„Die Frauen müssen halt aufhören, alles immer so perfekt machen zu wollen!“ War der Originalsatz der kinderlosen Psychologin, die neben mir Platz genommen hatte. Obwohl wir beide als Expertinnen geladen waren, blieb mir kurz die Spucke weg. Denn es war nicht nur fehlendes Wissen, sondern blanker Hohn, was sie von sich gab.
Während ich im Kopf den proppenvollen Alltag von Kleinkindfamilien vorüberziehen sah mit den unendlich vielen To-Dos und Dingen, die bedacht werden müssen schüttelte ich innerlich den Kopf. Gestandene, gut organisierte Frauen wandeln ob dieser Anforderungen am Rand des nervlichen Abgrunds. Ich fühlte, wie das Gespräch in eine problematische Richtung abbog und erlaubte mir nicht, direkt zu widersprechen. Doch ich blieb einigermaßen sprachlos zurück.
Man muss keine Kinder haben, um das Problem zu verstehen. Es reicht ein Mindestmaß an feministischem Denken, Fühlen und Verstehen.
Wie sich Mental Load anfühlt
Das Piepsen der Müllabfuhr Freitag Morgen reißt mich vom Küchensessel, ich eile mit dem Biomüll gerade noch rechtzeitig zur Tonne hinaus. Beim Hineingehen sehe ich den verwelkten Blumenstock an der Tür, der getauscht werden müsste. Stolpere in der Garderobe über zu viele Schuhe – die gehören längst wieder mal aussortiert, weil sie den Kids nicht mehr passen. Ich wasche den Biokübel aus, will einen neuen Beutel reingeben, doch ich greife in den leeren Karton. Also schnell auf die Einkaufsliste setzen, da koppt eine Erinnerung am Handy auf: die Zahnarzttermine sind wieder fällig. Während ich die Brote streiche, piepst schon die Waschmaschine, beim Geschirrspüler ist das Salz nachzufüllen und ein Kind ruft aus dem oberen Stock „Ich brauch’ noch 36€ für den Schulausflug – aber genau, bitte!“
Neverending story
Das ist Mental Load – und nein, es ist kein Luxusproblem, kein Frauenhobby und keine Überempfindlichkeit. Es ist die mentale Belastung des daran denken müssen, oder anders gesagt: die unsichtbare Denkarbeit, die dafür sorgt, dass das Leben rund läuft. Zwischen Terminen, To-Dos und notwendigem Vorchecking.
Fast immer hängt dieser in Familien überwiegender Weise bei den Müttern – warum das so ist, klären wir hier noch. Wir sind die, die erinnern, koordinieren und (für alle) mitdenken. Es geht nicht um das Tun, sondern um das Denken an das, was zu tun ist. Das Verheerende: diese Arbeit im Kopf hört nie auf.
Gedankenleere Räume
„Woran denkst du grad?“ Frag ich öfter meinen Mann. Und obwohl wir eine sehr feine Gesprächsbasis haben, eine offene Kommunikationskultur und ausladende Unterhaltungen lieben, sagt er manchmal: „Nix.“ Das ist für mich so ein unvorstellbarer Zustand, den ich mir nur hart auf der Yogamatte oder hin und wieder in Meditation erarbeiten kann, dass ich fast ein wenig neidisch auf ihn bin. Ich hab mich auch bei anderen eloquenten, kommunikativen und reflektierten Männern erkundigt: diesen Zustand gibt es anscheinend tatsächlich.
An dieser Verwunderung kann ich schon erkennen, dass ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit stärker den Mental Load unserer Familie trage: in meinem Kopf ist es ganz selten still.
Was genau falsch läuft, wo die häufigsten Missverständnisse liegen und was unbedingt anders gedacht werden muss, kläre ich hier und heute mit sechs Bullshit Sätzen samt Erklärung auf.
Die BULLSHIT Sätze:
“Wenn’s dich stresst, dann hör halt auf, alles perfekt machen zu wollen.“
Ja, es gibt sie. Die Eltern, die jede Jausendose in ein kulinarisches und optisches Wunderwerk verwandeln, Brot in Sterne ausgestochen servieren und Geburtstagsmuffins für den Kindergarten so aufwendig verzieren, dass der örtliche Konditor vor Neid erblasst. Manchen machen diese Dinge Spaß und die sollen es um Himmels Willen weiter so tun dürfen, wenn sie wollen.
Doch für alle anderen von uns gilt: Mental Load entsteht nicht aus unserem Perfektionismus, sondern aus Verantwortung. Weil irgendwer nun mal die Jause zubereiten und den Kuchen für die Geburtstagsfeier bereitstellen muss. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen, sondern darum nichts zu vergessen, was sonst keiner macht – und worauf andere mündige Erwachsene sich verlassen.
„Du musst halt mal loslassen – dein Partner kann das auch!“
Ja, es gibt Menschen, die trauen ihren Partner*innen nicht mal zu, die eigenen Kinder ins Bett zu bringen. Lieber übernehmen sie alles selbst und behalten die Kontrolle, bevor alles nicht exakt so läuft, wie sie sich das vorstellen.
Doch Loslassen funktioniert nur, wenn da jemand anderes DA ist, der auch wirklich übernimmt. Vor allem, wenn niemand mehr daran denkt und erinnert. Verantwortung kann man nicht einfach fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel – dafür geht es um zu viel: die eigenen Kinder, das eigene Wohlbefinden und die Sicherheit. Frauen machen leider die Erfahrung, dass das nicht gelingt und wichtige Dinge nicht oder fehlerhaft passieren, wenn sie nicht dahinter sind. Beispiele aus der Praxis?
Es wird vergessen, Medikamente zu verabreichen.
Einschlafbegleitungen eskalieren, weil Feinfühligkeit fehlt.
Kinder werden nicht warm genug angezogen und erkälten sich.
Ich sag zwar immer: „Die Väter sind zumutbar.“ Manches halte ich jedoch auch beim Mitzuhören nur sehr schlecht aus und verstehe die Mütter umso besser.
„Ich helfe dir doch eh im Haushalt und mache fast alles!“
Tut mir Leid, das zu sagen, aber Hilfe ist da nicht gefragt. Wer „hilft“, sieht sich selbst nicht mitverantwortlich, sondern verleiht das Gefühl, es wäre eigentlich mein Job. Gutwilliger Weise nimmt man mir davon was ab. Nein. Gleichwertige Aufteilung beginnt da, wo BEIDE den Überblick und die Verantwortung tragen, wo Bereiche sinnvoll und klug aufgeteilt werden und jeder das übernimmt in voller Konsequenz, was sein oder ihr Aufgabengebiet ist. Nicht, wo einer „mitmacht“ und dafür gerade nicht auch noch beklatscht werden will. Wer in einem Haushalt zusammenlebt, trägt für die eigene Wäsche, den eigenen Lebensmittelbedarf oder den Dreck, den man verursacht prinzipiell selbst die Verantwortung. Partnerschaftliche Aufteilung bedeutet: jeder macht, was er kann und was notwendig ist, um das Leben BEIDER zu erleichtern.
„Ich sag dir ja immer, du brauchst mir nur sagen, was zu tun ist!“
Genau das ist jedoch Mental Load. Selbst der willigste Partner, der alle Dinge auf der Liste wie vereinbart erledigt, hat noch nicht entlastet, wenn es um die Denkarbeit geht. Die Frau ist immer noch diejenige, die Energie, Aufmerksamkeit und Fokus verliert wie ein Computer, bei dem dutzende Tabs offen sind, weil sie für Kinder (und Partner) mitdenkt. Das kostet Arbeitsspeicher und Energie und daher fühlen sich die Frauen am Ende des Tages wie ein abgestürzter PC.
Erinnern, Denken, Koordinieren – und vor allem: die Fülle dieser vielen kleinen Aufgaben sind das Problem. Wenn du jemanden brauchst, der dich erinnert, Günther, dann ist das keine Entlastung. Das ist Outsourcen deiner Verantwortung an die Person, die ohnehin zu viel für andere (Minderjährige) mitdenken muss.
„Dir kann man es ja sowieso nicht recht machen – mit deinen Ansprüchen. Wozu bemühen?“
Dass Frauen „unrealistisch hohe Ansprüche“ haben, die ihre Männer „sowieso nie erfüllen“ können ist ein dazugehöriges Problem. Die Latte hängen Frauen sich nicht selbst so hoch, sondern die Gesellschaft, die Frauen ständig daran bewertet, wie sie das mit Kind und Kegel so schaffen. In Befragungen haben 30% der Männer außerdem angegeben, dass sie sich manchmal absichtlich ein wenig dumm anstellen, damit sie die Aufgabe nicht nochmal aufgetragen bekommen. 30% (!!!) sagen das öffentlich, wenn jemand wildfremder fragt. Die Dunkelziffer will ich lieber nicht kennen.
„Even a top-tier-man is just an average woman“
hab ich neulich auf Instagram gelesen. Was bei Frauen selbstverständlich ist, wird bei Männern glorifiziert. Was bei Frauen erwartet wird, wird bei Männern gefeiert. (Bedeutet so viel wie: „Selbst ein Mann auf Top-Niveau ist gerade mal eine durchschnittliche Frau.“)
Er plant die Geburtstagsfeier? Der ist ja ein Jackpot.
Wow, er geht sogar mit dem Kind zur Spielgruppe? Du hast ja Glück.
Dein Mann besorgt den Adventkalender? Wow, so einen hätte ich auch gern.
Es gibt ja auch noch viel schlimmere Männer, ich weiß. Doch die Messlatte hängt so tief, dass sogar die Hölle angerufen hat, dass sie die nicht haben will, lautet Tara Wittwer’s Antwort darauf.
„Frauen sind halt besser organisiert! Es liegt in ihrer Natur!“
Nein, es liegt in der Sozialisation und fixierten, altbackenen Rollenbildern. Frauen müssen oft besser organisiert sein, weil es von Anfang an von ihnen erwartet wird. Sie werden gelobt, wenn sie sich besonders gut um andere kümmern, fürsorglich sind und emphatisch agieren. Jungs bekommen Schulterklopfer, wenn sie ein wenig spitzbübisch, waghalsig und sich durchsetzen. Es ist kein Talent, sondern ein System, das Menschen unterschiedlichen Geschlechts unterschiedlich formt. Das Gehirn ist bei der Geburt identisch. Erst die Erfahrungen, die Kinder im Heranwachsen machen, wofür sie bestärkt werden und was ihnen zugetraut wird, macht sie zu geschlechtstypischeren Wesen. Und zementiert z.B. die ungleiche und ungerechte Verteilung von unbezahlter Arbeit ein, statt sie fairer zu verteilen. Weil beide es könn(t)en.
Wie wir es besser machen können
„Ach, wie ihr Frauen immer jammert. Geht doch endlich dran, eure Probleme zu lösen!“ So tönt es aus Kommentarspalten unter Mental Load Beiträgen auf Social Media. Sachliche Kritik wird als Jammern abgetan, die strukturelle Ungelichverteilung als „Kommunikationsproblem“. Nichts desto Trotz will ich den Abschluss hier lösungsorientiert, motivierend und praxisnah gestalten. Nicht, weil wir das Problem lösen müssen. Sondern weil ich mich immer besser fühle, wenn ich die Idee hab, wie ich selbst was anders machen kann. Daher hier Tipps für Paare, die die mentale Arbeit des Daran denken müssen fairer verteilen möchten.
Zum Abschluss ein konstruktiver Teil – lösungsorientiert, motivierend, praxisnah:
Sichtbar machen: Sprecht über die Aufgaben, die unsichtbar sind. Macht Listen und schreibt alles auf, woran zu denken ist, damit der Laden läuft. Das ist die Basis für …
Verantwortung teilen: Nicht Hilfe anbieten, sondern Zuständigkeit übernehmen. Ganze Prozesse auslagern, nicht nur Arbeitsschritte eines Projekts delegieren.
Mental Load regelmäßig checken: Wer trägt gerade wie viel? Wie fühlt sich das an? Diese Gespräche als Anlass nehmen, über eigene Werte und Bedürfnisse ins Gespräch zu kommen.
Definition of done: bei einzelnen Arbeitsabläufen (egal ob Wäsche falten, Brotdosen richten oder der Geburtstagstorte): was ist eure „Definition von Erledigt“. Wo hat jeder seinen Raum sich individuell zu entfalten in der Abwicklung und was ist absolutes Minimum.
Vertrauen üben: Wenn der andere übernimmt, nicht kontrollieren – sondern loslassen lernen. Ermutigen und dann auch eventuelle Konsequenzen selbst übernehmen lassen.
Systeme ändern, nicht Menschen: Wir brauchen Strukturen, die Entlastung ermöglichen – nicht mehr Selbstoptimierung. Manches schaffen wir nicht in der Familie. Es braucht die Gesellschaft und die Politik. Daher zahlt sich laut bleiben und aufzeigen immer aus. Steter Tropfen höhlt den Stein. Da bin ich mir ganz sicher.
Einladung zum Gespräch
Mental Load wird kleiner, wenn wir anfangen, darüber zu reden. Nicht mit Vorwürfen, sondern mit echtem Interesse. Denn wer Verantwortung teilt, teilt auch Erleichterung. Wo das Verständnis für diese Arbeitsleistung einziehen kann, ist der Weg zur fairen Aufteilung geöffnet. Und Gespräche über die tiefer liegenden Wertvorstellungen, Bedürfnisse und Ausrichtung erhellen den Pfad.
Ein Einstieg? Gemeinsam den Qual Care Test machen und darüber ins Gespräch kommen, wer was übernimmt und überhaupt vorher schon daran denkt. Lösungen ausprobieren und testen – evaluieren und anpassen wie ein Projekt in einem Betrieb. So soll und darf das sein. Projektmanagement vom Feinsten. Damit können Männer bestimmt gut was anfangen.
Warum sich das auszahlt? Weil Gleichberechtigung und gleichwürdige Aufteilung von Arbeitslast in Familien das beste Investment in Langlebigkeit von Beziehung ist und die Wertschätzung für das Tun des jeweils anderen (in jedem Bereich) auf ein völlig neues Niveau hebt.
Wenn du spürst, dass in eurem Alltag mehr Denkarbeit an dir hängenbleibt, bist du damit nicht allein – und du bist auch nicht zu empfindlich. Gleichberechtigung beginnt damit, dass wir sichtbar machen, was lange unsichtbar war.
Hol dir den Equal Care & Mental Load Test, tauch ein Stück tiefer in eure Aufteilung ein und nimm ihn als Einladung zu einem guten Gespräch. Nicht um Schuld zu verteilen – sondern um Entlastung, Wertschätzung und echte Partnerschaft zu schaffen.
Nach 21 Jahren Mama-Sein ziehe ich Bilanz: Was ich heute als Mutter anders machen würde, welche Fehler ich nicht mehr wiederholen würde – und worauf ich trotzdem stolz bin.
🎂 Geburtstage – mehr als Torte und Kerzen
Sie sind eine Einladung – nicht nur zum Feiern, sondern auch zum Zurückblicken und Reflektieren.
Als unsere Erstgeborene ihren 21. Geburtstag feierte, spürte ich diesen Impuls wieder mal besonders intensiv: Ich wollte verstehen, was wir als Eltern gut gemacht haben – und wo wir heute vielleicht anders handeln würden. Meine 5 größten Fehler als Mama füllen einen anderen Beitrag.
Elternschaft – eine Reise ohne Landkarte
Elternschaft ist eine wilde Reise – von der man (bevor sie beginnt) in Wahrheit reichlich wenig Ahnung hat. Ich hab Erzählungen anderer Eltern nicht geglaubt („Ich stell mich ja sicher mal nicht so blöd an!“) und dachte mit vier jüngeren Schwestern und als gelernte Kleinkindpädagogin hab ich alle Weisheit auf meiner Seite. Was soll schon passieren?
Wenn du schon Elternteil bist, wirst du schon an dieser Stelle milde lächeln und dich womöglich selbst wieder erkennen. Ich will ehrlich sein: NEIN, wir haben nicht alles falsch gemacht. JA, ich hatte Vorteile, weil ich Babypflege und-betreuung schon aus nächster Nähe miterlebt hatte. JA, die pädagogische Ausbildung war gold wert. JA, ich bin sehr stolz auf das Allermeiste, was wir als Eltern geleistet haben. NEIN, wir waren auf die Realität trotzdem nicht vorbereitet.
Als ich mein 22. Jahr Elternschaft begann, habe ich mich gefragt: „Was würde ich anders machen, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte?“ Elternschaft konfrontiert dich mit dir selbst, deinen Grenzen, deinen Schatten – und deinem Herzen.
Wenn du schon Mama oder Papa bist, nickst du wahrscheinlich gerade. Denn du weißt, wie es ist, voller Überzeugung loszugehen – und dann ganz neu lernen zu müssen.
Und auch wenn ich heute weiß, dass wir vieles richtig gemacht haben: Wir waren nicht vorbereitet auf die Realität.
Die Antworten auf meine Frage sind ehrlich. Manchmal unbequem. Aber befreiend.
WÜRDE ICH ELTERN SEIN VON VORN BEGINNEN KÖNNEN, WÜRDE ICH …
1️⃣ Ich würde die unangenehmen Gespräche zuerst führen.
Eine Familie zu werden ist so unendlich idyllisch aufgeladen. Die allermeisten Menschen vergessen über dem Zauber des heranwachsenden Lebens, zentrale Dinge vorab zu klären. Und JA: da müssen Dinge besprochen werden. Ich würde also darauf bestehen, grundsästzliche Fragen zum Eltern sein mit meinem Partner durchzugehen, wie:
Wie wollen wir die Arbeitslast eines Kindes (Care Arbeit) fair auf uns zwei verteilen? Denn nein, Care Arbeit ist niemals nach 40 Wochenstunden erledigt und beide sind zuständig und fähig diese Arbeit zu tun.
Wie wollen wir unsere Rollen als Vater / als Mutter generell anlegen und leben? Wenn wir das nicht bewusst gestalten, finden wir uns schneller als uns lieb ist in den vorgelebten und womöglich sehr veralteten, traditionellen Rollenmustern wieder, die wir vielleicht so gar nie haben wollten.
Wie sorgen wir für finanzielle Fairness, wenn einer mehr unbezahlte Arbeit (auch Haushalt) erledigt als der andere? Wenn im Bereich Finanzen eine Schieflage entsteht, die nicht mit absoluter Wertschätzung und Offenheit behandelt wird, prägt das andere Lebensbereiche verlässlich negativ mit.
Werden wir ein Pensionssplitting vereinbaren? Oder anders gefragt: sind wir bereit unsere Einzahlungen fair zu verteilen, wenn wir unterschiedlich viel unbezahlte Arbeit leisten – haben wir die nötige Wertschätzung für BEIDE notwendigen Lebensbereiche?
Wie wollen wir dem potenziellen Schlafmangel entgegen treten? Sollten die Nächte sehr fordernd sein, müsst ihr euch als Team verstehen. Sonst verliert einer nicht nur den Schlaf, sondern auch bald den Verstand und jede Kooperationsfähigkeit.
Wo werden wir lernen, was es braucht, um gute Eltern zu sein? Denn, NEIN. Eltern sein ist nicht angeboren oder instinktiv zu erledigen. Es braucht unglaublich viel Know-How, Fachwissen und Bildung, um dem herausforderndsten, komplexesten und bedeutendsten Job der Welt halbwegs passabel erledigen zu können. Ja, du brauchst auch dein Gefühl – aber weitaus mehr erzieherische Kompetenz als du meinst.
Welche Werte möchten wir in unserer Begleitung der Kinder hoch halten? Wenn klar ist und regelmäßig geklärt wird, welche Werte oberste Priorität haben, fällt das Entscheidungen treffen leichter. Und du wirst sehr viele Entscheidungen treffen. Jeden Tag. Werte sind dein Kompass und dein Anker – du solltest sie im Schlaf aufsagen können.
Wie verteilen wir den Mental Load, der sich durch Elternschaft potenziert, fair? Wenn die ganze Denkarbeit an einer Person hängen bleibt, kann das Gefüge sehr schnell kippen und in die Überforderung führen. Es zahlt sich aus, erst gar nicht in diese Falle zu tappen versuchen – sollte das möglich sein.
Wie sorgen wir für absolute finanzielle Transparenz und Gleichwürdigkeit? Besonders in Zeiten, wo wir nicht beide vollerwerbstätig sind, weil Kinder Zeit und Betreuung von uns brauchen? Finanzielle Offenheit und gleichwürdiger Umgang sollten bare minimum sein, ist es aber oft nicht. Wer darauf nicht achtet findet sich schneller in Machtspielchen beim Tarnen und Täuschen wieder, als einem lieb ist. Das könnte ein großes Aua geben.
Hinter jeder einzelnen Frage steckt so viel. Nein, wir haben keine einzige dieser Fragen vor unserem ersten Kind geklärt – sondern als die Themen laut an unsere Tür geklopft haben. Wir haben erst viel zu spät bemerkt, wie stark wir ins Thema Eltern sein rein gerutscht sind, ohne bewusst zu machen, was da mit uns passiert. Das tut im Nachhinein ein bisschen weh.
Wir haben überlebt. Weil wir uns den unangenehmen Gesprächen gestellt haben. Kann sein, dass eine von uns nicht aufgegeben hat, diese Fragen auf den Tisch zu bringen. Ups.
Glücklicherweise hatten wir ähnliche Vorstellungen von dem, wie Familie für uns aussehen sollte. Wir lebten lang ein traditionelles Rollenmodell, für das wir uns beide mehr oder weniger bewusst entschieden hatten. Trotz aller finanziellen Nachteile würde ich immer wieder den Weg gehen, die Kinder in den ersten (mindestens drei) Jahren selbst zu betreuen – für mich eine der besten Entscheidungen, wenn ich zurück schaue. Alles was es an Ausgleich dazu gebraucht hat, haben wir dann in harten Verhandlungen später fest gelegt. Den Teil hätte ich uns gern erspart – auch wenn er notwendig war.
Was ich noch anders machen würde?
2️⃣ Ich würde ein riesiges Familienbett anschaffen.
Nach kurzen Bemühungen bei Kind 1 es nach einigen Monaten im Babybett anzugewöhnen (wir scheiterten natürlich kläglich), schliefen wir überwiegender Weise in unserem Doppelbett. Zu dritt, zu viert, ganz selten zu fünft (da waren die Älteren dann schon raus).
Da wir in zahllosen Nächten zu wenig Platz hatten, würd ich aus heutiger Sicht in ein gigantisches Familienbett investieren (mindestens 3,5 m breit), wo alle nebeneinander einen gemütlichen Schlafplatz haben. In meiner Vorstellung wären die Nächte dann entspannter gewesen als mit der Notlösung, die wir aufbrachten: wir haben einfach ein Einzelbett mit Kabelbindern für ein, zwei Jahre an unser Ehebett dran gebunden.
3️⃣ Ich würde Besuche verschieben und das Wochenbett heilig halten.
Die Vorstellung, so früh wie möglich wieder „wie vorher“ zu funktionieren, weil das ein Zeichen dafür wär, es als Mutter besonders gut zu machen ist kompletter Bullshit. Keine Ahnung, wer sie mir in den Kopf gesetzt hat, aber sie war da. Erst bei Kind Nummer drei hatte ich die Coolness, Ruhe und Abgeklärtheit, allen zu sagen, dass es mir nicht gut ging (was eine reine Lüge war, mir ging’s blendend). Diese Aussage hält verlässlich alle ungebetenen Besucher*innen fern und garantiere mir ein super entspanntes Wochenbett. Und die liebsten Freundinnen, Schwestern und engste Familie … über die freut man sich im besten Fall sowieso. wenn sie verstanden haben, wie ein guter Wochenbettbesuch aussieht! Rückblickend wünschte ich, das schon beim ersten Kind verstanden zu haben. Es „brauchte“ leider zwei, drei Brustentzündungen und eine ausgewachsene Erkältung, bis ich checkte, dass ich niemandem was beweisen muss. Schon gar nicht mir selbst. Und dass die ersten Wochen eine heilige Zeit sein dürfen, die so störungsfrei und ruhig wie möglich ablaufen dürfen.
Rückblickend: So viel richtig gemacht
Beim Zusammentragen dieser Erkenntnisse wurde mir vor allem aber eins klar: ich hab SO SO SO viel richtig gemacht, gut entschieden und mega bewältigt. Ich war 24 Jahre jung und hatte ein fantastisches Gespür für meine Babies, war so präsent und hab feinfühlig beantwortet. Die ersten Jahre sind fürchterlich anstrengend, doch es ist das beste Return on investment, das ich mir vorstellen kann. Wir haben so viel gelacht und miteinander erlebt. Wann immer ich ein altes Familienvideo aus der Schublade krame (Ja, das waren noch DVDs!), hören meine Kinder diesen Satz am häufigsten: „Ma, ham’s wir schön g’habt.“ Mir stehen jetzt wieder die Tränen in den Augen, während ich das schreibe.
Denn: JA – manches würd ich heut anders machen. Aber auf noch viel mehr in diesen 21 Jahren Elternschaft bin ich unglaublich stolz.
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👶 Für alle, die gerade Eltern werden
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„Ich bin eine Zumutung!“ Das hat kürzlich ein reichweitenstarker deutscher Influencer geantwortet auf die Frage, warum er keine Freundin habe. Bis dato gab er allerhand – durchaus kluge – Sachen zum Thema Beziehungen und Beziehungsfähigkeit von sich. Man hatte immer das Gefühl: „Der hat die Beziehungsweisheit mit dem Löffel gefressen.“ Derweil liegt er meilenweit daneben und hat gleichzeitig recht. Ich erklär‘s dir.
Beziehung als Belohnung?
„Ich hab gedatet, ohne zu wiessen wie gesunde Beziehungen wirklich gehen. Wir alle stecken fest in einer Aneinanderreihung immer schlechterer Dates und ungesund werdenden Beziehungen. Mir fehlt selbst das Wissen, wie man Beziehungen führt, wie man auf gesunde Art Konflikte löst. Das ist fahrlässig. Grob fahrlässig.“
Er trifft einen Nerv mit seiner Aussage. Denn ob wir es zugeben wollen oder nicht: Wir alle sind in einer Form eine Zumutung für andere. Unvollkommen. Unfertig. Überfordert.
Doch die Wahrheit, die kaum jemand ausspricht: Beziehung war nie gedacht als Belohnung für fertige Menschen. Beziehung ist der Raum, in dem wir Beziehung lernen. In dem wir wachsen und uns entwicklen – wie alle Fähigkeiten, die es für erfolgreiche Beziehungen braucht. Beziehung ist der Weg des Wachstums, nicht das Ergebnis dieser Kompetenzen.
Beziehung braucht MUT. Nicht Perfektion.
„Ich date erst wieder, wenn ich weiß, wie man eine Beziehung führt.“ sagt der Influencer. Was irgendwie verständlich klingt, ist ein fataler Trugschluss. Denn Beziehungsfähigkeit lernt man nich im Kopf. Nicht in Büchern. Oder im stillen Kämmerlein. Sondern: im Kontakt. In der Reibung. Im Spiegel der anderen. Es ist kein Kurs, den man erst erfolgreich bestanden haben muss oder eine Leistung, die zu erbringen ist. Beziehung ist ein Lernfeld.
Und JA: das ist eine zu-MUT-ung. Jede Person, die es wagt, echte, tiefgreifende, verbindliche Verbindungen einzugehen braucht eine Menge MUT. Weil es eben nur mit anderen Menschen möglich ist, zu lernen, was wir im Umgang mit anderen Menschen brauchen. Somit ist es auch eine ZuMUTung. Für dich. Für mich. Für alle.
Die Illusion vom fertigen „Ich“
Ehrlicherweise sehe ich die Zukunft für den wortgewandten Herren trüb. Denn diese Zurückhaltung hat Folgen. Menschen gehen aus verschiedensten Gründen keine Beziehungen ein. Manche brauchen Zeit und Raum, um vorher Erlebtes erstmal zu verarbeiten. Viele danken aber vielleicht:
„Ich will niemanden verletzen, ich muss erst an mir arbeiten.“
„Ich will diesen Schmerz nicht mehr fühlen, wenn es wieder schief geht.“
„Ich muss mich erst komplett selbst lieben, bevor ich das von jemand anderem verlange.“
Und ja. Du wirst die beste Wertschätzung eines Gegenübers nicht gut annehmen können, wenn du dich selbst bei jeder Gelegenheit in Grund und Boden redest (oder denkst). Du wirst dich auch nicht von jemand anderem geliebt fühlen können, wenn du dir selbst nur mit Abscheu begegnest. Und du wirst höchstwahrscheinlich nicht respektvoll behandelt werden, wenn du dich selbst permanent in den Schatten stellst.
Doch je länger du dich zurück ziehst, desto weniger wirst du lernen, wie Beziehung wirklich funktioniert. Und desto größer wird der Abstand zwischen dem Menschen, der wir sind – und dem Menschen, der wir glauben sein zu müssen, um „beziehungsfähig“ zu sein.
Was wir über Beziehung wissen müssen, lernen wir in Beziehung.
So wie du Schwimmen nicht in deinem Wohnzimmer lernst (außer dort ist ein Indoor Hallenbad). Sondern indem du ins Wasser gehst, dich mit dem Element vertraut machst, untergehst – auftauchst – atmest und weitermachst. Niemand verlangt von Nichtschwimmern, dass sie im tosenden Meer ihre ersten Tempo machen. Wir sorgen für einen überschaubaren Rahmen, ein langsames Herantasten und ganz viel Anleitung samt guten Strategien von erfahrenen Trainerinnen.
Das machen wir auch in Beziehungen. Wir heiraten nicht vor dem ersten Date (außer in fragwürdigen TV-Shows), gründen gleich noch eine Firma zusammen und übernehmen die Verantwortung für Haus samt Kredit und drei Kindern. Was dem Schwimmen im stürmischen Meer gleichkommen könnte. Wir lernen uns kennen, verbringen mehr und mehr Zeit zusammen und lernen voneinander. Was von uns übrig ist, wenn alles weggeschält wird, was so an Fassade und gesellschaftlichen Masken aufgetragen wurde.
Das Unvermeidliche. (Was der Influencer noch nicht weiß.)
Der Influencer spricht in dem Video davon, erst wieder zu daten, wenn er weiß, was er da tut und keine Zumutung mehr ist, weil er sich weiterentwickelt hat.
Damit er niemandem mehr wehtut mit seiner mangelnden Beziehungsfähigkeit. Was er noch nicht weiß: auch erfolgreiche Beziehungen funktionieren so nicht.
Es gibt KEINE Möglichkeit, wie wir Beziehung leben, ohne der Gefahr zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. Denn Nähe macht verletzlich. Nicht, weil wir das so wollen. Sondern weil wir Menschen sind, lebendig und fehlerhaft. Es passiert uns – meist ohne böse Absicht. Drum haben so viele Menschen Angst davor, sich fest zu binden: die Chance einer tiefen, intimen, echten Verbindung gibt es nicht ohne dieses Risiko.
„Cause we‘re young and we‘re reckless. We‘ll take this way to far. It‘ll leave you breathless – or leave a nasty scar. Got a long list of ex-lovers. They‘ll tell you I‘m insane. But I‘ve got a blank space, baby. And I’ll write your name.“
Taylor swift – blank space
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen Verletzlichkeit und Fahrlässigkeit. Menschen, die vortäuschen, manipulieren oder berechnend sind – nur um eigene Vorteile zu haben – sollten Warnschilder tragen. Damit diejenigen, die es ernst meinen, sich zeigen und offenherzig in Verbingungen gehen, nicht von ihnen ausgedämpft werden. Den Mutigen gehört die Welt. Es sind die, die sich immer wieder trauen, sich einzulassen, verletzlich zu zeigen und alte Muster hinter sich begraben wollen.
Die Verantwortung liegt nicht darin, perfekt zu sein. Sondern darin, ehrlich zu kommunizieren. Konflikte nicht zu vermeiden, sondern mit viel Know-How zu gestalten und zu managen. Nicht besserwisserisch zu sein und zu wirken, sondern echter und aufrichtiger zu sein. Mit sich selbst UND dem Gegenüber.
Das klingt alles viel schöner als es in der Realität tatsächlich ist. Beziehungsarbeit ist oft auch anstrengend, mühsam, von Missverständnissen geprägt. Wir sind gefordert, unbequeme Wege zu gehen und kurzfristig Enttäuschung zu erleben, damit wir langfristig zufriedener sein können.
Beziehung = die ehrlichste Weiterbildung deines Lebens.
Stell dir vor, Beziehung wäre ein Masterstudium. Es ist nicht nur sehr viel Theorie und fundiertes Wissen notwendig, um richtig gut darin zu werden. Vor allem braucht es, damit es auf das Leben einen Sinn ergibt, einen Transfer in den Alltag.
Es gibt keine Prüfungen vor Kommissionen, denn du lernst bei jedem Gespräch
wie du wirklich zuhörst.
Wie du dich zumutest – ohne dich zu verlieren.
Wie du bleibst, auch wenn es unbequem wird.
Das Leben hört glaub ich nie auf, uns kleine Prüfungen zu schicken. Die uns Auskunft darüber geben, wie viel wir wirklich schon gelernt haben. Wo wir vermutlich noch etwas Nachhilfe brauchen. Weil wir ziemlich sicher NIE auslernen und somit bleiben, wie wir sind: menschlich, lebendig und ausbaufähig.
So wünsche ich dem Influencer im immer schwarzen T-Shirt die Erkenntnis, dass er sich nicht bis zum Umfallen optimieren muss, bevor es in einer ernsthaften Beziehung klappen kann. Und das Vertrauen und das Glück, ein Gegenüber zu finden, mit dem solche Lernerfahrungen möglich sind. Selbst so gut wie garantiert ist, verletzt zu werden oder selbst zu verletzen. Denn: in erfolgreichen Beziehungen gibt es auch Versöhnen und Verzeihen, Reparatur von schlechtem Benehmen. Auch wenn es nicht leicht ist – es ist definitiv möglich.
Das alles braucht MUT. Und es ist genau das, was die Welt heute so bitter nötig hat.
„Ich kann nicht mehr. Ich liebe ihn, aber so kann es nicht weitergehen.“
Wenn du diesen Satz schon einmal gedacht hast, bist du nicht allein. Zufriedenheit in der Beziehung entwickelt sich manchmal sehr unterschiedlich – und gelegentlich weit auseinander.
Dieser Blogbeitrag ist für dich, wenn du
besser verstehen willst, warum Männer Abwehrhaltungen gegen Beratung zeigen
Handfeste, fundierte Kommunikationshilfen brauchst oder
dir einen Hoffnungsschimmer ohne falsche Versprechungen wünscht.
„Frauen jammern doch ständig nur herum“ höre ich Männer oft beiläufig sagen, „… die brauchen das, damit es ihnen gut geht.“
PROBLEMVULKANE in BEZIEHUNGEN
Unbequeme Wahrheit zum Einstieg. Frauen sind evolutionsbedingt anscheinend diejenigen, die Unstimmigkeiten, Disharmonie oder Konflikte in Beziehungen schneller bemerken. Sie fühlen sich verantwortlicher für das Gelingen der Paarbeziehung (nach innen), Männer beschützen eher nach außen, sagt das Gottman Institute in den USA. Daher reagieren Frauen feinfühliger und flinker, wenn das Miteinander aus der Balance fällt. Wir sind die Seismographen für zwischenmenschliche Erdbeben oder, weniger charmant (wie es die Gottmans ausdrücken): die Problemvulkane in Beziehungen.
Einladung statt Eskalation
Wir bringen an die Oberfläche, spucken aus und sprechen an wenn etwas zwischen uns nicht stimmt. Damit sind wir für unsere Partner manchmal eine echte Plage, weil wir Alarm schlagen wenn sie die Erschütterung noch nicht einmal wahrgenommen haben. Und gleichzeitig ist diese Wahrnehmung wichtig und richtig. So können sich anbahnende Probleme oft schnell behoben werden, ohne zu eskalieren.
Was aber, wenn es keine Ruck-zuck-Lösung gibt, du dir als Frau professionelle Hilfe wünscht, doch dein Partner komplett abblockt? Beratung? Therapie? Keine Chance! Bevor du verzweifelst und vor der Aufgabe, ihn zu überzeugen kapitulierst – lies, was ich dir empfehlen würde.
BERATUNGS-ALLERGIE
Männer reagieren oft erstaunlich abwertend gegenüber der Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Dahinter stehen ernst zu nehmende Gefühle und Befürchtungen.
Angst vor Schuldzuweisungen („Dann bin ich der Böse“)
Kontrollverlust („Da reden zwei gegen mich“)
männliche Sozialisation („Ich muss stark sein – Probleme löse ich allein“)
Fehlvorstellungen („Das ist doch nur Gefühlsduselei“)
HOW NOT TO DO IT
Versuche also erst gar nicht,
ihn unter Druck zu setzen: „Wenn du nicht mitkommst, hat das hier keinen Sinn mehr!“
Ihn zu pathologisieren: „Du hast echt ein Problem, das solltest du dir anschauen…“
Ihn zu vergleichen: „Andere Paare kriegen das auch hin, reiß dich zusammen!“
So verständlich und menschlich diese Reaktionen aus meiner Sicht wären (selbst wenn du recht hast): sie bringen definitiv keine Verbesserung für eure Situation und schmälern eher die Kooperationsbereitschaft statt zu motivieren.
Ich empfehle dir stattdessen zu überlegen, welcher Typ Mensch dein Partner ist und wie du ihn am besten abholst in seiner Welt. Wähle eine passende Formulierung und bereite dich vor, in größt möglicher Klarheit und Direktheit – ohne Umschweife – mit ihm zu reden. Hier sind 5 Wege, die du – je nach Persönlicihkeitstyp – wählen kannst. (Weitere Tipps, wie du schwierige Gespräche führst, findest du hier.)
🧠 1. Der Rationale / Logiker
Denkt in Fakten, mag klare Strukturen, will nicht „rumsitzen und über Gefühle reden“.
Formulierungsvorschlag:
„Mir geht’s nicht darum, dass wir unsere ganze Beziehung auseinandernehmen – sondern dass wir beide mal einen neutralen Blick drauf bekommen. Vielleicht hilft uns das, schneller Lösungen zu finden, statt im Kreis zu diskutieren.“
„Das ist kein Psycho-Gequatsche, sondern eher wie ein Strategiegespräch mit jemandem, der den Überblick hat.“
🛡 2. Der Stolze / Kontrollierte
Will stark wirken, hat Angst vor dem Gefühl, sich bloßzustellen oder Schwäche zu zeigen.
Formulierungsvorschlag:
„Mir ist klar, dass du kein Fan von sowas bist – und mir bedeutet unsere Beziehung so viel, dass ich nicht einfach aufgeben will. Wenn du dabei bist, zeigt mir das: Du ziehst mit mit an einem Strang, statt uns runter zu ziehen.“
„Du musst nichts preisgeben, was du nicht willst. Es reicht schon, dass du da bist und hörst, wie ich das erlebe.“
😶 3. Der Unsichere / Harmoniebedürftige
Will keinen Streit, hat Angst vor Eskalation, meidet Konflikte lieber.
Formulierungsvorschlag:
„Ich möchte nicht streiten – ich wünsche mir einfach, dass wir wieder mehr auf einer Wellenlänge sind. Vielleicht hilft es uns beiden, wenn wir Unterstützung holen.“
„Ich merk, wie oft wir aneinander vorbeireden – das tut uns beiden nicht gut. Ein Dritter kann helfen, uns wieder besser zu verstehen.“
🚪 4. Der Verschlossene / Gefühlsvermeidende
Spricht selten über Emotionen, hat wenig Zugang dazu oder Angst vor Überforderung.
Formulierungsvorschlag:
„Es geht nicht darum, dass du dich plötzlich komplett öffnen musst. Ich würde einfach gern, dass wir beide jemanden haben, der uns hilft, uns nicht dauernd misszuverstehen.“
„Du musst nicht über Gefühle sprechen, wenn du nicht willst. Es reicht, wenn du dabei bist und mit mir zusammen versuchst, unser Miteinander zu verbessern.“
🧔 5. Der Praktiker / Bodenständige
Mag Lösungen, denkt in „Was bringt das konkret?“, meidet Theorie.
Formulierungsvorschlag:
„Ich will keine Dauerthemen mehr zuhause. Ich glaub, wenn wir uns da einmal gemeinsam Hilfe holen, sparen wir uns auf Dauer eine Menge Stress.“
„Wenn’s nichts bringt, lassen wir’s. Aber ich will wenigstens einmal probieren, ob das konkret was ändert.“
Und wenn er trotzdem NEIN sagt?
Erstmal: Kopf hoch, wenn es dich traurig, enttäuscht oder wütend macht. Deine Gefühle sind echt und wichtig und zeigen, dass dir eure Beziehung viel wert ist – sonst wäre es ja egal. Ich möchte dir Mut machen, folgende Tipps zu befolgen:
Gib nicht sofort auf sondern bleib dran! Manchmal braucht eine Idee Zeit.
Sprich immer wieder aus, was DU dir wünscht. Ohne ihn anzugreifen.
Geh zur Not auch allein. Das ist ein starkes Zeichen für Selbstfürsorge und kann auch Bewegung in das System bringen.
Silberstreif am Horizont
Wenn deine Bitten nicht gehört, deine Unzufriedenheit kleingeredet und deine Sorgen übergangen werden, obwohl du sie klar und eindeutig kommuniziert hast (und dein Partner das auch so gehört hat!) – dann frag dich ehrlich, was dich in dieser Partnerschaft hält. Wenn du hier genügend Gründe findest, sei getröstet.
Du kannst ihn ohnehin nicht zwingen, sondern nur einen Zugang eröffnen: ohne Druck, ohne Manipulation.
Denke dein Bemühen als Einladung zur Verbindung.
Und manchmal … beginnt genau dort Veränderung.
KOSTENLOSES & UNVERBINDLICHES ERSTGESPRÄCH
Die richtige Person für Beratung zu finden, ist (beinah) der wichtigste Teil! Daher biete ich kostenlose und unverbindliche Kennenlernstunden an, wo wir schauen, ob wir „zusammen passen“.
Ihr kommt als Paar in meinen Raum (online oder in Stadl-Paura) und wir besprechen alles, was zu einer Zusammenarbeit gehört, was ihr euch wünscht und ob ich die Richtige für euch sein kann.
Dann entscheidet ihr.
Was ihr zu verlieren habt? GAR NIX,
außer einer Stunde Lebenszeit, wenn ihr etnscheidet, dass das nix wird.
(Und selbst da habt ihr eine Erkenntnis gewonnen: nämlich, dass ich es NICHT bin. Voll okay!)
Unangenehme Gespräche in Beziehungen? Müssen sein! Wie du sie achtsam, klar und verbindend führst – und warum genau sie der Schlüssel zu mehr Tiefe und Nähe sein können.
Unweigerlich kommt es in langen Paarbeziehungen dazu, unangenehme Gespräche führen zu müssen. Egal ob es dabei um oberflächliche Dinge geht wie Wäsche aufhängen, einkaufen gehen oder Kindertaxi sein oder um tiefgreifendere Dinge, wie die partnerschaftliche und ebenbürtige Verteilung von Rollen, Raum und Ressourcen.
Nicht nur einmal stehen wir dabei am Abgrund dessen, was wir uns vielleicht in vielen Jahren zuvor aufgebaut haben. Manchmal fallen wir auch runter. Sich aus solchen tiefen Gräben wieder nach oben zu kämpfen braucht ein enormes Maß an Willenskraft, Engagement und auch ein wenig Know How.
Sepiakalypse – wenn das Gespräch zur Schlacht wird.
Von mir selbst weiß ich am besten: ich kann giftige Worte verspritzen wie der Sepiafisch seine Tinte, um den Feind zu eliminieren. Ich verletzte, weil ich selbst verletzt, verunsichert oder ohnmächtig bin. Keine schöne Erkenntnis. Aber wahr. Gerade, wenn man kommunikativ gut aufgestellt ist, hat man oft auch das Kanonenfeuer schnell gestartet. Die Wunden, die dabei aufgerissen werden, heilen leider viel langsamer als jede noch so große Wertschätzung anhält.
Darum ist es besonders für unangenehme Gespräche not-wendig, gut vorbereitet zu sein und sich genau zu konzentrieren auf das, was gesagt werden will. Nicht, um den anderen strategisch ins Aus zu manövrieren, sondern um möglichst verbindend, klar und bewusst vorgehen zu können.
Lass folgende 5 Tipps den Fahrplan für emotional fordernde Unterhaltung mit einem Liebespartner sein, die ich bei Jefferson Fisher, einem amerikanischen Anwalt und Kommunikationsexperten, gefunden hab:
1.) Selbstführung vor Gesprächsführung
Wähle eine Haltung des Wachstums (Growth Mindset) für dich selbst. Denke an die Konversation als Gelegenheit, dein Gegenüber besser zu verstehen und mehr über ihn oder sie lernen zu können.
Kündige das auch gern zu Beginn an:
„Ich möchte mit dir xy besprechen, mit dem Ziel dich besser zu verstehen und deine Beweggründe kennenzulernen.“
2.) Set the tone. (Den richtigen Ton setzen.)
„Schatz, wir müssen reden“ produziert bei den meisten Menschen beinah allergischen Ausschlag. Was klingt wie ein Bundesheerbefehl fühlt sich eben auch so an. Mach‘s besser und sag:
„Können wir über etwas sprechen, das mir wichtig ist?“ (Gibt dem Gegenüber eine Wahl und die Freiheit, mitzugestalten. Wenn das nicht gleich möglich ist, vereinbart einen verbindlichen Termin, der für beide passt.)
Spuck‘s aus und kündige gleich an, dass dieses Gespräch wahrscheinlich schwierig wird: „Ich weiß, das könnte jetzt schwer werden und ich bin bereit, das mit dir durchzugehen. “ (Es kann sein, dass dich dein Partner genau dann vom Gegenteil überzeugen will.) Gib ihm oder ihr eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung: „Ich möchte deine Meinung dazu hören, welchen Weg wir eher einschlagen sollten.“
So schaffst du einen guten Einstieg in das Gespräch. Sprich langsam und bedacht, mit fester und voller Stimme. Lass Pausen wirken und Gesagtes nachhallen.
3.) Grenzen wahren & Beziehung schützen
Während des Gesprächs empfehle ich dir, dich an einige Grundsätze zu halten.
Höre aktiver zu als du sprichst. (Listen louder than you talk.)
Lass dich nicht unterbrechen und hol die Kontrolle zurück: (aber statt: „Hey, ich bin noch nicht fertig!“ oder „Lass mich ausreden“ sag „Ich kann dich nicht hören, wenn du mich unterbrichst.“)
Der Ton macht die Musik. Weder du noch dein Gegenüber sollten respektlos, abschätzig oder zynisch werden. Wenn das passiert, kannst du so ruhig kontern: „Ich reagiere nicht auf diesen Ton.“ „Das ist unter meinem Minimum an Respekt.“ „Ich bin hier um zu reden, nicht überrannt zu werden.“
4.) Ausstieg aus dem Karussell
Wenn ihr euch mit Themen oder Aussagen im Kreis dreht, dann ist das ein Zeichen, dass es eine Unterbrechung braucht. Erkenne die Sackgasse und sag beispielsweise:
„Vielleicht ist es besser, wenn wir hier eine Pause machen.“
„Ich hab das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Lass uns raus nehmen und vereinbaren, wann wir das Thema weiter besprechen.“
GUTE PAUSEN = angekündigt und abgesprochen (nicht einfach davon laufen!!) MIT vereinbartem Termin zum weiter Reden!
5.) Verständnis fördern statt siegen wollen.
Meine Erfarhung ist: wenn du mit Menschen, die du liebst und die dich lieben, Konflikte austrägst und unangenehme Gespräche nicht vor dich herschiebst, fühlst du dich nachher besser verbunden, stärker in der Liebe und klarer in Bezug auf Beweggründe und Bedürfnisse des anderen.
Frag empathisch zurück: „Was hast du von mir gehört?“
Nicht passiv aggressiv sondern als Einladung zur Klärung und Sicherstellung, dass eure Botschaften beim Anderen angekommen sind.
Zeige, dass du an einer Lösung interessiert bist: „Ich möchte wirklich, dass wir das gut hinbekommen und bin bereit zu lernen, was es dazu braucht.“
So förderst du Verständnis und kannst mit deinem Partner wieder in Verbindung gehen, um zu reparieren, was womöglich vorher kaputt gegangen ist.
Denn ja: das passiert. Wir sind menschlich und machen Fehler, verletzen ohne es so zu wollen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass auch Profis wie Paarberaterinnen Konflikte haben und austragen. Weil wir genau so bedürftig, verletzlich und fehlbar sind wie jedes andere menschliche Wesen. Der große Vorteil ist jedoch: wir wissen, welche Erleichterung professionelle Begleitung sein kann und haben gut gefüllte „Werkzeugkoffer“, die beim Reparieren und Managen von Auseinandersetzungen helfen können.
Aus den dunklen Gräben wieder ans Licht nach oben kommen klappt. Und auch für mich ist das immer wieder anstrengend, mühselig und teilweise kompliziert. Doch einfach JEDES unbequeme Gespräch war letztlich und langfristig ein Steigbügel raus aus der Dunkelheit hin zu mehr Verbindung und Tiefe in der Beziehung.
Go for it. Auch wenn es noch so unüberwindbar scheint.
Meine bescheidenen Kochkünste sind schuld, dass wir als Familie selten daheim echte kulinarisch kreative Höhenflüge erleben. Ich bin fähig eine passable Bandbreite an gelingsicheren Rezepten in die Realität zu bringen. Für mehr fehlt mir nicht nur die Leidenschaft sondern auch die Kompetenz.
Jedoch hab ich seit jeher ein gutes Händchen beim Backen. Egal ob Blechkuchen, Torte oder Spritzgebäck – nur selten gelingt hier etwas nicht oder schmeckt schlecht. Das betrifft auch Brot und Weckerl verschiedenster Sorte. Was mich aber schon beim Zuschauen in den letzten Wochen fast den letzten Nerv gekostet hat: luftiges Sauerteigbrot mit knuspriger Rinde selbst zu backen.
Das Quittengelee unter den Brotteigen
Gleich vorweg: den Germteig für ein zugegeben fantastisches italienisches Weißbrot zusammen zu kneten, ihn ein wenig gehen lassen und dann mit schlauem Ofen zu backen ist eine Sache. Ich bin immer Team „quick & rough“ wenn es um solche Dinge in der Küche geht. Es war also definitiv nicht meine Idee, selbst mit Sauerteigbrot backen beginnen zu wollen. Doch unsere Tochter wurde ge-influenced und hin und wieder spielen Social Media Trends auch genussvolle Effekte in unser Leben. Aber, meine Güte. Sauerteig ist keine Erdmeermarmelade. Was ich vom Quitten-Gelee unter den Brotteigen schon aus der Ferne gelernt hab.
„Stretch & folds“ für ASMR Sound: ja, wir sprechen von Brot.
Schraubgläser mit unterschiedlichsten Kompositionen an Mehl und Wasser verteilen sich seit Wochen in unserem Wohnraum. Vom Kachelofen und der Fensterbank bis zur Anrichte und dem Kühlschrank: überall finde ich mehr oder wenig blubbernde Teigstarter, deren Gäraktivität akkurat mit am Glas angebrachten Gummiringen gemessen wird. Der Ansatz muss sich in Zeit xy genau um das Vielfache z vermehren, damit er verarbeitet werden kann. Doch da beginnt erst der richtige Spuk.
Von exakten Gärzeiten bei der optimalen Raumtemperatur, wiederkehrenden „stretch & folds“ alle 30 Minuten in den nächtlichen Morgenstunden bis hin zu perfekter Klebrigkeit und Konsistenz bevor Kälte, Dampf und Hitze das ihre tun, um leckeres Brot entstehen zu lassen: es sind gefühlt tausend Dinge, die man richtig machen soll, wenn man luftig lockeres Sauerteigbrot mit ASMR-Sound Kruste haben möchte. Ein Fehler auf diesem Weg und du kannst dir dein Ergebnis denken.
Bäurin vs. ChatGPT als Wissensquelle
Was wir hier in den letzten Wcohen erlebt haben, grenzte zwischendurch beinah an Lebensmittelverschwendung. Immer wieder die Fragen:
Warum ist der Teig nicht so aufgegangen.
Welches Mehl eignet sich besser für das Traumergebnis?
Kann man so jungen Influencerinnen wirklich ein Brotrezept abnehmen?
Wo lag der Fehler, wenn es nicht klappte?
Zu lang gegärt oder doch zu kurz?
Auch wenn die fertig gebackenen Brote allesamt gegessen wurden: sie waren nicht so, wie von unserer Tochter gewünscht. Sie las weiter, blieb dran und tüftelte. Sie befragte ChatGPT, ich Bäuerinnen und wir analysierten und lernten. Und heute war es endlich so weit: ein beinah perfektes Sauerteigbrot kam aus dem Ofen.
Halleluja, er ist aufgegangen.
Schon während dem Anschneiden – dem ultimativen Test, der erst tatsächlich die Luftblasen und Crunchyness des Brotes aufdeckt – fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sauerteigbrot hat so viel mit Beziehungen zu tun. Also fasse ich hier für dich zusammen, welche 5 Dinge du beim Brotbacken UND in Beziehungen brauchen kannst, wenn es richtig gut werden soll:
1.) KNOW-HOW Antonia sah sich Videos an, las Rezepte und recherchierte stundenlang, was es braucht, um so ein knuspriges und gleichzeitig luftiges Brot backen zu können. Wenn man etwas noch nie gemacht hat, braucht man als erstes: Wissen. Wie Beziehung geht, will auch gelernt sein. Das geht sehr mühsam und langsam während dessen man lebt. Oder mit Abkürzung durch geschickte Literatur, fachkundige Expertinnen oder geteilte Erfahrung anderer Menschen. In jedem Fall: Wissen aneignen hilft, auch wenn man immer die Freiheit hat, sich zu entscheiden, was man gut findet und was nicht.
2.) FEHLERKULTUR Wenn etwas nicht klappt, wie gewünscht, liegt irgendwo der Hund begraben. Das neben dem Ärger, Frust und der Enttäuschung anzuerkennen klingt schöner, als es ist. Fehler machen gehört nunmal dazu, besonders in Beziehungen. Wenn man sich nicht nur auf Glück verlassen will, braucht es einen positiven Zugang zum eigenen Scheitern und einen freundlichen Blick auf alles, was unvollkommen ist. So kann man den eigenen Mangel, das Fehlende und Hoppalas in wertvolle Erfahrungen verwandeln.
3.) LERNBEREITSCHAFT Das Rezept noch genauer lesen, Temperaturen checken, Teige studieren. Wir wollten unbedingt lernen, was es braucht, genau SO ein Brot zu backen. Am meisten hat wohl die Bereitschaft geholfen, es wirklich lernen zu wollen und der feste Glaube daran, dass es früher oder später gelingen wird. Begeisterung und Freude zwischendurch sind natürlich die perfekten Lernbooster und Motivatoren am Weg. Das darf auch in zwischenmenschlichen Beziehungen so sein: bei allem Lernen nicht auf die Liebe vergessen. Das Ziel – miteinander glücklich sein – vor Augen haben und gleichzeitig das zusammen unterwegs sein genießen können.
4.) DURCHHALTEVERMÖGEN Zwischen „das kann doch nicht so schwer sein“ bis „hab mich gern, ich geh mir so ein Brot kaufen“ hatten wir jede Stimmung durch. Ein so einfaches Lebensmittel wie Brot, das es günstig zu kaufen gibt, selbst machen braucht eine klare Entscheidung. Zeit ist hierbei ein bedeutender Faktor im doppelten Sinn. Du kannst Dinge nicht über‘s Knie brechen und abkürzen. Und es dauert, bis es gut wird. Warten, geduldig bleiben und den Dingen Zeit geben zählen nicht zu den Qualitäten, die in unserer Gesellschaft en vogue sind. Gleichzeitig braucht es manchmal das und nur das. Gepaart mit ein wenig Sturköpfigkeit … ähm, Beharrlichkeit.
5.) GENUSSFÄHIGKEIT Vielleicht bin ich da komisch. Manche Dinge schmecken mir besonders gut, WEIL ich sie selbst gemacht hab: Brot, Torten, selbstgezogenes Gemüse. Andere Dinge schmecken mir besonders, wenn ich sie NICHT machen musste: aufwendige Gerichte, Paniertes oder Cocktails. Fest steht: ich will mir unbedingt das Genießen erhalten und bewusst feiern, wenn meine Sinne verwöhnt werden. Meine Überzeugung ist: sonst werde ich ungenießbar. Das gilt auch für Paare. Wer nur mehr funktioniert, werkt und leistet, verpasst die schönen Dinge des Lebens oder nimmt sie nur im Vorbeilaufen wahr.
GENUSS AN auch ohne Garantieschein
Also klappe ich jetzt meinen PC zu und hole mir eine köstliche Schnitte von dem Brot, das heute endlich, nach vielen Fehlversuchen genau so geworden ist, wie es der Wunsch war. Ich höre es schon krachen, wenn ich die knusprige Rinde durchbeiße und das Wasser rinnt mir im Mund zusammen, allein vom dran denken.
Der nächste Sauerteigansatz arbeitet bereits im Schraubglas neben dem Spülbecken. Mal schauen, ob wir unsere Fertigkeiten beim nächsten Brot erneut so gut anwenden können.
Der erfahrene Mensch weiß: es ist erfreulich, wenn es geklappt hat – die Chancen steigen, dass es wieder gelingt, doch Garantieschein bekommt man keinen. Weder beim Sauerteigbrot, noch in Beziehungen.
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