Optimismus over Ängstlichkeit – 3 Ressourcen für Vertrauen im Leben

In einer Zeit, wo wir täglich mit Angstbildern und vermeintlichen Horrorszenarien konfrontiert werden – zumindest wenn man ab und zu im Radio, Zeitung, TV oder auf Social Media auf Empfang gestellt hat – braucht es probate Mittel um die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in die Zukunft zu behalten. Ich hab mich ein bisschen auf die Suche gemacht, wo ICH diese Dinge finde.

Wenn die Zuversicht mit Füßen getreten wird, wenn wir mit Einschränkungen und Verboten im Außen belegt werden, unser Verstand mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zahlen beschäftigt wird und Bilder der Angst wieder und wieder in uns heraufbeschwört werden, dann tut es gut, sich bewusst zu machen, dass wir eigenständig denkende, fühlende und handelnde Lebewesen sind. Ja, in einer Gemeinschaft, in der wir uns auch zugehörig fühlen wollen, doch mit der nötigen Autonomie und einer guten Portion Vertrauen, Bitteschön.

Denn wir können mehr, als nur zu funktionieren. Wir können mehr als nur gehorchen. Wir können mehr als nur überleben. Wir sind Menschen und als solches fähig, unser Leben zu gestalten, uns selbst zu reflektieren und unsere Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken. Zumindest wenn wir das ausreichend üben – und die aktuelle Situation lädt wohl weltweit dazu ein, mehr denn je lebensbejahend zu denken, zu fühlen und zu handeln.

Doch das braucht Vertrauen statt Misstrauen, das braucht Zuversicht statt Verzweiflung und vor allem Verbindung statt Trennung.

Gerald Hüther beschreibt drei Ressourcen, die uns als Menschen zur Verfügung stehen, wenn es um Vertrauen geht und darum, sicher zu sein, dass alles gut wird. Auf diese drei Ressourcen möchte ich heute und hier eingehen.

EIGENE KOMPETENZEN

In den letzen Monaten haben wir viele Situationen fast ohnmächtig erlebt und Dinge des alltäglichen Lebens wurden von Außen bestimmt und verordnet, wir funktionierten teilweise wie Schafe, die alles machten, was ihnen erlaubt wurde und alles andere tunlichst vermieden. Am Anfang jedenfalls. Das Gefühl, fremdbestimmt zu sein macht etwas mit unserer Handlungsfähigkeit. Wir denken, wir können nichts tun, wir sind ausgeliefert, können uns nicht wehren. Das stimmt nur teilweise.

Was ich tun kann, ist, mich nicht länger täuschen zu lassen, mir unterschiedliche Meinungen anhören und dann meine eigene bilden. Ich kann Verantwortung übernehmen für mein Tun und Ruhe bewahren. Ich kann auf meine Kompetenz zur Selbsthilfe setzen und zur Selbstregulation – indem ich gut für mich sorge und auftretenden Stress (sei es auch ein anderer als zu Beginn des Jahres) abbaue, weil ich gelernt habe, was für mich funktioniert. Egal ob das Yoga, Kampfsport, Berggehen, Meditation, ein langes Telefonat mit der Freundin, Malen, spazieren gehen oder sonst was ist: ich übernehme die Kontrolle für mein Wohlbefinden, soweit mir das möglich ist. Dass wir dafür oft auch andere Menschen brauchen ist nicht überraschend, denn das ist Ressource Nummer zwei:

PSYCHOSOZIALE UNTERSTÜTZUNG 

Das heißt soviel wie: was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Auch diese Quelle des Vertrauens wurde schwer blockiert in letzter Zeit angesichts der permanenten Aufforderung zur sozialen Distanz – auch wenn “nur” die körperliche gemeint war.

Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen unser Umfeld, andere Familien, andere Mütter & Väter, andere Frauen & Männer, damit wir besser durch schwierige Zeiten kommen! 

Also werde ich nicht noch einmal so lange auf diese Ressource verzichten, sondern mich und unsere Kinder frühzeitig mit ausreichend echten Sozialkontakten versorgen. Weil ich weiß, dass viele Andere auch zuversichtlich sind und mittlerweile begriffen haben, dass die Gefahr eines neuen Virus wohl ziemlich falsch eingeschätzt wurde. Jedenfalls hab ich vor, nicht wieder in Schockstarre zu verfallen, wenn uns Zahlen präsentiert werden, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen Angst und Schrecken verbreiten sollen. 

Ich werde mich verbünden mit allen Menschen hier und da, die ihr Leben auf der Grundlage von Zuversicht, Vertrauen und Mut leben und wissen, dass das Leben tendenziell Gefahren bietet – die wir allerdings nur bewältigen können, wenn wir bei vollen Kräften sind (körperlich und mental statt eingeschüchtert, zurückgezogen und verängstigt).

Ich werde nicht müde, mich im Umfeld umzuhören, wie andere Menschen die Situation erleben und will jede Einschätzung respektvoll aufnehmen. Denn angsterfüllte Menschen haben es derzeit schwerer, sich im Leben zurecht zu finden und sind vielleicht aufgrund ihrer Geschichte oder persönlichen Erfahrungen nicht so positiv aufgestellt wie ich oder viele andere, die ich in meinem Umfeld – oder meiner Filterblase – habe. Es gilt trotzdem, zusammen zu stehen und nicht ihre Ängste zu diffamieren, sondern sie mit zu nehmen, abzuholen und ihren Blick weg von der Angst auf die Zuversicht zu richten.

Damit wären wir schon bei der dritten Ressource.

ZUVERSICHT

“Optimism is not the denial of the current state.
Optimism is the belief that the future is bright.” 

unbekannte quelle

Wenn ich mich derzeit umhöre unter meinen Mitmenschen, nicht den Nachrichtensprechern oder Epidemiologen oder Ministern, dann kann ich zuversichtlich sein. Weil wir bereits erfahren haben, dass wir ganz schön viel ertragen und gemeinsam aushalten können. Weil wir bereit sind, fast alles zu geben, wenn es hart auf hart kommt und dann nicht mit der Wimper zucken. Und weil wir anpassungsfähig und lernfähig sind und uns das Leben zumuten – mit allen potenziellen Gefahren und dem Bewusstsein, dass diese Teil der Realität sind.

So haben sehr viele Menschen in meinem Umfeld jetzt schon erlebt, dass ein positiver Test kein Todesurteil ist, oft noch nicht mal eine Erkrankung. Dass wir nicht ewig mit mit manchmal bewusst eingesetzten, diffusen Zahlen getäuscht werden können und dass sich der Widerstand langsam, aber sicher formiert. Unternehmer verbünden sich und kämpfen gemeinsam für ihre Rechte, Feste und Feierlichkeiten von Jugendlichen (oder Erwachsenen) werden aus dem öffentlichen Raum in den privaten Raum verlagert ( … hat echt jemand geglaubt, die Party lässt sich komplett abwürgen??) und die Kreativität und Fantasie von Menschen wird von Einschränkungen gerade beflügelt. So werden Hochzeiten in den eigenen Garten verlegt oder Geburtstagsfeste geschickt an Zehnertischen organisiert. Was für mich soviel heißt wie: das Leben sucht sich seinen Weg und lässt sich nicht von übertriebenen Maßnahmen aufhalten. Zumindest nicht, wenn keine ernsthafte Gefahr in Sicht ist und was das betrifft, hat unser Reptilienhirn noch nicht ganz versagt. Es besteht keine lebensbedrohliche Gefahr, also ist auch keine Flucht angesagt und auch kein Sich-tot-stellen.

Wir wollen LEBEN und nicht nur ÜBERLEBEN. Und viele Viren und Bakterien haben da schon immer dazu gehört und werden auch in Zukunft dazu gehören. Gesundheit und damit LEBEN kann entstehen oder erhalten bleiben, wenn wir unser Immunsystem stark machen, Freude empfinden, uns lustvoll betätigen, in die Natur gehen, uns bewegen, wenn wir Menschen treffen und umarmen, wenn wir uns gut ernähren, miteinander lachen (auch wenn wir uns dabei vielleicht ein wenig anspucken) und die Angstmechanismen für die wirklich bedrohlichen Momente aufheben.

Also, lasst uns fantasievoll sein und bleiben, unsere Rechte und unsere Freiheit schützen und vor allem: lasst uns zusammenstehen. Im echten und übertragenen Sinn. Dann schaffen wir es. Gemeinsam. Das Leben, nicht nur das Überleben.

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  • #1Papa (Freitag, 09 Oktober 2020 10:59)sehr gut formuliert Kerstin, so denke und so lebe ich auch bereits �� und mir geht es gut.

Reisewarnung für Schubladistan

Es gibt ein Land, das existiert nur in unseren Köpfen und wir alle sind wohl schon mal dort gewesen. Weil wir Menschen nach verschiedenen Kriterien, ihrer Gesinnung, dem Aussehen, ihrer Religion, einer Haltung, ihrem Geschlecht, sexueller Neigung, dem Alter, … – bewertet haben und dann in eine Schublade gesteckt haben. Das ist Schubladistan. Ich versuche hier zu erklären, warum es für dieses Land eine Reisewarnung geben sollte.

SEHNSUCHT NACH ORDNUNG

Menschen wollen vielmals Ordnung schaffen, um Sicherheit zu gewinnen, um Orientierung zu bekommen und Einfachheit in ihre – unsere – hochkomplexe Welt zu bringen, die – JA, ehrlich gesagt – immer schwerer zu verstehen oder gar durchschauen ist. Deswegen versucht man daheim aufzuräumen, jedem Ding seinen Ort zu verpassen und in Kästen oder Schubladen zu verstauen, was so im Alltag Teil unseres Lebens ist.

Was mit Gegenständen noch relativ unverfänglich ist und manchmal sinnvoll und schön (aufräumen, bzw. in ein schön aufgeräumtes Zimmer gehen), machen wir aber auch mit anderen Dingen im Leben. Nein, eben nicht mit Dingen, sondern mit Menschen. Wir haben innere Bilder und Zuschreibungen für bestimmte Personen(gruppen) usw. und stecken sie in die jeweilige Schublade, natürlich vergessen wir nicht drauf, auch noch unsere Bewertung dazu zu packen.

Daumen hoch. Oder Daumen runter. So einfach geht das.

Dass es allerdings längst nicht so einfach ist, zeigt eine jüngst entbrannte Debatte in der bedürfnisorientierten (BO) Elternszene, die mit rechts-außen Gedanken in Verbindung gebracht wurde. Was Schlimmeres kann man manchen BO Eltern gar nicht nachsagen. Daher hab ich mir für diesen Blog ein paar Schubladen ausgesucht, die man in Schubladistan wohl aktuell findet und wo wir alle zusammen mal “raus denken” sollten. #thinkingoutsidethebox 

Schublade: HAUSFRAUEN od. HAUSMANN

Hausfrauen sind einfältige und unterdrückte weibliche Wesen, die von dominanten Partnern vom Arbeiten abgehalten werden und zu faul sind, ihre Karriere aufzumöbeln. Hausmänner sowieso.

Schon mal überlegt, dass es Frauen geben mag, die die Kümmerarbeit (Care) in der Familie gern erledigen und davon auch total erfüllt und zufrieden  sind, dass diese trotzdem weltoffen und gebildet sein können und eine ebenbürtige, gleichwürdige Partnerschaft leben? Dass die sich sehr wohl für den eigenen Beruf und Selbstverwirklichung interessieren, aber vielleicht nicht in dem Ausmaß und lieber mehr Zeit und Energie für die Familie aufwenden als für den Spagat in der Doppelbelastung.


Schublade: FEMINIST(IN)

Feministinnen sind männerfeindliche Furien, die sich nicht für Kinder und Familie interessieren und aus ihrer Opferrolle als Frau nicht heraus kommen, eigentlich nur mal einen richtigen Mann “brauchen” und das macht sie frustriert und verbittert und somit frei von Humor und Leichtigkeit.

Schon mal überlegt, dass es bei Feminismus erstens um Gleichberechtigung geht und man auch als Mutter und Hausfrau feministisch sein und denken kann? Feministinnen brauchen nicht zwangsläufig eine steile Karriere, einen Ehemann “unterm Schlapfn” (wie man gut oberösterreichisch sagt) oder ein humorloses Leben, es gibt auch entspannte, lustige überzeugte Feministinnen (und Feministen: das wär nochmal eine eigene Schublade: Frauenversteher, Einschleimer, Weichei und so. NOT!!)

Schublade: VERSCHWÖRUNGSANHÄNGER

Verschwörungstheoretiker sind extrem und durch ihre mangelhafte Information und den Hang zum Unwissenschaftlichen leicht zu blenden, sie fühlen sich stets als Opfer und von aller Welt belogen und betrogen. Und Nazis sind sie auch allesamt, siehe Berlin.

Schon mal überlegt, dass es Menschen geben mag, die allgemein gültige Mainstream Meinungen hinterfragen und sich für Hintergründe und Unausgesprochenes interessieren. Die vielleicht zurecht kritisch nachhaken und einfach nur der Wahrheit ein Stückchen näher kommen wollen und nicht gleich alles fressen, was Medien ihnen servieren? Nur, weil man mit aktuell öffentlicher Meinung oder Meinungsmache nicht konform geht, heißt das nicht, dass man ein tölpelhafter Ignorant ist und Wissenschaft grundsätzlich ablehnt.

Schublade: BINDUNGSORIENTIERTE ELTERN

Bindungsorientierte Eltern sind überbehütende, verweichlichte Mütter und Väter, die ihre Kinder nicht loslassen wollen und sie verziehen indem sie ihnen jederzeit jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihnen nie zeigen, wie hart die Welt da draußen ist.

Schon mal überlegt, dass auch bindungsorientierte Eltern ihre Kinder früh in Fremdbetreuung geben können, sich gerne selbst verwirklichen und Kinder gerade durch die bedürfnisorientierte Begleitung auf die “harte Welt” vorbereiten? Dass bindungsorientierte Eltern sowohl Impfbefürworter sein können als auch rechtsextrem oder linksextrem politisch gesinnt? Es gibt bindungsorientierte Karrierefrauen und bindungsorientierte Helikoptermütter und alles dazwischen, weil Bindungsorientierung eben nur eine Facette ihres Menschseins ist. 

Schublade: IMPFKRITIKER

Impfkritiker sind ignorant und esoterisch angehaucht, sie verleugnen die Wissenschaft und gefährden wissentlich und absichtlich andere Bevölkerungsteile, außerdem sind sie unbelehrbar und können nicht sachlich diskutieren.

Schon mal überlegt, dass Impfkritiker sich sehr wohl wissenschaftlich mit dem Thema befasst haben, nur andere Studien kennen (nach dem Motto: trau keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast), dass sie andere keineswegs gefährden wollen aber die eigene Gesundheit wichtiger empfinden und jedem seine freie Meinung dazu lassen können, was ein pro oder kontra Impfung betrifft? Es gibt Impfkritiker, die mehr zu dem Thema wissen als durchschnittliche Hausärzte und es gibt Impfbefürworter, die noch nie einen Beipackzettel einer solchen gelesen haben. Und wie so viele Themen ist auch dieses herrlich emotional aufgeladen und darf gerne sachlich UND emotional debattiert werden. 

Schublade: CORONALEUGNER

Coronaleugner sind Dummköpfe, die keine Gefahr erkennen und sich wegen der unsicheren Zeit einfach wehren gegen diese neuartige Bedrohung, sie können nicht mal ein bisschen auf ihre persönliche Freiheit zugunsten der Allgemeinheit verzichten und rebellieren wegen Nichtigkeiten wie Maskenverordnungen.

Schon mal überlegt, dass man sehr wohl in Frage stellen kann, wie sinnvoll etwaige verordnete Maßnahmen sind und die Gefährlichkeit des Virus versucht zu erfassen, sich mit Zahlen beschäftigt und nicht mit Esoterik und am Ende weder Leugner noch Regierungsfan sein könnte?

Es gibt tausende solcher Boxen in Schubladistan und wir versuchen dauernd, Menschen darin einzuteilen.

Raus aus der einen Box, rein in die andere. Was in anderen Schubladen – vielleicht sogar gegensätzlichen – passiert, ist grundsätzlich verkehrt und falsch. Ich hab hier nur ganz wenige beschrieben, doch für alle möglichen gilt:

ACHTUNG, REISEWARNUNG!!!

Ich spreche hiermit eine Reisewarnung aus. (Note to self:) Begib dich nicht so oft nach Schubladistan, sondern versuche, dir eine innere Ampel (oh, sorry für den Querverweis: Bei Ampelphobie geht auch ein Glöckchen ;-)) zu installieren, die dich blinkend warnt, wenn du das Land von Festschreibungen, Beurteilungen, Kategorisierungen und Bewertungen in Gedanken betrittst.

WARUM?

Weil es dich und uns alle in unseren Möglichkeiten aufeinander zu zu gehen schmälert.
Weil wir Toleranz und Akzeptanz brauchen für ein menschliches Miteinander.
Weil wir uns dort klein machen und abkapseln statt gemeinsam stark zu sein.
Weil Unterschiedlichkeit und Diversität ein Gewinn ist für alle und kein Ausschlussgrund.
Weil das “sich-aus-der-Box-denken” ein enormes Lern- und Entwicklungspotenzial bietet.
Weil es Sicherheit dort nur vermeintlich gibt und du sie wenn dann mit deiner Freiheit bezahlst.
Weil wir Brücken bauen sollten, als uns voneinander abzuschotten.
Weil wir uns dafür interessieren sollten, wie andere Menschen denken und warum.

Auch wenn uns manchmal – oder immer öfter – das Verständnis für den jeweils anderen Zugang, eine Meinung, ein Lebenskonzept, eine Beziehungsphilosophie oder pädagogische Strategien fehlt, wir brauchen das MITEINANDER und FÜREINANDER. Strenge Schubladen verhindern das. Wir sind nicht alle gleich. 

Nicht alle Mütter sind gleich. 
Nicht alle Feministinnen sind gleich. 
Nicht alle Vorgesetzten sind gleich.  
Nicht alle *you name it* sind gleich. 
Glücklicherweise. Es lebe die Vielfalt!

Gewidmet allen feministischen Hausfrauen, impfkritischen Kinderärztinnen, bindungsorientierten Karrieretypen, homosexuellen Fußballprofis, abergläubischen Buchhaltern, temperamentvollen Skandinaviern und unterkühlten Südländern, religiösen Börsenmaklerinnen, wissenschaftlichen Verschwörungsliebhabern, esoterischen IT-Nerds, …

… und, wen hab ich vergessen? Ergänze gern in den Kommentaren!

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  • #1Lisa (Freitag, 25 September 2020 11:05)Genial geschrieben. Bitte mehr davon!
  • #2Monika Schubert (Sonntag, 27 September 2020 13:43)Schublade ALTERSSTARRSINNIGE
    Altersstarrsinnige sind festgefahren, untollerant, demenzanfällig…Schon mal überlegt,dass man nach längerer Lebenszeit auch Erfahrungen gesammelt hat, auf die man zurückgreifen kann. Sich nicht mehr von jedem Mainstream überrollen lässt und sich nicht mehr ständig optimieren will. Eigene Grenzen kennt und sie auch verteidigt.
    Trotzdem gefällt es mir, wenn ihr den Mut habt Grenzen aufzubrechen und neue Wege wagt.
    In diesem Sinn: “Nur weiter so!”
  • #3Kerstin Bamminger (Montag, 28 September 2020 09:19)Monika, vielen Dank! Das Alter hat definitiv Vorteile und ich find auch, dass oft jüngere Menschen starrsinniger und konservativer sein können als Ältere. Es ist Vieles keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Haltung! 😉
  • #4Corinna (Montag, 28 September 2020)Genial geschrieben! Und vielleicht regt es den einen oder anderen an, auch mal die Scheuklappen und Masken abzunehmen und den Horizont zu erweitern 😉
  • #5
Der unsichtbare Sog – 5 Erkenntnisse und Tipps

Der unsichtbare Sog – 5 Erkenntnisse und Tipps

Wir leben in einer zunehmend digitalisierten Welt, haben und verwenden Handy, Tablet, Computer und Ähnliches in unserem Alltag. Vieles wird uns im Leben dadurch erleichtert, Vieles aber auch erschwert.

5 Erkenntnisse, wie der unsichtbare Sog auf unser Verhalten wirkt, was das mit Familien macht und 5 Tipps für dein tägliches Leben, damit wir nicht alle zu völligen Bildschirmzombies verkommen – diesmal am Blog.

In meinem Neujahrsvorsatz (ja, den gibt’s noch!) sporne ich mich ja dazu an, jeden Monat etwas Neues zu tun. So hab ich mich im Juli auf ein englisches Sachbuch gestürzt, nämlich das von Adam Alter “IRRESISTIBLE”, auf deutsch also: UNWIDERSTEHLICH. 


Die gute Nachricht: mein Endlich reicht (noch) aus, um ein Buch dieser Kategorie zu erfassen. 


Die schlechte Nachricht: die Lage im Bereich neue Medien ist ernster als gedacht.

Es ging um unsere digitalen Begleiter und wie sie uns in Verhaltensabhängigkeiten laufen lassen, nicht nur unbewusst, sondern mit ganz viel Strategie und Know how.

UND FÜHRE UNS IN DER VERSUCHUNG

Ja, ich geb’s zu. Ich verbringe zu viel Zeit vor Bildschirmen. Ich beobachte mich, wie ich kaum am Handy vorbeigehe ohne “geschwind” drauf zu drücken. Ich ertappe mich, wie ich beim Scrollen auf diversen Plattformen die Zeit vergesse und oft sinnfreie Wartezeiten oder ähnliches mit Geräten überbrücke. Und es gefällt mir nicht. Doch der Sog ist enorm und ich brauche oft viel von meiner Willenskraft, mich bewusst zu widersetzen.

Dann schaue ich meine Kinder an, die ja zwischen 10 und 16 Jahren sind und … verstehe. Wenn es mir als reflektierter Erwachsenen schon schwer fällt, mich nicht – ODER besser in der Versuchung führen zu lassen, wie soll das schon einem Kind gelingen? Das diesbezüglich über keine Regulationsmechanismen verfügt und außerdem damit groß geworden sind – zumindest teilweise?!

DER SOG IM WANDEL DER ZEIT

Das erste mobile Gerät zog bei uns im Jahr 2010 ein, dann langsam das erste Smartphone, das zweite, ein Tablet und mittlerweile besitzen alle Kinder ebenfalls ein Endgerät. Ich hab also noch erlebt, wie es ist, “lediglich” gegen den Fernseher zu kämpfen – auch wenn damals die vielen Programme und Möglichkeiten schon wie eine Herausforderung schien. Geradezu lächerlich, wenn man sich ansieht, womit es Familien heute zu tun haben. Wie oft ich so in den letzten Jahren “Schalt bitte aus!” sage oder “Ich möchte, dass du dir jetzt was anderes suchst, ohne Bildschirm!” kann ich kaum zählen.
Und ich merke: es frustriert mich oft sehr, dass dieses Thema so viel Konfliktpotenzial mit sich bringt. Meistens nämlich ;-), schaut “der Andere” viel mehr ins Gerät als man selbst – zumindest fällt es einem im Außen deutlicher auf.

5 PERSÖNLICHE ERKENNTNISSE AUS DEM BUCH

  1. Ich kämpfe gegen eine Armee!
    Wenn ich versuche, mich oder meine Kinder bezüglich Bildschirmzeit zu regulieren, kämpfe ich nicht gegen ein kleines (oder größeres) viereckiges, scheinbar lebloses Kastl, sondern gegen eine Armee an Hightech Entwicklern, Spieldesigner und digitale Pros. Heere an Programmieren arbeiten daran, mir ein Spiel, eine App, eine Nutzung so schmackhaft wie möglich zu machen. Sie wissen alles über Farben, Formen und was uns “anspringen” lässt, womit wir gern interagieren und wie wir uns die Zeit vertreiben. Also bin ich allein gegen sehr, sehr Viele, was meine Bereitschaft zum Widerstand betrifft. Das war eine erleichternde und gleichzeitig ernüchternde Erkenntnis.
  2. Es ist jetzt leichter, nein zu sagen als später einen Entzug zu machen
    Das “nein” oder “weniger” gegenüber den Kindern fällt oft so schwer, weil es so mühsam ist und gefühlt viel zu oft ausgesprochen werden muss.
    Obwohl ich es meine.
    Obwohl es mir wichtig ist.
    Obwohl ich mich hineinfühlen kann. Dass ein möglicher späterer Entzug (und ja, es gibt Kliniken, wo Menschen von Internetsucht und anderen Verhaltensabhängigkeiten geheilt werden möchten) deutlich heftiger ist, als so ein “nein” im Alltag, hat mir neue Kraft gegeben bei der Regulation der Bildschirmzeit.
  3. Digitale Pros und ihre Kinder
    Steve Jobs präsentierte das erste iPad nach einer 90-minütigen Lobeshymne auf diese kongeniale Gerät und machte eine ganze Generation gierig auf diese neue Technologie. Seine eigenen Kinder durften nie eines benützen – so wie die Kinder anderer digitaler Professionisten. (!!) Sie wussten und wissen genau, wie gefährlich die Verwendung der Geräte ist, wie schnell man davon abhängig wird oder sich abhängig macht. Und hatten meist sehr, sehr strikte Regelungen was Anwendungen in den eigenen vier Wänden betrifft. Ganz nach dem alten Motto der Drogendealer: Never get high on you own supply. Na bumm.
  4. Es ist ein schmaler Grat zwischen Benefit und Zerstörung
    Aber das ist doch so praktisch! Kaum ein Verein kann sich heute ohne irgendeine App organisieren, wir nützen Karten um zu navigieren, die Kinder können sich jederzeit über Öffis und Fahrzeiten informieren, die digitale Einkaufsliste hilft beim Verteilen der Arbeit und Aufgaben und entlastet, es gibt Apps, die uns ans Schritte machen und Wasser trinken erinnern, einen gesünderen Lebenswandel forcieren und wir erfahren über das Leben unserer Mitmenschen über die sogenannten sozialen Medien.
    Die Grenze zwischen “das regt mich an, gesünder zu leben / es entlastet mich / das macht es so einfach” und beinahe zwanghaftem Verhalten und Selbstoptimierung ist hauchdünn. Und vor allem: nicht klar erkennbar. Es braucht eine gute, kritische und regelmäßige Selbstbeobachtung (und Außeneinschätzung), was wann für wen noch gut ist und was längst nicht mehr. Selbst Apps zur Regulation sind keine Universallösung.
  5. Abhängigkeit gibt es nicht nur bei Substanzen
    Von Kokain bis Heroin, von Spielsüchtigen bis Internetabhängigkeit wird ein großer Bogen gespannt, und es fällt einem wie Schuppen von den Augen. Wir können nicht nur süchtig nach Substanzen sein, sondern auch Verhaltensabhängigkeiten entwickeln. Und leider zielen sehr viele Medien genau darauf ab – weil es auch ein gutes Geschäft ist.
    Das Verheerende ist allerdings, dass man – was Technologie betrifft – nicht einfach “trockener Alkoholiker” sein kann in der heutigen Zeit und komplett auf Technologien verzichten kann im modernen Leben. Was bei Alkoholikern nicht geht (einfach ein wenig zu reduzieren, oder nur ab und zu zu trinken) geht bei dieser Form der Abhängigkeit auch nicht und es bleibt womöglich ein lebenslanger Fluch.

KAMPFLOS AUFGEBEN?

Was also tun, wenn man sich nicht kampflos ergeben will und neue Technologien aber nicht verbannen will. Wir dürfen Strategien erlernen, Regelungen entwicklen und Vereinbarungen erproben – auf Basis von Versuch und Irrtum, weil wir selbst nicht gelernt haben, wie man richtig, gut und nachhaltig damit umgeht.

Ich habe noch 5 Tipps für dich, die bereits praxiserprobt sind und deinen Alltag etwas erleichtern können.

5 TIPPS zum UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN

  1. Bildschirmfreie Zeiten
    Um eine gewisse Zeit das Gerät abgeben oder zur Aufbewahrung wohin legen, wo es aus dem “Sinn” ist. Du kannst eine schöne Kiste verwenden, einen Tresor anschaffen oder ganz einfach die Geräte immer wieder woanders verstecken (das mach ich gern – ist zusätzlich ein Gehirntraining und fördert die Kreativität) Es braucht aber ein wenig Nervenstärke der restlichen Familie, wenn es dir nicht gleich einfallen sollte, wo du das letzte Gerät verwahrt hast.
    Bildschirmzeit lässt sich bei neueren Geräten gut mit Apps (zum Beispiel Bildschirmzeit bei iPhone) regulieren und einstellen – das vermeidet SEHR viele Diskussionen im Voraus. (Und für unter 2 Jährige: GAR KEINE Bildschirme, bitte, bitte, bitte!!)
  2. Bildschirmfreie Zonen
    “Beim Tisch gibt’s kein Handy.” Diese Regelung ist bei uns schon lang die Norm (die allerdings manchmal Auffrischung braucht) und fördert den Esstisch als Begegnungszone und Gesprächsraum. Es geht natürlich auch (bei jüngeren Kindern) Geräte aus dem Kinderzimmer aus zu klammern und nur in gemeinsamen Räumen zu erlauben. Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto eher brauchen sie aber für intime Gespräche und Austausch auch ihr Gerät im Zimmer. Wer weiß noch, wie “angenehm” die Telefonate früher am Festnetz waren, wenn die halbe Sippe zuhört?!
  3. Jeder ist der Sheriff
    Nicht nur als Erwachsene den Sheriff geben und die Kinder vom Gerät verscheuchen, sondern SIE beauftragen, dich ebenfalls aufmerksam machen zu dürfen. Was im ersten Moment ein kleines “Autsch” ist, wenn dein Kind sagt: “Mama, schau nicht immer auf’s Handy!” kannst du für dich auch als “friendly reminder” einordnen und es als Einladung sehen, es weg zu legen. Das fördert auch Begegnung auf Augenhöhe und zeigt den Kids: wir lernen gemeinsam, wie wir das handhaben wollen mit den Bildschirmen.
  4. Vertrauen ist gut, Dialog & Wissen ist besser
    “Mama, mein Freund hat gesagt, du vertraust mir nicht, weil du meine Handyfunktionen einschränkst!” … klang es diese Woche aus dem Kindermund. Ich erklärte daraufhin: “Es ist meine Verantwortung als Elternteil, auf dich zu schauen. Und so wie ich dich nicht in deinem Alter allein und ohne Begleitung in die große, weite Welt entlassen würde, will ich dich auch nicht unbegleitet und ohne Aufsicht in die digitale Welt entlassen. Ich will dich schützen vor Inhalten, die für dein Alter unpassend, gefährlich oder angsteinflössend sind und das mache ich auch, wenn ich dabei Widerstand von dir spüre. Weil ich mehr Lebenserfahrung hab und das für dich nützen will.”
    Statt blind zu vertrauen ist es gut, sich über Apps, Spiele und Programme der Kinder zu informieren, sich immer wieder von ihnen in die Welt entführen lassen und sie persönlich und in Form von digitaler Aufsicht zu begleiten.
  5. Interesse statt Ignoranz
    Auch wenn es oft schwer fällt, sich für die Spiele oder Apps der Kinder zu begeistern – wenn wir uns nicht interessieren oder nicht nachfragen, kommt das einer Kapitulation gleich und signalisiert ihnen unsere Ignoranz. Dass das für eine gute Eltern-Kind-Beziehung wenig förderlich ist, brauch ich hier nicht zu erläutern.

Also frag immer wieder nach:

  • Was ist das Faszinierende an diesem Spiel?
  • Was gefällt dir an dieser App?
  • Hast du das Gefühl, selbst bestimmen zu können?
  • Wie viel Zeit willst du dir nehmen? Soll ich dich erinnern? Stellst du dir selbst einen Timer?
  • Was lernst du, wenn du dies oder jenes machst?
  • Könnest du das auch im echten Leben spielen, und wenn ja: wie?
  • Schaffst du es aus zu schalten, oder soll ich das für dich erledigen?

WIR LERNEN ERST, WIE DAS GEHT

Es geht mir gut. Ich fühle mich noch nicht “nackt”, wenn ich ohne Handy unterwegs bin – manchmal lasse ich es auch bewusst daheim liegen. In netter Gesellschaft habe ich nicht das Bedürfnis, dauernd mein Handy checken zu gehen und finde diese Bildschirmfreien Zeiten und Zonen nicht nur angenehm sondern herrlich. 

Doch das bewusste Reflektieren und genaue Hinsehen wird weiterhin gefragt sein und uns im Familienalltag begleiten, wenn wir nicht in den Sog hineingeraten möchten, in den uns die Entwickler, Unternehmer, Verkäufer, Influencer und unsere eigenen Gewohnheiten ziehen.

Digitale Medien gehören zu unserem Alltag.
Lass sie uns nützen.
Lass sie uns sinnvoll nützen.
Auch wenn wir dabei noch etwas “patschert” sind und fehlerhaft agieren – wir lernen eben erst gerade, wie wir das gut hinbekommen könnten.

Fühlst du diesen Sog auch? 
Hast du noch andere Strategien (bereits erprobt)? 
Lass uns an deinen Erfahrungen teilhaben! In den Kommentaren ….

(Der digitale Gott hat einen herrlichen Humor: während ich diesen Beitrag tippe – offline geht das zumindest – gibt’s hier kein Internet. Wartungsarbeiten, den ganzen Vormittag. Wenn ich auf ein Zeichen gewartet hätte: das wär’s gewesen !)

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  • #1Bettina Windischbauer (Donnerstag, 06 August 2020 23:20)Ich finde es toll, dass du dich für dieses Thema einsetzt. Wir “plagen” uns auch tagtäglich mit diesem Thema rum. Es braucht viiiel an Diskussion und dagegenhalten. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass es sich im Sinne der Gesundheit und persönlichen Entwicklung unserer Kinder auszahlt.
    Danke, Kerstin für den tollen Text!
25 Tipps für einen sinnvollen Sommer

25 Tipps für einen sinnvollen Sommer

Die einfachen Dinge sind es doch, die uns oft den meisten Genuss bringen. Das wurde mir gestern wieder bewusst, als ich mit zwei Drittel unserer Kinder am Trampolin lag und den Nachthimmel nach Sternschnuppen absuchte.

Besonders, wenn wir den Sommer und unseren Urlaub auf “DAHAMAS” verbringen, ist es SINNvoll, sich bewusst zu werden, dass es nicht eine kostspielige Reise nach Irgendwo sein muss. Sommer geht auch ganz einfach. Und mit allen Sinnen.

SCHWÄRMEREI 

So richtig Sommer. Obwohl ich ja eine echte Winterliebhaberin bin, muss ich sagen: der Sommer kann schon was – vor allem, wenn er sich, wie in diesen Tagen, von seiner besten Seite zeigt. Sonnenschein und blauer Himmel, wohlig warme bis heiße Temperaturen, Leichtigkeit und Lebensfreude, lauschige Abende bei Kerzenschein und sternenklare Nächte. Wer da nicht ein bisschen ins Schwärmen kommt, ist wohl ein Eisklotz und hat Angst zu schmelzen. 

Auch wenn heuer keine ausgelassenen Feste gefeiert werden, Open-Air Konzerte eher schaumgebremst ablaufen und wir in unserer Reisefreiheit eingeschränkt sind oder uns zumindest so fühlen, besteht kein Grund zum Trübsal blasen.

Die Magie liegt oft in den kleinen Dingen, die meist nichts oder nicht viel kosten und die uns mindestens so zufrieden machen wie tolle Reisen, uns auftanken lassen und uns von innen stärken, wenn wir uns nur achtsam genug darauf einlassen. Dafür benötigen wir unsere Sinne und das bewusste Einlassen auf unsere Wahrnehmungen, damit es ein SINNvoller & SINNlicher Sommer sein kann. (In jedem Absatz verstecken sich mindestens 5 Tipps für diesen Sinn – go check them out!)

HÖR GUT ZU

Das typische Geräusch des Sommers ist für mich das Zirpen der Grillen – der Background Chor des Sommers sind diese musizierenden Geschöpfe und das Zuhören eine Freude! Auch das Plätschern des Wassers am Fluss oder am See ist ein Genuss, besonders wenn sonst wenig Geräusche zu hören sind. Statt der Beschallung und Dauerwerbesendung aus dem Radio, mach dir doch wieder mal DEINE Musik an – was sind deine ultimativen Sommer und Chillout-Hits? Musik beseelt uns als lebendige Wesen und verschönert den Alltag, wenn’s nicht grad eine versteckte Diskonterwerbung ist. Und wenn es zu laut und geschäftig wird, geh die Stille hören – am besten geht das im Wald, fernab der Zivilisation. Dort hörst du vielleicht dann etwas ganz Besonderes: dein innere Stimme.

IK BLICKE WAT, WAT DU NIKT BLICKST (Elchisch für: “Ich seh, ich seh, was du nicht siehst..”)

… und das ist ______ ! Bom! (Insider für alle Bären-Brüder Fans)
 Nicht nur das Spiel macht immer wieder Spaß (und bringt Eltern manchmal zur Verzweiflung), sondern auch das bewusste Hinschauen: zum Beispiel, wie eine Biene fleißig Nektar von Blüten einsammelt. 

Wie sich der Lichtstrahl des aufgehenden Mondes im ruhigen See widerspiegelt. Der Blick von einem Berggipfel (wenn man in der Völkerwanderung dann mal oben angekommen ist) hinab auf das Land oder über die Gipfel hinweg – die blaue Weite genießen und das Auge entspannen, das viel zu oft auf Zahlen, Buchstaben und Bildschirme konzentriert ist. Nütze deinen Sehsinn, wenn du das Farbenspiel am Himmel bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang beobachtest und die feinen Nuancen registrierst, die sich fast minütlich verändern. 

Und dann: geh “Sternderl schauen” (oder Sternschnuppen) – in der Wiese liegend in den Nachthimmel zu blicken, ist nicht nur bezaubernd schön sondern auch sehr erdend und macht uns bewusst, dass wir alle nur winzig kleine Teilchen (Sternenstaub) sind, in einem unendlich großen Ganzen.

DER DUFT DES SOMMERS

Wer kennt sie nicht – die Fontäne, die vom Griller der Nachbarn herüber weht und einem gleich wieder das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, obwohl man selbst gerade gegessen hat. Was für mich auch unbedingt zu den Sommergerüchen gehört, ist der rauchige Duft eines Lagerfeuers (das ist auch IMMER was für’s Auge!). 

Und: frisch gemähtes Gras … oder eher schon das getrocknete Heu, obwohl das für Allergiker ein Alptraum ist – Sommer pur! Was aber immer geht, und was wir oft zu selten machen: bewusst am Essen riechen. Obwohl der Sinn sowieso beteiligt ist, und man bei einem kräftigten Schnupfen feststellt, auch nichts mehr zu schmecken, wenn der Geruchssinn ausfällt, zahlt es sich aus, diesen Sinn wieder bewusst zu nützen und “eine Nase voll” zu nehmen, bevor wir hineinbeißen. Geht auch bei einem guten Glas Wein, einem duftenden Zitronenwasser oder einem cremigen Smoothie.

SOMMER NACH DEINEM GESCHMACK

Tiefblaue Heidelbeeren im Frühstücksjogurt, süße Marillen und Zwetschken vom Baum zwischendurch oder saftige Erdbeeren – die Vielfalt der Früchte und das große Angebot im Sommer wird fast nur im Herbst getoppt, und manchmal darf es bei uns auch etwas Exotisches sein, wie eine Ananas, eine Mango oder eine Wassermelone … nicht nur süß, auch erfrischend und eindeutig Summerfeeling pur. 

Für den Geschmackssinn braucht es im Sommer unbedingt: EIS (selbst für wenig Eisbegeisterte wie mich)! Tipp: am besten schmeckt es noch selbst gemacht, mit gefrorenen Früchten und sonst nix (oder nur ein wenig Schlagobers) – ein Traum.

Außerdem braucht es im Sommer für mich mindestens ein Mal Stockbrot, liebevoll über dem Lagerfeuer gegrillt (und etwas verkohlt) und dazu eine Knacker (oder Käsekrainer, oder Bratwürste, oder nix). Das beste daran ist dann noch, wenn es zu dieser Jause frisch geerntete Tomaten, Gurken, Paprika oder sonstiges aus dem eigenen Garten gibt, das auch noch danach schmeckt, was es ist. Innerhalb von Minuten vom Beet in den Mund ist schon ein besonderer Luxus des Sommers (mit eigenem Garten).

SUMMER FEELING

Allein die Tatsache, so wenig Kleidung bei den warmen Temperaturen zu benötigen, gibt unserer Haut (dem größten Sinnesorgan) ganz andere Möglichkeiten, aktiv zu werden. Egal ob es dann ein paar frühmorgendliche Schritte barfuß in der taunassen Wiese sind (für alle die einen neumodernen Begriff dazu haben wollen, es nennt sich “earthing”) oder das kühle Wasser eines Flusses oder Sees, dass sich um deine Beine oder deinen Körper schmiegt und dich erfrischt – genieße es, deiner Haut verschiedene Empfindungen zu schenken. 

Auch das Eincremen kann man in einen Akt der Selbstfürsorge verwandeln anstatt es als lästige Notwendigkeit zu betrachten. Die Haut dann im Sonnenlicht ordentlich Vitamin D produzieren lassen und dabei alle Energie aufnehmen, die uns von der Sonne geschenkt wird, kann auch sehr gemütsaufhellend wirken – so sollten wir alle (wie “Frederik” in dem gleichnamigen Kinderbuch) Sonnenstrahlen sammeln für die dunklere, trübere Jahreszeit. 

Und last but not least: spüre dich in Bewegung! Egal ob das beim Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Yoga ist: über Bewegung entwickeln wir ein besonders feines und wichtiges Gespür für uns selbst und unseren Körper und nicht zuletzt werden dabei auch reichlich Glückshormone ausgeschüttet. Sich bewegen zu können ist keine Selbstverständlichkeit und dieses Geschenk zu nützen und den eigenen Körper als Tempel der Seele in Schuss zu halten ist eine Verantwortung, die wir nehmen dürfen.

SINN FÜR EINEN TAG

Wenn du wieder mehr ins Spüren kommen magst, dann lass dich darauf ein! Wenn du magst, nimm dir vor einen Tag lang besonders auf einen Sinn zu achten – das macht es leichter, als sich auf alle gleichzeitig zu konzentrieren. Und Die meisten der oben genannten Tipps kosten nix oder sehr wenig und machen dich dennoch REICH.

Reich an Erfahrung, an Erinnerungen und an Erlebnissen von denen du selbst auftanken kannst und auch gestärkt in deine Beziehungen gehen kannst. Zudem machen viele der Tipps noch mehr Freude, wenn man sie mit lieben Menschen gemeinsam erlebt und sich darüber auch austauschen kann.

WERDE MENSCH UND STAUNE

Was uns Menschen auszeichnet und zum Beispiel von Tieren unterscheidet ist unsere Fähigkeit zu staunen. Diese Gabe dürfen wir nützen und uns selbst beschenken, uns selbst verwöhnen und uns darüber freuen, dass wir Sinne haben, die uns erSTAUNLICHe Erlebnisse bescheren und genießen können! Genussfähigkeit … so wichtig!!

Ich wünsche dir noch viele Gelegenheiten, den Sommer mit allen Sinnen zu inhalieren und

verabschiede mich in eine kleine BLOG-Sommerpause.

Lass es dir gut gehen! 

Vergleichen ist menschlich – 3 Tipps, wie es gehen kann

Vergleichen ist menschlich – 3 Tipps, wie es gehen kann

Es scheint ein zutiefst menschliches Verhalten zu sein: wir vergleichen gern. Wir vergleichen uns, das, was wir haben und das, was wir tun. Scheinbar ständig und, was das Ganze erst richtig fatal macht: immer gekoppelt mit einer Bewertung.

Warum wir so stark zum Vergleichen neigen, was das Vernichtende an diesem Verhalten ist und wie wir – zum Beispiel besonders in familiären Beziehungen – andere Wege gehen können, darum geht’s heute im Blogbeitrag.

VOM ERSTEN HERZSCHLAG AN

Wir Menschen lieben es, zu vergleichen. Nicht erst seit Geizhals, Durchblicker, Checkfelix und anderen Vergleichsportalen bekommen wir das Gefühl, das fast schon tun zu “müssen”, weil wir ja nicht schlechter aussteigen, mehr bezahlen oder weniger bekommen möchten. Es zahlt sich auch aus, Sachen zu vergleichen, doch wenn es um Menschen geht, wird dieses Verhalten sehr schnell destruktiv. Und im Grunde beginnt das Drama schon, bevor wir das Licht der Welt erblicken. Schon im Mutterleib werden wir vermessen, bewertet, geschätzt und eingeordnet. In Tabellen, Raster, Bewertungen, Kurven.

Und wir setzten dieses Verhalten gewohnter Weise gern in unserem Leben fort, weil wir es schon von frühester Kindheit an in vielen Bereichen so erleben und das als Normalität annehmen.

WIR KÖNNEN ES NICHT LASSEN

Warum hören wir nicht auf damit, wenn uns doch an jeder Ecke erklärt wird, dass das der eigenen psychischen Gesundheit nicht dienlich ist, wir uns selbst damit schnell erniedrigen und uns dadurch sehr oft schlecht fühlen? 

Ich glaube, dass wir in unseren Versuchen, Dinge zu vergleichen, die eigentlich nicht vergleichbar sind, dennoch einer Sehnsucht folgen. Menschen versuchen, ihren Platz im Leben zu findenSicherheit zu empfinden und Orientierung zu haben. Wir wollen nicht nur Dinge einordnen können, sondern irgendwie auch uns selbst. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das auch und deshalb können wir es nicht lassen – so sehr wir uns auch bemühen.

Also finde ich, es zahlt sich aus, zu überlegen, wie man vergleicht, ohne sich dabei selbst und andere – besonders die eigenen Kinder (Geschwister) – unglücklich zu machen. Ein einfaches: tu’s nicht scheint nämlich nicht zu funktionieren.

AUFWÄRTS UND ABWÄRTS

Wenn wir Dinge, Leistungen, Eigenschaften, Zahlen prüfend nebeneinander halten, kommt es immer darauf an, womit wir diese Sachen in Beziehung bringen, sprich: welchen Bezugspunkt wir verwenden. Und vor allem, wie wir diese bewerten.

Beim Vergleichen mit von uns schlechter, unangenehmer oder minderwertiger betrachteten Objekten oder Subjekten fühlen wir uns wunderbar. Unser Gehirn schüttet als Belohnung Domamin in rauen Mengen aus, weil wir uns so herrlich fühlen, wenn wir den Berg schneller erklimmen, eine bessere Schulnote erzielen oder das Kind die ersten Schritte früher macht als das Nachbarskind. Das sogenannte Abwärtsvergleichen macht tatsächlich glücklich und gibt uns ein angenehmes Gefühl, weil wir uns selbst in dieser Situation aufwerten.

Umgekehrt geht es beim Aufwärtsvergleichen in die entgegengesetzte Richtung. Wir finden andere Menschen besser, schöner, erfolgreicher, sportlicher, musikalischer, beneiden sie um ihre Autos, Häuser, Urlaube und Kinder und finden generell das Gras woanders grüner als im eigenen Garten. (Beim Stichwort Rasen liebe Grüße an meinen Göttergatten, der ja auch hier mitliest).

Du kennst bestimmt aus eigener Erfahrung, dass die Vergleiche mit diesen Menschen und Dingen mit zuverlässiger Sicherheit in ein Stimmungstief führen, weil wir uns selbst dabei klein machen, schwächen und abwerten. Und das haben wir uns nicht verdient.

VERGLEICHEN OHNE BEWERTEN

Es ist also illusorisch, sich vorzunehmen, nicht mehr zu vergleichen. Wir tun es ganz einfach. Also lass uns darüber nachdenken, WIE wir es tun. 
Solange es uns nämlich gelingt, über das Vergleichen etwas dankbarer zu werdenachtsam zu sein und wertschätzend gegenüber dem, was wir im Leben haben, hat ja niemand was einzuwenden. Es geht also darum, die Bewertung außen vor zu lassen. Fest zu legen, was gut oder schlecht ist und starr einzuordnen ohne jegliche Individualität zu berücksichtigen.

TIPP #1

Installiere eine inneres Vergleichs-Warnsystem – zum Beispiel so, wie bald mit der Corona-Ampel (erinnere dich gern jedes Mal an diesen Absatz beim Wort “Corona Ampel”). Wenn du dich selbst dabei beobachtest, wertfrei zu leben ist alles auf grün. Wenn du vergleichst ohne zu bewerten, ist die Ampel gelb (noch nichts ist passiert), doch wenn du beginnst, dich selbst oder deine Lieben abzuwerten und zu erniedrigen, leuchtet das Licht orange oder rot (hochakut!). Es ist immer noch nicht sofort tödlich, doch Vorsicht ist geboten. Und der erste und wichtigste Schritt ist getan: 
Ich habe wahrgenommen, dass ich beim Vergleichen in die BEWERTUNG gehe.

TIPP #2

Positiv nützen: wenn ich merke, dass ich durch das Vergleichen unzufrieden und unglücklich werde, habe ich zwei Möglichkeiten, zu reagieren. (Bsp: “Meine Freundin ist viel sportlicher als ich!”) Entweder ich nützte die Erkenntnis um mich selbst zu entwickeln und zu wachsen, mich selbst anzuspornen (“Ich möchte auch sportlicher sein, deshalb werde ich jetzt regelmäßig laufen gehen”) oder ich nehme die Gelegenheit, mich selbst anzunehmen, wie ich bin und einem etwaigen Optimierungsdrang bewusst zu widerstehen UND kann dennoch das andere gut finden (“Ich finde mich auch so okay, ich bin gut und richtig, so wie ich bin und es gefällt mir so eine sportliche Freundin zu haben”).
 So bleibe ich bei mir selbst und nehme mich trotzdem in meinem Umfeld wahr.

TIPP #3

Betrachte jeden Vergleich als eine Einladung… 

… eine Einladung, deine eigenen Werte zu überdenken.
… eine Einladung, dankbar zu sein für deine Einzigartigkeit.
… eine Einladung, kritisch zu hinterfragen, welche Tabellen, Werte und Zahlen als “Einordnungssysteme” eher hilfreich oder hinderlich sind.
… eine Einladung, altbekannte Denkmuster zu verlassen und neue zu etablieren.
… eine Einladung, mutig deine Individualität zu leben und 
… eine Einladung, die Individualität des anderen anzuerkennen.
… eine Einladung, emphatisch mit deinen Mitmenschen zu sein, wenn es ihnen anders geht als dir.
… eine Einladung, deinen Wert zu erkennen ohne ihn zwingend einordnen zu müssen.
… eine Einladung, gelassen zu bleiben – weil es fast immer irgendwo noch mehr oder noch weniger von was auch immer gibt.

VERGLEICHEN IST MENSCHLICH

Warum es so ist, dass wir unsere eigene Lage oft erst wieder schätzen können, wenn jemand im sozialen Umfeld ein Unglück oder einen Schicksalsschlag erlebt, darüber hab ich schon oft ausgiebig mit lieben Menschen philosophiert. 

Der Unfall des Nachbarjungen macht uns betroffen und wir sind froh, intakte Beine zu haben.
Die Krankheit der Arbeitskollegin macht uns dankbar für die eigene Gesundheit.
Das Unglück einer Bekannten macht uns demütig und wir können anhand dieser Geschichten unser eigene Situation wieder vollends schätzen und glücklich sein darüber.

Auch wenn gerade ein Karton Eier am Boden gelandet ist, das Kind mit einem Bomben-5er aus der Schule heimkehrt und der Flugurlaub für heuer storniert werden musste.

Vergleichen ist menschlich. Solange wir soziale Wesen sind, werden wir diesem Verhalten unterliegen. Wenn wir es nicht mehr tun, sind wir tot. Wovon wir uns aber mehr und mehr befreien können, ist das krankhafte Bewerten, das gegenseitige Schlechmachen, das Erniedrigen und Herabwürdigen von anderen Leistungen, Sichtweisen, Errungenschaften, Talenten, Gesinnungen oder Vorlieben. Egal welchen Lebensbereich das betrifft.

Wir dürfen sehen:

Ich bin so.
Andere sind anders.
Das ist gut und wichtig.
Das ist gut und richtig.
Verschiedenartigkeit macht unsere Welt bunt.
Eine bunte Welt macht mehr Spaß als eine in schwarz und weiß.
Ich darf mich vergleichen.
Ich mache das wertfrei.
So geht’s mir gut.
So geht’s meinem Umfeld gut.

(Falls dich das an eine Werbekampagne der Regierung erinnert, bitte ich um Entschuldigung.)
Wo ertappst du dich am ehesten beim bewertenden Vergleichen? 

Wobei hat dich schon einmal das Vergleichen mit anderen unglücklich gemacht? 
Und hast du noch einen Tipp, der dir das Vergleichen ohne bewerten erleichtert?

Ich bin gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst …

Der Mut der Mütter

So viele bewegende Geschichten darf ich gemeinsam mit den unterschiedlichsten Frauen dieser Tage noch einmal erleben und anhören. Für mein erstes Buch, das gerade im Entstehen ist, sammle ich gemeinsam mit meiner Autorinnen-Partnerin Alexandra MUT-mach-Geschichten von Frauen rund um das Thema Geburt

Mut und Mutter sein. Das passt zusammen – nicht zuletzt, weil die ersten drei Buchstaben von Mutter ja eine Charaktereigenschaft bezeichnet, die jede Frau mit Kindern besitzt. Hier liest du, warum!

Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. (Quelle: Wikipedia)

In Bezug auf das Mutter sein braucht man Mut vor allem, um zwei völlig gegensätzliche Dinge zu schaffen,

nämlich: festhalten & loslassen.

FESTHALTEN … PHYSISCH

… das beginnt schon in der Schwangerschaft, wenn das Baby “gehalten, getragen” werden darf – auch wenn man hier bewusst nur begrenzten Einfluss als Frau hat, da gibt’s eben auch einen höheren Plan. Doch wir freuen uns, wenn wir das Baby lange im Bauch haben dürfen, ihm dort Schutz, Sicherheit und Ruhe bieten können und auch eventuelle Einschränkungen, die damit verbunden sind, gut aushalten. 

Wir dürfen festhalten, wenn das Neugeborene schutzbedürftig in unseren Armen liegt, wenn das Kleinkind unsere Nähe sucht, wenn das Schulkind eine Enttäuschung erlebt und aufgefangen werden will und Jugendliche nach diversen Rückschlägen in den elterlichen Armen einen sicheren Hafen suchen und finden. Arme, die halten und festhalten bieten wir Mütter von der ersten Sekunde unseres Lebens, wann immer uns das möglich ist. Deshalb bleibt es auch eine elementare Erfahrung des Menschen und spendet immer wieder Trost und Sicherheit, in die Arme eines anderen Menschen zu fallen – weil es eine der ersten Erfahrungen im Leben ist (zusammen mit Hautkontakt und dem Klang der menschlichen Stimme).

HALT & SICHERHEIT GEBEN

Doch über das physische Halten hinaus, halten wir noch viel mehr. Wir halten die Mühle daheim am Laufen, wir halten die Familie zusammen, wir halten uns alle bei Laune und vor allem halten wir aus und durch, besonders, wenn es schwierig wird. 

Wir schicken das “Unternehmen Mutterschaft” nicht einfach in Konkurs, Insolvenz oder kündigen (wie viele in Krisen das machen) – auch wenn Partnerschaften scheitern, das gesellschaftliche System unsere Leistung nicht wertschätzt und wir als letzte verfügbare Instanz übrig bleiben: wir halten durch, bis zum (oft bitteren) Ende.

Ich möchte betonen, dass diese Last nicht (mehr) ganz allein bei den Frauen liegt, doch leider (das ist die Realität, jedenfalls im ländlichen Raum) ist es überwiegender Weise noch immer Frauensache – nicht, weil Väter partout nicht wollen, sondern weil das System noch gerechter, einfacher und wertschätzender werden muss.

FESTHALTEN …  AN RUHE & ORDNUNG 

Mut braucht es auch im Alltag als Mutter, wenn es darum geht, seine eigenen, persönlichen Grenzen zu definieren und mit den Bedürfnissen und Wünschen der anderen Familienmitglieder abzustimmen. Mut im Sinn von Beherztheit, um auf die Definition vom Beginn zurück zu kommen.

Wir brauchen Beherztheit, wenn wir

… uns um das Regeln von Konflikten unter Geschwistern oder Familienmitgliedern kümmern.

… uns um das Einhalten von friedvollen Kommunikationsmustern bemühen.

… die familiären Rahmenbedingungen schützen und individuelle Lösungen suchen.

… die Gefühle & Bedürfnisse unserer Kinder (und unsere eigenen) ausdrücken und moderieren.

… getroffene Vereinbarungen mit den Kindern zur Mediennutzung einhalten und einfordern.

… uns dem Konsumrausch entgegenstellen, dem wir als Familie oft ausgesetzt sind.

… der Tendenz zum Entertainment und Eventleben als Familie widerstehen.

… uns trotz mangelnder Wertschätzung für typische Rollenaufteilung entscheiden und das gut finden.

… uns für atypische Familienmodelle begeistern und viel Gegenwind spüren.

… herausfinden, welcher Weg für uns der richtige ist und diesen dann mutig gehen.

UND DANN LOSLASSEN

Bei soviel innerer Klarheit und Ordnung, bei so viel Organisation und Struktur, die es eben auch braucht, damit Familie gelingen kann, vergessen wir leicht auf die zweite Fähigkeit, die (fast) noch mehr Mut erfordert, wie das Festhalten:

nämlich das LOSLASSEN.

Dabei ist das die erste große Erfahrung – so viel sei schon mal verraten – die sehr viele Geburtsgeschichten eint: die Fähigkeit, der Entschluss, die Erkenntnis, los zu lassen.

Eine Geburt geschieht nicht nach unserem Willen. Sie geschieht seltenster Weise nach Plan und noch öfter nicht exakt nach unseren Vorstellungen. Erst, wenn es gelingt, loszulassen, zu vertrauen, geht “etwas” weiter – dann machen wir Fortschritte, dann kommen wir ins Leben.

ÜBUNG MACHT DIE MEISTERIN

Jede Geschichte einer Geburt hat so einen Punkt: den Punkt des Loslassens. Und es ist meiner Meinung nach die erste große Übung dafür, was von uns dann im Leben als Mama hunderttausendfach gefordert sein wird. 

Loslassen und vertrauen, wenn wir …

… das Neugeborene zum ersten Mal in fremde Hände geben.
… es abstillen und an andere Nahrung gewöhnen.
… es die erste Nacht im eigenen Bett schlafen lassen.
… die Idee ziehen lassen, perfekt sein zu müssen.
… es erstmals in der Kindergartengruppe vertrauensvoll abgeben.
… die ersten Freundesbesuche ohne uns erleben lassen.
… die Kinder zum Übernachten zu Oma / Opa oder Freunden bringen.
… sie den Schulweg alleine bewältigen lassen.
… ihnen zutrauen, sich selbst beim Lernen zu organisieren.
… sie für einen Ausbildungsweg entscheiden lassen und sie täglich der Großstadt anvertrauen.
… sie am Fahrrad, im Bus, am Moped oder im Auto davonfahren sehen und hinterher winken.
… mit ihnen Bewerbungsschreiben verfassen und sie in den Berufsalltag entlassen.
… sie ausziehen, den ersten Freund / die erste Freundin haben und 
… irgendwann aus einer wechselnden Distanz beobachten, wie sie das Leben leben.

ALLES “NUR” TIMING

Ich vertrete ja die Meinung, dass wir an die großen Loslassübungen (unten in der Auflistung) vom Leben ja langsam und behutsam herangeführt werden. Auch wenn die erste Übernachtung woanders sich wie ein ebenso großer Schritt anfühlt. Zu diesem Zeitpunkt eben.

Und das ist auch das Stichwort: der ZEITPUNKT.

Das braucht neben dem ganzen MUT, den wir dabei aufbringen dürfen auch noch eine große Portion Fingerspitzengefühl. Damit wir eben im entscheidenden Moment wissen, ob es nun Zeit ist, um loszulassen oder festzuhalten. Denn: zuviel Festhalten behindert und schränkt genau so ein wie zuviel Loslassen Unsicherheit und Desorientierung produziert.
Nur, es gibt kein Patentrezept, wann es genau wieviel vom Loslassen oder vom Festhalten als Zutat braucht, damit das Leben schmeckt, nahrhaft ist und uns wachsen und gedeihen lässt. 
Es braucht das richtige Timing, so wie wenn man von einer Schaukel springt. (Man darf ein bisschen verkrampft dreinschauen ;-).)

Und in dieser Unsicherheit, mit dieser Gefahr leben wir Mütter und Eltern halt.

MUTig, weil es gar nicht anders geht.
Was hat bisher deinen meisten Mut als Mutter erfordert?
Ich bin schon gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst….

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