Wenn die Anspannung nachlässt – 6 Tipps für das finstere Tal

Wenn die Anspannung nachlässt – 6 Tipps für das finstere Tal

Lockerungen, Erleichterungen, Aufatmen. Warum fühl ich mich gerade jetzt, wo das “Schlimmste” vorüber ist, so fürchterlich? Warum kann ich mich nicht einfach freuen, dass wieder “mehr geht”? Dass wir endlich wieder zusammen lachen, auswärts essen, gemeinsam tanzen können und das auch “offiziell” geduldet wird? Gerade nach einer Krise ist bei vielen Menschen die Luft draußen – sie können nicht mehr. Warum das so ist? Dieser Frage gehe ich heute am Blog nach und hab sechs Tipps für dich, wie du so ein finsteres Tal womöglich überwinden kannst.

DAS GANZ NORMALE LEBEN

Ich war kürzlich mit einer lieben Freundin abends lecker essen. Einer der ersten lauen Sommerabende, ein angenehmer Sitzplatz draußen und rund um uns das Treiben der belebten Innenstadt. Es kamen fast schon Urlaubsgefühle auf, so schön war das. Und in dem Moment hab ich erst gemerkt, wie sehr ich das tatsächlich vermisst hab, in den vielen Monaten zuvor. Zwar nicht das Gastgarten-Sitzen im Jänner aber das ganz “normale” Leben.

WARUM JAMMERN WIR HIER?

Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit sind aber längst keine Selbstverständlichkeit. Ich beobachte derzeit, dass es vielen Menschen so geht, dass sie jetzt in ein Loch fallen, die Nerven verlieren, ausgelaugter sind als im Lockdown und darüber hinaus die Welt nicht mehr verstehen, weil: jetzt haben wir’s doch geschafft, oder? Wieso jammere ich?! Sollt es mir nicht eigentlich gut gehen?

Besonders, wenn wir vermeintlich “wenig” Schaden davon getragen haben, nicht oder nur leicht erkrankten, keine existenziellen Sorgen haben und “eh immer so viel möglich war”, wie neulich ein junger Pharmaziestudent voller Unverständnis zu mir gemeint hat. 

WARUM GERADE JETZT?

Wem’s “gut” geht, der darf sich also nicht schlecht fühlen? In einem spannenden Gespräch mit meiner Gynäkologin war das neulich auch Thema. Sie meinte, ihre Patientinnen, die teilweise schwere Schicksalsschläge ertragen, Krankheiten erleiden oder andere Diagnosen bekommen, DENEN geht’s schlecht. Aber doch nicht uns, die Haus und Garten haben und arbeiten gehen dürfen und sowieso irgendwie privilegiert sind. 

Nun ja. So einfach ist das eben nicht. Denn niemand auf der Welt ist vor Krisen, Depressionen oder einfachen Talfahrten im Leben gefeit. Das psychische Empfinden hängt nicht immer unmittelbar mit gesellschaftlichem Status, Besitz oder Bildung zusammen. So weit, so logisch. Doch warum gerade jetzt, wo doch alles lockerer wird?

BEIM LOSLASSEN DEN HALT VERLIEREN

Die Psychologie hat einen Namen (oh, welch Überraschung) für dieses Phänomen, es nennt sich Entlastungsdepression. Während manche Menschen in der Phase der Anspannung und Überlastung psychische Erkrankungen entwickeln, ist das bei anderen genau umgekehrt. Sie trifft es nachher, wenn die Spannung weniger wird und der Druck sinkt. Wenn man so lange funktioniert hat und alles menschenmögliche getan hat, damit die Dinge weiter laufen. Wenn diese enorme Belastung geschafft ist, dann kann man loslassen und dabei verlieren Menschen auch vorübergehend den Halt.

Falls du dich selbst auch gerade so fühlst, hab ich sechs kleine Tipps für dich, die dir durch diese Talsole helfen können. Besonders hervorheben möchte ich Nr.4, denn kein Blog, kein Zeitungsartikel oder Selbsthilfebuch kann eine kompetente, fachliche Unterstützung ersetzen.

1. VERSTÄNDNIS

Es ist, wie es ist. Wenn es dir jetzt nicht gut geht, erkenne das an und versuche, es zu akzeptieren. Wer mit der Realität streitet, ist immer der Verlierer, heißt es. Und auch wenn es für andere oder dich selbst völlig unsinnig erscheint, dass es dir ausgerechnet jetzt schlecht geht:

DU hast Recht. Wenn DU dich so fühlst, ist es für dich wahr. Und mit dir ist immer noch alles richtig. Der Mensch (und vor allem die Psyche) ist ein Phänomen und jeder ist verschieden. Sei freundlich zu dir selbst, damit hilfst du dir tatsächlich weiter.

2. ANDANTE MIT PAUSEN

Du hast vielleicht jetzt monatelang auf verschiedene Dinge verzichtet: geliebte Lauftreffs, live Yogastunden, die Musikproben, Mädelsabende, deinen Stammtisch oder das Bürogeplänkel am Arbeitsplatz. 

Das macht sich bemerkbar und fehlt, weil wir weniger auftanken konnten. Vor lauter Funktionieren hat man nicht Zeit gehabt: zum Anhalten, Durchatmen, Pause machen. 

Pausen gehören zum Leben, wie zur Musik. Die letzten Monate waren ein einziges “Presto”, eine Note nach der anderen, in schneller Geschwindigkeit. Die meisten von uns können jetzt ein “Andante” gebrauchen: gemächliches, schreitendes Tempo und vor allem: großzügige Pausen.

3. GEDULD

Besonders, wenn wir krank sind, uns schlecht fühlen, traurig sind oder Beschwerden haben, wünschen wir uns, dass es bitte, bitte schnell vorbei geht. Darum boomen auch Pulverchen, Tabletten und Wundermittel, die versprechen, uns auf Knopfdruck einfach wieder herzustellen. Liebe Grüße an Dr. Böhm, der am liebsten jeden Morgen durchs Radio ein paar Tabletten servieren würde.

Ja, manchmal braucht es auch gute Arznei. Und was wir auch brauchen, ist Geduld. (#notetoself) Weil Heilung und Regeneration Zeit brauchen. So wie ein Handyakku eben seine Zeit benötigt, um 100% zu erreichen, du an der Zapfsäule nicht schneller tanken kannst auch wenn du’s eilig hast, und es halt dauert, bis ein guter Kuchen schön aufgeht. Und vielleicht gelingt es dir, neu zu lernen, geduldig zu sein. Und es auch ein bisschen zu genießen. 

4. HILFE HOLEN

Egal, wie schlecht es dir gehen mag. Du brauchst es nicht allein auszuhalten. Es gibt Hilfe, die du dir holen kannst und holen darfst und holen sollst. Allein im dunklen Tal zu wandern ist allemal trauriger und deprimierender als mit jemandem an der Seite. Der Weg wird dadurch nicht unbedingt kürzer, aber möglicherweise ein bisschen heller und wärmer.

Lass dich aufrichten – von Familie, Freunden, Menschen, die’s gut mit dir meinen oder jenen, die das professionell machen und können. Sei dir sicher: Da ist jemand. Und er oder sie ist nur einen Anruf entfernt. 

5. SELBSTFÜRSORGE

Ich weiß: selbst dazu fehlt dir oft der Antrieb. Und auch auf der Couch liegen und nix tun, kann selbstfürsorglich sein, ein einfaches Telefonat mit einer Freundin, oder Ohrstöpsel rein und Musik an. Und wenn das alles nicht angenehm klingt, frag dich doch: WAS möchte ich denn gern jetzt tun? Und schau, was sich machen lässt.

Wenn du ein erwachsener Mensch bist, übernimm diese Verantwortung, schau und achte auf dich selbst. Sonst macht das womöglich niemand.

6. EIN GUTER TAG

Wenn das Tal, in dem du gerade wanderst, sehr finster ist, dann ist es eventuell schwer, einen Lichttupfer zu erkennen. Doch wenn du am Ende eines Tages fünf Minuten Zeit verwendest, um darüber nachzudenken: “Was war heute gut?” , dann bin ich überzeugt, dass du irgendetwas findest, auch wenn diese Sache noch so einfach ist. Dankbarkeit ist Übungssache und kann gelernt werden. Und ich bin fast sicher, dass du auch ehrlich dankbar bist, falls du …

… ein Dach über dem Kopf hast.
… heute zu essen bekommen hast (oder selbst gekocht hast).
… den Luxus von fließendem Wasser (in Trinkqualität) kennst.
… einen Menschen hast, den du magst.
… jemanden kennst, der dich mag.
… geatmet hast und überlebt hast.

UND DANN …

Und dann, wenn du durch dein Tal gewandert bist, so lange wie es eben für dich gebraucht hat, dann kommt die Leichtigkeit und Lebensfreude auch wieder zu dir zurück. Dann wirst vielleicht auch du wieder fröhlichen Herzens an lauen Sommerabenden durch eine belebte Innenstadt schlendern und da vielleicht zwei Freundinnen sitzen sehen, denen das Essen vor lauter Quatschen kalt wird. Und all die anderen Menschen, die sich gerade ihres Lebens freuen. 

MEINE 3 G … für eine gute Zukunft

Spürst du es auch? Dieses Aufatmen? Die Freude darüber, dass nun wieder aufgesperrt wird und wir ein Stück des “alten Lebens” zurück bekommen? Warum ich trotz der Erleichterung so meine Bedenken hab und welche Werte und Eigenschaften ich statt der drei ominösen “Gs” wirklich möchte, darum geht’s in diesem Beitrag.

GESUND, GLÜCKLICH & GENERALVERDÄCHTIG

Es ist momentan fast unmöglich, nicht auf die neue “3G” Regel aufmerksam gemacht zu werden. Da brauch ich nicht mal einen Radio oder Fernseher aufdrehen oder eine Zeitung lesen. Ganz gleich ob Vereine, Gaststätten oder sonstiges Freizeitprogramm: teilnehmen darf nur, wer eins der drei berühmten “G”s erfüllt – alle anderen sind zwar vielleicht gesund und glücklich aber generalverdächtig.

ALLES FÜR EIN BISSCHEN FREIHEIT

Es stimmt mich bedenklich, dass wir gesellschaftlich in einer Situation angekommen sind, in der ich als Mensch grundsätzlich als gefährlich eingestuft werde, als potentiell krankmachend und als Gesundheitsrisiko. Wenn und so lang ich nicht das Gegenteil beweisen kann. Für den zwischenmenschlichen Umgang ist das – meiner Meinung nach – eine Katastrophe. Nur freuen wir uns gerade so sehr über die “wiedergegebene” Freiheit, dass viele von uns fast alles tun würden, um diese auch genießen zu können. Und gar nicht so wenige tun das auch tatsächlich, obwohl sie die eine oder andere Bestimmung fragwürdig und oder bescheuert finden. So mürbe sind wir von den vergangenen Monaten und den Umständen geworden.

GLIMPFLICH, GEWALTSAM, GEFÄHRLICH?

Ich bin ja keine Juristin, aber gestehen wir nicht gewisse Rechte sogar Straftätern, Verbrechern und Mördern zu? Lautet ein juristischer Grundsatz nicht: “in dubio pro reo” – im Zweifel für den Angeklagten? In Gesundheitsfragen heißt es neuerdings scheinbar: im Zweifelsfall bist du krank, außer du beweist das Gegenteil. Ich muss sagen, dass das schon sehr seltsam klingt, wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt. Wie wird sich das auf unser Zusammenleben auswirken, wie wird das unsere menschlichen Beziehungen beeinflussen, wenn wir unreflektiert auf diesem Weg weiter gehen? Glimpflich? Gewaltsam? Gefährlich?

RECHTE UND PFLICHTEN MIT SINN

Bisher war mein Verständnis von erwachsener Verantwortung recht eindeutig. Ich habe als Mensch in diesem Land gewisse Pflichten. Für ein gelingendes Miteinander halte ich mich an Regeln und Gesetze und auch wenn ich nicht immer im Detail weiß, was geltendes Recht ist, kommt mir das meiste sinnvoll vor. Zu schnell fahren ist gefährlich. Einen Einkauf nicht zu bezahlen wäre Diebstahl. Menschen aufgrund von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Ähnlichem auszugrenzen, wäre unfair und diskriminierend. 

GLEICHER, GLÄSERN, GESETZLICH

Mit der Sinnhaftigkeit der Pandemiebestimmungen hab ich in letzter Zeit so meine Probleme, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht reicht mein Horizont nicht aus. Möglicherweise sind die Macher der neuen Gesetze einfach klüger und haben Wissen und Daten, die mir fehlen. Doch so ganz kapier ich wohl nie, warum negativ getestete Schauspieler oder Fußballprofis ohne Maske arbeiten dürfen und meine Kinder den ganzen Schultag vermummt sind und zu wenig Luft bekommen dürfen (um nur ein Beispiel zu nennen). Dass Einige anscheinend gleicher sind als gleich, ist zwar nicht neu – doch zur Zeit gibt es eine besonders eindrucksvolle Demonstration zu erleben. Ich mache mir Sorgen, wie sich solch ungerechte Behandlungen und die Zusammenführung sensibelster Daten auf uns Menschen und unser Leben auswirken. 

  • Können wir uns einander weiter oder wieder unbeschwert begegnen?
  • Können wir uns gegenseitig die Freiheit geben, individuelle Entscheidungen über unseren Körper zu treffen?
  • Können wir respektieren, wenn jemand andere Wege geht, die für uns unsinnig erscheinen?
  • Können wir zurückfinden zur Leichtigkeit und dem Vertrauen ins Leben?
  • Können wir dabei gleichzeitig achtsam mit den Ängsten anderer bleiben?
  • Können wir sicher sein, dass Gesetze absolut verantwortungsvoll und zu unserem Wohl gemacht werden?

CHEMIE, WATTESTÄBCHEN & SONDERMÜLL

Eins ist sicher: wir werden miteinander auskommen müssen. Weil wir einerseits soziale Wesen sind und dazugehören wollen und andererseits nur gemeinsam wachsen und die Herausforderungen der Zukunft stemmen können. Wenn wir langfristig gesund bleiben wollen (und nicht nur Corona-negativ) dann braucht es mehr als ein bisserl Chemie, Wattestäbchen und eine Zettelwirtschaft, in sehr viel Sondermüll verpackt. Denn Gesundheit ist immer noch und war immer schon mehr, als das Fehlen von (einer bestimmten) Krankheit.

3Gs, DIE ICH MIR WÜNSCHE

So wünsche ich mir und dir und jedem Menschen dieser Welt die Freiheit, den eigenen Körper als geschützten Raum zur Verfügung zu haben. Ganz ohne Einschränkungen und Auswirkungen für das gemeinschaftliche Leben. Ich wünsche mir die Achtung der körperlichen Integrität und Unversehrtheit zu jeder Zeit auf diesem Planeten. Und ich wünsche mir, dass wir uns folgende drei G’s dick auf unsere gesellschaftlichen Fahnen heften: gleichwürdig, gemeinschaftlich und großherzig.

Welche 3 positiven “Gs” wünscht du dir für unsere Gesellschaft und zwischenmenschliche Beziehungen? Tipp: man kann “Adjektive mit g” googeln 😉 … such dir was schönes aus!

Ich parke meine Welt

Ich parke meine Welt

Die Emotionen gehen hoch, es wird laut unter den Diskutierenden und schneller als sonst gehen die Gespräche in eine eskalierende Richtung, wo sich Fronten verhärten und jedes Verständnis für den anderen und dessen Meinung verloren geht.
Es gibt eine einfache und deeskalierende Strategie, wie man sich verhalten kann, wenn man aus solchen destruktiven Kommunikationsmustern ausbrechen möchte. Sie hat mit einem Parkplatz zu tun und heute und hier stelle ich sie dir vor.

DIE NERVEN LIEGEN BLANK

Wer kennt es nicht? Besonders in den letzten Monaten gibt es kaum Menschenrunden, in denen das C-Thema nicht aufklappt und zu herzhaften Debatten führt. Das Thema berührt uns, jede und jeden von uns auf eigene Weise und praktisch niemand kann sich ganz davon entziehen. Nun sind ja Gespräche grundsätzlich etwas Gutes, etwas, woraus wir lernen und und weiter entwickeln können, doch in diesem Fall hab ich beobachtet, dass es sehr oft viel zu zerstörerisch wird unter uns. Die Nerven liegen blank und unsere Diskussionskultur leidet darunter.

ES IST KALT GEWORDEN, DA DRAUSSEN

Mal ehrlich. Gespräche zwischen Menschen, die sich nicht regelmäßig begegnet sind, verlaufen zur Zeit anfangs mit einem guten Maß an Vorsicht. Wir tasten uns langsam vor, weil wir vielleicht anfangs noch nicht genau wissen, wie das Gegenüber zum Spaltpilz der Gesellschaft, eventuellen Maßnahmen und Lösungsansätzen steht. Dieses Virus befällt nicht nur Körper, Zellen und überlebenswichtige Organe, sondern schwächt vielmals auch unsere sozialen Fähigkeiten und unser aufeinander-zugehen. Längst klatschen wir nicht mehr füreinander oder erfüllen in großherziger Nächstenliebe irgendwelche Gefälligkeitsdienste. Es ist kalt geworden, da draußen.

IM AUGE DES BETRACHTERS

Unterschiedliche Läger betrachten diese durchaus komplexe Situation aus verschiedensten Richtungen und je nach Blickwinkel gibt es viele richtige Ideen und Ansätze. Was ich schmerzlich vermisse ist die achtsame und respektvolle Kultur miteinander umzugehen, denn für hochkomplexe Probleme in einer hochkomplexen Gesellschaft kann es nun mal keine einfachen Lösungen geben, auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen. Um differenzierte und menschenfreundliche Zukunftswege zu entwerfen, brauchen wir die Überzeugung, dass andere Menschen andere Dinge für gut und richtig befinden und es die Freiheit braucht, diese auch zu leben. Weil es im Auge des Betrachters liegt, wie man Probleme empfindet.

DAS LEBEN IST KEINE EINBAHNSTRASSE

Was in allen möglichen Debatten derzeit passiert, ist, dass Druck aufgebaut wird, dass mit schlechtem Gewissen gearbeitet wird und gesamtgesellschaftlich alle möglichen Kniffe aus der psychologischen Trickkiste angewendet werden, um eine bestimmte Marschrichtung erreichen zu können. Doch Druck erzeugt Gegendruck und noch mehr Zweifel und gegenseitiges Unverständnis und wenn wir diese Zeiten als Gemeinschaft halbwegs gut überstehen möchten, täten wir gut daran, wieder aufeinander zu zu gehen. Wir sollen und dürfen einen klaren Standpunkt haben UND eben auch andere Standpunkte respektieren, weil das Leben halt keine Einbahnstraße ist.

PARKPLATZ FÜR VERSCHIEDENE WELTEN

Apropos Straße. Wenn man also voll in Fahrt ist bei Diskussionen aller Art, hilft es, bildlich gesprochen, sich nicht ein Straßenrennen zu liefern, sondern: den Parkplatz zu nützen. 
Diese Idee ist eine Deeskalation-Strategie und kann wie folgt funktionieren.

SCHRITT 1: WELT PARKEN

Wenn dich jemand kritisiert, beschuldigt, anfeindet, anschreit oder sonst irgendwie “anschießt” (so nenn ich das gern), dann hilft es, in dem Moment aus der Schusslinie zu gehen statt zurück zu schießen. Im ersten Schritt bedeutet das mal: wahrnehmen, dass ich gerade angeschossen werde und verletzt bin, und kurz einmal durchatmen und das wahrnehmen, denn das darf sein. NIEMALS wird es uns (oder jedenfalls mir) gelingen, uns völlig davon abzukapseln, wenn wir verbal “angeschossen” werden, und das braucht es auch nicht unbedingt. Gefühle sind wichtig und zeigen auf, was uns fehlt oder eben nicht. Und in diesem ersten Schritt diese eigene Welt samt Gefühlen, Empfindungen, Überzeugungen, Standpunkten vorübergehend zu “parken”. Das heißt, zur Seite stellen, sicher verwahren und sich dennoch bewusst sein, dass sie wertvoll und gut sind.

SCHRITT 2: WELT DES ANDEREN ERKUNDEN

Im nächsten Schritt, wenn ich meine mir gut bekannte Welt gesichert hab (am Parkplatz) kann ich mich in die Welt des Anderen zu begeben, ihn oder sie dort besuchen und mich umsehen, Fragen stellen und versuchen zu hören und zu sehen. Man kann dabei sagen:

  • Aha, so siehst du das also.
  • Hör ich das richtig, es ist dir besonders wichtig, dass …
  • Du siehst das also so, dass …
  • Da merkt man richtig, wie wichtig dieses Thema für dich ist, wenn du so emotional bist.
  • Erklär mir doch mal, was dabei so bedeutend für dich ist….

Das Thema ist grundsätzlich tauschbar, es geht für kritische Stimmen, Impfbefürworter, Testverweigerer, angstvolle Menschen im Zusammenhang mit Corona genau so wie mit jedem anderen zwischenmenschlichen Thema oder elterlichen Haltung: Süßigkeiten, Bildschirmzeiten, Haushaltstätigkeiten, Arbeitsaufteilung, familiäre Organisation.

Ziel dieses Schrittes ist, zu sehen, wie die Welt des anderen aussieht, sich Eindrücke zu verschaffen und es bedeutet NICHT, dass ich auch verstehen “muss”. Ich kann inhaltlich völlig anderer Meinung sein, darum geht es in diesem Moment nicht. Es geht darum, den oder die andere in ihrer Welt “abzuholen” und das in Worten einfach auszudrücken. Wenn es gelungen ist, dass die andere Person sagt: “Ja, genau! Endlich verstehst du was ich meine!” ist der Weg frei für Schritt Nummer drei.

SCHRITT 3: EINLADUNG AUF DEN PARKPLATZ

Wenn es gelungen ist, wirklich zuzuhören, kann der nächste Schritt erfolgen. Im besten Fall ist es so, dass sich das Gegenüber nun für DEINE Welt interessiert und nachfragt: “Und, wie siehst du das?” Was nur dann geht, wenn auch eine gewisse Relevanz und Bindung und noch mehr Interesse aneinander vorhanden ist. Wenn diese Frage ausbleibt, kann man den anderen in die eigene Welt einladen: “Möchtest du wissen, wie ich darüber denke?” Natürlich besteht hier die Möglichkeit, dass die andere Person verneint. Das ist auch eine klare Aussage für die Beziehung zueinander, da lohnt es sich dann jedenfalls auch nicht, mehr Zeit und Engie zu investieren. Wenn doch, dann ist es in diesem Schritt gut, auf den “Parkplatz” zu gehen und in die eigene Welt einzutauchen und den anderen Menschen darin “herumzuführen”. So könnte man lernen, dass diese wunderbare Welt für jeden Menschen ein klein wenig anders aussieht und in der Vielfalt die Schönheit entdecken und diese Freiheit zu erleben.

DER HAKEN DARAN

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die an der Strategie schwer sind. Erstens: man kann nur die eigene “Welt parken”, wenn man einigermaßen gut versorgt ist (Stichwort: Selicare), weil es ein hohes Maß an Rücksichtnahme und auch das Hintenanstellen von eigenen Bedürfnissen und Gefühlen erfordert. Wenn ich gerade selbst sehr bedürftig und unausgeglichen bin oder müde und mürbe, ist das fast nicht möglich (was übrigens so einiges in der derzeitigen Lage erklärt).
Und: es ist ein klein wenig ungerecht. Weil der Teil, der deeskaliert und die eigene Welt vorübergehend parkt, nachgibt und zurücksteht – und dem oft unreflektierten oder wütenden Gegenüber viel Raum überlässt. Das mag man auch nicht jederzeit aushalten. Wenn es also nicht gelingt: bleib geduldig und nachsichtig mit dir selbst.

Und wenn es gelingt, hast du folgenden Benefit.

  • du lernst die Welt des anderen kennen
  • du erweiterst deinen Blick auf die Dinge 
  • du kannst Neues über dein Gegenüber erfahren
  • du sparst Energie, weil du Streit vermeidest
  • du kannst bewusster steuern, wie hitzige Diskussionen verlaufen

WAS WIRKLICH BEDROHLICH IST

Ich diskutiere leidenschaftlich gern. Auch hitzig und emotional – alles andere find ich beizeiten fad. Es ist also längst nicht so, dass ich meine Welt dauerhaft abstelle und mich nicht positionieren mag, ganz im Gegenteil. Wenn ich aber merke, dass Gespräche zu oft und zu schnell einen zerstörerischen Verlauf haben, wende ich “Ich parke meine Welt” aber sehr gern an und freue mich dann, dass wir einigermaßen zivilisiert miteinander umgehen können.
Dass wir unterschiedlicher Meinung sein dürfen und keinen Konsens finden.
Dass die Freiheit besteht, die Welt unterschiedlich zu betrachten.
Und das Bedrohliche nicht ist, dass jemand anders DENKT, sondern, dass wir das in manchen Bereichen nicht ZULASSEN wollen. Monokulturen – egal ob in der Natur oder in Form menschlicher Meinung – sind keine gute Idee und sicherlich nicht zukunftstauglich.

In diesem Sinne: es lebe die Vielfalt!
Habt eine gute Zeit und bunte Diskussionen voller Leben in euren Beziehungen.
Besonders in denen, die euch am Herzen liegen.

Schmutzschleusen für das Zusammenkommen

Schmutzschleusen für das Zusammenkommen

Wenn wir in Familien nach so langen Arbeitstagen aufeinander treffen, spielen sich oft unschöne Szenen ab. Kinder, die am Ende ihrer Kooperationsbereitschaft angekommen sind, Erwachsene, die sich entnervt und müde fühlen und oft sind alle auch noch gleichzeitig hungrig, brauchen Ruhe oder zumindest ein wenig Zeit, sich auf die Veränderung von Raum und Ort einzustellen.
Dass hier oft Konflikte hochkochen, ist keine Überraschung und es gibt ein kleines, einfaches Tool, wie man sich drüber helfen kann.

AUS DEM TAKT und INSTABIL

Ich hab mal von einer klugen Kollegin gehört, dass es scheinbar neurologisch nachweisbar ist, dass unser Gehirn, wenn wir unsere Lebensräume wechseln, ein wenig Zeit braucht, um sich an die geänderten Umstände zu gewöhnen. So lange die grauen Zellen arbeiten, und sich wieder sortierten sind wir ein wenig aus dem Takt und instabil – nicht nur im Kopf sondern auch emotional und psychisch. Das ist manchmal schon eine hilfreiche Idee im Hintergrund, die verstehen helfen kann, warum es speziell beim Außer-Haus-gehen oder beim wieder-heim-kommen so oft aufreibend ist: wir sind im Um- und Aufbruch, wie die Zellen im Gehirn und das fühlt sich an, als ob alles wackelt.

AM ENDE DER FAHNENSTANGE

Auf dieser Basis ist es für alle Beteiligten um einiges schwieriger, konstruktiv, wertschätzend und ruhig miteinander umzugehen, besonders, wenn auch noch Hunger oder Durst im Spiel sind und wir nicht so richtig “funktionieren”, wie wir uns das vorstellen. Und ganz ehrlich: manchmal lässt sich auch beim besten Management, bei der penibelsten Vorbereitung und Planung eine Eskalation kaum vermeiden, weil man irgendwann am Ende der Fahnenstange angelangt ist, was Optimierung, Vorchecking und Ressourcenaktivierung angekommen ist. Wenn es also trotz großer Bemühungen bei dir und allen möglichen Hilfsmaßnahmen immer noch regelmäßig “Brösel” gibt, dann liegt es nicht zwangsläufig daran, dass du was falsch gemacht hast.

Ein kleines Tool, das ich gern für Paare in meinen Partnerkursen erkläre, kann jedoch eine Hilfe sein. Nicht nur für Paare sondern auch für Kinder bzw. für Familienmitglieder insgesamt.

SCHMUTZSCHLEUSEN FÜR DAS ZUSAMMENKOMMEN

In Bauernhäusern war es früher (und vielleicht auch heut noch) üblich eine sogenannte Schmutzschleuse zu haben. Das war oft ein kleiner Raum, nahe des Eingangs, wo der Bauer oder die Bäuerin, wenn sie am Abend vom Feld oder Stall herein kamen, sich vom “Schmutz” und dem dreckigen Arbeitsgewand entledigen konnten. Da war vielleicht eine Waschgelegenheit, ein Kleiderständer oder sogar eine Dusche und bevor der außerhalb der Familie arbeitende Elternteil zur Familie hinzustößt, ging er oder sie durch die Schmutzschleuse. Damit nicht der Dreck des Alltags einfach in die Küche oder Stube hineingetragen wird. So weit, so vernünftig.

DER UNSICHTBARE DRECK DES MODERNEN ALLTAGS

Heutzutage arbeiten viele, wenn nicht die meisten von uns nicht mehr am Feld, womöglich auch nicht im Stall und es besteht rein aus hygienischen Gründen kein Anlass, sich gleich bei der Wohnungstür zu waschen und umzuziehen, da wir meist nicht tatsächlich stark verschmutzt zur Familie zurückkehren. Doch wir haben dennoch “Dreck” an uns kleben. Vielleicht nicht in Form von Stallmist oder Erdbrocken. Aber Frustrationen, Enttäuschungen, Verletzungen, Müdigkeit, Demotivation, Stress und mangelnde Wertschätzung kleben an uns wie der Dreck an den Stiefeln eines Bauern. Nur sehen wir ihn nicht. Und können es auch nicht riechen. Obwohl er da ist: der unsichtbare Schmutz des modernen Alltags. Und das macht ihn umso gefährlicher.

WO DER DRECK NICHT HINGEHÖRT

Denn wenn wir nicht aufpassen und uns dessen bewusst sind, dass wir das “was an uns kleben haben”, kann es ganz leicht passieren, dass wir diese belastenden Gefühle unreflektiert an unseren Familienmitgliedern abstreifen. Indem wir sie anfauchen, keine Geduld haben, wortkarg sind, ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machen, sofort die Nerven verlieren, wenn es zu laut ist und und und. Ohne dass es uns auffällt, putzen wir uns ab an Personen, die diesen Dreck meistens überhaupt nicht verursacht und sicher noch weniger verdient haben. Und ich weiß nicht, wie es dir geht: aber wenn ich im Nachhinein an solche Situationen denke, tut mir das oft ehrlich leid, weil ich dann wieder klar erkenne: dort hätte mein “Dreck” einfach nicht hingehört.

Also gibt es die Möglichkeit, Schmutzschleusen zu installieren. Nein, du brauchst jetzt keine Nasszelle in der Garderobe einbauen, denn, wie gesagt, ist es ja eher emotionaler und psychischer Schmutz, den wir hier loswerden wollen. Eine Schmutzschleuse kann so organisiert werden, wenn das Konzept bzw. die Idee einer Schmutzschleuse in der Familie vorab besprochen und für gut befunden wurde (oder zumindest einen Versuch wert ist).

  1. BEDARF MELDEN
    Derjenige, der eine Schmutzschleuse braucht, meldet das bei einem Erwachsenen
    “Schatz, ich hatte einen furchtbaren Tag. Ich brauche heut eine Schmutzschleuse.”
    Das kann sowohl der außerhalb der Familie arbeitende Teil sein, als auch der in der Familie arbeitende Teil. Jeder leistet seinen Part zum Gelingen und hat gleichermaßen Anspruch darauf und WANN das ist, kann nur jeder für sich selbst festlegen. (Und meiner Meinung eben auch die Kinder, wenn nötig. Je jünger sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass so eine “Schmutzschleuse” für ein Kind organisiert wird von aufmerksam beobachtenden Erwachsenen.
  2. AUSHANDELN
    Sollen beide Erwachsenen gleichzeitig eine Schmutzschleuse benötigen, dann wird kurz abgestimmt und ausgehandelt, wer es heute “nötiger” hat. Im Falle der Uneinigkeit plädiere ich für abwechselnde Vorrangregelung. Einmal du, einmal ich.
  3. NAHTLOSE ÜBERGABE
    Ohne viele Worte zu wechseln findet eine möglicherweise notwendige Übergabe der allfällig zu betreuenden Kleinkinder statt. Da wird’s vielleicht manchmal Tränen geben, weil Kinder einen raschen Wechsel nicht so gern mögen, doch ich finde, wenn es um Mama und Papa geht, ist das auch mal zumutbar und allemal besser als ein komplett versauter Abend wegen miserabler Stimmung aller Erwachsenen. Also ich finde kurze Tränen besser als lange Dreckschlacht.
  4. SCHMUTZSCHLEUSE
    Das ist vor allem eins: ein vereinbartes Zeitfenster. Egal ob 10 Minuten, 15, 20 oder eine Stunde – ihr allein bestimmt, was für euch gangbar ist – in dieser Zeit könnt ihr bewusst Abstand nehmen von eurem Tag. Den mentalen, emotionalen, psychischen auch physischen Schmutz loswerden und ganz bei euch sein. Was immer du in dieser Zeit tun magst, soll recht sein.
    – ins dunkle Schlafzimmer legen
    – ein paar Seiten lesen
    – Musik hören
    – ein Räucherstäbchen anzünden
    – gute Gedanken finden / Affirmationen vorsagen
    – ein paar Schritte gehen
    – sich und den eigenen Körper gut abklopfen
    – fest in den Boden stampfen
    – duschen gehen oder Unterarme kalt abspülen
    – sitzen und sein
    – atmen und überleben
    – …… deine Idee hat hier Platz.
  5. ZUSAMMENTREFFEN
    Nach dem vereinbarten Zeitfenster trefft ihr als Familie aufeinander und verbringt noch die restliche Zeit des Nachmittags oder Abends zusammen. Und ich garantiere, es wird sich eine andere Qualität der Begegnung ergeben.

Warum? Weil mit der Schmutzschleuse auch unausgesprochen Dinge kommuniziert werden, wie: Ich hatte einen harten Tag. Ich brauche Hilfe. Ich bin bedürftig und meine Warnleuchte blinkt – bitte sei vorsichtig mit mir. Neben dem bewussten Abstandsnehmen und “sauber-machen” finde ich die Erkenntnis dahinter unglaublich hilfreich. Und die Tatsache, dass wir uns bewusst um unsere Notlagen kümmern und Strategien dafür entwickeln und ausprobieren, mit unseren als “schlecht” bewerteten Gefühlen umzugehen. Und das ganz nebenbei auch noch vorleben für unsere Kinder. Wenn ich’s mir so recht überlege … so klein ist dieses Werkzeug gar nicht. Und es braucht nur ein wenig Zeit und eine Portion guten Willen.

Die Idee stammt übrigens im Original von Rosemarie Welter-Enderlin, einer Schweizer Paartherapeutin, von der ihr auch schon den Unverdienten Fisch kennt. 

Wie findest du diese Idee? Hast du schon Erfahrungen damit und magst du sie hier teilen?
Ich freu mich über deinen Kommentar!

Das Familienmobile

Das Familienmobile

Warum sind wir innerlich aufgewühlt, wenn Konflikte in Familien hochkochen, warum lässt uns ein Geschwisterstreit nicht einfach kalt und welche Dynamiken wirken in Familien?
Familien sind komplexe Systeme, die Mitglieder sind alle miteinander verbunden und es gibt unterschiedlichste Zusammenhänge, was die Beziehungen angeht. Über systemische Ordnung in Familien, geschriebene und ungeschriebene Gesetze, die auf uns wirken und der Versuch, das mit einfachen Bildern zu erklären.

BRÜDERSCHAFT UNTER ERSCHWERTEN BEDINGUNGEN

Alle Welt blickt dieser Tage auf die Prinzen des englischen Königshauses: William und Harry. Nach heftigen Vorwürfen und Anschuldigungen im Rahmen eines Fernsehinterviews bei Oprah Winfrey hing der Haussegen wohl mehr als schief, es gab – laut den immer wachsamen Beobachtern der Royals – wohl dicke Luft und viel, viel Ärger zu verdauen. Dieses Wochenende werden sie am Begräbnis ihres Opas, Prinz Philipp, unter den Augen der Öffentlichkeit die Last dieses Konfliktes schultern und jede Regung wird Anlass für Spekulationen sein, ob sie sich nun versöhnt haben, oder nicht. Man kann darüber denken, wie man will. Das ist jedenfalls definitiv Brüderschaft unter erschwerten Bedingungen. Dazu hat mich auch Barbara Rohrhofer diese Woche befragt, im Auftrag der OÖN – hier kannst du’s nachlesen!

AMATEURKLASSE DER KONFLIKTLÖSER

Geschwisterstreit und Konflikte zwischen Eltern und Kindern kommen aber in den besten, wenn nicht in jeder Familie vor. Warum? Weil wir Menschen nun mal verschieden sind und Konflikte nichts anderes ausdrücken, als dass einer eben andere Bedürfnisse und Wünsche hat, als die andere und wir gefordert sind, diese dann auf respektvolle Art zu schaukeln. Also Konflikte sind per se jedenfalls nichts Schlechtes, sondern einfach Ausdruck von Unterschiedlichkeit. Unsere Strategien mit Unterschiedlichkeit umzugehen sind es, die das ganze Thema oft so leidvoll, verletzend und kränkend machen, weil wir nie richtig gelernt haben, über Bedürfnisse und Gefühle ordentlich zu sprechen, uns darüber klar ausdrücken können und wenn doch, dann trotzdem oft zu wenig Übung darin haben und eher in der Amateurklasse der Konflikte kämpfen als in der Profiliga.

AUF GEDEIH UND VERDERB AUSGELIEFERT

Was aber nun in Familien anders ist, als zwischen den meisten anderen Menschen, mit denen wir auch manchmal Konflikte austragen, wie Arbeitskollege, Chefin oder Nachbarin, ist folgendes. In Familien bestehen besondere Verbindungen – naja, das ist ja jetzt keine große Überraschung – durch die Bindung, die im engen Kontakt miteinander aufgebaut wird. Besonders unter Geschwisterkindern (und Ehepartnern) gibt es eine Nähe und Vertrautheit, die nicht immer als wohltuend und angenehm empfunden wird. Nämlich besonders dann, wenn diese Nähe verwendet wird, um den anderen genau da zu verletzen, wo es ihm oder ihr am meisten weh tut. Und das weiß man sowohl als Geschwisterkind, als auch als langjährige Ehepartnerin. Was Geschwister allerdings von Ehepartnern nochmal unterscheidet, dass sie sich dieses enge Verhältnis nicht freiwillig ausgesucht haben, sondern von den Eltern quasi auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert sind. Die Liebe zueinander ist nicht natürlicherweise gegeben!

WENN BEWEGUNG INS MOBILE KOMMT

In meinen Workshops erkläre ich diese Verbundenheit und die damit einhergehenden Dynamiken gern anhand eines Mobiles. Mobile, du weißt schon: süße, wackelige Dinger, wo sich Schnüre verheddern können, die wir den Babys gern über die Wiege hängen zur Unterhaltung.

Also. Mobiles mit den daran hängenden Gegenständen gleichen im systemischen Weltbild Familien (und anderen sozialen Gefügen, wie Freundeskreis, Großfamilie, Verein, Arbeitskolleginnen,…) in verschiedenen Gesichtspunkten. Ein Familienmobile entsteht, wenn ein Paar eine Beziehung eingeht. Neue Beziehungen sind immer ein wenig aufregend und wichtiger als das Alte und Bekannte, es gibt viel Bewegung, also Dynamik, jeder findet erst nach und nach seinen Platz und seine Rolle. Wie wenn man auf einem Mobile eben etwas oder jemanden “dazu hängt”. 

AUF DER SUCHE NACH HARMONIE

So kann man grundsätzlich festhalten: Familienmitglieder verhalten und fühlen sich wie die Teile eines Mobiles. Wenn Leben dazu kommt (ein Kind geboren wird), wenn jemand das Mobile verlässt (wenn jemand verstirbt), viel Wirbel macht, oder ein neues “Mobile = Familie” gründet, können die restlichen Personen in der Gruppe gar nicht anders, als zu reagieren. Sie müssen sich mitbewegen und sind beeinflusst von dem, was andere Menschen im selben Mobile machen. Zumindest ist es enorm energieaufwendig, wenn man versucht, nicht “mitzuschwingen”, dagegen zu halten oder keine Notiz von der Dynamik zu nehmen. Ein Mobile, wie eine Familie oder ein anderes systemisches Gefüge, strebt grundsätzlich nach Harmonie. Das heißt: mit etwas Zeit und wenig Störung von außen werden die Erschütterungen weniger und die Menschen kommen zur Ruhe.

OB WIR WOLLEN ODER NICHT

Wie zeigt sich das in der Praxis? Wenn ein Kind geboren wird, “schwimmt” man oft ein Weilchen, bis man als Paar wieder in einen neuen Alltag hinein findet. Wenn ein Geschwisterkind dazu kommt, besteht manchmal (große) Unsicherheit, alles fühlt sich wackelig an, ältere Kinder brauchen plötzlich wieder einen Schnuller, mehr Einschlafbegleitung, die Windel, obwohl sie eigentlich schon “rein” waren … und alles, weil das unterbewusste Gefühl sagt: unsichere Zeiten, alles durcheinander, Kontrollverlust – bitte eine Stufe zurück auf eine gesicherte Basis! Für erwachsene Geschwisterkinder kann eine Veränderung (wenn jemand auszieht von zuhause) auch eine Erleichterung bringen, weil man plötzlich besser Nähe und Distanz regulieren kann und dadurch eine harmonischere Beziehung zueinander aufbauen kann. Dynamiken sind vielschichtig und komplex, oft auch verworren. Doch fest steht: wir beeinflussen einander, ob wir nun wollen oder nicht.

GLEICHWÜRDIG, GLEICHWERTIG und IN ORDNUNG

In der systemischen Ordnung, die von Bert Hellinger begründet wurde, er nennt sie “Ordnungen der Liebe”. Man geht davon aus, dass Systeme (Mobiles) einer genauen Ordnung unterliegen und es für Beteiligte speziell dann leidvoll und mühsam wird, wenn diese Ordnungen durcheinander geraten. Es ist überaus wichtig, dass JEDER im System nicht nur gesehen wird und seinen Platz hat, sondern auch, dass es eine Rangordnung gibt, die sich aus dem Zeitpunkt des Anfangs der Zugehörigkeit ergibt. Das heißt, jemand, der früher in eine Gruppe kam, hat Vorrang gegenüber dem, der später hinzukommt. Partner haben Vorrang gegenüber den Kindern. Die Reihenfolge der Kinder ist von Bedeutung und gibt innere Freiheit. Neue Systeme haben Vorrang gegenüber alten Systemen. Lebende und Verstorbene brauchen Anerkennung und ihren rechtmäßigen Platz. Jeder ist dennoch gleichwürdig und gleichwertig als Mensch.

LEIDEN IST OFT EINFACHER ALS LÖSEN

Wenn nach einer gewissen Starre, einer beziehungsmäßigen Eiszeit oder einer Entfremdung also dann wieder Bewegung in ein System kommt, besteht immer für alle Beteiligten die Chance und Gelegenheit, aufeinander zu zugehen. Wie bei Geburten, Hochzeiten oder Trauerfällen, Schicksalsschlägen und Ähnlichem. Es fällt vielleicht etwas leichter, durch eine Initialzündung im Mobile und dennoch gibt es keine Garantien. Nicht bei königlichen Hoheiten und auch nicht bei ganz normalen Familien. Die gegenwärtigen Kernfamilien (der Prinzen) haben Vorrang gegenüber dem alten System und doch bleibt man immer miteinander verbunden. Dynamiken wirken oft über den Tod hinaus und was sich zu Lebzeiten lösen lässt, darf man ruhig angehen. Und nicht immer ist es möglich, auf das Hinzuschauen, was Leidvoll ist. Manche Geschichten sind auch einfach zu viel für ein Menschenleben. Doch wenn man ein bisschen Ordnung schaffen kann, falls das nötig ist, dann zahlt es sich jedenfalls aus.

JEDEM MENSCHEN SEINEN PLATZ

Wir werden sehen und hören (weil die Presse ja wie ein Geier über den Royals als deren Beute kreist), ob es dem Brüderpaar gelingen wird, die Verletzungen und Kränkungen auszusprechen. Ich wünsch es mir für die beiden und für jede andere Geschwisterreihe, in der sich die Fronten aus welchen Gründen auch immer verhärtet haben:

…dass Bewegung rein kommt,
…dass ein aufeinander zugehen möglich wird und
… dass jeder Mensch seinen gerechten und würdevollen Platz einnehmen kann in den Systemen seines Lebens.

5 Talente, die Eltern brauchen

5 Talente, die Eltern brauchen

„Ich doziere hier herum, obwohl ich eigentlich gar kein gelernter Vater bin. Das ist überhaupt eins der Dramen im Leben, dass man für alles eine Befähigungslizenz braucht, dass man einen Führerschein braucht, eine Lehre muss man für alles Mögliche machen nur für das wirklich Wichtige im Leben, das Schwierige, das Kinder-aufziehen, das soll man einfach so können. Das wird als bekannt vorausgesetzt und … dann steht man da … mit seinem Talent.“ R. Mey
Über 5 Talente, die alle Eltern brauchen!

WIR MACHEN DAS MAL GANZ ANDERS

Reinhard Mey drückt in diesen Eröffnungssätzen für einen Konzertabend des Albums „Mein Apfelbäumchen“ (große Empfehlung übrigens für alle Eltern kleinerer bis mittlerer Kinder) etwas aus, das nicht nur ich mir schon lange denke, sondern wahrscheinlich viele andere Menschen auch.
Wie kommt es bloß, dass wir so überzeugt sind, Elternschaft brauche keine bewusste Auseinandersetzung, dass alles um dieses Thema intuitiv stattfinden kann und dass (fast) jedes werdende Elternpaar (= Erwachsene ohne Kinder) sich denkt: „Ja, klar. Diese Eltern. Alle irgendwie komisch. So empfindlich, übertrieben, alles ist ein Problem. Pff, bei uns wird das bei uns mal ganz anders laufen.“

NACH DER GEBURT IST VOR DEM LEBEN

Versteh mich richtig: ich finde Leichtigkeit, Unvoreingenommenheit und eine gute Portion Positivität und Glaube an die eigenen Fähigkeiten nicht nur richtig und wichtig, sondern ehrlich notwendig für einen halbwegs glücklichen Start in den neuen Lebensabschnitt als Eltern. Und selbst bei der besten Einstellung, theoretischer und praktischer Ausbildung und Wissen rund ums Kind ist „selber Kinder zu bekommen“ ein eigenes Kapitel. Fast alle Eltern, die das erste Kind erwarten, bereiten sich auf die Geburt vor: Geburtsvorbereitungskurs, Akkupunktur, Teemischungen, Öle, Dammmassage, Gymnastik, Vorsorgeuntersuchungen, Hebammengespräch … alles mögliche wird unternommen für ein Ereignis, das eventuell nur wenige Stunden, hardcore-mäßig vielleicht nach ein paar Tagen vorbei ist. Und dann?

HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN

Nach dem EGT, dem errechneten Geburtstermin herrscht oft im Kalender gähnende Leere. Man weiß ja nicht, wann das Kind genau kommt, da muss man sich die Zeit frei halten. Diese Leere ist aber auch bezeichnend für die Planlosigkeit, die einen dann überfallen kann, wenn das kleine, bezaubernde Wesen erst mal geboren ist. Vorstellung und Wirklichkeit mögen im besten Fall eine große Übereinstimmung erfahren, doch ich hab noch nie von einer Mama gehört: „Ja, alles genau, wie ich es mir vorgestellt hab!“ Eher sehr häufig das genaue Gegenteil:

„Warum hat mir niemand gesagt, wie das wirklich ist?
War das bei euch auch so? Das bekommt man ja gar nicht mit!“ 

Frischgeborene MÜTTER beim ersten Kind

Ja, Elternschaft passiert ganz viel hinter verschlossenen Türen.


DIE ROLLE DEINES LEBENS

Die durchwachten Nächte, die man wippend mit dem Kind auf dem Arm im abgedunkelten Schlafzimmer auf und abgeht. Die Schreiphasen am Abend, weil der Tag für das Baby schon zu lang war, die Verdauung sich grad wieder mal umstellt oder tausende neue Impressionen des Tages verarbeitet werden wollen und das nur über das Ventil Schreien abgelassen werden kann. Die unfassbaren Wäscheberge, das wieder mal kalt gewordene Essen, das man „genießt“, der eintönige Alltag, oft den ganzen Tag kein „erwachsenes“ Gespräch führen. Man braucht besondere Talente, um diese neue Rolle des Lebens gut spielen zu können.

Und nein, es geht nicht um Schauspielkunst, obwohl ein Stück davon auch manchmal nicht schaden kann ;-).

TALENT 1: BEOBACHTEN

Wie lernt man am schnellsten und besten etwas kennen, was neu ist? Durch beobachten. Das gilt auch für Eltern. Übrigens nicht nur für frisch gebackene, auch erfahrene Eltern tun sich einen Gefallen, wenn sie sich mal öfter in die Rolle der Beobachterin begeben. Nur durch Beobachten kann man Informationen darüber erhalten, wie es dem Kind geht, was es vielleicht braucht oder nicht, wo grad das Interesse liegt, was es ärgert, begeistert, frustriert, fasziniert oder freut. Für dieses Talent braucht man vor allem geschärfte Sinne und viel Ruhe. Wache Augen, hellhörige Ohren, ein geschultes Näschen, feinfühlige Hände, sensible Geschmacksnerven und vor allem: ein offenes Herz. 

Dieses Talent leidet besonders, wenn viel los ist, wenn der Alltag laut und vollgepackt ist, wenn wir abgelenkt sind (von Bildschirmen) oder übermüdet, gestresst und unter Druck. 

TALENT 2: WAHRNEHMEN

Ist das nicht dasselbe wie beobachten? Nein, ich finde nicht ganz. Denn im Wort steckt schon der wesentliche Unterschied drinnen. Dass man etwas für “wahr” annimmt. Und zwar das, was man zuvor beobachtet hat.
Das heißt soviel wie: “Das Baby schmatzt mit den Lippen – es hat Hunger!” Statt zu sagen: “Das gibt’s doch nicht, ich hab doch eben erst gestillt, das kann nicht sein, dass es hungrig ist.” ODER: Das Kind haut und beißt das Geschwisterkind beim Aufteilen der Schokoladeneier – es ist frustriert” statt “Ich hab euch doch genau gleich viele gegeben, wie kannst du da beleidigt sein und einfach die Schwester beißen?”
Wahrnehmung heißt, dass es für diese Person wahr ist, was sie empfindet, sonst könnte es auch falschnehmung heißen. Es bedeutet, dass ich meinem Gegenüber (egal ob Baby oder Erwachsenen) SEINE oder IHRE Wahrnehmung zugestehe und sage: “Aha, so ist das also gerade für dich!” Das bedeutet nicht, dass ich es verstehen oder gut finden muss. Aber zu sagen: das stimmt nicht, dass du dich so fühlst …. du merkst schon beim Lesen des Satzes, dass das gar nicht geht.

Dieses Talent leidet besonders, wenn wir sehr von uns selbst eingenommen sind, uns schlecht auf die Realität des anderen einlassen können und nur mangelhaft zur Empathie fähig sind. 

TALENT 3: INTERPRETIEREN 

Hier kommt der kniffelige Teil für alle Eltern, deren Kinder sich noch nicht (ausreichend) sprachlich ausdrücken können. Deren Bedürfnisse oft überlebensnotwendig sind und eine exakte und prompte Befriedigung brauchen. Gar kein Druck, merkst du schon, nicht wahr? *ironieoff*
Wie soll man das jetzt sofort wissen, was das Baby braucht, wenn es unruhig ist oder schreit?
“Das weiß man als Mutter, sie weinen ganz unterschiedlich!” hab ich öfter als einmal gehört und dieser Satz ist schlichtweg Müll. Keine Mutter dieser Welt “weiß” das von der ersten Sekunde an. Und man lernt es. Indem man beobachtet und wahrnimmt und dann die Signale interpretieren lernt. Senkrechte Stirnfalten bei Babys bedeuten z.B. Anstrengung bis Überforderung, halb zufallende Augen bedeuten Müdigkeit, die Muskelanspannung ist ebenfalls aussagekräftig. Doch auch später braucht man dieses Talent. Wenn sich das Kind zurückzieht und wenig spricht: hat es Sorgen oder Ängste oder braucht es einfach nur Ruhe und Erholung? Wenn man aber nachfragen und mit dem Kind sprechen kann, wird es schon leichter für Eltern, weil wir uns “rückversichern” können, ob wir mit der Interpretation richtig liegen.Von der “schweren zur leichten” Aufgabe lautet es also auch hier für Eltern. Und das ist zach.

Dieses Talent leidet besonders, wenn zu viele Menschen uns von außen beeinflussen, dreinreden, die Impulse der Eltern stören und die Intuition verwundet ist.

TALENT 4: BEANTWORTEN

Damit ist nicht nur eine sprachliche Reaktion gemeint, sondern jegliche Handlung, die not-wendig ist, also die Not des Kindes wendet. Wenn man genau beobachtet, wahrgenommen und richtig interpretieren konnte, dann ist das Beantworten oder Reagieren auf die Bedürfnisse eines Säuglings oft der einfachere Teil. Meiner Meinung nach wird dieser Teil schwieriger und komplexer, je älter Kinder werden. Ganz einfach, weil es im ersten Lebensjahr hauptsächlich um essen, schlafen, tragen, pflegen und nah sein geht, wenn wir Bedürfnisse mit oder für die Kleinen regulieren. Danach wachsen nicht nur die Wünsche, Bedürfnisse und Träume der Kinder sondern auch sie selbst. Und manchmal uns über den Kopf. (Hier ist es bald so weit 😉 und ich freu mich drauf!) 

Dieses Talent leidet besonders, wenn wir in unseren Möglichkeiten und Ressourcen begrenzt sind, wenn wir wenig Unterstützung bekommen oder sehr enge Vorstellungen haben, wie wir handeln dürfen oder sollen, wenn wir uns also selbst begrenzen. 

TALENT 5: LOCKER BLEIBEN

Das ist genau so ernst gemeint, wie die ersten vier Talente. Es braucht Übung, es braucht Wiederholung, es braucht Erfahrung und es braucht Zeit, damit man als Eltern locker werden und bleiben kann.

  • Weil man am Anfang und beim ersten Kind halt alles besonders gut machen mag.
  • Weil man am Anfang halt so neu ist, dass die Unbeschwertheit fehlt (muss aber nicht sein!!).
  • Weil man am Anfang niemals weiß, wie es ausgeht, ob das eigene (Fehl-)Verhalten jetzt gut tut oder sehr viel “Schaden” anrichtet und wann das überhaupt wieder anders wird.

So geht’s den allermeisten Eltern und es hilft auch kein tröstender Spruch “… das wird schon wieder!” von der klugen Großtante oder ein “… mach dir nicht so viele Sorgen!” von der Nachbarin, wenn das eigene Drama grad den Höhepunkt erreicht. Vielleicht magst du dir den einen Satz mitnehmen: Anspannung und Druck führen selten zu guten Entscheidungen und Kinder halten oft viel mehr aus, als wir glauben. So lange du mit deinen Sinnen dabei bist, dein Herz offen ist und du deine Ansprüche nicht zu hoch anlegst, wird es gut genug sein. Denn:

Dieses Talent leidet besonders, wenn die Erwartungen überhöht sind, idyllische Bilder erzeugt werden wollen oder man in stark vergleichendes und konkurrierendes Denken verfällt. Und, wenn der Schlafmangel groß und die Unterstützung klein ist. 

POTENZIALENTFALTUNG

Eltern brauchen viele Talente. Im Lauf eines langen Elternlebens reicht das weit über das hier Genannte hinaus, doch diese paar bleiben mitunter die Wichtigsten und Wesentlichsten. Für alles andere hat man auch wesentlich mehr Zeit, um sie zu entfalten und entwickeln. 

Auch wenn man dann immer noch keine Befähigungslizenz braucht und Elternbildung immer noch ein “KANN” oder “nice-to-have” ist, wo sie doch – besonders dort, wo sie gar nie konsumiert wird – so dringend benötigt wäre. Verpflichtende Elternkurse? Ach, nicht so mein Fall. Doch das Bewusstsein erhöhen, dass Elternsein nicht etwas ist, was man einfach so “kann”, das darf doch deutlich erhöht werden. Es braucht die Botschaft, dass es nicht die “schlechten, unvollkommenen” Eltern sind, die Elternbildungsangebote nützen und dazu lernen wollen, sondern meiner Meinung und Erfahrung nach genau umgekehrt: die besonders bemühten, reflektierten, kritischen, selbstbestimmten und bewussten Eltern sind es, die bei mir aufschlagen.

  • Die, die eh schon recht viel recht gut machen. 
  • Die, die ohnehin oft schon ihr ganzes Herz eingesetzt haben.
  • Die, die sich immer wieder hinterfragen und entwickeln, auch wenn’s den Kindern gut geht.
  • Die, die Elternbildung auch als Persönlichkeitsbildung begreifen.
  • Und die Chance nutzen, mit und an ihrer Rolle zu reifen, zu wachsen, zu lernen und die ihre Talente und Potenziale auch hierbei zur Entfaltung bringen wollen.

Falls das ein kleines Plädoyer für Elternbildung war, dann tut es mir nicht Leid.

Ich brenne für diese Arbeit, ich mache sie leidenschaftlich gern und ich freu mich über jede Person, die einmal oder öfter oder immer wieder das Herz in die Hand nimmt und dieser Tätigkeit, dem Eltern-sein die Bedeutung und Wertschätzung gibt, die es braucht. VIEL. MEHR.
Wir begleiten hier die Erwachsenen von morgen, die Entscheidungsträger, Gestalterinnen und Zukunftsmacherinnen.

Für sie sollten wir diese Talente auspacken!


Plötzlich Eltern! - Onlinekurs von Kerstin Bamminger

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Und profitiere von Anfang an von meinen Erfahrungen als Pädagogin und 3-fach Mama und der Expertise einer wunderbaren Hebamme, Pia Waldenberger!