHEN STATT KLEIN MACHEN
Oft meinen Menschen, dass sie sich von Lastern befreien, das Schlechte, Fehlerhafte beseitigen müssen oder sich einschränken sollten, was diverse Dinge angeht. Natürlich darf man auch an eigenen Mängeln arbeiten und versuchen, sich zu bessern, doch zu häufig machen uns diese Vorsätze klein und wir schwächen uns, wenn wir uns zu sehr als “falsch” und “unvollkommen” sehen. Daher plädiere ich immer für Vorsätze, die Spaß machen, die deine Neugier entfachen oder dich aus deiner Komfortzone locken, die spannend sind und dir ein gutes Gefühl geben. Natürlich kann das auch sein, mehr Sport zu machen, gezielter zu essen und auf Konsum oder gewisse Verhaltensweisen zu verzichten, doch der Punkt ist: unterm Strich soll und darf es sich für dich gut anfühlen. Wenn sich nach anfänglicher mentaler Rebellion ein gutes Körpergefühl einstellt, dein Geist sich beruhigt und du gelassen und zufrieden bist, dann passt der Vorsatz zu dir. Alles andere ist eh praktisch zum Scheitern verurteilt, weil niemand sich über lange Zeit für einen nicht spürbaren Erfolg quälen oder einschränken mag. Deine Vorsätze dürfen dich groß machen, dir das Gefühl geben, etwas erreichen zu können und Körper, Geist und Seele gut tun. Was das für dich ist, kannst nur DU selbst bestimmen. Also: Antennen ausfahren und los geht’s – ausprobieren nach Versuch und Irrtum.
TIPP 3: FREUDE UND FEHLER EINPLANEN
Bei allem Positiven Denken und Formulieren ist es dennoch wichtig, realistisch zu bleiben und – besonders bei großen Veränderungen – Fehler, Pannen, kleine Rückschläge ein zu kalkulieren und mit zu bedenken. Wenn ich mir etwa vorgenommen hab, jeden Tag 10 Minuten Yoga zu machen und es mir am 27. Jänner nicht gelingt, brauch ich nicht den Vorsatz komplett über Bord zu werfen. Ein kleiner Rückschritt, ja – doch weitermachen geht ja bitte immer noch! Vor allem, wenn es dir gut tut. Wir sind eben alle menschlich und keine Maschinen, es ist richtig und vollkommen natürlich, dass solche Dinge passieren und nur wegen einem kleinen Kratzer braucht man ein neues Fahrrad nicht gleich verschrotten – man kann trotzdem gut weiterfahren und hat was davon. Also, geh davon aus, dass kleine Pannen auftauchen und erkenne sie. Spür in dich rein, was dein Gefühl sagt und sei geduldig und gnädig mit dir selbst, wenn nicht alles ganz rund läuft.
Das Jahr ist ja nun schon ein paar Tage alt. Wie steht’s mit deinen Vorsätzen? Du kannst sie ja mal schnell mit diesen drei Tipps überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Gerne helfe ich dir bei einer Formulierung, wenn du einfach nicht drauf kommst, wie das “positiv” gesagt werden kann.
Vorsätze? Gar nicht dein Ding? Dann sei gespannt auf nächste Woche, da hab ich eine Alternative für alle, denen das mit den Neujahrswünschen gar nicht so liegt.
Du brauchst ein bisschen Übung beim Formulieren? In meinen “Positive Sprache” Workshops kannst du das bestens trainieren – frag einfach nach den nächsten Terminen!
Erstens kommt es anders. Und zweitens als man denkt. Das hat uns dieses Jahr 2020 wohl jedenfalls gelernt. Und trotzdem schallt es von überall: “Kontrolle zurückgewinnen”, als wäre das Leben ein einfacher Bauplan, den man stupide befolgen muss.
3 Punkte, warum ich gar keine Kontrolle haben will und welcher Teil von mir sich freut, wenn uns das Leben überlistet, liest du heute hier.
DER MONK IN UNS
Ordnung ist das halbe Leben. Wer in Jogginghose herum läuft, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Man braucht einen Plan. Sätze wie diese kennt wohl jeder von uns in solcher oder ähnlicher Form, und sie machen uns glauben, es – und zwar ALLES – liege in unserer Hand.
Wenn wir stets alle Regeln befolgen, wenn wir Checklisten schreiben, uns einfach mal richtig anstrengen, akribisch vorausplanen, Termine ineinander schachteln oder Zeitpläne erstellen, blüht das organisatorische Herz auf. Wir fühlen uns gut, weil wir bestimmen können, es ist angenehm, zu wissen, was morgen, übermorgen und irgendwann ist oder eintreffen wird und wir bekommen Orientierung im Alltag.
Der kleine Monk in uns macht Luftsprünge.
HERR UND FRAU DER LAGE
Wenn Dinge dann wie geplant ablaufen, wenn Termine wie gewünscht stattfinden, wir die ersehnten Freundinnen treffen, Urlaub machen, Veranstaltungen besuchen können, wenn wir unsere To-Dos in der geschätzten Zeit erledigt haben, das Geld der Firma rechtzeitig am Konto eintrudelt und wir uns auf die Annehmlichkeiten des täglichen Lebens verlassen können, dann haben wir auch das Gefühl: wir haben alles im Griff. Wir bringen es auf die Reihe. Wir sind Herr oder Frau der Lage. Doch es ist eine trügerische Illusion.
DIE UNVORHERSEHBARKEIT DES LEBENS
Denn längst ist nicht alles kontrollierbar, planbar und unserem Willen unterlegen, auch wenn wir uns noch so anstrengen. Ich hab das zum Beispiel besonders gut gelernt, als ich bei allen drei Kindern weit über den errechneten Geburtstermin hinaus auf das Baby gewartet hab. Wenn ich es super-eilig hatte und dann an der Supermarktkassa wieder die langsamste und längste Schlange erwischte. Als sich unser jüngstes Kind in die Familie eingeladen hat, ohne vorher zu Fragen (Der war damals schon ein Wesen mit starkem Willen!). Wenn liebe Menschen viel zu Früh aus dem Leben schieden und andere gefühlt ewig nicht “gehen durften”. Die Unvorhersehbarkeit des Lebens ist nicht immer, aber oft eine leidvolle Angelegenheit.
Warum ich dennoch niemals absolute Kontrolle über mein Leben haben möchte, kann ich recht gut in drei Punkten zusammenfassen.
PUNKT 1: ICH LIEBE ÜBERRASCHUNGEN
Egal wie, was, wann oder wo: ich mag gern, wenn ich vom Leben überrascht werde. Eine Freundin, die unangekündigt vor der Tür steht, ein nettes Gespräch am Parkplatz mit einer lieben Bekannten, eine Weihnachtskarte mit der ich nicht gerechnet hab, schöne Blumen von meinem Mann, einfach so (Schatz, das ist kein Wink mit dem Zaunpfahl.), weil Valentinstag kann jeder. Nur kurz bei Freunden reingehen und dann bis früh morgens versumpfen. Am Berg plötzlich vom nächsten Gipfel wunderbaren, mehrstimmigen Gesang hören. Kannste nicht planen.
Ein Leben unter absoluter Kontrolle würde für mich heißen, dass jede Spontanität verloren geht und da ist mir ein bisschen Chaos allemal lieber.
PUNKT 2: KEINE FEHLER, KEINE ENTWICKLUNG
Super Kontrolle würde heißen, dass wir keine Fehler mehr machen, denn: wer plant denn schon ein, den falschen Treibstoff zu tanken, einen wichtigen Termin zu vergessen oder beim Geschenke einpacken vom Kind erwischt zu werden. Kein Kind würde mehr ungeplant geboren werden, Haustiere würden nicht überfahren werden, und auch Ibiza würde heute noch immer einfach eine Partyinsel für uns Österreicherinnen sein. Auch wenn das oft mit unangenehmen Folgen zusammenhängt ist es doch so (und wer mich kennt, weiß das vermutlich schon): jeder Fehler ist eine ERFAHRUNG. Erfahrungen lassen uns wachsen und reifen, sie lernen uns was über das Leben und wenn wir nur ein bisschen wollen, merken wir, das Leben führt uns. Und nicht umgekehrt.
PUNKT 3: FREIHEIT ÜBER SICHERHEIT
Kontrolle hat (nicht nur in Bezug auf kleine, fiese Viren) immer auch mit der Einschränkung von Freiheit zu tun. Weil Kontrolle uns vor allem eins geben soll und kann: Sicherheit. Doch Abläufe, Dinge oder Menschen kontrollieren zu wollen kann auch sehr schnell zwanghaft werden und wer Mr. Monk kennt, der weiß, dass zwanghaftes Verhalten gar nicht gut ist. Egal wen es betrifft. Es handelt sich um eine psychische Erkrankung, etwas, das viel Leid schafft für die Betroffenen. Ja, oft haben wir ein angenehmes Gefühl, wenn Dinge wie am Schnürchen klappen, wenn alles hinhaut und funktioniert. Doch das geht nur, wenn das Leben mitspielt und das Leben – DAS haben wir nicht in der Hand. “Wer die Freiheit riskiert um Sicherheit zu erreichen, wird letztlich beides verlieren”, lautet ein bekanntes Zitat von Benjamin Franklin. Ich übersetze das für mich: lieber etwas Unsicherheit haben als völlige Kontrolle.
IRGENDWAS DAZWISCHEN
Es gibt zu diesen Themen wahrscheinlich so viele Meinungen wie Sandkörner am Strand. Weil es auch mit uns Menschen in unserer Unterschiedlichkeit zu tun hat, wie wir damit umgehen können. Ja, die Natur mag uns wild und ungezähmt erscheinen, zumindest noch mancherorts, doch in jeder Zelle herrscht peinliche Ordnung, denn wenn diese Ordnung verloren geht, nennt man das zum Beispiel Krebs. Wir brauchen ein Zwischending
… zwischen perfektem Plan und überraschendem Zufall, zwischen tollpatschigem Stümpern und hochwissenschaftlichem Fortschritt, zwischen grenzenloser Freiheit und zwanghafter Sicherheit.
Und vor allem täte uns, glaub ich, ein bisschen Demut vor dem Leben gut. Die Überzeugung, dass wir nicht alles kontrollieren werden und müssen. Und vor allem die Freiheit, andere Meinungen zu hören, zu respektieren und darüber zu reden.
Über das Verbindende. Bei so viel Trennendem, das wir gerade erleben.
Abschlussfrage: Wo siehst du dich, in einer Zahl zwischen 1 und 10 gesprochen? Wenn 0 “Zwanghafte Kontrolle” bedeutet und 10 “Absolutes Vertrauen”…. schreib einfach die Zahl in die Kommentare 😉
Es fällt dir schwer, Kontrolle abzugeben und Vertrauen ins Leben? Das hat oft mit persönlichen Ängsten zu tun und Ängste sind eins meiner Lieblingsfelder in der Beratung. Lass uns deiner Angst gemeinsam zu Leibe rücken!
#1Jolanda (Freitag, 18 Dezember 2020 13:59)8-10 je nach Stimmung �
Ich habe einmal folgenden Spruch gelesen: Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähl ihm von deinen Plänen. (Sufi Weisheit)
Und nach diesem turbulenten, chaotischen und doch wieder schönen Jahr, bekommt dieser Spruch für unsere Familie, eine ganz besondere Bedeutung ❤️
#2Judith St. aus Edt/Lambach (Freitag, 18 Dezember 2020 14:55)Ich sehe mich mittendrinnen… Bin gern selbsr organisiert und es macht mich verrückt, wenn mein direktes Umfeld dies komplett gegensätzlich lebt �… hier darf ich noch einiges an Toleranz lernen…
Toller Text Kerstin – wie immer aus dem Leben gegriffen! ❤️
#3John Lennon � (Freitag, 18 Dezember 2020 16:27)You may say I’m a dreamer, but I’m not the only 10
#4Tina (Freitag, 18 Dezember 2020 16:41)Liebe Kerstin, da schreibe ich mühsam einen holprigen Text an mein Team zum Jahresschluss und dann kommt dein Bloeintrag und spricht mir ganz aus Herz, Hirn und Seele….. ich hoffe ich darf diese tollen Worte weitergeben und natürlich deinen Namen darunterschreiben…viele vom Team kennen dich ja 😉 Ich habe soooo viel gelernt in diesem Jahr, nämlich genausoviel wie in den Jahren davor auch 😉 Ach ja, 7 🙂 Und mein Wort des Jahres ist “Team“ und hat ganz viel mit C…… zu tun, aber doch wieder auch nicht. DANKE für deine Worte und Gedanken die du teilst!!!
#5Kerstin Bamminger (maybe Yoko Ono) (Samstag, 19 Dezember 2020 15:25)@Jolanda: ich lieb diesen Spruch auch! Alles Liebe dir und deiner Familie!
@Judith: wir lernen nie aus, und das Leben serviert uns halt Menschen und Möglichkeiten, die das entstehen lassen – auch wenn wir es oft mies finden.
@John Lennon – what an honor to have you here …. 😉 I hope some day most people join us … and the world will live as one. 🙂
@Tina: schön, wenn ich dich mit meinen Worten berührt hab – ich find 7 super 😉 Lg an das Team, ich freu mich, dass du den Text weiter gibst!!
Das kindliche Leben ist erfüllt von verschiedenen magischen Figuren, manche rein in der Fantasie, andere greifbar nahe. Sie sind aufgeladen mit verschiedenen Mythen und Ideen und viele davon sind mehr als verzichtbar. Wie man dennoch Traditionen aufrecht erhalten kann, ohne den Kindern damit zu drohen und wo man Magie durchaus nützen darf, darum geht’s heute am Blog.
WO DER SPASS AUFHÖRT
Zugegeben. Ich bin in mancher Hinsicht befangen. Als ich Teenagerin war, hatten unsere Turnlehrer die ach so witzige Idee, eine Schar Krampusse (ich vermute, es waren unterbelichtete Jugendliche) in der Turnhalle auf uns loszulassen. Sie haben tatsächlich feste ihre Ruten auf uns peitschen lassen, bei einem Fluchtversuch stürzte ich und scherte mir meine Schienbeine kräftig auf, konnte mich dann auf das Klo retten und wurde selbst dorthin von einem geistreichen Maskenträger verfolgt, der unter der Klotür noch die Rute durchschob. Es war alles andere als lustig, dabei war mir zu dem Zeitpunkt natürlich längst bekannt, dass sich darunter einfache (im wahrsten Sinn des Wortes) Burschen verstecken, die einfach nur verkleidet Mist bauten und Gewalt anwandten.
DER ECHTE NIKOLAUS
So oder so ähnlich wie es mir damals ging, denke ich, geht es auch heute noch vielen Kindern, wenn Eltern nicht nur Krampus (das ist ja echt die Härte uns absolut indiskutabel) sondern auch Nikolaus oder Christkind dafür einsetzen, Kinder unter Druck zu setzen. Zumal das ja nicht bei Teenagern gemacht wird, sondern bei viel jüngeren Kindern, die eben noch nicht unterscheiden können, ob das nun eine “Verkleidung” ist oder “echt”!
Nur so zur Erklärung: in meiner Zeit als Elementarpädagogin hat sich der Nikolaus vor den Kindern sein Gewand angelegt (um zu zeigen, dass wir das nur im Andenken an diesen Heiligen tun) und hinterher waren sich die Kinder einig: der “echte” Nikolaus war bei uns gewesen! 😉
ZWISCHEN FASZINATION & VERANTWORTUNGSLOSIGKEIT
Was für die einen faszinierend und eine schöne Tradition ist, die sie nicht missen möchten, ist für andere Kinder der blanke Wahnsinn. Sie fürchten sich vor den riesigen Gestalten in ihrem außergewöhnlichen Gewand und auch wenn diese noch so friedlich erscheinen, können sie bei manchen Kindern heftige Ängste auslösen. Ein Kind hat sich hier mal, während der Nikolaus da war, tatsächlich groß in die Windeln gemacht. Ich brauche an dieser Stelle nicht erklären, was das zu bedeuten hatte. Gerne würde ich diese Situation ungeschehen machen und im Nachhinein manches korrigieren. Doch vieles haben wir auch gut gemacht in all diesen Jahren, wo die Kinder diese Figuren so faszinierend fanden. Denn die Verantwortung für was auch immer gaben wir nie in die Hand solcher Wesen und Gestalten.
ZWISCHEN SCHWÄCHE & GLAUBWÜRDIGKEIT
“Du musst brav sein, das Christkind fliegt schon und schaut dir zu!”
“Da kommt der Krampus, wenn du nicht machst, was ich sage!”
“Der Nikolaus erfährt alles, wirst schon sehen!”
Mit solchen Sätzen machen es sich Eltern scheinbar leicht und zwingen ihre Kinder, ihren Vorstellungen und Wünschen zu sprechen. Und vor lauter (Ehr-)Furcht, Angst und Zweifel kooperieren Kinder weit über die Zumutbarkeitsgrenze hinaus. Doch der Schein trügt. Eltern schwächen sich mit solchen Aussagen. Sie schwächen ihre Kompetenz, ihre Glaubwürdigkeit und vor allem ihre Beziehung und Bindung zum Kind, denn es heißt ja indirekt: “… und ich lasse zu, dass das geschieht!”
Sicherheit geht verloren, Vertrauen auch und die Freude sowieso.
Was also tun? Wenn man Traditionen liebt und sie den Kindern auch nicht vorenthalten will? Wieviel Ehrlichkeit brauchen Kinder? Wo sind die Grenzen dieser magischen Wesen?
Hier hab ich drei Tipps für Eltern, die das gut angehen möchten.
TIPP 1: NEVER EVER DROHEN
Das Wichtigste von allem ist tatsächlich, Figuren wie Nikolaus, Zahnfee, Krampus, Osterhase, Christkind oder weiß der Kuckuck wen, niemals als Drohgebärde zu verwenden. Es ist schlecht. Punkt. Schlecht für Eltern und schlecht für die Kinder. Hört auf damit.
Wenn Kinder sich nicht ohnehin fürchten, tun sie es bestimmt nachher, auch wenn sie oft scheinbar noch so cool zurück schmettern “… macht mir eh nix!”
Ihr Eltern seid stark genug, ihr wollt starke Kinder, selbstbewusste dazu und das ist wirklich das letzte, was ihr damit erreichen werdet, wenn ihr droht: “Da kommt aber ….. !”
TIPP 2: BEOBACHTEN, WAHRNEHMEN & INTERPRETIEREN
Allezeit drei wichtige Kompetenzen, die Eltern brauchen. Schau auf dein Kind: will es den Nikolaus wirklich sehen? Oder reichen Geschichten und ein still und heimlich gefundenes Sackerl mit Brief völlig aus? Was erzählt es darüber? Wie ist seine Körpersprache? Was kannst du als Elternteil wahrnehmen und beobachten?
Und danach komme ins Interpretieren und versuche, eine Lösung für dein Kind zu finden. Manche Kinder freuen sich unfassbar, wenn sie den Nikolaus sehen oder angreifen dürfen. Manche sind echt coole Socken und plaudern locker-lässig mit diesen magischen Figuren. Wenn aber auch nur der Anflug von Ängstlichkeit vorhanden ist, dann sollte man nachdenken:
Wird mein Kind dadurch gestärkt?
Wird mein Kind dabei ernst genommen?
Wird mein Kind dadurch besser gesehen?
Bekommt es Hilfe, wenn es Abstand, Rückzug oder Schutz braucht?
Und gib dir selbst die Antwort, ob es das wirklich braucht, solche Personen einzusetzen.
Es kann kaum einheitliche Lösungen für große Kindergruppen geben, so nebenbei angemerkt.
TIPP 3: MAGIE RICHTIG NÜTZEN
Es ist immer ein wenig Magie im Spiel, wenn wir von Nikolaus, Christkind, Osterhase, Weihnachtsmann oder so sprechen – und diese Magie kann durchaus genützt werden. Und zwar weit besser, als wir das manchmal tun.
Kinder sind im Kindergartenalter (und oft weit darüber hinaus) sehr empfänglich für magische Ideen und auch ich nütze dieses Alter, um Kinder mit Magie zu stärken, wenn ich Kinder coache. In der Praxis sind das dann Mutsteine, Kraftmurmeln oder Zaubergriffe, die dem Kind die Möglichkeit geben, in die Handlungsfähigkeit zu kommen und den Glauben an sich zu stärken.
Wenn schon Nikolaus, dann bitte in das “goldene Buch” ausschließlich positive Botschaften reinschreiben, worauf das Kind stolz ist, Anerkennung zollen, es aufbauen, bewundern. Wenn schon Zahnfee, dann bitte als Mutmacherin. Wenn schon Christkind oder Weihnachtsmann, dann als positive, bestärkende Instanz nicht als bestrafender, ewig beobachtender Erziehungshelfer.
Nütze Magie und die Vorstellungskraft um dein Kind GROSS zu machen, um ihm Vertrauen zu schenken und es zu unterstützen bei herausfordernden oder zermürbenden Aufgaben. Alles andere kannst du getrost weglassen.
ZWISCHEN EHRLICHKEIT & DESILLUSION
Kinder haben ein Recht auf magische Ideen, wie ich finde. Sie dürfen sich imaginäre Freundinnen zulegen, an die Zahnfee glauben und das Christkind bewundern. Wenn sie dich fragen: “Gibt es das wirklich?” Dann halte es wie der fabelhaft schlechte Therapeut aus “Monsieur Claude und seine Töchter”, der immer dasselbe sagt, was in diesem Fall aber super passt: “Oh. Und du? Was meinst du? Aha. Und weiter?”
Das heißt soviel wie: Höre genau hin, das Kind zeigt dir, wie viel es wissen mag! Und du erfährst aus seiner Welt! Der Vorteil dabei: du wirst es nicht mit deinen Erklärungen überfordern, wenn du dich an ihm orientierst! Nur, wenn es explizit nach deiner Meinung fragt, äußere sie.
Ich fand folgende Sätze immer wertvoll:
“Gibt es den Nikolaus?” – “Ja, das war ein Mann, der vor langer Zeit gelebt hat und Gutes getan hat, sodass wir heute noch an ihn denken und ihn feiern.” “Gibt es das Christkind wirklich?” – “Ja, das Christkind ist das Kind in der Krippe. Das Kind von Maria und Josef!” “Bringt das Christkind die Geschenke?” – “Hm. Was meinst du?”
Und pack all dein Fingerspitzengefühl aus, wenn du ins Gespräch gehst.
WENN DIE ZEIT REIF IST
Wenn Kinder aus dem magischen Alter eindeutig draußen sind und wissen wollen, was hinter dem Zauber von Weihnachten – neben dem Geburtstag von Jesus – noch versteckt ist, hat man verschiedene Möglichkeiten. Unsere Töchter bekamen damals von uns einen Brief zu Weihnachten, mit dem wir Eltern sie ins “Team Christkind” geholt haben. Und der Jüngste spielt heuer wohl ein letztes Mal “Sherlock Holmes” am Heiligen Abend, denn er will es heuer unbedingt selbst herausfinden, hat er letzten Sonntag gesagt. Wir werden ihm diese Freude gönnen und mit einer kleinen Träne in den Augen auch ihm diesen Brief unterm Baum geben … und damit das letzte unserer Kinder hereinholen in unser magisches Weihnachtsteam.
Du siehst also:
Magie kann wundervoll sein und bezaubernd, stärkend und inspirierend. So dürfen und sollen wir sie nützen … empathisch, ehrlich und fasziniert: denn das tut auch uns Eltern gut! Du bist meiner / anderer Meinung? Schreib mir gern in die Kommentare, wie du das Thema siehst!
Du könntest eine Vorlage für so einen “Team CHRISTKIND Brief” brauchen? Ich schenke dir unsere Formulierung weiter. Verwende sie gern, wenn sie für dich stimmig ist!
Für “kniffligere” Fragen steh ich auch gern am MAMAtelefon zur verfügung! Unkomplizierte, rasche und individuelle Hilfe – ohne Termin, von daheim aus! Lass mich dein Telefonjoker sein ;-). (Abrechnung nach tatsächlicher Gesprächszeit, 1€ pro Minute)
Das wird heute etwas persönlicher. Ich bin seit gut 16 Jahren Mama und hab 39 Jahre Erfahrung mit Mutterschaft. Bei drei Kindern erlaube ich mir, die Jahre zu addieren, da man mit drei auch dreimal so viel lernt. Der Eintritt in das Eltern-Universum war, denk ich, einer der prägendsten Abschnitte meines Lebens und mit Sicherheit die Phase, wo ich mit am meisten über das Leben gelernt hab.
Wie ich das erlebt hab, welche Sätze und Bilder ich von Mutterschaft im Kopf hatte und was mir damals gefehlt hat, darum geht’s heute hier.
WUNSCHKIND AUF BESTELLUNG
Ich war süße 23 Jahre als wir – Christian & ich – uns ganz bewusst entschieden: wir möchten zusammen ein Baby bekommen. Ein paar Minuten nach Mitternacht, auf einer tief verschneiten und völlig kitschig idyllischen Alm im Salzkammergut, Feuerwerkskörper über uns und (… ja …) leicht angeduselt von einer sehr lustigen Silvesterparty trafen wir eine der bedeutendsten Entscheidungen unseres Lebens. Ich hatte noch exakt 5 Pillen in der damaligen Monatspackung zum Verhüten und da mein Körper funktionierte wie ein “Glöckerl” ließ das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten nicht lang auf sich warten.
MIR MACHT KEINER WAS VOR
Wir waren schon vorher umzingelt von Babys: in Familie und Freundeskreis gab es einen regelrechten Boom und so waren wir nicht nur in guter Gesellschaft, sondern glaubten uns auch bestens auszukennen, wir sahen ja “hautnah” wie es sich so lebt mit Säuglingen. Dass man IMMER, auch als nachstehende Person nur wenige Facetten von Elternschaft miterlebt, war mir damals keinesfalls bewusst. Im Gegenteil: wir glaubten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und hatten (wie vielleicht alle Erstlingseltern) kluge Sprüche auf Lager und feste Ideen im Kopf, wie wir das mal machen würden und vor allem: so blöd und umständlich würden WIR uns sicher nicht anstellen, wie wir das manchmal bei anderen beobachteten. Wir wussten: wir haben’s voll drauf. Ich: vier jüngere Schwestern (miterlebt), pädagogische Ausbildung, Freundinnen mit Säuglingen wo ich hinsah – es war klar: mir macht hier keiner was vor … I have seen it all.
JUGENDLICHE LEICHTIGKEIT
Dass Schwangerschaft keine Krankheit ist, würde ich heute noch sagen, doch meinem Wunsch mich nicht so läppisch zu bewegen, umständlich aufzustehen und breitbeinig daher zu watscheln durfte ich selbst in meinem zarten Alter bald ad acta legen. Ich fühlte mich im letzten Drittel wie achtzig und wär da nicht ein starker Mann an meiner Seite gewesen, hätte es wohl einen Kran gebraucht um mich abends von der Couch hoch zu hieven. Tapfer ging ich zur Schwangerschaftsgymnastik. der Geburtsvorbereitungskurs mit dem werdenden Vater: obligat.
Dammmassage kam mir irgendwie nützlich vor obwohl es die Hölle war und unreflektiert Globuli eingenommen hab ich dann auch noch. Jugendliche Unwissenheit par excellence. Was auch ein Vorteil war, denn genau so locker und lässig ging ich auf die Geburt zu, ohne große Erwartungen, es wird schon gut gehen, kein sorgenvoller Kopf um das Thema. Daran war sicher auch mein Alter “schuld”.
NEUGEBORENE MUTTER
Dann war er da: der Moment, wo die Geburt sich ankündigte. Wehen, eine ganze Nacht lang, dann irgendwann Blasensprung und morgens durften wir endlich unser kleines, großes Wunder in den Armen halten. Ich war gesegnet, weil ich gleich Glücksgefühle empfinden konnte, auch große Erleichterung, dass alles so harmonisch abgelaufen ist – weil ich mich fallen lassen konnte, auf meinen Körper und mein Baby vertraut habe und mich der natürlichsten und zugleich faszinierendsten Sache der Welt hingegeben hatte: der Geburt neuen Lebens.
Was danach kam war in vielerlei Hinsicht das, was ich mir vorgestellt hatte, doch da war noch so viel mehr von dem ich keine Ahnung hatte. Wie auch? Ich war zum ersten Mal Mutter. Und es gibt da einen schlauen Spruch, der besagt: “Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter. Sondern auch die Mutter durch das Kind!“
ICH BIN EINE MUTTER, HOLT MICH HIER RAUS
Der erste Verdacht, dass ich vermutlich noch nicht alles wusste, kam schon bei der Entlassung in der Klinik, wo mir die wunderbaren Schwestern ein “schönes Wochenbett” wünschten und ich mir nur dachte:
WO sind die dagegen gelaufen?
WAS soll an meiner aktuellen Situation bitte schön sein?
WIE meinen die das überhaupt?
Ich fühlte mich wie dreimal durch den Fleischwolf gedreht, hatte immer noch Bauchmuskelkater von den Presswehen, meine Brüste waren schon nach drei Tagen stillen wund und mit dem langen Stehen und Gehen hatte ich so meine Mühen. Ich schwitzte wie ein Schwein und meine inneren Organe suchten vergeblich nach dem rechten Platz. Das merkte ich auch, als ich “nur schnell” auf dem Heimweg vom Krankenhaus in ein großes Geschäft lief um dort (Achtung, schickes Wort) Brustwarzenschoner zu kaufen. “Schnell” ging da leider gar nix, ich lief wie auf rohen Eiern und der Lärm dort samt Beschallung aus den Lautsprechern brachte mich fast um den Verstand. Gut gemeint waren wir gleich einer Esseneinladung gefolgt und ließen uns bei Schwiegermami verköstigen, doch ich spürte schon: ich will eigentlich nur heim. Holt mich bitte hier raus!
EINMAL DURCH SONNE UND MOND UND RETOUR
“Stell dich doch nicht so an! Das war doch nur eine Geburt! So viele Frauen haben das schon erlebt und machen auch keinen Markt darum herum! Du bist doch jung und fit! Was sagen denn da andere?”
Solche und ähnliche Sätze kreisten in meinem Kopf, weil ich schlicht und einfach NULL vorbereitet war darauf, was in den ersten Tagen und Wochen nach einer Geburt so abgeht: kein Plan, was Wochenbett bedeutet und was mit meinem eigenen Körper so passiert, kein Plan, wie ich nun wissen soll, was so ein Neugeborenes jetzt braucht wenn es schreit? (Die Aussagen, ” …das hörst du doch als Mama, was es will!” waren wenig hilfreich, denn NEIN, das hört man NICHT!!! Zumindest nicht am Anfang!!!). Und dass auch Alltag und Partnerschaft einmal durchs Universum katapultiert werden, hat mir auch keiner so genau mitgeteilt.
RESTRISIKO NAMENS LEBEN
Die Natur reagiert natürlich prompt und hat auch immer recht und so kam eine Brustentzündung um mich mal ein paar Tage wirklich ans Bett zu fesseln, damit ich endlich Ruhe gab und realisierte: das hier ist eine echte Veränderung. Hmmm. Doch alles nicht ganz so leicht, wie gedacht. Was ich aber gelernt hab und mit jedem Tag besser verstand: das Leben hat seine eigenen Pläne und die stimmen oft nicht mit dem überein, was wir uns so vorstellen. Wenn man lernt, mit zu gehen und die Botschaften, Signale und Zeichen richtig zu interpretieren, dann hat man ein gutes Stück gewonnen. Und: Eltern sein ist etwas, was man nicht am ersten Tag können muss. Man lernt es. Jeden Tag ein kleines Bisschen mehr. Und wirklich 100%ig verstehen werd ich es wohl nie, wenn ich auch noch so viele Kurse und Workshops anbiete, Bücher lese und mir schlaue Vorträge anhöre. Es bleibt immer ein Restrisiko namens LEBEN, das ab und zu das Ruder in die Hand nimmt. Gott sei Dank für uns alle – es wär ja sonst fad.
WISSEN, DAS MÜTTER STÄRKT
Nichts desto Trotz habe ich viel gelernt und mich ausgiebig mit dem Start ins MAMAleben befasst und bemerkt: hey, ich bin gar nicht die einzige, die so wenig “Insiderwissen” hatte. Das geht wohl vielen Müttern so. Aus diesem Grund entstand vor über 6 Jahren “Plötzlich MAMA!”
Nicht, weil man in einem Kurs alles über Elternschaft lernen kann, denn das geht niemals. Aber man kann sich vorbereiten, man kann diese besondere und sensible Zeit bewusster angehen als ich damals und vor allem ist es unsere Pflicht als Frauen uns gegenseitig besser zu stärken und so wertvolles Wissen auf eine bessere Art als mit “RatSCHLÄGEN” weiter zu geben. Wir brauchen eine kleine Müttermafia, dachte ich, wo wir zusammenhalten und uns statt unter Druck zu setzen von Fehlern lernen und uns gegenseitig unterstützen. Es ist ein Teilhaben lassen, ein bewusst werden, ein “Ein-bisschen-genauer-Verstehen”. Eine Hinbewegung zu sich selbst und eine Demutsübung gegenüber dem Leben.
PLÖTZLICH MAMA AUS ÜBERZEUGUNG
Ich hatte Glück. Das Leben hat uns noch zwei weitere Kinder geschenkt und vieles, was ich beim ersten Kind gebraucht hätte oder mir unbekannt war, konnte ich bei den Jüngeren besser leben und mit mehr Leichtigkeit und bewusster angehen. Voll Freude gebe ich schon seit Jahren live – und seit HEUTE ONLINE – mein Wissen in diesem Bereich weiter. Für alle Mamas, die das erste Kind bekommen. Weil Elternbildung schon vor der Geburt anfängt und einen geschmeidigeren Start in den neuen Lebensabschnitt ermöglicht. Davon bin ich überzeugt.
Was hat dich am meisten überrascht beim MAMA-werden? Erzähl doch mal in den Kommentaren!
DU ….
bekommst bald dein erstes Kind oder
kennst eine Frau, die bald Mutter wird?
PLÖTZLICH ELTERN!
Mit Teamgeist das erste Jahr meistern!
Hol dir jetzt diese wertvolle Vorbereitung auf das Abenteuer deines Lebens: das Eltern sein! Und profitiere von Anfang an von meinen Erfahrungen als Pädagogin und 3-fach Mama und der Expertise einer wunderbaren Hebamme, Pia Waldenberger!
Leichtigkeit, Freude, Stimmungshoch, Zufriedenheitsgefühle, Erfolgshochs …. manche dieser Dinge sind ja zur Zeit Mangelware oder zumindest teilweise schwer erhältlich. Ja, viele Dinge, die uns lieb sind, können und sollen wir derzeit nicht tun – um das große Ganze zu schützen, was für mich vor allem heißt: das Personal in den Krankenhäusern.
Dennoch gibt es Möglichkeiten, das kleine Glück zu finden, mit einfachen Dingen, die auch jetzt umsetzbar sind und hier und heute hab ich ein paar für dich zusammengepackt.
GLÜCK AUF REZEPT
Du hast bestimmt schon manche dieser Begriffe gehört: Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Oxytocin oder Endorphine – sie gehören wie einige weitere zu der Gruppe der “Glückshormone”, wie sie umgangssprachlich genannt werden. Allesamt sind sie Botenstoffe oder Neurotransmitter, die im menschlichen Gehirn dafür sorgen, dass Wohlbefinden oder eben Glücksgefühle hervorgerufen werden können. Sie haben durchaus unterschiedliche Wirkungen: von stimulierend über entspannend bis schmerzlindernd kann alles dabei sein.
Unterm Strich sind sie jedenfalls wichtig und gut für uns und das Beste ist, man bekommt sie auf Rezept.
LEICHTIKEIT DES SEINS
Nein, nicht in einer Apotheke, sondern sozusagen nach “Art des Hauses”. Weil – so, wie ich das verstehe – diese Botenstoffe ausgeschüttet werden, wenn ganz bestimmte Dinge passieren oder Handlungen vorgenommen werden. Egal, ob man will oder nicht! Das Gehirn lässt sich sozusagen hier ziemlich leicht steuern bzw. man kann es nicht täuschen. Weil es so funktioniert: streichle über Haut und mach das ein wenig liebevoll: zack, ist das Oxytocin am Start, kannst du gar nix dagegen machen. Ist doch toll, oder? Überleg doch mal: was sind die glücklichsten Augenblicke deines Lebens? Für mich definitiv die, wenn ich mich geliebt fühle, eine Aufgabe abgeschlossen hab, wenn ich mit Menschen zusammen lachen kann und die Leichtigkeit des Seins spüre, wenn ich mich bewegen kann und draußen unter der Sonne Mutter Natur genieße.
SCHLAUE FÜCHSIN statt EINFÄLTIGER ENTE
Wenn es gut läuft, serviert uns das Leben diese Dinge automatisch. Alles fühlt sich gut an und “flutscht”, wir brauchen uns nicht groß anzustrengen und die netten Momente fallen einfach vom Himmel. Immer wieder im Leben ist es allerdings so, dass wir uns bewusster und gezielter darum kümmern dürfen – so wie jetzt eben, wo so viele kleine Freuden einfach nicht erlaubt sind oder Sinn machen: in ein feines Restaurant gehen, ausgelassene Mädelsabende, beflügelnde Wochenendtrips oder Skifahren: das fehlt mir ganz persönlich grad sehr. Dem Himmel sei Dank sind wir jedoch keine einfältigen Enten, sondern schlaue Füchsinnen und können uns selbst ein wenig raus helfen.
PUSH THE BUTTON
Aber, wie jetzt!? Nun, das hab ich jetzt für dich zusammengeschrieben, angeregt von einem Posting der letzten Tage, wie man sich selbst das kleine Glück “beschaffen” kann. Jedes der unten genannten Glückshormone hat eine andere Aufgabe und Wirkung, die wir für uns nützen können. Also folgen nun kurze Erklärungen, was diese bei uns auslösen und wie du – auch jetzt – dafür sorgen kannst, dass dein Gehirn sie ausschüttet. Glück auf Knopfdruck, also.
SEROTONIN – Stimmung
Zu den bekanntesten Wirkungen des Serotonins auf das Zentralnervensystem zählen seine Auswirkungen auf die Stimmungslage. Es gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit. Dabei dämpft es eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefühlszustände, insbesondere Angstgefühle, Aggressivität, Kummer und das Hungergefühl.(1)
Was du tun kannst, um die Serotoninausschüttung anzukurbeln:
10 Minuten meditieren
eine Laufrunde drehen
Sonnenstrahlen auf die Haut lassen (okay, DAS könnt regional manchmal schwierig werden!)
einen Spaziergang machen
Bewegung in jeder Form
DOPAMIN – Belohnung
Dopamin ist im Gehirn für die Kommunikation der Nervenzellen zuständig und somit ein Neurotransmitter. In bestimmten “Schaltkreisen” werden positive Gefühlserlebnisse übermittelt, der sogenannte Belohnungseffekt. Hier wirkt das Glückshormon wie eine längerfristige Motivationssteigerung & Antriebsförderung, außerdem kann es die Durchblutung steigern.
Was du tun kannst, um die Dopaminausschüttung zu steigern:
eine Aufgabe zu Ende bringen
Selbstfürsorge (ein Bad nehmen, sich eincremen, eine Tasse Tee und ein Buch, …)
etwas Gutes essen und dabei genießen (langsam & achtsam!)
einen kleinen Erfolg feiern (z.B. ich hab heute nicht geschimpft!)
dir selbst laut sagen, dass du gut genug bist
ENDORPHINE – Schmerzkiller
Sie regeln Empfindungen wie Schmerz und Hunger und stehen auch in der Verbindung mit der Produktion von Sexualhormonen und daher auch *alle Achtung* mitverantwortlich für die Entstehung von Euphorie. Da es auch in Notfallsituationen aktiviert wird, nimmt man an, dass die Endorphinausschüttung der Grund ist, warum oft schwer verletzte Menschen zunächst keine Schmerzen verspüren. Das kann auch bei bestimmten körperlichen Anstrengungen passieren (das sogenannte “Runners High”).
Was du tun kannst, um die Endorphinausschüttung in Gang zu bringen:
ein Workout machen
Sex haben
eine Komödie ansehen
dunkle Schokolade essen
blinde Kuh mit den Kindern spielen und sich dabei gegenseitig erschrecken
OXYTOCIN – Liebeshormon
Das Bindungshormon spielt nicht nur bei der Geburt eine wesentliche Rolle, sondern hat ein breites Wirkungsspektrum – es beeinflusst nicht nur das Verhalten zwischen Mutter und Kind, sondern auch unsere gesamten sozialen Interaktionen bis hin zu unseren Geschlechtspartnern und ist enorm wichtig für den Aufbau von Beziehung und Bindung und es wird durch jegliche Art angenehmen Hautkontakts ausgeschüttet. Es beeinflusst unser Angst- und Fluchtverhalten, hilft bei der Stressregulierung und spielt für das Herzkreislauf System eine wichtige Rolle, wirkt nicht nur schmerzstillend sondern auch Blutdrucksenkend und verbessert die Wundheilung (daher streicheln wir wohl instinktiv Kinder, die sich grad verletzt haben)!
Was du tun kannst, um die Oxytocinausschüttung ins Fließen zu bringen:
spiele mit deinem Kind
streichle die Haut deines Kindes / Partners / deine eigene
eine Runde kuscheln mit viel Haut
jemandem ein Kompliment machen
eine Umarmung schenken und genießen
HUMOR IST, WENN MAN TROTZDEM LACHT
Und, was noch auf jeden Fall hilfreich ist: LACHEN! Humor ist die Würze des Lebens und was beim Lachen körperlich passiert, gleicht fast einem hormonellen Wunder! Die Stimmung steigt, Schmerzen werden gehemmt, die Abwehrkräfte werden gesteigert und der Stresspegel sinkt. Das kann man nicht nur fühlen, sondern auch biologisch beweisen. Ich halt nicht, aber andere kluge Leute. Nicht zuletzt deshalb gibt es Initiativen wie CliniClowns und RoteNasen Clown Doctors oder Sprichwörter wie “Humor ist die beste Medizin!”.
Lachen hilft, vor allem wenn einem nicht zum Lachen ist, denn so wie bei allen anderen Dingen: du kannst dein Gehirn austricksen und einfach so beide Mundwinkel nach oben ziehen (ein Bleistift zwischen die Lippen und los geht’s!) oder lachen, ein Witzebuch durchschauen oder selbst mal wieder herzhaft blödeln – Kinder mögen das meist unglaublich gern, wenn Erwachsene dieses Register ziehen. Meinen Kids bin ich schon peinlich, doch es funktioniert immer noch.
Also: du musst nicht alles gut finden, was derzeit so in der Welt vor sich geht. Bei weitem nicht. Und, wenn du merkst, du kannst die Geschicke des Planeten nicht allein wenden, dann kümmere dich um DICH: und beschaffe dir ganz bewusst Momente des Glücks. Die Produktion ist in dir und jetzt weißt du auch, welche Knöpfe du drücken kannst, damit sie anspringt.
Wofür entscheidest du dich heute?
Was aus der Liste oder hast du noch andere Ideen, die du hier teilen magst?!
Schreib gern in die Kommentare!
DU musst nicht alles allein schaffen! Wir Menschen sind dazu gemacht, uns gegenseitig zu helfen. Wenn du also zu antriebslos, ideenlos oder planlos bist, wie du das mit der Glücksproduktion anstellen sollst, dann lass dich von mir unterstützen: AUCH JETZT und sowieso JEDERZEIT: persönlich, telefonisch oder über Videocalls – ich bin für dich da! Ja, ich lass mich jetzt unterstützen!
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