Hormongeschwängerte Glückseligkeit, heisere Stimme und zwei Unterarme voll mit bunten Perlenbändern. So hätte der heutige Freitag sein sollen nach dem geplanten Taylor Swift Konzert in Wien. Geplatzt der Traum – am späten Mittwochabend und immer noch ist es unbegreiflich.
Warum dies junge Menschen emotional aus der Bahn wirft, was wir von Taylor Swift über Beziehungen lernen können und wie man richtig tröstet, liest du in diesem Beitrag.
Tränen fließen, stille Umarmungen werden geschenkt und es werden Löcher in die Luft gestarrt. Seit der Nachricht von der Absage der Wien Konzerte des US-Superstars Taylor Swift laufen in diesem Haushalt mehrere Seelen neben der Spur. Jahrelange Vorfreude: zerschmettert. Enthusiastische Vorbereitungen: verhöhnt. Heiß ersehntes Konzerterlebnis: torpediert.
Unfassbar, dass es ein paar wenigen hirnlosen Extremisten möglich ist, hunderttausenden jungen Menschen derart in die Suppe zu spucken.
Warum die Wogen und Emotionen bei den Fans – die sich selbst Swifties nennen – so derartig hochgehen hat mehrere Gründe, wie ich meine.
1.) Starke emotionale Verbindung
Taylor Swift ist bekannt für ihr Songwriting und verarbeitet in den Texten lebensnahe Erfahrungen, an die so viele Jugendliche und Menschen überhaupt anknüpfen können. Von enttäuschter Liebe, dem Frust der ungleichen Behandlung von Männern und Frauen bis empowernden Unterstützungshymnen: gefühlt hat Taylor Swift für jede beliebige Lebenssituation einen Song parat, der zum Ausdruck bringt, wie man sich fühlt. Das erzeugt eine starke emotionale Verbundenheit zwischen ihr und den Fans. Sie fühlen sich gehört, verstanden, abgeholt. Etwas, das ihnen so oft im echten Leben fehlt. Die Musik holt sie ab, umarmt sie und gibt ihnen Halt, wenn sie ihr Leben verarbeiten.
2.) Tiefgründige Werte
Als weibliche Künstlerin, Unternehmerin und Rollenvorbild verkörpert Taylor Swift vor allem Werte, die der jungen Generation bedeutend sind. Freiheit und Unabhängigkeit, gleiche Chancen für alle Geschlechter, Stärkung von Frauen. Sich nicht verbiegen lassen und zu sich selbst stehen – aber auch Freundlichkeit, Mitgefühl und Akzeptanz. Ein Respektvolles Miteinander, Fürsorge und ein offenes Herz für andere haben – all das kommt nicht zuletzt beim Tauschen der „Friendship Bracelets“ bei ihren Konzerten zum Ausdruck. Das mag teeniehaft und oberflächlich wirken – wer die Community kennt, erlebt aber, wie aufrichtig das gelebt wird. Der geplante Angriff auf die Konzerte ist eine Attacke auf diese Werte und schmerzt beinahe körperlich.
3.) Gelebte Beziehung
Zahlreiche Elemente der Star-Fan-Beziehung sind ein Paradebeispiel für gelungene Beziehung. Swifts ehrliches Interesse den Liebhaberinnen ihrer Musik gegenüber, geheimnisvoll versteckte Botschaften (die Spannung und Vorfreude erzeugen) und unzählige kleine Rituale, die bei Konzerten (z.B. bestimmte Zwischenrufe, Gesten, Freundschaftsbänder) gelebt werden, erzeugen eine verschworene Einheit und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie es gute Beziehungen brauchen. Emotionale Verbindung, das Gefühl gehört und verstanden zu sein erzeugt ein Nähegefühl ganz unabhängig von räumlicher Distanz. Über ihre Musik begleitet sie Fans durch die Höhen und Tiefen des Lebens. So ist sie ein Bestandteil des Alltags bis hin zu tragender Stütze für ihre Anhängerinnen.
Endlich einmal auch räumlich nahe sein, mit ihr live in die Musik eintauchen und Gefühle aufarbeiten und gehen lassen – durch Melodien und ihre Texte. Das wird vorerst nicht Realität für die Menschen, die sie in Wien erstmals erleben wollten. Bei allem Verständnis für die Sicherheit bei Veranstaltungen und der korrekten Entscheidung der Behörden und Swifts Management bleibt ein schaler Beigeschmack zurück.
Warum ein Konzert, wo hauptsächlich junges, weibliches Publikum anwesend sein wird und nicht ein Fußball-Em-Endspiel? Wie kann es sein, dass Taylor Swift ganze Welt bespielt und überall klappt es, nur in Wien gewinnen die Wahnsinnigen?
Natürlich wäre ein durchgeführter Terrorakt eine Katastrophe völlig anderen Ausmaßes gewesen und wir sind dankbar, dass wir heute gesund und vollzählig aufgewacht sind. Doch Trost ist das leider nur ein kleiner.
Unangenehme Gefühle wie Trauer, Frust, Wut kommen ja bei jedem Menschen vor. Nicht nur wegen abgesagter Events. In diesen Situationen ist es wichtig, nicht zu bagatellisieren oder abzulenken. Diese Sätze helfen nicht wirklich:
Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen!
Sie kommt bestimmt wieder, die ist ja noch so jung!
Seid froh, dass euch nix passiert ist statt euch zu ärgern!
Auch wenn jede Aussage bestimmt gut gemeint ist, hinterlässt sie beim Gegenüber den Eindruck, dass etwas mit seiner oder ihrer Empfindung nicht stimmt. “Du bist nicht richtig” , wenn du dennoch frustriert, enttäuscht oder entsetzt bist. Hilfreich und wirklich unterstützend ist es, das Gefühl der anderen Person ernst zu nehmen, anzuerkennen und zu validieren (für WAHR erklären). Das geht zum Beispiel so:
Ich sehe, wie traurig du bist, weil …. (beliebiges Ereignis einfügen)
Das macht dich richtig wütend, dass …..(beliebige Begebenheit einfügen)
Es ist so frustrierend, dass … (beliebigen Grund einfügen)
Um Gefühle zu respektieren, anerkennen und achten zu können, muss das Gegenüber sie NICHT verstehen! Es hilft, wenn man versteht, das muss aber nicht sein. Ich kann mir denken: „Was, warum die Aufregung, ist doch völlig übertrieben!“ und dennoch mitfühlend sein.
Menschen, die emotional gerade schwere Dinge erleben wollen und sollen nicht ZU früh abgelenkt, darüber hinweggetröstet oder beschwichtigt werden.
Gefühle sind da, um gefühlt zu werden.
Freude darf sein und gefühlt werden. Dann geht sie wieder.
Enttäuschung darf sein. Dann geht sie wieder.
Zufriedenheit darf sein. Dann geht sie wieder.
Wut darf sein. Dann geht sie wieder.
Was uns bei angenehmen Gefühlen leicht fällt, wird bei belastenden Befindlichkeiten zur Herkulesaufgabe. Besonders, wenn der Schmerz nicht uns selbst, sondern Partner, Kinder oder Angehörige betrifft, halten wir furchtbar schlecht aus, dies zu ertragen. Darum wollen wir darüber hinweg „TRÖSTEN“. Wir sollten trösten, um zu trösten. Nicht, um möglichst schnell wieder Ruhe zu haben. Das ist herausfordernd und unangenehm, aber möglich.
Zwei junge Frauen sahen gestern Nachmittag, wie wieder Tränen über das Gesicht eines Mädchens flossen. Sie gingen auf sie zu und schenkten ihr selbst gebastelte Friendship Armbänder, wie es bei den Konzerten Tradition ist. Plus ein paar tröstende Worte. Diese Szene war so berührend. Denn: logisch dürfen wir etwas Gutes tun, ein Angebot machen, versuchen zu Beruhigen. Wenn die Zeit reif ist, wird sich dein Gegenüber sehr darüber freuen. Je nachdem wie heftig der Auslöser für das Gefühl ist, dauert das länger oder kürzer.
Verheulte Gesichter, getrübte Mienen und kreisende Gedanken – so sitzen wir tatsächlich heute am Küchentisch und versuchen, irgendwie einzuordnen, was da gerade vor unseren Augen den Bach hinunter schwimmt. Wir probieren, das beste draus zu machen und einfach zu sein.
Üben wir uns doch bitte alle darin, die Emotionen (eigene und fremde) zuzulassen. Fühlen, was gefühlt werden will. Loslassen, wenn es Zeit dafür ist. Und in der Zwischenzeit: da sein, ernst nehmen und aushalten. Klingt einfach – ist es nicht immer. Versuchen will ich es jedenfalls.
Ich gestehe: das ist ein wunder Punkt bei mir. Gerechtigkeit in der Familie. Auch wenn wir ein grundsätzlich sehr traditionelles Modell leben, ist mir moderne Gerechtigkeit in meiner Partnerschaft ein großes Anliegen. Und diesen Umstand auszuhandeln ist oft unangenehm. Heute nehme ich dich mit auf die Reise, was es mit der Geschlechtergerechtigkeit auf sich hat, warum diese Gerechtigkeit ALLEN nützt und welche drei Wege dabei hilfreich sein können. Los geht’s.
Männlichkeit versus Weiblichkeit
Stein des Anstoßes für diesen Beitrag war meine Teilnahme an einem Studientag, wo es genau darum ging: Gendergerechtikeit in Ehe, Partnerschaft und Familie, bei der Mag.Dr. Erich Lehner als Vortragender sein Wissen mit uns geteilt hat. Gefangen war ich gleich zu Beginn, als die Aussage nämlich war: erstens ist Gender kein Gen, kein Hormon – wir alle sind Menschen und Geschlechtlichkeit wird abseits vom Körper vor allem erlernt und dann von Mythen, Symbolen, Zuschreibungen, Meinungen und so weiter aufrechterhalten. Und zweitens: WEIBLICHKEIT ist meist nicht das Problem. Es ist die Männlichkeit, die zu zaghaft angegangen wird.
DAS GEHIRN – WEDER WEIBLICH, NOCH MÄNNLICH. SONDERN FORMBAR.
Geschlecht ist nicht nur physiologisch, es ist wird vor allem im täglichen Leben und vom ersten Tag erlernt und dann gefestigt und fixiert. Wer die langen Haare hat.
Wer mit dem Auto fährt.
Wer das Klo putzt.
Wer zur Arbeit geht.
Wer sich um ein Kind kümmert.
Wer die Wäsche macht.
In hunderttausenden Momenten entstehen in unserem Kopf Bilder zu Männlichkeit und Weiblichkeit und wir können uns dann damit identifizieren – oder eben nicht. Das Gehirn ist bei der Geburt gleich – es gibt kein weibliches oder männliches Gehirn. Es wird geformt und trainiert und hierbei spielen eben diese Erfahrungen eine wesentliche Rolle.
TIEF SITZENDE BILDER
Jeder Mensch sollte die Freiheit haben, sich nach seinen Talenten und Fähigkeiten zu entwickeln, ohne dabei in geschlechtertypische Schubladen gepresst zu werden. Es engt uns und andere ein, wenn wir denken: Warum haben diese Buben lange Haare?
Warum spielt dieses Mädchen so körperbetonten Fußball?
Warum interessiert sich der Junge für Nagellack?
Warum mag die Tochter in eine HTL?
Was, der Vater geht überwiegend in Karenz?
Wie bitte, sie bleibt nicht beim Kind zuhause?
Wir sollten längst über diese Gedanken drüber sein, doch Hand auf’s Herz: sie sitzen da irgendwo tief hinten in unseren Köpfen. Auch wenn wir sie nicht (mehr immer) aussprechen.
Also, wie kommen wir zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit und was haben wir überhaupt davon?
WEG 1: MENSCHLICHE INTERESSEN & BERUFE
Zunächst darf gesagt sein: JEDER Mensch ist gut und richtig, so wie er ist. Wenn wir aufhören, Interessen, Talente, Begabungen oder Eigenschaften als “typisch” weiblich oder männlich zu klassifizieren (und das tun wir!!), wär schon ein erster und wichtiger Schritt getan. Statt Frisörin, Krankenschwester oder Volksschullehrerin als Frauenberufe zu bezeichnen, Mechaniker, Metalltechniker oder Programmierer als Männerberufe einzuteilen, könnten wir uns darauf einigen, dass alles “menschliche” Berufe oder Interessen sind. Und es für Menschen jeden Geschlechts (und da gibt es bekanntlich mehr als zwei, Stichwort LGBTQIA) okay ist, sich für welche Beschäftigung auch immer zu interessieren.
WEG 2: HALBE HALBE. BEINHART.
Damit das gelingen kann, braucht es möglichst von Geburt an Vielfalt im täglichen Erleben des Kindes. Dass beide Eltern sich anfallende Tätigkeiten ebenbürtig teilen und machen!! Die günstigste Variante ist, dass Kinder erleben, dass BEIDE Elternteile putzen, arbeiten, waschen, Geld verdienen, kochen, einschlafbegleiten, reparieren und um die Dinge kümmern, die eben anfallen. Dr. Lehner hat das mit einem alten Satz, ähnlich dem aus der Imagekampagne zum Familienrechtsänderungsgesetz aus dem Jahr 2000 ausgedrückt:
(Dort hieß es zwar “Ganze Männer machen Halbe-halbe.” und gemeint war vor allem die Aufteilung der Haushaltsarbeit, doch im Kern kommt es darauf hinaus. Es braucht eine faire Aufteilung.)
WEG 3: SELBSTBESTIMMUMG ERMÖGLICHEN & FÖRDERN
Auch wenn es bequemer sein mag, in einer Art “Gewaltentrennung” zu leben – du kümmerst dich um Erwerb, ich um den Haushalt – wir schränken die Selbstbestimmungsmöglichkeiten unserer Kinder damit ein. Ja, ich weiß. Das ist ein AUTSCH. Es ist die Aufgabe von Elternteilen, den Kindern größt mögliche Freiheit in der Selbstbestimmung des eigenen Lebens und auch Gerechtigkeit in der Beziehungsgestaltung vorzuleben.
Das ist angesichts dessen, dass es fast alle Konsumgüter (Kleidung, Lego oder Überraschungsei, um nur drei zu nennen) extra für Jungs und für Mädchen gibt, schon schwierig. Das fordert uns Eltern, diese Fixierungen nicht zu verstärken. Sonst wird sich hier nie was ändern.
THE PROBLEM IS
Ich hab ja viel mit Paaren vor der Familiengründung zu tun und ich kann sagen: die wollen das! Moderne Paare wollen sich frei entscheiden,
wer wann wieviel arbeiten geht
wer wie lange etwaige Kinder (und später auch alte, kranke oder sterbende Familienmitglieder) versorgt!
wer wann wie lange welchen Beruf ausüben kann und darf
welche Aufteilung es für anfallende Haushaltsarbeiten gibt
wer wann wie persönliche Bedürfnisse und Vorlieben (in unterschiedlichsten Lebensbereichen) leben kann.
Sie werden Eltern und stellen dann fest: wir schaffen es nicht, wie wir’s uns vorgestellt haben. Weil strukturelle Gegebenheiten wie zum Beispiel der Gender-Pay-Gap keine idealistische Entscheidung möglich machen. Vieles wird zu einer wirtschaftlichen Entscheidung. Und dann bleibt die unbezahlte Care- und Haushaltsarbeit halt wieder bei denen, die traditioneller Weise schlechter verdienen.
MÄNNER WERDEN MÜSSEN WOLLEN
Mädchen in die Technik! Frauen zurück in den Beruf! Immer diese Teilzeit-Mütter! Sucht euch halt Männerberufe, damit ihr ordentlich verdient! So und so ähnlich schallt es uns dann entgegen, dabei liegt es nicht an den Frauen, hier etwas in Bewegung zu bringen. Männer haben dafür gesorgt, dass es hier eine Schieflage zu ihren Gunsten in Punkto Bewertung gibt. Und genau diese Männlichkeit wird laut Dr. Lehner viel zu zaghaft angegangen. Obwohl sie immer noch das Weibliche dominiert (ein Blick in die Politik und Wirtschaft sollte reichen) und ungerechter Weise in vielen Belangen höher bewertet wird. Profisport – auch so eine Sache. Nicht die Frauen sollen sich mehr anstrengen und tun – die sind in diesem Hamsterrad ohnehin der Erschöpfung nahe. Es sind die Männer, die diese Situation ändern können und werden müssen wollen. (!)
WER DAVON PROFITIERT
Nicht wir Frauen sollen immer mehr so tun wie die Männer. Wo uns überhöhte und toxische Männlichkeit im Extremfall hinführt, sehen wir ja derzeit in Osteuropa. Oder an der Anzahl der Femizide in Österreich. Gewalt und Aggression hängt mit der männlichen Dominanz unmittelbar zusammen und ist ebenfalls: ERLERNT und nicht angeboren! Sonst wären ja alle Männer so, war Gott sei Dank nicht stimmt. Dennoch: Männer dürfen ihr Bild von Männlichkeit neu definieren und anpassen. Warum sie das tun sollten?
Weil die Folgen der Gleichstellung ihr eigenes Wohlbefinden erhöht (laut UNO 2015), weil es ihnen Sinn und Erfüllung schenkt und weil auch ihre soziale Kompetenz gestärkt wird. Und auch Frauen profitieren davon, die familiäre und unbezahlte Arbeit besser aufzuteilen. Sie können sich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Erwerbstätigkeitbesser entfalten und auch das dient einer gelungenen Beziehung!
UND DIE KINDER?
Kinder profitieren wohl am meisten von gerechterer Aufteilung unter den Geschlechtern. Sie steigern nicht nur ihre Fähigkeit zur Empathie und ihre sozialen Kompetenzen, wenn beide Elternteile ebenbürtig und gerecht die Arbeit teilen. Sie können auch in der Schule leistungsfähiger sein und verfügen über bessere Problembewältigungsstrategien (Fthenakis, 1999).
Und ganz nebenbei erleben sie zufriedenere Eltern, die ihnen mehr Freiheit schenken, ihr eigenes Leben so zu entwerfen, wie es ihnen eben gefällt. Ohne in die rosa oder hellblaue Schublade passen zu müssen.
WIE KLINGT DAS FÜR DICH?
Gerechtigkeit macht übrigens besonders in Beziehungen einen riesigen Unterschied. Wenn Paare sich gerecht aufteilen, wofür sie verantwortlich sind, wenn sie sich ebenbürtig sehen und gegenseitig respektieren, sich gegenseitig Dinge zutrauen und zumuten, dann ist da viel mehr Wachstum möglich, als in fixierten Rollenbildern. Für mich klingt es danach, als wär’s die Mühe des Aushandelns wert.
Und für dich? Schreib mir deine Gedanken in die Kommentare!
Als Heldin bezeichnet man laut Wikipedia eine Frau, die außergewöhnliche Leistungen erbringt – entweder körperlicher oder geistiger Natur. Sie verfügt über heroische Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Mut, Aufopferungsbereitschaft und Tugendhaftigkeit, sie kämpfen für Ideale und zeigen dabei hohe Einsatzbereitschaft für Menschen.
Ein Kind zu gebären, es zu stillen und monate- (oder jahrelang) mit einem Schlafdefizit klarzukommen, ist eine körperliche Höchstleistung. Wir brauchen alle oben genannten Eigenschaften in unserer täglichen Rolle als Mutter – wir setzen uns bis an unsere Belastbarkeitsgrenzen ein, wenn es um unsere Kinder geht, um unsere Familien.
Am Muttertag ernten wir dann kurz den Applaus für 364 Tage Einsatz. So weit ist alles klar – kaum jemand erhebt hier Einspruch. Interessant wird es allerdings, wenn wir über Arbeit, Anerkennung und Selbstbestimmung reden.
Wenn wir über ARBEIT reden, meinen wir Erwerbsarbeit, für die man ein Gehalt bekommt. Wir meinen die Zeit, die wir in einem Beruf verbringen, für den wir professionell ausgebildet wurden, wo es eine vertragliche Vereinbarung gibt und wir am Ende eines Monats Wertschätzung in Form von Geld bekommen.
Wie kommen wir eigentlich dazu, die Arbeit einer Mutter derartig abzuwerten?
Der Beruf der Mutter ist mindestens gleichwertig und gleichwürdig zu jeder anderen Erwerbsarbeit, wenn nicht sogar noch wichtiger, in jedem Fall aber zukunftsprägend. (Die des Vaters übrigens auch.) Kinderbetreuungsaufgaben zu übernehmen ist nicht “Urlaub vom Job” – viele Mütter berschreiben es genau umgekehrt: “Wenn ich arbeitn geh, ist das wie Erholung von daheim!” “Da kann ich Dinge fertig machen und erledigen, es gibt einen Anfang und ein Ende.”
Wir brauchen dringend ein neues Bild, was “ARBEIT” ist und wie wir diese Tätigkeiten honorieren und wertschätzen wollen, denn sonst kommen wir nie zu echter Wahlfreiheit, was Familienmodelle angeht, weil es viel zu oft eine wirtschaftliche Entscheidung ist, wann und in welchem Ausmaß Eltern erwerbstätig sind. Ja, Teilzeitarbeit ist eine Gefahr und die Lücken am Pensionskonto führen vermutlich zu Altersarmut, aber doch nicht weil wir Mütter nicht arbeiten WOLLEN, sondern weil unsere Arbeit nicht entsprechend wertgeschätzt wird – nämlich entlohnt! Wir brauchen nicht den Drill, alle früh wieder in Lohnarbeit zurück zu gehen, sondern neue Modelle der Anerkennung der Familienarbeit bzw. Carearbeit.
Wenn wir über SELBSTBESTIMMUNG der Frau reden, meinen wir: sie müsse früh die Möglichkeit haben, wieder in ihren Beruf einzusteigen. Dem folgt der laute Ruf nach mehr und längerer institutioneller Kinderbetreuung verbunden mit der Annahme, dass alle Frauen das ehest möglich tun wollen. Denn: die armen Mütter müssen ja so lang hinter dem Herd ausharren.
Wie kommen wir dazu, uns allen dieses Modell überzustülpen?
Selbstbestimmung sollte vielmehr heißen, dass wir eben selbst bestimmen dürfen! Was wir wollen, was wir gut finden und wofür wir uns entscheiden
und dass es eben NICHT eine Luxus-Entscheidung sein sollte, Kinderbetreuungsaufgaben selbst zu übernehmen. Wirtschaftliche Argumente sollten niemals die menschlichen schlagen und Frauen (und Kinder!!) in eine Doppelbelastung drängen, obwohl sie etwas Anderes lieber hätten.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass man gern Familienarbeit übernimmt. Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass diese Arbeit sinnstiftend ist. Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass auch diese Entscheidung selbstbestimmt sein kann (und wir nicht von unseren Männern gezwungen werden ;-)!).
Ich sehe so viele kluge, gut ausgebildete, reflektierte und tolle Frauen in meinem Umfeld und in meinen Workshops, die sich viele Gedanken zum Thema Begleitung und Beziehung mit Kindern machen. Viele von ihnen haben mehr pädagogisches Gespür im kleinen Finger als so manche Lehrerin oder Kindergartenpädagogin, die ich kennengelernt habe und ich finde eindeutig, dass diese Form der Arbeit in der Familie mehr wert sein sollte.
Durch die vorgepredigte Marschrichtung “alle Frauen zurück in den Job” bewerten wir Erwerbsarbeit höher als Familienarbeit und das ist unfair.
Wenn wir über ANERKENNUNG reden, dann sind wir ganz schnell bei den Frauen, die uns vorleben, wie “Kind und Karriere” geht und erklären sie dann zu Nachahmungsmodellen. Soll ich ehrlich sein? Ich kann es nicht mehr hören.
Wir brauchen die menschlichen Erfolgsgeschichten, von denen, die mutig genug waren, sich gegen Trends und gesellschaftliche Vorgaben zu entscheiden. Mütter, die sich gut überlegt haben, “wie will ich das denn haben … mit meinen verschiedenen Rollen” und bewusst und individuell Wege gehen, die nicht von Politik und Wirtschaft bereitet wurden, sondern die manchmal steinig sind, aber dafür den eigenen Überzeugungen entsprechen und sich an dem Wertekompass orientieren, dem man folgen will. Diese Entscheidungen betreffen Mütter und Väter gleichermaßen. Es braucht auch Diskussionen auf Augenhöhe, ebenbürtig, gleichwürdig und gleichwertig, wie die Aufteilung von Arbeit und Zeit gelingen kann.
Wir wollen unsere Berufe leben, etwas gestalten, haben Ziele in unserer Erwerbstätigkeit und möchten diese erreichen. Und wir brauchen GLEICHZEITZIG die Anerkennung in finanzieller und rechtlicher Hinsicht für Familienarbeit, die wir leisten.
Im Übrigen trifft diese geschlechtermäßig ungleiche Bewertung von Arbeit auch die Väter enorm, denn die sind auch in vorgeformte Rollen gepresst und können sich oft nicht dafür entscheiden, wenn sie etwas Anderes wollen. Ich bin überzeugt, dass auch viele Väter sich echte Wahlfreiheit wünschen würden und mehr Chancen, sich in der Familienarbeit einbringen zu können, ohne dabei wirtschaftlich schlecht auszusteigen, weil sie nun mal diejenigen mit dem besseren Gehalt sind und daher für den größeren Teil des Familieneinkommens Sorge tragen.
Es liegt an uns. Wir sind diejenigen, die jetzt Weichen stellen können für die Zukunft. Dafür, dass wir GLEICHWERTIG auf Familienmodelle schauen. Dass wir GLEICHWERTIG über Familienmodelle sprechen. Und dass sie GLEICHWERTIG anerkannt werden. Damit Mütter und Väter GLEICHWERTIG nebeneinander stehen können und ihren Kindern vermitteln:
wir sind beide GLEICH viel WERT, gleich gut und gleichwürdig – jeder von uns kann etwas Anderes gut und diese persönlichen, individuellen Stärken von Frauen und Männern können zusammen zu unabhängigen, zufriedenen, und überzeugten Lebensmodellen als Familie führen.
Wir brauchen Lösungen! Welche Idee hast du, um Familienarbeit aufzuwerten??
#1Sabine Ruttnigg-Felder (Freitag, 18 Oktober 2019)Dieses Thema beschäftigt mich seit ich Kinder habe- Danke Kerstin!!! Kurzfassung: weg mit allen Beihilfen!! Staatsentlohnung(wie zb Polizei, Gericht, BH, ….) wir liefern“überspitzt“ Staatsbürger und somit die nächsten Steuerzahler! Den Kindergarten, Musikschule, Krabbelgruppe uvm zahlen wir selber. Der Staat spart sich den enormen Beihilfen Dschungel und die Kindereinrichtungen. Die Eltern hätten wirkliche Wahlfreiheit! Kind und Geld in gute Hände oder gute Eigenbetreuung. Schade ist: momentan wird alles finanziert was nicht die Erziehungsberechtigten leisten. Pension wäre somit automatisch geregelt! Pensionsplitting ist ein guter Ansatz- dann würds Männer u Frauen gleich betreffen und es käme Wind in die Sache! Wieso wird unsere Pension in „dem Zeitraum“ halbiert im Vergleich zu Kinderlosen? Kurz zur Staatsentlohnung: bis zu 4 Jahren 100% Danach prozentual nach unten. Zb wenn’s Kind 5 ist 60%entlohnung mit 6 50% Entlohnung usw. Somit kann der betreffende immer mit zusätzlicher Lohnarbeit auf 100% kommen. Genaue Details würden die Kurzfassung sprengen. �- Grüße Sabine
#2Kerstin (Dienstag, 29 Oktober 2019 11:06)Liebe Sabine … danke für diese vielen Ideen. Besonders interessant finde ich deine Überlegung in punkto Pensionssplitting: stimmt – dann haben beide weniger davon, dass sie Kinder gezeugt haben. Das sind Ungerechtigkeiten, die aufhören müssen. Ich bin jedenfalls voll bei dir und unterstütze jede Form der Aufwertung von familiärer Arbeit. Vielleicht sprechen wir mal im echten Leben ausführlich darüber bei einem Glaser 🙂
Kind und Karriere unter einen Hut bringen. Ein gesellschaftlich propagiertes Ziel, unterstützt von Politik und Wirtschaft, verbunden mit ewigen Forderungen nach immer mehr und immer länger geöffneten Kinderbetreuungseinrichtungen, weil anscheinend alle Frauen beides wollen sollen.
Dabei bekommen wir oft Rollenmodelle vorgesetzt, die mit der Realität einer durchschnittlichen Familie nichts zu tun haben und für alle heißt’s aber: so geht’s!
Ich hab mir Gedanken gemacht, was die ständigen Fragen rund um die Vereinbarkeit mit uns machen und was wir uns eigentlich wünschen.
Grundsätzlich, finde ich, ist in unserem Land per Gesetz sehr viel gut geregelt, was die Rechte auf Mutterschutz, Elternkarenz und Elternteilzeit angeht. Dass diese Regelungen nur bedingt genutzt werden, hat verschiedenste Gründe, einer davon ist sicher, dass meist die Jobs der Männer besser bezahlt sind und es nicht nur eine soziale und Wunschfrage ist, sondern vor allem eine wirtschaftliche.
Doch anstatt es uns untereinander dann etwas zu erleichtern, verstärken wir vorhandene Unsicherheit auch noch im persönlichen Umgang und machen uns (vielleicht oft auch unbewusst) Druck. Und wenn es andere nicht tun, machen wir das selbst im Sinn von “… bei anderen geht’s doch auch, wieso schaff ich das nicht?”
Druck entsteht schon bei der Tatsache, dass man bereits vor der Geburt des Kindes auswählen soll, welche Kindergeldvariante man haben möchte, sprich – wie lange man der Lohnarbeit den Rücken kehren wird, ohne zu wissen, welches menschliche Wesen in die Familie geboren wird. Man weiß nichts über sein Temperament, ob es genügsam ist oder pflegeintensiv, wie man die Umstellung als Familie schafft und wie sich das kindliche Schlafverhalten entwickelt und so weiter. Man entscheidet sich quasi für die Katze im Sack. So weit, so gesetzeskonform.
Wenn ich uns dann aber zuhöre, wie wir Frauen uns unsere Lohnarbeit erklären, wird mir oft ganz schlecht, weil wir (vielleicht oft auch unbewusst, schon wieder) rechtfertigen und Fragen stellen, die nicht sein müssen.
FRAGE 1: Wann fängst du wieder zu arbeiten an?
Am liebsten würde ich da drauf schreien: ich arbeite jetzt schon und jeden Tag, da Mama sein ein 24 stunden Job ist, leider halt keine Lohnarbeit, doch: “Ich arbeite!”. Wir meinen natürlich: “wann steigst du wieder in deine Erwerbsarbeit ein”, was nicht recht viel gescheiter ist. Erstens impliziert die Frage die Idee, dass frau das wieder tun wird und sollte und zweitens auch, dass man einen fixen Plan dazu hat. Ich hab diesen Druck selbst oft gespürt, auch wenn keine der Fragenstellerinnen mich in die Enge treiben wollte, es passiert allein durch die Frage. Und das, obwohl ich gerne und aus Überzeugung neun Jahre keiner Erwerbsarbeit nachgegangen bin. Eine Antwort darauf findet sich umso schwieriger, eigentlich tappen wir immer in eine Rechtfertigung, warum, wann, wieso und wieso nicht. Das bringt mich zu
FRAGE 2: Warum so wenig Stunden?
Na gut, vielleicht fragt das nicht gleich jemand, aber wie oft ich Mütter sagen höre: “Ich arbeite eh nur ….. Stunden (bitte beliebige Zahl einsetzen)!” ist unglaublich. Was heißt hier “nur”? Wir sollten uns nicht für unsere Arbeit entschuldigen, schon gar nicht bei Personen, die nicht zur Familie gehören. Mütter und Väter sollen die Entscheidung, wer wieviel und wann einer Erwerbsarbeit nachgeht um die Familienverhältnisse finanziell decken zu können, ganz allein entscheiden und es vor allem sich selbst recht machen. Was ohnehin schwer genug ist, denn es ist lang nicht so, dass das ein Wunschkonzert ist, sondern ein sensibles und oft ungerechtes Abwiegen von Interessen und Bedürfnissen, von wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, von Traum und Wirklichkeit. Damit sind wir bei
FRAGE 3: Warum so viele Stunden?
Diese Frage wird meist gar nicht offen gestellt, eher hinter vorgehaltener Hand: “… oh, ihr ist die Karriere wichtiger als die Kinder, wozu hat sie denn welche bekommen?” Ja, so sind wir Frauen auch manchmal. Was irgendwie schade ist. Wir sehen nicht hinter die Kulissen und können nicht wissen, was die Beweggründe für Familien sind, sich früh für einen Wiedereinstieg mit vielen Stunden zu entscheiden. Und im Grunde geht es uns nichts an – allein dieser Familie soll es recht sein. Sie sind diejenigen, die es aushalten müssen und die Verantwortung tragen. Es können verschiedene Beweggründe sein, früh wieder viel im Erwerbsleben zu sein, nicht jede dieser Mütter ist deshalb gleich eine egoistische Karrierefrau.
Erwerbsarbeit und Familie gleichzeitig zu leben ist eine Herausforderung. Oder wie Beate Meinl-Reisinger im Wahlkampf sagte : “Ja, es ist immer eine Strudelei. Das geht doch allen so.” Stimmt, diese ehrliche Botschaft ist ein wichtiger Schritt in der Vereinbarkeitsdebatte. Bitte glaubt nicht, dass es leicht ist. Bitte glaubt nicht, dass es einfach ist.
Wir können ALLES haben, aber ALLES GLEICHZEITIG ist schwierig.
Ehrlicherweise kann es nicht 100% Kind und 100% Karriere geben (so viel weiß ich noch von Mathe), zumindest nicht für eine Person und das ist für manche eine schmerzliche Botschaft. Verzichten, das hatten wir hier vor kurzem, ist kein Modethema unserer Gesellschaft. Die gute Nachricht ist jedoch: wir haben die Wahl und somit die Freiheit, uns nach unseren Prioriäten zu entscheiden. Jede Entscheidung FÜR etwas ist eine Entscheidung GEGEN etwas Anderes. Somit zahlt jeder und jede von uns auch einen Preis für das gewählte Modell. Und wenn man sich individuell und gut entschieden hat, zahlt man diesen Preis auch gern. Zumindest lieber als den “ANDEREN”.
Entscheidungen können getroffen, erprobt und erlebt werden und auch wieder geändert werden. Manchmal glaubt man, das Eine klappt, doch die Realität sieht anders aus und es braucht eine neue Lösung.
Kinder sind eine gemeinsame Verantwortung eines Paares. Egal, WER arbeiten geht, kann das nur tun, weil der zweite Partner die Verantwortung für die Kinder übernimmt, oder weil man gemeinsam entscheidet, die Kinder fremdbetreuen zu lassen.
Wenn man diese Haltung verinnerlicht, fällt es leichter, auf Augenhöhe zu diskutieren und dann ebenbürtige, mutige und individuelle Entscheidungen treffen zu können.
Wir Frauen brauchen starke Partner an unserer Seite, die Familienarbeit und Erwerbsarbeit gleichwürdig und gleichwertig sehen und mit uns zusammen eine Richtung finden und gehen wollen.
Und wir brauchen Kinder, die diesen Weg mitgehen können – und nicht mitgeschleift werden, weil es für sie eigentlich nicht passt. (Und Kinder brauchen jemanden, der DARAUF schaut!)
Das verlangt ganz schön viel Energie und Kraft, Ehrlichkeit und Reflexionsbereitschaft, Vertrauen und Zuversicht, Flexibilität und Hingabe und eine große Portion Optimismus.
Fragen wir also in Zuknuft lieber:
Wie geht es euch mit der Vereinbarkeit von Familie und Berufen? Was gelingt euch schon gut? Was wünscht ihr euch von der Gesellschaft an Unterstützung?
Apropos: was wünscht du dir von der Gesellschaft an Unterstützung? Immer her damit in den Kommentaren …
#1Ulli (Freitag, 04 Oktober 2019 15:47)Toller Beitrag, danke – du sprichst mir aus der Seele 🙂
#2Verena (Freitag, 04 Oktober 2019 19:08)Wie immer – grandios! Ich wünsche mir, dass VIELE FRAUEN diesen Beitrag lesen, reflektieren, verinnerlichen und WIR uns dann verbünden und die “wertvollen = richtigen” Fragen zu stellen beginnen!!
#3Sabine (Samstag, 05 Oktober 2019 07:43)Dein Beitrag löst bei mir Zufriedenheit, Wertschätzung und auch ein bisschen Stolz für meine Entscheidungen aus, sowie auch mehr Verständnis und Toleranz für Andere (Situationen) aus. Vielen Dank dafür!
#4Kerstin (Mittwoch, 09 Oktober 2019 09:51)Danke für eure Rückmeldungen und die Bestätigung, dass dieses Thema vielen Frauen unter den Nägeln brennt. Schön, dass ihr euch die Zeit genommen habt … zum Lesen und Kommentieren!
Leben ist ja Veränderung, ständiger Wandel und immer wieder Lernen. Du lernst dich dabei von verschiedenen Seiten kennen, entdeckst Eigenschaften, die du vorher nicht kanntest und überrascht dich wahrscheinlich öfter selbst, wie und was du alles schaffst.
Im Besondern wird das bewusst durch das MAMAsein. Wenn du in diese “neue Rolle” schlüpfst, bzw. sie dazu bekommst zu deiner Rolle als Frau, Partnerin, Tochter, Kollegin ,…. hast du schon allerhand Fähigkeiten erworben, Kompetenzen in verschiedensten Bereichen, kennst dich als Persönlichkeit und bist im besten Fall auch noch zufrieden damit.
Nun wird die Rolle als Mama noch mehr in dir zum Vorschein bringen. Noch mehr als du jemals zu träumen gewagt hast. Und eins sei gleich verraten: es sind nicht nur positive Facetten.
Es ist okay, ja WUNDERBAR, sich zu verändern, sich zu entwickeln und anders zu werden (ich finde den Wunsch “Bleib, wie du bist!” ja geradezu katastrophal, auch wenn er meist nett gemeint ist). Es ist sich zu hinterfragen und reflektiert zu sein, neugierig zu bleiben und vor allem dich immer wieder selbst zu überraschen mit allem, was da aus dir heraus kommt.
Was du denkst. Wie du fühlst. Was du brauchst. Wie du handelst. Was du kannst.
Mit einer Hand kochen? Kannst du. Monatelang keine Nacht durchschlafen? Kannst du. Unpünktlich (oder gar nicht mehr) bei einem Termin auftauchen? Kannst du. Stillend durchs Haus laufen, weil das Ältere gerade aufs Klo muss? Kannst du. Mit einem Fuß die Wippe außerhalb der Dusche schaukeln, während du dich wäscht? Kannst du. Noch mehr Wäsche waschen, diese nicht bügeln und trotzdem anziehen? Kannst du. Eiskaltes Essen gut finden, weil es zumindest Essen ist? Kannst du. Einen Wutanfall über den mit Tomatensaft dekorierten Hochfloorteppich bekommen und durch ein Lächeln und ein kleines Wort der Dekorateurin versöhnt werden? Kannst du. Das “Gemälde” des Zweijährigen an der frisch gestrichenen Wohnzimmerwand einrahmen statt es zu übermalen oder abzuwischen? Kannst du. Unendliche Liebe zum Kind spüren und gleichzeitig so erledigt sein davon? Kannst du. Deine Grenzen verschieben was Toleranz, Geduld, Ausdauer, Freude, Liebe usw. betrifft? Kannst du. Und wirst du.
Mama sein ist oft schwierig, herausfordernd, ermüdend, nervtötend und zermürbend – und es ist auch belebend, lustig, einfach, herzerwärmend und interessant.
Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, wer du bist. Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, was du kannst. Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, wofür du stehst. Was hast du schon gelernt? Wo hast du schon deine Grenzen verschoben? Wenn du es teilen magst, bitte gern in den Kommentaren …
Es ist bald 15 Jahre her, dass ich Mama wurde. So wie für jede Frau, war es auch für mich ein einprägsames Erlebnis, das fast nicht in Worte zu fassen ist. Ich versuche es hier trotzdem.
Du hast einen wunderbaren Partner und es gibt den gemeinsamen Wunsch, eure Liebe lebendig werden zu lassen. Dann hast du auch noch das große Glück gleich schwanger zu werden und neuen Monate lang das unfassbare Wunder zu erleben, wie ein Kind in dir heranwächst. Du liest Bücher, informierst dich über dies und jenes, ein bisschen Schwangerschaftsyoga, Geburtsvorbereitung und Austausch, hast dir schon ein paar Prinzipien zurecht gelegt und glaubst, du weißt, was auf dich zukommt.
Dann kommt der Tag. Du weißt vorher nicht, wann es losgeht. Du weißt vorher nicht, wie es losgeht. Du weißt vorher nicht, wo es losgeht. Du weißt vorher nur – oder hoffst – dass es (bald) losgeht. Hier lernst du schon die erste Lektion: Du kannst nicht alles kontrollieren.
Es braucht eine große Portion Vertrauen, die Gelassenheit alles anzunehmen wie es kommt, die Überzeugung, dass dein Instinkt und dein Körper dir sagen, was zu tun ist, eine scharfe Beobachtungsgabe, die Sicherheit, sich auf die eigene Intuition verlassen zu können und den Mut, was auch immer es braucht, zu fordern oder es auszudrücken.
Es braucht Weichheit, Hingabe und Geduld.
Drei Eigenschaften, die du auch als Mutter gut brauchen wirst. Und dann, doch irgendwie PLÖTZLICH, ist das Wunder greifbar und da. Das Baby ist geboren. Die natürlichste und gleichzeitig faszinierendste Sache der Welt macht dich zur MAMA. In den hormonellen Tsunamis der ersten Zeit gilt es, sich erst mal in Ruhe zusammen zu finden. Als Familie aufeinander einschwingen, das Mobile in die Harmonie kommen lassen.
Jede Frau und jede Familie braucht dazu was anderes. Um zu wissen, was das für dich und euch ist, benötigt man viel Selbstempathie, gute Ohren für die innere Stimme und ein Umfeld, das einen diese Dinge gut erforschen lässt ohne zu viele, zu gut gemeinte RatSCHLÄGE.
Es ist ein Abenteuer, Kinder zu bekommen und Kinder zu haben. Ein aufregendes, anstrengendes, überraschendes, turbulentes, tiefgründiges, herzerwärmendes Abenteuer, dass dich wachsen und reifen lassen wird und dich für immer zu einer anderen Person macht.
Einer noch besseren Version von dir selbst. Wie hat dich das MAMA werden verändert?
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