Gewohnheiten, Routinen, Alltag. Viele Dinge in unserm täglichen Leben sind wiederkehrend, wir erledigen sie auf die gleiche Weise, wir ziehen gewohnte Bahnen.
Was für Kinder und auch Erwachsene eine wichtige und gute Grundlage für ein stabiles Lebenshaus ist, kann auch beizeiten zur Einengung werden. Der Grat zwischen Sicherheit und Einschränkung, die solche Rituale, Abläufe und Strukturen bieten, ist oft schmal. In Zeiten der Veränderung ist es wichtig und notwendig, flexibel zu sein und zu bleiben. Sich anpassen zu können, an sich verändernde Umstände.
Das fällt uns manchmal leicht und manchmal schwerer. Die Gehirnforschung weiß, dass die “Bahnen” die oft befahren werden, gut ausgebaut sind und das “befahren” sich daher für uns leicht anfühlt. Wenn wir hingegen etwas Neues probieren, “rumpelt” es manchmal ein bisschen, weil die “Bahn” im Gehirn eben erst grade gebaut wird, oder eben noch nicht so gut befahren, wie andere, die wir schon tausende male genützt haben. Je mehr verschiedene Bahnen unser Gehirn bauen kann, desto besser. Doch die Bequemlichkeit, der innere Schweinehund oder gute alte Traditionen halten uns oft zurück, Neues zu wagen.
Nicht zu letzt deshalb versuche ich heuer schon zum wiederholten Mal jeden Monat etwas zu tun, was ich noch nie zuvor im Leben gemacht hab. Heute geht’s hier also einfach darum, wie du in kleinen Schritten immer neue Bahnen bauen kannst, welche (oft MINI-) Schritte du gehen kannst, damit dein Geist lernt, beweglich zu bleiben oder zu werden.
Na, hast du Lust bekommen, dich selbst ein wenig herauszufordern und flexibel zu werden wie ein Gummiringerl? Dann schnapp dir eine der folgenden Ideen (oder mehrere) und …. los geht’s!
1. Anders gehen. Geh deinen täglichen Fußweg (wohin auch immer) einmal anders: geh 50 m rückwärts (und denk nicht an die Leute, die dich dabei sehen 😉 !), geh sie besonders schnell, besonders langsam oder hopse dabei. Letzteres ist nur für Mutige!
2. Die andere Hand. Nimm mal nicht deine “dominante” Hand bei den alltäglichen Erledigungen: Zähne putzen, umrühren mit dem Kochlöffel, Haare bürsten, Waschmaschine einschalten … – spätestens hier wird das Prinzip mit den gut ausgebauten “Straßen” im Gehirn klar!
3. Stell die Welt auf den Kopf. Umkehrhaltungen sind nicht nur im Yoga cool (und machen angeblich jünger??? – also, looooos!!) sondern verändern augenblicklich unsere Sicht der Dinge. Knie dich einfach hin und bring deinen Kopf (weiche Unterlage ist hilfreich) auf den Boden. Das ist eine wunderbare Erdung, übrigens, da kommt richtig Energie auf! Hände neben den Kopf zur Unterstützung und dann nach Lust und Laune den restlichen Körper über den Kopf bringen (nur so viel Gewicht, wie du angenehm empfindest!!). Wie schaut deine Welt von hier aus aus?
4. Lebensmittel. Ich glaub, die Kassiererin im Supermarkt könnte Listen anfertigen, von Produkten, die wir immer wieder kaufen. Manches davon ist aus Überzeugung und weil langjährig erprobt und beliebt gekauft, anderes aus Gewohnheit. Kauf nächstes Mal ein Produkt, dass du noch nie gegessen hast und wo du keine Ahnung hast, wie es schmeckt. Es empfiehlt sich, nicht gleich eine Großpackung zu nehmen (falls du es doch nicht magst!).
5. Neue Wege. Immer dieselbe Laufstrecke? Immer derselbe Berg beim Wandern? Immer dieselbe Spazierrunde? Überrasch dich doch mal selbst und beweg dich wohin, wo du noch nie oder schon lang nicht mehr warst!
6. Kopf hoch. Wie oft zeigt dein Kopf nach unten (zur Zeitung, dem Buch, dem Smartphone, zur Arbeit…) und wie oft am Tag zum Himmel? Schau nach oben, entspanne in der Weite deine Augen, betrachte die Wolken, die jeden Tag anders aussehen (und nie wieder genau so wie jetzt). Wer den Kopf viel “hängen lässt”, neigt eher zu Depressionen! Also: Kopf hoch!!
7. Flexibler Plan. Du gehst immer am selben Tag einkaufen? Wäscht am selben Tag die Bettwäsche? Hast einen fixen “Putztag”? Was mir ja von Grund auf unerklärlich ist, praktizieren viele Menschen scheinbar wirklich und finden diese Struktur beruhigend. Ich hab eine ganz verrückte Idee: bügle mal dienstags statt freitags. Kaufe mal montags statt donnerstags ein. Einfach so zum Spaß – und beobachte, wie sich die Äffchen in deinem Kopf darüber aufregen!!!
8. Raus aus der Blase. Wir bewegen uns oft im Alltag in einer “Blase”, hören und lesen von denselben Themen, umgeben uns mit ähnlichen Menschen, die ähnliche Meinungen und Interessen haben. Schmeiß dich mal raus aus diesem Feld. Lies mal auf einer Facebookseite der Partei, die du nicht leiden kannst. Schau dir eine Doku über Extrembergsteiger an, obwohl du wandern nicht magst. Lies ein Buch über ein Thema, dass du hasst. Versuch zu verstehen, was deine Kinder an einem bestimmten digitalen Spiel so toll finden. Und dann kannst du wieder ganz verwundert in deine eigene Bubble zurück kommen (… oder, wer weiß schon – bereichert sein!).
9. Körper über Geist. In unserer doch sehr verkopften Welt vergessen wir manchmal, wie nützlich unser Körper sein kann, wie viel Informationen er uns gibt und wie er mit uns spricht (O-Ton, Yoga Trainer!). Wir können unseren Körper nützen um Flexibilität zu trainieren, wenn der Kopf sich schwerer tut: übe immer wieder, dich in alle möglichen Richtungen zu verbiegen: Vorbeugen, Rückbeugen, Seitbeugen, Drehbewegungen in der Wirbelsäule, Umkehrhaltungen (ach, das hatten wir ja schon…). Na, jedenfalls ist meine Überzeugung auch die: der Körper macht’s vor und der Geist macht’s nach. Es ist definitiv einen Versuch wert.
Rituale, Gewohnheiten und feste Abläufe sind oft in unserem Leben, weil der Alltag dadurch leichter, effizienter und planbarer wird – was uns ja auch gut tut. Als kreativer Kopf und jemand, dem übertriebene Ordnung sowieso irgendwie suspekt ist, liebe ich halt solche kleinen Challenges und habe auch selbst über die Jahre erlebt, was für ein Geschenk es ist, flexibel zu sein, sich selbst als handlungsfähig und selbstwirksam zu erleben und wie es mich auch weich und beweglich macht, mich auf diese Weise zu fordern. (Im Übrigen merke ich gerade, dass ich wahrscheinlich ziemlichen Yoga-Entzug hab, wenn ich mir die Ideen so lese.)
Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß beim “Strabag” spielen im Gehirn und lustige, aufschlussreiche Erfahrungen. Du hast noch andere Ideen, wie wir unsere gewohnten Kreise behutsam stören können? Wunderbar, lass uns doch hier teilhaben…
#1Elke Gruber-Franthall (Samstag, 11 Januar 2020 10:04)Ja liebe Kerstin, weich und geschmeidig, flexibel im Leben, das ist es finde ich… und dann macht das Leben richtig Spaß und Freude… ich bin dabei beim durch die Welt hüpfen :-))) Danke für die tollen Impulse!!!! Also wenn du jemanden durch Roitham hopsen siehst, war ich mutig :-)))))) Glg Elke
#2Verena Bieregger (Freitag, 17 Januar 2020 09:42)Ein wunderbarer Input 🙂 besonders freut mich, dass ich auf die Idee schon selbst gekommen bin. Ich verwende laufend die andere Hand, bei eintrainierten Tagesabläufen, oder nehme die Beine beim Bodensitz mal auf die andere Seite. Das hat auch für die Gesundheit der Wirbelsäule super Auswirkungen! Danke für die Anregungen, ich werde mehr davon ausprobieren! 🙂 lg Verena
#3Kerstin Bamminger (Dienstag, 21 Januar 2020 11:54)Danke, ihr Lieben – ich freu mich, wenn ich euch beim Hüpfen seh oder ihr an veränderten Abläufen wachst und gedeiht ;-)! Liebe Grüße in alle Richtungen!
Ein neues Jahr beginnt. Irgendwie steckt da doch immer etwas Magie drin. Nicht nur Hermann Hesse hat das in seinem Stufengedicht gespürt, wir spüren es (glaub ich) alle. Obwohl ich mich heuer gefragt hab, was so Besonders ist an geänderten Jahreszahlen merke ich die Kraft und Energie, die in diesen Tagen einfach da ist, die Motivation ein “gutes Neues Jahr” zu starten und das alte gut hinter sich lassen zu können.
Was ist nun hilfreich, wenn man sich aufmacht in ein neues Jahr? Auf welche Dinge soll man sich konzentrieren? Wonach orientieren, wenn es 365 neue Möglichkeiten gibt, den Tag zu leben? Nun, viele dieser Fragen dürfen und sollen natürlich individuell beantwortet werden, weil wir einfach unterschiedlich sind und VERSCHIEDENE Dinge, Personen, Erlebnisse und Werte uns glücklich machen. Es gibt aber ein paar Haltungen, die jedem und jeder von uns gut tun, unabhängig von unseren persönlichen Zielen, und wahrscheinlich dazu führen, dass das nächste Jahr ein Gutes wird.
#1: Dankbarkeit
Wenn man etwas Neues beginnt, darf man vorher das Vergangene abschließen und hinter sich lassen. Am besten geht das mit einer guten Portion Dankbarkeit für alles was war. Dafür kannst du zum Beispiel eine Liste mit Dingen erstellen, mit Momenten, Menschen, Begegnungen, Erfolgen, oder was auch immer, für die du im vergangenen Jahr dankbar warst. Es ist immer wieder schön, sich selbst zu bestätigen, was gut war, das durch Aufschreiben sichtbar zu machen und sich nocheinmal darüber freuen. Auch für deine trüben Erlebnisse, Misserfolge, Kränkungen und Verletzungen kannst du das tun und sie bei Gelegenheit in ein Feuer werfen und so loslassen und in etwas Gutes verwandeln. Das ist auch Dankbarkeit.
#2: Zuversicht
Daran glauben, dass etwas Gut wird. Daran glauben, dass man es schaffen kann. Daran glauben, dass man auch herausfordernde Zeiten bewältigen kann. Daran glauben, dass nach einer anstrengenden Phase auch wieder Höhenflüge kommen.
Wenn alles gut läuft, wir ausgeruht, voll Energie, satt und zufrieden sind, lässt sich leicht über Zuversicht reden (oder schreiben :-)! Doch das Leben zeigt sich auch manchmal von einer kratzigeren Seite und genau dann ist es vorteilhaft, zuversichtlich zu sein. Den Kopf zu heben, weiterzugehen. Denn durch schwarzmalen und pessimistisch sein werden schwere Zeiten jedenfalls nicht leichter – drum lieber gleich eine Ration Zuversicht einpacken!
#3: Offenheit
Manchmal wird uns zu Jahreswechsel besonders bewusst, dass wir nicht wissen, was so passieren wird in der näheren Zukunft. Weil wir im Rückspiegel sehen, dass nur manches von dem, was im vergangenen Jahr geschehen ist, auch vorhersehbar war.
Das Leben überrascht uns immer wieder mit Lektionen, mit Erfahrungen, mit Begegnungen, mit Momenten oder Erlebnissen, die wir nicht berechnet oder einkalkuliert haben. Da ist es gut, diese mit offenem Herzen anzunehmen, sich darauf einzulassen und anzunehmen, was der nächste Tag oder das nächste Jahr so bringt. Ein offenes Herz kann man auch mit dem Körper üben (OH, danke Yoga!!) – am besten: Schultern zurück und vorstellen, wie dein Herz mit einem unsichtbaren Faden mit dem Himmel verbunden ist. Ausprobieren und fühlen, wie sich deine Ausstrahlung verändert ;-)!
#4: Mut
In schnelllebigen Zeiten gibt es viele Veränderungen. Kein Stein bleibt oft auf dem anderen und das ist nicht ausschließlich angenehm. Es braucht Mut um gut voran zu kommen. Dein Bewusstsein, dass du schaffst, was du dir vornimmst, dich an Dinge heranwagst, die neu für dich sind und frei nach Pippi Langstrumpf fest überzeugt bist: “Das hab ich noch nie gemacht, also bin ich absolut sicher, dass ich es kann!”.
Wir brauchen mutige Leute, die sich trauen, neue Wege zu gehen, die das Leben anders wagen, und sich nicht von alten Mustern, Rollenbildern oder Gewohnheiten aufhalten lassen, die hinderlich wären. Mutig sein ist nicht immer angenehm. Meistens jedoch wird es ausgiebig belohnt mit Glückshormonen, Freude über sich selbst und jedenfalls: neuen Erkenntnissen.
#5: Humor
Selbst wenn du alle oben genannten Haltungen super drauf hast, aber leider selten lachst, macht das Leben nur halb so viel Spaß. Humor kann man sich manchmal bewusst abholen – durch einen lustigen Film, einen guten Witz oder einem Kabarettbesuch. Noch besser ist es, wenn du Zeit mit Mesnchen verbringen kannst, die dich zum Lachen bringen, mit denen du scherzen und blödeln kannst, mit denen du die Leichtigkeit spürst, die das Leben auch zu bieten hat.
Und immer wieder ist es gut, Humor als Haltung im Alltag zu üben. Über sich selbst lachen können. In lustige Rollen schlüpfen, die Stimme verstellen und die Ulknudel für die eigenen Kinder abgeben.
Mal einfach peinlich sein. Und es leicht nehmen. Das Leben. Dich selbst. Und deine Mitmenschen. Und lächle dir selbst zu dabei. Welche Haltung hast du dir besonders für heuer zurecht gelegt?
Ein Perspektivenwechsel auf Weihnachten. Das war das vorgegebene Thema der Adventfeier der Abteilung BEZIEHUNGleben, die ich heuer gestaltet hab. Wie kann man den eigenen Blick verändern? Wie kann man “mal was Anderes” in den Dingen sehen? Ich hab mich auf die Suche gemacht und gleich mal zu Beginn die 11 Buchstaben vom Fest der Liebe auseinandergeschnipselt und dann mit eigenen Gedanken wieder zusammengefügt.. Buchstabenküche eben. Lass dich überraschen, was mir dazu eingefallen ist. Denn: das Fest der Liebe, Weihnachten und auch schon die Zeit davor waren – genau genommen – noch nie pure Idylle, Ruhe und Freundlichkeit. Es ist und war schon immer: VIEL MEHR.
WIE ZACH
Wie “zach”, wie mühsam kann Weihnachten sein. So viele Dinge zu Tun, Termine abzuklappern, Leute zu treffen, so viel Essen, so viel Trinken. Das beginnt schon in der Vorbereitung. Obwohl wir schon etwas erschöpft sind von einem arbeitsintensiven Herbst verlangt uns der Advent nochmal alles ab, fordert uns heraus, an allen Ecken lauert die Versuchung, doch noch etwas zu kaufen, doch noch etwas Nettes zu unternehmen, doch noch ein “sehen wir uns noch vor Weihnachten” …. – als würde die Welt sich danach nicht weiterdrehen.
Wie zach war es auch damals, für Josef und die hochschwangere Maria. Eine weite und unbequeme Reise zu machen, kein Quartier zu finden, erschöpft und müde zu sein. Wie zach waren die vielen Zurückweisungen und wie groß war wohl ihre Not im Angesicht der bevorstehenden Geburt ihres Kindes, das “nicht mal” ihr gemeinsames war. Es wird oft verniedlicht, mit idyllischen Bildern übermalt, dabei war es ganz schön hart, kalt und schonungslos, dieses Weihnachten.
NICHT EHE
Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe die Wohnung klinisch sauber ist. Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir Geschenke in Hülle und Fülle besorgt haben. Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe alle Zutaten für den Festschmaus gekauft sind. Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir uns ein fröhliches Gesicht aufgesetzt haben. Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir in den neuen Fast Fashion Teilen funkeln. Weihnachten war damals … nicht einmal eine Wohnung zu haben, von Geschenken ganz zu schweigen – ein Stall musste gut genug sein, und ich glaube, auch Maria hätte sich – selbst vor über 2000 Jahren – einen anderen Ort lieber gewünscht. Da war kein Bett oder fließendes Wasser, da war kein Essen vorbereitet, es war vielleicht nicht mal Irgendwas da, für eine Familie – für eine Frau nach einer anstrengenden Geburt und ganz bestimmt, war den beiden nicht zum Lachen zumute. Das Wunder geschah trotzdem.
WENN ICH
Wenn ich Zeit hätte, würde ich selber die Kekse backen. Wenn ich keine Geschenke kaufen müsste, wär’s einfacher. Wenn ich ruhigere Kinder hätte, würde ich mit ihnen auch mal in die Kirche gehen. Wenn ich einen anderen Partner*in hätte, wäre ich glücklicher. Wenn ich eine größere Wohnung hätte, würde Weihnachten schöner sein.
Wir sind manchmal der Meinung, verschiedenste Dinge im Außen müssten sich erst ändern, damit es besser wird, oder Weihnachten nicht mehr so stressig, wir endlich weniger unter Druck oder Zugzwang stehen. Ja, manchmal macht es Sinn, etwas anzugehen, zu verändern und verbessern, weil es UNS entspricht. Doch manchmal ist ebenso empfehlenswert, das Leben so zu nehmen wie es ist. Die Kekse ruhigen Gewissens zu kaufen, oder sich ruhigen Gewissens die Zeit zum Selberbacken nehmen. Den Konsum auf ein passendes Maß zu reduzieren oder mit den quirligen Kindern den Gottesdienst aufmischen. Den Partner / die Partnerin mit seinen Eigenheiten akzeptieren und sich dafür entscheiden, glücklich zu sein, auch wenn wir nicht perfekt sind – so wie unser Gegenüber. Das schätzen, was man hat, anstatt immer nach dem zu lechzen, was fehlt.
WEIT & NAH
So weit weg uns das Ereignis in Betlehem auch zeitlich vorkommt – in vielerlei Hinsicht ist es uns nah, näher als wir denken. Weihnachten war damals schon eine angespannte Situation. Weihnachten war damals schon irgendwie verrückt. Weihnachten war damals schon mit vielen unerfüllten Erwartungen verbunden. Weihnachten war damals schon eine harte Tour.
Also gehört das vielleicht genau so dazu: das “Gestresst-sein”, das “Sich-unter-Druck-fühlen”, die Idee, es nicht rechtzeitig zu schaffen. Vielleicht kommt uns Gott auch oder genau in diesem Gefühl nah und will uns damit zeigen: so muss es Maria und Josef ergangen sein. Auch das ist Weihnachten.
WEICH
Was passiert, wenn so ein Wunder geschieht wie damals? Was braucht es, damit Weihnachten wahr wird? Wir dürfen WEICH werden. Das ist in unserer Gesellschaft nicht besonders gefragt, es zählt Leistung, Arbeit, Zeit und Geld. Es zählen Ergebnisse, Daten und Fakten – “so ist das eben in der Realität” bekommt man dann gesagt.
Ich bleibe dabei: Weihnachten konnte es nur werden, weil Maria sich trotz der widrigen Umstände, der Zurückweisungen und menschlichen Härte … weich gemacht hat. Eine Geburt verlangt Hingebung, Vertrauen und die Zuversicht, dass es gut wird – obwohl man das Ergebnis nicht kennt. Hier hilft kein Verstand, keine Berechnung, keine Vernunft – eine Geburt ist die Aufgabe des Egos für neues Leben. Das kann auch schmerzhaft sein. Doch wir gewinnen unermesslich viel in diesem Prozess des “WEICH”-werdens…. wir kommen vom Denken ins Fühlen, vom Kontrollieren ins Geschehen lassen, vom Bestimmen zum Annehmen. Dieses Geschenk verbirgt sich in “Weihnachten”.
ECHT. Echt? In ECHT …
Alle Menschen sind glücklich und zufrieden, trinken Tee und essen Kekse, sitzen idyllisch um den Adventkranz und leben friedlich und erfüllt zusammen. Diese Bilder werden in unseren Köpfen kreiert, sollen uns anregen zum Konsum (wenn wir diesen Tee haben, sind wir entspannt!) und setzen uns ganz subtil unter Druck, denn es sieht auch noch so leicht aus.
Nicht mal in Werbespots ist es leicht, obwohl die Situation dort gestellt ist – man denke an die Maskenbildner, Stylisten und Belichtungsprofis, die zig Takes, die es braucht, bis alles im Kasten ist und dann …. erwarten wir, dass uns das “einfach so” im Alltag gelingt?
In ECHT ist zufrieden sein ein ganzes Stück Arbeit, es erfordert Achtsamkeit, Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich von gesellschaftlichen Trends zu distanzieren, höher, schneller, weiter und mehr zu wollen.
In ECHT ist eine familiäre Idylle ein ganzes Stück Arbeit, erfordert Zeitmanagement und Offenheit, das Bewusstsein, dass Bedürfnisse unterschiedlichst sind und die Erkenntnis, dass nicht immer alle erfüllt werden können. Aber den meisten soll es meistens gut gehen.
In ECHT dürfen wir selbst entscheiden, was wir brauchen und was nicht und können durch unser weniger-tun und weniger-leisten einen stillen Protest gegen die Leistungsgesellschaft zeigen. Wenig zu brauchen ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann und zu dem man sich – im Angesicht des Überflusses – auch ein bisschen überwinden darf.
In ECHT fiel es Maria und Josef sicher auch nicht sonderlich leicht, sich in einem dreckigen Stall zu schützen, sie fanden es bestimmt ungerecht, abgewiesen zu werden und vielleicht machten sie sich sogar Vorwürfe, nicht eher losgegangen zu sein um noch ein Quartier zu erwischen.
WACH
Weihnachten ist eine Herausforderung. Eine Herausforderung, WACH zu sein und WACH zu bleiben. Unsere Sinne zu schärfen und die kleinen Dinge des Lebens wach und achtsam wahrzunehmen, sie zu würdigen und dankbar zu sein. Weihnachten ist eine Chance, unsere Werte und Prioritäten zu überprüfen und zu hinterfragen und uns gegebenenfalls neu auszurichten, eine gesündere Richtung einzuschlagen, eine weiche, echte. Weihnachten soll uns wach machen, aufwecken, aus dem Alltagstrott reißen, uns ermuntern zum Suchen, zum Aufbrechen, zum Mensch werden und zu vertrauen, dass Gott über uns WACHT.
So wie über die Hirten damals, die wach waren oder geweckt wurden, die losgingen unter seinem Stern, die ihren Sinnen getraut haben und ihrem Gefühl gefolgt sind, ohne Erwartung aber mit viel Hoffnung im Herzen – hin zum Kind in der Krippe.
Wie wir es auch drehen und wenden. Weihnachten ist Viel und für kann für jeden und jede etwas Anderes sein. Die inneren Bilder, die wir zu diesem Fest haben und unsere Erwartungen bedürfen immer wieder mal einer Überprüfung.
Ist das mein Weihnachten, oder eine von außen hoch gehängte Latte?
Ist das mein Weihnachten, oder eine veraltete Vorstellung eines Festes, von der ich mich lösen möchte?
Ist das mein Weihnachten, oder versuche ich es eher anderen Menschen recht zu machen?
Wenn wir es schaffen, dieses Fest und diese Zeit als das zu sehen, was es ist: nämlich die Menschwerdung Gottes, ist schnell klar: da MUSS alles drin sein, was das Leben zu bieten hat, ALLE Facetten, nicht nur die schön glitzernden, sondern auch die dunklen, die unsere Schattenseiten zeigen, die uns unangenehm sind, an denen wir aber auch wachsen können, uns entwicklen und lernen, jeden Tag noch ein Stückchen menschlicher zu sein
… dann wird aus Weihnachten –
MEINACHTEN!
Du hast noch andere Wörter in den 11 Buchstaben gefunden, die auch zu Weihnachten passen? Lass uns die Idee gemeinsam weiterspinnen …. gern in den Kommentaren!
Mütter übernehmen, wenn Familien gegründet werden, oft automatisch und selbstverständlich die Erledigung vieler Haushaltsaufgaben wie kochen, waschen, putzen, einkaufen, aufräumen und so weiter. Im besten Fall werden sie von ihren Partnern ebenbürtig unterstützt, doch Kinder können sich ja als Babies nicht selbst um ihre Wäsche kümmern, aufräumen oder sauber machen. Also geht es gar nicht anders, als das wir Erwachsenen diese Dinge übernehmen.
Bis die ersten Partizipationsversuche der Kinder in Punkto Hausarbeit spruchreif werden, vergehen also ein paar Monate, wenn nicht Jahre. Eine Zeit, in der wir uns gut einüben in Abläufe, Aufteilung von Tätigkeiten und Routinen und es für uns selbstverständlich wird, eine Familie wie ein kleines Hotel zu organisieren. Manchmal Roomservice und Spezialwünsche inklusive, denn den geliebten Gästen soll es ja gut gehen und bei uns gefallen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass – wenn die “Gäste” älter werden – Änderungen in der Hausorganisation auf Widerstand stoßen oder selbst den bisher so engagierten Hoteliers ungewohnt erscheinen. Sensible Störung der Kreise. So nennen wir das in der Beratersprache. Dass wir dadurch ein wenig aus der Bahn kommen, gehört dazu und dass es zunächst ein wenig mehr holpert, wenn wir neue Wege gehen, auch.
In Familien ist die Aufteilung von Hausarbeit oft ein Konfliktpunkt mit potenzieller Sprengkraft. Nicht zuletzt deshalb, weil es immer wieder Anpassungen braucht, um eine altersgemäße und gerechte Verteilung von Aufgaben gewährleisten zu können. Wer also nicht als Hotelpage, Butler oder Zimmermädchen verenden will, legt sich besser rechtzeitig ein paar Strategien zurecht, wie die Haltung einer “Wohngemeinschaft” früh durchsickern kann und der angeborene Antrieb zum Mitmachen und sich Einbringen (ja, ich glaub tatsächlich, dass es sowas gibt) gut genützt wird.
Strategie 1: Sag niemals “nein”
Wenn Kinder kommen und eine Aufgabe übernehmen wollen “Mama, darf ich bügeln?” … sag niemals “nein!” Ich bin überzeugt, dass es bei jedem Kind, wenn es den Wunsch äußern kann, zumindest eine Teilkompetenz gibt, diese Aufgabe zu erledigen. Also, sag: “JA!” Natürlich würd ich nicht das teuerste Hemd des Göttergatten als Probierstück zur Verfügung stellen, aber ein Geschirrtuch oder ein einfaches Leiberl sollte möglich sein. Sag dem Kind: “Ich glaub, diesen Teil schaffst du. Bei diesem / jenem Teil kann ich dir helfen, wenn du magst.”
Natürlich ist das anfangs nicht wirklich eine große Hilfe – im Gegenteil. Es dauert länger, ist mühsam und beim Erlernen passieren auch Fehler. Wenn wir aber 10 Jahre lange immer sagen: “Das kannst du noch nicht, dafür bist du zu klein” wird es eher schwierig, den Prinzen oder die Prinzessin nach so langer Zeit plötzlich vom Thron in die Waschküche zu motivieren. Also: nützt die Begeisterung am Anfang!
Strategie 2: Zumuten & Vertrauen
“Aber die können doch nicht Kloputzen!” – “Wie’s da ausschaut, wenn die abwaschen!” … solche Sätze wälzen wohl viele Mütter und Väter im Kopf, vielleicht bestärkt von vorherigen Generationen. Tatsache ist, dass auch Kinder erst lernen dürfen, wie die Dinge gemacht werden – das heißt sie brauchen Beispiel und Anleitung. Und genau das sollten wir unseren Kindern nicht nur zumuten, sondern auch zutrauen. Dass sie es können, wenn sie sich bemühen und dass sie es dürfen, weil wir sie lassen. Zumuten heißt, sie MUTIG sein lassen. Vertrauen heißt, das BESTE in ihnen zu sehen und sie WACHSEN lassen an den Aufgaben. Auch kleine Kinder können ein Teller in den Geschirrspüler einräumen, viele Aufgaben können auch spielerisch verpackt werden (Sockenmemory) und in dramatischen Fällen hilft uns auch gute, laute Musik.
Strategie 3: Do it your way
“Wie die die Wäsche aufhängen, da mach ich es lieber selbst!” … ja. Dieser Satz ist von mir. Und bei manchen Dingen ist es auch gut und wichtig, dass wir die Kids “anlernen”, denn es ist kein instinktives oder angeborenes Verhalten, wenn geputzt oder Wäsche aufgehängt wird. Es ist gelerntes Verhalten. Denk doch mal daran, wie du selbst die Wäsche faltest und wie es jemand anderes vielleicht tut. Genau – es gibt Unterschiede.
Und hier sind wir beim Punkt: es ist auch immer wieder notwendig, die Mitbewohner Tätigkeiten auf ihre Weise tun zu lassen. Wenn jeder gute Versuch im Keim erstick wird, braucht man sich nicht über mangelndes Engagement zu beklagen. “Möchtest du sehen, wie ich das mache?” “Weißt du, warum ich die Wäsche vor dem Aufhängen gut ausschüttle?” … erklären und verständlich machen ist gut. Wenn sie trotzdem manchmal ihren eigenen Weg gehen: der Wille zählt fürs Werk.
Strategie 4: Sichtbar machen
Ich weiß von Frauen, die die Hausarbeit möglichst in Abwesenheit der Kinder zu erledigen versuchen. Das hat Vorteile, ja – weil man teilweise schneller und effizienter ist – doch dabei geht verloren, dass die Kinder miterleben, wie viel Arbeit dahinter steckt. Vielleicht sind es ja doch Heinzelmännchen oder sonstige zauberhafte Wesen, die diese Arbeit erledigen. Wenn man’s nicht sieht, kann man’s nicht (mit Sicherheit) wissen!
Also: nimm die Kinder mit, lass sie dabei sein, lass sie zusehen und sie werden ein anderes Bewusstsein, eine andere Wertschätzung und eine andere Motivation bekommen, sich bei der Arbeit zu beteiligen. Auch möglich (und super gut für Selbstzufriedenheit): eine Liste anlegen, auf der man notiert, was heute schon erledigt wurde. Sichtbar für alle aufhängen und dazu gleich, was es noch zu tun gibt, denn: nein – sie sehen die Arbeit meistens nicht “von selbst”. Wenn ich allerdings auf einer Liste nachlesen kann, was ich übernehmen könnte, ist es einfacher, sich einzubringen. Setzt voraus, dass das Kind sinnerfassend lesen kann (PISA lässt grüßen) oder du alternativ mit entsprechendem Zeichentalent gesegnet bist. 😉
Strategie 5: die Haltung!
“Wir sind eine Familie, ein Team! Wir leben hier zusammen und jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass es hier angenehm ist. Kannst du bitte ……. übernehmen!” Es braucht die Überzeugung, dass die Arbeit im Haushalt eben nicht natürlicher Weise den Frauen überlassen wird und diese wie Kellnerinnen und Dienstmädchen den ganzen Tag durch die Bude hetzen. Es braucht eine WohnGemeinschafts-Mentalität – jeder wohnt hier, also trägt auch jeder etwas dazu bei. In einer WG werden auch Tätigkeiten verteilt, Verhandlungen geführt und einer darf sich auf den anderen verlassen – auch da geht’s oft nicht reibungslos und das muss auch gar nicht so sein.
Es braucht nicht immer lustig sein – das ist es uns auch nicht. Dennoch ist es zumutbar und möglich. Niemand – auch nicht die Kinder – haben was von überlasteten und überstrapazierten Eltern, die sich zu sehr aufopfern, wo es nicht mehr notwendig wäre. Der Wille, Aufgaben auszuhandeln und die Kinder auch in die Verantwortung zu nehmen kann ein Gewinn für alle Beteiligten sein, auch wenn es zunächst mühsam erscheint. Wir leben dadurch auch Ebenbürtigkeit, Partnerschaftlichkeit und Respekt, wenn wir darauf achten, wie wir uns als Gemeinschaft organisieren. Daran sollten wir uns in zähen Verhandlungsrunden immer bewusst sein. Welche Idee möchtest du umsetzen oder hast du schon umgesetzt? Berichte!!!! Ich bin neugierig, wie es anderen Familien dabei geht …
#1Monica (Freitag, 06 Dezember 2019 12:16)Liebe Kerstin, damit trifft du wiedermal den Nagel auf den Kopf! Ja, ich habe mich und auch meinen Mann in so manche deiner Beschreibungen wiedergefunden. Ja, wir hätten auch gerne mehr Zeit miteinander und weniger “durch die Bude hetzen”. Ja, wir haben schon öfter versucht, die Kinder mit einzubeziehen. Mit mehr oder (viel öfter) weniger Erfolg. Ja, wir werden es weiterhin machen (nicht nur versuchen), denn die Ansprüche (auch die der Kinder) werden nicht kleiner. Ja, ich bedanke mich herzlich bei dir für die Tipps. Ja, es hilft (auch wenn nicht logisch), einen Einblick zu bekommen, wie es in andere Familien klappt oder auch nicht �. Denn wir sind nur Menschen, und es tut gut sich bewusst zu werden oder zu lesen, dass man nicht perfekt sein muss und dass es anderen auch so geht. Liebe Kerstin, ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung vom WG-Plan und auch viel Humor, denn ohne ist man verloren�. Ganz liebe Grüße, Monica
#2Kerstin (Dienstag, 10 Dezember 2019 12:29)Liebe Monika, danke für deine Gedanken! DU hast so recht: OHNE HUMOR geht’s einfach gar nicht … oder zumindest ist er oft die Rettung in der Not! Liebe Grüße, Kerstin
Der Advent steht vor der Tür und wir gehen mit großen (und meist schnellen) Schritten auf Weihnachten zu. Wenn jemand sagt, dass ist die “stillste Zeit im Jahr” bekomme ich fast Gesichtsentgleisungen, weil es sich für mich und manch andere schon lang nicht mehr so anfühlt. Advent war doch ursprünglich mal anders gedacht, von irgendwoher muss dieser Spruch doch kommen. Warum wir die Türen am Adventskalender eher einrennen als vorsichtig öffnen und welche Schlüssel vielleicht hilfreich sein können, um sich der “alten” Idee anzunähern, darum geht’s diesmal im Beitrag.
Als mir kürzlich am Telefon der Verkäufer eines großen und namhaften Frauenmagazins ein Abo einreden wollte, sagte er – sehr bemüht, aber leider zur falschen Person, nämlich mir – “… es kommt doch der Advent, die gemütlichste Zeit im Jahr, …. was macht man denn so die ganze Zeit, da braucht man doch eine gute Zeitschrift, mit der man sich einkuscheln kann, gemütlich …. ”
Recht viel länger hab ich ihm nicht zugehört und ihm lachender Weise erklärt, dass er leider überhaupt keine Ahnung von dem hat, was im Dezember hier teilweise abgeht. Ich glaub, ich hab ihn schmunzeln gehört, doch gleich war er nicht abzubringen. (Ein jedenfalls ambitionierter Verkäufer!) Erst als ich ihm eindeutig gesagt hab, er soll bitte seine Zeit nicht länger mit mir verschwenden, verabschiedeten wir uns freundlich.
Ich brauche nicht noch eine Ablenkung. Ich brauche nicht noch mehr Bilder, wie “Weihnachten” auszusehen hat in punkto Deko, Klamotten, Make-up und Geschenken. Ich brauche auch kein Hochglanzheft, aus dem mich von jeder zweiten Seite Werbung anschreit. Ich brauche keine Anregungen zu noch mehr Konsum.
Doch was brauche ich?
Eigentlich ist es ganz einfach. Wenn uns alles ZU VIEL ist, dann brauchen wir WENIGER.
Wir brauchen das Fokussieren auf den Moment, wir brauchen echten Genuss, wir brauchen das Gefühl genug zu haben und gut genug zu sein, ohne allfälligen (von Außen vorgegebenen) Maßstäben zu entsprechen. Dann kann sich die Tür zu einem entspannten Fest langsam öffnen.
Hier also sieben Schlüssel, die vielleicht auch für dich passen können, wenn du dir Weihnachten nicht als Konsumrausch mit Volksfestcharakter wünschst. Ideen, die dir helfen, in den Moment zu kommen und bewusst Dinge anders zu machen als sonst immer. Möglichkeiten, die alle deine Sinne ansprechen und einfach umzusetzen sind.
Schlüssel 1: Kerzenlicht für deine AUGEN
Um die Dunkelheit ertäglicher zu machen, wird alles beleuchtet, was geht. Manchmal ist das stilvoll, beruhigend und idyllisch – manchmal aber grell, blinkend und bunt.
Einmal am Tag eine Kerze anzünden, am liebsten bei Tisch, wenn sich die Familie versammelt. Dann schau in das ruhige Flackern und lass dich faszinieren, von dem was du siehst. Für mich gibt es kaum etwas beruhigenderes als einer Kerze beim Brennen zuzusehen. Es sorgt einfach und sicher für eine entspanntere Atmoshpäre.
Schlüssel 2: Stille und Musik für deine OHREN
Dauerbeschallung ist besonders in dieser Zeit eine Unsitte geworden. Aus dem Radio dröhnt nicht nur besinnliche Weihnachtsmusik, viel mehr (nach meinem Gefühl) Werbung über Werbung gespickt mit den neuesten Unglücksmeldungen.
Achte bewusst darauf, öfter die Stille zu hören und nicht jede Sekunde mit akustischen Reizen zu zu müllen. Da ich aber Musik liebe und sie auch so viele Emotionen transportiert, die halt einfach für mich zum Advent dazugehören, wähle gezielt und bewusst aus, WAS du anhörst, genieße die Musik und lass alles Überflüssige weg. Selbst musizieren ist, wer’s kann, sowieso das Beste.
Schlüssel 3: Genuss nach deinem GESCHMACK
Nicht nur Weihnachtsessen haben tendenziell einen Hang zur Völlerei, sondern auch schon die Adventszeit. Kekse hier, Glühwein dort, Weihnachtsfeierbuffets, Bratwürstl, Raclettebrote, … es gibt so viele leckere Sachen, die an jeder Ecke auf uns warten. Oft verhalten wir uns so, dass wir dann mehr essen, weil es so gut schmeckt, dabei kann Genuss auch – und vielleicht noch besser – erlebt werden, wenn wir vor allem eins tun: langsam essen, bewusst schmecken und sich wenn möglich nicht dabei ablenken lassen. Gute Gespräche mit echten Menschen gegenüber mal ausgenommen ;-).
Schlüssel 4: Berührung geht unter die HAUT
Viele der Berührungen, die wir täglich geben oder empfangen sind standardisiert. Die Verabschiedung am Morgen, der Gute-Nacht-Kuss, der Händedruck beim Begrüßen … – lenke doch deine Aufmerksamkeit mal ganz bewusst zu deinen Händen und spüre, welche Signale von dort gesendet werden: wie warm sind die Hände, wie weich die Haut, wie fest die Umarmung, wie energisch die Geste. Und schenke dir selbst und jemand anderem einmal am Tag eine zärtliche Berührung.
Schlüssel 5: Ich kann es schon RIECHEN
Düfte beflüglen unsere Erinnerungen und wir wollen verschiedene Gerüche bei verschiedenen Momenten dabei haben. Eine Spritzkerze, Lebkuchenduft, Tannengrün – was auch immer es ist, was du genießt, gönne es dir. Und wenn es dir stinkt (weil du zuviele Gerüche auf einmal wahrnimmst, was auf Weihnachtsmärkten der Fall sein KÖNNTE), dann achte darauf nachher wieder klare, frische Luft durch deine Nase strömen zu lassen und versuche auch das “NICHTS” riechen zu können.
Schlüssel 6: Was für’s HERZ
Das Fest der Liebe ist zu einem Konsumrausch verkommen, doch die wenigsten Geschenke berühren unser Herz tatsächlich, erfreuen uns aufrichtig – weil die meisten von uns hier ohnehin alles haben, was wir für ein zufriedenes Leben brauchen.
Setz doch mal statt auf Zeug auf Zuwendung: finde ein wertschätzendes Wort (oder mehrere) für jede Person in deiner Familie. Bei uns gibt’s heuer einen Wertschätzungs-Adventkalender (inspiriert von @diekleinebotin). Da unsere Kids alle schreiben können, schreibt jeder für jeden 6 Zettelchen. So geht es sich aus, dass jeder von uns 5 jeden Tag von einem aus der Familie eine Notiz bekommt, wo etwas Nettes draufsteht. Man kann das natürlich auch ohne Zettel machen – beim WIE gibt’s viele Möglichkeiten. (Was Süßes bekommen sie – nach panischem Anfall des Kindes – auch, aber nicht im Kalender: denn das war ohnehin immer zuviel des Guten).
Schlüssel 7: Es (kaum noch) ERWARTEN können
Die Anspannung vor dem Fest steigt (nicht nur bei den Kindern) oft ins Unermessliche – bis es kaum mehr auszuhalten ist. Hohe Erwartungen sind eine super Garantie, dass man hinterher wegen irgendetwas enttäuscht ist.
Schraub deine Ansprüche runter. Mal nicht perfekt putzen, einen mangelhaften Baum kaufen (das machen wir schon seit einigen Jahren – dann passt er besser zu uns als Familie ;-)!), Geschenke in Zeitungspapier einwickeln, weniger Geld ausgeben, spenden statt schenken …. . Nicht alle Energie auf den einen Tag konzentrieren und statt auf ein Event hin zu rasen … Weihnachten zu dir kommen lassen.
Vielleicht öffnet sich ja dann, ganz leise … eine Tür … zu einem Raum, wo wir uns als Menschen begegnen können.
Wo wir fühlen können, riechen, hören, schmecken und sehen: es ist gut, so wie es ist. Gut genug.
Welchen Schlüssel benützt du, um den Advent zu genießen?!
Neueste Kommentare