SCHULE … hast du Bedarf?

SCHULE … hast du Bedarf?

Die werden doch nicht wirklich …?! Dachte ich mir bis Samstag Nachmittag, doch nun wird zum zweiten Mal in diesem Jahr den Familien Distance Learning vor den Latz geknallt. Nein, halt! Wer „Bedarf“ hat, kann die Kinder zur Betreuung in die Schule schicken. Nun, dann will ich mal erklären, was Bedarf so ist und meiner Meinung nach rechtfertigt, die Kinder weiterhin zur Schule zu schicken.

AHNUNGSLOSE MÄNNER OHNE KINDER

Es ist Montag und für viele Schülerinnen schon der letzte Schultag der Woche. Ab morgen geht’s – wenn es nach der Meinung der Regierenden geht – wieder zurück zum Distance Learning. „Ihr schafft das schon, reißt euch mal zusammen … “ tönt es zwischen den Zeilen in Richtung Familien und da vor allem Richtung der Frauen und Kinder. Meist aus den Mündern ahnungsloser und kinderloser Männer, die viel zu idyllische Vorstellungen davon haben, was ab morgen wieder in vielen Familien Alltag sein wird.

Man erkennt das deutlich an dem Empfehlungen, die ausgesprochen werden: sie wissen nicht, was sie tun (und sagen).

HOMEOFFICE – IDYLLE

Gemütlich aufstehen, gemeinsam frühstücken und danach gemeinsam an die Arbeit gehen, jedes Kind willig und mit seinen Arbeitsaufträgen vertraut, alle Materialien vorhanden und unmissverständlich aufbereitet. Die Geräte alle top und Internetanschlüsse für alle Personen im Haushalt, ein starkes W-Lan on top. Man arbeitet ruhig und besonnen vor sich hin, die Kinder arbeiten ja auch daheim nach Stundenplan. Arbeitsräume und Spielräume sind wie der Minister empfiehlt, voneinander getrennt und adäquat eingerichtet – schalldicht sowieso, damit sich die Kinder nicht gegenseitig aus der Ruhe bringen können. Selbst ist man, mit ein wenig Glück, auch mit Homeoffice vertraut und profitiert von einer unzerstörbaren Konzentrationsfähigkeit, wenn die Kinder zwischendurch doch mal eine Frage an die greifbare Bezugsperson haben sollten.

KINDER LAUFEN NICHT NEBENBEI

Falls das irgendjemand so erlebt, dann gratuliere. Hier und vielerorts ist das jedenfalls anders. Nicht nur, dass die Kids von vorn herein geknickt sind, weil sie Klassenkolleginnen nicht sehen können, sie schaffen den Umstieg von Arbeitswelt und Entspannungsfeld innerhalb des (vielleicht) eigenen Zimmers oder der Wohnung eher schlecht als recht und sind – je jünger, desto mehr – angewiesen auf die Begleitung von Erwachsen, die – ups, stimmt ja! – eigentlich selbst an ihrer Arbeit sitzen sollten oder wollen. Kinder und auch Schüler laufen nicht nebenbei, zumindest die meiste Zeit nicht – und die Arbeits- und Konzentrationsphasen dazwischen sind definitiv zu kurz, um als Erwachsene daneben genug zu „schaffen“.

FAMILIEN UND IHRE BEDÜRFNISSE

Mal ganz klar: ich erwarte von einem kinderlosen Mann Anfang 30 nicht im geringsten, irgendeine Vorstellung davon zu haben, wie es ist, berufstätig zu sein und gleichzeitig schulpflichtige Kinder zu haben. Er kann es nicht wissen (und leider interessiert es ihn auch nicht die Bohne). Darum bin ich und sind wir als Eltern wieder mal gefragt, selbst Verantwortung zu übernehmen für unsere Kinder. Weil niemand besser weiß, was unsere Kinder brauchen, weil niemand klarer sieht, wie unsere Kinder verzweifeln, weil niemand eindeutiger spürt, welchen Bedarf Familien haben.

DU HAST BEDARF

Und dieser Bedarf, Kinder in Bildungseinrichtungen betreuen zu lassen, fängt nicht erst bei der eigenen Berufstätigkeit an! Bedarf kann man auch aus unterschiedlichsten anderen Gründen haben und so appelliere ich an alle Frauen und Familien da draußen: formuliert euren Bedarf, zeigt ihn! Niemand muss alles allein schaffen! Sprecht die unbequeme Wahrheit aus.

Klar und eindeutig, denn es gibt viele Gründe, Kinder weiter in die Schule zu schicken!

Du hast Bedarf, wenn du …

… deinen Kindern einen örtlichen Wechsel und damit mehr Struktur im Alltag ermöglichen willst.
… du deine Eltern-Kind-Beziehung nicht überlasten willst und nicht erst reagierst, wenn Situationen mehrfach total eskaliert sind.
… neben den unzähligen Rollen, die wir Eltern übernehmen, nicht auch noch Lehrkraft sein kannst.
… du deiner Erwerbsarbeit nachgehen willst oder musst: EGAL, ob das im Homeoffice oder außer Haus ist!! 
… nicht gleichzeitig effektiv arbeiten UND Kinder gut begleiten willst und kannst – denn das geht sich einfach nicht aus, hat nichts mit Engagement oder Willenskraft zu tun, sondern ist schlicht und einfach UNMÖGLICH.
… du daheim nicht ausreichend Raumund ruhige Arbeitsplätze für alle Personen zur Verfügung hast.
… du zuhause nicht ausreichend und passende technische Geräte samt Internetzugang bereitstellen kannst.
… die Bildung deiner Kinder einen hohen Stellenwert hat und du dieses Recht auch einfordern willst.
… du nicht, wie der Bildungsminister empfiehlt, getrennte Arbeits- und Spielräume mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung stellen kannst.
… mit der Entscheidung der Regierung nicht einverstanden bist und über die Anmeldung des Bedarfs kundtust, dass wir Schule eben doch brauchen.

Jeder einzelne Grund ist meines Erachtens GRUND GENUG, das Kind weiter zur Bildungseinrichtung zu schicken.

BEGRENZTE MÖGLICHKEITEN 

Wir reden hier nicht darüber, ob wir daheim unsere Kinder zwei Wochen beaufsichtigen können. Hier geht es um Bildung und unsere Haltung dazu. So lange wir mitmachen, wird man so mit Schule verfahren (und mit uns als Familien) und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft unserer Kinder. Denn, ganz ehrlich: ich bin nicht sicher, ob es vor Weihnachten noch zurück geht und wann dann der nächste Lockdown bevorsteht. Und von Oberstufenschülerinnen haben wir noch gar nicht geredet – die selbst bei TOP-Organisation der Schule an die Grenzen des Online-Unterrichts stoßen und denen bald ganz wichtiges Handwerkszeug für ihre berufliche Zukunft fehlt, weil viel möglich ist, aber längst nicht alles. 

BILDUNG IST KEIN ACCESSOIRE 

Für alle, die sich freuen, die Kinder wieder daheim zu betreuen: wunderbar, ich freu mich mit euch. Meine Erfahrungen und das, was ich in Coachings und Gesprächen erlebe ist allerdings genau das Gegenteil: viele Eltern haben sich schon gefürchtet vor dem, was morgen wieder eintritt. Und ZU VIELE haben nicht mal dringend notwendigen Bedarf gemeldet, sondern Kinder daheim sich selbst überlassen oder die eigene Arbeit hart vernachlässigt. Das darf nicht sein!

Zeigen wir, dass Schule nicht „schöner wohnen“ ist, kein nettes Accessoire, sondern ein „must have“. Wir Familien haben mehr Macht, als wir glauben!

DIE WIRKLICH BEDAUERNSWERTEN

Noch ein Wort zur Schule. Wer mir wirklich Leid tut, sind die Pädagoginnen und Pädagogen, die wieder ins kalte (oder lauwarme) Wasser springen müssen, sich zerfransen zwischen Betreuungspflichten, Online-Unterricht und Arbeitspaketen – und viele von ihnen auch noch: den eigenen Kindern. Es ist unzumutbar und frustrierend, selbst engagierte Lehrkräfte lassen schon vor morgen den Kopf resignierend hängen. Vor allem: weil es vermeidbar gewesen wäre.

FÜR UNSERE KINDER 

Verantwortung übernehmen. Das ist jetzt gefragt. Für die Gesellschaft einerseits im Sinne von Reduzierung von Sozialkontakten, Verzicht auf große Menschenansammlungen und Ähnliches. Aber auch für sich selbst und das familiäre Umfeld und natürlich unsere Kinder. Niemand in Wien kann wissen, was für euch als Familie tragbar ist und was nicht. So lange wir nicht aufbegehren, wenn wir dagegen sind, werden diese Entscheidungen durchgehen. Ihr dürft euch selbst darum kümmern und eure Bedürfnisse ernst nehmen.

Sonst macht es nämlich keiner.

Sorry, heute kein Happy End. Wenn du positive Sätze brauchst, die findest du hier. 😉

Kommentar schreibenKommentare: 3

  • #1Ulrike (Montag, 16 November 2020 15:11)Danke Kerstin für die ehrlichen und auch aufmunternden Worte – und auch wir habe Bedarf weil für unsere Kinder und auch für uns wichtig und richtig ist 🙂
  • #2Julia (Dienstag, 17 November 2020 21:50)Danke Kerstin für deine offenen Worte, die ich jetzt ganz einfach mal auf den Kindergarten umlege..

    Ich bin Mama von einem Kindergartenkind und einer 1,5jährigen.
    Als Karenzmama sein Kind in den Kindergarten zu schicken kommt- so dachte ich noch Sonntagabend- einer Steinigung gleich, „ich bin ja eh daheim.“
    Hatte die ganze Woche daheim eingetaktet; Bastelsachen, Backbücher und Spiele rausgesucht und bin Montagmorgen mit meinem Großen und der Kleinen dabei in den Kindergarten. Wir hatten sogar schon die selbstgebastelten Weihnachtsgeschenke für die Pädagoginnen dabei, denn: man weiß ja nie…
    Dann kam die E-Mail vom Kiga.. […] Kinder im letzten Kindergartenjahr (…) sind eingeladen, die Einrichtung zu besuchen […] Halleluja, denk ich mir, was mach ma jetzt?
    Ich hab dann mit ein paar anderen Mamas und schlussendlich mit unserer (sehr engagierten) Pädagogin und der (auch supertollen) Helferin gesprochen, nachdem ich mir auch Gedanken zum Thema „Bedarf“ gemacht hab..
    1.) Meine Kinder sollen jetzt niemanden treffen, „jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“;
    2.) Jeder Tierpark, jedes Hallenbad ist gesperrt, es gibt keine Weihnachtsmärkte und keine Highlights, die den Kids mal die nebeligen Novemberwochen versüßen (abgesehen von den „hausgemachten“);
    3.) Wenn möglich soll ich meine Kinder nicht zum Einkaufen mitnehmen. (Sie aber zeitgleich auch nicht fremdbetreuen lassen… klar.. soll der 5jährige doch endlich mal anfangen, selbstständig auf seine 1,5jährige Schwester aufzupassen…);
    4.) Papa ist beruflich in Italien- corona sei dank gleich zwei Wochen lang, denn wer weiß schon, ob er seinen Beruf in absehbarer Zukunft wieder auf Eis legen muss, wie heuer schon knappe 4 Monate… dann wird‘s mim Hauskredit auch eng!
    Unter all diesen Gesichtspunkten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Sohn jedenfalls BEDARF hat.
    Bedarf an sozialen Kontakten, am Umgang und Spiel mit Gleichaltrigen, Bedarf an SEINEM Schulanfängerjahr, am Kindergarten selbst!
    Denn Kindergarten ist eben nicht nur „Betreuung“, sondern so viel mehr und wir sollten endlich damit aufhören, ihn als Aufbewahrungsanstalt für Kinder überforderter oder fauler Mütter zu sehen!! Die PädagogInnen leisten täglich Großartiges, um unseren Kindern in dieser schwierigen Zeit ein Stück Normalität zu bieten und ich bin extrem dankbar, dass wir sie haben.
  • #3Kerstin Bamminger (Mittwoch, 18 November 2020 08:22)Danke für euer Feedback! Ja, Julia! Das ist natürlich auch im KG gültig! Kinder bekommen in Kindergarten UND Schule viele Dinge, die wir NIEMALS zuhause bieten können – selbst beim besten Willen nicht.
    Ich find es gut, dass du bereit bist, eure Situation so zu reflektieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen, die für euch stimmt! Darauf wird es immer ankommen!
    Alles Gute für diese Zeit, die schon mit ein paar Sorgenpaketen mehr bestückt ist!
  • #4Name: *
Zaubersätze für dich

Zaubersätze für dich

Draußen zieht sich alles zusammen. Es wird enger und kälter. Zeit für einen Befreiungsschlag, wie ich finde. Wenn uns scheinbar die Kontrolle entgleitet, tut es gut, das zu kontrollieren, was IMMER in unserer Macht liegt:

Gedanken, Sprache, Haltungen und Handlungen.

Daher hab ich heut für dich im Angebot: ein ganzes Paket an Sätzen, die gut tun. Wenn wir sie als Eltern zu unseren Kindern sagen oder zu uns selbst. Ganz einfach zum Nachdenken, Nachsprechen und sich verzaubern (lassen). Nimm dir, was du brauchen kannst!

BRING ON THE GOOD THOUGHTS

Manchmal bin ich froh, dass niemand, wirklich NIEMAND in meinen Kopf reinschauen kann und hört oder sieht, welche Gedanken da drin herumschwirren. Oder wie viele das sind und dass die nie, oder so gut wie NIE Pause machen. Der Film „Alles steht Kopf“ könnte in meinem Gehirn gedreht worden sein. Da das „Abstellen“ von Gedanken nur mühsam mithilfe von Yoga oder Mediation für mich funktioniert, habe ich mich fest darin geübt, zumindest die „Richtung“ der Gedankenströme vorzugeben. So im Sinn von: wenn schon so viele Gedanken, dann bitte hauptsächlich und mehr von den Guten!

PROGRAMMIER DICH AUF SONNE

„Du bist da, wo deine Gedanken sind. Also schau, dass deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest!“ Dieses Zitat in einem WhatApp Status (Quelle leider vergessen) hat mich diese Woche berührt. Weil es so stimmt. Wir schaffen unsere Realität mit unseren Gedanken – denn nicht Menschen, Situationen und Dinge zimmern unsere Welt zusammen, sondern unser Umgang damit, unsere Bewertungen, unsere Haltungen dazu. Nein, das heißt nicht, dass ich alles immer gut finden muss. Doch wir sind evolutionsbedingt immer noch viel zu sehr auf das Negative (Gefahr!) programmiert und brauchen noch viel, viel Übung in positiveren Denkstrukturen. So dass im Kopf öfter die Sonne regiert statt dickem Novembernebel.

DIE AFFEN UND DU

So mach ich hier und heute mal den Anfang und serviere dir frei Haus allgemein gültige Gedanken, die du dir gönnen darfst und Sätze, die Kindern immer wieder gut tun.

Wenn du dir beim Lesen der folgenden Sätze denkst, „… das trifft aber für mich nicht zu!“ oder „Ich kann das nicht über mich sagen!“, dann noch den einen Tipp: diesen Satz nicht nur leise denken, sondern laut sagen. (Du musst es ja nicht während der Videokonferenz tun) 

So überlistest du dein Köpfchen! Jeder Gedanke ist eine Straße im Gehirn und je öfter wir ihn denken, desto besser ist diese Straße ausgebaut. Neue Gedanken sind dann wie Schotterwege und die Affen, die den Straßenbau da oben beaufsichtigen schreien: „Hey, die Straße kennen wir nicht, die ist blöd. Und außerdem langsamer. Wir mögen sie nicht!“

Gott sei Dank bist du der Boss dieser Affen und wenn du neue (positive) Gedanken genau so oft gedacht und gesagt hast wie die alten, lassen sich auch diese Straßen gut „befahren“ und die Affen beruhigen sich. Du musst es nicht mal selbst glauben!

Es funktioniert trotzdem! Und mal ganz ehrlich: einen Versuch ist es wert, denn schlechter wird‘s dadurch keines Falls!

GUTE GEDANKEN VON ANFANG AN

Wie wir mit unseren Kindern reden, wird zu ihrer inneren Stimme. Wir bauen die ersten Straßen in ihren Köpfen und können erste Richtungen vorgeben. Worte sind mächtig. Sie prägen die Gedankenwelt unserer Töchter und Söhne und wir können hier so viel Gutes tun. Und auch wenn uns zwischendrin kleine Fehler passieren (die ja dazu gehören), lasst uns so oft wie möglich die Gelegenheit nutzen, sie mit diesen Gedanken zu infizieren.

Ich hab unsere Kinder übrigens befragt, was ich ihrer Meinung nach am öftesten zu ihnen gesagt hab und was ihr Lieblingssatz von mir an sie ist. Sie sind in dieser Auflistung auch enthalten. 😉

  • Ich glaub an dich.
  • Du bist einzigartig und wunderbar.
  • Ich weiß, dass du es schaffst.
  • Ich hab gesehen, wie gut du dich vorbereitet hast – du gibst dein Bestes und das ist gut genug.
  • Es tut mir Leid, weißt du: auch ich mache Fehler.
  • Schön, dass du da bist.
  • Ich merke, dass ist dir wirklich wichtig.
  • Danke, dass du mir aus deiner Welt erzählst.
  • Ich freue mich mit dir.
  • Du machst meinen Tag heller.
  • Das kriegen wir wieder hin.
  • Es ist doch nur Schule, nicht das Leben.
  • Du darfst Fehler machen, so lernst du dazu.
  • Es gibt keine blöden Fragen.
  • Das hast du toll hinbekommen.
  • Es ist schön, dich lachen zu hören.
  • Du hast dir das wirklich verdient.
  • Ich wusste, du traust dich!
  • Das ist so mutig von dir.
  • Schön, dass du dich so in andere Menschen hinein fühlen kannst.
  • Ich traue dir das zu.
  • Meine Tür ist immer für dich offen, bitte komm, wenn du Nähe und Sicherheit brauchst.
  • Du bist klug und stark.
  • Deine Begeisterung für diese Sache lässt mein Herz höher schlagen.
  • Ich sehe, wie sehr du dich bemühst.
  • Deine Ausdauer ist wirklich fabelhaft.
  • Du bist so voller Fantasie und guter Gedanken.
  • Diese Idee von dir mag ich wirklich sehr.
  • Ich bin für dich da.
  • Du bist gut genug.
  • Alles ist gut.
  • Ich lieb dich.

EIN BISSCHEN WELT RETTEN

Eltern sind besonders gefährdet über dem Wohlergehen der eigenen Kinder sich selbst zu vergessen. Mütter vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, sorry to say, liebe Väter. Dabei ist es doch logisch, dass es wichtig ist, dass man selbst funktioniert, wenn man für andere da sein will, sonst sind die auch alle irgendwann auf verlorenem Posten. Sich selbst ernst zu nehmen, sich zu respektieren und für sich zu sorgen ist wichtig und gut. Klar, Eltern sein ist anstrengend und wir Erwachsene können Bedürfnisaufschub eher ertragen als Kinder und das ist auch zu beachten, besonders je jünger die Kinder sind. Und wir sind auch Menschen mit Bedürfnissen. Wir haben Gefühle und Grenzen. Und ein liebevolles Nein zum Kind ist manchmal ein wichtiges Ja zu mir. Es kommt auf die Balance an und in diesem Karussell der Gefühle sitzen wir eben als Familien.

Wir haben alle ein bisschen „Ich will die Welt retten“ in uns. 

Aber es ist o.k., wenn du erst mal nur einen Menschen rettest.

Und es ist o.k., wenn dieser Mensch du selbst bist.

(Spruch von den Machern des weltbesten Kalenders „Ein guter Plan“)

  • Ich bin ein wertvoller Mensch.
  • Meine Gefühle und Bedürfnisse sind richtig.
  • Ich nehme mich ernst und achte auf mich selbst.
  • Ich bin für mich da.
  • Ich lasse los, was schwer ist.
  • Ich öffne mich für das Gute & Leichte.
  • Ich sorge für mich selbst, nur so kann ich später für andere sorgen.
  • Auch wenn noch nicht alle in meiner Umgebung zufrieden gestellt sind, darf ich auf mich schauen.
  • Ich nehme mir rechtzeitig Pausen.
  • Mein Herz ist offen für gute Begegnungen.
  • Sicherheit kann nur in mir drin entstehen.
  • Meine Gesundheit liegt in meinen Händen, ich kann stets was dafür tun.
  • Mein Körper ist mein Tempel, ich behandle ihn gut.
  • Ich hole mir Hilfe, wenn ich sie brauche.
  • Alles was mir in meinem Leben widerfährt, dient meinem persönlichen Fortschritt.
  • Ich bin auf der Welt um zu leben, wachsen und aufzublühen.
  • Ich bin gelassen und nehme das Leben, wie es kommt.
  • Meine Dankbarkeit zeige ich und spreche sie auch aus.
  • Ich bin zuversichtlich und vertraue dem Leben.
  • Das Leben meint es gut mit mir, ich bin gehalten und getragen.
  • Ich weiß, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, das Richtige sag und das Richtige tu.
  • Und alles ist gut.
  • Alles ist gut.

Welchen Satz möchtest du dieser Liste noch hinzufügen?

Schreib in die Kommentare und lass uns noch mehr Gutes sammeln


Es ist eine Spezialität von mir, Menschen in oder vor herausfordernden Situationen 

(Konfliktgespräche, Verhandlungsgespräche, Elterngespräche in Schulen,…) ein 
MINDSET

zur Verfügung zu stellen – es ganz individuell zu verfassen.

Wenn du vor einer schwierigen Situation stehst, coache ich dich gern und stärke dich mit guten, passenden Sätzen in deiner Haltung und (wenn erforderlich) auch deiner Sprache, sodass du gelassen die nächste Herausforderung meisterst.

Du könntest so ein bisschen Rückenwind brauchen?

Geht in Zeiten wie diesen auch telefonisch oder per Videotelefonie! Vielfach erprobt und für gut befunden!Das kann ich brauchen!

Kommentar schreibenKommentare: 5

  • #1Gerlinde (Freitag, 13 November 2020 15:25)Hallo Kerstin!
    Danke für all die schönen Sätze und für das Bewusst machen !
  • #2Katrin (Samstag, 14 November 2020 09:07)Ich behandle alle Menschen so, wie ich behandelt werden möchte! Das geht ganz einfach u. Leicht 🙂
    Toll u. Inspirierend geschrieben! Danke liebes Schwesterchen! 🙂
  • #3Alexandra (Samstag, 14 November 2020 21:19)Ich finde: „Die Liebe beginnt immer bei mir…“ voll schön. Um sich daran zu erinnern, dass man die Qualität seiner Beziehungen selbst in der Hand hat… �
  • #4Anna (Sonntag, 15 November 2020 06:32)DankeDankeDanke!
    Mein Mantra lautet ICH BIN DA. ICH BIN FREI.:)
    Glg Anna
  • #5Verena (Sonntag, 15 November 2020 20:55)Danke für die hellen Gedanken in dieser etwas düsteren Zeit!
    „Du kannst nicht beeinflussen, was andere über dich denken. Aber du kannst entscheiden, ob es dich interessiert.“ Dieser Satz schafft für mich Freiheit!

Elternschaft in digitalen Zeiten – 5 Tipps für Eltern

Weißt du was „ghosting“ ist, oder ein e-girl /e-boy? Welche Angst ein FOBO hat und was man unter „benching“ versteht? Nein? Gut, dann geht’s dir ähnlich wie mir vor nicht allzu langer Zeit. Das sind Begriffe der digitalen Welt und wer sie nicht versteht, gehört zwar noch nicht zwingend zum alten Eisen, weiß aber vielleicht morgen schon nicht mehr so genau, wovon die eigenen Kids gerade – oder irgendwann – reden. 

DIGITALE MEDIEN in Familien

Smartphones, Smartwatches, Tablets, Laptop und CO sind längst Teil unserer Alltagsrealität. Wir lieben den Nutzen dieser Geräte und in vielerlei Hinsicht sind sie auch super praktisch und unterstützen uns im Alltag als Eltern und als Paar.

Still und heimlich können sich aber auch ungeliebte Verhaltensweisen einschleichen und das kann JEDE Person treffen. Wie oft nehmen wir das Smartphone in die Hand und verzetteln uns dann woanders und lassen unsere kostbare Zeit auf diversen Plattformen liegen.

Als Erwachsene und Eltern ist es nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, den eigenen Konsum digitaler Medien immer wieder oder öfter bewusst zu reflektieren und auch aktiv zu besprechen. Erfahrungsgemäß ist der Partner ein recht guter Kritiker des eigenen Verhaltens. Dies lohnt sich insbesondere, weil scheinbar harmlose Gewohnheiten von uns Eltern massive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben können – die, JA  zugegeben – noch nicht langfristig erforscht werden konnten. Je jünger die Kinder, desto dramatischer kann man aber schon mal verraten! Es sind eher Alltagsbeobachtungen und persönliche Erfahrungen, die den folgenden Tipps zugrunde liegen.

Elternschaft in digitalen Zeiten: 5 ESSENTIAL TIPPS

was für eine gute Bindungs- und Beziehungsentwicklung notwendig ist:

1. CHECK YOUR CHECKING BEHAVIOR 


Beobachte dich selbst und vor allem deinen digitalen Medienkonsum. Nicht nur über diverse Apps zur Kontrolle der Bildschirmzeit – du kannst diese gern nützen, als zusätzliche Unterstützung. Wenn du richtig gut reflektieren willst, wie oft du Mails, Messages oder Social Media Plattformen checkst, dann führe mal eine Woche ein Mediennutzungs-Tagebuch und trage genau ein, wann du wo wieviel Zeit investierst. Danach kannst du überlegen, wie viel davon produktiv ist und wieviel Genuss du dir auch gönnen magst. Beides ist okay, solang du halbwegs die Kontrolle darüber hast!


2. STÖRUNGSFREI GEBUNDEN


Bindungsaufbau – speziell bei Säuglingen und Kleinkindern ist sehr störungsanfällig. Babys brauchen so oft wie möglich unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, besonders bei pflegerischen Handlungen oder beim Füttern oder Stillen! Daher darf es ein absolutes Gesetz sein: kein Handy, Tablet oder TV beim Stillen, Baden, Waschen, Wickeln, anziehen – ALLE deine Sinne sollen beim Kind sein. So kommst du schnell und gut in deine Beobachter Position und lernst Signale deines Kindes nicht nur rascher sondern richtig zu deuten!


3. SMARTPHONEFREIE ZEITEN & ZONEN

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, bewusst zu reduzieren. Entweder oder und: ZEITEN und ZONEN. Zeiten können zum Beispiel der Nachmittag oder der Abend sein, je nachdem wann DU bewusst Zeit und Aufmerksamkeit für dich und dein Kind, deinen Partner haben willst, bzw. sie es von dir brauchen. Und ZONEN können zum Beispiel der Esstisch sein, damit dies immer der Platz für synchrone Kommunikation bleibt, und jeder in ein anderes Gesicht sieht anstatt auf die Rückseite eines Bildschirms. Je älter die Kinder, desto wichtiger wird auch das gemeinsame Aushandeln von solchen Vereinbarungen.


4. LET’S TALK ABOUT IT


Sprecht regelmäßig über euer Verhalten und eure Gewohnheiten in Bezug auf Medien. Fangt damit an, das eigene Verhalten zu reflektieren und das dem Partner, der Partnerin zu schildern. Meist hat man selbst einen halbwegs konkreten Blick auf die Dinge. Danach bitte deinen Partner, eine Einschätzung deiner Schilderungen zu machen. So bleibt ihr hoffentlich von gegenseitigen Vorwürfen und Anklagen verschont, sondern geht konstruktiv und bewusst mit euren eigenen Fähigkeiten um. Nützt hier auch die vielen Tools, die Familien zur Verfügung stehen, die den Alltag auch erleichtern können und besprecht, was für euch passen könnte (z. B. Einkaufs-Apps)!
Ein positiver Zugang ist wichtig und gut und darf auch hier erhalten bleiben!


5. GEMEINSAM SIND WIR STARK


Kinder lernen anhand des elterlichen Verhaltens, daher ist das gemeinsame Handeln in der realen Welt wichtig. Alles in diesen so kleinen Computern (Handy, Smartwatch, Tablet, Spielkonsolen und CO) ist nicht einfach platte Technik, die optisch schön aufbereitet ist. Dahinter stecken Armeen von Psychologen und Designern, die alles daran setzten, dass du möglichst oft möglichst viel Zeit dort verbringst, nochmal reinblickst und nochmal mehr Zeit hergibst. Allein gegen „so Viele“ dahinter fühlt man sich oft wehrlos.
Sich DAS bewusst machen, dass man nicht selbst so schwach und verführbar ist, sondern bis ins Kleinste ausgeklügelte Systeme dahinter stecken und perfekt auf uns wirken, hilft, wenn wir uns dagegen stemmen, die Kontrolle zurück gewinnen und uns gegenseitig bestärken: DU bist stärker, du hast einen freien Willen, DU entscheidest, was du mit deiner Zeit machst!


DEN TEUFEL AN DIE WAND MALEN – NOT!

Alles in allem geht’s – besonders mit größer werdenden Kindern, die selbst mehr oder weniger viel Zeit im Netz verbringen – darum, die Verwendung der digitalen Geräte nicht ausschließlich zu verteufeln. Das würde lediglich dazu führen, dass alle Beteiligten sich schlecht dabei fühlen, mit Handy, Konsole & Co zu hantieren und … let’s face the truth: ganz OHNE geht es für die meisten von uns kaum noch. 

Das sollte auch nicht das Ziel sein, sondern ein konstruktiver Umgang MIT den Dingern, so dass wir die positiven Effekte, die durchaus damit erzielt werden können auch geschätzt werden können.

IMMER WIEDER: KOMMUNIKATION

Mach es also zu einer absoluten Aufgabe, die Erlebnisse der digitalen Welt in die positive zwischenmenschliche Kommunikation einzubinden bzw. diese zu fördern. Frag dein Kind: „Was hast du heute in der digitalen Welt erlebt / gesehen / gelernt?“ und versuche nach zu empfinden, oder zumindest zu spiegeln, was dein Gegenüber dir erzählt.

Ganz ehrlich: oft komme auch ich nicht mehr mit, wenn mir die Kids darüber berichten, doch es reicht schon, wenn ich in dem Gespräch ihren Tonfall, die Mimik, Gestik und Körpersprache beobachte und ihnen dann rückmelde, was ich sehe: dass sie sich gefreut haben, einen Erfolg erlebten, schockiert über Etwas waren oder sich begeistern haben lassen.

Allein das Wahrnehmen und Schildern dieser Eindrücke ist schon ein gutes Beziehungsangebot, das wir nützen sollten. Und du wirst staunen, wie auskunftsbereit die Kinder sind, was diese Dinge betrifft. (Jedenfalls je jünger, desto eher ;-). )

Betrachte auch digitale Erlebnisse als Möglichkeit zur Kommunikation, hol sie dort ab, wo sie sich befinden und versuch immer wieder auch bewusst, gemeinsam mit ihnen den Medienkonsum zu gestalten

Natürlich brauchen Kinder dabei erwachsene Unterstützung und Begleitung, denn allein sind sie in der großen weiten, digitalen Welt sicherlich schnell verloren.

Dabei kann das IBAN-Prinzip helfen.

  • Interesse zeigen
  • Begrenzungen aushandeln oder setzen
  • Alternativen anregen
  • Normalisieren und neu orientieren

Ich hab mir die Erkenntnisse des letzten Wochenendes schon sehr zu Herzen genommen und stelle fest, dass die Konflikte rund um das „AUSSCHALTEN“ weniger geworden sind. Es sprudelte oft gerade zu aus ihnen heraus, wenn ich mich interessiert gezeigt hab und danach war auch die Kooperationsbereitschaft deutlich höher als zuvor.

Wo zeigen sich bei euch die meisten Konflikte? 

Was würd dich im Umgang mit digitalen Medien noch ausführlicher interessieren?

Lass es mich wissen …. 

AUFLÖSUNG:

ghosting: ein im Internet aufgebauter Kontakt verschwindet „spurlos“, wie ein Geist
benching: etwas immer wieder aufschieben, vertrösten („auf die lange Bank“ schieben)
FOMO: = fear of missing out (dass man was Wichtiges versäumt)
FOBO: = fear of better option (sich nicht festlegen wollen, könnt ja was Besseres kommen!)
egirl / eboy: „Trend“ aus Asien, der bestimmten Kleidungsstil / Ausdruck beschreibt
aggro: aggressiv sein

Das Bedürfnis – Karussell

In Familien geht’s rund. Ein Kind will die Hausübung nicht machen. Eins streitet mit dem Nachbarmädchen. Die Wäsche soll aufgehängt werden und Brot ist auch keins mehr da. Im Job muss noch ein wichtiges Projekt abgeschlossen werden und wer soll nochmal die Mädchen vom Tanztraining holen? Bedürfnisse, … und wie wir mit ihnen umgehen. 

DIE ZERREISSPROBE

Jeder will was Anderes und zwar sofort und voll und ganz. Ich will aufbrechen und das Kind jetzt die Legoburg fertig bauen, ich fordere, dass sich der Sohn an der Hausarbeit beteiligt und er will lieber zocken, ich freu mich, meine Freundin endlich wieder mal zu treffen aber die Kinder brauchen Unterstützung beim Vokabel lernen, ich will dass die Hausübung rasch erledigt wird, doch das Kind will lieber Nachbarhühner beobachten, ich will einen ruhigen Abend haben und die Töchter üben zu ohrenbetäubender Musik die neue Tanzchoreo. Und doch wollen wir alle dasselbe. Das Problem ist nur – wir wollen dieselben Dinge zu unterschiedlichen Zeiten.

UNIVERSELLE BEDÜRFNISSE

Wer braucht nicht ab und zu Ruhe, dann aber gern wieder Aktivität? Wer will nicht dazugehörig sein und dann wieder Autonomie leben können? Wer braucht nicht ab und zu Klarheit neben aller Kreativität? Wir brauchen das Recht zu Trauern genau so wie das Recht zu Feiern und wir alle brauchen Leichtigkeit, Liebe und Humor, um gut leben zu können. 

Man spricht dabei von universellen Bedürfnissen – von Bedürfnissen, die eben jeder Mensch hat, wo niemand sagen kann: nein, ich brauch keinen Respekt oder UnabhängigkeitHarmonie, Gleichwertigkeit, Spiel, Kreativität, Sicherheit – nicht notwendig, danke!? 
Nicht jeder hat jedes Bedürfnis im gleichen Ausmaß, doch was wir brauchen, um gut leben oder überleben zu können, besonders in Familien, wo Bedürfnisse oft Karussell fahren, ist oft schwerer entdeckt als man meint.

ÜBER LEBEN

Von Maslow über Rosenberg bis hin zu Hüther haben sich schon eine Menge schlaue Leute den Kopf über Bedürfnisse zerbrochen und immer wieder versucht, sie sinnvoll einzuteilen. Denn ja, es gibt existenzielle Grundbedürfnisse, welche, die für Verbindung und Sicherheit zuständig sind und darüber hinaus „Entwicklungsbedürfnisse“ wie etwa Wachstum, Identität, Engagement, Einklang, Individualität oder Sinn. Grundlegende Bedürfnisse sind immer – wie das Wort schon sagt – wichtig, um überhaupt aus dem Überlebens-Modus raus zu kommen und sich für eine gute Verbindung zu Mitmenschen zu interessieren und vielleicht darüber hinaus persönliche Entwicklung anstreben oder sich überhaupt wünschen zu können.

IN FAMILIEN

Und manchmal funktionieren Familien eher im Überlebens- Modus als in ästhetischer Harmonie, innerer Freude und Ausgewogenheit.

Da ist es eher ein: „…haben heut eigentlich alle schon gegessen“ und „die müssen jetzt ins Bett, sonst sind sie morgen hundemüde“, als ein: „…lass uns schauen, wie das Stück am Cello noch schöner interpretiert werden kann“ oder „warten wir doch einfach, bis uns die Muse küsst“.

  • „Sie hat meine Jacke genommen – ich erfriere ja am Weg zur Schule!“ 
  • „Wer hat mein Jogurt gegessen, da stand doch extra mein Name drauf!“
  • „Das Wasser ist kalt, haben wieder alle so lang geduscht, dass ich jetzt keins mehr übrig hab!?“
  • „Wann bekomm ich endlich mein eigenes Zimmer – ich halt’s hier nicht mehr aus mit der da!“
  • „Ich hab hier keinen Platz, räum doch bitte mal deine verflixten Spielsachen weg!“

Schon eher, nicht wahr?!

WENN ES RUND GEHT

Ich stelle mir das so vor. Die Bedürfnisse sitzen im Karussell und fangen an sich zu drehen, die Geschwindigkeit nimmt zu und was sich zuerst noch ein wenig nach Spaß und Abwechslung anfühlt wird ganz rasch zum Kotzfaktor (entschuldige den Ausdruck), denn es wird einem übel, man spürt sich selbst schlechter und kann das gegenüber schon gar nicht mehr wahrnehmen, weil sich alles so schnell dreht, geschweige denn dessen Bedürfnisse. Die Zentrifugalkraft drängt uns auseinander und wir werden nur mühsam von einem (hoffentlich guten) Geländer zusammengehalten, damit es uns nicht durch Himmel und Mond wirft.

Es drückt im Rücken und es gilt, Runde um Runde – also Tag um Tag – zu überstehen. 

WORTE FINDEN

Die große Herausforderung für Eltern ist immer wieder, nicht nur die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, zu benennen und nach geeigneten Strategien zu suchen, um die unerfüllten Bedürfnisse zu decken, sondern die der Kinder noch mit dazu

Und das fängt speziell dann an, schwierig zu werden, wenn die Erwachsenen in der Familie selbst ihre Tanks nicht gut genug auffüllen konnten und vielleicht unausgeschlafen, überlastet, unsicher oder hungrig und mit dem Bedürfnis nach viel Ruhe und Harmonie auf die Kinder losgelassen werden. 


Denn Kinder haben selbst – je jünger sie sind, um so mehr – nicht die Möglichkeiten oder die Kompetenz, ihre Bedürfnisse auszudrücken und nach geeigneten Lösungsansätzen zu suchen. Sie schreien, werden wütend, ziehen sich zurück, blocken ab, werden aggressiv, ungeduldig oder übergriffig und finden sich in einem Strudel von Negativität wieder, den sie nicht recht zuordnen können. Dazu brauchen sie uns als Erwachsene. Mit unserem Wortschatz, unserem Know-how, unserer Lebenserfahrung und alle Empathie, die wir aufbringen können. Weil sie zwar von „negativen“ Gefühlen überrollt werden (sie sind die Warnsignale für einen leer gewordenen Tank!), ihnen aber die Worte dafür fehlen.

DAS TEMPO DROSSELN

Statt „… bitte, jetzt stell dich doch nicht so an!“ könnte man auch sagen…

  • „Ich sehe, du möchtest jetzt viel lieber weiter Kappla bauen als zum Kindergarten gehen!“
  • „Ich sehe, du schläfst fast bei der Hausübung ein, brauchst du eine Pause und frische Luft?“
  • „Du bist ja furchtbar wütend, wo willst du denn das jetzt rauslassen? Hau‘ mal den Boxsack!“
  • „Deinen Frust spür ich richtig – was könntest du tun, damit es dir besser geht?“
  • „Du drehst dich weg und sprichst nicht mit mir – willst du jetzt allein sein oder soll ich still da bleiben?“

Wenn du versuchst, die emotionale IST-Situation des Kindes zu erfassen und in Worte zu kleiden, drosselst du sprichwörtlich das Tempo am Karussell, es beginnt langsamer zu werden und das Kind kann eventuell klarer sehen und sich spüren – und du dich ebenfalls. Das ist der wichtigste Schritt beim Umgang mit Bedürfnissen: richtig erkennen und benennen.

ICH! WILL! ABER! JETZT!

Und wenn’s dann nicht möglich ist, das Bedürfnis zu erfüllen? Es soll ja vorkommen, dass wir trotzdem JETZT zur Oma fahren wollen, dass JETZT kein Jogurt mehr da ist und dass JETZT die eine, geliebte Jacke nicht verfügbar ist, dass JETZT trotzdem Kooperationsbereitschaft verlangt ist und ein offenes Bedürfnis warten muss auf die Erfüllung. 

So ist das Leben. Es gibt keine Regel, wann ein Bedürfnis unbedingt erfüllt werden muss und wann es Aufschub erträgt.

Fix ist allerdings: je jünger das Kind (denk schnell an Neugeborene!) desto dringender und existenzbedrohender ist JEDES auftretende Bedürfnis und es ist unsere Aufgabe als Eltern, diese zu decken. Je älter Kinder werden, desto eher können sie auch mal mit Bedürfnisaufschub leben und ein Vertrösten ertragen. Und ein Satz stimmt für mich auch vollkommen: unerfüllte Bedürfnisse kehren wieder – erfüllte Bedürfnisse können gehen. (Mal abgesehen von den körperlichen und existenziellen Bedürfnissen.)

Daher zahlt es sich aus, nach alternativen Lösungen zu suchen. Die für die meisten Beteiligten gut gehen, dann nicht immer werden ALLE alle Bedürfnisse erfüllt bekommen. Aber wer mich kennt, der kennt auch diesen Satz: den MEISTEN soll es meistens gut gehen. Das wäre so ein grober Plan.

THANK GOD THERE’S a GLANDA

Ich bin selbst diese Woche schon zwei mal (in echt!!) Karussell gefahren. Und die Bedürfnisse dieser Woche quasi dauernd in Höchstgeschwindigkeit fast bis zum Punkt des Erbrechens (… ein Kind hat sich tatsächlich einmal des nächtens übergeben – was für ein Zeichen). 
Es kann schnell kippen von – ui, lustig, so viel Lebendigkeit und Spaß – hin zu „das wird jetzt zu viel und zu schnell und überhaupt“. 

Da bin ich wieder dankbar für das Geländer: eine sichere Umgebung, Menschen, die dich auffangen und aushalten und die Möglichkeit selbst zu reflektieren. Darüber, was wir sind und was wir sein könnten.

Nämlich Wesen mit gleichen Bedürfnissen,
gemeinsam unterwegs und miteinander verbunden und ausgestattet mit der
Fähigkeit auf uns selbst und andere zu schauen,
aneinander zu wachsen und voneinander zu lernen. 

Wie schnell dreht sich dein Karussell gerade? Stufe 0 ist Stillstand, Stufe 10 ist Höchsttempo: sag an, ich bin neugierig auf deine Antwort …

Der Mut der Mütter

So viele bewegende Geschichten darf ich gemeinsam mit den unterschiedlichsten Frauen dieser Tage noch einmal erleben und anhören. Für mein erstes Buch, das gerade im Entstehen ist, sammle ich gemeinsam mit meiner Autorinnen-Partnerin Alexandra MUT-mach-Geschichten von Frauen rund um das Thema Geburt

Mut und Mutter sein. Das passt zusammen – nicht zuletzt, weil die ersten drei Buchstaben von Mutter ja eine Charaktereigenschaft bezeichnet, die jede Frau mit Kindern besitzt. Hier liest du, warum!

Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. (Quelle: Wikipedia)

In Bezug auf das Mutter sein braucht man Mut vor allem, um zwei völlig gegensätzliche Dinge zu schaffen,

nämlich: festhalten & loslassen.

FESTHALTEN … PHYSISCH

… das beginnt schon in der Schwangerschaft, wenn das Baby „gehalten, getragen“ werden darf – auch wenn man hier bewusst nur begrenzten Einfluss als Frau hat, da gibt’s eben auch einen höheren Plan. Doch wir freuen uns, wenn wir das Baby lange im Bauch haben dürfen, ihm dort Schutz, Sicherheit und Ruhe bieten können und auch eventuelle Einschränkungen, die damit verbunden sind, gut aushalten. 

Wir dürfen festhalten, wenn das Neugeborene schutzbedürftig in unseren Armen liegt, wenn das Kleinkind unsere Nähe sucht, wenn das Schulkind eine Enttäuschung erlebt und aufgefangen werden will und Jugendliche nach diversen Rückschlägen in den elterlichen Armen einen sicheren Hafen suchen und finden. Arme, die halten und festhalten bieten wir Mütter von der ersten Sekunde unseres Lebens, wann immer uns das möglich ist. Deshalb bleibt es auch eine elementare Erfahrung des Menschen und spendet immer wieder Trost und Sicherheit, in die Arme eines anderen Menschen zu fallen – weil es eine der ersten Erfahrungen im Leben ist (zusammen mit Hautkontakt und dem Klang der menschlichen Stimme).

HALT & SICHERHEIT GEBEN

Doch über das physische Halten hinaus, halten wir noch viel mehr. Wir halten die Mühle daheim am Laufen, wir halten die Familie zusammen, wir halten uns alle bei Laune und vor allem halten wir aus und durch, besonders, wenn es schwierig wird. 

Wir schicken das „Unternehmen Mutterschaft“ nicht einfach in Konkurs, Insolvenz oder kündigen (wie viele in Krisen das machen) – auch wenn Partnerschaften scheitern, das gesellschaftliche System unsere Leistung nicht wertschätzt und wir als letzte verfügbare Instanz übrig bleiben: wir halten durch, bis zum (oft bitteren) Ende.

Ich möchte betonen, dass diese Last nicht (mehr) ganz allein bei den Frauen liegt, doch leider (das ist die Realität, jedenfalls im ländlichen Raum) ist es überwiegender Weise noch immer Frauensache – nicht, weil Väter partout nicht wollen, sondern weil das System noch gerechter, einfacher und wertschätzender werden muss.

FESTHALTEN …  AN RUHE & ORDNUNG 

Mut braucht es auch im Alltag als Mutter, wenn es darum geht, seine eigenen, persönlichen Grenzen zu definieren und mit den Bedürfnissen und Wünschen der anderen Familienmitglieder abzustimmen. Mut im Sinn von Beherztheit, um auf die Definition vom Beginn zurück zu kommen.

Wir brauchen Beherztheit, wenn wir

… uns um das Regeln von Konflikten unter Geschwistern oder Familienmitgliedern kümmern.

… uns um das Einhalten von friedvollen Kommunikationsmustern bemühen.

… die familiären Rahmenbedingungen schützen und individuelle Lösungen suchen.

… die Gefühle & Bedürfnisse unserer Kinder (und unsere eigenen) ausdrücken und moderieren.

… getroffene Vereinbarungen mit den Kindern zur Mediennutzung einhalten und einfordern.

… uns dem Konsumrausch entgegenstellen, dem wir als Familie oft ausgesetzt sind.

… der Tendenz zum Entertainment und Eventleben als Familie widerstehen.

… uns trotz mangelnder Wertschätzung für typische Rollenaufteilung entscheiden und das gut finden.

… uns für atypische Familienmodelle begeistern und viel Gegenwind spüren.

… herausfinden, welcher Weg für uns der richtige ist und diesen dann mutig gehen.

UND DANN LOSLASSEN

Bei soviel innerer Klarheit und Ordnung, bei so viel Organisation und Struktur, die es eben auch braucht, damit Familie gelingen kann, vergessen wir leicht auf die zweite Fähigkeit, die (fast) noch mehr Mut erfordert, wie das Festhalten:

nämlich das LOSLASSEN.

Dabei ist das die erste große Erfahrung – so viel sei schon mal verraten – die sehr viele Geburtsgeschichten eint: die Fähigkeit, der Entschluss, die Erkenntnis, los zu lassen.

Eine Geburt geschieht nicht nach unserem Willen. Sie geschieht seltenster Weise nach Plan und noch öfter nicht exakt nach unseren Vorstellungen. Erst, wenn es gelingt, loszulassen, zu vertrauen, geht „etwas“ weiter – dann machen wir Fortschritte, dann kommen wir ins Leben.

ÜBUNG MACHT DIE MEISTERIN

Jede Geschichte einer Geburt hat so einen Punkt: den Punkt des Loslassens. Und es ist meiner Meinung nach die erste große Übung dafür, was von uns dann im Leben als Mama hunderttausendfach gefordert sein wird. 

Loslassen und vertrauen, wenn wir …

… das Neugeborene zum ersten Mal in fremde Hände geben.
… es abstillen und an andere Nahrung gewöhnen.
… es die erste Nacht im eigenen Bett schlafen lassen.
… die Idee ziehen lassen, perfekt sein zu müssen.
… es erstmals in der Kindergartengruppe vertrauensvoll abgeben.
… die ersten Freundesbesuche ohne uns erleben lassen.
… die Kinder zum Übernachten zu Oma / Opa oder Freunden bringen.
… sie den Schulweg alleine bewältigen lassen.
… ihnen zutrauen, sich selbst beim Lernen zu organisieren.
… sie für einen Ausbildungsweg entscheiden lassen und sie täglich der Großstadt anvertrauen.
… sie am Fahrrad, im Bus, am Moped oder im Auto davonfahren sehen und hinterher winken.
… mit ihnen Bewerbungsschreiben verfassen und sie in den Berufsalltag entlassen.
… sie ausziehen, den ersten Freund / die erste Freundin haben und 
… irgendwann aus einer wechselnden Distanz beobachten, wie sie das Leben leben.

ALLES „NUR“ TIMING

Ich vertrete ja die Meinung, dass wir an die großen Loslassübungen (unten in der Auflistung) vom Leben ja langsam und behutsam herangeführt werden. Auch wenn die erste Übernachtung woanders sich wie ein ebenso großer Schritt anfühlt. Zu diesem Zeitpunkt eben.

Und das ist auch das Stichwort: der ZEITPUNKT.

Das braucht neben dem ganzen MUT, den wir dabei aufbringen dürfen auch noch eine große Portion Fingerspitzengefühl. Damit wir eben im entscheidenden Moment wissen, ob es nun Zeit ist, um loszulassen oder festzuhalten. Denn: zuviel Festhalten behindert und schränkt genau so ein wie zuviel Loslassen Unsicherheit und Desorientierung produziert.
Nur, es gibt kein Patentrezept, wann es genau wieviel vom Loslassen oder vom Festhalten als Zutat braucht, damit das Leben schmeckt, nahrhaft ist und uns wachsen und gedeihen lässt. 
Es braucht das richtige Timing, so wie wenn man von einer Schaukel springt. (Man darf ein bisschen verkrampft dreinschauen ;-).)

Und in dieser Unsicherheit, mit dieser Gefahr leben wir Mütter und Eltern halt.

MUTig, weil es gar nicht anders geht.
Was hat bisher deinen meisten Mut als Mutter erfordert?
Ich bin schon gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst….

Plötzlich Eltern! - Onlinekurs von Kerstin Bamminger

PLÖTZLICH ELTERN!

Mit Teamgeist das erste Jahr meistern!


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Erstgeborene – die Versuchskaninchen der Eltern

Sie machen Paare zu Eltern, werden von jüngeren Geschwistern manchmal angehimmelt und erleben als einzige in einer Geschwisterreihe, wie es sich anfühlt, vom Thron gestoßen zu werden. Ob das wirklich so schlimm ist für die ersten Kinder, was man in diesem Geschwisterrang lernen kann und was Eltern tun können, um die ältesten gut zu begleiten, darum geht’s diesmal am Blog.

Nach dem ich ja schon über Nesthäkchen und die mittleren Kinder, die sogenannte Sandwichkinder geschrieben hab, folgt heut der vorletzte Teil – Die Erstgeborenen – in dieser Reihe. Dann wird es noch um die Einzelkinder gehen, die wieder einen anderen Status haben als die Erstgeborenen.

Premieren am laufenden Band

Als erstes Kind in der Familie hat man in mehrerlei Hinsicht einen Sonderstatus. Wie du vielleicht weißt, gehöre ich ebenfalls dieser Gruppe an und machte einst ein Paar zu Eltern. Dass das zunächst auch für Frau und Mann eine spezielle Herausforderung ist, zusätzlich die Rolle als Mutter und Vater dazu zu bekommen, steht wohl außer Frage.

Mit dem erstgeborenen Kind erleben Eltern gefühlt Prämieren am laufenden Band. Von der ersten Schwangerschaft, zur ersten Geburt, die ersten durchwachten Nächte, die ersten Schritte eines Kindes, der erste Kindergartentag, der erste Elternabend, … – eine unendliche Serie an ersten Malen, die in den eignen Erfahrungsschatz kommen.

Versuchskaninchen der Eltern

So sind Erstgeborene oft ein bisschen die Versuchskaninchen der elterlichen Fähigkeiten und erleben, wie die Eltern es sehr genau nehmen oder auch sehr unsicher sind. Manchmal beschreiben sie, dass sie eher streng erzogen wurden und sich erste kleine Freiheiten hart erkämpfen mussten. Am härtesten trifft das die Erstgeborenen scheinbar bei den so schwer ausgehandelten Ausgehzeiten als Jugendliche. (Das sitzt Vielen so tief, dass es ihnen im Erwachsenenalter noch als große Ungerechtigkeit aufstößt. Erleb ich jedes Mal im Partnerkurs für Brautpaare ;-)!)

Einmal runter vom Thron, bitte!

Das mag eventuell daran liegen, dass sie von nachfolgenden Geschwistern bei deren Geburt vom Thron gestoßen wurden. Zwar nicht mutwillig oder bösartig, doch der Fall schmerzt manchmal sehr – die Wissenschaft meint: je jünger die Kinder bei der Geburt des zweiten Kindes sind, desto heftiger. Ich sage: jede Familie ist anders. Das mag für viele Kinder stimmen – möglicherweise nicht für alle.

Vor allem glaube ich, dass die Entthronung dann schlimm ist, wenn sie von ungünstigem elterlichen Verhalten begleitet wird, indem man das Erstgeborene überfordert, dessen Gefühle ignoriert und zur geschwisterlichen Liebe zwingt. 

Laura, die zweite Frau

Stell dir doch mal vor, dass dein Mann (für Männer: deine Frau) nach Hause kommt und sagt: „Liebling, darf ich vorstellen: dass ist Laura, meine zweite Frau. Da sie neu ist und da sich erst eingewöhnen muss, werde ich ihr viel Zeit widmen müssen. Ich hoffe, da du schon älter bist, wirst du dich gut benehmen und mehr zu Hause helfen. Sie wird bei mir im Zimmer schlafen, damit ich leichter für sie sorgen kann, und du wirst ein eigenes Zimmer ganz für dich alleine haben, da du ja schon groß bist. Du bist doch sicher froh ein eigenes Zimmer zu bekommen? Und weißt du, wie toll: du darfst ab jetzt alles mit ihr teilen: dein Gewand, deine Schuhe, deinen Schmuck. Das ist doch toll, oder?“

Spätestens jetzt müsste klar sein, wie sich Erstgeborene fühlen können, wenn die zweiten Geschwister geboren werden und daheim einziehen. 

Arm, ärmer, Erstgeborene?

Doch so düster schaut es für die ersten Kinder längst nicht aus. Auch Sie haben – wie alle anderen Kinder in den unterschiedlichen Geschwisterrängen – einzigartige Möglichkeiten, positive Eigenschaften zu erlernen und diese Position für sich zu nützen.

Man weiß, dass Erstgeborene oft über ein höheres Verantwortungsbewusstsein verfügen und auch im Erwachsenenalter in Beruf und Privatleben häufiger oder gern Verantwortung übernehmen. Sie besitzen oft hervorragende Führungsqualitäten und haben ein ausgezeichnetes Durchsetzungsvermögen – was sie (im Vergleich zu den Geschwistern) oft an ihren Eltern trainiert haben. (Stichwort: Ausgehzeiten).

Auch ein gewisser Pioniergeist kann ihnen nachgesagt werden, was angesichts der vielen Premieren ja nicht weiter verwunderlich ist. Zudem lernen viele erste Kinder sehr gut, rücksichtsvoll zu sein, wenn jüngere Geschwister dringendere Bedürfnisse haben als sie selbst. (Das heißt übrigens nicht, dass das immer angenehm ist beim Erlernen. Ach du merkst schon, ein wenig Trotz einer Erstgeborenen ist auch bei mir noch spürbar. Sorry dafür.)

Was Eltern tun können

Man kann und sollte die ersten Kinder natürlich auf die Geburt eines zweiten Kindes einstellen – realistisch, bedürfnisgerecht und ergebnisoffen (sie müssen sich nicht lieben oder hassen) – doch auch die beste Vorbereitung kann den Sturz vom Thron nicht ganz verhindern.

So ist das wichtigste elterliche Verhalten die Anerkennung und Akzeptanz dessen, was das erste Kind erlebt, auch wenn das herbe Zurückweisungen des zuckersüßen Neugeborenen zur Folge hat, so nach dem Motto: „Wann fährt die wieder nach Hause? Können wir den zurück geben?“

Kinder brauchen dann Eltern, die sagen können: „Oh, ich merke, du wärst jetzt lieber wieder allein mit Mama und Papa?! Du bist ganz schön frustriert, wie? Was brauchst du denn, damit es dir jetzt im Moment wieder gut gehen kann?“ statt empörtem Aufschreien im Sinn von „… wie kannst du so was Gemeines über deine Schwester sagen? Die musst du doch lieb haben, schaut nur, wie süß sie ist?!“

Erstgeborene dürfen ihre jüngeren Geschwister blöd finden und nervig, und sie dürfen das auch zum Ausdruck bringen, so lange gewisse Grenzen gewahrt werden (körperliche & seelische Übergriffe sind gemeint – individuell nach Familie zu definieren!). Man kann geschwisterliche Liebe nicht erzwingen, so schwer uns das als Eltern oft fällt. Damit ein gutes Miteinander entstehen kann, braucht es Einfühlungsvermögen und Bedürfnisorientierung soweit das möglich ist. 

Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Natürlich können und werden wir nicht jüngere Geschwister degradieren oder zurückgeben – wie viele Kinder man haben möchte ist eine Paarentscheidung (… und noch mehr die einer höheren Macht) und daran haben auch Erstgeborene nicht zu rütteln.

Doch Verständnis zeigen und die jeweiligen Gefühle zugestehen, das können Eltern tun. Aushalten, wenn es unbequem wird und Angebote machen, die möglich sind. („Wollen wir beide wieder mal ganz allein spazieren gehen? … ein Buch lesen? … kuscheln?“) 

Und jedem einzelnen Kind ab und zu Exklusivzeit widmen und diese auch als Eltern bewusst genießen.

Sich selbst innerlich immer wieder auf die Schulter klopfen und sagen: „Ich bin gut genug.“ Auch wenn wir uns oft die Lockerheit und Erfahrung, die wir bei den zweit- oder drittgeborenen Kindern haben, rückwirkend für das Erste wünschen.

Es ist gut, so wie es ist. Denn so wie in jedem Geschwisterrang gibt es Vorteile und Nachteile.

Und es liegt an der jeweiligen Person (und ein bisschen an uns Eltern), was man daraus macht und ob man ein halb leeres oder halb volles Glas sieht.

Du bist ein Erstgeborenes? Wie siehst du deine Position in der Familie?! Schreib mir gern in die Kommentare ….


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