Wir sitzen im Nebel. Vielleicht nicht alle von uns, aber viele. Diese Herbsttage an denen das Grau einfach nicht aufgeht, schlagen manchmal ganz schön aufs Gemüt und lassen uns stimmungsmäßig in den Keller sinken. Die Fotos, die man dann in den sozialen Medien sieht von Berggipfeln, die sich über der Nebelsuppe erheben und die Kraxler in der schmeichelnden Herbstsonne zeigen sind da leider auch nicht förderlich. Schnell werde ich missmutig und wünsche mir auch die Sonne her, ohne zu bedenken, dass sie eh da ist – auch wenn wir sie gerade nicht sehen.
So geht’s mir auch manchmal mit meiner Dankbarkeit. Vor lauter Nebel (sich beschweren, jammern, klagen, …) vergesse ich, dass ich trotzdem genügend Grund hab, dankbar zu sein. Weil die Sonne scheint, auch wenn wir sie gerade nicht sehen können. So hab ich heute für dich 5 Anregungen, die dich zu mehr Dankbarkeit anstiften können. Wenn du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst.
Solltest du lieber schlechte Laune haben wollen, hör bitte HIER auf zu lesen!
Kinder
In Gesprächen mit anderen Müttern und in Beratungen geht es oft um die Anstrengungen, die mit unseren Kindern verbunden sind. Ihre Wutanfälle aushalten, sie gefühlt von Kopf bis Fuß zu bedienen, die unzähligen Handgriffe, die wir tagtäglich für sie erledigen, andernorts die durchwachten Nächte, anstrengende Körpernähe oder das Gefühl immer nur am Schimpfen zu sein.
Dabei könnten wir unsere Kinder auch einfach ein wenig mehr genießen. So viele Paare würden sich wünschen, ein Kind zu haben, das sie nervt. Für viele der Konflikte, die wir täglich erleben oder begleiten sollen, gibt es einfache Lösungen, wenn man mal die Perspektive wechselt und etwas Anderes probiert. Kinder machen uns menschlich, weise, mitfühlend, sie bringen uns zum Lachen und halten uns den Spiegel vor, sie versetzen uns in Staunen und bereichern unseren Alltag. Ja, es ist auch anstrengend, Kinder zu haben. Doch noch mehr ist es belebend, erfüllend und sinnstifend.
Haushalt
Oje. Meine schwerste Übung, weil ich diese Tätigkeiten so gar nicht mag. Putzen, kochen, waschen, bügeln – eher ein lästiges Muss als ein Juhuu-ichdarf! Dennoch: ich wache morgens auf, liege in einem warmen Bett, hab ein Dach über dem Kopf, im Bad fließt Wasser aus der Leitung und im Kühlschrank findet sich essenswertes. Es ist kein ich-muss-aufstehen, ich-muss-putzen, ich-muss-bügeln, sondern ein: “Ich tu’s, weil es mir wichtig ist. Weil ich möchte, dass ich meinen Tag nütze, weil ich möchte, dass die Wohnung halbwegs sauber ist und weil ich möchte, dass mein Gewand ordentlich ausschaut.”
Nur gleich zur Erläuterung … natürlich bin es nicht nur ICH sonder WIR (die diese Arbeit erledigen), auch wenn das oft ein kleiner Kraftakt ist, weil andere Menschen in der Familie andere Werteordnungen haben. Ich erinnere mich hiermit, dass viel Wäsche zu waschen heißt, dass wir genug Gewand haben. Jeden Tag zu kochen heißt, ausreichend Essen zu haben. Und viel putzen zu können bedeutet, viel Platz zu haben, den man bewohnen und genießen kann.
Wetter
Der Nebel war ja schon eingangs das Thema. Wie oft beschweren wir uns über das Wetter … es ist zu nebelig, zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu regnerisch, zu …. . Mal ehrlich: so richtig recht machen kann’s uns das Wetter nicht.
Statt dem ewigen Jammern könnten wir uns darüber freuen, dass wir so viel verschiedenes Wetter erleben, dass wir an einem Ort leben, wo es vier Jahreszeiten gibt, jede mit ihrer eigenen Schönheit und dass jeder Tag einzigartig ist und richtig, so wie er ist. Wir haben warme Kleidung um uns vor Kälte zu schützen, wir haben Regenjacken und -schirme, wenn es mal kübelt und wir können hochsommerliche Temperaturen in der Sonne genießen oder den Schatten der Bäume nützen. Wir können uns bei Nebel zuhause einkuscheln und es uns gemütlich machen.
Es ist eine Frage der Perspektive, wie wir das Wetter anschauen und, mal ehrlich: tagein, tagaus immer Sonnenschein und blauer Himmel? Wär doch langweilig!
Partner
Wenn wir mit Partnern zusammenleben (und Familien haben) dann ist das meistens so, weil wir den überwiegenden Teil daran gut finden. Ich ertappe mich auch dabei, wie mich Dinge am Gegenüber nerven, wie verschiedene Verhaltensweisen mich verärgern und meine Stimmung deshalb alles andere als erfreulich ist. Wie bei den Kindern vergessen wir auch hier, dass wir (hoffentlich) reichlich Gründe haben, dankbar zu sein.
Dass wir jemand haben, mit dem wir das Leben teilen wollen, der uns wichtig ist, den wir respektieren und wertschätzen. Der anders ist als wir und diese Verschiedenartigkeit uns bereichern kann und dass wir nicht mit allem einverstanden sein müssen, um die Person trotzdem gut finden zu können. Meist ist es die fehlende Zeit füreinander, das Ausbleiben von liebevollen Gesten, die für selbstverständlich genommene Anwesenheit des Partners / der Partnerin, die zu Unzufriedenheit führt. Bewusst verbrachte gemeinsame Zeit ist ein guter Weg, diese Beziehung wieder zu stärken und die Dankbarkeit zu spüren, von der Pizzera & Jaus singen: “Dass du ohne mi kannst, aber net ohne mi wüllst!”
Arbeit
Wenn man in die Gesichter von Autofahrer*innen am Morgen blickt, bekommt man den Eindruck, die fahren alle ins Verderben. Klar, nicht jede*r hat das Privileg, einen Beruf auszuüben, der einem auch Spaß macht, die eigenen Stärken zum Vorschein bringt und für den man Wertschätzung bekommt. Doch auch, wenn dich dein Job “angeht”: du bist nicht verpflichtet hinzugehen. Nein! Niemand zwingt dich! Wenn du nicht mehr kommst, hat das allerdings Folgen – du wirst vermutich gekündigt, bekommst dann nach einer Weile kein Geld mehr und hast wahrscheinlich (solltest du nicht auf einem fetten Erbteil sitzen) Probleme, dein Leben zu finanzieren.
Also. Wir wollen arbeiten. Weil wir nützlich sein wollen. Weil wir etwas Sinnvolles tun wollen. Weil wir zeigen wollen, was wir können. Weil wir mitgestalten wollen. Und zumindest: weil wir dafür Wertschätzung in finanzieller Form bekommen. Es gibt gute Gründe, zu arbeiten. Für jede*n von uns. Diese Gründe können sehr unterschiedlich sein. Wer keinen einzigen guten Grund findet, seinen jetzigen Job zu machen, hat auch die Freiheit zu wechseln. Oder weiter zu jammern.
Man kann sagen: ja, bitte – wenn ich mich immer damit tröste, wie schlecht alles sein könnte bringt mich das nicht weiter. Stimmt. Wenn ich mir dauernd vorstelle, was alles noch viel besser sein könnte aber auch nicht.
Es ist eine Entscheidung. Dankbar zu sein. Es ist eine Haltung. Man kann das lernen und trainieren. Man muss nicht. In der Entscheidung, dankbar zu sein liegt allerdings eine gute Kraft, die zufrieden macht und uns selbst vermittelt: wir sind gut, so wie wir sind.
Das Leben ist gut, so wie es ist.
Die Kinder sind gut, so wie sie sind.
Der Alltag ist gut, so wie er ist.
Das Wetter ist gut, so wie es ist.
Der Partner ist gut, so wie er ist.
Und für alles was nicht gut ist, hast du die Möglichkeit, etwas zu verändern. Dich zu entwickeln und dazuzulernen.
Danke, dass du bis hierher gelesen hast und dankbarer sein möchtest.
Wofür bist du heute schon dankbar? Was macht dich glücklich und zufrieden?
Schreib in die Kommentare, wenn du etwas davon hier und jetzt teilen möchtest!
Kommentar schreibenKommentare: 2
- #1Simone (Samstag, 26 Oktober 2019 17:57)Hallo Kerstin! Echt gut geschrieben und mir fällt auch auf das sehr viele Leute sehr unzufrieden sind egal bei was, sie Wissen immer was zum aussetzen! Ich bemühe mich sehr es eben positiv zusehen und wir sind sehr dankbar und glücklich das unser Ludwig in unsere Familie geboren ist!
Ich freu mich auf weitere Geschichten von dir – alles liebe - #2Kerstin (Dienstag, 29 Oktober 2019 11:08)Heyyyy, liebe Simone! Danke für dein Feedback und noch viel WICHTIGER: herzlichen Glückwunsch zur Geburt von Ludwig! Da bist du ja nun vielleicht ein bisschen getragen von der hormonellen Welle. Alles Liebe, viel Unterstützung für euch als Familie und Gesundheit und Kraft für die natürlichen Anfangsturbulenzen!
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