Da sind wir also. Mehr oder weniger plötzlich erwachen wir in einer Situtation, die wir so sicher nicht geplant hatten, oder uns so wünschten. Ein Virus und sein Schatten verschaffen sich Raum – kaum jemandem, der nicht völlig abgeschottet von Nachrichten & Co lebt, war es wohl möglich, in den letzten Tagen einen kompletten Bogen um das Thema zu machen.
Es geht uns an. Und es geht uns alle an. Gedanken kreisen beständig um das Thema, der kritische Geist überlegt, was vielleicht Wahrheit und was Übertreibung ist, das bequeme Gemüt schreit auf, dass es keine Veränderung will, der sensationshungrige Zwerg in uns meint, gefüttert werden zu müssen und ganz nebenbei erwacht draußen, als ob sie nichts von all dem wüsste, die Natur.
Auch in Zeiten, in denen scheinbar alltäglichste Dinge über unseren Kopf hinweg bestimmt werden, uns verordnet werden, haben wir die Wahl. So wie wir immer irgendwie eine Wahl haben.
Wir können in Panik geraten, uns jede Schreckensmeldung anhören, wie verrückt unsere Lebensmittelvorräte aufstocken, Angst und Schrecken verbreiten und uns fürchten, weil alles momentan ach so schrecklich ist.
Und wir können Ruhe bewahren, Empfehlungen einfach beachten, unsere Nächsten schützen. Wir können Begrüßungsrituale verändern und dabei erleben, wie wir plötzlich viel bewusster auf den anderen achten, weil es nicht mehr so automatisiert ist. Wir können spielerisch an das Thema Händewaschen herangehen und unsere Haut dabei achtsam spüren. Wir können Kontakt zu den Großeltern vermeiden und schon jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen genießen. Wir können – wie Notfallsanitäter Mag. Gerry Foitik gestern treffend beschrieben hat – durch Rücksichtnahme zu Lebensrettern werden indem wir unser Leben für einige Zeit verändern.
Veränderung. Wunderbare Zeiten also für’s Gehirn. Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich Fan von allem Neuen bin, dass ich gerne selbst unbeschrittene Wege gehe und es mag, mich heraus zu fordern, ungewohnte Dinge zu tun, um im Kopf frisch zu bleiben.
Jetzt bekommen wir Veränderung quasi per Verordnungsschein. Wunderbar. Schulen und Kindergärten machen ab nächster Woche dicht. Alle möglichen Veranstaltungen sind abgesagt. Aufträge werden storniert und plötzlich wird aus einem vollen Kalender einer mit ganz viel Raum.
Jammern wir nicht allzu oft über das hohe Tempo?
Jammern wir nicht allzu oft über die vielen Termine?
Jammern wir nicht allzu oft über ärgerliche Verpflichtungen?
Nun – jetzt können wir mal ordentlich bremsen und uns auf das Wesentlichste reduzieren.
Und das, obwohl wir (noch hoffentlich lang) bei bester Gesundheit sind.
Eine Pause.
Ein Schnitt.
Eine Unterbrechung.
Und weißt du was? Ich bin nicht die Einzige, die sich ein bisschen darauf freut. Schon mehrere Menschen mit denen ich in letzter Zeit Kontakt hatte, haben schon Ideen, was sie “nun endlich” umsetzen möchten, weil durch diese außergewöhnliche Situation Zeit dafür entsteht.
Die Ideen reichen von “ich näh mir endlich mein eigenes Dirndl, der Stoff liegt eh schon so lang daheim” über “ich miste meinen Gewandkasten aus” bis hin zu “die Garage gehört dringend aufgeräumt”. Ich kann es schon jetzt fast fühlen, wie es sein wird, lang aufgeschobene Dinge erledigt zu haben – weil viele Alltagstermine ausfallen.
Natürlich bin ich in einer privilegierten Situation, denn es gibt Berufsgruppen und Menschen, die jetzt erst recht gefordert sind, vielleicht noch mehr arbeiten sollen und sich dabei in Gefahr begeben, über ihre Grenzen hinauswachsen müssen. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die durch ihr Tun diese Gesellschaft in einer Krise am Laufen halten und DANKE von Herzen.
Allen, denen die aktuellen Emfehlungen einen wirren Kopf bescheren, denen wünsche ich jedenfalls, dass es ihnen gelingt, RUHE zu bewahren, POSITIV zu bleiben, sich für LANGSAMKEIT zu begeistern, und immer davon auszugehen, dass es da LÖSUNGEN gibt, neue VERHALTENSWEISEN zu erproben und entdecken, zu WACHSEN mit der Aufgabe.
Bleiben wir zuversichtlich.
Bleiben wir achtsam.
Bleiben wir rücksichtsvoll.
Bleiben wir dankbar.
Bleiben wir gelassen.
Bleiben wir freundlich.
Bleiben wir in der Liebe.
Denn Angst macht definitiv krank. Auch ohne Virus.
Stay safe and enjoy your new current life.
P.S: derzeit stelle ich es mir durchaus idyllisch vor, mit den Kindern den neuen Alltag daheim zu gestalten, viel Zeit für Spiel und Natur zu haben, die sonst fehlt. Ein bisschen Lernen und HomeOffice dazu, nebst jeder Menge Familienzeit. Falls uns die Realität überholt und wir anschließend alle einen Lagerkoller haben, liest du es vermutlich nächste (oder übernächste) Woche … genau hier. 😉
Kommentar schreibenKommentare: 6
- #1Sandra g. (Donnerstag, 12 März 2020 22:31)Applaus, Applaus, für deine Worte!!
Kerstin, du hast das echt voll gut geschrieben!! Ich werde es weiterteilen und hoffe es sehen und nützen das viele so!!! - #2Bernhard (Freitag, 13 März 2020 02:06)DANKE KERSTIN, DAS IST ES!!
- #3Carmen (Freitag, 13 März 2020 07:28)Super, Kerstin! Danke für die schönen, wahren Worte. Diese Panikmache ist der Horror. Ich freu mich ehrlich gesagt auch auf die Zeir mit meinen Liebsten. ❤ Hab nicht Angst um meine Kinder oder mich – wir sind ja fit und lassen uns nicht unterkriegen. Aber meine Großeltern sind alt und gebrechlich. Das ist mir erst jetzt richtig bewusst geworden. Es liegt an uns, sie zu schützen. Wer mich kennt, weiß, ich bin ein Grund-positiver-Mensch�. Ich als Selbstverständige bin halt in einer etwas anderen Situation. Wenn ich nichts arbeite, verdiene ich auch nichts. Punkt. Partys werden auf unbestimmte Zeit verschoben, was ich auch verstehe. Das als Alleinverdiener, der gerade mitten im Hausbau steckt … momentan nicht die Beste Kombi�. Aber ich werde es schaffen! Der Virus ist hoffentlich bald in Griff zu bekommen und die Menschen verlieren ihre Angst und schätzen soziale Kontakte, die Tupperpartys mit sich bringen umso mehr. �� Wir werden in dieser Notsituation wieder näher zusammenrücken und uns wieder mehr umeinander kümmern. Füreinander da sein. Das werden wir Positives aus dieser Lage mit raus nehmen. Und es wird die Menschheit im Umgang miteinander stärken.
Ich wünsche allen das Wichtigste: xund bleib’n!!!! - #4Kerstin Bamminger (Freitag, 13 März 2020 09:02)Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen! Es freut mich, euch mitnehmen zu können.
@Sandra: Danke für den Applaus!
@Bernhard: It is, what it is! 😉
@Carmen: vollstes Verständnis unter Selbständigen. Es ist auch unbequem und wir kommen möglicherweise mit unseren Existenzängsten in Berührung. Das ist natürlich eine Herausforderung. Umso schöner, dass du auch der Meinung bist, dass ein positiver Geist jedenfalls hilfreich ist, wenn schon im Außen manches schwer wird. Ich versuche auch weiter die Chancen zu sehen. Die Möglichkeiten, sich zu verändern und daran zu wachsen, auch wenn es hart ist.
Wie hat schon Kelly Clarkson so schön enthusiastisch gesungen: “…. what doesn’t kill you makes you stronger!”
Bleibt’s g’sund! - #5Maddy (Freitag, 13 März 2020 11:04)DANKE für die aufbauenden und wahren Worte! Genau so muss man es sehen. 🙂
Mir ist auch nicht mehr wohl bei der Sache gewesen, aber mit deinem Beitrag hast du mir geholfen, es mit anderen Augen zu sehen. DANKE! Alles Gute, weiter so & bleibt gesund! - #6Susanne (Freitag, 13 März 2020 17:25)Wahre Worte Kerstin … ENTSCHLEUNIGUNG!!!!
Wieder Zeit haben für Wesentliches
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