Sauerteig, Beziehungen und 5 Learnings

25. April 2025

Meine bescheidenen Kochkünste sind schuld, dass wir als Familie selten daheim echte kulinarisch kreative Höhenflüge erleben. Ich bin fähig eine passable Bandbreite an gelingsicheren Rezepten in die Realität zu bringen. Für mehr fehlt mir nicht nur die Leidenschaft sondern auch die Kompetenz.

Jedoch hab ich seit jeher ein gutes Händchen beim Backen. Egal ob Blechkuchen, Torte oder Spritzgebäck – nur selten gelingt hier etwas nicht oder schmeckt schlecht.
Das betrifft auch Brot und Weckerl verschiedenster Sorte. Was mich aber schon beim Zuschauen in den letzten Wochen fast den letzten Nerv gekostet hat: luftiges Sauerteigbrot mit knuspriger Rinde selbst zu backen.

Das Quittengelee unter den Brotteigen

Gleich vorweg: den Germteig für ein zugegeben fantastisches italienisches Weißbrot zusammen zu kneten, ihn ein wenig gehen lassen und dann mit schlauem Ofen zu backen ist eine Sache. Ich bin immer Team „quick & rough“ wenn es um solche Dinge in der Küche geht. Es war also definitiv nicht meine Idee, selbst mit Sauerteigbrot backen beginnen zu wollen. Doch unsere Tochter wurde ge-influenced und hin und wieder spielen Social Media Trends auch genussvolle Effekte in unser Leben. Aber, meine Güte. Sauerteig ist keine Erdmeermarmelade. Was ich vom Quitten-Gelee unter den Brotteigen schon aus der Ferne gelernt hab.

“Stretch & folds” für ASMR Sound: ja, wir sprechen von Brot.

Schraubgläser mit unterschiedlichsten Kompositionen an Mehl und Wasser verteilen sich seit Wochen in unserem Wohnraum. Vom Kachelofen und der Fensterbank bis zur Anrichte und dem Kühlschrank: überall finde ich mehr oder wenig blubbernde Teigstarter, deren Gäraktivität akkurat mit am Glas angebrachten Gummiringen gemessen wird.
Der Ansatz muss sich in Zeit xy genau um das Vielfache z vermehren, damit er verarbeitet werden kann. Doch da beginnt erst der richtige Spuk.

Von exakten Gärzeiten bei der optimalen Raumtemperatur, wiederkehrenden „stretch & folds“ alle 30 Minuten in den nächtlichen Morgenstunden bis hin zu perfekter Klebrigkeit und Konsistenz bevor Kälte, Dampf und Hitze das ihre tun, um leckeres Brot entstehen zu lassen: es sind gefühlt tausend Dinge, die man richtig machen soll, wenn man luftig lockeres Sauerteigbrot mit ASMR-Sound Kruste haben möchte. Ein Fehler auf diesem Weg und du kannst dir dein Ergebnis denken.

Bäurin vs. ChatGPT als Wissensquelle

Was wir hier in den letzten Wcohen erlebt haben, grenzte zwischendurch beinah an Lebensmittelverschwendung. Immer wieder die Fragen:

  • Warum ist der Teig nicht so aufgegangen.
  • Welches Mehl eignet sich besser für das Traumergebnis?
  • Kann man so jungen Influencerinnen wirklich ein Brotrezept abnehmen?
  • Wo lag der Fehler, wenn es nicht klappte?
  • Zu lang gegärt oder doch zu kurz?

Auch wenn die fertig gebackenen Brote allesamt gegessen wurden: sie waren nicht so, wie von unserer Tochter gewünscht. Sie las weiter, blieb dran und tüftelte. Sie befragte ChatGPT, ich Bäuerinnen und wir analysierten und lernten. Und heute war es endlich so weit: ein beinah perfektes Sauerteigbrot kam aus dem Ofen.

Halleluja, er ist aufgegangen.

Schon während dem Anschneiden – dem ultimativen Test, der erst tatsächlich die Luftblasen und Crunchyness des Brotes aufdeckt – fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sauerteigbrot hat so viel mit Beziehungen zu tun.
Also fasse ich hier für dich zusammen, welche 5 Dinge du beim Brotbacken UND in Beziehungen brauchen kannst, wenn es richtig gut werden soll:

1.) KNOW-HOW
Antonia sah sich Videos an, las Rezepte und recherchierte stundenlang, was es braucht, um so ein knuspriges und gleichzeitig luftiges Brot backen zu können. Wenn man etwas noch nie gemacht hat, braucht man als erstes: Wissen.
Wie Beziehung geht, will auch gelernt sein. Das geht sehr mühsam und langsam während dessen man lebt. Oder mit Abkürzung durch geschickte Literatur, fachkundige Expertinnen oder geteilte Erfahrung anderer Menschen.
In jedem Fall: Wissen aneignen hilft, auch wenn man immer die Freiheit hat, sich zu entscheiden, was man gut findet und was nicht.

2.) FEHLERKULTUR
Wenn etwas nicht klappt, wie gewünscht, liegt irgendwo der Hund begraben. Das neben dem Ärger, Frust und der Enttäuschung anzuerkennen klingt schöner, als es ist. Fehler machen gehört nunmal dazu, besonders in Beziehungen. Wenn man sich nicht nur auf Glück verlassen will, braucht es einen positiven Zugang zum eigenen Scheitern und einen freundlichen Blick auf alles, was unvollkommen ist. So kann man den eigenen Mangel, das Fehlende und Hoppalas in wertvolle Erfahrungen verwandeln.

3.) LERNBEREITSCHAFT
Das Rezept noch genauer lesen, Temperaturen checken, Teige studieren. Wir wollten unbedingt lernen, was es braucht, genau SO ein Brot zu backen. Am meisten hat wohl die Bereitschaft geholfen, es wirklich lernen zu wollen und der feste Glaube daran, dass es früher oder später gelingen wird. Begeisterung und Freude zwischendurch sind natürlich die perfekten Lernbooster und Motivatoren am Weg. Das darf auch in zwischenmenschlichen Beziehungen so sein: bei allem Lernen nicht auf die Liebe vergessen. Das Ziel – miteinander glücklich sein – vor Augen haben und gleichzeitig das zusammen unterwegs sein genießen können.

4.) DURCHHALTEVERMÖGEN
Zwischen „das kann doch nicht so schwer sein“ bis „hab mich gern, ich geh mir so ein Brot kaufen“ hatten wir jede Stimmung durch. Ein so einfaches Lebensmittel wie Brot, das es günstig zu kaufen gibt, selbst machen braucht eine klare Entscheidung.
Zeit ist hierbei ein bedeutender Faktor im doppelten Sinn. Du kannst Dinge nicht über‘s Knie brechen und abkürzen. Und es dauert, bis es gut wird.
Warten, geduldig bleiben und den Dingen Zeit geben zählen nicht zu den Qualitäten, die in unserer Gesellschaft en vogue sind. Gleichzeitig braucht es manchmal das und nur das. Gepaart mit ein wenig Sturköpfigkeit … ähm, Beharrlichkeit.

5.) GENUSSFÄHIGKEIT
Vielleicht bin ich da komisch. Manche Dinge schmecken mir besonders gut, WEIL ich sie selbst gemacht hab: Brot, Torten, selbstgezogenes Gemüse. Andere Dinge schmecken mir besonders, wenn ich sie NICHT machen musste: aufwendige Gerichte, Paniertes oder Cocktails.
Fest steht: ich will mir unbedingt das Genießen erhalten und bewusst feiern, wenn meine Sinne verwöhnt werden. Meine Überzeugung ist: sonst werde ich ungenießbar.
Das gilt auch für Paare. Wer nur mehr funktioniert, werkt und leistet, verpasst die schönen Dinge des Lebens oder nimmt sie nur im Vorbeilaufen wahr.

GENUSS AN auch ohne Garantieschein

Also klappe ich jetzt meinen PC zu und hole mir eine köstliche Schnitte von dem Brot, das heute endlich, nach vielen Fehlversuchen genau so geworden ist, wie es der Wunsch war. Ich höre es schon krachen, wenn ich die knusprige Rinde durchbeiße und das Wasser rinnt mir im Mund zusammen, allein vom dran denken.

Der nächste Sauerteigansatz arbeitet bereits im Schraubglas neben dem Spülbecken. Mal schauen, ob wir unsere Fertigkeiten beim nächsten Brot erneut so gut anwenden können.

Der erfahrene Mensch weiß: es ist erfreulich, wenn es geklappt hat – die Chancen steigen, dass es wieder gelingt, doch Garantieschein bekommt man keinen.
Weder beim Sauerteigbrot, noch in Beziehungen.

Aber: Mahlzeit!

Kerstin Bamminger

Hallo, ich bin Kerstin Bamminger und ich unterstütze Menschen dabei, lebendige Beziehungen zu gestalten. Tiefgründig, bedeutungsvoll und auf Augenhöhe. Hol dir hier am Blog gern Tipps und Tricks, wie das gelingen kann und lass mir gern einen Kommentar da, wenn dir etwas gefallen hat! Viel Freude beim Lesen!

25. April 2025

Das könnte dich auch interessieren…

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert