von Kerstin Bamminger | Okt. 4, 2019 | Allgemein, Frauenstärke, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Kind und Karriere unter einen Hut bringen. Ein gesellschaftlich propagiertes Ziel, unterstützt von Politik und Wirtschaft, verbunden mit ewigen Forderungen nach immer mehr und immer länger geöffneten Kinderbetreuungseinrichtungen, weil anscheinend alle Frauen beides wollen sollen.
Dabei bekommen wir oft Rollenmodelle vorgesetzt, die mit der Realität einer durchschnittlichen Familie nichts zu tun haben und für alle heißt’s aber: so geht’s!
Ich hab mir Gedanken gemacht, was die ständigen Fragen rund um die Vereinbarkeit mit uns machen und was wir uns eigentlich wünschen.
Grundsätzlich, finde ich, ist in unserem Land per Gesetz sehr viel gut geregelt, was die Rechte auf Mutterschutz, Elternkarenz und Elternteilzeit angeht. Dass diese Regelungen nur bedingt genutzt werden, hat verschiedenste Gründe, einer davon ist sicher, dass meist die Jobs der Männer besser bezahlt sind und es nicht nur eine soziale und Wunschfrage ist, sondern vor allem eine wirtschaftliche.
Doch anstatt es uns untereinander dann etwas zu erleichtern, verstärken wir vorhandene Unsicherheit auch noch im persönlichen Umgang und machen uns (vielleicht oft auch unbewusst) Druck. Und wenn es andere nicht tun, machen wir das selbst im Sinn von “… bei anderen geht’s doch auch, wieso schaff ich das nicht?”
Druck entsteht schon bei der Tatsache, dass man bereits vor der Geburt des Kindes auswählen soll, welche Kindergeldvariante man haben möchte, sprich – wie lange man der Lohnarbeit den Rücken kehren wird, ohne zu wissen, welches menschliche Wesen in die Familie geboren wird. Man weiß nichts über sein Temperament, ob es genügsam ist oder pflegeintensiv, wie man die Umstellung als Familie schafft und wie sich das kindliche Schlafverhalten entwickelt und so weiter. Man entscheidet sich quasi für die Katze im Sack. So weit, so gesetzeskonform.
Wenn ich uns dann aber zuhöre, wie wir Frauen uns unsere Lohnarbeit erklären, wird mir oft ganz schlecht, weil wir (vielleicht oft auch unbewusst, schon wieder) rechtfertigen und Fragen stellen, die nicht sein müssen.
FRAGE 1: Wann fängst du wieder zu arbeiten an?
Am liebsten würde ich da drauf schreien: ich arbeite jetzt schon und jeden Tag, da Mama sein ein 24 stunden Job ist, leider halt keine Lohnarbeit, doch: “Ich arbeite!”. Wir meinen natürlich: “wann steigst du wieder in deine Erwerbsarbeit ein”, was nicht recht viel gescheiter ist. Erstens impliziert die Frage die Idee, dass frau das wieder tun wird und sollte und zweitens auch, dass man einen fixen Plan dazu hat. Ich hab diesen Druck selbst oft gespürt, auch wenn keine der Fragenstellerinnen mich in die Enge treiben wollte, es passiert allein durch die Frage. Und das, obwohl ich gerne und aus Überzeugung neun Jahre keiner Erwerbsarbeit nachgegangen bin. Eine Antwort darauf findet sich umso schwieriger, eigentlich tappen wir immer in eine Rechtfertigung, warum, wann, wieso und wieso nicht. Das bringt mich zu
FRAGE 2: Warum so wenig Stunden?
Na gut, vielleicht fragt das nicht gleich jemand, aber wie oft ich Mütter sagen höre: “Ich arbeite eh nur ….. Stunden (bitte beliebige Zahl einsetzen)!” ist unglaublich. Was heißt hier “nur”? Wir sollten uns nicht für unsere Arbeit entschuldigen, schon gar nicht bei Personen, die nicht zur Familie gehören. Mütter und Väter sollen die Entscheidung, wer wieviel und wann einer Erwerbsarbeit nachgeht um die Familienverhältnisse finanziell decken zu können, ganz allein entscheiden und es vor allem sich selbst recht machen. Was ohnehin schwer genug ist, denn es ist lang nicht so, dass das ein Wunschkonzert ist, sondern ein sensibles und oft ungerechtes Abwiegen von Interessen und Bedürfnissen, von wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, von Traum und Wirklichkeit.
Damit sind wir bei
FRAGE 3: Warum so viele Stunden?
Diese Frage wird meist gar nicht offen gestellt, eher hinter vorgehaltener Hand: “… oh, ihr ist die Karriere wichtiger als die Kinder, wozu hat sie denn welche bekommen?” Ja, so sind wir Frauen auch manchmal. Was irgendwie schade ist. Wir sehen nicht hinter die Kulissen und können nicht wissen, was die Beweggründe für Familien sind, sich früh für einen Wiedereinstieg mit vielen Stunden zu entscheiden. Und im Grunde geht es uns nichts an – allein dieser Familie soll es recht sein. Sie sind diejenigen, die es aushalten müssen und die Verantwortung tragen. Es können verschiedene Beweggründe sein, früh wieder viel im Erwerbsleben zu sein, nicht jede dieser Mütter ist deshalb gleich eine egoistische Karrierefrau.
Erwerbsarbeit und Familie gleichzeitig zu leben ist eine Herausforderung.
Oder wie Beate Meinl-Reisinger im Wahlkampf sagte :
“Ja, es ist immer eine Strudelei. Das geht doch allen so.”
Stimmt, diese ehrliche Botschaft ist ein wichtiger Schritt in der Vereinbarkeitsdebatte.
Bitte glaubt nicht, dass es leicht ist.
Bitte glaubt nicht, dass es einfach ist.
Wir können ALLES haben, aber ALLES GLEICHZEITIG ist schwierig.
Ehrlicherweise kann es nicht 100% Kind und 100% Karriere geben (so viel weiß ich noch von Mathe), zumindest nicht für eine Person und das ist für manche eine schmerzliche Botschaft. Verzichten, das hatten wir hier vor kurzem, ist kein Modethema unserer Gesellschaft. Die gute Nachricht ist jedoch: wir haben die Wahl und somit die Freiheit, uns nach unseren Prioriäten zu entscheiden. Jede Entscheidung FÜR etwas ist eine Entscheidung GEGEN etwas Anderes. Somit zahlt jeder und jede von uns auch einen Preis für das gewählte Modell. Und wenn man sich individuell und gut entschieden hat, zahlt man diesen Preis auch gern. Zumindest lieber als den “ANDEREN”.
Entscheidungen können getroffen, erprobt und erlebt werden und auch wieder geändert werden. Manchmal glaubt man, das Eine klappt, doch die Realität sieht anders aus und es braucht eine neue Lösung.
Kinder sind eine gemeinsame Verantwortung eines Paares. Egal, WER arbeiten geht, kann das nur tun, weil der zweite Partner die Verantwortung für die Kinder übernimmt, oder weil man gemeinsam entscheidet, die Kinder fremdbetreuen zu lassen.
Wenn man diese Haltung verinnerlicht, fällt es leichter, auf Augenhöhe zu diskutieren und dann ebenbürtige, mutige und individuelle Entscheidungen treffen zu können.
Wir Frauen brauchen starke Partner an unserer Seite, die Familienarbeit und Erwerbsarbeit gleichwürdig und gleichwertig sehen und mit uns zusammen eine Richtung finden und gehen wollen.
Und wir brauchen Kinder, die diesen Weg mitgehen können – und nicht mitgeschleift werden, weil es für sie eigentlich nicht passt. (Und Kinder brauchen jemanden, der DARAUF schaut!)
Das verlangt ganz schön viel Energie und Kraft, Ehrlichkeit und Reflexionsbereitschaft, Vertrauen und Zuversicht, Flexibilität und Hingabe und eine große Portion Optimismus.
Fragen wir also in Zuknuft lieber:
Wie geht es euch mit der Vereinbarkeit von Familie und Berufen?
Was gelingt euch schon gut?
Was wünscht ihr euch von der Gesellschaft an Unterstützung?
Apropos: was wünscht du dir von der Gesellschaft an Unterstützung?
Immer her damit in den Kommentaren …
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von Kerstin Bamminger | Sep. 26, 2019 | Allgemein, Leben, Selbstfürsorge
Reduktion. Verzicht. Weniger.
Keine Begriffe, die recht gut in unsere Zeit passen, denn wir leben in einer Gesellschaft in der es sexy ist, viel zu besitzen, reich zu werden, wo Stillstand als Rückschritt bezeichnet wird.
In diesem Beitrag gehe ich an den Rand meiner Comfort Zone und ein bisschen darüber hinaus. Wenn wir über Klimaschutz reden und was getan werden sollte, dann landet man zweifellos beim Thema Reduktion und welch mächtiger Hebel sie wäre. Welche Kraft in den reduzierten, einfachen Dingen steckt, das versuche ich, zu ergründen.
Wir nähern uns dem Ende der Klimastreikwoche und stehen vor einem globalen “Earth-strike” am Freitag, initiiert von der #fridaysforfuture Bewegung, der wieder Millionen Menschen weltweit auf die Straßen rufen wird mit der Botschaft: wir müssen aufwachen! Der Klimanotstand ist bereits ausgerufen. Und dennoch gibt es noch viel zu tun und umzudenken.
Es gibt kein ewiges Wachstum. Wir leben auf einem begrenzten Planeten, mit begrenzten Ressourcen und verhalten uns immer noch, als gäbe es keine Klimakrise. Ja, wir haben schon einige kluge Lösungen. Mehr als wir oft glauben. Manche der derzeitigen Lösungen vermitteln allerdings den Eindruck, wir könnten uns mit Geld, neuer Technologie oder Steuern aus dem Thema raus kaufen. Das wäre die bequeme Lösung.
Doch selbst wenn alle Autos, die wir so in Mitteleuropa haben, mit E-Motoren ausgestattet werden, sind es noch immer zu viele Fahrzeuge.
Selbst, wenn alle Kleidung, die wir kaufen ökologisch und fair und bio ist, ist es noch immer zu viel Gewand, das wir kaufen.
Selbst wenn aller Strom, den wir verwenden Ökostrom ist, verbrauchen wir immer noch zu viel Strom.
Spätestens seit dem wir den “earth-overshoot-day” kennen, wissen wir: wir leben über unsere Verhältnisse, was Ressourcen angeht.
Sechs Planeten! Autsch. Das ist eine extrem unbequeme Erkenntnis, denn: im Verzichten sind wir schlecht und noch mehr ungeübt. Zumindest viele von uns. Da nehme ich mich gar nicht aus.
Wir tun gern was für den Klimaschutz, doch auf die Flugreise im Sommer mit der Familie möchten wir nicht verzichten. Wir sind bereit den Stromverbrauch zu reduzieren, doch im Winter heizen wir unsere Wohnungen und laufen drinnen kurzärmelig herum, wie im Sommer. Wir nützen gern öffentliche Verkehrsmittel, aber wenn das Zugticket deutlich teurer ist, als die Autofahrt, steigen wir doch wieder lieber um.
Schon während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie es mir unwohl wird, weil mich diese Dinge genau so betreffen. Viel leichter fällt es uns, auf andere zu zeigen und zu sagen: Na, da sollen doch mal zuerst die vielen Berufsflieger einsparen, bevor ich auf meinen Urlaub verzichte. Die ÖBB sollen mal das Zugfahren preislich interessant machen, dann machen wir’s eh. Dass ich’s daheim ungemütlich hab, nur wegen dem höheren Stromverbrauch, kommt nicht in Frage.
Oder, wie man dann liest in Postings: So lange China so weitermacht mit dem CO2 Ausstoß können wir hier gar nix ändern.
Und so argumentieren wir und reden uns raus – die anderen bitte zuerst. Wir, was können wir hier (allein) schon ändern? Das sehen wir gar nicht ein.
Deshalb abwarten und Tee trinken ist keine Alternative. Wir brauchen einen Systemwandel und vor allem brauchen wir eine andere Haltung zu Veränderungen, die unser Lebensstil nötig hat.
Durch Reduktion, durch Verzicht kann auch etwas entstehen, dass wir in Wahrheit dringend brauchen. Wenn wir öfter mal zu Fuß gehen (oder mit dem Rad fahren) drosseln wir gleichzeitg das Lebenstempo, das uns ohnedies oft zu schaffen macht.
Wenn wir die Jeans mit Löchern (ja, ich weiß, das ist sowieso total “in”, aber nur, wenn die Löcher an den richtigen Stellen sind!) flicken, haben wir länger was davon und sparen Geld.
Wenn wir weniger Geld insgesamt ausgeben, brauchen wir weniger arbeiten und haben mehr Zeit – das kostbarste Gut überhaupt. Wenn wir weniger Spielzeug verschenken, sondern Zeit und gemeinsame Erlebnisse stärkt das Beziehungen . (Und mal ehrlich: wer hat nicht schon erlebt, dass Kochlöffel und Wäscheklammern und leere Dosen interessanter sein können als das neueste Playmobil.) Wenn wir Essensreste aufheben und verwerten, brauchen wir weniger kaufen oder können dann vielleicht öfter zu Bio-Ware greifen, was gesünder für uns ist. Wenn wir lernen, uns (anders) zu organisieren (Fahrgemeinschaft, Benützung von Werkzeug oder Gartengeräten, …) kommen wir ins Gespräch mit unserem Umfeld und bauen Netzwerke auf, die uns letztlich tragen. Wenn wir statt der Flugreise in den Zug steigen oder in Österreich urlauben, ist das mindestens genau so schön und erholsam – nur einfach anders schön!
Ja, wir brauchen Mut um diese Dinge zu wagen, um weniger wollen “gut” zu finden.
Ja, wir brauchen Pioniergeist, wenn wir Dinge zum ersten Mal anders tun.
Ja, wir brauchen Kraft, wenn der innere Schweinehund schreit: “Das ist unbequem!”
Ja, wir brauchen Ausdauer, weil es Zeit braucht, bis wir Veränderungen annehmen können.
Ja, wir brauchen Geduld, wenn wir andere mitnehmen wollen, die noch nicht bereit sind aufzubrechen.
Ich bin überzeugt, dass wir die Fähigkeiten haben, gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Lassen wir uns unsere Ideen nicht kleinreden. Geben wir weiterhin jeden Tag unser Bestes. Gehen wir auf unsere Kritiker zu und versuchen wir, ihre Angst (vor Veränderung) zu verstehen. Lassen wir ihre Wut nicht in unsere Herzen, sondern bleiben wir mutig.
Für unsere Zukunft.
Für unsere Kinder.
Für diesen Planeten.
Und für uns selbst!
Bei welchem Teil des Textes war dir unwohl? Lass uns darüber reden!
von Kerstin Bamminger | Sep. 12, 2019 | Allgemein, Elternbeziehung, Leben, Paarbeziehung, Selbstfürsorge
Unser Lebenstempo nimmt nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich und messbar zu. Nachrichten (das waren dann noch Briefe) dauerten vor 20 Jahren noch mehrere Tage, bis sie den Empfänger erreicht haben, die heute ich Sekundenschnelle verschickt sind. Manche können sich noch an Viertelanschlüsse beim Telefon erinnern. Bilder sah man nicht gleich auf einem Display, sondern ein 36-er Film brauchte einige Zeit zum Entwickeln. Und das sind nur ein paar wenige Beispiele.
Von Fast Food bis Fast Fashion ist fast jeder Bereich unseres Lebens von dieser Entwicklung betroffen und viele von uns würden lieber ein wenig bremsen – oder die Füße beim Fenster rausbaumeln lassen, als am Gaspedal zu bleiben.
“Owa vom Gas” ist ein Blog des Medienkulturhaus in Wels (mit Texten, Podcasts, Fotos, usw.), der die moderne Welt unter die Lupe nimmt und schaut, wie es den jungen Menschen in dieser Gesellschaft damit geht. Jung bin ich (zumindest fühl ich mich so) und so dachte ich: da mach ich mal mit. Denn:
Der Trend des Lebens auf der Überholspur macht auch vor uns als Familien nicht halt und beeinflusst unser tägliches Leben. Es gibt Familien, wo die gemeinsam verbrachte Zeit gegen Null tendenziert weil der Terminkalender derartig vollgestopft ist mit Notwendigkeiten – aber auch Freizeitaktivitäten. Manche fragt sich vielleicht: was genau tun wir hier eigentlich?
WEGE finden- bitte nicht noch ein TO-DO
Wege zur Entschleunigung finden. Manchmal leichter gesagt als getan, weil es – wie bei Vielem im Leben – kein Patentrezept gibt, das für alle passt. Wir haben kein Schulfach, das sich “Chillen” net, keinen Unterricht in “Meditation” oder “Achtsamkeit”. Also liegt es an uns, diese Dinge in unser Leben zu bringen, sie wenn nötig mit unseren Kindern zu lernen und in unseren Alltag zu integrieren, sie selbstverständlich machen. Damit das Entspannen nicht ein weiters TO DO ist, auf einer ohnehin endlos langen Liste, die es abzuarbeiten gilt.
Ich hab mir ein paar Gedanken gemacht, wie, wann und wo es uns als Familie gelingt, und zwar Kids und Erwachsenen halbwegs gleichermaßen, das Tempo zu drosseln, aus dem Hamsterrad auszusteigen und durchzuatmen. Vorsicht! Die Tipps sind einfach und leicht nachzumachen. Im besten Fall sind sie eine Ideenbörse für dich, eine Bestätigung dessen, was du eventuell schon tust oder ein Mutmach-Text, dass es langsamer, bewusster und einfacher gehen darf.
VORLESEN
Okay, ich oute mich als Vorlese-Addict. Unser Jüngster ist mittlerweile 9 Jahre und ich lese ihm immer noch vor. Weil es mich entschleunigt, weil es ihn entschleunigt. Das Lesen erfordert meine volle Aufmerksamkeit, ich kann nichts Anderes dabei tun (außer kuscheln) und so sind meine Gedanken ganz im Jetzt gebündelt. Eine ultimative Achtsamkeitsübung. Wenn jemandem das Vorlesen auch noch so Spaß macht – mit Stimmen verstellen, unterschiedlichen Lesetempi und Lautstärken – dann kann es, je nach Lektüre, von aufregend bis beruhigend alles sein. Eine gemeinsam erlebte Geschichte. Zudem motiviert es zum Selber-lesen (da ich manchmal an spannenden Stellen aufhöre) und die Tätigkeit geschieht in einem körperlichen Entspannungszustand. Perfekte Übung zum Tempo Drosseln, also.
BEWEGUNG
Wenn ich an die lustigsten und entspannendsten Momente mit unseren Kids bisher denke, hatte es immer etwas mit Bewegung zu tun. Beim gemeinsamen “zur-Schule-gehen”, beim Skifahren oder Wandern, beim Yoga oder gemeinsamen Spaziergängen entstanden oft die besten Gespräche, echte Begegnung, gemeinsame bezaubernde Ausblicke und dazu die körperliche Aktivität, die (besonders uns Erwachsenen) oftmals im Alltag fehlt. Bleibt man lang genug dran, kann der Körper gar nicht anders als Glückshormone auszuschütten und die entspannen uns definitiv, auch wenn der innere Schweinehund uns manchmal was anderes zuruft!
NATUR
Wir leben am Land. Und manchmal schätzen und nutzen wir dieses Geschenk viel zu wenig. Besonders ältere Kids finden das “in-den-Wald-gehen” oft eher unattraktiv und langweilig (ha!! das wollten wir doch!). Dennoch ist das Draußen sein, barfuß laufen, durch den Wald gehen, Naturmaterial sammeln eine wunderbare Erdung, die wir uns gönnen können.
(Das reimt sich, und … wie hat schon Pumuckl gesagt?! Was sich reimt, ist gut!)
Man braucht nicht erst eine wissenschaftliche Arbeit zu lesen um zu wissen: in der Natur entspannen wir uns, wir atmen tiefer und bewusster und die Ruhe und Stille sind eine willkommene Abwechslung zur sonst trubeligen Zivilisation.
ESSEN
Gemeinsame Mahlzeiten sind so viel mehr als Nahrungsaufnahme. Wenn auch noch beim zubereiten zusammengearbeitet wird, entsteht ein wunderbarer Raum. Für gemeinsame Zeit ohne Ablenkung (bei uns gibt’s schon lange am Tisch ein Bildschirmverbot), für herzliche Erzählungen, für genussvolle Momente und verbindende Gemeinschaft. Auch wenn einem das Kochen nicht unfassbar viel Spaß macht und die Kinder vor dem Essen maulen, zahlt es sich doch immer wieder aus, zumindest einmal am Tag rund um den Tisch versammelt zu sein.
SPIEL
Wie oft war ich das Pferd unserer Kinder, wie oft haben sie mich als Gast in ihrem “Wirtshaus” bedient, wie oft haben wir in selbst gebauten Schachtelhäusern und Deckenzelten gekuschelt. Das Spiel ist etwas, was wir Erwachsenen definitiv fast verlernt haben. Dabei kommt man so schnell wieder drauf, wie unterhaltsam es ist, sich mit den Kids oder allein darauf ein zu lassen. Am besten eigenen sich Spiele und Materialien, die frei und ohne Regeln bespielt werden können, wo es keine Gewinner oder Verlierer gibt (=kooperative Spiele) und wo viel Raum für Fantasie ist. Auch wenn wir uns zunächst überwinden (zum siebenhundertsten Kniereiter-Lied) bietet das Spiel wunderbare Zutaten zur Entschleunigung: Leichtigkeit, Fantasie und Freude. Was will man mehr.
MUSIK
Egal, ob Eltern musikalisch sind oder nicht: Musik gefällt jedem Kind. Musik kann beim Entspannen helfen (Einschlafmusik), beim Spannung abbauen (wenn du die Luftgitarre auspackst), beim Abreagieren durch gemeinsames Abhaken (es schaut dir niemand zu, also ist’s egal, wie es ausschaut!) oder beim lautstarken Singen, Klimpern und Klampfen. Beim selbst singen (und es ist gleich, ob das “richtig” ist oder nicht) atmet man besser, es werden Endorphine ausgeschüttet und zudem stärkt es das Immunsystem. Also: Ran an’s Instrument, oder Mucke an und losgeträllert!
GEMEINSCHAFT
Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Nämlich: hinsetzen, gemütlich sein, quatschen, zur Ruhe kommen und Termine Termine sein lassen. Die besten Feste für Familien werden in einem wunderbaren Buch (“Leitfaden für faule Elternschaft”) so beschrieben: reichlich Kinder in der einen Ecke des Gartens, reichlich Erwachsene (und Alkohol) in der anderen Ecke des Gartens. Diese Theorie kann ich praktisch bestätigen, vor allem wenn sich die eine Gruppe nicht zu sehr bei der anderen Gruppe einmischt und umgekehrt.
Ich merke, dass es uns an Möglichkeiten und Ideen kaum fehlt. Die meisten Dinge, die uns entschleunigen kosten kaum bis gar kein Geld, wir können jederzeit auf sie zugreifen. Jedenfalls die meisten von uns.
Also liegt es wohl an unseren Prioritäten. Denn, wie heißt ein schönes Zitat, dass ich heute gelesen hab:
Vielleicht sind alle diese hier beschriebenen Dinge für dich völlig unpassend. Vielleicht braucht ihr als Familie ganz etwas Anderes. Wunderbar – in der Vielfalt liegt die Lösung! Es ist gut und wichtig unterschiedliche “Zutaten” auszuprobieren um dann ein schmackhaftes Individualrezept zu haben – das Rezept, das für DICH und für EUCH richtig ist. Es zahlt sich aus, das zu erforschen. Denn:
Es geht um uns. Und unser Leben. Also, lasst uns die Segel richtig setzen.
Ich mach mir jetzt Kaffee. Und tu dabei nix. Und du?
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von Kerstin Bamminger | Aug. 12, 2019 | Allgemein, Leben, Selbstfürsorge
Vor der UNKRAUTphilosophie ging’s ja hier um das Thema Urlaub. Weiter gedacht um das Thema Familienzeit und wie man die gut und gemeinsam planen und gestalten kann.
Nicht nur (aber auch) durch den sub-optimalen Urlaub auf Sardinien haben wir gelernt. Und die Erfahrungen bis hier und heute zeigen relativ sicher, was man berücksichtigen sollte, wenn man gemeinsame Zeit gestalten möchte.
BEDÜRFNISSE BESPRECHEN
Geht es um freie Zeit als Familie, ist es sinnvoll, sich vorab darüber Gedanken zu machen, was man braucht und was man möchte in diesen oft so kostbaren Stunden, Tagen oder Wochen. Je mehr Personen in einem Haushalt leben, je älter die Kinder werden und je größer der Altersunterschied zwischen den Jüngsten und Älteren besteht, desto weiter klaffen oft Interessen, Wünsche und Bedürfnisse auseinander.
Es ist sehr oft ein echter Drahtseilakt diese Ansprüche zu balancieren und gleich vorweg: oft genug können nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden.
Zunächst mal braucht es aber Gelegenheit und Raum, wo alle Beteiligten äußern können, was sie sich von der Familienzeit (egal ob Wochenende, Urlaub oder nur ein gemeinsamer Nachmittag) erwarten, welche Wünsche sie haben und welche Ideen. Und es geht um die Kinder und die Eltern! Somit zeigen wir ihnen: menschlich sind wir ebenbürtig und ebenwürdig, wir sind alle gleich wichtig.
STEUER ÜBERNEHMEN
Dann kommt der Teil, vor dem sich (in meiner Beobachtung) oftmals Eltern drücken oder den Kindern unbewusst zu viel Verantwortung übertragen. Die Entscheidung, was passiert.
Eltern sind diejenigen, die sozusagen die Kapitäne des Schiffs sind. Sie steuern und lenken das “Familienschiff” und wissen über Möglichkeiten, Risiken und Gefahren des Gewässers bescheid. Die Kinder sind Passagiere, die mitreden und argumentieren dürfen und sollen. Was aber dann wie, wann und wo umgesetzt wird, braucht die Elterninstanz. Auch, weil man sich dadurch nicht bei allen “Passagieren” gleichermaßen beliebt macht.
Besonders, wenn (wie oben gesagt) die Wünsche weit auseinander liegen. Wenn zwischen Ruhe und Aktivität, Neuem und Bekanntem, Einfachem und Aufwändigem entschieden werden soll, dann geht sich meistens nicht alles aus.
GLEICHWÜRDIGKEIT HERSTELLEN
Elterliche Weitsicht, Achtsamkeit, Abwägung und Rücksichtnahme gehören dazu, wenn es um langfristige Balance und Gerechtigkeit in Punkto Bedürfnisse geht. UND: GANZ WICHTIG! Die Möglichkeit bzw. das Recht der Kinder, eine Idee der Eltern nicht gut zu finden (weil diesmal das eigene Bedürfnis oder der Wunsch zu kurz kommt). UND: das Recht der Eltern, auch mal “falsche Entscheidungen” zu treffen (wir lernen und lernen und lernen dazu).
Wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden können, ist das beziehungsorientierte Minimum: “Ja, ich sehe/höre, dass du dich ärgerst oder frustriert bist. Du hättest lieber etwas anderes gemacht. Es ist okay, wenn du sauer bist.” … und nicht: “… wir haben das aber so entschieden und jetzt freu dich doch bitte einfach mit uns!”
Oder: “Ja, das war verkehrt, wie wir das entschieden haben. Wir nehmen die Erfahrung und versuchen, es ein anderes Mal besser zu machen.”
Ich weiß.
Das so zu schreiben ist hundertmal einfacher als ein bockendes Kind auf einer Wanderung mit zu zerren.
Oder den griesgrämigen Partner im Wohnwagen auszuhalten.
Nicht alle in der Familie können und müssen immer alles gut finden. Wir Eltern nicht, dass wir das Steuer übernehmen und in der Verantwortung stehen und die Kinder nicht, dass manchmal auch Entscheidungen gegen ihr Bedürfnis / ihren Willen getroffen werden.
Als Gemeinschaft braucht es (manchmal Minimal-)Kompromisse, das Aufeinander-zugehen und auch das sich-gegenseitig-aushalten. Das klingt schöner als es ist. In der Realität sind das finstere Gesichter, trübe Mienen, stampfende Füße und auch öfter widerwilliges Geschrei.
Das alles ist Ausdruck dafür, dass Kinder an den Rand ihrer Kooperationsbereitschaft gekommen sind.
Wenn es uns gelingt, LANGFRISTIG eine Balance zu schaffen, lernen Kinder nicht nur, dass Bedürfnisse gehört und gesehen werden sondern dazu auch: so etwas wie Frustrationstoleranz, Rücksichtnahme und Teamfähigkeit.
Und diese Fähigkeiten brauchen wir neben vielen, vielen anderen für ein gelingendes Miteinadner.
Egal ob in Familie, Beruf, Kindergarten, Schule, in der Nachbarschaft … oder: im Urlaub.
Also dann! Wie geht ihr mit Urlaubswünschen um? Was versucht ihr zu berücksichtigen?
Lasst uns voneinander lernen!
von Kerstin Bamminger | Apr. 26, 2019 | Allgemein, Frauenstärke, Gute Worte, Leben, Selbstfürsorge
Leben ist ja Veränderung, ständiger Wandel und immer wieder Lernen. Du lernst dich dabei von verschiedenen Seiten kennen, entdeckst Eigenschaften, die du vorher nicht kanntest und überrascht dich wahrscheinlich öfter selbst, wie und was du alles schaffst.
Im Besondern wird das bewusst durch das MAMAsein. Wenn du in diese “neue Rolle” schlüpfst, bzw. sie dazu bekommst zu deiner Rolle als Frau, Partnerin, Tochter, Kollegin ,…. hast du schon allerhand Fähigkeiten erworben, Kompetenzen in verschiedensten Bereichen, kennst dich als Persönlichkeit und bist im besten Fall auch noch zufrieden damit.
Nun wird die Rolle als Mama noch mehr in dir zum Vorschein bringen. Noch mehr als du jemals zu träumen gewagt hast. Und eins sei gleich verraten: es sind nicht nur positive Facetten.
Es ist okay, ja WUNDERBAR, sich zu verändern, sich zu entwickeln und anders zu werden (ich finde den Wunsch “Bleib, wie du bist!” ja geradezu katastrophal, auch wenn er meist nett gemeint ist). Es ist sich zu hinterfragen und reflektiert zu sein, neugierig zu bleiben und vor allem dich immer wieder selbst zu überraschen mit allem, was da aus dir heraus kommt.
Was du denkst.
Wie du fühlst.
Was du brauchst.
Wie du handelst.
Was du kannst.
Mit einer Hand kochen? Kannst du.
Monatelang keine Nacht durchschlafen? Kannst du.
Unpünktlich (oder gar nicht mehr) bei einem Termin auftauchen? Kannst du.
Stillend durchs Haus laufen, weil das Ältere gerade aufs Klo muss? Kannst du.
Mit einem Fuß die Wippe außerhalb der Dusche schaukeln, während du dich wäscht? Kannst du.
Noch mehr Wäsche waschen, diese nicht bügeln und trotzdem anziehen? Kannst du.
Eiskaltes Essen gut finden, weil es zumindest Essen ist? Kannst du.
Einen Wutanfall über den mit Tomatensaft dekorierten Hochfloorteppich bekommen und durch ein Lächeln und ein kleines Wort der Dekorateurin versöhnt werden? Kannst du.
Das “Gemälde” des Zweijährigen an der frisch gestrichenen Wohnzimmerwand einrahmen statt es zu übermalen oder abzuwischen? Kannst du.
Unendliche Liebe zum Kind spüren und gleichzeitig so erledigt sein davon? Kannst du.
Deine Grenzen verschieben was Toleranz, Geduld, Ausdauer, Freude, Liebe usw. betrifft? Kannst du.
Und wirst du.
Mama sein ist oft schwierig, herausfordernd, ermüdend, nervtötend und zermürbend – und es ist auch belebend, lustig, einfach, herzerwärmend und interessant.
Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, wer du bist.
Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, was du kannst.
Es zeigt dir jeden Tag ein Stück mehr, wofür du stehst.
Was hast du schon gelernt?
Wo hast du schon deine Grenzen verschoben?
Wenn du es teilen magst, bitte gern in den Kommentaren …
von Kerstin Bamminger | März 6, 2019 | Allgemein, Leben, Selbstfürsorge
Wenn man im Alltag irgendetwas reduzieren möchte, braucht es keine im Kalender festgelegte Zeit dafür, keine besondern Feiertage oder Vorbereitungszeiten, man kann eigentlich jederzeit damit anfangen.
Allerdings geht es mir dabei so ähnlich wie beim Putzen. Das ginge auch theoretisch jederzeit und dauernd (und man wird irgendwie auch nie richtig fertig), doch es geht besonders gut wenn sich im Kalender etwas ankündigt. Oder jemand. Nicht, dass es notwendig wäre für jemand anderen als uns selbst zu putzen, doch mir fällt es leichter meine Energie dafür zu mobilisieren, wenn etwas bestimmtes ansteht.
So ähnlich ist das für mich auch mit dem Fasten. Ich mag es, mich auf diese kalendarisch festgelegten Zeiten einzulassen und sie zum Anlass zu nehmen um so etwas wie eine innere Inventur zu machen und auszusortieren. Wegzulassen, wovon es zu viel gibt oder was ohnehin nicht gesund für mich ist.
Da wir tendenziell von allen möglichen Dingen überflutet werden, hat mir folgende Anregung von der Pinnwand eines Altenheims gut gefallen:
FASTEN MIT ALLEN SINNEN.
Fasten mit den Augen. Das kann zum Beispiel sein: weniger Fernsehen, weniger Bildschirmzeit, weniger kritisch betrachten und den Blick – und die übrige Zeit – dafür verwenden, nach innen zu schauen: wie sieht es gerade IN mir aus. Welche Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse sind da?
Fasten mit den Ohren. Das kann sein: weniger Hintergrundberieselung durch Radio, sich ganz bewusst mehr Stille suchen und verschaffen, auf die leisen Töne hören, die oft zwischendurch nur ganz kurz zu hören sind, die eigenen leisen Töne erklingen lassen und wahrnehmen. Auf die innere Stimme hören und ihr bestenfalls folgen.
Fasten mit dem Mund. Das kann sein: auf bestimmte Lebensmittel verzichten, die entweder gesundheitlich oder ökologisch bedenklich sind, die meinem Körper guttun, wenn ich sie weglasse oder zumindest stark reduziere.
Das kann auch sein: verzichten auf verletzende Worte, auf Negativität in der Kommunikation, auf Verurteilungen, Bewertungen und Ignoranz.
Fasten mit den Händen. Das kann sein: die Menschen und Dinge sorgsam angreifen, dankbar dafür, dass es sie gibt. Weniger geschäftig sein und etwas weniger tun, dafür ein bisschen mehr sein und das besser genießen. Die Hände ausstrecken zu einem freundlichen Gruß, zur Versöhnung, zu einer herzlichen Umarmung. Zum Gebet.
Die Hände vor dem Herzen falten und dich selbst über die Hände mit deinem Herzen verbinden, indem Daumen und Brustbein sich berühren. Namastè.
Fasten heißt für mich: eingeschlichene Muster und Gewohnheiten liebevoll überprüfen und gegebenenfalls über Bord werfen. Sich befreien von dem, was mich in kleine Abhängigkeiten verstrickt und dadurch gewinnen:
an Freiheit, an Lebensfreude, an Leichtigkeit, an Sinnesschärfe.
Na, motiviert? Was fastest du?
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