von Kerstin Bamminger | Feb. 21, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Kinder sind höchst abhängig davon, wie wir Erwachsenen mit ihnen umgehen – besonders wir als Eltern. Wir können von ihnen nur Respekt erwarten, wenn wir selbst respektvoll sind. Wir können von ihnen nur Einfühlungsvermögen erwarten, wenn wir selbst empathisch sind. Wir können von ihnen nur Engagement erwarten, wenn wir sie auch machen lassen. (Bitte hier beliebig fortsetzen.)
Welche bedenklichen Entwicklungen es meiner Beobachtung nach durch Curling Eltern gibt, was das Verlassen von Comfort Zonen bringt und was eine Bob-der-Baumeister Menatlität ist, gibt’s hier und heute zu lesen.
“Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes,
wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt.
Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.”
Aristoteles
(384 – 322 v. Chr.), griechischer Philosoph
Dieses Zitat, das Aristoteles zugeschrieben wird, ist knapp zweieinhalbtausend Jahre alt. Was beweist, dass es scheinbar schon immer Zweifel einer vorangegangenen Generation gegenüber der Nachfolgenden gegeben hat.
Wenn man, wie ich, in verschiedenen Lebensbereichen mit jungen Menschen zu tun hat, wird man zwangsläufig mit den Eigenheiten der “Jungen” konfrontiert. Das ist oft wirklich spannend und erfrischend, weil jede Generation ein bisserl anders “tut” als die vorherige und wir davon profitieren können, wenn Dinge von Anderen anders gemacht werden.
Manchmal ist es auch ein wenig besorgniserregend. Was mich im Speziellen traurig macht, ist, wenn Kindern das Vertrauen in sich selbst abhanden kommt und der Wille, etwas erreichen zu wollen. Wenn sie verlernen, wie befriedigend es ist, sich für etwas anzustrengen und dann den Erfolg zu genießen.
Ich beobachte (und ja, das mag eine sehr subjektive Einschätzung sein), dass Kinder häufig nicht mehr aus ihren Komfort Zonen herauskommen. Sie machen das, was sie schon kennen und können, das, was “leicht geht” und wenn es wo besonderen Einsatz oder Engagement braucht, wenn etwas körperlich anstrengend wird oder etwas Mut und Zuversicht braucht heißt es gern: “Das kann ich nicht. Du musst das für mich tun. Das geht aber nicht. Das ist ja anstrengend.”
Und es folgt keine weitere Reaktion, weil ihre Erfahrung zu sein scheint: “… wenn ich das sage, oder mich so verhalte, kommt jemand, der mir die Tätigkeit abnimmt.”
Womit wir beim springenden Punkt sind. Es sind nicht die Kinder, denen hier etwas vorzuwerfen ist, sondern die Erwachsenen. Manche Eltern räumen von Beginn an alle Schwierigkeiten aus dem Weg. Das beginnt beim Spielzeug, das dem krabbelnden Baby entgegen gebracht wird, über Anziehservice von Kopf bis Fuß im Kindesalter bis hin zu bequemem Chauffieren der Jugendlichen, denen ein Gehweg nicht zugemutet wird.
Es gibt ein Wort für diese Art Elternschaft: Curling-Eltern.
Das sind Eltern, die sich permanent in der Nähe ihres Kindes aufhalten, es in seinen Aktivitäten überwachen, wie beim Curling, jede Unebenheit am Lebensweg wegpolieren, so dass der Nachwuchs ruhig die Bahn entlang gleiten kann.
Kein Wunder, dass sich solche Kinder dann beschweren, wenn es plötzlich uneben und steinig wird, wenn erste Hindernisse auftauchen und sie ihre eigene Energie darauf verwenden dürfen, etwas zu schaffen, einen Weg oder eine Aufgabe zu bewältigen und das nicht jemand anders für sie übernimmt.
Dabei hat es so viele Vorteile, wenn wir als Eltern mal den “Curling Besen” wegstellen und uns stattdessen (bildlich gesprochen) an die Bahn stellen und sie anfeuern, aufmuntern und anleiten. Wie sie es selbst schaffen können.
Ihnen zurufen, dass wir an sie glauben.
Ihnen – wenn gewünscht – mit unserer Erfahrung beiseite stehen.
Und – wenn nicht – sie auch mal auf die Nase fallen lassen können und dann da sind.
Um zu trösten, zuzuhören, auszuhalten.
Kinder – und davon bin ich fest überzeugt – wollen lernen, wollen sich entwickeln und sie wollen sich auch anstrengen. Das liegt in der menschlichen Natur. Sie haben grundsätzlich eine Bob-der-Baumeister-Mentalität (“Können wir das schaffen? JA, wir schaffen das!”).
Es ist jedoch möglich, dies abzutrainieren, worauf wir als Eltern bewusst verzichten dürfen.
Niemand wird sich wohl selbst (gern) als Curling-Elternteil bezeichnen und doch sind wir alle nicht geschützt davor, solches Verhalten zu zeigen.
Weil’s schneller geht, ihnen die Schuhbänder selbst zu binden, obwohl sie es können.
Weil’s bequemer ist, sie schnell zu fahren, als das Gejammer auszuhalten.
Weil’s sauberer ist, sie selbst zu füttern, obwohl sie den Löffel halten können.
Weil’s leichter geht, sie den Berg rauf zu tragen, als sie zum Gehen zu motivieren.
Weil’s einfacher ist, dem Wunsch nachzugeben, als die Gegenwehr auszuhalten.
Ich nehme mich nicht aus. Auch ich bin in mancher Hinsicht ausbaufähig und könnte den Kids noch mehr zutrauen oder von ihnen verlangen. (Siehe “Wir sind eine WG, kein Hotel!”)
Am Wichtigsten ist meiner Meinung nach, dass wir das Bewusstsein dafür entwickeln, wo wir sie sinnvoller Weise unterstützen und wo wir ihenn Dinge unnötiger oder bequemer Weise abnehmen.
Es gibt diesen schönen Spruch: “Outside your comfort-zone is … where the magic happens!”
Was heißen soll: lasst uns selbst und unsere Kinder immer wieder raus aus unseren Komfortzonen, den inneren Schweinehund überwinden, den Curlingbesen im Schrank versperren, ins kalte Wasser springen, das Unmögliche wagen ….. (nenne es, wie du willst)
… und lasst uns dann voll Freude darüber staunen, was möglich ist, was wir alles schaffen, was sie sich selbst zutrauen, wenn wir es ihnen zutrauen, wie wir alle zusammen über uns hinauswachsen und … die MAGIE dahinter spüren.
Hand auf’s Herz.
Wo entdeckst du dich im Alltag mit dem Curling-Besen?
Wo brauchst du mehr von der Bob-der-Baumeister-Mentalität?
Wo chillst du zu sehr in deiner Komfortzone?
Wo solltest du mal den Sprung ins kalte Wasser wagen?
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von Kerstin Bamminger | Feb. 6, 2020 | Allgemein, Elternbeziehung, Hilfreich, Leben, Paarbeziehung
Das Zusammenleben in Familien ist oft herzerwärmend, stärkend und unfassbar lehrreich weil man so viel miteinander erlebt, sich aneinander entwickelt und voneinander profitiert.
Familie ist daneben auch ganz viel Arbeit.
Wer übernimmt den Einkauf, wer schaut auf die Kinder, wer geht wann einer Erwerbsarbeit nach, wer wäscht, kocht, putzt, bügelt, wer kauft das Geschenk für den nächsten Geburtstag, wer organisiert den Babysitterdienst?
All diese Dinge lassen sich meiner Meinung in drei Pakete einteilen, die gut ausgehandelt werden sollen. Ein neuer Blick auf Arbeit ist dazu notwendig.
In Beratungen mit Paaren ist das immer ein heißes Thema. Die Aufteilung von Arbeit innerhalb einer Familie. Der größte Stolperstein dabei ist, wie ich finde, eine alte Sicht- und Denkweise, was als “Arbeit” gesehen wird – und was nicht.
Lange, lange Zeit gab es ganz einfach festgeschriebene Rollen – ein Partner geht arbeiten, der andere kümmert sich um Kind und Haushalt (= die Hausfrau, wie der schöne Name ja sagt). Dieses Modell (Patriarchat) war ja sogar bis 1976 in Österreich geseztlich verankert, und bis zum Jahr 2000 konnten Frauen nicht arbeiten gehen, wenn der Mann damit nicht einverstanden war, weil sie es einmal anders vereinbart hatten.
Bei diesen Jahreszahlen stellt es mir immer wieder die Nackenhaare auf – und gleichzeitig bekomme ich ein klein wenig Verständnis dafür, warum wir immer noch so viel Klärungsbedarf in diesem Feld haben: es ist noch nicht sooo lange her, dass die Uhren ganz anders tickten.
Wir brauchen ein neues Bild von aufzuteilender Arbeit in Familien. Es sind nicht nur zwei Bereiche, sondern drei. Und es ist höchst an der Zeit, dieses Wissen und diese Haltung endlich bei uns allen sickern zu lassen.
PAKET #1: Erwerbsarbeit
Wenn man nicht gerade millionenschwer geerbt hat, ist es üblicherweise erforderlich, dass jemand in der Familie einer Erwerbstätigkeit nachgeht – also den Lebensunterhalt verdient. Wir leben Gott sei Dank in einer Zeit, in der relativ frei entschieden werden kann, WER diese Aufgabe übernimmt und WIE man sich die Erwerbsarbeit aufteilt. Das gesetzlich festgeschriebene Recht auf Elternteilzeit gilt für Mütter und Väter (!!) und auch Karenzzeiten können geschlechtsunabhängig und recht flexibel in Anspruch genommen werden, was schon mal sehr fortschrittlich ist.
Wäre da nicht der Gender-Pay-Gap, also die tendenziell schlechtere Bezahlung von Frauen (besonders in typischen Frauenberufen), die eine echte Wahlfreiheit einschränken. Das ist eine Milchmädchenrechnung. Während bei Beamtinnen und Beamten lediglich knapp 4% Einkommensdifferenz besteht, verdienen Arbeiter fast 56% mehr als Arbeiterinnen. Da ist es dann relativ logisch, dass der Mann den Erwerb erledigt, wenn die Frau in der selben Zeit nur die Hälfte seines Bruttojahreseinkommens kassiert. Wer’s nicht glaubt, kann gern bei der Statistik Austria vorbeiklicken.
Zu Erwerbsarbeit in Familien sei auch noch gesagt: derjenige Partner, der diesen gesellschaftlich geschätztenTeil übernimmt, kann das NUR tun, wenn der andere die Care-Aufgaben schultert, der weder ausreichend bezahlt noch anerkannt wird. Was immer also in Familien erwirtschaftet wird, gehört beiden Elternteilen gleichermaßen. Das ist hoffentlich langsam selbstverständlich.
PAKET #2: Care-Arbeit
Unter Care-Arbeit wird jener Bereich verstanden, der mit dem Versorgen und Sich-Kümmern von Familienmitgliedern zu tun hat. Das umfasst zunächst natürlich die eigenen Kinder, später aber vielleicht auch irgendwann die Pflege von älteren Angehörigen, die auch auf die Erwerbsarbeit Auswirkungen hat.
Die Betreuung von Kindern, die ganze körperliche, emotionale und geistige Zuwendung, das Beaufsichtigen, sich beschäftigen ist hiermit gemeint. Der Taxidienst zum Ballet, die Vereinbarung des Kieferorthopädentermins, das Erinnern an die Klavierstunde, die Begleitung beim Üben für das Flötenkonzert, die Fahrten zum Tennistraining, zu Fußballturnieren, Übernachtungsparties (mit vorherigem Geschenkbesorgen), Freunde-Verabredungen, dem Nachkaufen zu kurz gewordener Hosen und T-shirts, gemeinsamen Aufräumnachmittagen in den Untiefen der Spielzimmer, dem Seelentrösten nach der verhauenen Mathe-Schularbeit und eskaliertem Freunde-Streit, dem Pflegeurlaub wegen krankem Kind bis zum Helfen oder Begleiten bei Schulveranstaltungen und CO …. you name it.
Diese Arbeit hat tausend Gesichter. Sie ist täglich variierend und manchmal einschläfernd eintönig. Sie ist nervenaufreibend und kräfteraubend, weil es stets um DAS geht, was vielen wohl das “wichtigste auf der Welt ist” – um die Kinder (oder später die Pflegebedürftigen). Die meisten von uns wollen das hier wirklich gut machen und strengen sich an. Was zwar belohnt wird – hoffentlich – mit guten Beziehungen, emotionalen Erlebnissen und dem Gefühl ihnen eine “sichere Basis” bieten zu können. Gesellschaftlich und wirtschaftlich, besonders im Hinblick auf unser Pensionskonto ist die Care-Arbeit aber so gut wie nichts wert.
Dabei basiert das ganze Wirtschaftssystem auf der Tatsache, dass diese Arbeit unentgeltlich (von Frauen) gemacht wird. Think about it.
Wer diese Arbeit in Familien übernimmt, ist verhandelbar. Ich hab ja selbst – und mache es immer noch – den Großteil der Carearbeit gerne übernommen, weil es mir wichtig ist und war, für die Kinder da sein zu können und ich neben dem monetären Wert vor allem den menschlichen geschätzt hab.
Das ändert aber nichts an der Ungerechtigkeit, wenn diese Arbeit im Außen und wirtschaftlich derartig unterbewertet wird. Besonders, wenn wir über Paket #3 zu reden beginnen.
PAKET #3: Haushaltsmanagement
“Moment, das gehört doch zur Hausfrau dazu, wenn die eh nicht arbeiten geht, ist doch klar, dass sie den Haushalt machen muss!”
NEIN. EBEN NICHT. Das ist genau der Punkt, den wir erkennen dürfen: Care Arbeit ist ein Full-Time-Job, und was Energie und Aufwand betrifft jedenfalls einer Erwerbsarbeit (mindestens) gleichgesetzt. Und dann ist da noch der Haushalt.
Wer sammelt die Wäsche, sortiert sie farblich, startet die Waschmaschine, hängt die Wäsche auf, legt sie zusammen, bügelt (wenn unbedingt nötig), wer schreibt auf was eingekauft werden soll, wer geht ins Geschäft, wer räumt zuhause alles in den Kühlschrank, wer räumt auf, plant und kocht das Essen, wäscht ab, wer saugt den Boden, wer putzt das Klo, wer macht die Betten, lüftet am Morgen und so weiter und so fort?
Während junge Paare ohne Kinder, die beide vollzeit erwerbstätig sind, zunehmend ebenbürtig und selbstverständlich diese Aufgaben aufteilen, fällt das oft ungeliebte Ressort bei Familien manchmal automatisch den Partnern zu, die sich um die Kinder kümmern.
Dabei ist es ein eigenes, zusätzliches Paket, das auszuhandeln ist. Zunächst unter den beiden Partnern, später innerhalb der ganzen Familie (je nach Altern und Kompetenz).
Die Fülle an Aufgaben, die ein – sogar halbwegs intakter – Haushalt erfordert ist immens. Wer mehr dazu lesen will, kann mal unter dem Hashtag #mentalload nachschauen.
Es braucht ehrliches Sichtbarmachen dieser Arbeit.
Es braucht öffentliche Wertschätzung dieser Tätigkeiten.
Es braucht ebenbürtige Aufteilung unter gleichberechtigten Partnern.
Arbeit ist unfassbar vielseitig und unterschiedlich beachtet. Jede und jeder von uns kann bestimmte Dinge besser als andere, macht bestimmte Tätigkeiten lieber als andere. Talente, Vorlieben und Wünsche können und sollen berücksichtigt werden in dieser Verteilungsdebatte. Vor allem jedoch erfordert es ganz viel Empathie und dann Organisationstalent, wenn man ebenbürtig, partnerschaftlich und gleichwürdig an diese Sache herangehen möchte.
Wir alle wollen was tun, wir wollen nützlich sein und wollen auch unseren Teil zum Gelingen des großen Ganzen beitragen. Arbeit ist etwas WICHTIGES und GUTES, sie gibt uns Sinn und erfüllt uns auch mit Dankbarkeit. Es kommt halt darauf an:
Auf das WIE.
Auf das WER.
Auf das WANN.
Auf das WO.
Auf das WIEVIEL.
Und wenn diese Dinge gut besprochen sind, ist das WARUM meist viel leichter zu ertragen.
Wir feilen grad (gefühlt) am meisten an Paket #3, wie es schon im Beitrag zu “Wir sind kein Hotel, sondern eine WG” zu lesen gab.
Wo hängst du am meisten? Und was habt ihr schon passabel ausgehandelt? Let me know 😉
von Kerstin Bamminger | Jan. 23, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
“Muss”. Ein mächtiges kleines Wort, das wir in unserem Alltag häufiger verwenden, als uns wahrscheinlich lieb ist. Bei der Verwendung erklären wir uns selbst, dass wir scheinbar unfrei sind, gezwungen zu Irgendwas, fremdbestimmt.
Dass lang nicht jedes “muss” ein Muss ist und wie du mehr ins “Dürfen” kommen kannst, damit du dich frei, selbstbestimmt und handlungsfähig erlebst, erfährst du in diesem Blog Beitrag.
Beobachte dich mal einen Tag selbst – oder schau in Gedanken auf deine Sprache und wie oft du dieses kleine Wort “MUSS” aussprichst. Es ist erschreckend, wie häufig es über unsere Lippen kommt.
“Ich muss aufstehen.
Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen.
Ich muss einkaufen.
Ich muss ein Projekt fertig machen.
Ich muss kochen.
Ich muss Wäsche waschen.
Ich muss die Mails beantworten.
Ich muss arbeiten.”
(Bitte hier beliebig fortsetzen.)
Die Verwendung dieses Wortes gibt uns den Eindruck, fremdbestimmt zu sein, in unserer Handlungsfähigkeit eingeschränkt und außerdem kommt bei den meisten “muss” auch ein deprimierendes Gefühl dazu – denn: wer lässt sich schon gern zu etwas zwingen (von wem auch immer)? Also macht es uns niedergeschlagen, es erhöht unbewusst den Druck auf uns und wir machen uns das Leben dadurch schwerer, als es in Wirklichkeit ist. Wir meinen, dadurch unseren Selbstwert zu erhöhen – oh, wie bin ich wichtig, was ICH alles “muss” – stattdessen passiert genau das Gegenteil.
Wir nehmen unserem Tun die wahre Bedeutung, machen uns klein und abhängig.
Nun hör ich schon manche schreien: “…aber ich muss doch aufstehen und Essen kochen! Ich muss die Kinder bringen, und die Wäsche muss auch gewaschen werden, glaub mir – und das ist wirklich nicht lustig.”
Stimmt. Fast.
In meinem Workshop “Positive Sprache” sag ich dann meist: denk mal den Gedanken fertig.
- Was passiert, wenn du nicht aufstehst? (Du bleibst liegen und der Tag geht vorbei.)
- Wenn du die Kinder nicht bringst oder abholst. (Die Kinder sind daheim oder sich selbst überlassen oder warten vergeblich.)
- Wenn du nicht einkaufen gehst. (Es ist nichts zu essen daheim).
- Nicht kochst und Wäsche wäscht. (Es gibt keine ordentliche Mahlzeit und dreckige Wäsche.)
- Nicht arbeitest. (Vermutlich verlierst du irgendwann deinen Job.)
Willst du das?
Wenn die Antwort an dieser Stelle ja ist, dann weiß ich nicht, was dich davon abhalten sollte, genau das zu tun: aufhören mit dem Müssen.
Und wenn die Antwort NEIN ist – kannst du das Wort ganz einfach tauschen.
In ein “DARF”. Wenn du nämlich diese Dinge durch eine Brille der Dankbarkeit betrachtest, wirst du ganz schnell bemerken, dass viele deiner Verpflichtungen eine freiwillige Entscheidung sind. Möglichkeiten, die wir haben. Chancen und Handlungsräume.
“Ich muss aufstehen!”
Nein, du darfst aufstehen und du kannst aufstehen. Wie viele Menschen mit Verletzungen oder Beeinträchtigungen würden sich zwei gesunde Beine wünschen, mit denen man einfach aus dem Schlafzimmer spazieren kann? Du darfst aufstehen, deinen Tag nützen und etwas Gutes daraus machen.
“Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen!”
Nein, du musst es nicht tun. Wenn sie nicht selbst wohin gehen oder Öffi fahren, dann überleg, warum du die bringen willst? Weil dir ihre Sicherheit wichtig ist? Weil es einfacher ist? Weil die Zeit zu knapp ist? Weil du sie nicht in der Dunkelheit stundenlang in der Stadt warten lassen willst? Dann freu dich, dass du die Möglichkeit hast und dein Kind bringen oder abholen darfst.
“Ich muss einkaufen!”
Ist es nicht eher so, dass die meisten von uns in der glücklichen Lage sind, einkaufen gehen zu können? Weil Geschäfte in unmittelbarere Nähe sind, wir Möglichkeiten haben, Waren zu bekommen und sie heim zu bringen, weil wir das Geld haben um dafür zu bezahlen. Wir können es uns leisten, einkaufen zu gehen. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit. In Teilen dieser Welt sind unsere Supermärkte Luxusgeschäfte. WIr dürfen und können einkaufen, glücklicherweise.
“Ich muss kochen!”
Oh nein. Ein Klassiker. Zunächst mal: nein, man kann auch auswärts essen, sich etwas holen, fasten oder kalt essen. Warum also kochen? In meinem Fall ist es, weil mir gesunde Ernährung wichtig ist, eine gemeinsame Mahlzeit einen hohen Stellenwert hat, weil mir tägliches “take-out” Essen zum Hals raus hängen würde und es zudem günstig und ressourcenschonend ist. Außerdem: ich muss nicht erst Feuer machen, sondern starte per Knopfdruck in einer wunderbar ausgestatteten Küche und ich bestimme (meistens), was auf den Tisch kommt.
“Ich muss Wäsche waschen!”
Interessant wäre es ja – wie lange kommt man ohne Waschen aus? Wann wird man tatsächlich eine Belastung für das Umfeld und stinkt sich vielleicht sogar selbst an? Schon mal ausprobiert? Ich nicht, weil ich im Zweifelsfall wieder dankbar bin, eine Waschmaschine zu haben und nicht (so sehr ich Bullerbü liebe – wie dort) im kalten Bach die Wäsche sauber zu bekommen versuche. Wenn du Gewand hast, das du waschen kannst, hast du schon mehr als viele andere Menschen in ärmeren Ländern. Sie waschen und auf sie zu achten ist Dankbarkeit.
“Ich muss arbeiten!”
Das (für manche) Schwierigste kommt zum Schluss. Und dennoch: nirgendwo steht geschrieben, dass wir arbeiten müssen. Doch die Meisten von uns wollen es. Zumindest, weil wir dadurch Geld verdienen, das uns ein freieres Leben ermöglicht. Arbeiten zu können, ist eine Chance – wertvoll zu sein, einen Beitrag zu leisten, Talente und Fähigkeiten zu beweisen. Leider stecken viele Menschen in Jobs, die weit weg sind von Erfüllung, Selbstverwirklichung und gerechter Bezahlung. Dennoch: Arbeit ist ein wichtiges Element für ein erfülltes Leben. Also freu dich, wenn du arbeiten kannst.
Zwischen müssen und dürfen versteckt sich also die DANKBARKEIT. Jedes “MUSS” ist eine Einladung an dich, zu überprüfen, ob es wirklich ein Zwang ist, oder du einfach vergessen hast, warum du manche Dinge tust.
Wenn du Dankbarkeit finden kannst: wunderbar.
Wenn du sie nicht entdeckst: dann hast du meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: entweder dieses “MUSS” nicht mehr weiter zu tun. Oder, wenn dir das “darf” so gar nicht behagt, lass wenigstens das “muss” weg und sag:
“Ich koche. Ich hole die Kinder. Ich wasche die Wäsche.”
Damit erlaubst du dir wieder, selbstbestimmt zu handeln und freier zu entscheiden, bewusster durch den Tag zu gehen und die Leichtigkeit damit mehr einkehren zu lassen.
Du willst noch mehr dazu wissen? Dann komm gern in den Workshop “Positive Sprache” (TERMINE)– da geht’s dann außerdem noch darum, dass wir die meisten “MUSS” zusätzlich “nur noch schnell” erledigen …! Na Bravo!
Jetzt interessiert mich natürlich: musst du noch oder darfst du schon?!
Welches “muss” fällt dir besonders schwer? Einfach in die Kommentare schreiben …!
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von Kerstin Bamminger | Jan. 10, 2020 | Allgemein, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
9 Ideen, um flexibel zu bleiben
Gewohnheiten, Routinen, Alltag. Viele Dinge in unserm täglichen Leben sind wiederkehrend, wir erledigen sie auf die gleiche Weise, wir ziehen gewohnte Bahnen.
Was für Kinder und auch Erwachsene eine wichtige und gute Grundlage für ein stabiles Lebenshaus ist, kann auch beizeiten zur Einengung werden. Der Grat zwischen Sicherheit und Einschränkung, die solche Rituale, Abläufe und Strukturen bieten, ist oft schmal. In Zeiten der Veränderung ist es wichtig und notwendig, flexibel zu sein und zu bleiben. Sich anpassen zu können, an sich verändernde Umstände.
Das fällt uns manchmal leicht und manchmal schwerer. Die Gehirnforschung weiß, dass die “Bahnen” die oft befahren werden, gut ausgebaut sind und das “befahren” sich daher für uns leicht anfühlt. Wenn wir hingegen etwas Neues probieren, “rumpelt” es manchmal ein bisschen, weil die “Bahn” im Gehirn eben erst grade gebaut wird, oder eben noch nicht so gut befahren, wie andere, die wir schon tausende male genützt haben. Je mehr verschiedene Bahnen unser Gehirn bauen kann, desto besser. Doch die Bequemlichkeit, der innere Schweinehund oder gute alte Traditionen halten uns oft zurück, Neues zu wagen.
Nicht zu letzt deshalb versuche ich heuer schon zum wiederholten Mal jeden Monat etwas zu tun, was ich noch nie zuvor im Leben gemacht hab.
Heute geht’s hier also einfach darum, wie du in kleinen Schritten immer neue Bahnen bauen kannst, welche (oft MINI-) Schritte du gehen kannst, damit dein Geist lernt, beweglich zu bleiben oder zu werden.
Na, hast du Lust bekommen, dich selbst ein wenig herauszufordern und flexibel zu werden wie ein Gummiringerl?
Dann schnapp dir eine der folgenden Ideen (oder mehrere) und …. los geht’s!
1. Anders gehen. Geh deinen täglichen Fußweg (wohin auch immer) einmal anders: geh 50 m rückwärts (und denk nicht an die Leute, die dich dabei sehen 😉 !), geh sie besonders schnell, besonders langsam oder hopse dabei. Letzteres ist nur für Mutige!
2. Die andere Hand. Nimm mal nicht deine “dominante” Hand bei den alltäglichen Erledigungen: Zähne putzen, umrühren mit dem Kochlöffel, Haare bürsten, Waschmaschine einschalten … – spätestens hier wird das Prinzip mit den gut ausgebauten “Straßen” im Gehirn klar!
3. Stell die Welt auf den Kopf. Umkehrhaltungen sind nicht nur im Yoga cool (und machen angeblich jünger??? – also, looooos!!) sondern verändern augenblicklich unsere Sicht der Dinge. Knie dich einfach hin und bring deinen Kopf (weiche Unterlage ist hilfreich) auf den Boden. Das ist eine wunderbare Erdung, übrigens, da kommt richtig Energie auf! Hände neben den Kopf zur Unterstützung und dann nach Lust und Laune den restlichen Körper über den Kopf bringen (nur so viel Gewicht, wie du angenehm empfindest!!). Wie schaut deine Welt von hier aus aus?
4. Lebensmittel. Ich glaub, die Kassiererin im Supermarkt könnte Listen anfertigen, von Produkten, die wir immer wieder kaufen. Manches davon ist aus Überzeugung und weil langjährig erprobt und beliebt gekauft, anderes aus Gewohnheit. Kauf nächstes Mal ein Produkt, dass du noch nie gegessen hast und wo du keine Ahnung hast, wie es schmeckt. Es empfiehlt sich, nicht gleich eine Großpackung zu nehmen (falls du es doch nicht magst!).
5. Neue Wege. Immer dieselbe Laufstrecke? Immer derselbe Berg beim Wandern? Immer dieselbe Spazierrunde? Überrasch dich doch mal selbst und beweg dich wohin, wo du noch nie oder schon lang nicht mehr warst!
6. Kopf hoch. Wie oft zeigt dein Kopf nach unten (zur Zeitung, dem Buch, dem Smartphone, zur Arbeit…) und wie oft am Tag zum Himmel? Schau nach oben, entspanne in der Weite deine Augen, betrachte die Wolken, die jeden Tag anders aussehen (und nie wieder genau so wie jetzt). Wer den Kopf viel “hängen lässt”, neigt eher zu Depressionen! Also: Kopf hoch!!
7. Flexibler Plan. Du gehst immer am selben Tag einkaufen? Wäscht am selben Tag die Bettwäsche? Hast einen fixen “Putztag”? Was mir ja von Grund auf unerklärlich ist, praktizieren viele Menschen scheinbar wirklich und finden diese Struktur beruhigend. Ich hab eine ganz verrückte Idee: bügle mal dienstags statt freitags. Kaufe mal montags statt donnerstags ein. Einfach so zum Spaß – und beobachte, wie sich die Äffchen in deinem Kopf darüber aufregen!!!
8. Raus aus der Blase. Wir bewegen uns oft im Alltag in einer “Blase”, hören und lesen von denselben Themen, umgeben uns mit ähnlichen Menschen, die ähnliche Meinungen und Interessen haben. Schmeiß dich mal raus aus diesem Feld. Lies mal auf einer Facebookseite der Partei, die du nicht leiden kannst. Schau dir eine Doku über Extrembergsteiger an, obwohl du wandern nicht magst. Lies ein Buch über ein Thema, dass du hasst. Versuch zu verstehen, was deine Kinder an einem bestimmten digitalen Spiel so toll finden. Und dann kannst du wieder ganz verwundert in deine eigene Bubble zurück kommen (… oder, wer weiß schon – bereichert sein!).
9. Körper über Geist. In unserer doch sehr verkopften Welt vergessen wir manchmal, wie nützlich unser Körper sein kann, wie viel Informationen er uns gibt und wie er mit uns spricht (O-Ton, Yoga Trainer!).
Wir können unseren Körper nützen um Flexibilität zu trainieren, wenn der Kopf sich schwerer tut: übe immer wieder, dich in alle möglichen Richtungen zu verbiegen: Vorbeugen, Rückbeugen, Seitbeugen, Drehbewegungen in der Wirbelsäule, Umkehrhaltungen (ach, das hatten wir ja schon…). Na, jedenfalls ist meine Überzeugung auch die: der Körper macht’s vor und der Geist macht’s nach. Es ist definitiv einen Versuch wert.
Rituale, Gewohnheiten und feste Abläufe sind oft in unserem Leben, weil der Alltag dadurch leichter, effizienter und planbarer wird – was uns ja auch gut tut. Als kreativer Kopf und jemand, dem übertriebene Ordnung sowieso irgendwie suspekt ist, liebe ich halt solche kleinen Challenges und habe auch selbst über die Jahre erlebt, was für ein Geschenk es ist, flexibel zu sein, sich selbst als handlungsfähig und selbstwirksam zu erleben und wie es mich auch weich und beweglich macht, mich auf diese Weise zu fordern. (Im Übrigen merke ich gerade, dass ich wahrscheinlich ziemlichen Yoga-Entzug hab, wenn ich mir die Ideen so lese.)
Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß beim “Strabag” spielen im Gehirn und lustige, aufschlussreiche Erfahrungen. Du hast noch andere Ideen, wie wir unsere gewohnten Kreise behutsam stören können? Wunderbar, lass uns doch hier teilhaben…
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von Kerstin Bamminger | Jan. 3, 2020 | Allgemein, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Ein neues Jahr beginnt. Irgendwie steckt da doch immer etwas Magie drin. Nicht nur Hermann Hesse hat das in seinem Stufengedicht gespürt, wir spüren es (glaub ich) alle. Obwohl ich mich heuer gefragt hab, was so Besonders ist an geänderten Jahreszahlen merke ich die Kraft und Energie, die in diesen Tagen einfach da ist, die Motivation ein “gutes Neues Jahr” zu starten und das alte gut hinter sich lassen zu können.
Was ist nun hilfreich, wenn man sich aufmacht in ein neues Jahr? Auf welche Dinge soll man sich konzentrieren? Wonach orientieren, wenn es 365 neue Möglichkeiten gibt, den Tag zu leben?
Nun, viele dieser Fragen dürfen und sollen natürlich individuell beantwortet werden, weil wir einfach unterschiedlich sind und VERSCHIEDENE Dinge, Personen, Erlebnisse und Werte uns glücklich machen. Es gibt aber ein paar Haltungen, die jedem und jeder von uns gut tun, unabhängig von unseren persönlichen Zielen, und wahrscheinlich dazu führen, dass das nächste Jahr ein Gutes wird.
#1: Dankbarkeit
Wenn man etwas Neues beginnt, darf man vorher das Vergangene abschließen und hinter sich lassen. Am besten geht das mit einer guten Portion Dankbarkeit für alles was war. Dafür kannst du zum Beispiel eine Liste mit Dingen erstellen, mit Momenten, Menschen, Begegnungen, Erfolgen, oder was auch immer, für die du im vergangenen Jahr dankbar warst. Es ist immer wieder schön, sich selbst zu bestätigen, was gut war, das durch Aufschreiben sichtbar zu machen und sich nocheinmal darüber freuen.
Auch für deine trüben Erlebnisse, Misserfolge, Kränkungen und Verletzungen kannst du das tun und sie bei Gelegenheit in ein Feuer werfen und so loslassen und in etwas Gutes verwandeln.
Das ist auch Dankbarkeit.
#2: Zuversicht
Daran glauben, dass etwas Gut wird. Daran glauben, dass man es schaffen kann. Daran glauben, dass man auch herausfordernde Zeiten bewältigen kann. Daran glauben, dass nach einer anstrengenden Phase auch wieder Höhenflüge kommen.
Wenn alles gut läuft, wir ausgeruht, voll Energie, satt und zufrieden sind, lässt sich leicht über Zuversicht reden (oder schreiben :-)! Doch das Leben zeigt sich auch manchmal von einer kratzigeren Seite und genau dann ist es vorteilhaft, zuversichtlich zu sein. Den Kopf zu heben, weiterzugehen. Denn durch schwarzmalen und pessimistisch sein werden schwere Zeiten jedenfalls nicht leichter – drum lieber gleich eine Ration Zuversicht einpacken!
#3: Offenheit
Manchmal wird uns zu Jahreswechsel besonders bewusst, dass wir nicht wissen, was so passieren wird in der näheren Zukunft. Weil wir im Rückspiegel sehen, dass nur manches von dem, was im vergangenen Jahr geschehen ist, auch vorhersehbar war.
Das Leben überrascht uns immer wieder mit Lektionen, mit Erfahrungen, mit Begegnungen, mit Momenten oder Erlebnissen, die wir nicht berechnet oder einkalkuliert haben. Da ist es gut, diese mit offenem Herzen anzunehmen, sich darauf einzulassen und anzunehmen, was der nächste Tag oder das nächste Jahr so bringt. Ein offenes Herz kann man auch mit dem Körper üben (OH, danke Yoga!!) – am besten: Schultern zurück und vorstellen, wie dein Herz mit einem unsichtbaren Faden mit dem Himmel verbunden ist. Ausprobieren und fühlen, wie sich deine Ausstrahlung verändert ;-)!
#4: Mut
In schnelllebigen Zeiten gibt es viele Veränderungen. Kein Stein bleibt oft auf dem anderen und das ist nicht ausschließlich angenehm. Es braucht Mut um gut voran zu kommen. Dein Bewusstsein, dass du schaffst, was du dir vornimmst, dich an Dinge heranwagst, die neu für dich sind und frei nach Pippi Langstrumpf fest überzeugt bist: “Das hab ich noch nie gemacht, also bin ich absolut sicher, dass ich es kann!”.
Wir brauchen mutige Leute, die sich trauen, neue Wege zu gehen, die das Leben anders wagen, und sich nicht von alten Mustern, Rollenbildern oder Gewohnheiten aufhalten lassen, die hinderlich wären. Mutig sein ist nicht immer angenehm. Meistens jedoch wird es ausgiebig belohnt mit Glückshormonen, Freude über sich selbst und jedenfalls: neuen Erkenntnissen.
#5: Humor
Selbst wenn du alle oben genannten Haltungen super drauf hast, aber leider selten lachst, macht das Leben nur halb so viel Spaß. Humor kann man sich manchmal bewusst abholen – durch einen lustigen Film, einen guten Witz oder einem Kabarettbesuch. Noch besser ist es, wenn du Zeit mit Mesnchen verbringen kannst, die dich zum Lachen bringen, mit denen du scherzen und blödeln kannst, mit denen du die Leichtigkeit spürst, die das Leben auch zu bieten hat.
Und immer wieder ist es gut, Humor als Haltung im Alltag zu üben. Über sich selbst lachen können. In lustige Rollen schlüpfen, die Stimme verstellen und die Ulknudel für die eigenen Kinder abgeben.
Mal einfach peinlich sein.
Und es leicht nehmen.
Das Leben. Dich selbst. Und deine Mitmenschen.
Und lächle dir selbst zu dabei.
Welche Haltung hast du dir besonders für heuer zurecht gelegt?
Erzähl’ mir davon …!
von Kerstin Bamminger | Dez. 6, 2019 | Allgemein, Elternbeziehung, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Mütter übernehmen, wenn Familien gegründet werden, oft automatisch und selbstverständlich die Erledigung vieler Haushaltsaufgaben wie kochen, waschen, putzen, einkaufen, aufräumen und so weiter. Im besten Fall werden sie von ihren Partnern ebenbürtig unterstützt, doch Kinder können sich ja als Babies nicht selbst um ihre Wäsche kümmern, aufräumen oder sauber machen. Also geht es gar nicht anders, als das wir Erwachsenen diese Dinge übernehmen.
Bis die ersten Partizipationsversuche der Kinder in Punkto Hausarbeit spruchreif werden, vergehen also ein paar Monate, wenn nicht Jahre. Eine Zeit, in der wir uns gut einüben in Abläufe, Aufteilung von Tätigkeiten und Routinen und es für uns selbstverständlich wird, eine Familie wie ein kleines Hotel zu organisieren. Manchmal Roomservice und Spezialwünsche inklusive, denn den geliebten Gästen soll es ja gut gehen und bei uns gefallen.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass – wenn die “Gäste” älter werden – Änderungen in der Hausorganisation auf Widerstand stoßen oder selbst den bisher so engagierten Hoteliers ungewohnt erscheinen.
Sensible Störung der Kreise. So nennen wir das in der Beratersprache. Dass wir dadurch ein wenig aus der Bahn kommen, gehört dazu und dass es zunächst ein wenig mehr holpert, wenn wir neue Wege gehen, auch.
In Familien ist die Aufteilung von Hausarbeit oft ein Konfliktpunkt mit potenzieller Sprengkraft. Nicht zuletzt deshalb, weil es immer wieder Anpassungen braucht, um eine altersgemäße und gerechte Verteilung von Aufgaben gewährleisten zu können. Wer also nicht als Hotelpage, Butler oder Zimmermädchen verenden will, legt sich besser rechtzeitig ein paar Strategien zurecht, wie die Haltung einer “Wohngemeinschaft” früh durchsickern kann und der angeborene Antrieb zum Mitmachen und sich Einbringen (ja, ich glaub tatsächlich, dass es sowas gibt) gut genützt wird.
Strategie 1: Sag niemals “nein”
Wenn Kinder kommen und eine Aufgabe übernehmen wollen “Mama, darf ich bügeln?” … sag niemals “nein!”
Ich bin überzeugt, dass es bei jedem Kind, wenn es den Wunsch äußern kann, zumindest eine Teilkompetenz gibt, diese Aufgabe zu erledigen. Also, sag: “JA!”
Natürlich würd ich nicht das teuerste Hemd des Göttergatten als Probierstück zur Verfügung stellen, aber ein Geschirrtuch oder ein einfaches Leiberl sollte möglich sein. Sag dem Kind: “Ich glaub, diesen Teil schaffst du. Bei diesem / jenem Teil kann ich dir helfen, wenn du magst.”
Natürlich ist das anfangs nicht wirklich eine große Hilfe – im Gegenteil. Es dauert länger, ist mühsam und beim Erlernen passieren auch Fehler. Wenn wir aber 10 Jahre lange immer sagen: “Das kannst du noch nicht, dafür bist du zu klein” wird es eher schwierig, den Prinzen oder die Prinzessin nach so langer Zeit plötzlich vom Thron in die Waschküche zu motivieren.
Also: nützt die Begeisterung am Anfang!
Strategie 2: Zumuten & Vertrauen
“Aber die können doch nicht Kloputzen!” – “Wie’s da ausschaut, wenn die abwaschen!” … solche Sätze wälzen wohl viele Mütter und Väter im Kopf, vielleicht bestärkt von vorherigen Generationen. Tatsache ist, dass auch Kinder erst lernen dürfen, wie die Dinge gemacht werden – das heißt sie brauchen Beispiel und Anleitung. Und genau das sollten wir unseren Kindern nicht nur zumuten, sondern auch zutrauen. Dass sie es können, wenn sie sich bemühen und dass sie es dürfen, weil wir sie lassen. Zumuten heißt, sie MUTIG sein lassen. Vertrauen heißt, das BESTE in ihnen zu sehen und sie WACHSEN lassen an den Aufgaben.
Auch kleine Kinder können ein Teller in den Geschirrspüler einräumen, viele Aufgaben können auch spielerisch verpackt werden (Sockenmemory) und in dramatischen Fällen hilft uns auch gute, laute Musik.
Strategie 3: Do it your way
“Wie die die Wäsche aufhängen, da mach ich es lieber selbst!” … ja. Dieser Satz ist von mir. Und bei manchen Dingen ist es auch gut und wichtig, dass wir die Kids “anlernen”, denn es ist kein instinktives oder angeborenes Verhalten, wenn geputzt oder Wäsche aufgehängt wird. Es ist gelerntes Verhalten. Denk doch mal daran, wie du selbst die Wäsche faltest und wie es jemand anderes vielleicht tut. Genau – es gibt Unterschiede.
Und hier sind wir beim Punkt: es ist auch immer wieder notwendig, die Mitbewohner Tätigkeiten auf ihre Weise tun zu lassen. Wenn jeder gute Versuch im Keim erstick wird, braucht man sich nicht über mangelndes Engagement zu beklagen.
“Möchtest du sehen, wie ich das mache?” “Weißt du, warum ich die Wäsche vor dem Aufhängen gut ausschüttle?” … erklären und verständlich machen ist gut. Wenn sie trotzdem manchmal ihren eigenen Weg gehen: der Wille zählt fürs Werk.
Strategie 4: Sichtbar machen
Ich weiß von Frauen, die die Hausarbeit möglichst in Abwesenheit der Kinder zu erledigen versuchen. Das hat Vorteile, ja – weil man teilweise schneller und effizienter ist – doch dabei geht verloren, dass die Kinder miterleben, wie viel Arbeit dahinter steckt. Vielleicht sind es ja doch Heinzelmännchen oder sonstige zauberhafte Wesen, die diese Arbeit erledigen. Wenn man’s nicht sieht, kann man’s nicht (mit Sicherheit) wissen!
Also: nimm die Kinder mit, lass sie dabei sein, lass sie zusehen und sie werden ein anderes Bewusstsein, eine andere Wertschätzung und eine andere Motivation bekommen, sich bei der Arbeit zu beteiligen. Auch möglich (und super gut für Selbstzufriedenheit): eine Liste anlegen, auf der man notiert, was heute schon erledigt wurde. Sichtbar für alle aufhängen und dazu gleich, was es noch zu tun gibt, denn: nein – sie sehen die Arbeit meistens nicht “von selbst”. Wenn ich allerdings auf einer Liste nachlesen kann, was ich übernehmen könnte, ist es einfacher, sich einzubringen. Setzt voraus, dass das Kind sinnerfassend lesen kann (PISA lässt grüßen) oder du alternativ mit entsprechendem Zeichentalent gesegnet bist. 😉
Strategie 5: die Haltung!
“Wir sind eine Familie, ein Team! Wir leben hier zusammen und jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass es hier angenehm ist. Kannst du bitte ……. übernehmen!”
Es braucht die Überzeugung, dass die Arbeit im Haushalt eben nicht natürlicher Weise den Frauen überlassen wird und diese wie Kellnerinnen und Dienstmädchen den ganzen Tag durch die Bude hetzen. Es braucht eine WohnGemeinschafts-Mentalität – jeder wohnt hier, also trägt auch jeder etwas dazu bei. In einer WG werden auch Tätigkeiten verteilt, Verhandlungen geführt und einer darf sich auf den anderen verlassen – auch da geht’s oft nicht reibungslos und das muss auch gar nicht so sein.
Es braucht nicht immer lustig sein – das ist es uns auch nicht. Dennoch ist es zumutbar und möglich. Niemand – auch nicht die Kinder – haben was von überlasteten und überstrapazierten Eltern, die sich zu sehr aufopfern, wo es nicht mehr notwendig wäre.
Der Wille, Aufgaben auszuhandeln und die Kinder auch in die Verantwortung zu nehmen kann ein Gewinn für alle Beteiligten sein, auch wenn es zunächst mühsam erscheint.
Wir leben dadurch auch Ebenbürtigkeit, Partnerschaftlichkeit und Respekt, wenn wir darauf achten, wie wir uns als Gemeinschaft organisieren. Daran sollten wir uns in zähen Verhandlungsrunden immer bewusst sein.
Welche Idee möchtest du umsetzen oder hast du schon umgesetzt? Berichte!!!! Ich bin neugierig, wie es anderen Familien dabei geht …
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