7 Wege, um Seelische Gesundheit zu fördern

7 Wege, um Seelische Gesundheit zu fördern

Kaum jemals in der Geschichte stand unsere körperliche Gesundheit so im Fokus wie in den letzten eineinhalb Jahren. Oder soll ich sagen: das nicht-vorhanden-sein-eines-einzlenen-Virus mit mittlerweile nervigem Namen. Als Mensch, der im psychosozialen Bereich tätig ist, wird mir immer deutlicher bewusst (und nicht nur mir): diese Gesundheitskrise hat viele Gesichter. Und sie trifft die Jüngeren härter als Erwachsene. Mit Angststörungen, zwanghaftem Verhalten, psychischen Diagnosen. 

TRIAGE AM LAUFENDEN BAND

Vor dem März 2020 wusste wohl nur medizinisches Personal, was “Triage” bedeutet. Dass man medizinische Hilfeleistungen bei Ressourcenknappheit priorisieren muss. Heißt soviel, wie: nicht alle bekommen Hilfe, die sie brauchen. Glücklicherweise haben sich nicht alle Horrorszenarien eins zu eins erfüllt. Doch nur weil auf Intensivstationen nicht wie prophezeit trainiert wurde, heißt das nicht, dass wir davon verschont sind. Kinder- und Jugendpsychiatrien sind nämlich längst übervoll und triagieren am laufenden Band. Und nur weil die Kinder nicht wie die Fliegen umfallen, nimmt die Politik das recht geduldig hin.

DA KANNST DU LANG WARTEN

Ich finde es einen Verrat an den nächsten Generationen, wie wir gerade mit ihnen umgehen und bedauere zutiefst, was ich in meiner Arbeit zu sehen bekomm. Ich bin auch überzeugt, dass wir diese Rechnung noch teuer zahlen werden dürfen. Viele Kinder und Jugendliche haben in den letzten Monaten traumatisierende Erfahrungen gemacht. Auf öffentliche Hilfe kann man hierzulande leider sehr lang warten. Also ist es wieder mal an uns Eltern, auch die seelische Gesundheit unserer Kinder mit zu bedenken und sie zu fördern. 

WAS ELTERN TUN KÖNNEN

Die gute Nachricht ist: wir tun dabei nicht nur was für unsere Kinder, sondern auch für uns selbst. Weil hier gilt, was für fast alles in der Erziehung gilt: sie machen’s uns sowieso nach. (Die Frage, warum die Mehrheit der Kinder hier sehr, sehr “spezielle” Essenvorlieben hat, klären wir ein anderes Mal.)
Anyways: wenn du die seelische Gesundheit deines Kindes stärken möchtest, dann mach das am besten, in dem du es VORlebst und -zeigst, wie es geht. Hier und heute beschreib ich ein paar Wege, die du dabei beschreiten kannst.

Erster Weg: Zeit für Pausen
Wer mich und unseren Familienkalender (aus Erzählungen) kennt, der weiß: wir sind sehr oft ziemlich verplant, die Kinder zur gleichen Zeit in alle Himmelsrichtungen verteilt und es gibt  immer was zu tun. Dennoch achte ich sehr darauf, dass ich mir und die Kinder sich Pausen nehmen und benenne diese auch. Eine Pause kann sein:
+ 10 min auf dem Sofa mit und auch mal ohne Bildschirmgerät
+ 20 min Bewegung draußen oder dösen in der Hängematte
+ 30 min quatschen und von der Seele reden oder sich zurückziehen und allein sein

Zweiter Weg: Frieden mit dir selbst schließen
Wir alle und auch ich haben unsere Makel und Schwächen. Ich kann mich allerdings entscheiden, ob ich mich deswegen permanent miserabel fühle, oder Frieden mit mir schließe und sag: ja. So bin ich auch. Wenn wir auch unsere Schattenseiten besser akzeptieren und integrieren können, schauen wir nicht nur freundlicher auf uns selbst – dieser Blick gelingt uns vermutlich auch bei anderen besser.

Dritter Weg: Gefühle anerkennen
Das ist so ähnlich wie mit unseren kleinen Unvollkommenheiten. Gefühle sind nun mal, wie sie sind. Meist suchen wir sie uns nicht bewusst aus. Sie zeigen einfach an, wie es gerade um unsere menschlichen Bedürfnisse bestellt ist. Wenn wir also grauenhafter Laune sind, brauchen wir das noch nicht gut zu finden. Aber anerkennen, dass das sein darf, weil wir zu müde, hungrig, überlastet, gekränkt, energielos, beleidigt, allein, frustriert der sonst was sind: das dürfen wir schon. Und es bedeutet nicht, dass wir auch augenblicklich eine Lösung für das “Problem” haben. Anerkennen ist ein wichtiger und großartiger erster Schritt. Wir sagen uns damit: “Ich bin richtig, so wie ich mich fühle.”

Vierter Weg: offene Haltung
Gerade jetzt, wo Gesellschaftsgruppen gespalten und (bewusst) gegeneinander ausgespielt werden, ist es wichtig, aus dieser Dynamik bewusst auszusteigen. Eine offene, respektvolle Haltung gegenüber anders denkenden, fühlenden oder handelnden Menschen garantiert uns, dass wir unser Leben als soziale Wesen wieder besser hinbekommen werden. Ich darf denken, wie ich möchte. Du darfst denken, wie du möchtest. Wir können uns auch einigen, uneinig zu sein. Das geht. Es ist nicht so kuschelig, wie harmonische Einigkeit. Doch die Vielfalt wird uns retten und ein achtsamer Umgang miteinander. Davon bin ich überzeugt.

Fünfter Weg: innere Klarheit
Ha! Leichter gesagt, als gelebt! Innere Klarheit gibt es nicht auf Knopfdruck. Sie ist eine Entwicklung, ein Lernprozess und ein Weg zu dir selbst. Darum auch so gut für seelische Gesundheit! Es bedeutet, heraus zu finden, was dich selbst ausmacht, wonach DU handeln möchest, welche Werte ganz und gar DEIN sind. Weg von der Fremdbestimmung hin zu Autonomie. Und für mich ganz persönlich bedeutet es auch, nicht “alles” haben zu wollen oder müssen, sondern mich bewusst entscheiden zu können – in größt möglicher Freiheit – und auf manche Dinge daher zu verzichten.

Sechster Weg: hol dir Hilfe
Bei all diesen bisher genannten Dingen, die helfen, die seelische Gesundheit zu stärken, ist eins wichtig: du brauchst das nicht allein zu schaffen. Weder bei dir selbst, noch bei deinem Kind. Wenn du also merkst, dass du entweder allein nicht (oder zu langsam) weiter kommst, wenn du die Last deiner Sorgen teilen möchtest und dabei verlässliche und gute Begleiter brauchst, dann such dir professionelle Hilfe. Ja, es gibt zu wenig Versorgung auf Krankenschein. Und dennoch: es gibt viele gute Therapeuten, Coaches, Mentoren oder Ähnliches, die dir auf deinem Weg helfen können. Klar kannst du es auch allein schaffen. Zusammen geht’s halt schneller und leichter. Give it a try!

Siebter Weg: hilf Anderen
Wie jetzt? Das passt doch NULL zu Weg Nummer 6?! Oh doch, und wie! In einer Zeit, wo der Ruf nach Selbstfürsorge und Selbstliebe scheinbar alles übertönt, kann das nicht genug betont werden. Wir bleiben nicht lang glücklich, wenn wir uns selbst lieben und anerkennen. Es ist wichtig. Vor allem, weil wir uns selbst zum Wohle für Andere einsetzen möchten! Und nicht nur, weil es dem Gegenüber hilft, sondern weil wir besonders SELBST davon profitieren! Ältere Kinder, die jüngeren etwas lernen, lernen selbst noch viel mehr dazu. Die letzte Stufe im Programm der Anonymen Alkoholiker lautet “Hilf einem anderen Alkoholiker.” Weil wir am DU noch mehr wachsen und uns stabilisieren. Weil es unsere tiefe Sehnsucht nach einem menschlichen Miteinander beflügelt. Weil es gut tut, Gutes zu tun in einer sonst so kalkulierten Welt.

INTERNATIONALER TAG DER SEELISCHEN GESUNDHEIT

Am 10. Oktober ist internationaler Tag der seelischen Gesundheit. Wir dürfen uns nicht nur darin üben, uns um unsere eigene psychische Verfassung zu kümmern sondern brauchen darüber hinaus auch ein höheres gesellschaftliches Bewusstsein für diese Krankheiten, die halt so gar nicht krank “aussehen”. Weil sie nicht bluten, keine abnormalen medizinischen Werte produzieren oder herausstehende Knochen beinhalten. Wichtig ist: wenn jemand schon psychisch krank ist (oder das vermutet), braucht es auch gute fachliche Begleitung. Menschen brauchen oft Unterstützung von Angehörigen, weil sie es alleine nicht schaffen würden, sich Hilfe zu organisieren. 

A MENSCH MÖCHT I BLEIM

Vor allem aber braucht es unser aller Verständnis und Einfühlungsvermögen. Dass das so ist. Dass es diese Krankheitsbilder gibt und dass sie durch die Belastungen und der Angstmaschinerie der letzten 18 Monate befeuert wurden. Seien wir feinfühlig miteinander und unterstützend, wenn der Karren schon etwas verfahren ist. Und wenn’s grade noch so geht: achte und pflege deine Seele, dieses verletzliche und zarte Etwas. Weil wir genau das in einer hochtechnischen, digitalisierten und kalkulierten Zukunft brauchen: unsere Seele. Wenn wir keine Maschinen werden wollen. So wie Wolfgang Ambros so schön singt:

“A Mensch mecht i bleibn, und net zur Nummer mecht i werdn
Und Menschn macht i sehng, wei i bin sehr dagegn
Dass ma unsare Haisa nua mehr füa Roboter baun
Und deppat nur ind′n Fernsea schaun!

A Mensch macht i bleibn, a klaans Geheimnis mecht i hom
Kugerl mecht i scheibn und schena Stana mecht i grobn
I mecht singn und lachn und üwahaupt tuan wos i wui
Owa i glaub do verlaung i scho z’fui!”

Wie siehst du das?
WIE stärkst du deine seelische Gesundheit? Lass mal wissen …

7 Dinge, die wir von Kindern lernen können

7 Dinge, die wir von Kindern lernen können

Am Montag, 20. September war “Weltkindertag”. Es gibt international mehrere Tage an denen wir die Kinder mit ihren Rechten und Bedürfnissen feiern – zurecht, wie ich finde. Nicht nur, weil es noch immer viel zu tun gibt was Umsetzung und vor allem Einhaltung von Kinderrechten betrifft, sondern auch, weil wir viel zu selten zu unseren Kindern hinauf schauen. Ja, hinauf. Heute nütze ich die Gelegenheit und zähle 7 Dinge auf, die wir von Kindern lernen können und auch sollten.

Sie kennen im Schlaf die Namen aller Teletubbies, wissen über die Abenteuer der PawPatrol bescheid, können sich lautlos im Schlafzimmer anpirschen oder aus der Küche davon schleichen und wissen ganz genau, wie sie uns schnellst möglich um den Finger wickeln. Also mich jedenfalls. Kinder sind in vielerlei Hinsicht ein Knaller und uns weit überlegen – nicht erst seit die Digitalisierung uns 80er Jahre Eltern blass da stehen lässt, sondern immer schon. Wir schauen als Gesellschaft oft zu den Kindern “hinab”, dabei müssen wir uns ganz schön strecken, um ihr Niveau zu erreichen. Zumindest was folgende Dinge angeht:

  1. AUTHENTISCH SEIN
    Kinder (je jünger desto mehr) sind in meinen Augen die einzigen Menschen, die jederzeit hundert Prozent authentisch sind. Sie verziehen das Gesicht, wenn das Essen nicht schmeckt. Sie weinen, wenn sie beleidigt wurden oder protestieren heftig, wenn ihre Bedürfnisse übergangen werden. Oft zum Leidwesen von uns Eltern. Doch dieses völlige “bei-sich-sein” und sich nicht verstellen (können) ist schon eine besondere Qualität, die uns Erwachsenen abhanden gekommen ist. Jedenfalls teilweise, manchen sogar in großem Maß.

    “Authentisch ist das neue cool!” lautet ein Spruch und JA! Es ist cool, sich selbst nah zu sein, sich ganz wenig verstellen zu “müssen” und vor sich selbst gerade stehen zu können. Trotz unserem Bedürfnis nach Verbundenheit dürfen wir uns selbst sein lassen, wie wir sind. Die besten Vorbilder haben wir (oft) direkt vor unserer Nase sitzen.

  2. ACHTSAM SEIN
    Jeder, der schon mal mit einem zweijährigen Kind spazieren war, weiß: Kinder entdecken jeden winzigen Käfer, finden die schönsten Steine und sind fasziniert von Vielem, was ihren Weg kreuzt. Was das Spazierengehen durchaus mühsam machen kann. Sie sind echte Profis, was Achtsamkeit angeht, weil sie alles mit diesem forschenden und interessierten Geist wahrnehmen. Sie können sogar schön finden, wenn Nacktschnecken auf ihrer Haut kriechen. Jedenfalls bis wir unsere Wertung hinein packen und erklären, das sei ekelig.

    Ich lasse mich gern verzaubern und anspornen von der Begeisterung für die kleinen Dinge, die Kinder noch sehen und für die wir schon oft blind sind. Ich lasse mich von ihnen entführen in Welten, wo die einfachsten Dinge einfach gesehen werden, wie sie sind.

  3. EHRLICH SEIN
    “Boah, der Mann ist aber dick!” “Mama, warum hat die Frau so viele Falten?” “Der Aufstrich schmeckt nach nix!” … solche und ähnliche Sätze (lautstark vor sich hingesagt) kennen Eltern von ihren Kindern mit hoher Wahrscheinlichkeit. Man selbst ist oft peinlich berührt und weist das Kind vielleicht reflexartig zurecht, dass “man das nicht sagt”. Aber im Grunde merken wir oft: das Kind hat den Mut, das zu sagen, was es sich denkt und was für sie oder ihn richtig ist.

    Natürlich kann man nicht immer nur die Wahrheit sagen, wenn man auch irgendwie sozial akzeptiert sein möchte. (Es gibt dazu ein wunderbares Lied von Reinhard Mey.) Manchmal täte es uns aber gut, ein Scheibchen bei den Kindern abzuschneiden, was Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit angeht. Und bis wir den Mut haben, dürfen wir uns am Kindermund erfreuen, wenn er die Wahrheit spricht, wo wir zu angepasst dafür sind.

  4. FLEXIBEL SEIN
    Kinder haben genau die gleichen Bedürfnisse wie wir Erwachsenen. So wie alle Menschen eben. Vielleicht halt nicht alle im selben Ausmaß und zur selben Zeit. Wenn wir uns aber dann ansehen, wie sehr wir oft über Kinder hinweg denken, handeln und entscheiden und wie gut sie dennoch in dieser erwachsenen Welt funktionieren, kann ich nur sagen: Hut ab. Hut ab, dass die so flexibel, anpassungsfähig und situationselastisch sind.

    Klar, es bleibt ihnen oft keine andere Wahl. Sie sind abhängig und auf uns angewiesen, weil sie (noch) nicht eigenständig überleben könnten. Darum kooperieren sie auch, bis sie nicht mehr können. Wenn sie also protestieren, sich querlegen und abblocken, dann nicht, weil sie uns als Eltern ärgern wollen. Sondern weil Kooperationsbereitschaft und Flexibilität erschöpft sind. Aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht denkst du beim nächsten Wutanfall dran.

  5. SPIELERISCH SEIN
    “Nur gespielt!” bekam ich als Elternteil oft als Antwort auf die Frage, was das Kind im Kindergarten gemacht hat. In der Formulierung steckt schon drin, dass wir das Spielen oft abwerten, geringschätzen oder begrenzen wollen. “Das ist kein Spiel, das ist ernst!” kommt uns auch über die Lippen. Dabei ist das Spiel ein elementares Bedürfnis und ein Grundphänomen bei Menschen. Nicht nur bei Kindern! Was Elementarpädagoginnen längst wissen und nutzen: die Freude und Leichtigkeit, die oft mit dem Spielen einher geht, fördert und befeuert das Lernen gerade zu!

    In der erwachsenen Welt geht es viel zu oft und viel zu sehr um’s Kämpfen und Gewinnen, es muss alles ernst und durchdacht sein und wenn es leicht geht, hat es manchmal gleich einen geringeren Wert. So schade. Wir sollten uns die spielerische Leichtigkeit von unseren Kindern abschauen, die sie bis zur Schule oft in hohem Ausmaß haben. “Spielen bewahrt uns den Optimismus” sagt auch Brian Sutton-Smith. “Wir wären verloren und die Pessimisten würden Seite an Seite mit den Zynikern die Welt untergehen lassen.” Recht hat er, wie ich finde.
    Man kann das Spiel gar nicht ernst genug nehmen! 😉

  6. DIGITALE SKILLS BEHERRSCHEN
    So. Ich meine hier nicht, dass Vierjährige sich den Tablet-Code merken können und Zweijährige schon wissen, wie sie über Bildschirme wischen sollen. Das ist keine Meisterleistung, Leute! Die Dinger wurden extra so gemacht, dass die das intuitiv können. Dass die digital Natives uns dennoch abhängen, was ihre Fähigkeiten und vor allem das Tempo angeht, wie sie sich mit Anwendungen und neuer Technologie durchs Leben handeln, ist wohl klar.

    Sie navigieren pfeilschnell an ihnen unbekannten Orten, checken sich spielerisch durch komplexe Apps und beherrschen seit Minecraft nicht nur einfache Programmiersprache sondern auch ein bemerkenswertes Englisch Vokabular. Machen wir uns nix vor: wir können da von ihnen lernen und sie genießen auch, wenn so eine Autoritätsumkehr ab und zu stattfindet. Sie werden zu Lehrer:innen und wir zu den Lernenden. Dann stehen wir in mehrerlei Hinsicht erstaunt daneben und bekommen den Mund kaum noch zu.

  7. VIEL MEHR LACHEN KÖNNEN
    “Wie oft lachst du an einem Tag?” … diese Frage stelle ich in einem meiner Workshops. Kinder lachen Gerüchten zufolge über 100 mal am Tag. Erwachsene schaffen oft keine 15 mal. (In meinen Vorträgen waren schon Menschen, die hatten noch düsterere Zahlen am Start!). Fest steht jedenfalls: Kinder lachen öfter und mehr als wir Erwachsene. Das hat viel mit Nummer 5 zu tun: dem Spiel. Klar haben Kinder auch weniger Verantwortung und Sorgen. Ein Blick (oder besser ein Ohr) in einen Kindergarten gehalten und zum Vergleich in ein Großraumbüro würd das vermutlich bestätigen.

    Lustig sein sollten wir uns wieder mehr von den Kindern abschauen und auch bewusst humorvollen Dingen, Filmen, Menschen, Beschäftigungen in unserem Leben Raum geben. Das Hormonfeuerwerk, der beim Lachen im Gehirn abgefeuert wird, ist sonst nur teuer in Apotheken oder illegal zu erhalten. Also: lass dich von deinem Kind anstecken und lach mal mit. Es ist gesund und hebt die Stimmung – hochgezogene Mundwinkel reichen schon dafür. 

VORBILDER & LEITSTERNE

Kinder brauchen uns als Vorbild und als Leitsterne. Sie schauen uns zu und auch gerne ab, sie orientieren sich an uns und machen nach. Insofern sind wir und unser Handeln wichtig für sie. Für eine Beziehung auf Augenhöhe und um ein spielerisches Element rein zu bringen, tut jedoch ein Positionswechsel auch mal gut.

Wir dürfen und können auch von ihnen viel von ihnen lernen. Es ist eine Symbiose im besten Sinn. Sie profitieren und lernen von uns. Und wir profitieren und lernen von ihnen. So darf es sein und so soll es sein.

Lass mal wissen: was hast du schon von deinem Kind gelernt?
Und was möchtest du gern von deinem Kind (wieder) lernen?

Schreib gern in die Kommentare!

5 Wege, um Kinder zu stärken

5 Wege, um Kinder zu stärken

Das neue Schul- Kindergarten- und Krabbelstubenjahr ist noch taufrisch und wie immer um diese Zeit fragen sich Eltern, wie sie den eigenen Nachwuchs für DAS stärken können, was da so auf sie zukommt. 

Also hab ich mir mal Gedanken gemacht und ein paar Dinge zusammengetragen, die immer hilfreich sind – egal in welchem Alter dein Kind gerade ist. Auf geht’s !

KALTES WASSER & GLUCKEN 

Loslassen, das ist es, was wir in diesen Tagen als Eltern wieder üben. Wenn die Kinder vermehrt ihre eigenen Wege gehen, wenn sie ihre Kindergruppen und Schulklassen besuchen und ihre eigene Welt ein Stückerl neu entdecken. Neues, Veränderung, Wandel – nicht alle Menschen können diese Dinge gleich leicht schultern. Es kommt, wie so oft, auch darauf an, was wir früh in unserem Leben erfahren haben. Ein Schubser ins kalte Wasser ohne Vorwarnung kann genau so schwierig sein wie Eltern, die wie Glucken auf ihren Küken sitzen.

NEVER TOO STRONG

Jetzt fragst du dich bestimmt: Wie soll ich denn wissen, was der Bereich dazwischen ist? Nun – darauf gibt es tausend Antworten. Was richtig für dich ist, kann nur dein Kind gemeinsam mit dir bestimmen. Doch folgende Ideen können dir helfen, dein Kind jedenfalls zu stärken, denn in einem bin ich mir sicher. Sie können niemals „zu stark“ sein für diese Welt, also profitieren auch widerstandsfähige und selbstbewusste Kinder von Eltern, die folgende Dinge tun.

1. SIGNALE WAHRNEHMEN & RICHTIG INTERPRETIEREN

Es hört sich so einfach an und ist doch so schwer. 

  • Was will ein Kind ausdrücken, wenn es weint? 
  • Was bedeutet das Schreien nun wirklich? 
  • Warum ist das Kind so verschlossen? 

Es ist für mich immer ein Genuss, Eltern zu beobachten, die feinfühlig und sensibel ihre Kinder begleiten. Und mein Herz blutet jedes Mal, wenn Eltern eindeutige Signale des Kindes fehlinterpretieren oder gar nicht reagieren. Dass sich das auf Dauer fix ungünstig auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt, brauch ich glaub ich nicht extra zu betonen.

Wenn man Signale und Verhaltensweisen des Kindes gut wahrnehmen möchte, braucht man mehrere Gaben, vor allem aber braucht es Fokus. Eltern, die nicht abgelenkt sind – von Bildschirmen, Arbeit und Ähnlichem – schaffen dies sicherer als andere. Weil es Präsenz braucht und die Fähigkeit, im Moment zu sein. Und alle verfügbaren Sinne.

2. GEFÜHLE & VERHALTENSWEISEN ERNST NEHMEN

Manchmal erwarten Erwachsene im Umfeld bestimmte Verhaltensweisen vom Kind. 

  • „Du freust dich bestimmt schon auf den Kindergarten!“
  • „Das wird sicher lustig in der (neuen) Schule!“
  • „Da brauchst du keine Angst zu haben, das wird schon werden!“

Wenn Kinder sich freuen, darf man sie freilich darin bestärken. Falls allerdings eine unsichere Miene, hängende Mundwinkel oder zweifelnde Gedanken den neuen Weg säumen, dann zahlt es sich aus, diese auch ernst zu nehmen. Zumindest so lang, bis das Kind den Eindruck hat:

  • Ich werde gesehen, wie ich bin.
  • Jemand nimmt mich ohne Erwartung an.
  • Ich bin richtig, so wie ich mich verhalte.

Solche Botschaften stärken Kinder und Menschen jeden Alters ungemein. In jeder Lebenslage.

3. BEWÄHREN STATT BEWAHREN

Ich ertappe mich selbst öfters dabei, wie ich mir wünsche, dass meine Kinder nicht Fehler begehen, die für mich auch irgendwann schmerzhaft waren. Obwohl ich genau weiß, dass es nix bringt. Sie dürfen und sollen ihre eigenen Erfahrungen machen. Wenn wir sie jederzeit davor bewahren wollen, die Lektionen des Lebens zu lernen, dann werden sie irgendwann womöglich „dumm“ dastehen. Kinder brauchen Eltern, die ihnen viel zutrauen, die mutig sind und sie probieren lassen. Kinder sollen sich bewähren können auf der Bühne des Lebens. Nur zwei kleine Pünktchen unterscheiden die beiden Wörter – doch es sind völlig unterschiedliche Haltungen, wenn es um das Begleiten der Kinder geht. 

  • Krabbelstubenkinder, die lernen, ihr Geschirr weg zu räumen.
  • Kindergartenkinder, die mit Zurückweisungen anderer Kinder klarkommen sollen.
  • Schulkinder, die auf einmal den Schulweg alleine bewältigen können.
  • Jugendliche, die ihren Alltag neu und selbständig organisieren üben.

Natürlich dürfen wir ihnen unterstützend zur Seite stehen, wenn sie sich das wünschen. Und ansonsten üben wir uns darin, weniger zu bewahren und mehr bewähren zu lassen (frei nach Gerald Koller). Weil das die schönen Momente des Staunens über die Entwicklung des eigenen Kindes beinhaltet. Genieße sie!

4. FEHLERFREUNDLICHE KULTUR

Gehen lernen ohne Hinfallen?
Sprechen lernen ohne lustige Wortkreationen?
Beziehungen eingehen ohne Kränkungen?
Ist wohl noch keinem Menschen gelungen. Was am Beginn des Lebens noch recht gut akzeptiert ist, wird mit zunehmendem Alter immer weniger ertragen. Wir wünschen uns viel mehr perfekte Ergebnisse, makellose Biografien und saubere Abläufe.

Doch wir lernen nur – oder jedenfalls am meisten – wenn Dinge schief gehen. Wenn Fehler passieren und wir daraus Erkenntnisse gewinnen. Erlauben wir also auch Kindern in jedem Alter, solche Erfahrungen zu machen. 

  • Dass es okay ist, einen Umweg von der Schule heim zu gehen.
  • Dass die Welt sich weiter dreht, wenn man mal den Bus versäumt.
  • Dass und wie sie Hilfe bekommen, wenn sie mal irgendwie anstehen.
  • Dass sie wachsen, wenn sie Konflikte ohne Erwachsene austragen dürfen.
  • Dass sie geliebt sind, gerade wenn ihnen etwas misslungen ist.

Wenn Kinder erleben, dass Fehler und Missgeschicke nicht automatisch mit Zurechtweisung und Moralpredigten verbunden sind, werden sie mutiger und trauen sich selbst mehr zu. Weil sie wissen: es darf auch mal schief gehen – ich bin dennoch geliebt. Das ist Rückenstärkung pur.

5. LEADERSHIP ZEIGEN

Wenn Kinder ins kalte Wasser geschubst werden und sich quasi uferlos fühlen, fällt es ihnen auch schwerer einen guten eigenen Weg zu finden. Sie brauchen Orientierung und Halt und das am besten von den vertrauten Bindungspersonen – je nach Alter in unterschiedlichem Ausmaß.

Das gelingt, wenn du als Elternteil eine gewisse Ruhe und Klarheit in DIR hast, wenn du weißt, welche Werte für euch wichtig sind, einen groben Plan hast und dafür die Verantwortung übernimmst.
Kinder brauchen (länger als man meint) Menschen, die ihnen einen verlässlichen Rahmen anbieten. Auch wenn sie immer wieder dagegen anrennen und sich mitunter auch gegen Grenzen wehren. In Wirklichkeit sind sie auf der Suche nach Kontakt zu dir. Also sei da. 

  • Sei die Sicherheit, die sie brauchen ohne sie einzuschränken. 
  • Sei der Halt, den sie suchen ohne Festzuhalten. 
  • Sei die Orientierung, die nötig ist und dennoch flexibel bleibt.

On top kann ich auch noch empfehlen, dass es sich immer auszahlt, eine große Portion Humor zu haben und viel Freundlichkeit über den Alltag zu streuen. Diese Woche habe ich gelesen, dass sogenannte „Weak Ties“ uns (die losen, oberflächlichen Kontakte zu Menschen) uns ein gutes Gefühl geben. Sie stärken unser Zugehörigkeitsgefühl in der Gesellschaft und heben die Verbundenheit in unserem sozialen Geflecht, auch wenn sie wenig tiefgründig sind. Ein freundlicher Gruß beim Bäcker, der Smalltalk beim Kinder abholen, ein kurzer Plausch mit der Nachbarin. Markus Hengstschläger erwähnt auch gern das „Survival of the friendliest“ – also weniger Ellenbogen, mehr Empathie.

Das können wir nun wirklich alle gebrauchen.
Nicht nur unsere Kinder. Lasst es uns vorleben!

Wie stärkst du deine Kinder?

Hast du noch andere Ideen, wie das gehen kann? Schreib gern in die Kommentare!

Entspannung – auf 6 Ebenen

Entspannung – auf 6 Ebenen

Wir befinden uns gerade in der Urlaubs- und Ferienzeit und wann, wenn nicht jetzt, ist Zeit sich zu entspannen? Doch, wie geht das noch mal? Was brauchen wir Erwachsene um entspannen zu können und brauchen Kinder andere Dinge?

(Die Basis) chillen, relaxen, runterkommen, sich beruhigen – egal wie wir es benennen – ist etwas, dass Kinder meiner Einschätzung nach vor allem in der Familie lernen. Also sind wir als Eltern gefordert, ihnen hier einerseits ein Vorbild zu sein und sie andererseits gut dabei zu begleiten. Worauf du dabei achten sollst, und was das mit einem Klavier zu tun hat, erfährst du in diesem Beitrag.

RHYTHMUS statt BALANCE

Das Leben besteht aus vielen Gegensätzen. Tag und Nacht, Aktivität und Ruhe, Freude und Trauer, Reden und Schweigen und vielen mehr. Anspannung und Entspannung gehören auch dazu. Ich finde es okay und gut, stressige Zeiten aushalten zu können, einen dichten Terminplan zu stemmen und gefühlt mit tausend Händen zu werken und abends erschöpft in die Horizontale zu kippen. Dafür gibt es im Ausgleich Phasen der Ruhe, bewusstes Abkehren von Produktivität, hin zu Genuss und Stille und einer angenehmen Langsamkeit, die sich dann breit machen darf.
Es kommt nicht drauf an, ständig die Balance – also die Mitte – zu finden, sondern in einem lebendigen Rhythmus hin und her zu pendeln.

NOCH EIN TO-DO?

Meiner Beobachtung nach landen To-Dos, Termine und Tumulte schneller und automatischer auf unserer Tagesagenda. Zumindest in der westlichen und industrialisierten Welt. Um den Teil mit Entspannung, Erholung und Entlastung dürfen wir uns viel bewusster kümmern – von selbst passiert das praktisch nie. Und es macht Sinn, das schon früh zu üben, auch wenn das wie ein weiteres To-Do auf einer ohnehin langen Liste erscheint.

ES LEBE DIE VIELFALT

“Lebensqualität gibt es nur im Jetzt”, sagt Gerald Koller vom österreichischen Forum Lebensqualität. Nicht erst später, im Urlaub, in der Pension, im Himmel. Jetzt! Das heißt, wir brauchen die Fähigkeit, uns ein gutes Leben zu schaffen, im Alltag. Wenn wir uns ein lebendiges und ausgewogenes Dasein wünschen. Und was Koller als Risiko- und Suchtpädagoge ebenfalls predigt: auf die Vielfalt kommt es an. Es reicht nicht, zum Stress reduzieren laufen zu gehen. Wenn es die einzige Option ist, die ich nützen mag.

Die Suchtpädagogik beschreibt das gern mit dem Bild der Tasten am Klavier (des Lebens). Jede Taste am Klavier steht für ein anderes Tool, das mir hilft, mich zu entspannen. Ich als Mensch bin gefordert, selbst die verschiedensten Töne kennen zu lernen und zu spielen. Ich darf entscheiden, ob und wann welche “Taste” hilfreich ist. Und in welcher Situation. Es kommt drauf an, dass ich viele verschiedene dieser Tasten spielen kann und nicht, was die Tätigkeit ist und ob es dazu eine gesellschaftliche Bewertung gibt. Die Vielfalt ist der relevante Faktor.

DAS KLAVIER DES LEBENS BESPIELEN

Die Aufgabe von uns Eltern ist es, den Kindern möglichst verschiedene Tasten ihres “Klaviers” zu zeigen. Mit unserer Lebenserfahrung und einer großen Portion Empathie dürfen wir an ihrer Seite stehen und sie dabei begleiten, ermutigen, stärken und anregen. Schon bei Säuglingen ist es so, dass sie zuerst MIT einer anderen Person lernen, sich zu beruhigen, bevor sie es ALLEIN lernen. Das bleibt in verschiedenen Bereichen lange so. Ich würd meinen, bis ins jugendliche Alter, weil jedes Alter auch neue und angepasste Strategien erfordert. Bei dieser schönen aber auch manchmal aufreibenden Aufgabe können wir uns aus unterschiedlichen Bereichen inspirieren lassen.

RUHE. Das kann zum Beispiel sein …

  • ein Schläfchen halten
  • den eigenen Atem hören und fühlen
  • Meditation odereinfach nichts tun
  • Langeweile zulassen und aushalten
  • in die Stille hinein hören (Berg, Wald, Kirche,….)

MUSIK. Das kann zum Beispiel sein…

  • eine coole Nummer laut aufdrehen
  • dabei mitsingen und abtanzen
  • selbst ein Instrument spielen
  • einem Konzert lauschen
  • musizieren und dazu singen

BEWEGUNG. Das kann zum Beispiel sein …

  • eine Runde spazieren gehen
  • sich beim Yoga einmal durch mobilisieren
  • auf einem Baumstamm, Randstein, Parcours balancieren
  • sich richtig zum Schwitzen bringen beim Sport
  • den einen Körper bewusst dabei spüren

NATUR. Das kann zum Beispiel sein …

  • in den Wald gehen
  • einen Berg (oder Hügel) erklimmen
  • den Himmel und die Wolken beobachten
  • Pflanzen(namen) kennen lernen und eventuell nützen
  • ihren Rhythmus spüren und mit gehen mit den Jahreszeiten

MENSCHEN. Das kann zum Beispiel sein …

  • eine Freundin anrufen
  • die Mädelsrunde treffen
  • auf ein Konzert, eine Demo, ein Fest gehen 
  • anderen helfen und sich daran freuen
  • ein gutes Gespräch führen und dabei das Herz öffnen

GENUSS. Das kann zum Beispiel sein …

  • ein Eis zusammen schlemmen
  • ein gutes Glas Wein trinken
  • sich was Leckeres kochen
  • gut essen gehen in’s Lieblingslokal
  • sich die Schokolade, Torte, Chips, das Juni-Food einfach mal mit gutem Gewissen schmecken lassen 

Ich bin mir sicher, du hast noch viel mehr Ideen. Womöglich hab ich einen ganzen Bereich, der dir wichtig ist, nicht abgebildet. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, im Gegenteil. Sie ist ein kleiner Anfang. Du bist gefordert: für dich und dein Kind immer wieder neu zu entdecken, was dich und was dein Kind entspannt. Und im Moment der Anspannung verschiedene Strategien parat zu haben, damit es lernt, dass in jeder Situation eine Vielzahl von Möglichkeiten DA sind und genützt werden können. Wir brauchen nicht IMMER ALLE Optionen. Und wenn uns dauerhaft nur eine einzige Möglichkeit bleibt, dann ist das krankmachend. Egal von welchem oben genannten (oder anderen) Punkt wir dabei reden. !!

EIN TISCH AUF EINEM BEIN

Die Natur zeigt es uns vor. Nicht DIE EINE Lösung ist gut für alle. Es braucht Vielfalt. Je bunter und unterschiedlicher wir aufgestellt sind, desto resistenter sind wir. Gegen Stress. Gegen Verspannung. Gegen Viren. Und Engstirnigkeit. Wir können uns nicht abschotten und hundertprozentig schützen vor den Gefahren und Herausforderungen des Lebens. Wir können uns wappnen. Breit aufstellen. Flexibel bleiben. Uns zusammentun. Miteinander fühlen und uns gegenseitig unterstützen. Das wird uns stark machen. So wie ein Tisch auf mehreren Beinen stabiler steht als auf einem.

Lasst uns unsere Kinder stark machen.
Lasst uns selbst stärken.
Damit wir einander stärken können.
Einander helfen.
Empathie zeigen.
Dann können wir kleine und große Krisen relativ sicher bewältigen.

Was hilft dir / deinem Kind, dich zu entspannen? Immer her mit den guten Ideen!
Ich freu mich über einen Kommentar dazu!

8 Regeln für den Wochenbett Besuch

8 Regeln für den Wochenbett Besuch

Das magische Erlebnis, wenn ein Baby geboren wird, zieht naturgemäß viele Menschen an, die sich mit der frisch gebackenen Familie und dem neuen Erdenkind freuen. Am liebsten möchte man so bald wie möglich, das putzige Kindchen anschauen und besuchen kommen, Wünsche und Geschenke überbringen und zeigen, wie sehr man sich mitfreut.

Die Sache hat nur einen Haken: genau das können die Mütter und Babys nicht gut gebrauchen. Worauf du als Besucher:in bei einem Neugeborenen achten solltest, welche hilfreichen Ideen es zu berücksichtigen gilt und was Flitterwochen für Mama und Kind sind, liest du hier in diesem Beitrag.

DAS WUNDER GEBURT

Als meine Schwester ihr erstes Kind zur Welt brachte, überrollte mich eine Welle der Freude und des Mitgefühls und auch ein bisschen Stolz. Ein neues Leben ist immer ganz viel Zauber, bringt Dankbarkeit wenn alles gut gegangen ist und lässt uns immer wieder spüren, was für ein großes Wunder so eine Geburt in Wirklichkeit ist. 

DIE EXZESSIVE PARTY

Dass man diese Freude teilen möchte ist völlig natürlich. Hier werden traditionell Störche aufgestellt, Babykleidung, Luftballons und Ähnliches drapiert und auf das Baby und die Mutter freudig mit einem Gläschen angestoßen. Das eine oder andere Mal soll so eine Babyparty auch schon exzessiv und ausgelassen gewesen sein. Schlafende Männer in der Sandkiste, einer springt vom Balkon – du kennst vermutlich auch ähnliche Geschichten. 

FLITTERWOCHEN NEU GEDACHT

Wie ohne Mutter und Kind gefeiert wird, ist mir an dieser Stelle relativ egal. Doch dieses neue Duo braucht besonders in den ersten Wochen einen gut geschützten Raum. Es ist eine Erleichterung, wenn sie diesen Raum nicht ständig selbst abstecken müssen – weil das nicht nur anstrengend und mühsam ist, sondern auch beizeiten furchtbar unangenehm sein kann. 

Da der Begriff “Wochenbett” für viele Menschen wenig griffig ist, sag ich gern: “Flitterwochen” für Mutter und Baby. Flitterwochen waren mal eine Zeit, in der frisch vermählte Paare sich besser kennenlernen konnten. Nachdem sich viele Paare heut schon gut kennen, bevor sie heiraten, haben sie heut meist eine andere Bedeutung. Ungestört das eigene Glück genießen, sich abkapseln vom Rest der Welt, einen intimen Raum schaffen und ganz viel Bindung entstehen lassen. Auf das Wochenbett, das im übrigen etwa sechst Wochen (!!) dauert, trifft die alte UND die neuere Beschreibung perfekt zu.

DO’S & DONT’S FÜR FLITTERWOCHEN

Niemand würd im Traum darauf kommen, ein frisch getrautes Ehepaar in den Flitterwochen dauernd anzurufen, zu besuchen, nachzufragen, wie es ihnen geht, sie mit Geschenken im Urlaub zu überraschen oder ihnen ungefragt Tipps aus der eigenen Beziehung aufs Aug zu drücken. Also tun wir es nicht. Und genau das brauchen auch eine Mama und ein Papa mit ihrem Neugeborenen. Flitterwochen. Viel Ruhe. Vertrauen. Und wenn schon Unterstützung und Zuwendung, dann diskret und zurückhaltend wie das professionelle Personal eines ****s- Hotels im Honeymoon.

Darum gibt’s jetzt 8 Tipps, die du beherzigen solltest, falls du einen Babybesuch machst:

  1. Einladungs-Regel
    Komm niemals, wenn du nicht eingeladen bist. Lass der Familie Zeit, warte ab und besuche nur die Frauen, die entweder Familie oder wirklich engste Freundinnen sind! Auch wenn das schwer auszuhalten ist vor lauter Freude: DEINE Bedürfnisse sind weniger wichtig als die der Wöchnerin und des Baby’s! Und die brauchen vor allem: Ruhe und Zeit.

  2. Flexibilitäts-Regel
    Wenn Besuch vereinbart ist und Baby oder Mutter sind dann sehr unentspannt – bleib flexibel und geh wieder heim, auch wenn du grad erst gekommen bist. Sag: “Ich glaub, ihr braucht jetzt gerade Ruhe und ungestörte Zeit. Ich komme gern ein anderes Mal wieder.” Babys lassen sich nicht planen – in ihrem Verhalten und sowieso – und so solltest auch du flexibel bleiben und nicht erst darauf warten, dass du hinaus geworfen wirst. Das ist unfassbar unangenehm für die Mutter. Gerade bei engsten Freunden und Familie. Und auch die können stressen.

  3. Streichelzoo Regel
    Ein Baby ist kein Streichelzoo. Nur weil es sich nicht wehren kann, bedeutet es nicht, dass man es angreifen darf, wie man möchte! Anschauen mit Abstand ist okay. Wenn dir die Mutter oder der Vater anbietet, es zu halten – dann sag zum Baby: “Darf ich dich halten?” Und auch wenn es nicht antwortet, wird es zeigen, falls es nicht einverstanden ist. 😉

  4. Geschwister-first Regel
    Falls ältere Geschwister da sind: begrüße sie zuerst, sprich mit ihnen. Frag sie, wie es ihnen geht. Nichts kränkt Erstgeborene oder Mittlere Kinder mehr, wenn “nur noch” das Baby im Mittelpunkt steht und sie übersehen werden. Dem Baby hingegen ist egal, wenn du zu ihm als letztes gehst.

  5. Heimgeh Regel
    Denk daran, deinen Besuch kurz zu halten. Es ist schwer, konkrete Zeitangaben zu machen – auch eine Stunde kann zu lang empfunden werden. Bleib aufmerksam und beobachte Mutter und Baby. Wenn das Baby viel weint, die Mutter gestresst wirkt und du nicht hilfreich sein kannst, geh. Besser früher als später.

  6. Namnam Regel
    Viele Mütter freuen sich über essbare Mitbringsel. Der Nährstoffverbrauch stillender Mütter ist hoch und besonders gesunde und wertvolle Nahrungsmittel sind willkommen. Gerne auch den Kuchen und Tee selbst mitnehmen, damit die Familie keine Arbeit mit dir als Besuch hat. Du kannst auch einfach nachfragen, womit du eine Freude bereiten kannst. Das Netz bietet ebenfalls Rezept Ideen für Wöchnerinnen – frag einfach Mrs. Google.

  7. Support Regel
    Übernimm eine kleine Tätigkeit im Haushalt während du da bist. Du kannst das Baby nicht stillen und meist nicht besser beruhigen als die Eltern, also mach dich anders nützlich. “Sag mir, was ich tun kann, um zu helfen!” … und wenn du neben dem Quatschen den Geschirrspüler ausräumst oder Wäsche zusammenlegst oder dem älteren Kind ein Buch vorliest, sind alle am Ende zufriedener.

  8. Ohren-auf-Mund-zu Regel
    Gute Wochenbett-Besucher:innen hören hin, interessieren sich und geben nur Tipps ab, wenn sie ausdrücklich gefragt werden. Fast alle Mütter sind angetriggert, wenn es um das Thema Geburt und Stillen geht und wollen ihre eigenen Erfahrungen wieder und wieder erzählen. (Das zeigt, dass wir alle psychologische Betreuung nach Geburten vertragen würden). Du hilfst der jungen Familie am meisten, wenn du mit offenen Ohren und offenem Herzen da bist und dich so wenig wie möglich einmischt. Jede Familie ist anders und macht unterschiedliche Erfahrungen. Deine Erfahrung ist gut und richtig. Die der anderen Familie auch. Punkt.

Mancher dieser Tipps klingt für dich jetzt vielleicht hart und zu krass. Ich finde allerdings, dass die neue Mutter-Kind-Dyade besonders schützenswert ist und deren Bedürfnisse oberste Priorität haben. 

Warum? Weil diese ersten Tage, Wochen und Monate entscheidend sind für die Entwicklung einer soliden Bindung, für den ersten Beziehungsaufbau und das gegenseitige Kennenlernen. Und das braucht es bei JEDEM Kind neu – egal ob beim ersten oder fünften Kind. Allen Beteiligten ist geholfen, wenn diese Zeit störungsfrei und sicher erlebt werden kann. Wir sollten diese Frauen wie Königinnen behandeln, ihnen so viel wie möglich abnehmen und alles unternehmen um eine gute Bindung zum Kind zu garantieren. Das bestätigen übrigens die Schwestern auf Geburtenstationen während der C-Zeit, wo kein Besuch erlaubt war: allgemein deutlich weniger Probleme. Es ist eine Zeit des Teilens und Zusammenwachsens. Das braucht Ruhe, Geduld, Vertrauen und eine unterstützende Umgebung. 

Und wenn es dann passt, gibt es für beide Seiten nix Schöneres, als die Freude über das Wunder des Lebens zu teilen und sich verzaubern zu lassen von der besonderen Aura eines Babys. 

Hast du auch noch einen Tipp oder Wunsch, den Besucher:innen beherzigen sollten?
Dann füge das gern in einem Kommentar hinzu – so wird es eventuell eine vollständige Sammlung!

Bildquelle: Pixabay


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Glitzer über die “Lernlücken”

Glitzer über die “Lernlücken”

Ein Schuljahr, wie es noch niemand je erlebt hat. Morgen machen wir gemeinsam endlich einen Haken drunter. Die Kinder haben wieder viel gelernt – mehr als Schulnoten ausdrücken können und beschreiben. Ich freu mich immer, wenn sie dazulernen und sich entwickeln. Manches haben sie GOTT SEI DANK nicht gelernt, was heuer ungewollter Weise am “Lehrplan” stand. Für dieses Nicht-Lernen will ich ihnen heut mal besondere Anerkennung zollen. 

JETZT UND HIER

Was war ich zuversichtlich, dass die Schulen das ganze Jahr offen bleiben. Echt! Als meist unverbesserliche Optimistin glaubte ich tatsächlich, die paar Monate Kerker im Frühling 2020 hätten gereicht, um zu zeigen, wie wichtig die Bildungsinstitutionen für uns als Gesellschaft sind. Doch weit gefehlt. Ich will gar nicht länger drüber nachdenken. Über das Gestern und das Morgen. Jetzt und hier möchte ich ein bisschen Glitzer über die Lernlücken der Kinder (und meine eigenen) streuen.

SIE HABEN TROTZDEM NICHT GELERNT …

Und zwar nicht über die, die schon länger öffentlich debattiert werden. Nicht über den Lehrstoff, der im einen oder anderen Fach nicht mehr in die Kinder hineingestopft werden konnte und als vermeintliche Bildungslücke der “verlorenen Generation” (die sie nicht ist) in die Geschichtsbücher eingeht. Wer weiß, ob das tatsächlich irgendwann rückblickend so gesehen wird.

Ich will Glitzer über die Dinge streuen, die sie heuer teilweise über sich ergehen lassen mussten und TROTZDEM nicht gelernt – im Sinn von angenommen – haben.

… OHNE FREUNDE AUSZUKOMMEN

Kinder voneinander fern zu halten – aus welchen Gründen auch immer!! – ist ein abscheulicher Gedanke und das war schon immer so. Ja, man kann sich auch mal was einfangen, wenn man mit anderen Menschen (engen) Kontakt hat. Auch das war schon immer so. Ich freu mich aber sehr, dass unsere Kinder das nicht als Normalität akzeptiert haben und hoffentlich nie akzeptieren werden. Ich werd auch weiterhin mein Möglichstes tun, um sie in ihrer sozialen Entwicklung zu unterstützen, direkten menschlichen Kontakt fördern (auch entgegen Verordnungen) und mich (wieder) auflehnen, wenn jemand findet, dass allein im Kinderzimmer und ohne Freunde genau so gut gelernt werden kann wie in einer Gruppe.

… DIGITALEN KONTAKT BESSER FINDEN

Trotz der vielen Videokonferenzen und Online Arbeit haben sich meine Kinder (… der Apfel fällt wohl nicht weit vom Stamm) nie komplett mit dem alleinigen digitalen Kontakt abfinden können. Ja, es gibt definitiv Vorteile und Chancen für diese Formate, die wir auch in Zukunft nützen dürfen und werden. Doch wo immer es möglich ist, werden die Kinder reale und synchrone Kommunikation bevorzugen, weil selbst das beste High-Speed-Internet nicht alles überträgt und immer noch langsamer ist als das menschliche Gehirn, wenn wir uns direkt gegenüber stehen. Mich beruhigt die Tatsache, dass ihnen dieser Wert so wichtig und bewusst geworden ist. Und sie dadurch wohl nie den digitalen Kontakt besser finden werden.

… GANZ ALLEIN ZURECHT ZU KOMMEN

Zugegeben: das war manchmal schon mühsam. Oft hab ich mir gewünscht und gehofft, die mögen mich doch bitte den ganzen Vormittag um nichts bitten, fragen oder anjammern, weil ich wieder ununterbrochene Arbeitszeit genießen wollte. Doch sie haben es – manche mehr, manche weniger – nicht geschafft. Und ich bin froh darüber. Weil es mir zeigt, dass Beziehung für’s Lernen wichtig ist. Nicht nur wichtig, sondern die Voraussetzung, dass überhaupt was da oben rein geht. Dass sie so viel geschafft haben mit so reduziertem menschlichen Kontakt ist für mich eine beachtliche Leistung und ich hoffe, dass sie auch verinnerlicht haben: niemand “muss” alles ganz allein schaffen. Wir sind soziale Wesen und dürfen um Hilfe und Unterstützung bitten. Und wir einander auch gerne helfen.

… KEINE LÜCKEN ZU AKZEPTIEREN

Ich weiß nicht, ob es eine Schülerin oder einen Schüler gibt, der in diesem Schuljahr alles immer vollständig und korrekt abgegeben hat. So wie die Anforderungen waren. Unsere Kids gehören definitiv nicht zu dieser Sorte und das find ich gut. Alles haben, alles schaffen und perfekt sein wollen wird uns ohnehin (auch in anderen Lebensbereichen) zu häufig schmackhaft gemacht. Da ist es super, wenn man schon in der Schule lernt, Abstriche machen zu können. Prioritäten zu setzen und zu erkennen: DAS schaffe ich nicht (mehr). Die Welt dreht sich trotzdem weiter. Diese Erkenntnis ist auch eine wichtige Erfahrung. Vielleicht mehr wert als alles immer perfekt abzugeben.

DIGITALE ZOMBIES, NEIN DANKE

So. Und bevor das zu sehr in Richtung: “in dieser Krise steckte so viel Gutes” abdriftet, möchte ich betonen, dass ich dieses Schuljahr so richtig Sch%&@e fand. Man muss nicht krampfhaft nach dem Positiven suchen. Manche Dinge waren einfach schlecht und wir hatten keine Möglichkeiten sie zu ändern. Ich sehe kein großartiges Potenzial in vielen Dingen, mit denen wir im letzten Jahr konfrontiert waren und hoffe, dass wir nicht zu digitalen Zombies mutieren, weil wir uns nach und nach doch immer noch mehr daran gewöhnen und abstumpfen

WORAN ICH GLAUBE

Ich glaube an unsere menschliche Natur. Dass uns nichts und niemand unsere soziale Ader ganz abtrainieren können wird. Ich glaub daran, dass wir widerstandsfähig sind und für unsere eigene Gesundheit sehr viel mehr tun können. Dass wir immer mehr erkennen, dass Vielfalt unser Leben und Überleben garantieren wird und nicht einfältige Herangehensweisen und Lösungen. Und ich hab die Hoffnung, dass unsere Sehnsucht nach “einander”, der Zugehörigkeit zu einer (oder mehreren) sozialen Gruppen so stark ist, dass wir mit dieser Kraft des Kollektivs auch größere Herausforderungen der Zukunft meistern können. Wenn wir sie erkennen und nutzen. Und weiterhin nicht lernen, was unsere Kinder in diesem Schuljahr nicht gelernt haben. Und hoffentlich NIE lernen werden.

UND NUN: MAN STREUE DEN GLITZER, BITTE!

Worüber streust du Glitzer nach diesem Schuljahr?
Fällt dir noch was ein, worüber du froh bist, dass du oder die Kinder es NICHT gelernt haben!