Mein Traum von Schule.

Mein Traum von Schule.

17. Das ist die Anzahl der Jahre, in denen ich unsere drei Kinder durch die Schulpflicht begleite.
Die dazugehörigen Erfahrungen machen mich immer wieder nachdenklich. 

In diesen Tagen starten wir in ein weiteres Semester Schulpflicht im Regelschulsystem, die Ferien sind vorbei, es rollt die nächste Schularbeitenwelle an, kiloschwere Schultaschen werden auf manchmal zu zierlichen Rücken geschleppt, es wird stillgesessen und es werden Gehirne gestopft, um daheim am Nachmittag noch mehr von demselben zu tun. Die Realität holt uns ein, da fange ich an zu träumen …

… von einer Schule, auf die man sich in den Ferien schon freut, nicht nur, weil man dort die Freunde wieder trifft und Zeit mit ihnen verbringt, sondern weil man dort als wertvolles Individuum gesehen wird, vor allem mit Stärken, Talenten und Ressourcen statt mit Fehlern, Mängeln und Schwächen. 

… von einer Schule, wo Kinder selbstmotiviert lernen, bei ihren Bedürfnissen und Interessen abgeholt werden und dort gefördert, wo sie stehen. Wo Pädagoginnen nicht stupide einem teilweise sinnentleerten Lehrplan folgen und Themen nicht nur über Klassen sondern ganze Schulstufen drüber stülpen oder besser gesagt hineinstopfen, sondern neue Wege gehen (die eigentlich eh nicht mehr ganz so neu sind): offene Lernformen, offene Klassenzimmer, Zusammenarbeit fördern, Tutorsysteme etablieren, eine freundliche, unterstützende Lernkultur basierend auf der Überzeugung, dass jedes Kind talentiert ist und lernwillig – wenn es sich selbstbestimmt dem Lernfortschritt widmen darf. Ganz nach Modellen alternativer Pädagogik oder “Schule im Aufbruch” von der genialen Margret Rasfeld, einer Vordenkerin zum Thema wie Lernen (auch) gehen kann. 

… von einer Schule, in der erkannt wird, dass Beziehung vor Bildung kommt. Wo LehrerInnen sich für ihre Schüler interessieren, einander menschlich auf Augenhöhe begegnen statt von oben herab, die Pädagogen sich als Begleiter zur Bildung sehen, die den Überblick behalten und Kinder motivierend anleiten, statt wie Zitronen ausquetschen und das Beste in den jungen Leuten hervorbringen wollen, statt ihnen das Fürchten zu lehren vor der ewig gestrigen (Ziffern-)Beurteilung. 

… von einer Schule, in der willige Eltern auch tatsächlich mitreden dürfen, sich einbringen und ihre jeweilige Fachkompetenz zur Verfügung stellen können, statt mit fünf- bis fünfzehnminütigen Zeitfenstern an Elternsprechtagen oder KEL-Gesprächen mit einer Aufklärung über den Zustand des eigenen Kindes abgefertigt werden. Wo es möglich ist, auch mal Kritik zu üben, ohne dass es dann den Kindern auf den Kopf fällt, und man selbst abgestempelt wird als unangenehme Querulantin, der scheinbar sowieso nichts recht gemacht werden kann. Ein wenig mehr Demut und die Einsicht, dass LehrerInnen tagtäglich mit dem Wertvollsten, das wir haben arbeiten, umgehen und es (mit-)formen – ganz besonders den Zugang und die Einstellung zum Thema (Aus-)Bildung. Und dass man sich nicht so hoffnungslos ausgeliefert fühlt, weil man als winziges Rädchen in dem großen System nur wenig und langsam bewegen kann.

… von einem Schulsystem, in dem Pädagoginnen auch gekündigt werden können. Und zwar nicht erst, wenn sie sich richtig heftig was zu Schulden kommen haben lassen, sondern schon vorher. Wenn offensichtliche Kompetenzmängel vorliegen, immer wieder disziplinäre und organisatorische Fehler passieren, wenn eindeutig instabile Persönlichkeiten mit der Leitung von Klassen überfordert sind, Selbständigkeitserziehung nicht von “im-Stich-lassen-mit einer-Aufgabe” auseinander gehalten werden kann, Kinder sich so ängstigen, dass sie beginnen wieder einzunässen (in der Volksschule!) und im harmlosesten Fall schlicht und einfach vollkommen die Lust verlieren, zur Schule zu gehen.

… von einer Schule in der das echte Leben Platz haben darf, oder die mal ins echte Leben hinaus zieht. Wo man von Blumenwiesen auf der Blumenwiese lernt und beim Malen auch mal kreativ sein darf, wo man lernt wie man sich Wissen holt, richtige von falschen Informationen unterscheidet und nicht alles auf platten A4 Zetteln in schwarz weiß abgedruckt zum Bearbeiten bekommt. 

Zugegeben: es gibt sie schon, diese Schulen. Es gibt sie auch, die geträumten LehrerInnen. Die, die voller Leidenschaft sind für ihren Beruf und dazu auch noch kompetent, offen, mutig, veränderungsbereit, flexibel und voller Ideen. Wir brauchen aber noch mehr von der Sorte. Genau gesagt, sollte JEDES Kind die Möglichkeit haben, so eine Schule zu erleben und nicht nur diejenigen, die vielleicht glücklicherweise in ihrem Wohnort eine fortschrittliche Schule haben oder hohen (finanziellen) Aufwand betreiben um ihr Kind in einer freien oder alternativen Schule die Schulpflicht absolvieren zu lassen. 

Margret Rasfeld bestätigt, dass die Gesetze den nötigen Spielraum bieten. Jede Regelschule kann sofort umstellen auf offene Unterrichtsformen, selbstorganisiertes Lernen, Selbstverantwortung statt Pflichterfüllung, Lob und Vertrauen und die Erhaltung und Förderung der Begeisterung und Kreativität von SchülerInnen.


“Nur eine Lektion hat sich in den Jahr‘n herausgesiebt, die eine nur aus dem Haufen Ballast: Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt. Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!”    R. Mey


Die Erfahrungen, die wir mit unseren Kindern – besser gesagt deren Lehrerinnen in der Grundschule machen und machten, sind leider bis auf wenige Ausnahmen bedauerlich. Auch in der Beratung und in Workshops höre ich, wie rückläufig es in manchen Schulen immer noch abgeht. Gerade in diesen Jahren, wo oft eine Lehrperson den ganzen Unterricht allein schaukelt ist man dem Tun dieser Person praktisch hilflos ausgeliefert. 

Da braucht es umso mehr uns Eltern

  • die wir unsere Kinder bedingungslos annehmen, egal was sie in der Schule erleben. 
  • die sich für die Kinder interessieren und deren Beziehung tragfähig ist, wenn sie mal wieder mit Enttäuschungen daheim aufschlagen oder erst gar nicht das Haus verlassen wollen. 
  • die ihnen auch mal sagen, dass es genug ist mit Lernen, dass sie lieber spielen gehen sollen,
  • dass ihr Leben auch noch andere Inhalte hat als das Existieren für die Schule, 
  • die ihnen zeigen, wie man mit Frust und Trauer umgehen kann, 
  • Sie brauchen UNS als IHRE Gewerkschaft, ihre Interessenvertretung gegenüber der Schule,
  • jemanden, der sieht was in der Schule nicht gesehen wird – und das auch würdigt und achtet. 
  • die jederzeit da sind um sie aufzufangen und anzunehmen.
  • und mit ihnen über den Wahnsinn lachen können…
  • denn manchmal bleibt einem nichts anderes mehr übrig.

In diesem Sinne … auf in das nächste Semester!

Ähnlicher Meinung? Anderer Meinung? Erzähl ruhig in den Kommentaren, was du im aktuellen Schulsystem mit deinen Kindern erlebst … ich überzeug mich gern, dass mein Traum anderswo schon Realität ist! 



Lebendige Grüße,

deine Kerstin

Kommentar schreibenKommentare: 2

  • #1Anna (Sonntag, 24 Februar 2019 13:27)Gerade läuft das Lied von Reinhard Mey im Auto…und das halte ich mir grad oft vor Augen. Unser 1.semester hat uns sehr ernüchtert. Die vs im Ort hat einen sehr guten Ruf. Der sich leider nicht bestätigt. Eine völlig überforderte Lehrerin, kurz vor der Pension, null eingehen auf das einzelne Kind; null Kritikfähigkeit, ohne dass es auf s Kind zurück fällt, und eine Tochter die sich vor der Schulzeit selber lesen und schreiben beigebracht hat und jetzt kaum mehr Lust auf lernen und Schule hat. Gute Freundinnen schon, zum Glück. Ganz ganz oft denk ich an „wenn die Ziege schwimmen lernt“.
  • #2Lena (Montag, 25 Februar 2019 19:21)Da kommen mir wirklich die Tränen. Auf der einen Seite, weil ich mich gerührt fühle, mich in dem einen oder anderen Satz wiederfinden zu können und auf der anderen Seite, weil ich die Vorstellung kaum ertrage, dass das österreichische Schulsystem bei gefühlten 99% der Kinder wirklich alles andere als Kind- oder Zeitgerecht ist. Wie man sieht bzw. liest, ist es nicht einmal “Erwachsenengerecht”. So gerne würde ich die Pädagogik, die ich jeden Tag (er)lebe in einem öffentlichen Schulsystem ausüben können, damit mehr Kinder, Eltern und PädagogInnen sehen, wie leicht ein wertschätzender, respektvoller und vor allem liebevoller Umgang miteinander und besonders im Alltag mit Kindern umzusetzen ist. So viel können wir Erwachsene von den Kindern lernen. Sie zeigen uns von sich aus – und das tagtäglich – was sie alles interessiert, was sie wissen und können (“lernen”) wollen oder welche Fähigkeiten sie sich bereits angeeignet haben. Bewegung, Rollenspiele, verkleiden, Höhlen bauen, matschen und gatschen, kochen, Brettspiele, malen, basteln, schreiben, rechnen, … – DAS ist die Welt der Kinder. Und zwar viel länger als nur bis in das Kindergartenalter. Täglich fünf Stunden ruhig und höchst konzentriert auf ein und demselben Sessel sitzen und aufzupassen, was der Herr Lehrer oder die Frau Lehrerin da vorne alles sagt, ist wirklich keine Zumutung für einen Menschen. Welcher Erwachsene würde sich freiwillig von jemanden belehren lassen wollen, der vorgibt alles zu wissen und zu können und das Tag für Tag (mindestens) 9 Jahre lang? Doch den Kindern wird genau das aufgezwungen, weil sie sich nicht dagegen wehren können. Sie zeigen uns mit allem was sie haben, dass das System nicht mehr passt bzw. noch nie 100%ig gepasst hat, doch wir sind es die es ändern müssen und können. So wenig braucht es, um einen “Unterricht” offener, kindgerechter zu gestalten und so vieles kann man dadurch bei ihnen bewirken. Die Kinder heute sind anders als die Kinder vor 5, 10 oder 40 Jahren. Doch die Pädagogik bleibt die Gleiche. Es braucht PädagogInnen und Eltern, die gemeinsam an einem Strang ziehen, bei dem die Kinder an höchster Stelle stehen. wenn beide, Eltern und LehrerInnen, das bestmögliche für Ihre Kinder herausholen wollen, würde die Schule nicht so aussehen wie sie jetzt großteils noch ist. Ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander ist es, was die Kinder brauchen. Worte, Zuneigung, Wertschätzung und keine Noten. Entscheidungsfreiheit, innere Motivation, das Leben als großes Ganzes sehen und keine in 50-Minuten getakteten eingeteilten Schulfächer. Spaß, Entdeckerfreude, Begeisterung, eigene Interessen und keine vorgefertigten Themen von Außen, die dich zu interessieren haben genau jetzt in diesen 50 Minuten. Verständnis, Einsicht, Begleitung im sozialen Leben und nicht Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten. Schon garnicht in nichts sagenden Ziffern.
    Die Kinder sind alles was wir haben und wir haben alles was die Kinder brauchen. Also geben wir es ihnen endlich und “… legen wir ihnen das Universum zu Füßen” (Maria Montessori)
Plädoyer für Neujahrsvorsätze

Plädoyer für Neujahrsvorsätze

Heut ist es wieder so weit. Ein Jahr geht zu Ende, ein Neues beginnt. Viele Menschen denken in diesen Tagen über das vergangene Jahr nach, sind dankbar, vielleicht erleichtert, manche betrübt, manche erfüllt, manche voll Sehnsucht.

Natürlich brauchst du nicht auf den 1. Jänner eines x-beliebigen Jahres zu warten, um dir etwas Gutes vorzunehmen. Du kannst JEDEN Tag dafür auswählen, eine Verbesserung zu bringen oder dir etwas Positives vornehmen. Es aber an einem 1. Jänner ausgerechnet NICHT zu tun, ist aus meiner Sicht irgendwie komisch.

Das ist, als würde man dem neuen Jahr nichts zumuten, nicht zutrauen, gut zu werden, eine Verbesserung zu bringen, etwas Neues. Und damit auch sich selbst nicht zutrauen, sich zu erneuern, dazuzulernen, sich zu verbessern, zu wachsen, sich zu entwickeln und sich der besten Version von sich selbst ein Stück mehr anzunähern.

Deshalb hab ich schon immer Neujahrsvorsätze gern gehabt. Besonders, weil sie für mich nicht heißen: “mach dir das Leben schwer und verzichte auf was-auch-immer”, sondern: nimm dir was vor, was dein Leben verbessern und verschönern kann.

Das waren bei mir schon ganz einfache Dinge, wie: “heb alles auf, was dir hinunterfällt” (ja, ich bin auch chaotisch und das gehörte nicht immer zu meinem Verhaltensrepertoire) oder “frag sofort nach, wenn jemand ein Wort benützt, das du nicht kennst” .


Letztes Jahr nahm ich mir dann vor, jeden Monat etwas zu tun, was ich NOCH NIE im Leben gemacht hab. 

Zunächst scheint das eine mächtige Aufgabe zu sein, doch auch hier liegt der Schlüssel darin, einen guten Mix aus großen und kleinen Premieren zu finden. Dieser Vorsatz beinhaltet nicht nur, dass man sich selbst dazu überredet, immer wieder neue Wege zu gehen und damit beweglich und veränderbar zu bleiben, sondern auch eine gewisse kindliche Neugier, Offenherzigkeit und auch die Bereitschaft, Fehler zu machen und etwas nicht sofort zu können (bzw. erst lernen zu dürfen).

So kam es dazu, dass ich im Jahr 2018 folgende Sachen erleben durfte:

#1 bei einem Flashmob mitmachen
… an einem Samstag am Linzer Taubenmarkt zu schmusen (mit meinem Herzallerliebsten) und wie ca. 50 andere Paare Walzer zu tanzen war eine lustige Erfahrung- zum Jubiläumsjahr der Abteilung BEZIEHUNGleben.at 

#2 eine Autorenlesung besuchen
… als Fan der Altausseer Krimis und dem Gasperlmaier wollt ich mir Herbert Dutzler gern persönlich anhören. Zu meinem Glück kam er in die Bücherei Stadl-Paura – das Gute liegt manchmal ganz nah!

#3 ein Konzert der TotalWorldTour von Joss Stone erleben
schon seit meiner Teenager Zeit bin ich ein RIESEN Fan der stimmgewaltigen Britin, die in ihrer “TotalWorldTour” alle Länder der Welt bespielt und in jedem Land eine karitative Tätigkeit persönlich unterstützt.

#4 an einer Fußwallfahrt teilnehmen
… frühmorgens Rosenkranz-betend von Roitham nach Stadl-Paura zu gehen – das hat jedenfalls eine meditative Komponente und ist wiederholenswert! 

#5 einen Ehevorbereitungskurs (Partnerkurs für Brautpaare) abhalten
… ich freute mich schon wie ein Schnitzel darauf und mittlerweile liebe ich diesen Teil meiner Arbeit und die Gruppen, die den Hafen der Ehe ansteuern.

#6 den “Jedermann” in Salzburg ansehen
… eine Spontanaktion, Stehplatzkarten ergattert an einem wunderbaren Augustnachmittag mit dem faszinierenden Jedermann-Einspringer Philipp Hochmaie. Und Salzburg zur Festspielzeit ist sowieso eine Reise wert.

#7 einen Ort bereisen, an dem ich noch nie war: (heuer war das) VERONA
… Romeo & Julia – das fiel mir bis vor kurzem zu Verona ein. Meine liebe Freundin Linda verbrachte 1,5 Jahre dort und leitete die Prinzessinen-Crew von einem Aperol-Spritz zum nächsten. Oh du liebliches Verona!

#8 bei einer Papstaudienz dabei sein 
… ja! Und das mit etwa 70.000 Minis aus ganz Europa – der Petersplatz bei 38° C im Schatten ein echter HOT-Spot! 

#9 Handlettering-Flipcharts erstellen
… das Notwendige mit dem Erfreulichen verbinden und meine Kreative Ader anzapfen – das alles kann ich bei dieser Tätigkeit verbinden, eine neue Ära von Flipcharts ist eingeläutet!

#10 an einer Veranstaltung von “Frau in der Wirtschaft” teilnehmen
… die Sommernacht der Unternehmerinnen in der Spinnerei Traun – oder waren es doch die ausgehungerten selbst-und-ständig-Arbeitenden?! Mann, die heiße Schlacht am kalten Buffett!

#11 eine Ente zubereiten
… ich hab’s ja nicht so mit dem Federvieh, aber der neue Kombidämpfer spornt mich tatsächlich zu kulinarischen Höchstleistungen an. Ich lerne, ich lerne!!

#12 108 Sonnengrüße zur Wintersonnenwende 
… die 108 zwei mal im Jahr sind schon seit ein paar Jahren ein Fixpunkt. Erstmals allerdings machte ich die 108 mit anderen Yogis in wunderbarem Ambiente, grandios angeleitet von Gernot und Steffi, die dem Abend wunderbar und gekonnt den richtigen Spin gaben.

Diese 12 Erlebnisse waren bei bei Weitem noch nicht alle Premieren des vergangenen Jahres, es gab noch viele berufliche “Erstaufführungen” und Highlights und auch manche Dinge, dich ich zwar geplant hatte, dann aber aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt wurden.

Das macht gar nix. Denn morgen beginnt ein neues Jahr. Ein Jahr voller Möglichkeiten und Chancen. Ein leeres Buch, das geschrieben werden will. So gibt es für mich, für dich und für jeden wieder unzählige Möglichkeiten etwas Neues zu erleben, sich zu entwickeln, zu wachsen, die “Schotterstraßen im Gehirn” zu befahren und so das neue Jahr zu einem Guten werden zu lassen.

Der Neujahrsvorsatz, jeden Monat etwas NEUES zu erleben ist dafür bestens geeignet und so nehm ich mir erneut vor: 

… beweglich zu bleiben,
… an Orte zu gehen, die ich noch nie gesehen hab,
… Menschen zu treffen, die ich noch nicht kenne,
… Dinge zu versuchen, die neu für mich sind,
… kreativ zu bleiben,
… neugierig zu sein,
… mich einzulassen auf Überraschungen,
… Dankbarkeit zu zeigen,
… mein Leben zu genießen!

Was ist dein Vorsatz fürs neue Jahr? Hast du Vorschläge für weitere Premieren, die sich aus deiner Sicht lohnen? Ich lass mich gern inspirieren …. 

…. PROSIT 2019!

Bildquelle: Pixabay

Gedanken – zum Fest der Gegensätze

Gedanken – zum Fest der Gegensätze

Ich mache mir oft so viele Gedanken, dass ich wünschte, ich würd so etwas wie einen “AUS” Schalter irgendwo an mir entdecken. Zu Weihnachten geht mein Kopf meist schon lang vor dem Fest über. 

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mir denke: irgendwie passt da was nicht zusammen. Ich höre, lese und sehe es: die stillste Zeit im Jahr. Nur anfühlen … anfühlen tut es sich für mich nicht ganz so. Da gibt’s irgendwo einen Kurzschluss zwischen Herz und Hirn. Zwischen dem, was geredet wird und dem, was gelebt wird. Ich ertapp mich ja selbst auch dabei. 

Manchmal, denk ich mir, wär mir der Dezember anders lieber….

Lieber langsamer als noch schneller.
Lieber einfacher als noch glamouröser.
Lieber weniger als noch mehr.
Lieber leiser als noch lauter.
Lieber dunkler als überbeleuchtet.
Lieber kritischer als unreflektierter.
Lieber menschlicher als berechnender.
Lieber ehrlich als überspielt.

Ich suche noch nach meiner Leichtigkeit vom letzten Jahr. Heuer braucht es meine besondere Bemühung, damit sich Weihnachten als Gefühl stimmig ausbreiten kann. Es braucht ein genaues Hinschauen, auf das, was mich Mensch werden lässt. 

Ein langsamer Spaziergang statt meinem gewohnt flotten Gehtempo.
Eine einfache Geschenkverpackung aus Zeitungs- oder Packpapier statt Funkelweihnachtspapier.
Eine Sorte weniger Kekse backen und der Vorsatz, den Magen “nur” zu 80% voll zu essen statt dem Überessen.
Eine paar stille Minuten am Tag mit Nichtstun füllen, mit Atmen, mit Yoga …und das Gedankenkarussell anhalten.
Eine Rorate besuchen, in einer dunklen Kirche, lediglich erhellt  von Kerzenlicht in Laternen statt überbeleuchteten Innenstädten.
Ein Geschenk, das gleichzeitig einen guten Zweck unterstützt statt dem nächsten unnötigen Ding.
Ein ehrliches Wort hören und aufnehmen, auch wenn es nachdenklich macht statt Friede-Freude-Eierkuchen.

Weihnachten ist eigentlich kein Fest im Außen.
Weihnachten kann es nur IN uns selbst werden.
In den langsamen, einfachen, leisen Dingen & Begegnungen.
Wir dürfen sie zulassen und dafür sorgen, dass sie einen Platz hat in unserem ach so eiligen Leben bekommen.
Dann beruhigen sich vielleicht auch die Gedanken, ziehen vorbei.
Wie gelingt es dir, DEIN Weihnachten zu spüren?
Falls du dazu Gedanken übrig hast, weil du dir auch zu viele gemacht hast … immer her damit! Das ist auch ein Weg, sie “los zu werden” 😉

Ich wünsch dir von Herzen, dass du DEIN stimmiges Weihnachtsfest erlebst, mit den Menschen und Dingen, die für DICH wichtig sind.

Wo du ganz Mensch sein kannst.
Dein Kopf herrlich frei wird. 
Und dein Herz sich öffnet.

Enttäuscht. Alte Rollenbilder, verstaubte Klischees?

Enttäuscht. Alte Rollenbilder, verstaubte Klischees?

Die Reaktionen auf mein Interview mit Sabine Kronberger waren durchwegs positiv und bestätigend.

AUSSER DIE EINE.

Ich bekam eine Nachricht in der sich der Leser, ein (fast) frischgebackener Vater, ziemlich über meine Antworten beschwerte.

“Ich habe Ihr Interview heute in der Krone gelesen. Und ich war enttäuscht. Schade, dass Sie ein altes Klischee in die neue Zeit mitnehmen. Mag sein, dass Ihnen in der Praxis die Rollenverteilung einseitig vorkommt.  Aber: es gibt auch sehr viele positive Beispiele, die immer unerwähnt bleiben.  Mütter sind „alles“ und Männer – dem Text zwangsläufig zu entnehmen-  nichts, kann ich nicht teilen.  In meinem Bekanntenkreis gibt es keinen einzigen Mann, der nicht auch Taxi, Nachhilfelehrer, Krankenpfleger, Koch, Freund und vieles mehr ist.  Inklusive mir. Mag sein, dass sie beruflich mit vielen Müttern zu tun haben, die von ihren Männern nicht unterstützt werden. Dann tut es mir für diese Frauen sehr leid. Aber kann man endlich aufhören alle in einen Topf zu werfen.  Denn es gibt inzwischen immer mehr Männer, die ihre Vaterrolle nicht nur ernst nehmen, sondern auch voll ausfüllen. Und das ist gut so!  Ich erlebe mit meinem knapp 2jährigen Sohn, dass ich als Papa am Spielplatz kein Exote bin. 
Als Frau bist du….. was ist man als Mann? 
Nein Frau Bamminger. Wir schreiben das Jahr 2018 und es gibt mehr Männer, als man vermuten möchte, die 100% Papa UND Ehemann sind.”

Das hat gesessen.

Ich las mir den Text noch mehrere Male durch und kam zu der Erkenntnis: JA, man könnte auch diese Info den Zeilen entnehmen. Wenn man ein längeres Telefonat in eine vorgegebene Zeichenanzahl pressen soll, dann führt das leider dazu, dass gestutzt und gekürzt werden muss. Ich hab die Redakteurin schon vorher bewundert, dass Sie das so gut schafft – es ist eine knifflige Aufgabe.


Da die Kritik aber berechtigt war, nahm ich mir Zeit, ausführlich zu antworten.
Hier ist, was ich sinngemäß geschrieben hab.

Umgang mit Kritik
“Zunächst mal freut es mich, dass Sie sich
a) den Artikel gelesen haben und
b) sich Zeit genommen haben zu antworten.
Das ist längst keine Selbstverständlichkeit. Ich bedauere, dass Sie den Eindruck gewonnen haben, dass ich alte Klischees füttere und Männer indirekt abwerten möchte. Es ist so: ja, ich habe oft mit Müttern zu tun, die überfordert sind, weil sie viele Aufgaben und Rollen erfüllen, auch manchmal weil sie zu wenig Unterstützung von den Vätern erhalten. Und manche sind am Rande der Belastung, obwohl sie gut unterstützt werden. 

In der Kürze liegt die … Krux.

Ich hatte mit Sabine Kronberger (die ich wirklich mag) ein telefonisches Interview über 20 Minuten und die Arme hatte dann die qualvolle Aufgabe den Inhalt in so wenige Zeichen zu quetschen. Wenn Sie uns zuhören hätten können, hätten Sie gehört, dass ich mehrmals gesagt hab: “… die Person, die hauptsächlich Betreuungsaufgaben der Kinder übernimmt, spürt die Zerrissenheit heftiger!” … in der Regel sind das immer noch überwiegend Frauen … daher kam wohl diese verkürzte und zugegeben etwas einseitige Formulierung.

Papas auf Augenhöhe sind Realität

Stimmt! Es gibt genügend Männer und Väter, die ihren Frauen ebenbürtige Partner sind, alles rund um Kind und Haushalt auf Augenhöhe erledigen, in Karenz gehen und Elternteilzeit in Anspruch nehmen. Ich selbst hab das Glück einen solch wunderbaren Mann geheiratet zu haben, der alle (!!) diese genannten Dinge schon gemacht hat. Ich weiß also, wovon ich rede.
Nie im Leben möchte ich behauptet, dass die Männer unwichtig sind. Im Gegenteil!! Ich ermutige Frauen (die manchmal das ihre zum Problem dazu tun), ihren Männern alles zuzumuten und sie tun lassen!!
Da kommt es natürlich vor, dass Väter genau so diese Rollenvielfalt spüren und sie vielleicht auch als belastend erleben. Darüber weiß ich weniger – sie tauschen sich möglicherweise nicht so intensiv diesbezüglich aus.

Alle in einen Topf?

Nein, natürlich niemals! Differenzierung ist so wichtig! Ich weiß, dass es große Unterschiede gibt, und man die Papas nicht alle in einen Topf werfen KANN (genau so wie Mamas). Es wäre ungerecht gegenüber allen, die sich ernsthaft bemühen und einbringen wollen und das als Selbstverständlichkeit betrachten.
Es freut mich, dass Sie als Papa sich selbst und ihr Umfeld als natürliches Feld erleben, indem Väter genau so wichtig sind wie Mütter, denn das sind sie. Aber von Gleichberechtigung in allen Belangen sind wir dennoch ein Stück entfernt, also gibt’s noch genug Arbeit!

Aufteilung von Erwerbsarbeit 

Kaum ein Elternpaar, das ich kenne, teilt sich auch die Erwerbsarbeit 50 / 50 % auf. Dass – wenn beide anwesend sind – beide Elternteile gleichberechtigt und gleichwertig sind: dem kann ich in vielen Familien zustimmen (aus meiner Beobachtung und Arbeit). Ich sehe es als Luxus, wenn es gelingt auch Erwerbsarbeit gleich gut aufzuteilen. Was durch die tendenziell niedrigeren Einkünfte der Frauen leider erschwert wird. Viel zu oft gibt es wirtschaftliche Gründe, die bestimmen, welches Familienrollenbild gelebt wird.

Volle Kraft voraus

So mag ich Ihnen Mut machen, ihr Rollenbild weiter so zu leben, dass es Ihnen und Ihrer Familie damit gut geht (wie immer das aussieht – denn nur individuelle Lösungen sind gute Lösungen)! Tragen Sie das Bild der “neuen Väter” weiter, ich werd mir Ihre Anregungen und die Kritik auch gut merken und in Zukunft vielleicht noch sensibler formulieren. “

MEIN VERSTÄNDNIS MEINER ROLLE

Ich sehe mich als Frau und Mama als eine Kombination aus Tradition und Moderne. Wir leben selbst ein eher konservatives Familienbild – das aber aus Überzeugung. Ich stehe dazu, lange 9 Jahre nicht berufstätig gewesen zu sein, weil mir unsere Kinder und dass ICH sie hauptsächlich betreue, wichtig sind. 
Immer noch stecke hauptsächlich ich in der Erwerbsarbeit zurück, wenn es um das Thema Vereinbarkeit geht. Dass mein Mann auch schon seinen Teil dazu beigetragen hat, hab ich oben schon beschrieben und das kann ich ihm gar nicht hoch genug anrechnen. 

Wir sind uns einig, dass unsere Kinder den höchsten Stellenwert in unserem Leben haben und wir richten uns danach aus. Jedenfalls in der Lebensphase in der wir momentan (immer noch) sind.
Ja, das ist manchmal schmerzhaft. Weil auch wir Ziele haben, die wir dadurch (noch) nicht verwirklichen können und in persönlichen Interessen ab und zu zurückstecken. 

Ich hab in dem Artikel geschrieben: wir alle wollen zu viel.

Das stimmt. Besonders wollen wir alle zu viel zur gleichen Zeit!
Es gibt noch genügend Zeit und Gelegenheit für mehr Engagement in der Karriere, für Selbstverwirklichung und ausladende Paarzeiten. ALLES GLEICHZEITIG zu wollen ist das, was uns stresst und was einfach auch nicht möglich ist, denn jeder von uns zahlt seinen Preis für das Modell, die Rolle, die Lebensweise, die wir wählen. Egal ob nun Berufstätigkeit, Hobbys, Kinder oder Karriere ganz oben im Ranking stehen.

Wir sollten es uns selbst recht machen wollen und nicht jemand anderem. Das ist eh schwierig genug, bei aller Kritik und den vielen subtilen Rollenbildern, die uns Werbung, Politik und Gesellschaft täglich frei Haus liefern. Und dazu die wirtschaftlichen Faktoren, die auch noch eine große Rolle spielen.

Über Rollen in Familien und deren Verteilung zu sprechen ist wichtig und gut. Es braucht alle Teile, damit Familie gelingen kann. Mamas, Papas, die Kinder. Jeder ist Teil des Systems und kann zum Gelingen und Scheitern beitragen.

Auf seine Art und Weise. 
Was ist deine Meinung dazu? 
Schreib gern in den Kommentaren, was dir dazu einfällt.
Kritik? Immer her damit. 

Weihnachten: Gesucht? Gefunden!

Weihnachten: Gesucht? Gefunden!

GEFUNDEN … 

… in der so berührenden & stärkenden Weihnachtskarte, die unverhofft in meinem Postkasten lag.
… in der unaufgeräumten Wohnung der Mama, der die Kinder wichtiger sind als das Putzen.
… in der Freude darüber, dass mein Liebster nach drei Wochen Reha wieder Tisch und Bett mir mir teilt.
… in den vielen Aufträgen, die ich in den letzten Tagen für 2018 bekommen hab.
… in der schweißtreibenden Yogastunde, die mich aus meiner Komfortzone lockt und doch näher zu mir selber bringt.
… in den leuchtenden Augen des Kindes, das mir erzählt wie kunterbunt das Christkind aussieht (und nicht, wie ich mir einfältigerweise dachte, ganz weiß und golden ist)!
… im Verhalten unserer 13-jährigen Tochter, die alle vorrätigen Lebensmittel auf ihre Herkunft untersucht, weil sie Produkte von ausbeuterischen und grausamen Konzernen nicht weiter haben will.
… in unseren drei Kindern, die das Wohnzimmer seit Tagen (praktisch) spielzeugfrei halten und somit Platz machen für das Christkind (… jaja, und den Baum und die Geschenke!)
… im Bemühen der lieben Lehrerin, geballte Wertschätzung für ihre Kollegin zu sammeln um sie dann zu verschenken.
… im herzhaften Lachen, das mich packt, weil ein 4-jähriger ein lustiges Video über das Handy der Mama an das halbe Adressbuch verschickt.
… in dem wunderbaren Geräusch von knirschendem Schnee unter meinen Schuhen, das ich zumindest schon einmal im Advent gehört hab.
… in meinem Mut, mir die Zeit für eine morgendliche Laufrunde zu stehlen.
… in der Initiative des Ehevorbereitungs-Kollegen, der mir ein Radio Interview ermöglicht hat.
… im Lächeln der über 80-jährigen Nachbarin, die sich einfach freut, wenn wir ihr beim Vorbeigehen zuwinken am Weg zur Schule.
… im humorvollen und feinsinnigen Weihnachtsmail einer befreundeten Familie, das mich jedes Jahr (wieder) zum Schmunzeln bringt.
… beim gemeinsamen Singen adventlicher Lieder: im Chor, in der Familie, im Altersheim, …
… in öliger “Freude” (JOY), die mir geschenkt wurde …
… in philosophischen Gesprächen während der Autofahrt zur Yogastunde … 
… in der Bethlehemkerze (oh, Kindheitserinnerung!), die mir meine Mama geschenkt hat und den Gedanken, die mich begleiten, wenn ich sie entzünde.
… in den Liedern, die ich höre und die mir eine Gänsehaut bescheren.
… in meiner Vorfreude auf den Mädelsabend.
… im DA-sein und SO-sein der tollen Frauen, die mein Leben bereichern, manche näher, manche ferner, durch persönlichen Kontakt oder eine einfache Text (oder Sprach-) Nachricht.
… in meiner Dankbarkeit, dass DU Teil meiner Welt bist, egal in welchem Zusammenhang.
… diese Liste ist unendlich.

Weihnachten ist DA. 

Wo Menschlichkeit ist, Dankbarkeit, Achtsamkeit, Freude, Staunen … Liebe.
DU brauchst es nur zu entdecken.
Mein Weihnachten hab ich schon gefunden.
Und, wo hat sich DEINS versteckt?
Menschliche, weihnachtliche & lebendige Grüße, deine Kerstin