Der Kuchen der Verantwortung – 4 Tipps dazu!

Der Kuchen der Verantwortung – 4 Tipps dazu!

Verantwortung übernehmen. Wie lernt man das eigentlich? Erwachsene Menschen haben oft genug davon, wollen nicht noch mehr übernehmen und finden es belastend oder schwer, Verantwortung zu tragen. Kinder hingegen streben jedoch auf natürliche Weise danach, mitzubestimmen und selbst zu bestimmen. Erinnerst du dich, wie du manche Dinge als Kind kaum erwarten konntest: so lang aufbleiben, wie man will, selbst bestimmen, was eingekauft werden soll, was in der Freizeit unternommen wird?
Ich hab heute 4 Tipps für dich, wie Verantwortung gelernt wird, welche Rolle Eltern dabei spielen und wie wir sie in ein positives Licht rücken können.

KINDLICHE TRAUMATA

Selbstgemachter Ribiselsaft. Den gab’s in meiner Kindheit stets in rauen Mengen, weil so viele Ribiselstauden vorhanden waren, die Früchte verarbeitet und die durstige Kinderschar damit gestillt werden sollte. Ich hab direkt eine Aversion gegen diesen Saft entwickelt, weil es “nie” (in meiner kindlichen Erinnerung) was Anderes gab. So oft dachte ich mir: wenn ich groß bin, kaufe ich mir nur Orangensaft oder Apfelsaft im Tetrapack. Heute bin ich leidenschaftliche Wassertrinkerin und das kindliche Trauma vom Ribiselsaft hab ich so gut wie überwunden.

UND KINDLICHE TRÄUME

Granny Smith Äpfel. Es gab diese berühmte Zahnpasta-Werbung, wo man in den Apfel beißt, ohne Zahnfleischbluten zu haben, vielleicht erinnerst du dich. Jedenfalls fand ich diese Äpfel so gusterlich, ansprechend und geschmackvoll. Und wir hatten dauernd österreichische Äpfel, die auch mal einen Fallschaden hatten oder Flecken und Beulen und mir viel weniger gut erschienen als die leuchtend grünen, perfekten Grannys. 
Es war so eine schöne Vorstellung, erwachsen zu sein und eines Tages ein Kilo Granny Smiths und ein 12-er-Tray Orangensaft zu kaufen, weil es das Gefühl beinhaltete, selbst bestimmen zu dürfen.

ZWISCHEN KINDLICHEM TRAUM UND ERWACHSENER REALITÄT

Tja, rate mal. Ich hab, wenn’s hoch kommt, zwei mal in meinem Leben diese Äpfel gekauft. Weil mir als junge Erwachsene bewusst wurde, dass Regionalität und Geschmack gut zusammenpassen und wir sicher nicht Obst, das auch bei uns wächst, aus Australien importieren müssen oder sollten. Zwischen dieser kindlicher Traumvorstellung und erwachsener Realität stecken einige Jahre Entwicklung und Reifung. Was mir jedoch an diesen Beispielen bewusst wird: Kinder wollen gern Verantwortung lernen und übernehmen. Und es braucht gute elterliche Führung je nach Alter und Entwicklung, damit diese Übernahme gut klappt. Das erkläre ich gern anhand eines Bildes.

Verantwortung …

… ist wie ein Kuchen, den man am Beginn des Lebens für das Kind komplett übernimmt.
Im Lauf der Zeit wird er übergeben. Stück für Stück. Behutsam. Begleitet. Mit Vorbereitung.
Damit die Übernahme gelingt.

Bildquelle: Canva

DER KUCHEN DER VERANTWORTUNG

Als Eltern übernehmen wir bei der Geburt unseres Kindes die komplette Verantwortung. 100 Prozent. Den ganzen Kuchen der Verantwortung. Weil Neugeborene praktisch gar nicht für sich selbst sorgen können. Im Lauf der Entwicklung ist es wichtig und richtig, dem Kind kleine Stückchen dieser Verantwortung für sich, zu übergeben. Je nach Alter und Reife kann das auch unterschiedlich schnell gehen und die Stücke können verschieden groß sein. Denn eins ist fix: wer ewig als Elternteil alles mögliche “übernimmt”, nicht “abgibt” und dann erwartet, dass das Kind mit 18 Jahren die ganze Torte auf einmal nimmt und gut damit umgehen kann, der könnte ein blaues Wunder erleben.

WAS KANN DAS KIND WANN

Beispiele für Dinge, die Kinder praktisch von Anfang an selbst bestimmen sollen dürfen: 

  • wie viel körperliche Nähe ich von wem möchte
  • was und wie viel ich esse und trinke
  • die Länge der Haare

Anfangs braucht es da auch gute elterliche Beobachtung und Interpretationskompetenz – ich hab das ja schon mal ausführlicher beschrieben. Kinder wollen mitbestimmen und zeigen das auch, darauf darf man sich verlassen. Diese Zeichen sind wichtige Indikatoren für das elterliche Handeln und Antwort auf die Frage: “Ja, wann kann das Kind denn nun …………… allein das Gewand wählen / mit der Schere schneiden / allein zur Schule gehen / die Schlafenszeit selbst bestimmen … (- bitte beliebig einsetzen)?”

Ich gebe gern als Empfehlung mit: wenn das Kind etwas selbst übernehmen möchte und das zum Ausdruck bringt, ist zumindest ein Teil der Aufgabe auch für den Nachwuchs zu bewältigen.

Tipp 1: eine Vorauswahl treffen

  • Gewand alleine aussuchen?
  • Freizeitprogramm wählen?
  • Speiseplan bestimmen?

Wenn Kinder vor dem gesamten Spektrum stehen und sich was aussuchen wollen, sind sie je nach Alter damit (heillos) überfordert. Triff als Elternteil eine für dich passende Vorauswahl, unser diesen 2-3 Möglichkeiten können sich die Kinder dann entscheiden. So wahrst du deine Führungskompetenz UND das Bedürfnis nach Mitbestimmung des Kindes.

Tipp 2: sie gut anleiten

  • Mit scharfem Messer schneiden?
  • Auf das hohe Klettergerüst steigen?
  • Freihändig Radfahren?

Wenn man einfach sagt: “Ja, probier’s halt! Wirst schon sehen, dass das schwer ist!” ist das keine Stärkung, den nächsten Schritt zu gehen. Sag deinem Kind genau, wie du vorgehst, worauf du achtest, was du im Blick hast, worauf du dich konzentrierst, wenn du dies oder jenes tust. Gib hilfreiche Infos und leite an, wie die Aufgabe zu schaffen ist! So werden sie stark für die anstehende Challenge.

Tipp 3: lass dich überzeugen

  • Allein zur Schule gehen?
  • Mit dem Rad allein im Ort herumfahren?
  • Medienzeit selbst bestimmen?

Wir Eltern sind oftmals skeptisch, ob unser Kind das schon bewältigen kann. Statt gleich “Nein!” zu sagen, ist es förderlicher, wenn das Kind eine Chance (oder mehrere) erhält, dich davon zu überzeugen. Begleite das Kind dabei oder lasse dir zeigen und beschreiben, wie es wann was macht und wie es vorgehen möchte. Wenn dein Sicherheitsgefühl (halbwegs 😉 erfüllt ist, dann geht’s zu 

Tipp 4: vertrauen lernen

  • Bei der Freundin übernachten?
  • Eine Zugfahrt alleine machen? 
  • Das erste Mal fortgehen?

Zugegeben, dem Kind zu vertrauen klingt oft idyllischer als es ist, weil wir mit unseren eigenen Ängsten, Bildern und Glaubenssätzen konfrontiert werden. Doch wenn wir wollen, dass sie verlässliche, starke und bewusst handelnde Erwachsene werden, dann dürfen wir auch mal über unseren Schatten springen. Nur wenn wir sie loslassen, können sie in ihre wahre Größe kommen. Nur wenn wir ihnen viel zutrauen und auch zumuten, werden sie stark und widerstandsfähig.

KEINE EINBAHNSTRASSE

Der Kuchen der Verantwortung wird also Stück für Stück übergeben. Ein wichtiges Detail dabei ist allerdings: das ist keine Einbahnstraße. Wenn ich als Elternteil merke, das Kind kann es trotz guter Anleitung, entgegengebrachtem Vertrauen und einem passenden Rahmen dennoch nicht (was auch immer es dann ist), dann ist es Zeit, dieses eine Stück Verantwortung wieder zurück zu nehmen. “Ich sehe, du brauchst hier noch Unterstützung. Ich helfe dir, daran zu arbeiten, dass du es bald selbst schaffst.” Zum Beispiel. Ohne Groll. Möglichst ohne Ärger. Und ganz wichtig: ohne Vorwurf oder Schuldzuweisungen. Das Leben basiert oft auch einfach auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Fehler sind keine Schwächen, sondern Gelegenheiten, dazu zu lernen.

LEAN BACK & RELAX

Was ich dir neben den entstehenden Erfahrungen auch wünsche, vor allem aber deinem Kind, ist: dass Versuche gelingen, Vertrauen sich bezahlt macht, du überrascht und überzeugt wirst und du mit Freude und ein wenig Genugtuung zusehen kannst, wie sie mehr und mehr von diesem Kuchen annehmen. Dass sie den Kuchen genießen, sinnvoll verwenden und für sich nützen. Weil Verantwortung immer auch bedeutet, dass man Spielraum zum Gestalten bekommt und hat. 

Und, um das auf die Eingangsgeschichte zu übertragen: ich habe heute selbst Ribiselsträucher und mache köstliche Marmelade daraus. Keinen Saft. Ich kaufe ausschließlich österreichische Äpfel (am liebsten direkt beim Bauern). Und ich freu mich, dass ich so viele Dinge in meinem Leben tatsächlich selbst in der Hand hab.

Bei welchem Stück des Kuchens tust du dir (gerade) schwer beim Abgeben?
Schreib gern einen Kommentar oder frag mich am MAMAtelefon, wenn du persönlichen Support möchtest!

Die Löwin in mir

Die Löwin in mir

Ich bin bekannt dafür, Frauen zu stärken. Den Menschen Mut zu zu sprechen und ihnen Rückenwind zu geben. Ich bin bekannt für positive Sprache, eine klare Ausdrucksweise und dafür, meine Klienten aufzubauen, ihnen Zuversicht zu geben und selbst in dunklen Stunden mit ihnen ein Fünkchen Hoffnung zu sehen. Wenn es das braucht, kann ich das Schwere mit ihnen aushalten. Und ich kann auch ganz anders. Besonders, wenn es um meine Kinder geht. Ein persönlicher Status Quo.

Wann ich als Mutter für meine Kinder kämpfe wie eine Löwin …

Bild von JL G auf Pixabay

LÖWIN IN DER BERATUNG

In meiner täglichen Arbeit stärke ich Menschen in ihren Beziehungen. Ich mache das von Herzen, mit sehr viel Elan und Begeisterung und in größt möglicher Freiheit. Zumindest war das bisher so.
Ich bin meine eigene Chefin, ich kann meine Werte unabhängig definieren, richte mein Tun und Handeln nach inneren Überzeugungen und viel Gelerntem aus und gebe voller Freude mein absolut Bestes für die Menschen, die sich mir anvertrauen. Wie eine Löwin kann ich mich für Menschen und ihre Beziehungen einsetzen.
Und am allermeisten für meine Kinder.

PUMPERL G’SUND

Als Eltern haben wir von Anfang an sehr genau überlegt, wie wir mit der Gesundheit unserer Kinder umgehen möchten, wie wir sie bestmöglich stärken und erhalten. Anhand unserer Kinder wurde uns klar, dass der menschliche Körper ein Wunderwerk ist und – wenn er so unverpfuscht wie möglich bleibt – eine grandiose Meisterleistung der Natur darstellt. Wenig eingreifen. Viel auf die Natur vertrauen. Stärken. Ganzheitliche Konzepte und die verschiedensten Heilansätze, die Menschen schon zu Tage befördert haben, nutzen. Wir sind damit bisher so gut gefahren, dass wir bis auf ein paar Cuts, einer angeknacksten Wachstumsfuge und einem kleinen chirurgischen Eingriff weitgehend völlig auf die Dienste der Schulmedizin verzichten konnten. Noch nie Antibiotika. Die sind, wie man so schön sagt: pumperl g’sund.

DANKBAR UND ZIEMLICH STOLZ

Wie so viele Mütter, bin ich bereit, Unglaubliches für meine Kinder zu geben. Ich habe knappe neun Jahre auf Erwerbstätigkeit verzichtet, weil ich meine Kinder überwiegend selbst und zuhause betreuen wollte. Hab gezweifelt, gehadert und gerungen, ob das, was ich mache auch “immer das Richtige” war (und ist) und habe so oft es ging, mein Bestes gegeben. Damit sie gesund sind und bleiben: an Körper, Geist und Seele. Wenn ich die Kids heute anschaue, bin ich nicht nur von einer unglaublichen Dankbarkeit erfüllt, sondern auch ziemlich stolz, denn ich weiß: dass die hier so im Leben stehen, hat viel damit zu tun, wie sehr wir uns angestrengt haben.

WAS WIR JETZT LERNEN DÜRFEN

Die schwierigste elterliche Übung steht uns, glaub ich, aber erst bevor. Wir lernen jetzt, darauf zu vertrauen, dass “das” ausreicht, was wir ihnen bisher mitgegeben haben. Wir schauen zu, wie sie unsere gelebten Werte für sich selbst überprüfen, kritisch beäugen, manche loslassen und andere freudig mitnehmen in ihr weiteres Leben. Wir haben es ungemütlich mit ihnen, weil wir sie zu selbständig denkenden Menschen erzogen haben, die dann eben auch mal elterliche Haltungen hinterfragen. Wir bestaunen sie, wenn sie mutig ihre Pfade in Richtung Unabhängigkeit beschreiten. Wir sind stolz, wenn sie erste eigene Wege gehen, stolpern, wieder aufstehen und den Kopf hoch heben. Wir lernen, loszulassen.

DIE LÖWIN IN MIR

Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie für sich selbst alle Entscheidungen treffen dürfen, stehen sie (noch) unter unserem Schutz. Es ist unsere Pflicht als Elternteile, die Kinder zu versorgen und sie zu schützen. Nicht vor dem Leben, Erfahrungen und eventuellen Tiefschlägen. Aber vor Übergriffen, Missbrauch, Benachteiligung und Menschen, die ihnen schaden.
Das Beschützen ist längst nicht so idyllisch, wie ich mir das vorgestellt hab. Es ist nicht das gemütliche Kuscheln im Nest. Es ist die Verteidigung und das Aufstehen gegen Ungerechtigkeit, Gefahr oder Wahnsinn, gegen Gleichgültigkeit oder Zwang. Und wenn es sein muss, dann werde ich für meine Kinder zur Löwin. Bereit, sogar das eigene Leben zu riskieren.

WO DER KALTE WIND WEHT

Ich bin mit Pädagoginnen meiner Kinder hart ins Gericht gegangen, weil die Umsetzung der Schulvorbereitung gegen alles sprach, was ich gelernt hatte. Ich habe mich gegen manche ihrer Lehrkräfte aufgelehnt und maßregelnde Gespräche mit Schulinspektoren ertragen. Ich habe heiß mit Ärztinnen diskutiert, die gemeint haben, mich (oder das Kind) von oben herab behandeln zu müssen und die Göttin in weiß spielen wollten. Ich kann sehr giftige Leserinnenbriefe schreiben und politische Parteien mit meinem Senf nerven. Ich weiß ….

  • … ich kann eine Dampfwalze sein. 
  • … ich hab ein lautes und manchmal loses Mundwerk – say: eine starke Meinung.
  • … andere hassen mich beizeiten dafür (besonders manche Lehrerinnen der Kinder)!
  • … dass ich mich dann auch im Ton vergreife und hoch emotional reagiere.
  • … dass manche Reaktion auch ein wenig länger überlegt werden hätte sollen.

Doch im Grund bereue ich nicht, was ich gemacht hab. Ich hab’s getan, weil ich Unrecht gesehen hab. Weil mir Inkompetenz entgegen kam. Weil meine Kinder Schutz brauchten. Weil ich einstehen wollte für Werte und Haltungen oder auch für andere Menschen. 
Ich hab auch viel gelernt dabei. Zum Beispiel, dass der Wind an der Front kalt weht.

MEINE KINDER GEB ICH NICHT

Ich habe hohe Ansprüche an mich als Mutter und an alle Menschen, die mit unseren Kindern umgehen. Sie sind mitunter das Wertvollste, was ich hier auf Erden zusammenfabriziert hab. Und auf gar keinen Fall lasse ich sie von jemand oder etwas Anderem “kaputt” machen. Weder psychisch, noch emotional, noch körperlich.
Zumindest nicht, solang ich das verhindern kann.
Wenn also nun jemand meint, Notfall-zugelassene-Impfstoffe direkt oder indirekt zu verordnen oder unsere Kinder zu Versuchszwecken heran zu ziehen, dem möchte ich gerne mit einem Lied von Reinhard Mey ausrichten: “Nein, meine Kinder geb ich nicht!”

Ich denk', ich schreib' euch besser schon beizeiten
Und sag' euch heute schon endgültig ab –
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab'!
Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht
Und die, die werden keine Waffen tragen!
Nein, meine Söhne geb' ich nicht –
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert –
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt!
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben
Keine Ziele und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert, dafür zu töten und zu sterben –
Nein, meine Söhne geb' ich nicht –
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht –
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter
Nicht für euch hab' ich manche Fiebernacht
Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden
Und kühlt' ein kleines glühendes Gesicht
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden
Nein, meine Söhne geb' ich nicht –
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Sie werden nicht in Reih' und Glied marschieren
Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt
Auf einem gottverlass'nen Feld erfrieren
Während ihr euch in weiche Kissen setzt!
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterpflicht
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!
Nein, meine Söhne geb' ich nicht –
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Ich werde sie den Ungehorsam lehren
Den Widerstand und die Unbeugsamkeit –
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit!
Ich werd' sie lehr'n, den eig'nen Weg zu gehen
Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht
Vor keinem als sich selber g'radzustehen!
Nein, meine Kinder geb' ich nicht –
Nein, meine Kinder geb' ich nicht!
Und eher werde ich mit ihnen fliehen
Als dass ihr sie zu euren Knechten macht –
Eher mit ihnen in die Fremde ziehen
In Armut und wie Diebe in der Nacht!
Wir haben nur dies eine kurze Leben –
Ich schwör's und sag's euch g'rade ins Gesicht:
Sie werden es für euren Wahn nicht geben!
Nein, meine Kinder geb' ich nicht –
Nein, meine Kinder geb' ich nicht!

NICHTS IST UNMÖGLICH

Ich weiß, Reinhard Mey singt dabei vom Wehrdienst und den dazugehörigen Opfern. Man mag diesen Vergleich mögen oder nicht. Für mich passt er.
Impfungen für mündige Erwachsene anzubieten, zu empfehlen, ja sogar bewerben, halte ich für legitim. Wir sind im Stand, uns zu informieren und dann zu entscheiden. Wer sich aber mit einer Notfallzulassung an meine Kinder heranwagt, der darf mit meinem Widerstand rechnen. Nicht nur wegen dem, was ihnen da injiziert werden soll. Sondern weil ich diese gesamte Entwicklung brandgefährlich sehe.

Was opfern wir als nächstes? Und zu welchem Preis, bitteschön?

Gott sei Dank bin ich längst nicht die Einzige, die so oder so ähnlich denkt. Und dennoch hab ich ein ungutes Gefühl. Weil mich das letze Jahr auch gelehrt hat: du sollst nichts für unmöglich halten.

FRIEDLICHE GROSSKATZE

Inständig hoffe ich, dass die Löwin in mir friedlich im Gras liegen bleiben kann. Dass ich meine Krallen erst gar nicht ausfahren oder ein Risiko eingehen muss. Dass es auch in Zukunft mehrere Wege geben wird, seine eigene Gesundheit zu erhalten. Und man nicht nur “EINE” Lösung für die einzig Wahre hält.

Ich weiß, dass viele Menschen hier und überall womöglich anderer Meinung sind. Das ist gut so. Vielfalt ist wichtig und richtig. Und so wie ich jedem anderen Menschen seine Haltung zugestehe, werde ich meine – so lang ich das richtig finde – beibehalten. Ich werd meine Schultern zurückziehen und mein Herz öffnen. Den Kopf heben und mit klarem Blick weitergehen. Weil ich am Ende des Tages vor allem eines will: unverbogen sein und mich im Spiegel anschauen können. Und ein friedliches Leben als Großkatze führen …

In jeder Mutter steckt auch eine Löwin, denke ich?
Wann oder wodurch wird die Löwin in dir geweckt?

Schreib mir gern in die Kommentare! 😉 …

MEINE 3 G … für eine gute Zukunft

Spürst du es auch? Dieses Aufatmen? Die Freude darüber, dass nun wieder aufgesperrt wird und wir ein Stück des “alten Lebens” zurück bekommen? Warum ich trotz der Erleichterung so meine Bedenken hab und welche Werte und Eigenschaften ich statt der drei ominösen “Gs” wirklich möchte, darum geht’s in diesem Beitrag.

GESUND, GLÜCKLICH & GENERALVERDÄCHTIG

Es ist momentan fast unmöglich, nicht auf die neue “3G” Regel aufmerksam gemacht zu werden. Da brauch ich nicht mal einen Radio oder Fernseher aufdrehen oder eine Zeitung lesen. Ganz gleich ob Vereine, Gaststätten oder sonstiges Freizeitprogramm: teilnehmen darf nur, wer eins der drei berühmten “G”s erfüllt – alle anderen sind zwar vielleicht gesund und glücklich aber generalverdächtig.

ALLES FÜR EIN BISSCHEN FREIHEIT

Es stimmt mich bedenklich, dass wir gesellschaftlich in einer Situation angekommen sind, in der ich als Mensch grundsätzlich als gefährlich eingestuft werde, als potentiell krankmachend und als Gesundheitsrisiko. Wenn und so lang ich nicht das Gegenteil beweisen kann. Für den zwischenmenschlichen Umgang ist das – meiner Meinung nach – eine Katastrophe. Nur freuen wir uns gerade so sehr über die “wiedergegebene” Freiheit, dass viele von uns fast alles tun würden, um diese auch genießen zu können. Und gar nicht so wenige tun das auch tatsächlich, obwohl sie die eine oder andere Bestimmung fragwürdig und oder bescheuert finden. So mürbe sind wir von den vergangenen Monaten und den Umständen geworden.

GLIMPFLICH, GEWALTSAM, GEFÄHRLICH?

Ich bin ja keine Juristin, aber gestehen wir nicht gewisse Rechte sogar Straftätern, Verbrechern und Mördern zu? Lautet ein juristischer Grundsatz nicht: “in dubio pro reo” – im Zweifel für den Angeklagten? In Gesundheitsfragen heißt es neuerdings scheinbar: im Zweifelsfall bist du krank, außer du beweist das Gegenteil. Ich muss sagen, dass das schon sehr seltsam klingt, wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt. Wie wird sich das auf unser Zusammenleben auswirken, wie wird das unsere menschlichen Beziehungen beeinflussen, wenn wir unreflektiert auf diesem Weg weiter gehen? Glimpflich? Gewaltsam? Gefährlich?

RECHTE UND PFLICHTEN MIT SINN

Bisher war mein Verständnis von erwachsener Verantwortung recht eindeutig. Ich habe als Mensch in diesem Land gewisse Pflichten. Für ein gelingendes Miteinander halte ich mich an Regeln und Gesetze und auch wenn ich nicht immer im Detail weiß, was geltendes Recht ist, kommt mir das meiste sinnvoll vor. Zu schnell fahren ist gefährlich. Einen Einkauf nicht zu bezahlen wäre Diebstahl. Menschen aufgrund von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Ähnlichem auszugrenzen, wäre unfair und diskriminierend. 

GLEICHER, GLÄSERN, GESETZLICH

Mit der Sinnhaftigkeit der Pandemiebestimmungen hab ich in letzter Zeit so meine Probleme, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht reicht mein Horizont nicht aus. Möglicherweise sind die Macher der neuen Gesetze einfach klüger und haben Wissen und Daten, die mir fehlen. Doch so ganz kapier ich wohl nie, warum negativ getestete Schauspieler oder Fußballprofis ohne Maske arbeiten dürfen und meine Kinder den ganzen Schultag vermummt sind und zu wenig Luft bekommen dürfen (um nur ein Beispiel zu nennen). Dass Einige anscheinend gleicher sind als gleich, ist zwar nicht neu – doch zur Zeit gibt es eine besonders eindrucksvolle Demonstration zu erleben. Ich mache mir Sorgen, wie sich solch ungerechte Behandlungen und die Zusammenführung sensibelster Daten auf uns Menschen und unser Leben auswirken. 

  • Können wir uns einander weiter oder wieder unbeschwert begegnen?
  • Können wir uns gegenseitig die Freiheit geben, individuelle Entscheidungen über unseren Körper zu treffen?
  • Können wir respektieren, wenn jemand andere Wege geht, die für uns unsinnig erscheinen?
  • Können wir zurückfinden zur Leichtigkeit und dem Vertrauen ins Leben?
  • Können wir dabei gleichzeitig achtsam mit den Ängsten anderer bleiben?
  • Können wir sicher sein, dass Gesetze absolut verantwortungsvoll und zu unserem Wohl gemacht werden?

CHEMIE, WATTESTÄBCHEN & SONDERMÜLL

Eins ist sicher: wir werden miteinander auskommen müssen. Weil wir einerseits soziale Wesen sind und dazugehören wollen und andererseits nur gemeinsam wachsen und die Herausforderungen der Zukunft stemmen können. Wenn wir langfristig gesund bleiben wollen (und nicht nur Corona-negativ) dann braucht es mehr als ein bisserl Chemie, Wattestäbchen und eine Zettelwirtschaft, in sehr viel Sondermüll verpackt. Denn Gesundheit ist immer noch und war immer schon mehr, als das Fehlen von (einer bestimmten) Krankheit.

3Gs, DIE ICH MIR WÜNSCHE

So wünsche ich mir und dir und jedem Menschen dieser Welt die Freiheit, den eigenen Körper als geschützten Raum zur Verfügung zu haben. Ganz ohne Einschränkungen und Auswirkungen für das gemeinschaftliche Leben. Ich wünsche mir die Achtung der körperlichen Integrität und Unversehrtheit zu jeder Zeit auf diesem Planeten. Und ich wünsche mir, dass wir uns folgende drei G’s dick auf unsere gesellschaftlichen Fahnen heften: gleichwürdig, gemeinschaftlich und großherzig.

Welche 3 positiven “Gs” wünscht du dir für unsere Gesellschaft und zwischenmenschliche Beziehungen? Tipp: man kann “Adjektive mit g” googeln 😉 … such dir was schönes aus!

Ich parke meine Welt

Ich parke meine Welt

Die Emotionen gehen hoch, es wird laut unter den Diskutierenden und schneller als sonst gehen die Gespräche in eine eskalierende Richtung, wo sich Fronten verhärten und jedes Verständnis für den anderen und dessen Meinung verloren geht.
Es gibt eine einfache und deeskalierende Strategie, wie man sich verhalten kann, wenn man aus solchen destruktiven Kommunikationsmustern ausbrechen möchte. Sie hat mit einem Parkplatz zu tun und heute und hier stelle ich sie dir vor.

DIE NERVEN LIEGEN BLANK

Wer kennt es nicht? Besonders in den letzten Monaten gibt es kaum Menschenrunden, in denen das C-Thema nicht aufklappt und zu herzhaften Debatten führt. Das Thema berührt uns, jede und jeden von uns auf eigene Weise und praktisch niemand kann sich ganz davon entziehen. Nun sind ja Gespräche grundsätzlich etwas Gutes, etwas, woraus wir lernen und und weiter entwickeln können, doch in diesem Fall hab ich beobachtet, dass es sehr oft viel zu zerstörerisch wird unter uns. Die Nerven liegen blank und unsere Diskussionskultur leidet darunter.

ES IST KALT GEWORDEN, DA DRAUSSEN

Mal ehrlich. Gespräche zwischen Menschen, die sich nicht regelmäßig begegnet sind, verlaufen zur Zeit anfangs mit einem guten Maß an Vorsicht. Wir tasten uns langsam vor, weil wir vielleicht anfangs noch nicht genau wissen, wie das Gegenüber zum Spaltpilz der Gesellschaft, eventuellen Maßnahmen und Lösungsansätzen steht. Dieses Virus befällt nicht nur Körper, Zellen und überlebenswichtige Organe, sondern schwächt vielmals auch unsere sozialen Fähigkeiten und unser aufeinander-zugehen. Längst klatschen wir nicht mehr füreinander oder erfüllen in großherziger Nächstenliebe irgendwelche Gefälligkeitsdienste. Es ist kalt geworden, da draußen.

IM AUGE DES BETRACHTERS

Unterschiedliche Läger betrachten diese durchaus komplexe Situation aus verschiedensten Richtungen und je nach Blickwinkel gibt es viele richtige Ideen und Ansätze. Was ich schmerzlich vermisse ist die achtsame und respektvolle Kultur miteinander umzugehen, denn für hochkomplexe Probleme in einer hochkomplexen Gesellschaft kann es nun mal keine einfachen Lösungen geben, auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen. Um differenzierte und menschenfreundliche Zukunftswege zu entwerfen, brauchen wir die Überzeugung, dass andere Menschen andere Dinge für gut und richtig befinden und es die Freiheit braucht, diese auch zu leben. Weil es im Auge des Betrachters liegt, wie man Probleme empfindet.

DAS LEBEN IST KEINE EINBAHNSTRASSE

Was in allen möglichen Debatten derzeit passiert, ist, dass Druck aufgebaut wird, dass mit schlechtem Gewissen gearbeitet wird und gesamtgesellschaftlich alle möglichen Kniffe aus der psychologischen Trickkiste angewendet werden, um eine bestimmte Marschrichtung erreichen zu können. Doch Druck erzeugt Gegendruck und noch mehr Zweifel und gegenseitiges Unverständnis und wenn wir diese Zeiten als Gemeinschaft halbwegs gut überstehen möchten, täten wir gut daran, wieder aufeinander zu zu gehen. Wir sollen und dürfen einen klaren Standpunkt haben UND eben auch andere Standpunkte respektieren, weil das Leben halt keine Einbahnstraße ist.

PARKPLATZ FÜR VERSCHIEDENE WELTEN

Apropos Straße. Wenn man also voll in Fahrt ist bei Diskussionen aller Art, hilft es, bildlich gesprochen, sich nicht ein Straßenrennen zu liefern, sondern: den Parkplatz zu nützen. 
Diese Idee ist eine Deeskalation-Strategie und kann wie folgt funktionieren.

SCHRITT 1: WELT PARKEN

Wenn dich jemand kritisiert, beschuldigt, anfeindet, anschreit oder sonst irgendwie “anschießt” (so nenn ich das gern), dann hilft es, in dem Moment aus der Schusslinie zu gehen statt zurück zu schießen. Im ersten Schritt bedeutet das mal: wahrnehmen, dass ich gerade angeschossen werde und verletzt bin, und kurz einmal durchatmen und das wahrnehmen, denn das darf sein. NIEMALS wird es uns (oder jedenfalls mir) gelingen, uns völlig davon abzukapseln, wenn wir verbal “angeschossen” werden, und das braucht es auch nicht unbedingt. Gefühle sind wichtig und zeigen auf, was uns fehlt oder eben nicht. Und in diesem ersten Schritt diese eigene Welt samt Gefühlen, Empfindungen, Überzeugungen, Standpunkten vorübergehend zu “parken”. Das heißt, zur Seite stellen, sicher verwahren und sich dennoch bewusst sein, dass sie wertvoll und gut sind.

SCHRITT 2: WELT DES ANDEREN ERKUNDEN

Im nächsten Schritt, wenn ich meine mir gut bekannte Welt gesichert hab (am Parkplatz) kann ich mich in die Welt des Anderen zu begeben, ihn oder sie dort besuchen und mich umsehen, Fragen stellen und versuchen zu hören und zu sehen. Man kann dabei sagen:

  • Aha, so siehst du das also.
  • Hör ich das richtig, es ist dir besonders wichtig, dass …
  • Du siehst das also so, dass …
  • Da merkt man richtig, wie wichtig dieses Thema für dich ist, wenn du so emotional bist.
  • Erklär mir doch mal, was dabei so bedeutend für dich ist….

Das Thema ist grundsätzlich tauschbar, es geht für kritische Stimmen, Impfbefürworter, Testverweigerer, angstvolle Menschen im Zusammenhang mit Corona genau so wie mit jedem anderen zwischenmenschlichen Thema oder elterlichen Haltung: Süßigkeiten, Bildschirmzeiten, Haushaltstätigkeiten, Arbeitsaufteilung, familiäre Organisation.

Ziel dieses Schrittes ist, zu sehen, wie die Welt des anderen aussieht, sich Eindrücke zu verschaffen und es bedeutet NICHT, dass ich auch verstehen “muss”. Ich kann inhaltlich völlig anderer Meinung sein, darum geht es in diesem Moment nicht. Es geht darum, den oder die andere in ihrer Welt “abzuholen” und das in Worten einfach auszudrücken. Wenn es gelungen ist, dass die andere Person sagt: “Ja, genau! Endlich verstehst du was ich meine!” ist der Weg frei für Schritt Nummer drei.

SCHRITT 3: EINLADUNG AUF DEN PARKPLATZ

Wenn es gelungen ist, wirklich zuzuhören, kann der nächste Schritt erfolgen. Im besten Fall ist es so, dass sich das Gegenüber nun für DEINE Welt interessiert und nachfragt: “Und, wie siehst du das?” Was nur dann geht, wenn auch eine gewisse Relevanz und Bindung und noch mehr Interesse aneinander vorhanden ist. Wenn diese Frage ausbleibt, kann man den anderen in die eigene Welt einladen: “Möchtest du wissen, wie ich darüber denke?” Natürlich besteht hier die Möglichkeit, dass die andere Person verneint. Das ist auch eine klare Aussage für die Beziehung zueinander, da lohnt es sich dann jedenfalls auch nicht, mehr Zeit und Engie zu investieren. Wenn doch, dann ist es in diesem Schritt gut, auf den “Parkplatz” zu gehen und in die eigene Welt einzutauchen und den anderen Menschen darin “herumzuführen”. So könnte man lernen, dass diese wunderbare Welt für jeden Menschen ein klein wenig anders aussieht und in der Vielfalt die Schönheit entdecken und diese Freiheit zu erleben.

DER HAKEN DARAN

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die an der Strategie schwer sind. Erstens: man kann nur die eigene “Welt parken”, wenn man einigermaßen gut versorgt ist (Stichwort: Selicare), weil es ein hohes Maß an Rücksichtnahme und auch das Hintenanstellen von eigenen Bedürfnissen und Gefühlen erfordert. Wenn ich gerade selbst sehr bedürftig und unausgeglichen bin oder müde und mürbe, ist das fast nicht möglich (was übrigens so einiges in der derzeitigen Lage erklärt).
Und: es ist ein klein wenig ungerecht. Weil der Teil, der deeskaliert und die eigene Welt vorübergehend parkt, nachgibt und zurücksteht – und dem oft unreflektierten oder wütenden Gegenüber viel Raum überlässt. Das mag man auch nicht jederzeit aushalten. Wenn es also nicht gelingt: bleib geduldig und nachsichtig mit dir selbst.

Und wenn es gelingt, hast du folgenden Benefit.

  • du lernst die Welt des anderen kennen
  • du erweiterst deinen Blick auf die Dinge 
  • du kannst Neues über dein Gegenüber erfahren
  • du sparst Energie, weil du Streit vermeidest
  • du kannst bewusster steuern, wie hitzige Diskussionen verlaufen

WAS WIRKLICH BEDROHLICH IST

Ich diskutiere leidenschaftlich gern. Auch hitzig und emotional – alles andere find ich beizeiten fad. Es ist also längst nicht so, dass ich meine Welt dauerhaft abstelle und mich nicht positionieren mag, ganz im Gegenteil. Wenn ich aber merke, dass Gespräche zu oft und zu schnell einen zerstörerischen Verlauf haben, wende ich “Ich parke meine Welt” aber sehr gern an und freue mich dann, dass wir einigermaßen zivilisiert miteinander umgehen können.
Dass wir unterschiedlicher Meinung sein dürfen und keinen Konsens finden.
Dass die Freiheit besteht, die Welt unterschiedlich zu betrachten.
Und das Bedrohliche nicht ist, dass jemand anders DENKT, sondern, dass wir das in manchen Bereichen nicht ZULASSEN wollen. Monokulturen – egal ob in der Natur oder in Form menschlicher Meinung – sind keine gute Idee und sicherlich nicht zukunftstauglich.

In diesem Sinne: es lebe die Vielfalt!
Habt eine gute Zeit und bunte Diskussionen voller Leben in euren Beziehungen.
Besonders in denen, die euch am Herzen liegen.

Schmutzschleusen für das Zusammenkommen

Schmutzschleusen für das Zusammenkommen

Wenn wir in Familien nach so langen Arbeitstagen aufeinander treffen, spielen sich oft unschöne Szenen ab. Kinder, die am Ende ihrer Kooperationsbereitschaft angekommen sind, Erwachsene, die sich entnervt und müde fühlen und oft sind alle auch noch gleichzeitig hungrig, brauchen Ruhe oder zumindest ein wenig Zeit, sich auf die Veränderung von Raum und Ort einzustellen.
Dass hier oft Konflikte hochkochen, ist keine Überraschung und es gibt ein kleines, einfaches Tool, wie man sich drüber helfen kann.

AUS DEM TAKT und INSTABIL

Ich hab mal von einer klugen Kollegin gehört, dass es scheinbar neurologisch nachweisbar ist, dass unser Gehirn, wenn wir unsere Lebensräume wechseln, ein wenig Zeit braucht, um sich an die geänderten Umstände zu gewöhnen. So lange die grauen Zellen arbeiten, und sich wieder sortierten sind wir ein wenig aus dem Takt und instabil – nicht nur im Kopf sondern auch emotional und psychisch. Das ist manchmal schon eine hilfreiche Idee im Hintergrund, die verstehen helfen kann, warum es speziell beim Außer-Haus-gehen oder beim wieder-heim-kommen so oft aufreibend ist: wir sind im Um- und Aufbruch, wie die Zellen im Gehirn und das fühlt sich an, als ob alles wackelt.

AM ENDE DER FAHNENSTANGE

Auf dieser Basis ist es für alle Beteiligten um einiges schwieriger, konstruktiv, wertschätzend und ruhig miteinander umzugehen, besonders, wenn auch noch Hunger oder Durst im Spiel sind und wir nicht so richtig “funktionieren”, wie wir uns das vorstellen. Und ganz ehrlich: manchmal lässt sich auch beim besten Management, bei der penibelsten Vorbereitung und Planung eine Eskalation kaum vermeiden, weil man irgendwann am Ende der Fahnenstange angelangt ist, was Optimierung, Vorchecking und Ressourcenaktivierung angekommen ist. Wenn es also trotz großer Bemühungen bei dir und allen möglichen Hilfsmaßnahmen immer noch regelmäßig “Brösel” gibt, dann liegt es nicht zwangsläufig daran, dass du was falsch gemacht hast.

Ein kleines Tool, das ich gern für Paare in meinen Partnerkursen erkläre, kann jedoch eine Hilfe sein. Nicht nur für Paare sondern auch für Kinder bzw. für Familienmitglieder insgesamt.

SCHMUTZSCHLEUSEN FÜR DAS ZUSAMMENKOMMEN

In Bauernhäusern war es früher (und vielleicht auch heut noch) üblich eine sogenannte Schmutzschleuse zu haben. Das war oft ein kleiner Raum, nahe des Eingangs, wo der Bauer oder die Bäuerin, wenn sie am Abend vom Feld oder Stall herein kamen, sich vom “Schmutz” und dem dreckigen Arbeitsgewand entledigen konnten. Da war vielleicht eine Waschgelegenheit, ein Kleiderständer oder sogar eine Dusche und bevor der außerhalb der Familie arbeitende Elternteil zur Familie hinzustößt, ging er oder sie durch die Schmutzschleuse. Damit nicht der Dreck des Alltags einfach in die Küche oder Stube hineingetragen wird. So weit, so vernünftig.

DER UNSICHTBARE DRECK DES MODERNEN ALLTAGS

Heutzutage arbeiten viele, wenn nicht die meisten von uns nicht mehr am Feld, womöglich auch nicht im Stall und es besteht rein aus hygienischen Gründen kein Anlass, sich gleich bei der Wohnungstür zu waschen und umzuziehen, da wir meist nicht tatsächlich stark verschmutzt zur Familie zurückkehren. Doch wir haben dennoch “Dreck” an uns kleben. Vielleicht nicht in Form von Stallmist oder Erdbrocken. Aber Frustrationen, Enttäuschungen, Verletzungen, Müdigkeit, Demotivation, Stress und mangelnde Wertschätzung kleben an uns wie der Dreck an den Stiefeln eines Bauern. Nur sehen wir ihn nicht. Und können es auch nicht riechen. Obwohl er da ist: der unsichtbare Schmutz des modernen Alltags. Und das macht ihn umso gefährlicher.

WO DER DRECK NICHT HINGEHÖRT

Denn wenn wir nicht aufpassen und uns dessen bewusst sind, dass wir das “was an uns kleben haben”, kann es ganz leicht passieren, dass wir diese belastenden Gefühle unreflektiert an unseren Familienmitgliedern abstreifen. Indem wir sie anfauchen, keine Geduld haben, wortkarg sind, ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machen, sofort die Nerven verlieren, wenn es zu laut ist und und und. Ohne dass es uns auffällt, putzen wir uns ab an Personen, die diesen Dreck meistens überhaupt nicht verursacht und sicher noch weniger verdient haben. Und ich weiß nicht, wie es dir geht: aber wenn ich im Nachhinein an solche Situationen denke, tut mir das oft ehrlich leid, weil ich dann wieder klar erkenne: dort hätte mein “Dreck” einfach nicht hingehört.

Also gibt es die Möglichkeit, Schmutzschleusen zu installieren. Nein, du brauchst jetzt keine Nasszelle in der Garderobe einbauen, denn, wie gesagt, ist es ja eher emotionaler und psychischer Schmutz, den wir hier loswerden wollen. Eine Schmutzschleuse kann so organisiert werden, wenn das Konzept bzw. die Idee einer Schmutzschleuse in der Familie vorab besprochen und für gut befunden wurde (oder zumindest einen Versuch wert ist).

  1. BEDARF MELDEN
    Derjenige, der eine Schmutzschleuse braucht, meldet das bei einem Erwachsenen
    “Schatz, ich hatte einen furchtbaren Tag. Ich brauche heut eine Schmutzschleuse.”
    Das kann sowohl der außerhalb der Familie arbeitende Teil sein, als auch der in der Familie arbeitende Teil. Jeder leistet seinen Part zum Gelingen und hat gleichermaßen Anspruch darauf und WANN das ist, kann nur jeder für sich selbst festlegen. (Und meiner Meinung eben auch die Kinder, wenn nötig. Je jünger sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass so eine “Schmutzschleuse” für ein Kind organisiert wird von aufmerksam beobachtenden Erwachsenen.
  2. AUSHANDELN
    Sollen beide Erwachsenen gleichzeitig eine Schmutzschleuse benötigen, dann wird kurz abgestimmt und ausgehandelt, wer es heute “nötiger” hat. Im Falle der Uneinigkeit plädiere ich für abwechselnde Vorrangregelung. Einmal du, einmal ich.
  3. NAHTLOSE ÜBERGABE
    Ohne viele Worte zu wechseln findet eine möglicherweise notwendige Übergabe der allfällig zu betreuenden Kleinkinder statt. Da wird’s vielleicht manchmal Tränen geben, weil Kinder einen raschen Wechsel nicht so gern mögen, doch ich finde, wenn es um Mama und Papa geht, ist das auch mal zumutbar und allemal besser als ein komplett versauter Abend wegen miserabler Stimmung aller Erwachsenen. Also ich finde kurze Tränen besser als lange Dreckschlacht.
  4. SCHMUTZSCHLEUSE
    Das ist vor allem eins: ein vereinbartes Zeitfenster. Egal ob 10 Minuten, 15, 20 oder eine Stunde – ihr allein bestimmt, was für euch gangbar ist – in dieser Zeit könnt ihr bewusst Abstand nehmen von eurem Tag. Den mentalen, emotionalen, psychischen auch physischen Schmutz loswerden und ganz bei euch sein. Was immer du in dieser Zeit tun magst, soll recht sein.
    – ins dunkle Schlafzimmer legen
    – ein paar Seiten lesen
    – Musik hören
    – ein Räucherstäbchen anzünden
    – gute Gedanken finden / Affirmationen vorsagen
    – ein paar Schritte gehen
    – sich und den eigenen Körper gut abklopfen
    – fest in den Boden stampfen
    – duschen gehen oder Unterarme kalt abspülen
    – sitzen und sein
    – atmen und überleben
    – …… deine Idee hat hier Platz.
  5. ZUSAMMENTREFFEN
    Nach dem vereinbarten Zeitfenster trefft ihr als Familie aufeinander und verbringt noch die restliche Zeit des Nachmittags oder Abends zusammen. Und ich garantiere, es wird sich eine andere Qualität der Begegnung ergeben.

Warum? Weil mit der Schmutzschleuse auch unausgesprochen Dinge kommuniziert werden, wie: Ich hatte einen harten Tag. Ich brauche Hilfe. Ich bin bedürftig und meine Warnleuchte blinkt – bitte sei vorsichtig mit mir. Neben dem bewussten Abstandsnehmen und “sauber-machen” finde ich die Erkenntnis dahinter unglaublich hilfreich. Und die Tatsache, dass wir uns bewusst um unsere Notlagen kümmern und Strategien dafür entwickeln und ausprobieren, mit unseren als “schlecht” bewerteten Gefühlen umzugehen. Und das ganz nebenbei auch noch vorleben für unsere Kinder. Wenn ich’s mir so recht überlege … so klein ist dieses Werkzeug gar nicht. Und es braucht nur ein wenig Zeit und eine Portion guten Willen.

Die Idee stammt übrigens im Original von Rosemarie Welter-Enderlin, einer Schweizer Paartherapeutin, von der ihr auch schon den Unverdienten Fisch kennt. 

Wie findest du diese Idee? Hast du schon Erfahrungen damit und magst du sie hier teilen?
Ich freu mich über deinen Kommentar!

Das Familienmobile

Das Familienmobile

Warum sind wir innerlich aufgewühlt, wenn Konflikte in Familien hochkochen, warum lässt uns ein Geschwisterstreit nicht einfach kalt und welche Dynamiken wirken in Familien?
Familien sind komplexe Systeme, die Mitglieder sind alle miteinander verbunden und es gibt unterschiedlichste Zusammenhänge, was die Beziehungen angeht. Über systemische Ordnung in Familien, geschriebene und ungeschriebene Gesetze, die auf uns wirken und der Versuch, das mit einfachen Bildern zu erklären.

BRÜDERSCHAFT UNTER ERSCHWERTEN BEDINGUNGEN

Alle Welt blickt dieser Tage auf die Prinzen des englischen Königshauses: William und Harry. Nach heftigen Vorwürfen und Anschuldigungen im Rahmen eines Fernsehinterviews bei Oprah Winfrey hing der Haussegen wohl mehr als schief, es gab – laut den immer wachsamen Beobachtern der Royals – wohl dicke Luft und viel, viel Ärger zu verdauen. Dieses Wochenende werden sie am Begräbnis ihres Opas, Prinz Philipp, unter den Augen der Öffentlichkeit die Last dieses Konfliktes schultern und jede Regung wird Anlass für Spekulationen sein, ob sie sich nun versöhnt haben, oder nicht. Man kann darüber denken, wie man will. Das ist jedenfalls definitiv Brüderschaft unter erschwerten Bedingungen. Dazu hat mich auch Barbara Rohrhofer diese Woche befragt, im Auftrag der OÖN – hier kannst du’s nachlesen!

AMATEURKLASSE DER KONFLIKTLÖSER

Geschwisterstreit und Konflikte zwischen Eltern und Kindern kommen aber in den besten, wenn nicht in jeder Familie vor. Warum? Weil wir Menschen nun mal verschieden sind und Konflikte nichts anderes ausdrücken, als dass einer eben andere Bedürfnisse und Wünsche hat, als die andere und wir gefordert sind, diese dann auf respektvolle Art zu schaukeln. Also Konflikte sind per se jedenfalls nichts Schlechtes, sondern einfach Ausdruck von Unterschiedlichkeit. Unsere Strategien mit Unterschiedlichkeit umzugehen sind es, die das ganze Thema oft so leidvoll, verletzend und kränkend machen, weil wir nie richtig gelernt haben, über Bedürfnisse und Gefühle ordentlich zu sprechen, uns darüber klar ausdrücken können und wenn doch, dann trotzdem oft zu wenig Übung darin haben und eher in der Amateurklasse der Konflikte kämpfen als in der Profiliga.

AUF GEDEIH UND VERDERB AUSGELIEFERT

Was aber nun in Familien anders ist, als zwischen den meisten anderen Menschen, mit denen wir auch manchmal Konflikte austragen, wie Arbeitskollege, Chefin oder Nachbarin, ist folgendes. In Familien bestehen besondere Verbindungen – naja, das ist ja jetzt keine große Überraschung – durch die Bindung, die im engen Kontakt miteinander aufgebaut wird. Besonders unter Geschwisterkindern (und Ehepartnern) gibt es eine Nähe und Vertrautheit, die nicht immer als wohltuend und angenehm empfunden wird. Nämlich besonders dann, wenn diese Nähe verwendet wird, um den anderen genau da zu verletzen, wo es ihm oder ihr am meisten weh tut. Und das weiß man sowohl als Geschwisterkind, als auch als langjährige Ehepartnerin. Was Geschwister allerdings von Ehepartnern nochmal unterscheidet, dass sie sich dieses enge Verhältnis nicht freiwillig ausgesucht haben, sondern von den Eltern quasi auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert sind. Die Liebe zueinander ist nicht natürlicherweise gegeben!

WENN BEWEGUNG INS MOBILE KOMMT

In meinen Workshops erkläre ich diese Verbundenheit und die damit einhergehenden Dynamiken gern anhand eines Mobiles. Mobile, du weißt schon: süße, wackelige Dinger, wo sich Schnüre verheddern können, die wir den Babys gern über die Wiege hängen zur Unterhaltung.

Also. Mobiles mit den daran hängenden Gegenständen gleichen im systemischen Weltbild Familien (und anderen sozialen Gefügen, wie Freundeskreis, Großfamilie, Verein, Arbeitskolleginnen,…) in verschiedenen Gesichtspunkten. Ein Familienmobile entsteht, wenn ein Paar eine Beziehung eingeht. Neue Beziehungen sind immer ein wenig aufregend und wichtiger als das Alte und Bekannte, es gibt viel Bewegung, also Dynamik, jeder findet erst nach und nach seinen Platz und seine Rolle. Wie wenn man auf einem Mobile eben etwas oder jemanden “dazu hängt”. 

AUF DER SUCHE NACH HARMONIE

So kann man grundsätzlich festhalten: Familienmitglieder verhalten und fühlen sich wie die Teile eines Mobiles. Wenn Leben dazu kommt (ein Kind geboren wird), wenn jemand das Mobile verlässt (wenn jemand verstirbt), viel Wirbel macht, oder ein neues “Mobile = Familie” gründet, können die restlichen Personen in der Gruppe gar nicht anders, als zu reagieren. Sie müssen sich mitbewegen und sind beeinflusst von dem, was andere Menschen im selben Mobile machen. Zumindest ist es enorm energieaufwendig, wenn man versucht, nicht “mitzuschwingen”, dagegen zu halten oder keine Notiz von der Dynamik zu nehmen. Ein Mobile, wie eine Familie oder ein anderes systemisches Gefüge, strebt grundsätzlich nach Harmonie. Das heißt: mit etwas Zeit und wenig Störung von außen werden die Erschütterungen weniger und die Menschen kommen zur Ruhe.

OB WIR WOLLEN ODER NICHT

Wie zeigt sich das in der Praxis? Wenn ein Kind geboren wird, “schwimmt” man oft ein Weilchen, bis man als Paar wieder in einen neuen Alltag hinein findet. Wenn ein Geschwisterkind dazu kommt, besteht manchmal (große) Unsicherheit, alles fühlt sich wackelig an, ältere Kinder brauchen plötzlich wieder einen Schnuller, mehr Einschlafbegleitung, die Windel, obwohl sie eigentlich schon “rein” waren … und alles, weil das unterbewusste Gefühl sagt: unsichere Zeiten, alles durcheinander, Kontrollverlust – bitte eine Stufe zurück auf eine gesicherte Basis! Für erwachsene Geschwisterkinder kann eine Veränderung (wenn jemand auszieht von zuhause) auch eine Erleichterung bringen, weil man plötzlich besser Nähe und Distanz regulieren kann und dadurch eine harmonischere Beziehung zueinander aufbauen kann. Dynamiken sind vielschichtig und komplex, oft auch verworren. Doch fest steht: wir beeinflussen einander, ob wir nun wollen oder nicht.

GLEICHWÜRDIG, GLEICHWERTIG und IN ORDNUNG

In der systemischen Ordnung, die von Bert Hellinger begründet wurde, er nennt sie “Ordnungen der Liebe”. Man geht davon aus, dass Systeme (Mobiles) einer genauen Ordnung unterliegen und es für Beteiligte speziell dann leidvoll und mühsam wird, wenn diese Ordnungen durcheinander geraten. Es ist überaus wichtig, dass JEDER im System nicht nur gesehen wird und seinen Platz hat, sondern auch, dass es eine Rangordnung gibt, die sich aus dem Zeitpunkt des Anfangs der Zugehörigkeit ergibt. Das heißt, jemand, der früher in eine Gruppe kam, hat Vorrang gegenüber dem, der später hinzukommt. Partner haben Vorrang gegenüber den Kindern. Die Reihenfolge der Kinder ist von Bedeutung und gibt innere Freiheit. Neue Systeme haben Vorrang gegenüber alten Systemen. Lebende und Verstorbene brauchen Anerkennung und ihren rechtmäßigen Platz. Jeder ist dennoch gleichwürdig und gleichwertig als Mensch.

LEIDEN IST OFT EINFACHER ALS LÖSEN

Wenn nach einer gewissen Starre, einer beziehungsmäßigen Eiszeit oder einer Entfremdung also dann wieder Bewegung in ein System kommt, besteht immer für alle Beteiligten die Chance und Gelegenheit, aufeinander zu zugehen. Wie bei Geburten, Hochzeiten oder Trauerfällen, Schicksalsschlägen und Ähnlichem. Es fällt vielleicht etwas leichter, durch eine Initialzündung im Mobile und dennoch gibt es keine Garantien. Nicht bei königlichen Hoheiten und auch nicht bei ganz normalen Familien. Die gegenwärtigen Kernfamilien (der Prinzen) haben Vorrang gegenüber dem alten System und doch bleibt man immer miteinander verbunden. Dynamiken wirken oft über den Tod hinaus und was sich zu Lebzeiten lösen lässt, darf man ruhig angehen. Und nicht immer ist es möglich, auf das Hinzuschauen, was Leidvoll ist. Manche Geschichten sind auch einfach zu viel für ein Menschenleben. Doch wenn man ein bisschen Ordnung schaffen kann, falls das nötig ist, dann zahlt es sich jedenfalls aus.

JEDEM MENSCHEN SEINEN PLATZ

Wir werden sehen und hören (weil die Presse ja wie ein Geier über den Royals als deren Beute kreist), ob es dem Brüderpaar gelingen wird, die Verletzungen und Kränkungen auszusprechen. Ich wünsch es mir für die beiden und für jede andere Geschwisterreihe, in der sich die Fronten aus welchen Gründen auch immer verhärtet haben:

…dass Bewegung rein kommt,
…dass ein aufeinander zugehen möglich wird und
… dass jeder Mensch seinen gerechten und würdevollen Platz einnehmen kann in den Systemen seines Lebens.