Aus den Fugen, diese Welt. Durchgeschüttelt, wir Bewohner. Einzelne davon so ruiniert, dass sie zu unfassbarer Gewalt greifen. Viele so eingeschüchtert, dass ihnen die Worte fehlen. Das Attentat in der Wiener Innenstadt steckt uns noch in den Knochen. Es gibt so viele Fragen und so wenig Antworten und jedenfalls zu wenig Liebe. Ein großes Wort. Und manchmal zu schwierig. Was uns sonst noch gut tun würde, darum geht’s heute hier.
Was vernichtet einen Menschen derartig, dass er hinaus geht und wahllos um sich zu schießen beginnt? Was treibt einen Menschen dazu, einen Lehrer zu köpfen, der sich und seine Schüler kritisch mit gesellschaftlichen Themen beschäftigt? Was geht in den Gehirnen von Attentätern vor, die sich selbst in die Luft sprengen, um einer freien Gesellschaft zu schaden?
Wir wissen es nicht, wir können es vielleicht nur erahnen.
LIEBE IST EIN GROSSES WORT.
Fix ist: kein Mensch wird so geboren. Er entwickelt sich dazu, vermutlich weil ihm viel zu oft viel zu viel Abwertung, Erniedrigung, Respektlosigkeit und Hass entgegengebracht wurden. Wahrscheinlich von Anfang an im Leben, wenn man so jung schon so derartig radikalisiert ist, wie der Attentäter von Wien. „Hat denn diesem Jungen niemand Liebe gelernt?“ frag ich mich und gebe mir selbst die Antwort: nein. Oder jedenfalls: nicht ausreichend. Doch Liebe ist ein großes Wort und ganz ehrlich: wir können viele Menschen, Dinge oder Tatsachen nicht lieben, es geht sich gefühlt einfach nicht immer aus.
WAS SONST NOCH GUT WÄRE
Am Anfang der Coronakrise hab ich geschrieben „Bleibt in der Liebe“, nicht nur, weil es eine Überzeugung ist, sondern auch ein Wunsch. Doch ich seh bei mir selbst, dass ich das nicht immer schaffe. Und ich finde: das ist auch gar nicht notwenig. 5 Dinge, die uns sonst noch gut tun würden, besonders, wenn das mit „LIEBE“ nicht geht, versuch ich hier zu beschreiben. Denn auch in der Familie ist Liebe nich immer so leicht gelebt, auch unsere Kinder bringen uns regelmäßig auf die Palme und manchmal würden wir unsere Partner gern auf den Mond schießen. Also, ich jedenfalls. Wer nicht schuldig ist, werfe hier bitte einen Stein nach mir.
RESPEKT
Wir sind verschiedener Meinung, haben verschiedene Vorlieben, lieben verschiedene Tätigkeiten, Menschen, Tiere und Dinge. Das Eigene gut zu finden ist einfach doch das Fremde zu lieben erscheint oft unmöglich. Respekt würde genügen. Jedenfalls für den Anfang. So im Sinn von: ich respektiere deine Meinung, auch wenn ich sie nicht teile.
Ich respektiere deine Angst vor Krankheit und das Bedürfnis, dich schützen zu wollen, auch wenn ich mich nicht fürchte. Ich respektiere deinen Wunsch, dich so bunt anzuziehen, obwohl es mir nicht gefällt. Ich respektiere deine Einstellung, Fleisch zu essen, auch wenn ich vegane Ernährung sinnvoller finde.
TOLERANZ
Wenn ich etwas nicht verstehe oder gut finden kann, bleibt immer noch Toleranz, was sogar noch „weniger“ ist als, das „Annehmen, was ist“. Gut finden muss ich jemand anderem zuliebe gar nichts, es reicht völlig (und ist auch ehrlicher), es zu erdulden und ertragen, wenn unsere Kinder, unsere Partner oder Mitmenschen, Dinge anders sehen oder tun. Toleranz bedeutet nicht, dass man nicht engagiert mit dem Partner debattieren darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich nicht von manchen Jugendtrends verwirrt sein darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich auch fühlen und verstehen muss, wie es dem Kind gerade geht. Aber: es aushalten. Sagen:
„Aha, du findest also diesen Politiker gar nicht so übel.“
„Aha, von überall ein Foto zu schicken, wo man ist, macht ihr jetzt so?!“
„Aha, du bist frustriert, weil du nach zwei Stunden die Spielkonsole weglegen sollst.“
Verstehen und für gut finden geht oft viel zu weit. Oft ist Toleranz das einzige, was wir aufbringen können, weil uns zu mehr irgendwas fehlt (Empathie, Verständnis, Erfahrung, Liebe,…).
GRENZEN
Unser Alltag ist manchmal voll von Grenzüberschreitungen. Noch länger arbeiten, obwohl man schon erschöpft ist. Noch einmal Nachrichten schauen, obwohl der Kopf bereits explodiert. Noch härter mit sich umgehen, damit man die gesetzten Ziele erreicht.
Wir werden oft verletzt, enttäuscht oder gekränkt und tun dasselbe mit anderen Menschen: Jedes „stell dich nicht so an“, jedes „nie kannst du mal“ , jedes „du machst mich wahnsinnig“ ist eine Übertretung von Grenzen und kann – je nach Intensität, Häufigkeit und Sensibilität – Spuren hinterlassen. Was andere tun, können wir nicht beeinflussen. Aber wir können uns um unseren „Gartenzaun“ kümmern und das auch Kindern vorleben:
„Das hat mich verletzt, dass du ‚blöde Mama‘ gesagt hast.“
„Das kränkt mich, dass mein Chef jeden Tag sagt, ich sei zu langsam.“
„Es tut mir weh, wenn du mich zwickst, beißt, kratzt! Hör auf damit!“
Unsere eigenen Grenzen zu wahren, lehrt unsere Kinder dasselbe mal mit ihren eigenen Grenzen zu tun. Es zeigt ihnen, es ist wichtig, das zu sagen, wenn jemand anderer zu weit ging, denn oft ist das dem Gegenüber schlicht und einfach nicht bewusst.
SELBSTFÜRSORGE
Wir haben so viel in der Hand und Beschränkungen beginnen oft im Kopf. Leider haben viele Menschen als Kinder gelernt, dass man sich nicht „zu wichtig“ nehmen darf, weil man dann Egoistin ist. Doch du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Wenn du dich selbst nicht wichtig nimmst, wie soll das jemand anderes tun? Als Erwachsene merken wir: wir können uns nicht darauf verlassen, dass sich Jemand um uns kümmert – wir dürfen es selbst tun.
Sich ein entspannendes Bad gönnen.
Bei einem heißen Tee der Freundin die Seele ausschütten.
Auf einer Bergtour die nötige Freiheit spüren.
Den eigenen Körper bewegen als Zeichen der Dankbarkeit, dass man ihn hat.
Selbstfürsorge ist für jeden Menschen was anderes. Wenn du weißt, was dir gut tut, dann schau noch besser auf dich. Und wenn du keinen Plan hast, was dir gut tut: höchste Zeit, es herauszufinden!
FEHLERKULTUR
Wir sind nicht nur Liebe und Frieden. Wir sind auch alles andere und vor allem sind wir mangelhaft, fehleranfällig und umperfekt. Gott sei Dank. Die ätzendsten Menschen sind doch bitte die, die keine Macken haben, immer wie „putzt und g’strieglt“ daher kommen und alles immer fest im Griff haben. Also, für mich jedenfalls.
Wir dürfen als gesamte Gesellschaft eine andere Fehlerkultur entwickeln und uns nicht dauernd an oft extrem überhöhten Ansprüchen an uns und andere aufhängen. Es ist wichtig, Fehler zu machen, denn mit dein bisschen Reflexion wird daraus eine Erfahrung. Und Erfahrungen lassen uns reifen, wachsen und klüger werden. Vor allem dürfen wir auch in Familien fehlerhaft sein, denn keiner Mutter und keinem Vater gelingt es, 100%ig zu funktionieren. Alle schimpfen wir mal, alle verlieren wir mal die Nerven, alle haben wir mal keine Lust.
5:1
Es braucht also besonders Ausgewogenheit, was diese negativen und die positiven Begegnungen betrifft. Ein Verhältnis von 5:1 wird oft beschrieben, wenn es darum geht, was Menschen als gute Beziehung beschreiben. Das heißt: auf fünf positive Begegnungen ist eine negative Begegnung erträglich. So bleibt die menschliche Verbindung gefühlsmäßig gut. Wenn sich also Streit, Konflikte und Streit häufig wiederfinden im Alltag: sorge bewusst für angenehme, positive Kontakte zwischendurch – denn mit ein bisschen Engagement ist das in kleinen Dingen (ein vorgelesenes Buch, eine kurze Massage, ein wenig Kopfkraulen) auch erreichbar und vor allem: in unserer Hand!
LIEBE gelingt uns nicht immer.
Es ist die höchste Form menschlicher Zuneigung und natürlich wünschenswert, so oft wie möglich, so gut wie möglich, so intensiv wie möglich. Und immer wenn wir keine Liebe aufbringen können – egal ob Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen oder sonst jemand: versuch es mit Respekt, Toleranz, entsprechender Fehlerkultur und achte auf deine und andere Grenzen und sorge gut für dich selbst.
Was möchtest du in der nächsten Woche wieder bewusst angehen?
Selbstfürsorge
kann auch sein: sich bewusst Zeit nehmen, Themen anzugehen und sich dabei Unterstützung zu holen. Als psychologische Beraterin unterstütze ich dich gern dabei!
Weißt du was „ghosting“ ist, oder ein e-girl /e-boy? Welche Angst ein FOBO hat und was man unter „benching“ versteht? Nein? Gut, dann geht’s dir ähnlich wie mir vor nicht allzu langer Zeit. Das sind Begriffe der digitalen Welt und wer sie nicht versteht, gehört zwar noch nicht zwingend zum alten Eisen, weiß aber vielleicht morgen schon nicht mehr so genau, wovon die eigenen Kids gerade – oder irgendwann – reden.
DIGITALE MEDIEN in Familien
Smartphones, Smartwatches, Tablets, Laptop und CO sind längst Teil unserer Alltagsrealität. Wir lieben den Nutzen dieser Geräte und in vielerlei Hinsicht sind sie auch super praktisch und unterstützen uns im Alltag als Eltern und als Paar.
Still und heimlich können sich aber auch ungeliebte Verhaltensweisen einschleichen und das kann JEDE Person treffen. Wie oft nehmen wir das Smartphone in die Hand und verzetteln uns dann woanders und lassen unsere kostbare Zeit auf diversen Plattformen liegen.
Als Erwachsene und Eltern ist es nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, den eigenen Konsum digitaler Medien immer wieder oder öfter bewusst zu reflektieren und auch aktiv zu besprechen. Erfahrungsgemäß ist der Partner ein recht guter Kritiker des eigenen Verhaltens. Dies lohnt sich insbesondere, weil scheinbar harmlose Gewohnheiten von uns Eltern massive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben können – die, JA zugegeben – noch nicht langfristig erforscht werden konnten. Je jünger die Kinder, desto dramatischer kann man aber schon mal verraten! Es sind eher Alltagsbeobachtungen und persönliche Erfahrungen, die den folgenden Tipps zugrunde liegen.
Elternschaft in digitalen Zeiten: 5 ESSENTIAL TIPPS
was für eine gute Bindungs- und Beziehungsentwicklung notwendig ist:
1. CHECK YOUR CHECKING BEHAVIOR
Beobachte dich selbst und vor allem deinen digitalen Medienkonsum. Nicht nur über diverse Apps zur Kontrolle der Bildschirmzeit – du kannst diese gern nützen, als zusätzliche Unterstützung. Wenn du richtig gut reflektieren willst, wie oft du Mails, Messages oder Social Media Plattformen checkst, dann führe mal eine Woche ein Mediennutzungs-Tagebuch und trage genau ein, wann du wo wieviel Zeit investierst. Danach kannst du überlegen, wie viel davon produktiv ist und wieviel Genuss du dir auch gönnen magst. Beides ist okay, solang du halbwegs die Kontrolle darüber hast!
2. STÖRUNGSFREI GEBUNDEN
Bindungsaufbau – speziell bei Säuglingen und Kleinkindern ist sehr störungsanfällig. Babys brauchen so oft wie möglich unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, besonders bei pflegerischen Handlungen oder beim Füttern oder Stillen! Daher darf es ein absolutes Gesetz sein: kein Handy, Tablet oder TV beim Stillen, Baden, Waschen, Wickeln, anziehen – ALLE deine Sinne sollen beim Kind sein. So kommst du schnell und gut in deine Beobachter Position und lernst Signale deines Kindes nicht nur rascher sondern richtig zu deuten!
3. SMARTPHONEFREIE ZEITEN & ZONEN
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, bewusst zu reduzieren. Entweder oder und: ZEITEN und ZONEN. Zeiten können zum Beispiel der Nachmittag oder der Abend sein, je nachdem wann DU bewusst Zeit und Aufmerksamkeit für dich und dein Kind, deinen Partner haben willst, bzw. sie es von dir brauchen. Und ZONEN können zum Beispiel der Esstisch sein, damit dies immer der Platz für synchrone Kommunikation bleibt, und jeder in ein anderes Gesicht sieht anstatt auf die Rückseite eines Bildschirms. Je älter die Kinder, desto wichtiger wird auch das gemeinsame Aushandeln von solchen Vereinbarungen.
4. LET’S TALK ABOUT IT
Sprecht regelmäßig über euer Verhalten und eure Gewohnheiten in Bezug auf Medien. Fangt damit an, das eigene Verhalten zu reflektieren und das dem Partner, der Partnerin zu schildern. Meist hat man selbst einen halbwegs konkreten Blick auf die Dinge. Danach bitte deinen Partner, eine Einschätzung deiner Schilderungen zu machen. So bleibt ihr hoffentlich von gegenseitigen Vorwürfen und Anklagen verschont, sondern geht konstruktiv und bewusst mit euren eigenen Fähigkeiten um. Nützt hier auch die vielen Tools, die Familien zur Verfügung stehen, die den Alltag auch erleichtern können und besprecht, was für euch passen könnte (z. B. Einkaufs-Apps)! Ein positiver Zugang ist wichtig und gut und darf auch hier erhalten bleiben!
5. GEMEINSAM SIND WIR STARK
Kinder lernen anhand des elterlichen Verhaltens, daher ist das gemeinsame Handeln in der realen Welt wichtig. Alles in diesen so kleinen Computern (Handy, Smartwatch, Tablet, Spielkonsolen und CO) ist nicht einfach platte Technik, die optisch schön aufbereitet ist. Dahinter stecken Armeen von Psychologen und Designern, die alles daran setzten, dass du möglichst oft möglichst viel Zeit dort verbringst, nochmal reinblickst und nochmal mehr Zeit hergibst. Allein gegen „so Viele“ dahinter fühlt man sich oft wehrlos. Sich DAS bewusst machen, dass man nicht selbst so schwach und verführbar ist, sondern bis ins Kleinste ausgeklügelte Systeme dahinter stecken und perfekt auf uns wirken, hilft, wenn wir uns dagegen stemmen, die Kontrolle zurück gewinnen und uns gegenseitig bestärken: DU bist stärker, du hast einen freien Willen, DU entscheidest, was du mit deiner Zeit machst!
DEN TEUFEL AN DIE WAND MALEN – NOT!
Alles in allem geht’s – besonders mit größer werdenden Kindern, die selbst mehr oder weniger viel Zeit im Netz verbringen – darum, die Verwendung der digitalen Geräte nicht ausschließlich zu verteufeln. Das würde lediglich dazu führen, dass alle Beteiligten sich schlecht dabei fühlen, mit Handy, Konsole & Co zu hantieren und … let’s face the truth: ganz OHNE geht es für die meisten von uns kaum noch.
Das sollte auch nicht das Ziel sein, sondern ein konstruktiver Umgang MIT den Dingern, so dass wir die positiven Effekte, die durchaus damit erzielt werden können auch geschätzt werden können.
IMMER WIEDER: KOMMUNIKATION
Mach es also zu einer absoluten Aufgabe, die Erlebnisse der digitalen Welt in die positive zwischenmenschliche Kommunikation einzubinden bzw. diese zu fördern. Frag dein Kind: „Was hast du heute in der digitalen Welt erlebt / gesehen / gelernt?“ und versuche nach zu empfinden, oder zumindest zu spiegeln, was dein Gegenüber dir erzählt.
Ganz ehrlich: oft komme auch ich nicht mehr mit, wenn mir die Kids darüber berichten, doch es reicht schon, wenn ich in dem Gespräch ihren Tonfall, die Mimik, Gestik und Körpersprache beobachte und ihnen dann rückmelde, was ich sehe: dass sie sich gefreut haben, einen Erfolg erlebten, schockiert über Etwas waren oder sich begeistern haben lassen.
Allein das Wahrnehmen und Schildern dieser Eindrücke ist schon ein gutes Beziehungsangebot, das wir nützen sollten. Und du wirst staunen, wie auskunftsbereit die Kinder sind, was diese Dinge betrifft. (Jedenfalls je jünger, desto eher ;-). )
Betrachte auch digitale Erlebnisse als Möglichkeit zur Kommunikation, hol sie dort ab, wo sie sich befinden und versuch immer wieder auch bewusst, gemeinsam mit ihnen den Medienkonsum zu gestalten.
Natürlich brauchen Kinder dabei erwachsene Unterstützung und Begleitung, denn allein sind sie in der großen weiten, digitalen Welt sicherlich schnell verloren.
Dabei kann das IBAN-Prinzip helfen.
Interesse zeigen
Begrenzungen aushandeln oder setzen
Alternativen anregen
Normalisieren und neu orientieren
Ich hab mir die Erkenntnisse des letzten Wochenendes schon sehr zu Herzen genommen und stelle fest, dass die Konflikte rund um das „AUSSCHALTEN“ weniger geworden sind. Es sprudelte oft gerade zu aus ihnen heraus, wenn ich mich interessiert gezeigt hab und danach war auch die Kooperationsbereitschaft deutlich höher als zuvor.
Wo zeigen sich bei euch die meisten Konflikte?
Was würd dich im Umgang mit digitalen Medien noch ausführlicher interessieren?
Lass es mich wissen ….
AUFLÖSUNG:
ghosting: ein im Internet aufgebauter Kontakt verschwindet „spurlos“, wie ein Geist benching: etwas immer wieder aufschieben, vertrösten („auf die lange Bank“ schieben) FOMO: = fear of missing out (dass man was Wichtiges versäumt) FOBO: = fear of better option (sich nicht festlegen wollen, könnt ja was Besseres kommen!) egirl / eboy: „Trend“ aus Asien, der bestimmten Kleidungsstil / Ausdruck beschreibt aggro: aggressiv sein
In einer Zeit, wo wir täglich mit Angstbildern und vermeintlichen Horrorszenarien konfrontiert werden – zumindest wenn man ab und zu im Radio, Zeitung, TV oder auf Social Media auf Empfang gestellt hat – braucht es probate Mittel um die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in die Zukunft zu behalten. Ich hab mich ein bisschen auf die Suche gemacht, wo ICH diese Dinge finde.
Wenn die Zuversicht mit Füßen getreten wird, wenn wir mit Einschränkungen und Verboten im Außen belegt werden, unser Verstand mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zahlen beschäftigt wird und Bilder der Angst wieder und wieder in uns heraufbeschwört werden, dann tut es gut, sich bewusst zu machen, dass wir eigenständig denkende, fühlende und handelnde Lebewesen sind. Ja, in einer Gemeinschaft, in der wir uns auch zugehörig fühlen wollen, doch mit der nötigen Autonomie und einer guten Portion Vertrauen, Bitteschön.
Denn wir können mehr, als nur zu funktionieren. Wir können mehr als nur gehorchen. Wir können mehr als nur überleben. Wir sind Menschen und als solches fähig, unser Leben zu gestalten, uns selbst zu reflektieren und unsere Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken. Zumindest wenn wir das ausreichend üben – und die aktuelle Situation lädt wohl weltweit dazu ein, mehr denn je lebensbejahend zu denken, zu fühlen und zu handeln.
Doch das braucht Vertrauen statt Misstrauen, das braucht Zuversicht statt Verzweiflung und vor allem Verbindung statt Trennung.
Gerald Hüther beschreibt drei Ressourcen, die uns als Menschen zur Verfügung stehen, wenn es um Vertrauen geht und darum, sicher zu sein, dass alles gut wird. Auf diese drei Ressourcen möchte ich heute und hier eingehen.
EIGENE KOMPETENZEN
In den letzen Monaten haben wir viele Situationen fast ohnmächtig erlebt und Dinge des alltäglichen Lebens wurden von Außen bestimmt und verordnet, wir funktionierten teilweise wie Schafe, die alles machten, was ihnen erlaubt wurde und alles andere tunlichst vermieden. Am Anfang jedenfalls. Das Gefühl, fremdbestimmt zu sein macht etwas mit unserer Handlungsfähigkeit. Wir denken, wir können nichts tun, wir sind ausgeliefert, können uns nicht wehren. Das stimmt nur teilweise.
Was ich tun kann, ist, mich nicht länger täuschen zu lassen, mir unterschiedliche Meinungen anhören und dann meine eigene bilden. Ich kann Verantwortung übernehmen für mein Tun und Ruhe bewahren. Ich kann auf meine Kompetenz zur Selbsthilfe setzen und zur Selbstregulation – indem ich gut für mich sorge und auftretenden Stress (sei es auch ein anderer als zu Beginn des Jahres) abbaue, weil ich gelernt habe, was für mich funktioniert. Egal ob das Yoga, Kampfsport, Berggehen, Meditation, ein langes Telefonat mit der Freundin, Malen, spazieren gehen oder sonst was ist: ich übernehme die Kontrolle für mein Wohlbefinden, soweit mir das möglich ist. Dass wir dafür oft auch andere Menschen brauchen ist nicht überraschend, denn das ist Ressource Nummer zwei:
PSYCHOSOZIALE UNTERSTÜTZUNG
Das heißt soviel wie: was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Auch diese Quelle des Vertrauens wurde schwer blockiert in letzter Zeit angesichts der permanenten Aufforderung zur sozialen Distanz – auch wenn „nur“ die körperliche gemeint war.
Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen unser Umfeld, andere Familien, andere Mütter & Väter, andere Frauen & Männer, damit wir besser durch schwierige Zeiten kommen!
Also werde ich nicht noch einmal so lange auf diese Ressource verzichten, sondern mich und unsere Kinder frühzeitig mit ausreichend echten Sozialkontakten versorgen. Weil ich weiß, dass viele Andere auch zuversichtlich sind und mittlerweile begriffen haben, dass die Gefahr eines neuen Virus wohl ziemlich falsch eingeschätzt wurde. Jedenfalls hab ich vor, nicht wieder in Schockstarre zu verfallen, wenn uns Zahlen präsentiert werden, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen Angst und Schrecken verbreiten sollen.
Ich werde mich verbünden mit allen Menschen hier und da, die ihr Leben auf der Grundlage von Zuversicht, Vertrauen und Mut leben und wissen, dass das Leben tendenziell Gefahren bietet – die wir allerdings nur bewältigen können, wenn wir bei vollen Kräften sind (körperlich und mental statt eingeschüchtert, zurückgezogen und verängstigt).
Ich werde nicht müde, mich im Umfeld umzuhören, wie andere Menschen die Situation erleben und will jede Einschätzung respektvoll aufnehmen. Denn angsterfüllte Menschen haben es derzeit schwerer, sich im Leben zurecht zu finden und sind vielleicht aufgrund ihrer Geschichte oder persönlichen Erfahrungen nicht so positiv aufgestellt wie ich oder viele andere, die ich in meinem Umfeld – oder meiner Filterblase – habe. Es gilt trotzdem, zusammen zu stehen und nicht ihre Ängste zu diffamieren, sondern sie mit zu nehmen, abzuholen und ihren Blick weg von der Angst auf die Zuversicht zu richten.
Damit wären wir schon bei der dritten Ressource.
ZUVERSICHT
„Optimism is not the denial of the current state. Optimism is the belief that the future is bright.“
unbekannte quelle
Wenn ich mich derzeit umhöre unter meinen Mitmenschen, nicht den Nachrichtensprechern oder Epidemiologen oder Ministern, dann kann ich zuversichtlich sein. Weil wir bereits erfahren haben, dass wir ganz schön viel ertragen und gemeinsam aushalten können. Weil wir bereit sind, fast alles zu geben, wenn es hart auf hart kommt und dann nicht mit der Wimper zucken. Und weil wir anpassungsfähig und lernfähig sind und uns das Leben zumuten – mit allen potenziellen Gefahren und dem Bewusstsein, dass diese Teil der Realität sind.
So haben sehr viele Menschen in meinem Umfeld jetzt schon erlebt, dass ein positiver Test kein Todesurteil ist, oft noch nicht mal eine Erkrankung. Dass wir nicht ewig mit mit manchmal bewusst eingesetzten, diffusen Zahlen getäuscht werden können und dass sich der Widerstand langsam, aber sicher formiert. Unternehmer verbünden sich und kämpfen gemeinsam für ihre Rechte, Feste und Feierlichkeiten von Jugendlichen (oder Erwachsenen) werden aus dem öffentlichen Raum in den privaten Raum verlagert ( … hat echt jemand geglaubt, die Party lässt sich komplett abwürgen??) und die Kreativität und Fantasie von Menschen wird von Einschränkungen gerade beflügelt. So werden Hochzeiten in den eigenen Garten verlegt oder Geburtstagsfeste geschickt an Zehnertischen organisiert. Was für mich soviel heißt wie: das Leben sucht sich seinen Weg und lässt sich nicht von übertriebenen Maßnahmen aufhalten. Zumindest nicht, wenn keine ernsthafte Gefahr in Sicht ist und was das betrifft, hat unser Reptilienhirn noch nicht ganz versagt. Es besteht keine lebensbedrohliche Gefahr, also ist auch keine Flucht angesagt und auch kein Sich-tot-stellen.
Wir wollen LEBEN und nicht nur ÜBERLEBEN. Und viele Viren und Bakterien haben da schon immer dazu gehört und werden auch in Zukunft dazu gehören. Gesundheit und damit LEBEN kann entstehen oder erhalten bleiben, wenn wir unser Immunsystem stark machen, Freude empfinden, uns lustvoll betätigen, in die Natur gehen, uns bewegen, wenn wir Menschen treffen und umarmen, wenn wir uns gut ernähren, miteinander lachen (auch wenn wir uns dabei vielleicht ein wenig anspucken) und die Angstmechanismen für die wirklich bedrohlichen Momente aufheben.
Also, lasst uns fantasievoll sein und bleiben, unsere Rechte und unsere Freiheit schützen und vor allem: lasst uns zusammenstehen. Im echten und übertragenen Sinn. Dann schaffen wir es. Gemeinsam. Das Leben, nicht nur das Überleben.
Es gibt ein Land, das existiert nur in unseren Köpfen und wir alle sind wohl schon mal dort gewesen. Weil wir Menschen nach verschiedenen Kriterien, ihrer Gesinnung, dem Aussehen, ihrer Religion, einer Haltung, ihrem Geschlecht, sexueller Neigung, dem Alter, … – bewertet haben und dann in eine Schublade gesteckt haben. Das ist Schubladistan. Ich versuche hier zu erklären, warum es für dieses Land eine Reisewarnung geben sollte.
SEHNSUCHT NACH ORDNUNG
Menschen wollen vielmals Ordnung schaffen, um Sicherheit zu gewinnen, um Orientierung zu bekommen und Einfachheit in ihre – unsere – hochkomplexe Welt zu bringen, die – JA, ehrlich gesagt – immer schwerer zu verstehen oder gar durchschauen ist. Deswegen versucht man daheim aufzuräumen, jedem Ding seinen Ort zu verpassen und in Kästen oder Schubladen zu verstauen, was so im Alltag Teil unseres Lebens ist.
Was mit Gegenständen noch relativ unverfänglich ist und manchmal sinnvoll und schön (aufräumen, bzw. in ein schön aufgeräumtes Zimmer gehen), machen wir aber auch mit anderen Dingen im Leben. Nein, eben nicht mit Dingen, sondern mit Menschen. Wir haben innere Bilder und Zuschreibungen für bestimmte Personen(gruppen) usw. und stecken sie in die jeweilige Schublade, natürlich vergessen wir nicht drauf, auch noch unsere Bewertung dazu zu packen.
Daumen hoch. Oder Daumen runter. So einfach geht das.
Dass es allerdings längst nicht so einfach ist, zeigt eine jüngst entbrannte Debatte in der bedürfnisorientierten (BO) Elternszene, die mit rechts-außen Gedanken in Verbindung gebracht wurde. Was Schlimmeres kann man manchen BO Eltern gar nicht nachsagen. Daher hab ich mir für diesen Blog ein paar Schubladen ausgesucht, die man in Schubladistan wohl aktuell findet und wo wir alle zusammen mal „raus denken“ sollten. #thinkingoutsidethebox
Schublade: HAUSFRAUEN od. HAUSMANN
Hausfrauen sind einfältige und unterdrückte weibliche Wesen, die von dominanten Partnern vom Arbeiten abgehalten werden und zu faul sind, ihre Karriere aufzumöbeln. Hausmänner sowieso.
Schon mal überlegt, dass es Frauen geben mag, die die Kümmerarbeit (Care) in der Familie gern erledigen und davon auch total erfüllt und zufrieden sind, dass diese trotzdem weltoffen und gebildet sein können und eine ebenbürtige, gleichwürdige Partnerschaft leben? Dass die sich sehr wohl für den eigenen Beruf und Selbstverwirklichung interessieren, aber vielleicht nicht in dem Ausmaß und lieber mehr Zeit und Energie für die Familie aufwenden als für den Spagat in der Doppelbelastung.
Schublade: FEMINIST(IN)
Feministinnen sind männerfeindliche Furien, die sich nicht für Kinder und Familie interessieren und aus ihrer Opferrolle als Frau nicht heraus kommen, eigentlich nur mal einen richtigen Mann „brauchen“ und das macht sie frustriert und verbittert und somit frei von Humor und Leichtigkeit.
Schon mal überlegt, dass es bei Feminismus erstens um Gleichberechtigung geht und man auch als Mutter und Hausfrau feministisch sein und denken kann? Feministinnen brauchen nicht zwangsläufig eine steile Karriere, einen Ehemann „unterm Schlapfn“ (wie man gut oberösterreichisch sagt) oder ein humorloses Leben, es gibt auch entspannte, lustige überzeugte Feministinnen (und Feministen: das wär nochmal eine eigene Schublade: Frauenversteher, Einschleimer, Weichei und so. NOT!!)
Schublade: VERSCHWÖRUNGSANHÄNGER
Verschwörungstheoretiker sind extrem und durch ihre mangelhafte Information und den Hang zum Unwissenschaftlichen leicht zu blenden, sie fühlen sich stets als Opfer und von aller Welt belogen und betrogen. Und Nazis sind sie auch allesamt, siehe Berlin.
Schon mal überlegt, dass es Menschen geben mag, die allgemein gültige Mainstream Meinungen hinterfragen und sich für Hintergründe und Unausgesprochenes interessieren. Die vielleicht zurecht kritisch nachhaken und einfach nur der Wahrheit ein Stückchen näher kommen wollen und nicht gleich alles fressen, was Medien ihnen servieren? Nur, weil man mit aktuell öffentlicher Meinung oder Meinungsmache nicht konform geht, heißt das nicht, dass man ein tölpelhafter Ignorant ist und Wissenschaft grundsätzlich ablehnt.
Schublade: BINDUNGSORIENTIERTE ELTERN
Bindungsorientierte Eltern sind überbehütende, verweichlichte Mütter und Väter, die ihre Kinder nicht loslassen wollen und sie verziehen indem sie ihnen jederzeit jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihnen nie zeigen, wie hart die Welt da draußen ist.
Schon mal überlegt, dass auch bindungsorientierte Eltern ihre Kinder früh in Fremdbetreuung geben können, sich gerne selbst verwirklichen und Kinder gerade durch die bedürfnisorientierte Begleitung auf die „harte Welt“ vorbereiten? Dass bindungsorientierte Eltern sowohl Impfbefürworter sein können als auch rechtsextrem oder linksextrem politisch gesinnt? Es gibt bindungsorientierte Karrierefrauen und bindungsorientierte Helikoptermütter und alles dazwischen, weil Bindungsorientierung eben nur eine Facette ihres Menschseins ist.
Schublade: IMPFKRITIKER
Impfkritiker sind ignorant und esoterisch angehaucht, sie verleugnen die Wissenschaft und gefährden wissentlich und absichtlich andere Bevölkerungsteile, außerdem sind sie unbelehrbar und können nicht sachlich diskutieren.
Schon mal überlegt, dass Impfkritiker sich sehr wohl wissenschaftlich mit dem Thema befasst haben, nur andere Studien kennen (nach dem Motto: trau keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast), dass sie andere keineswegs gefährden wollen aber die eigene Gesundheit wichtiger empfinden und jedem seine freie Meinung dazu lassen können, was ein pro oder kontra Impfung betrifft? Es gibt Impfkritiker, die mehr zu dem Thema wissen als durchschnittliche Hausärzte und es gibt Impfbefürworter, die noch nie einen Beipackzettel einer solchen gelesen haben. Und wie so viele Themen ist auch dieses herrlich emotional aufgeladen und darf gerne sachlich UND emotional debattiert werden.
Schublade: CORONALEUGNER
Coronaleugner sind Dummköpfe, die keine Gefahr erkennen und sich wegen der unsicheren Zeit einfach wehren gegen diese neuartige Bedrohung, sie können nicht mal ein bisschen auf ihre persönliche Freiheit zugunsten der Allgemeinheit verzichten und rebellieren wegen Nichtigkeiten wie Maskenverordnungen.
Schon mal überlegt, dass man sehr wohl in Frage stellen kann, wie sinnvoll etwaige verordnete Maßnahmen sind und die Gefährlichkeit des Virus versucht zu erfassen, sich mit Zahlen beschäftigt und nicht mit Esoterik und am Ende weder Leugner noch Regierungsfan sein könnte?
Es gibt tausende solcher Boxen in Schubladistan und wir versuchen dauernd, Menschen darin einzuteilen.
Raus aus der einen Box, rein in die andere. Was in anderen Schubladen – vielleicht sogar gegensätzlichen – passiert, ist grundsätzlich verkehrt und falsch. Ich hab hier nur ganz wenige beschrieben, doch für alle möglichen gilt:
ACHTUNG, REISEWARNUNG!!!
Ich spreche hiermit eine Reisewarnung aus. (Note to self:) Begib dich nicht so oft nach Schubladistan, sondern versuche, dir eine innere Ampel (oh, sorry für den Querverweis: Bei Ampelphobie geht auch ein Glöckchen ;-)) zu installieren, die dich blinkend warnt, wenn du das Land von Festschreibungen, Beurteilungen, Kategorisierungen und Bewertungen in Gedanken betrittst.
WARUM?
Weil es dich und uns alle in unseren Möglichkeiten aufeinander zu zu gehen schmälert. Weil wir Toleranz und Akzeptanz brauchen für ein menschliches Miteinander. Weil wir uns dort klein machen und abkapseln statt gemeinsam stark zu sein. Weil Unterschiedlichkeit und Diversität ein Gewinn ist für alle und kein Ausschlussgrund. Weil das „sich-aus-der-Box-denken“ ein enormes Lern- und Entwicklungspotenzial bietet. Weil es Sicherheit dort nur vermeintlich gibt und du sie wenn dann mit deiner Freiheit bezahlst. Weil wir Brücken bauen sollten, als uns voneinander abzuschotten. Weil wir uns dafür interessieren sollten, wie andere Menschen denken und warum.
Auch wenn uns manchmal – oder immer öfter – das Verständnis für den jeweils anderen Zugang, eine Meinung, ein Lebenskonzept, eine Beziehungsphilosophie oder pädagogische Strategien fehlt, wir brauchen das MITEINANDER und FÜREINANDER. Strenge Schubladen verhindern das. Wir sind nicht alle gleich.
Nicht alle Mütter sind gleich. Nicht alle Feministinnen sind gleich. Nicht alle Vorgesetzten sind gleich. Nicht alle *you name it* sind gleich. Glücklicherweise. Es lebe die Vielfalt!
#1Lisa (Freitag, 25 September 2020 11:05)Genial geschrieben. Bitte mehr davon!
#2Monika Schubert (Sonntag, 27 September 2020 13:43)Schublade ALTERSSTARRSINNIGE Altersstarrsinnige sind festgefahren, untollerant, demenzanfällig…Schon mal überlegt,dass man nach längerer Lebenszeit auch Erfahrungen gesammelt hat, auf die man zurückgreifen kann. Sich nicht mehr von jedem Mainstream überrollen lässt und sich nicht mehr ständig optimieren will. Eigene Grenzen kennt und sie auch verteidigt. Trotzdem gefällt es mir, wenn ihr den Mut habt Grenzen aufzubrechen und neue Wege wagt. In diesem Sinn: „Nur weiter so!“
#3Kerstin Bamminger (Montag, 28 September 2020 09:19)Monika, vielen Dank! Das Alter hat definitiv Vorteile und ich find auch, dass oft jüngere Menschen starrsinniger und konservativer sein können als Ältere. Es ist Vieles keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Haltung! 😉
#4Corinna (Montag, 28 September 2020)Genial geschrieben! Und vielleicht regt es den einen oder anderen an, auch mal die Scheuklappen und Masken abzunehmen und den Horizont zu erweitern 😉
Wir leben in einer zunehmend digitalisierten Welt, haben und verwenden Handy, Tablet, Computer und Ähnliches in unserem Alltag. Vieles wird uns im Leben dadurch erleichtert, Vieles aber auch erschwert.
5 Erkenntnisse, wie der unsichtbare Sog auf unser Verhalten wirkt, was das mit Familien macht und 5 Tipps für dein tägliches Leben, damit wir nicht alle zu völligen Bildschirmzombies verkommen – diesmal am Blog.
In meinem Neujahrsvorsatz (ja, den gibt’s noch!) sporne ich mich ja dazu an, jeden Monat etwas Neues zu tun. So hab ich mich im Juli auf ein englisches Sachbuch gestürzt, nämlich das von Adam Alter „IRRESISTIBLE“, auf deutsch also: UNWIDERSTEHLICH.
Die gute Nachricht: mein Endlich reicht (noch) aus, um ein Buch dieser Kategorie zu erfassen.
Die schlechte Nachricht: die Lage im Bereich neue Medien ist ernster als gedacht.
Es ging um unsere digitalen Begleiter und wie sie uns in Verhaltensabhängigkeiten laufen lassen, nicht nur unbewusst, sondern mit ganz viel Strategie und Know how.
UND FÜHRE UNS IN DER VERSUCHUNG
Ja, ich geb’s zu. Ich verbringe zu viel Zeit vor Bildschirmen. Ich beobachte mich, wie ich kaum am Handy vorbeigehe ohne „geschwind“ drauf zu drücken. Ich ertappe mich, wie ich beim Scrollen auf diversen Plattformen die Zeit vergesse und oft sinnfreie Wartezeiten oder ähnliches mit Geräten überbrücke. Und es gefällt mir nicht. Doch der Sog ist enorm und ich brauche oft viel von meiner Willenskraft, mich bewusst zu widersetzen.
Dann schaue ich meine Kinder an, die ja zwischen 10 und 16 Jahren sind und … verstehe. Wenn es mir als reflektierter Erwachsenen schon schwer fällt, mich nicht – ODER besser in der Versuchung führen zu lassen, wie soll das schon einem Kind gelingen? Das diesbezüglich über keine Regulationsmechanismen verfügt und außerdem damit groß geworden sind – zumindest teilweise?!
DER SOG IM WANDEL DER ZEIT
Das erste mobile Gerät zog bei uns im Jahr 2010 ein, dann langsam das erste Smartphone, das zweite, ein Tablet und mittlerweile besitzen alle Kinder ebenfalls ein Endgerät. Ich hab also noch erlebt, wie es ist, „lediglich“ gegen den Fernseher zu kämpfen – auch wenn damals die vielen Programme und Möglichkeiten schon wie eine Herausforderung schien. Geradezu lächerlich, wenn man sich ansieht, womit es Familien heute zu tun haben. Wie oft ich so in den letzten Jahren „Schalt bitte aus!“ sage oder „Ich möchte, dass du dir jetzt was anderes suchst, ohne Bildschirm!“ kann ich kaum zählen. Und ich merke: es frustriert mich oft sehr, dass dieses Thema so viel Konfliktpotenzial mit sich bringt. Meistens nämlich ;-), schaut „der Andere“ viel mehr ins Gerät als man selbst – zumindest fällt es einem im Außen deutlicher auf.
5 PERSÖNLICHE ERKENNTNISSE AUS DEM BUCH
Ich kämpfe gegen eine Armee! Wenn ich versuche, mich oder meine Kinder bezüglich Bildschirmzeit zu regulieren, kämpfe ich nicht gegen ein kleines (oder größeres) viereckiges, scheinbar lebloses Kastl, sondern gegen eine Armee an Hightech Entwicklern, Spieldesigner und digitale Pros. Heere an Programmieren arbeiten daran, mir ein Spiel, eine App, eine Nutzung so schmackhaft wie möglich zu machen. Sie wissen alles über Farben, Formen und was uns „anspringen“ lässt, womit wir gern interagieren und wie wir uns die Zeit vertreiben. Also bin ich allein gegen sehr, sehr Viele, was meine Bereitschaft zum Widerstand betrifft. Das war eine erleichternde und gleichzeitig ernüchternde Erkenntnis.
Es ist jetzt leichter, nein zu sagen als später einen Entzug zu machen Das „nein“ oder „weniger“ gegenüber den Kindern fällt oft so schwer, weil es so mühsam ist und gefühlt viel zu oft ausgesprochen werden muss. Obwohl ich es meine. Obwohl es mir wichtig ist. Obwohl ich mich hineinfühlen kann. Dass ein möglicher späterer Entzug (und ja, es gibt Kliniken, wo Menschen von Internetsucht und anderen Verhaltensabhängigkeiten geheilt werden möchten) deutlich heftiger ist, als so ein „nein“ im Alltag, hat mir neue Kraft gegeben bei der Regulation der Bildschirmzeit.
Digitale Pros und ihre Kinder Steve Jobs präsentierte das erste iPad nach einer 90-minütigen Lobeshymne auf diese kongeniale Gerät und machte eine ganze Generation gierig auf diese neue Technologie. Seine eigenen Kinder durften nie eines benützen – so wie die Kinder anderer digitaler Professionisten. (!!) Sie wussten und wissen genau, wie gefährlich die Verwendung der Geräte ist, wie schnell man davon abhängig wird oder sich abhängig macht. Und hatten meist sehr, sehr strikte Regelungen was Anwendungen in den eigenen vier Wänden betrifft. Ganz nach dem alten Motto der Drogendealer: Never get high on you own supply. Na bumm.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Benefit und Zerstörung Aber das ist doch so praktisch! Kaum ein Verein kann sich heute ohne irgendeine App organisieren, wir nützen Karten um zu navigieren, die Kinder können sich jederzeit über Öffis und Fahrzeiten informieren, die digitale Einkaufsliste hilft beim Verteilen der Arbeit und Aufgaben und entlastet, es gibt Apps, die uns ans Schritte machen und Wasser trinken erinnern, einen gesünderen Lebenswandel forcieren und wir erfahren über das Leben unserer Mitmenschen über die sogenannten sozialen Medien. Die Grenze zwischen „das regt mich an, gesünder zu leben / es entlastet mich / das macht es so einfach“ und beinahe zwanghaftem Verhalten und Selbstoptimierung ist hauchdünn. Und vor allem: nicht klar erkennbar. Es braucht eine gute, kritische und regelmäßige Selbstbeobachtung (und Außeneinschätzung), was wann für wen noch gut ist und was längst nicht mehr. Selbst Apps zur Regulation sind keine Universallösung.
Abhängigkeit gibt es nicht nur bei Substanzen Von Kokain bis Heroin, von Spielsüchtigen bis Internetabhängigkeit wird ein großer Bogen gespannt, und es fällt einem wie Schuppen von den Augen. Wir können nicht nur süchtig nach Substanzen sein, sondern auch Verhaltensabhängigkeiten entwickeln. Und leider zielen sehr viele Medien genau darauf ab – weil es auch ein gutes Geschäft ist. Das Verheerende ist allerdings, dass man – was Technologie betrifft – nicht einfach „trockener Alkoholiker“ sein kann in der heutigen Zeit und komplett auf Technologien verzichten kann im modernen Leben. Was bei Alkoholikern nicht geht (einfach ein wenig zu reduzieren, oder nur ab und zu zu trinken) geht bei dieser Form der Abhängigkeit auch nicht und es bleibt womöglich ein lebenslanger Fluch.
KAMPFLOS AUFGEBEN?
Was also tun, wenn man sich nicht kampflos ergeben will und neue Technologien aber nicht verbannen will. Wir dürfen Strategien erlernen, Regelungen entwicklen und Vereinbarungen erproben – auf Basis von Versuch und Irrtum, weil wir selbst nicht gelernt haben, wie man richtig, gut und nachhaltig damit umgeht.
Ich habe noch 5 Tipps für dich, die bereits praxiserprobt sind und deinen Alltag etwas erleichtern können.
5 TIPPS zum UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN
Bildschirmfreie Zeiten Um eine gewisse Zeit das Gerät abgeben oder zur Aufbewahrung wohin legen, wo es aus dem „Sinn“ ist. Du kannst eine schöne Kiste verwenden, einen Tresor anschaffen oder ganz einfach die Geräte immer wieder woanders verstecken (das mach ich gern – ist zusätzlich ein Gehirntraining und fördert die Kreativität) Es braucht aber ein wenig Nervenstärke der restlichen Familie, wenn es dir nicht gleich einfallen sollte, wo du das letzte Gerät verwahrt hast. Bildschirmzeit lässt sich bei neueren Geräten gut mit Apps (zum Beispiel Bildschirmzeit bei iPhone) regulieren und einstellen – das vermeidet SEHR viele Diskussionen im Voraus. (Und für unter 2 Jährige: GAR KEINE Bildschirme, bitte, bitte, bitte!!)
Bildschirmfreie Zonen „Beim Tisch gibt’s kein Handy.“ Diese Regelung ist bei uns schon lang die Norm (die allerdings manchmal Auffrischung braucht) und fördert den Esstisch als Begegnungszone und Gesprächsraum. Es geht natürlich auch (bei jüngeren Kindern) Geräte aus dem Kinderzimmer aus zu klammern und nur in gemeinsamen Räumen zu erlauben. Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto eher brauchen sie aber für intime Gespräche und Austausch auch ihr Gerät im Zimmer. Wer weiß noch, wie „angenehm“ die Telefonate früher am Festnetz waren, wenn die halbe Sippe zuhört?!
Jeder ist der Sheriff Nicht nur als Erwachsene den Sheriff geben und die Kinder vom Gerät verscheuchen, sondern SIE beauftragen, dich ebenfalls aufmerksam machen zu dürfen. Was im ersten Moment ein kleines „Autsch“ ist, wenn dein Kind sagt: „Mama, schau nicht immer auf’s Handy!“ kannst du für dich auch als „friendly reminder“ einordnen und es als Einladung sehen, es weg zu legen. Das fördert auch Begegnung auf Augenhöhe und zeigt den Kids: wir lernen gemeinsam, wie wir das handhaben wollen mit den Bildschirmen.
Vertrauen ist gut, Dialog & Wissen ist besser „Mama, mein Freund hat gesagt, du vertraust mir nicht, weil du meine Handyfunktionen einschränkst!“ … klang es diese Woche aus dem Kindermund. Ich erklärte daraufhin: „Es ist meine Verantwortung als Elternteil, auf dich zu schauen. Und so wie ich dich nicht in deinem Alter allein und ohne Begleitung in die große, weite Welt entlassen würde, will ich dich auch nicht unbegleitet und ohne Aufsicht in die digitale Welt entlassen. Ich will dich schützen vor Inhalten, die für dein Alter unpassend, gefährlich oder angsteinflössend sind und das mache ich auch, wenn ich dabei Widerstand von dir spüre. Weil ich mehr Lebenserfahrung hab und das für dich nützen will.“ Statt blind zu vertrauen ist es gut, sich über Apps, Spiele und Programme der Kinder zu informieren, sich immer wieder von ihnen in die Welt entführen lassen und sie persönlich und in Form von digitaler Aufsicht zu begleiten.
Interesse statt Ignoranz Auch wenn es oft schwer fällt, sich für die Spiele oder Apps der Kinder zu begeistern – wenn wir uns nicht interessieren oder nicht nachfragen, kommt das einer Kapitulation gleich und signalisiert ihnen unsere Ignoranz. Dass das für eine gute Eltern-Kind-Beziehung wenig förderlich ist, brauch ich hier nicht zu erläutern.
Also frag immer wieder nach:
Was ist das Faszinierende an diesem Spiel?
Was gefällt dir an dieser App?
Hast du das Gefühl, selbst bestimmen zu können?
Wie viel Zeit willst du dir nehmen? Soll ich dich erinnern? Stellst du dir selbst einen Timer?
Was lernst du, wenn du dies oder jenes machst?
Könnest du das auch im echten Leben spielen, und wenn ja: wie?
Schaffst du es aus zu schalten, oder soll ich das für dich erledigen?
WIR LERNEN ERST, WIE DAS GEHT
Es geht mir gut. Ich fühle mich noch nicht „nackt“, wenn ich ohne Handy unterwegs bin – manchmal lasse ich es auch bewusst daheim liegen. In netter Gesellschaft habe ich nicht das Bedürfnis, dauernd mein Handy checken zu gehen und finde diese Bildschirmfreien Zeiten und Zonen nicht nur angenehm sondern herrlich.
Doch das bewusste Reflektieren und genaue Hinsehen wird weiterhin gefragt sein und uns im Familienalltag begleiten, wenn wir nicht in den Sog hineingeraten möchten, in den uns die Entwickler, Unternehmer, Verkäufer, Influencer und unsere eigenen Gewohnheiten ziehen.
Digitale Medien gehören zu unserem Alltag. Lass sie uns nützen. Lass sie uns sinnvoll nützen. Auch wenn wir dabei noch etwas „patschert“ sind und fehlerhaft agieren – wir lernen eben erst gerade, wie wir das gut hinbekommen könnten.
Fühlst du diesen Sog auch? Hast du noch andere Strategien (bereits erprobt)? Lass uns an deinen Erfahrungen teilhaben! In den Kommentaren ….
(Der digitale Gott hat einen herrlichen Humor: während ich diesen Beitrag tippe – offline geht das zumindest – gibt’s hier kein Internet. Wartungsarbeiten, den ganzen Vormittag. Wenn ich auf ein Zeichen gewartet hätte: das wär’s gewesen !)
#1Bettina Windischbauer (Donnerstag, 06 August 2020 23:20)Ich finde es toll, dass du dich für dieses Thema einsetzt. Wir „plagen“ uns auch tagtäglich mit diesem Thema rum. Es braucht viiiel an Diskussion und dagegenhalten. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass es sich im Sinne der Gesundheit und persönlichen Entwicklung unserer Kinder auszahlt. Danke, Kerstin für den tollen Text!
Die einfachen Dinge sind es doch, die uns oft den meisten Genuss bringen. Das wurde mir gestern wieder bewusst, als ich mit zwei Drittel unserer Kinder am Trampolin lag und den Nachthimmel nach Sternschnuppen absuchte.
Besonders, wenn wir den Sommer und unseren Urlaub auf „DAHAMAS“ verbringen, ist es SINNvoll, sich bewusst zu werden, dass es nicht eine kostspielige Reise nach Irgendwo sein muss. Sommer geht auch ganz einfach. Und mit allen Sinnen.
SCHWÄRMEREI
So richtig Sommer. Obwohl ich ja eine echte Winterliebhaberin bin, muss ich sagen: der Sommer kann schon was – vor allem, wenn er sich, wie in diesen Tagen, von seiner besten Seite zeigt. Sonnenschein und blauer Himmel, wohlig warme bis heiße Temperaturen, Leichtigkeit und Lebensfreude, lauschige Abende bei Kerzenschein und sternenklare Nächte. Wer da nicht ein bisschen ins Schwärmen kommt, ist wohl ein Eisklotz und hat Angst zu schmelzen.
Auch wenn heuer keine ausgelassenen Feste gefeiert werden, Open-Air Konzerte eher schaumgebremst ablaufen und wir in unserer Reisefreiheit eingeschränkt sind oder uns zumindest so fühlen, besteht kein Grund zum Trübsal blasen.
Die Magie liegt oft in den kleinen Dingen, die meist nichts oder nicht viel kosten und die uns mindestens so zufrieden machen wie tolle Reisen, uns auftanken lassen und uns von innen stärken, wenn wir uns nur achtsam genug darauf einlassen. Dafür benötigen wir unsere Sinne und das bewusste Einlassen auf unsere Wahrnehmungen, damit es ein SINNvoller & SINNlicher Sommer sein kann. (In jedem Absatz verstecken sich mindestens 5 Tipps für diesen Sinn – go check them out!)
HÖR GUT ZU
Das typische Geräusch des Sommers ist für mich das Zirpen der Grillen – der Background Chor des Sommers sind diese musizierenden Geschöpfe und das Zuhören eine Freude! Auch das Plätschern des Wassers am Fluss oder am See ist ein Genuss, besonders wenn sonst wenig Geräusche zu hören sind. Statt der Beschallung und Dauerwerbesendung aus dem Radio, mach dir doch wieder mal DEINE Musik an – was sind deine ultimativen Sommer und Chillout-Hits? Musik beseelt uns als lebendige Wesen und verschönert den Alltag, wenn’s nicht grad eine versteckte Diskonterwerbung ist. Und wenn es zu laut und geschäftig wird, geh die Stille hören – am besten geht das im Wald, fernab der Zivilisation. Dort hörst du vielleicht dann etwas ganz Besonderes: dein innere Stimme.
IK BLICKE WAT, WAT DU NIKT BLICKST (Elchisch für: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst..“)
… und das ist ______ ! Bom! (Insider für alle Bären-Brüder Fans) Nicht nur das Spiel macht immer wieder Spaß (und bringt Eltern manchmal zur Verzweiflung), sondern auch das bewusste Hinschauen: zum Beispiel, wie eine Biene fleißig Nektar von Blüten einsammelt.
Wie sich der Lichtstrahl des aufgehenden Mondes im ruhigen See widerspiegelt. Der Blick von einem Berggipfel (wenn man in der Völkerwanderung dann mal oben angekommen ist) hinab auf das Land oder über die Gipfel hinweg – die blaue Weite genießen und das Auge entspannen, das viel zu oft auf Zahlen, Buchstaben und Bildschirme konzentriert ist. Nütze deinen Sehsinn, wenn du das Farbenspiel am Himmel bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang beobachtest und die feinen Nuancen registrierst, die sich fast minütlich verändern.
Und dann: geh „Sternderl schauen“ (oder Sternschnuppen) – in der Wiese liegend in den Nachthimmel zu blicken, ist nicht nur bezaubernd schön sondern auch sehr erdend und macht uns bewusst, dass wir alle nur winzig kleine Teilchen (Sternenstaub) sind, in einem unendlich großen Ganzen.
DER DUFT DES SOMMERS
Wer kennt sie nicht – die Fontäne, die vom Griller der Nachbarn herüber weht und einem gleich wieder das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, obwohl man selbst gerade gegessen hat. Was für mich auch unbedingt zu den Sommergerüchen gehört, ist der rauchige Duft eines Lagerfeuers (das ist auch IMMER was für’s Auge!).
Und: frisch gemähtes Gras … oder eher schon das getrocknete Heu, obwohl das für Allergiker ein Alptraum ist – Sommer pur! Was aber immer geht, und was wir oft zu selten machen: bewusst am Essen riechen. Obwohl der Sinn sowieso beteiligt ist, und man bei einem kräftigten Schnupfen feststellt, auch nichts mehr zu schmecken, wenn der Geruchssinn ausfällt, zahlt es sich aus, diesen Sinn wieder bewusst zu nützen und „eine Nase voll“ zu nehmen, bevor wir hineinbeißen. Geht auch bei einem guten Glas Wein, einem duftenden Zitronenwasser oder einem cremigen Smoothie.
SOMMER NACH DEINEM GESCHMACK
Tiefblaue Heidelbeeren im Frühstücksjogurt, süße Marillen und Zwetschken vom Baum zwischendurch oder saftige Erdbeeren – die Vielfalt der Früchte und das große Angebot im Sommer wird fast nur im Herbst getoppt, und manchmal darf es bei uns auch etwas Exotisches sein, wie eine Ananas, eine Mango oder eine Wassermelone … nicht nur süß, auch erfrischend und eindeutig Summerfeeling pur.
Für den Geschmackssinn braucht es im Sommer unbedingt: EIS (selbst für wenig Eisbegeisterte wie mich)! Tipp: am besten schmeckt es noch selbst gemacht, mit gefrorenen Früchten und sonst nix (oder nur ein wenig Schlagobers) – ein Traum.
Außerdem braucht es im Sommer für mich mindestens ein Mal Stockbrot, liebevoll über dem Lagerfeuer gegrillt (und etwas verkohlt) und dazu eine Knacker (oder Käsekrainer, oder Bratwürste, oder nix). Das beste daran ist dann noch, wenn es zu dieser Jause frisch geerntete Tomaten, Gurken, Paprika oder sonstiges aus dem eigenen Garten gibt, das auch noch danach schmeckt, was es ist. Innerhalb von Minuten vom Beet in den Mund ist schon ein besonderer Luxus des Sommers (mit eigenem Garten).
SUMMER FEELING
Allein die Tatsache, so wenig Kleidung bei den warmen Temperaturen zu benötigen, gibt unserer Haut (dem größten Sinnesorgan) ganz andere Möglichkeiten, aktiv zu werden. Egal ob es dann ein paar frühmorgendliche Schritte barfuß in der taunassen Wiese sind (für alle die einen neumodernen Begriff dazu haben wollen, es nennt sich „earthing“) oder das kühle Wasser eines Flusses oder Sees, dass sich um deine Beine oder deinen Körper schmiegt und dich erfrischt – genieße es, deiner Haut verschiedene Empfindungen zu schenken.
Auch das Eincremen kann man in einen Akt der Selbstfürsorge verwandeln anstatt es als lästige Notwendigkeit zu betrachten. Die Haut dann im Sonnenlicht ordentlich Vitamin D produzieren lassen und dabei alle Energie aufnehmen, die uns von der Sonne geschenkt wird, kann auch sehr gemütsaufhellend wirken – so sollten wir alle (wie „Frederik“ in dem gleichnamigen Kinderbuch) Sonnenstrahlen sammeln für die dunklere, trübere Jahreszeit.
Und last but not least: spüre dich in Bewegung! Egal ob das beim Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Yoga ist: über Bewegung entwickeln wir ein besonders feines und wichtiges Gespür für uns selbst und unseren Körper und nicht zuletzt werden dabei auch reichlich Glückshormone ausgeschüttet. Sich bewegen zu können ist keine Selbstverständlichkeit und dieses Geschenk zu nützen und den eigenen Körper als Tempel der Seele in Schuss zu halten ist eine Verantwortung, die wir nehmen dürfen.
SINN FÜR EINEN TAG
Wenn du wieder mehr ins Spüren kommen magst, dann lass dich darauf ein! Wenn du magst, nimm dir vor einen Tag lang besonders auf einen Sinn zu achten – das macht es leichter, als sich auf alle gleichzeitig zu konzentrieren. Und Die meisten der oben genannten Tipps kosten nix oder sehr wenig und machen dich dennoch REICH.
Reich an Erfahrung, an Erinnerungen und an Erlebnissen von denen du selbst auftanken kannst und auch gestärkt in deine Beziehungen gehen kannst. Zudem machen viele der Tipps noch mehr Freude, wenn man sie mit lieben Menschen gemeinsam erlebt und sich darüber auch austauschen kann.
WERDE MENSCH UND STAUNE
Was uns Menschen auszeichnet und zum Beispiel von Tieren unterscheidet ist unsere Fähigkeit zu staunen. Diese Gabe dürfen wir nützen und uns selbst beschenken, uns selbst verwöhnen und uns darüber freuen, dass wir Sinne haben, die uns erSTAUNLICHe Erlebnisse bescheren und genießen können! Genussfähigkeit … so wichtig!!
Ich wünsche dir noch viele Gelegenheiten, den Sommer mit allen Sinnen zu inhalieren und
verabschiede mich in eine kleine BLOG-Sommerpause.
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