33 Ideen für den Schulweg zu Fuß

33 Ideen für den Schulweg zu Fuß

Oft weiß man als Eltern nicht, wann man mit dem Kind etwas “das letzte Mal” macht. Das letzt Mal stillen, wickeln, füttern, einschlafbegleiten, im-gleichen-Bett-schlafen, … – viele finale Kapitel elterlichen Tuns gehen fast unbeachtet über die Bühne, weil plötzlich der nächste Schritt gegangen wird. 

Diese Woche – und das ist ziemlich gut kalkulierbar – geht für mich eine Ära zu Ende.
Nach zehn Jahren wird das geliebte tägliche zu-Fuß-in-die-Schule gehen der Geschichte angehören.
Was wir alles erlebt haben auf diesen etwa 2000 Schritten jeden Morgen, erzähl ich dir heute.

Vorsicht: nicht weiterlesen, wenn du weiterhin dein Kind mit dem Elterntaxi chauffieren möchtest. Es könnte sein, dass ich dich begeistere, zu Fuß zu gehen.

Bevor ich damit anfange, aber noch ein Wort.

“Meine Kinder, es war eine unglaublich schöne Zeit, die wir gemeinsam erlebt haben. Anfangs mit Kinderwagen und allerlei Gefährten als Hilfe, mit netten Wegbegleiterinnen oder allein: ich hab jeden Schritt an eurer Seite geliebt und genossen. Ich hab gerne die oft schwere Schultasche geschleppt als Motivationsdienst und euch getragen, wenn es zu viel wurde für die jungen Beine. Ihr hattet Zeit, euch umzustellen von “Daheim” auf “Kindergarten” oder “Schule” und konntet vielleicht den Umstieg in die jeweilig andere Welt besser verkraften als durch eine 5 Minuten Autofahrt. Ich bin überzeugt, nicht nur euch sondern auch mir etwas Gutes getan zu haben mit diesen morgendlichen 20 Gehminuten, die so viel mehr sind und waren als “einfach nur gehen”, weil es so viel zu erleben gab.”

33 Dinge, die man am Fußweg zur Schule erleben kann:

  1. die buntesten Himmelsfarben des Morgenrot bewundern, das Grün der Blätter einatmen und beobachten, wie sie sich im Jahreskreis verfärben, abfallen und wieder austreiben
  2. die Schritte zählen und dabei siebzehn mal unsicher sein, ob man sich nicht doch verzählt hat
  3. über den Zebrastreifen gehen wie die Beatles (und dabei Musikgeschichte diskutieren)
  4. die aktuellen Ohrwürmer der Kinder gemeinsam trällern – von Mai Cocopelli über Beatles, Springsteen, AC/DC … je nach Jahreszeit und Stimmung war so ziemlich alles dabei
  5. alle Schultaschen der Kinder im Expeditionswagen transportieren (Aufgabe der Eltern) und den Weg in eine Parcouring Strecke verwandeln, sodass schon vor dem ersten Läuten “turnen” war
  6. im Matschgewand in alle Pfützen springen (als Eltern empfiehlt es sich, den nötigen Abstand einzuhalten) und danach mit Gummistiefeln deren Tiefe messen
  7. in der kalten Jahreszeit gefrorene Spinnennetze an der Traunbrücke bestaunen und dem Knirschen des frisch gefallenen Schnees unter den Schuhen zuhören (Musik in den Ohren von Winterfans)
  8. den Baufortschritt verschiedenster Projekte täglich aus nächster Nähe beobachten (z.B. Salzstaldn) und mitansehen wie baufällige Häuser mit neuem Leben erweckt werden, Grünflächen zubetoniert werden, historische Gebäude in Schutt & Asche gelegt werden (Flachsspinnerei) und dabei über Oberflächenversiegelung debattieren
  9. bei diesen Baustellen tätige, spektakuläre Baumaschinen fachmännisch benennen (und dann wegen zu langer Beobachtung derselben zu spät zur Schule kommen)
  10. zweistimmig Pizzera & Jaus “Kaleidoskop” singen und damit die Bewohner am Weg beglücken
  11. zu zweit mit dem Roller fahren und es “Schulbus” nennen (einer läuft ein Stück voraus, stellt sich an den Wegrand = Bushaltestelle und wird dort vom “Bus” abgeholt)
  12. mit diesem Roller einen kapitalen Sturz hinlegen und dabei auf das Kind drauf fallen 
  13. Streckenabschnitte mit Fantasienamen kennzeichnen (z.B. Schneckenfriedhof … dabei über das grausame Massensterben von Nacktschnecken sinnieren)
  14. die Freundinnen am Weg aufgabeln und wuseliges Geplapper bis zur Schule anhören (Erwachsene: mit der Mama dieser Freundinnen das eigene Feldwebelgehabe vor dem Außer-Haus-gehen analysieren und sich gegenseitig mütterliches Fehlverhalten eingestehen und einander danach beruhigen – es ist halt irgendwie überall gleich)
  15. ungestörte und kostbare Einzelzeit mit dem Kind genießen = Beziehungsgestaltung pur
  16. zusammen schweigen und den Morgenmuffel raus hängen lassen
  17. jeden Tag ein Stück Müll aufheben und zum nächsten Mistkübel bringen (das macht in diesen Jahren dann rund 1800 Dosen / Papierl / Becher / Verpackungen …pro Person!) 
  18. sich bei deftigen Minusgraden den Allerwärtesten abfrieren und die dabei sichtbar werdende Atemluft cool als “rauchen” definieren (das kenn ich noch aus meiner Kindheit)
  19. am Weg allen Menschen freundlich (und möglicherweise mit einem Lächeln) “griaß di” zurufen
  20. bei orkanartigem Wind versuchen, wie Mary Poppins mit dem Schirm abzuheben (und dabei den Regenschirm ruinieren)
  21. verschiedenste Vogelstimmen am Weg hören und versuchen zuzuordnen
  22. das Zupassen mit dementsprechenden Steinen vom Wegrand üben – schafft der Stein es bis zur Schule?
  23. Eiszapfen von Autos oder Brückengeländern abbrechen und bestaunen (und vielleicht mal dran lutschen, wenn Mama nicht hinsieht – gutes Immuntraining, übrigens!)
  24. die neuesten Klatschgeschichten vom Kind erfahren und darüber diskutieren
  25. noch schnell das Gedicht für die Schule auswendig lernen (Bewegung & Sprache lässt sich prima und vorteilhaft kombinieren) – dabei den Sprechrhythmus an die Schritte anpassen
  26. vor Liebe taumeln, weil das Kind seine Hand immer noch beim Gehen in deine legen will 
  27. die eigene Wut (oder die des Kindes) mit jedem Schritt in den Boden stampfen
  28. vorgeben, ein kleiner Hund zu sein, der vom Kind Gassi geführt werden muss (die Nachbarschaft hält mich sowieso für eine Verrückte, also was soll’s) inklusive Gebell, Bein heben und treuherzigem Blick beim Hecheln
  29. vorauslaufen, sich in einer Ecke verstecken und die anderen höllisch erschrecken wenn sie herankommen 
  30. nicht auf Risse im Asphalt oder Fugenlinien treten – wer’s tut, stirbt klarer Weise
  31. sämtliche Käfer und Insekten sorgsam “umgehen” und so Zeit vertrödeln, weil man nicht zur Schule gehen mag
  32. ZÄHLEN! und zwar alles mögliche: Zigarettenstummel auf dem Weg (wir zählten mal rund 280), Autos, die vorbeifahren, (Brücken-)Geländerstäbe, Leitpflöcke, Häuser, … – was immer Spaß macht
  33. Klima schonen und sparen! Laut einer Berechnung sind das: Eingespartes CO2 (kg) 1589.76 kg, eingesparte Fahrtkosten 2592€, Vermeidung von Umweltkosten 216€, Vermeidung von Unfallfolge- und Staukosten: 1224 € (wow, wir sollten auf Urlaub fahren für dieses Geld!)

Gratuliere, du hast es bis hierhin geschafft beim Lesen!

Morgen hat das jüngste Kind hier Radfahrprüfung und wird somit zukünftig lieber mit dem Drahtesel den Weg bewältigen, statt an meiner Seite zu Fuß.
Es ist ein Stück Loslassen und Abschied nehmen und erfordert eine Anpassung der Morgenroutine an neue Verhältnisse.
Ich möchte dir sagen: nütze die Zeit & Gelegenheit, deine Kinder zu Fuß zu begleiten und wenn du zu weit weg wohnst, geht zumindest die letzten 10 Minutuen zusammen (Stichwort Elternhaltestellen)!

Es zahlt sich aus und das Zeitfenster schließt sich irgendwann, wo diese Begleitung gewünscht ist. 
Und dann gehst du – wie ich gestern – zum letzten Mal mit … und bist dankbar dafür, dass du rund 300.000 Schritte ganz dicht neben ihnen gehen durftest. 

P.S: der Junior hat mein leidvolles Gesicht gestern bemerkt und gesagt (“Vielleicht regnet’s ja mal voll, dann gehen wir noch einmal, ja Mama?!”)
Wie süß ist das denn bitte??!!!!

Kommentar schreibenKommentare: 4

  • #1dein Papa (Donnerstag, 28 Mai 2020 12:22)schade das ich das mit euch 5 Mädels nie gemacht habe, sehr berührend, du bist eine ganz tolle Mama ich bin stolz das deine Kinder dich haben.
  • #2Gerlinde (Donnerstag, 28 Mai 2020 14:30)Sehr schön, wie du in liebevoller Begleitung deine Kinder am Weg zur Schule und früher zum Kindergarten begleitet hast. – sehr schöne lustige 33 Ideen, in einigen Ideen finden wir uns auch – zum Beispiel beim beobachten der Bauarbeiten, Sammeln vieler Naturmaterialien- das ist immer was spannendes.
    Wir haben ca. 1Kilometer zum Kindergarten und legen diesen Weg soweit es vom Wetter möglich ist auch meist mit dem Fahrrad zurück.
    Erst diese Woche habe ich mit meinem 6 jährigen Sohn wieder mal alleine eine kl. Wandung gemacht – er hat es so genossen – ungeteilte Mama Zeit .

    Ein gemeinsamer Fußweg ist schon was besonders – ich werde mir diese Ideen auf jeden Fall auch für den Herbst mit nehmen, denn da gibt es dann bei uns auch unser erstes Schulkind :-)!
    Danke für deine tollen BLOG Einträge
  • #3Kerstin (Donnerstag, 28 Mai 2020 18:13)Lieber Papa, danke für die Wertschätzung! Ich hab es mit den Kindern langsam richtig schätzen gelernt, weil ich es eben aus meiner Kindheit nicht kannte – nur den Schulbus, weil wir ja weg vom Schuss lebten. Busfahren war auch manchmal lustig, aber Gehen toppt das einfach bei Weitem 😉

    Gerlinde – yay! Schön, wenn du motiviert bist, da hast du dieses schöne Wegstück ja noch vor dir!
  • #4Bianca (Donnerstag, 28 Mai 2020 20:19)Jedes mal, wenn ich deine Zeilen lese egal ob über deine Kinder, Klima etc. denk ich mir immer wieder, was für eine wahnsinns Mutter/Frau bist. Du motivierst mich immer und immer wieder. Ich bin wirklich begeister von Dir und kann vieles lernen. Dafür Dank ich dir.
Aus der Krise schlau werden!?

Aus der Krise schlau werden!?

Nun sind die ersten Kinder also wieder zum teilweisen Schulbetrieb eingerückt, das erste Eis im Gastgarten ist verzehrt, es wurden Fußballtrainings mit Abstand genossen und endlich wurden die schmerzlich vermissten sozialen Kontakte wieder hergestellt.

Ein leichtes Aufatmen in der Gesellschaft ist spürbar. Und doch sind wir noch ein gutes Stück entfernt von der großen Erleichterung, dem Moment, wo ein riesiger Stein vom Herzen fällt.

Denn zu viele Menschen leiden immer noch unter verschiedensten Einschränkungen.

Was wir in dieser Krise gebraucht haben oder hätten, was uns auch in Zukunft dienlich sein kann, hab ich mir überlegt und hier nieder geschrieben.

Umweltschonendes Verhalten

Viele erinnern sich vermutlich an die Bilder im März, wo Delfine nah der Küste Spaß hatten, an das klare Wasser in Venedig und die traumhafte Verbesserung der Luftwerte durch den Shutdown. Dass die industrialisierte Gesellschaft endlich gezwungen ist, in mancher Hinsicht neue Wege zu gehen, nicht jeden (Kurzstrecken)Flug als selbstverständlich ansieht und mal kritisch hinterfragt, wohin uns die wirtschaftliche Globalisierung führt, ist ein Gewinn dieser Krise.

Ich wünsche mir, dass wir weiterhin Regionalität fördern, unsere Mobilität hinterfragen und wirtschaftliche Interessen mit Umweltthemen verbinden und mindestens ebenbürtig behandeln.

Lernfreudige Einstellung

In den letzten Wochen blieb vielen von uns nichts anderes übrig, als neue Dinge zu erlernen. Wie man Videokonferenzen abwickelt, wie man im Homeoffice überlebt, wie man Kinder einsperrt und gleichzeitig bei Laune hält, wie man ein erhöhtes Arbeitspensum unter erschwerten Bedingungen bewältigt und wo weiter – für jeden waren die Herausforderungen wohl ein wenig anders. Und für Viele waren diese Erfahrungen unangenehm, weil mit Angst und Unsicherheit behaftet. 

Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr an unsere Lernfähigkeit glauben, dass uns diese Veränderung gelehrt hat, dass wir mehr schaffen, als wir denken und dass wir (wenn wir wirklich alles daran blöd fanden) zumindest die ursprünglichen Zustände wieder mehr wertschätzen können.

Menschliche Sensibilität

Man hat sich viele Gedanken gemacht über die Verletzlichen in dieser Gesellschaft – wir übten uns in Rücksichtnahme, besonders in Bezug auf die betagten Menschen hier und anderswo. Leider wurde auch sichtbar, dass wir immer noch auf diejenigen vergessen, die öffentlich wenig bis keine Interessensvertretung haben und deren gesundheitliche Schäden nicht gleich am Sterbe-Dashboard zu sehen sind: Kinder und Jugendliche. Wie viele von ihnen haben in dieser Zeit den Druck, die Anspannung und die Wut der Erwachsenen abbekommen und wurden schlecht oder unzureichend begleitet in ihren Ängsten und Sorgen?


Ich wünsche mir, dass wir menschliche Sensibilität nicht nur gegenüber Älteren aufbringen, sondern uns besonders auf die Realität der Jungen und Jüngsten einlassen können, die mit den Erfahrungen dieser Zeit noch sehr, sehr lange leben werden.

Kreative Lösungen

Angefangen bei einer Unzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder (Klopapierrollenkunst, Indoor-Hindernisparcours, Garten-Skilift) über innovative Geschäftskonzepte (Lieferservice, Videokonferenzen, Online-Angebote) bis hin zu kreativen Ideen in Kunst, Kultur und Kirche (YouTube Gottesdienste, Take-away Whatever beim Wirtn, Jukebox in der Kirche, Video Übertragung von Konzerten) haben wir in der Phase des Lockdown viele frische Ideen gesehen. Not macht erfinderisch ist ein Spruch, der sich definitiv bewahrheitet hat und das darf uns zuversichtlich machen für was auch immer kommen mag: es gibt genügend Menschen, die stets Lösungen suchen, die immer wieder aufstehen und Wege finden, wie es weiter oder anders gehen kann.

Ich wünsche mir, dass wir diese Kreativität auch in Zukunft nützen, wenn wir Lösungen brauchen um mit (anderen) Schwierigkeiten umzugehen – sei es der Klimawandel, ein anderes Wirtschaftssystem zu etablieren oder bei der Bekämpfung von Ungerechtigkeiten.

Kritischer Geist

Kaum jemand hat wohl alle Maßnahmen und Erlässe der Regierung jederzeit vollends verstanden und hundertprozentig angenommen. Spätestens bei “private Treffen waren immer erlaubt” muss sich der kritische Geist gemeldet haben, um zu fragen: Was ist hier eigentlich los? Welche Informationen werden uns hier gegeben oder bewusst vorenthalten? Wie wirkt der zielgenaue Einsatz von Emotionen auf die Gesellschaft? Warum gibt man uns nicht die Chance, Zahlen in einen Kontext stellen zu können? Welche Ziele werden hier tatsächlich verfolgt (und was ist das nächste Ziel, wenn das aktuelle erreicht ist)? 

Ich wünsche mir, dass wir nicht nur in Krisenzeiten unseren kritischen Geist einschalten, sondern dass er uns immer begleiten möge und dass wir ganz genau hinschauen, was mit uns als Menschen passiert. Denken wir also immer daran, was das Heiligste und Grundlegendste unserer Gesellschaft sein sollte: die menschlichen Grundrechte. Nicht einmal im Angesicht einer Katastrophe dürfen sie wanken. Sie sind das Fundament unseres Zusammenlebens und brauchen dennoch Achtung und Schutz.

Und zwar von Jedem und Jeder von uns.
Weil man nicht davon ausgehen kann, dass sich alle Machthabenden jederzeit daran halten (aus welchen Gründen auch immer). 

So weit meine kleine, persönliche Zusammenfassung des bisher Erlebten. 

Wir brauchen weiterhin ganz viel Herz und ganz viel Hirn. Und – was natürlich höchst notwendig ist – eine große Portion Humor. Falls (und wenn) es mal wieder ähnliche Zustände geben sollte, werden wir dringend darauf angewiesen sein, dazugelernt zu haben und vorbereiteter und bewusster Maßnahmen zu setzen.

Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen. Wenn Jede*r seinen Teil dazu tut.
Was hast du in diesen Wochen erlebt, was du als “Lernerfolg” verbuchen würdest?
Welche “schlauen” Erkenntnisse wirst du in die Zukunft mitnehmen?
Schreib doch in die Kommentare und teile deine Erfahrung mit dem Schwarm!

Back to school. Mit Herz und Hirn.

Back to school. Mit Herz und Hirn.

Am Montag werden sich die Tore für die jüngeren Schüler nach einer gefühlten Ewigkeit wieder öffnen.

Nicht für alle gleichzeitig – nein! Wir haben Pläne bekommen, welche Klassen an welchen Tagen durch welche Türen eintreten dürfen. Natürlich nur mit Schutzmasken und dem berühmten Mindestabstand. 

Freudige Begrüßung mit Händeschütteln? Leider nein!
Den lang nicht gesehenen Freunden wieder in die Arme fallen? Fehlanzeige.
Ein berührendes Erlebnis der Freundin schildern? Ja, wenn ein Babyelefant dazwischen passt.

Ich will mal ganz ehrlich sein. Dieses Heim-Beschulungs-Dings war tatsächlich auch nicht hundertprozentig mein Fall. Obwohl die Kinder mit Lernmaterial versorgt waren, in unserem Fall sehr selbständig arbeiteten und unglaublich mit der Aufgabe gewachsen sind, war die Gesamtsituation doch für die Familie sehr belastend, zumal wir nicht über fünf Schreibtische oder noch besser Büros in Vollausstattung verfügen. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf meine bzw. unsere verfügbare Arbeitszeit.

Dennoch: ich hab die Kinder gern unterstützt, sie mit Handlettering-Logbuch Vorlagen versorgt, wie früher schon geduldig beim Lernen geholfen, versucht, ihnen Struktur anzubieten. Die Kids haben “brav” die meisten Aufgaben erledigt, auch wenn der eine oder andere Lernauftrag schon etwas fragwürdig war (z.B. Dreck aus den Schuhsolen kratzen, im Backrohr erwärmen und dann dokumentieren, was daraus wächst, wenn man ihn gießt. Sorry – für so etwas hatte ich echt keinen Nerv.)
What the f$§& ??!

Was ich aber – auch in hundert Jahren – beim “Distance Leraning” nicht bieten kann ist der Kontakt zu einer Gruppe Gleichaltriger. Ja, wir haben (seit dem “private Treffen ja immer erlaubt waren” ein paar Tage) eine Lerngemeinschaft mit einer Freundin der Tochter organisiert – aber eine ganze Klasse kann man nicht ersetzen.

Die Gemeinschaft, die Gaudi mit den Kameradinnen zwischendurch, das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein, kann der Unterricht daheim schlicht und einfach nicht bieten.
Die Sozialkontakte, die Gespräche, der persönliche Austausch, sind auf digitalem Weg gefühlt oft nicht mal die Hälfte wert. Besser als Nichts, aber kein dauerhafter Ersatz.

Wenn also am Montag die Schultüren aufgehen, hoffe ich inständig darauf, dass die Schülerinnen und Schüler, die Pädagogen und wir alle begreifen: Schule ist ein Begegnungsort. Schule ist ein Ort, wo nicht nur Wissen in Köpfe gestopft wird (oder werden sollte) sondern ein Ort, wo das Leben stattfindet.

Gemeinsam Lernen, gemeinsam lachen, gemeinsam verzweifeln und sich wieder aufrappeln, gemeinsam streiten und sich versöhnen, gemeinsam etwas Neues erfahren und sich darüber unterhalten, gemeinsam forschen und gemeinsam Antworten finden. GEMEINSAM! Das ist die Stärke der Schule! Die Gemeinschaft. 

Wer gute und positive Erinnerungen an die Schulzeit hat, hat meistens auch gute Gemeinschaft erlebt. Im besten Fall auch mit den Lehrpersonen. Weil Beziehung vor Bildung kommt. Weil ohne Beziehung auch die kompetenteste Lehrerin nichts an ihr Publikum vermitteln kann.

Ich hoffe inständig darauf, dass wir mit Menschenverstand und viel Empathie dem kindlichen und jugendlichen Verhalten begegnen und die Schule nicht zum Ort der polizeilichen Überwachung verkommen lassen! 

Nicht weil es um Widerstand gegen (dennoch mittlerweile fragwürdige) Verordnungen geht, sondern um etwas VIEL Wichtigeres: um Gesundheit.

Nicht nur um körperliche Gesundheit, sondern auch um emotionale Gesundheitum psychische Gesundheit, um geistige Gesundheit und seelische Gesundheit.

Gesundheit ist nicht nur unterm Mikroskop erkennbar, oder am Blutbild, einem Rachenbstrich durch Röntgen, Magnetresonanz, Computertomographie oder sonstige Gerätschaften feststellbar. Wenn wir nicht begreifen, dass psychische Erkrankungen uns genau so schädigen können wir ein Virus, dass seelische Wunden uns mindestens so schädigen wie körperliche Verletzungen das können, dann haben wir einen wesentlichen Teil übersehen.

Also denken wir daran, wenn wir ab Montag in den Schulen und sowieso schrittweise in einen natürlichen Begegnungsalltag zurückkehren: wir Menschen sind soziale Wesen, wir brauchen die Anderen um uns herum (nicht nur aus der Distanz) und beurteilen wir die Gefahr mit Augenmaß.

Ja, die Schule ist eine Bildungseinrichtung. Doch wer auch nur einen Funken Ahnung davon hat, weiß, dass Bildung über Beziehung funktioniert. Beziehung braucht Nähe.

Wenn schon körperlich nicht alles zugelassen wird, dann braucht es umso mehr emotionale Nähe.


Verständnis von uns Erwachsenen für kindliches Verhalten. Einfühlungsvermögen für Kinder, die in den letzten Wochen – durch die Bank – viel Frust erlebt haben, aus verschiedensten Gründen. 

Viele dieser Kinder werden viele dieser Regeln kaum verstehen. (Wie übrigens ich auch.)
Seien wir ihnen als Erwachsene voraus, zeigen wir Empathie und sagen:

  • “Ihr freut euch so sehr, euch wiederzusehen!” statt “Auseinander!”
  • “Du bist so aufgeregt, wieder hier zu sein, dass du am liebsten von einer Ecke zur anderen schießen möchtest!” statt “Bleib endlich auf deinem Platz!”
  • “Erzähl mal, wie es dir ergangen ist!” statt “Schnell raus mit den Büchern, es gibt viel aufzuholen!”
  • “Das ist ungewohnt für dich, das halbe Gesicht nicht zu sehen / zu verdecken!” statt “Maske auf!”

Der Klassenvorstand unserer Tochter hat so treffend beschrieben: “Es geht jetzt nicht darum, möglichst nah am Lehrplan zu bleiben und viel zu erreichen. Es geht darum, WIE wir in dieser Situation miteinander umgehen.”

Immer noch und immer wieder.

So wünsche ich allen Kindern, die am Montag oder Dienstag oder irgendwann demnächst in die Schule zurückkehren eine Umgebung, die sie nicht feindselig und starrhalsig empfängt, sondern Personen, die mit viel Herz und Hirn agieren. 

Am meisten wünsch ich es denen, die daheim niemand haben, der sie dann auffängt, weil der Haussegen (wegen Corona oder sowieso) schief hängt. 

(Und dann wünsche ich ihnen, dass sie ganz bald wieder turnen und singen, was das Zeug hält, weil das für die psychische Gesundheit auch immens wichtig ist. Vielleicht wichtiger als Desinfektionsmittel. #justsaying)

Worauf freust du dich am meisten, wenn die Kinder zurück zur Schule dürfen?
Was kann Schule, was der Unterricht daheim nicht kann? 
Ich freu mich, wenn du deine Erkenntnisse hier in den Kommentaren teilst! 

Angst und Liebe.

Angst und Liebe.

“Vielleicht sollten wir es jetzt mit Liebe versuchen, weil die Angst die letzten zehntausend Jahre wohl keinen Erfolg gebracht hat.” Gerald Hüther
Über dieses Zitat hab ich die letzten Tage viel nachgedacht. Ganz grundsätzlich, aber auch in bezug auf die aktuellen gesellschaftlichen Vorgänge. Wie Angst nützlich sein kann und warum wir sie dennoch auf ein Minimum reduzieren sollten. Darum geht es hier und heute.

Angst und Liebe. Zwei Gefühle, die vermutlich jeder Mensch kennt. Sie können der Motor für verschiedenste Handlungen sein: verbindende und trennende, verletzende und heilende, intuitive und berechnende. 
Wir gehen Beziehungen ein, wählen Freundinnen aus, treffen Entscheidungen in Bezug auf Gesundheit, Beruf, Familie usw. – manchmal motiviert durch Angst und hoffentlich oft motiviert durch die Liebe.
Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, was hinter solchen Handlungen, Aussagen oder Empfehlungen steckt, nicht immer ist der handelenden Person bewusst, wodurch er oder sie gesteuert wird.
Drum zahlt es sich aus, einen genaueren Blick darauf zu werfen.

Was ist Angst?

Das Wort “Angst” stammt vom griechischen Verb “agchein” und dem lateinischen “angere” ab. Beides heißt übersetzt “würgen”, “die Kehle zuschnüren”. Das beschreibt ganz gut, wie es uns in den letzten Wochen geht, jedenfalls bildlich gesprochen. 

Angst äußert sich körperlich etwa wenn das Herz zu rasen beginnt, die Pupillen sich weiten, unsere Knie schlottern, der Körper Adrenalin ausschüttet und das Blut bindet mehr Sauerstoff. So bereiten wir uns auf kritische Situationen vor, auf Flucht oder Kampf und diese Vorkehrung der Natur kann lebensrettend sein, weil wir auch übernatürliche Kräfte entwickeln. Jedenfalls war das in der Evolution sehr hilfreich.
Doch wie viel Angst ist heute noch “notwendig”?

Wieviel Angst braucht der Mensch?

Leider überkommt die meisten Menschen das unbestimmte Gefühl der Angst (im Gegensatz zu Furcht, die immer auf etwas Bestimmtes gerichtet ist) unfreiwillig und unkontrolliert. Und überwiegender Weise ist es wohl so, dass die Angst uns lähmt anstatt zu mobilisieren.

In den letzten Wochen wurde hierzulande und auch anderswo bewusst auf diese Emotion gesetzt um ein bestimmtes Verhalten der Menschen zu erreichen. Das hat, finde ich, ganz gut geklappt und war angesichts der Tatsachen, die so am Tisch lagen, möglicherweise auch in Ordnung. 

Wir haben uns bedroht gefühlt in unserer Gesundheit. Wie real und groß die Gefahr wirklich war und ist, lässt sich leider angesichts der fehlenden seriösen Daten kaum sagen – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. (Wir wissen, dass wir nichts wissen.)

Abstand halten, Hygiene Vorschriften befolgen, in Armbeugen niesen, wenn krank daheimbleiben – all diese Dinge lassen sich ja in gewissem Rahmen einhalten oder waren für Viele sowieso selbstverständlich. Das könnte auch freundlich, gelassen und ruhig geschehen.

Menschlichkeit wäre angesagt

Was mir aber Sorgen bereitet, ist, zu beobachten wie auch die Menschlichkeit, unser Einfühlungsvermögen, unsere Kommunikation, das Miteinander hierbei leidet. Auch wenn wir nicht gleich tot umfallen, weil wir uns kaum noch anlächeln können, werden wir doch recht schnell bemerken, dass uns eines erst recht krank macht: ANGST.

Erst recht, wenn unter diesem Titel versucht wird, unsere Grundrechte zu beschneiden. 
Wenn wir uns nicht mehr versammeln dürfen. 
Wenn über unseren Privatraum bestimmt wird. 
Wenn körperliche Unversehrtheit nicht mehr geschützt wird. 
Wenn die Demokratie unter die Räder kommt.

Angst ist ein probates Mittel, um uns Dinge schmackhaft zu machen oder unterzujubeln, die uns letztlich sehr viel Leid bringen und gefährlich sind, aber als “sinnvoll” und “notwendig” verkauft werden, weil es jemandes Interessen bedient, die wir nicht so genau kennen.

Zeit für ein neues Konzept: Liebe statt Angst

  • Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns heilt.
  • Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was stärkt.
  • Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was verbindet.
  • Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns lebendig macht.
  • Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns mutig macht.

In den meisten Fällen ist Angst durch individuelle Prozesse und Erfahrungen erlernt – und die gute Nachricht ist: sie kann auch wieder verlernt, sprich: abgebaut werden.
Das darf auch ein wenig dauern, also brauchen wir vielleicht ein klein wenig Geduld.
Doch es zahlt sich aus, auf Vertrauen zu setzen. Und auf Liebe.

Liebe ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung – das sagt zumindest Wikipedia, wenn man danach fragt. Und es stimmt! Mehr als je zuvor ist es jetzt wichtig, Wertschätzung füreinander aufzubringen. Dass wir sehen, dass wir trotzdem umgeben sind von Liebe, von Menschen, die wertvoll sind und für die wir dankbar sein dürfen.

Zum Beispiel …

… für unsere Kinder, die mit vielleicht fürchterlichem Verhalten nur ausdrücken möchten, dass sie mit der Situation überfordert sind und sich nicht helfen können. 
Sag: “Ich sehe dich. Du bist in Ordnung. Das Rundherum ist grad schwierig.”

… für unsere Familien, die möglicherweise mehr Reibung, Nähe und Widerspenstigkeiten aushalten müssen, als sonst.
Sag: “Ich merke, dass wir grad viel streiten. Trotzdem gut, dass wir uns haben.”

… für unsere Partner*in, die den Druck und Stress, unsere Anspannung abbekommen obwohl sie nicht der Grund dafür sind.
Sag: “Ich halt mich gerade selbst nicht aus. Danke, dass du da bist.”

… für unsere Freundin, die sich das Gejammer ausdauernd anhört und noch so kontroverse Diskussionen mit dir austrägt, weil verschiedene Meinungen sein dürfen.
Sag: “Ich schätze dich, auch wenn du anderer Meinung bist. Danke für die offenen Gespräche.”

Wir brauchen die Liebe und auch Vertrauen, damit wir unsere nähere und fernere Zukunft gut bewältigen können (im Übrigen auch die Vergangenheit und unsere Gegenwart). 

Wir brauchen sie viel dringender und in viel größerem Ausmaß als die Angst. 

Die Liebe, unsere gegenseitige Wertschätzung und Zuneigung wird uns mutig und lebendig machen, sie wird uns als Gesellschaft verbinden und stärken und heilen, was über lange, lange Zeit hinweg von der Angst kaputt gemacht worden ist.
Wir werden sie brauchen, wenn wir die aktuellen Fragen um den Datenschutz, um Impffreiwilligkeit und demokratische Grundrechte verteidigen zu können, weil wir vereint vorgehen werden müssen, wenn wir etwas erreichen möchten.


Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt, weil ich in meinem Umfeld so Viele habe, die ähnlich ticken und ich daher weiß: WIR SIND VIELE. 

Liebe ist stärker als Angst, Hass und Panikmache.
(Und wenn schon Liebe nicht geht, dann zumindest Respekt. Das wär schon mal ein Anfang.)
Lasst uns verbinden, lasst uns zusammen stehen und lasst uns die Liebe nicht verlieren. 
Vor allem nicht die Liebe zum Leben und zu unserer Einzigartigkeit.

55 Dinge, die man mit Geschwistern lernt

55 Dinge, die man mit Geschwistern lernt

Geschwister zu haben ist eins der größten Geschenke, die ich habe. In meinem Fall reden wir ja von vier Schwestern. Diese Beziehungen beeinflussen uns auf vielfältige Weise und längst weiß auch die Wissenschaft:

Geschwister prägen mindestens so sehr wie Eltern. 

Was man mit Geschwistern alles so erlebt und lernt, hab ich heute mal hier beschrieben. Ein Stückerl Lebensrealität aus knapp vier Jahrzehnten gefiltert.

55 Dinge, die man mit Geschwistern lernt …

  1. das Gewand teilen oder die wertvollsten Stücke vor den Schwestern verstecken
  2. sich des nächtens beim Einschlafen erschrecken, indem man sich lautlos aus dem Bett schleicht (gut Übung übrigens für eventuelle spätere Elternschaft)
  3. sich gegenseitig die Osternester leerfuttern
  4. unterm Küchentisch die (wahlweise) eigenen oder schwesterlichen Haare / Stirnfransen mit der Bastelschere auf 2 cm kürzen (Partienweise auch das Haupthaar; Judith: immer schon die Styling Queen).
  5. der jüngeren Schwester das Radfahren beibringen
  6. gemeinsam bis zum Umfallen Flöte üben und dabei Ohrenschmerzen bekommen
  7. bis aufs Blut streiten und sich dabei die Haare ausreißen (da war ja abschneiden noch besser)
  8. den anderen Schwestern (wahlweise) die Schuld zuschieben – für was auch immer – und selbst das Unschuldslamm geben
  9. füreinander einstehen – zum Beispiel wenn der Freund der Schwester sie schlecht behandelt
  10. vor Rührung beim Schulabschluss der Schwester heulen wie ein Schlosshund
  11. 10-Groschen-Münzen auf den Bahngleisen nebst dem elterlichen Haus vom Güterzug platt pressen lassen (was haben wir eigentlich damit gemacht??)
  12. Lianen in der “Leid’n” schneiden, mit Gras füllen und rauchen (nein, kein Filter und im VS Alter)
  13. als Teenager mit 20 m Abstand morgens zum Bus gehen, weil man sich noch nicht ausstehen kann um halb 7 in der Früh (das war damals schon Social Distancing)
  14. Doktorspiele im Kindergartenalter im begehbaren Schrank verheimlichen
  15. die Firmvorbereitungsgruppe der jüngeren Schwester leiten (Lisa, du Arme hattest mich sicher ZU viel am Hals)
  16. beim gemeinsamen Umdichten von Liedern für runde Geburtstage verzweifeln
  17. die goldene Popcornregel (“Eins und eins”) beim Anschauen von Liselotte Pulver Filmen lernen
  18. auf jüngere Geschwister aufpassen, während die Eltern am Ball beim Wirt im Ort waren (und nein, sie hatten kein Handy dabei. Im Notfall hätten wir den Wirt am Festnetz angerufen, doch so weit ist es nie gekommen. Heißt: wir haben gelernt mit aller Art Schwierigkeiten umzugehen, ohne beim ersten Problem die Eltern zu rufen)
  19. jeden Tag denselben Mann zwei Mal zu küssen (Den Paps ;-).)
  20. sich gegenseitig um Haare, Klamotten, Freunde, Schulnoten, Spielsachen,… beneiden und sich dennoch (meist) nicht an die Gurgel zu gehen
  21. Patentante oder besser gesagt Godi für die eigenen Kinder werden
  22. kapitale Fahrradstürze ansehen und sich danach gegenseitig verarzten (wer braucht schon einen Doktor?)
  23. als Kinder artig Gedichte bei runden Geburtstage aufsagen und dann heimlich Geld zugesteckt bekommen von allerhand (uns unbekannten) weitschichtigen Verwandten
  24. schnell “gscheit schauen” wenn Familienfotos gemacht werden, was sonst eine elend lange Prozedur wird
  25. unerklärliche Spiele erfinden und mit Begeisterung spielen (Stichwort: Arschtreten)
  26. vertrocknete Haustiere im Garten zusammen bestatten
  27. geheime Parties schmeißen, wenn die Eltern zum Wandern übers Wochenende weg sind
  28. die ältere Schwester sofort dafür verpfeifen, sobald die Eltern bei der Tür herein treten (und betrübt feststellen, dass die ganze “Spurenbeseitigung” für die Katz war – soviel zu “geheimer Party”)
  29. betrunken die Aufsicht für jüngere Geschwister beim Ortsskitag übernehmen 
  30. sich gegenseitig für derartiges Fehlverhalten NICHT verpfeifen
  31. immer wieder vergleichen, was die anderen tun, haben und dürfen und grundsätzlich (was auch immer) beim anderen besser finden und dafür die Eltern nerven
  32. im elterlichen Garten im Hochsommer ausschließlich Bikini-OBERteile tragen, denn die waren wesentlich schicker als die Bikinihosen. (Plus: stolz damit für ein Foto posieren)
  33. eine Vespa halbwegs intakt an die jeweils jüngere Schwester vererben und der Letzten dann das Verschrotten überlassen (Lena, da hattest du Glück, und: schad … dieses Moped könnte Geschichten erzählen!)
  34. von den besten Freundinnen verwechselt werden, weil die Haarfarbe grad ähnlich ist
  35. sich siebzehnhundert mal anhören, wie arm doch unser Papa ist mit fünf Mädels (wobei ich immer gesagt hab: das ist der glücklichste Mensch der Welt, wird jeden Morgen von sechs Frauen geküsst – darauf hin war meistens Ruh.)
  36. die Lieblings-Stofftiere der anderen verstecken und so tun, als wisse man nicht, wo sie sind
  37. durch dick und dünn miteinander gehen (und das ist hier auch wörtlich gemeint)
  38. zusammen (gefühlt) alle Haarfarben des Spektrums abdecken (so, auf’s Leben gesehen. Danke, Katrin – du trägst hier den Löwenanteil!)
  39. streiten, argumentieren, seinen Standpunkt verteidigen, nicht aufgeben, dranbleiben, sich erkämpfen, was überlebensnotwendig ist (z.B. Jausenbrote)
  40. heimlich Gewand oder Schuhe der Schwester ausleihen und dann am Fußballplatz damit von ihr entdeckt werden (unschöne Szenen)
  41. sich Spielmännchen in die Nase stecken (liebe Grüße an alle, die so mit uns Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt haben – Hygiene wurde damals anders bewertet) und dann damit Fangen spielen oder Dick & Doof Masken drüber tragen
  42. gemeinsam beim Dachbodenausbau Ziegel schleppen
  43. dass eine Schaukel auch für 3-4 Kinder reicht
  44. eine kompletten Schwäche für Disney Filme entwickeln und dem dann bei der Hochzeit einer Schwester frönen
  45. im Pyjama Weihnachten feiern (das war wenigstens gemütlich!)
  46. stundenlang in Musikschulen sitzen, auf die Schwestern wartend (damit nicht so oft Taxi gefahren werden musste)
  47. zahllose Vortragsabende von Instrumentalklassen von den Geschwistern überleben 
  48. gemeinsamen Familien-Wellness-Urlaub im Teenageralter als Horrortrip empfinden 
  49. mehr Nähe aushlaten, als manchmal gesund ist
  50. in die selben Jungs verknallt sein und sie geschwisterlich (wenn auch zeitlich versetzt) teilen
  51. Dekorationskämpfe die Kinderzimmer betreffend austragen
  52. sich beim Rauchen vor den Eltern verstecken und sich gegenseitig decken
  53. der Schwester Jause ins Internat liefern um das Überleben zu sichern
  54. zusammen blödeln, bis man vor lauter Lachen Bauchweh hat
  55. mindestens 5 ICE Nummern (In Case of Emergency) im Telefon eingepeichert haben und wissen, dass man sich todsicher auf sie verlassen kann.

Katrin, Judith, Lisa und Lena – ihr seid mit die wertvollsten Menschen in meinem Leben und ich wünsche mir, dass wir dieses Band, das uns zusammen hält auf immer gut schützen und es pflegen – auch wenn man nie weiß, was das Leben bringt…

Und – hast DU auch Geschwister?

Was hast du von oder mit oder wegen deinen Geschwistern schon für’s Leben gelernt?

Ich bin schon sehr gespannt, was ihr kommentiert …


Du interessierst dich für GESCHWISTERbeziehungen?

Was das Besondere an dieser längsten Beziehung des Lebens ist?
Wie mehr Harmonie im Kinderzimmer einziehen darf?
Wie du Konflikte unter Geschwistern gut und nachhaltig löst?
Dann hüpf doch mal rüber zu meinem

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Kommentar schreibenKommentare: 5

  • #1Katrin (Donnerstag, 30 April 2020 17:26)Sehr sehr berührend und absolut treffend beschrieben! 🙂 Die Pokale unter der Bettdecke…. 😀 muss ich heute noch lachen wenn ich dran denke….
    Ein unglaublich wertvoller Schatz, solche Schwestern zu haben! Das Kompliment kann ich von Herzen zurück geben! ❤️
  • #2Kerstin (Freitag, 01 Mai 2020 12:08)Javaaa! Die Pokale – war sicher deine Idee, damals …! Dir fallen bestimmt noch viel mehr Begebenheiten ein, mit deinem Elefantengedächtnis 😉 …
  • #3Papa (Freitag, 01 Mai 2020 20:29)ich bin ein sehr stolzer und glücklicher Vater von 5 so feschen Töchtern die sich alle zu tollen Persönlichkeiten entwickelt haben. Es ist schön zu lesen was ihr in eurer Jugend so alles gut überstanden habt. Bleibt so wie ihr seid und lernt jeden Tag was Neues. Ein Leben ohne euch für mich nicht vorstellbar….
  • #4Gabi (Samstag, 02 Mai 2020 09:16)Da sind selbst für mich als Mama jetzt noch ein paar Dinge neu! Auch wenn aus der Elternebene nicht direkt ein Kommentar gefragt ist, möchte ich trotzdem etwas schreiben. Die unterschiedlichen Bedürfnisse von 5 (oder besser gesagt sind es eigentlich in unserem Fall 7) sich entwickelnden Persönlichkeiten “unter einen Hut zu bringen” sind eine wahre Herausforderung im Familienalltag. Es ist SEHR SCHÖN, so eine große und lebendige Familie hoch 19 zu haben! 55 x BIG HUGS
  • #5Kerstin (Freitag, 15 Mai 2020 17:29)Lieber Papa! Liebe Mama!
    Vielen Dank für diese herzerwärmenden Kommentare!
    Eure Erstgeborene

    Falls sich noch jemand fragt, warum wir alle “so toll” ;-P geworden sind … es liegt wohl an diesen beiden Menschen!
  • #6