Curling-Eltern, Komfortzonen & Bob-der-Baumeister Mentalität

Curling-Eltern, Komfortzonen & Bob-der-Baumeister Mentalität

Kinder sind höchst abhängig davon, wie wir Erwachsenen mit ihnen umgehen – besonders wir als Eltern. Wir können von ihnen nur Respekt erwarten, wenn wir selbst respektvoll sind. Wir können von ihnen nur Einfühlungsvermögen erwarten, wenn wir selbst empathisch sind. Wir können von ihnen nur Engagement erwarten, wenn wir sie auch machen lassen. (Bitte hier beliebig fortsetzen.)

Welche bedenklichen Entwicklungen es meiner Beobachtung nach durch Curling Eltern gibt, was das Verlassen von Comfort Zonen bringt und was eine Bob-der-Baumeister Menatlität ist, gibt’s hier und heute zu lesen.


“Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes,
wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt.
Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.”

Aristoteles
(384 – 322 v. Chr.), griechischer Philosoph


Dieses Zitat, das Aristoteles zugeschrieben wird, ist knapp zweieinhalbtausend Jahre alt. Was beweist, dass es scheinbar schon immer Zweifel einer vorangegangenen Generation gegenüber der Nachfolgenden gegeben hat. 

Wenn man, wie ich, in verschiedenen Lebensbereichen mit jungen Menschen zu tun hat, wird man zwangsläufig mit den Eigenheiten der “Jungen” konfrontiert. Das ist oft wirklich spannend und erfrischend, weil jede Generation ein bisserl anders “tut” als die vorherige und wir davon profitieren können, wenn Dinge von Anderen anders gemacht werden.

Manchmal ist es auch ein wenig besorgniserregend. Was mich im Speziellen traurig macht, ist, wenn Kindern das Vertrauen in sich selbst abhanden kommt und der Wille, etwas erreichen zu wollen. Wenn sie verlernen, wie befriedigend es ist, sich für etwas anzustrengen und dann den Erfolg zu genießen. 

Ich beobachte (und ja, das mag eine sehr subjektive Einschätzung sein), dass Kinder häufig nicht mehr aus ihren Komfort Zonen herauskommen. Sie machen das, was sie schon kennen und können, das, was “leicht geht” und wenn es wo besonderen Einsatz oder Engagement braucht, wenn etwas körperlich anstrengend wird oder etwas Mut und Zuversicht braucht heißt es gern: “Das kann ich nicht. Du musst das für mich tun. Das geht aber nicht. Das ist ja anstrengend.”

Und es folgt keine weitere Reaktion, weil ihre Erfahrung zu sein scheint: “… wenn ich das sage, oder mich so verhalte, kommt jemand, der mir die Tätigkeit abnimmt.”

Womit wir beim springenden Punkt sind. Es sind nicht die Kinder, denen hier etwas vorzuwerfen ist, sondern die Erwachsenen. Manche Eltern räumen von Beginn an alle Schwierigkeiten aus dem Weg. Das beginnt beim Spielzeug, das dem krabbelnden Baby entgegen gebracht wird, über Anziehservice von Kopf bis Fuß im Kindesalter bis hin zu bequemem Chauffieren der Jugendlichen, denen ein Gehweg nicht zugemutet wird.

Es gibt ein Wort für diese Art Elternschaft: Curling-Eltern.

Das sind Eltern, die sich permanent in der Nähe ihres Kindes aufhalten, es in seinen Aktivitäten überwachen, wie beim Curling, jede Unebenheit am Lebensweg wegpolieren, so dass der Nachwuchs ruhig die Bahn entlang gleiten kann.
Kein Wunder, dass sich solche Kinder dann beschweren, wenn es plötzlich uneben und steinig wird, wenn erste Hindernisse auftauchen und sie ihre eigene Energie darauf verwenden dürfen, etwas zu schaffen, einen Weg oder eine Aufgabe zu bewältigen und das nicht jemand anders für sie übernimmt. 

Dabei hat es so viele Vorteile, wenn wir als Eltern mal den “Curling Besen” wegstellen und uns stattdessen (bildlich gesprochen) an die Bahn stellen und sie anfeuern, aufmuntern und anleiten. Wie sie es selbst schaffen können.

Ihnen zurufen, dass wir an sie glauben.
Ihnen – wenn gewünscht – mit unserer Erfahrung beiseite stehen.
Und – wenn nicht – sie auch mal auf die Nase fallen lassen können und dann da sind.
Um zu trösten, zuzuhören, auszuhalten.

Kinder – und davon bin ich fest überzeugt – wollen lernen, wollen sich entwickeln und sie wollen sich auch anstrengen. Das liegt in der menschlichen Natur. Sie haben grundsätzlich eine Bob-der-Baumeister-Mentalität (“Können wir das schaffen? JA, wir schaffen das!”).
Es ist jedoch möglich, dies abzutrainieren, worauf wir als Eltern bewusst verzichten dürfen.

Niemand wird sich wohl selbst (gern) als Curling-Elternteil bezeichnen und doch sind wir alle nicht geschützt davor, solches Verhalten zu zeigen.

Weil’s schneller geht, ihnen die Schuhbänder selbst zu binden, obwohl sie es können.
Weil’s bequemer ist, sie schnell zu fahren, als das Gejammer auszuhalten.
Weil’s sauberer ist, sie selbst zu füttern, obwohl sie den Löffel halten können.
Weil’s leichter geht, sie den Berg rauf zu tragen, als sie zum Gehen zu motivieren.
Weil’s einfacher ist, dem Wunsch nachzugeben, als die Gegenwehr auszuhalten.

Ich nehme mich nicht aus. Auch ich bin in mancher Hinsicht ausbaufähig und könnte den Kids noch mehr zutrauen oder von ihnen verlangen. (Siehe “Wir sind eine WG, kein Hotel!”
Am Wichtigsten ist meiner Meinung nach, dass wir das Bewusstsein dafür entwickeln, wo wir sie sinnvoller Weise unterstützen und wo wir ihenn Dinge unnötiger oder bequemer Weise abnehmen.

Es gibt diesen schönen Spruch: “Outside your comfort-zone is … where the magic happens!”

Was heißen soll: lasst uns selbst und unsere Kinder immer wieder raus aus unseren Komfortzonen, den inneren Schweinehund überwinden, den Curlingbesen im Schrank versperren, ins kalte Wasser springen, das Unmögliche wagen ….. (nenne es, wie du willst) 
… und lasst uns dann voll Freude darüber staunen, was möglich ist, was wir alles schaffen, was sie sich selbst zutrauen, wenn wir es ihnen zutrauen, wie wir alle zusammen über uns hinauswachsen und … die MAGIE dahinter spüren.

Hand auf’s Herz. 
Wo entdeckst du dich im Alltag mit dem Curling-Besen? 
Wo brauchst du mehr von der Bob-der-Baumeister-Mentalität?
Wo chillst du zu sehr in deiner Komfortzone?
Wo solltest du mal den Sprung ins kalte Wasser wagen?

Kommentar schreibenKommentare: 2

  • #1Jolanda (Mittwoch, 26 Februar 2020 21:10)Hallo Kerstin!
    Ich habe meine Kleinen heute zu einer “Frischluft Kur” verdonnert, nachdem es endlich mal windstill und trocken war. Kaum draußen ist meine Tochter mit dem Scooter vom Weg abgekommen und hat sich aufgeschürft, mein Sohnemann hat einen Trotzanfall bekommen und ich war kurz davor retour zu gehen, alle beide ins Auto zu sitzen und nicht mehr zu Fuß einkaufen zu gehen!
    Aber – ich brauchte selber DRINGEND Frischluft, hab mich nochmal aufgerafft und so sind wir nach gutem Zureden doch noch marschiert ☺️
    Am Rückweg hat uns ein ordentlicher “Hagel-Schneesturm” (Kinder Mund) erwischt und das Abenteuer war perfekt! Keine Spur mehr von Müdigkeit, Trotz oder “ich mag nicht mehr” ☺️
    Einmal raus aus der Comfort Zone und man erlebt die schönsten kleinen feinen Abenteuer! Es war für uns alle ein lustiger Spaziergang und das einschlafen am Abend ging ganz, ganz problemlos �
    LG Jolanda
  • #2Kerstin Bamminger (Montag, 02 März 2020 16:52)Jolanda, das ist ja eine wunderbare Geschichte. Wir Mütter brauchen solche magischen Wendungen im Alltag eh ganz dringend. Schön, dass du das so erlebt hast! Alles Liebe und: let the magic happen 😉 Kerstin
Berühren … und berührt werden.

Berühren … und berührt werden.

Bildquelle: Pixabay

Der Mensch ist ein sehr tastsensibles Wesen. Er besitzt etwa 700 – 900 Millionen tastsensible Rezeptoren, die schon im Mutterleib ausgebildet werden. Als erster von allen Sinnen wird der Tastsinn entwickelt – vor allen anderen. Berührungen gehören also zu den elementarsten und wichtigsten Erfahrungen, die wir von Anfang an in unserem Leben machen. Viel zu selbstverständlich werden diese Gesten oft im Alltag. 

Berührungen sind wie …

Dabei kann eine Berührung so viel sagen, sie ist nonverbale Kommunikation in höchster Form und gibt so viel Auskunft über die Beziehung zu dem Menschen, mit dem die Berührung stattfindet – auch wenn dieser Mensch ich selbst bin.

Wie berühre ich mich? Wie berühre ich andere? Ist es ein zufälliges Streifen, ein aufmunternder Schulterklopfer, eine tröstende Umarmung, ein zärtliches Rückenkraulen, ein einfühlsamer Wangenschmeichler, ein vorsichtiges Anstupsen, ein beruhigendes Streicheln, ein fürsorgliches Eincremen? 

In einer Berührung kann unendlich viel zum Ausdruck gebracht werden, was mit Worten schwerer erklärt ist. Berührungen können unsere Worte verstärken und die Bedeutung noch klarer machen. Es sind die Feinheiten in dieser äußeren Berührung, die oft ein inneres Berührtsein auslösen.

Berührungen können auch unangenehm werden, wenn sie persönliche Grenzen überschreiten. Ein unsanft nachgezerrtes Kind, ein drängender Schubser an der Kassa, eine unerwünschte Hand auf meinem Hintern, ein zwickendes Kind oder ein Mensch, der dir einfach zu nahe kommt bei einem Zwiegespräch.
Ganz zu schweigen von gewalttätigen, körperlichen Übergriffen jeglicher Art.
All das sind für mindestens eine Seite unangenehmste Erfahrungen, die Beziehungen empfindlich prägen oder beeinträchtigen können – und im schlimmsten Fall zerstören.

Wir brauchen nicht nur Sensoren für uns selbst und das, was uns gefällt, sondern – und besonders – auch für diejenigen, denen die Berührung zukommt. Wenn Signale der Zurückweisung kommen, ist das in jedem Fall zu respektieren – auch wenn es sich dabei um die Oma oder dich als Mutter handelt. Körperliche Berührung bitte nur, wenn sie von beiden Seiten gewünscht ist! So lernen Kinder körperliche Integrität!

… eine Hormonwelle für den Körper

Bei fürsorglichem Körperkontakt – egal ob Stillen, Tragen, Halten, Kraulen oder was auch immer – schüttet der Körper Oxytocin aus – das sogenannte Bindungshormon. Es wirkt entstressend und beruhigend, es fördert die Schmerzreduktion, vermittelt Geborgenheit, Schutz und Wohlbefinden, Sicherheit und Bindungssicherheit. So fördert es eine gesunde psychische Entwicklung und Stabilität – und nicht nur das – durch die Verbesserung der Insulinfreisetzung verbessert sich die Nahrungsverwertung und dadurch entwickeln wir uns auch körperlich besser. 
Was hier so schön fachlich formuliert ist, spüren wir, wenn wir im Alltag unseren Kindern und Partnern begegnen.
Ein Kind lässt sich nach einer Aufregung beruhigen, wenn es getragen und gestreichelt wird. Bei körperlicher Nähe fühlen wir uns verbunden mit unserem Partner, wir erleben uns stärker als Einheit, finden Geborgenheit, werden gelassener.

Bedeutung im Alltag

Berührungen sind also ein bedeutender Teil von stabilen, geborgenen Beziehungen. Nicht nur auf der Eltern-Kind Ebene, sondern auch bei Paaren. 
Manchmal ist ein Kreislauf: wenn wir uns körperlich nahe sind, fühlen wir uns verbunden, wir schauen positiv aufeinander und schenken uns dadurch gern noch mehr Nähe und Zärtlichkeit, was die positiven Effekte wiederum stärkt.
Wenn wir wenig körperliche Zuwendung bekommen oder geben können, steigt die Anspannung, wir sind gestresst und fühlen uns nicht so stark zugehörig, was unser Gefühl der Sicherheit beeinflusst, dann gelingt es uns schwerer, uns für andere zu öffnen und so wird die Zuwendung noch weniger.

Besonders Eltern, die kleine Kinder haben, sind oft so “übersättigt” von körperlicher Nähe, dass für den Partner oder die Partnerin nichts “übrig bleibt”. Das drückt auch auf die emotionale Qualität in Paarbeziehungen und erschwert eine ohnehin anspruchsvolle Phase in der Elternschaft zusätzlich, wenn hier kaum mehr Zärtlichkeiten ausgetauscht werden können.

Wahrnehmung schärfen & schulen

Allermeistens passieren diese Handlungen unbewusst. Es mag auch immer wieder Phasen geben, wo wir mehr Berührung und Zärtlichkeit geben und empfangen können und dann Zeiten, wo es weniger gelingt. So weit, so normal.

Es ist jedoch eine feine (und achtsame) Erfahrung, sich mal einen Tag lang ganz bewusst darauf zu konzentrieren, womit wir so in Berührung kommen, welche Berührungen wir geben und welche wir empfangen und wie sich die jeweiligen Kontakte anspüren. 

Manche werden angenehm sein.
Manche vielleicht neutral.
Manche werden zu intensiv sein.
Manche zu oberflächlich.
Manche werden wir nur in der Peripherie wahrnehmen.
Und andere werden unser Innerstes mit-berühren.


Genieße doch mal die Vielfalt, die es hier zu entdecken gibt und spüre mal einen Tag lang, was Berührungen mit dir machen. 
Wie du dich selbst berührst. Und wie du andere berührst. 
Wie du reagierst. Und wie Andere auf Berührung reagieren.

Das kann übrigens auch ein wunderbar beruhigendes Einschlaf Ritual für Kinder sein: am Abend gemeinsam überlegen, was die Hände (die Haut) heute so alles erlebt haben, wen sie berührt haben, was sie gespürt haben. Das bringt Kinder zu sich selbst und beruhigt, es lässt sie die Erlebnisse des Tages verarbeiten und schult die Wahrnehmungsfähigkeit


Und um jeden Tag positiv abzuschließen: 
Was war das Schönste, was du mit deinen Händen heut erlebt hast?

Gerne auch hier und jetzt in die Kommentare ;-)…. los geht’s!

Ich MUSS nicht. Ich DARF!

Ich MUSS nicht. Ich DARF!

“Muss”. Ein mächtiges kleines Wort, das wir in unserem Alltag häufiger verwenden, als uns wahrscheinlich lieb ist. Bei der Verwendung erklären wir uns selbst, dass wir scheinbar unfrei sind, gezwungen zu Irgendwas, fremdbestimmt.
Dass lang nicht jedes “muss” ein Muss ist und wie du mehr ins “Dürfen” kommen kannst, damit du dich frei, selbstbestimmt und handlungsfähig erlebst, erfährst du in diesem Blog Beitrag.

Beobachte dich mal einen Tag selbst – oder schau in Gedanken auf deine Sprache und wie oft du dieses kleine Wort “MUSS” aussprichst. Es ist erschreckend, wie häufig es über unsere Lippen kommt. 

“Ich muss aufstehen.
Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen.
Ich muss einkaufen.
Ich muss ein Projekt fertig machen.
Ich muss kochen. 
Ich muss Wäsche waschen.
Ich muss die Mails beantworten.
Ich muss arbeiten.”
(Bitte hier beliebig fortsetzen.)

Die Verwendung dieses Wortes gibt uns den Eindruck, fremdbestimmt zu sein, in unserer Handlungsfähigkeit eingeschränkt und außerdem kommt bei den meisten “muss” auch ein deprimierendes Gefühl dazu – denn: wer lässt sich schon gern zu etwas zwingen (von wem auch immer)? Also macht es uns niedergeschlagen, es erhöht unbewusst den Druck auf uns und wir machen uns das Leben dadurch schwerer, als es in  Wirklichkeit ist. Wir meinen, dadurch unseren Selbstwert zu erhöhen – oh, wie bin ich wichtig, was ICH alles “muss” – stattdessen passiert genau das Gegenteil.

Wir nehmen unserem Tun die wahre Bedeutung, machen uns klein und abhängig. 

Nun hör ich schon manche schreien: “…aber ich muss doch aufstehen und Essen kochen! Ich muss die Kinder bringen, und die Wäsche muss auch gewaschen werden, glaub mir – und das ist wirklich nicht lustig.”

Stimmt. Fast.
In meinem Workshop “Positive Sprache” sag ich dann meist: denk mal den Gedanken fertig

  • Was passiert, wenn du nicht aufstehst? (Du bleibst liegen und der Tag geht vorbei.)
  • Wenn du die Kinder nicht bringst oder abholst. (Die Kinder sind daheim oder sich selbst überlassen oder warten vergeblich.)
  • Wenn du nicht einkaufen gehst. (Es ist nichts zu essen daheim). 
  • Nicht kochst und Wäsche wäscht. (Es gibt keine ordentliche Mahlzeit und dreckige Wäsche.)
  • Nicht arbeitest. (Vermutlich verlierst du irgendwann deinen Job.)

Willst du das?

Wenn die Antwort an dieser Stelle ja ist, dann weiß ich nicht, was dich davon abhalten sollte, genau das zu tun: aufhören mit dem Müssen.
Und wenn die Antwort NEIN ist – kannst du das Wort ganz einfach tauschen.
In ein “DARF”. Wenn du nämlich diese Dinge durch eine Brille der Dankbarkeit betrachtest, wirst du ganz schnell bemerken, dass viele deiner Verpflichtungen eine freiwillige Entscheidung sind. Möglichkeiten, die wir haben. Chancen und Handlungsräume.

“Ich muss aufstehen!”


Nein, du darfst aufstehen und du kannst aufstehen. Wie viele Menschen mit Verletzungen oder Beeinträchtigungen würden sich zwei gesunde Beine wünschen, mit denen man einfach aus dem Schlafzimmer spazieren kann? Du darfst aufstehen, deinen Tag nützen und etwas Gutes daraus machen.

“Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen!”

Nein, du musst es nicht tun. Wenn sie nicht selbst wohin gehen oder Öffi fahren, dann überleg, warum du die bringen willst? Weil dir ihre Sicherheit wichtig ist? Weil es einfacher ist? Weil die Zeit zu knapp ist? Weil du sie nicht in der Dunkelheit stundenlang in der Stadt warten lassen willst? Dann freu dich, dass du die Möglichkeit hast und dein Kind bringen oder abholen darfst.

“Ich muss einkaufen!”

Ist es nicht eher so, dass die meisten von uns in der glücklichen Lage sind, einkaufen gehen zu können? Weil Geschäfte in unmittelbarere Nähe sind, wir Möglichkeiten haben, Waren zu bekommen und sie heim zu bringen, weil wir das Geld haben um dafür zu bezahlen. Wir können es uns leisten, einkaufen zu gehen. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit. In Teilen dieser Welt sind unsere Supermärkte Luxusgeschäfte. WIr dürfen und können einkaufen, glücklicherweise.

“Ich muss kochen!”

Oh nein. Ein Klassiker. Zunächst mal: nein, man kann auch auswärts essen, sich etwas holen, fasten oder kalt essen. Warum also kochen? In meinem Fall ist es, weil mir gesunde Ernährung wichtig ist, eine gemeinsame Mahlzeit einen hohen Stellenwert hat, weil mir tägliches “take-out” Essen zum Hals raus hängen würde und es zudem günstig und ressourcenschonend ist. Außerdem: ich muss nicht erst Feuer machen, sondern starte per Knopfdruck in einer wunderbar ausgestatteten Küche und ich bestimme (meistens), was auf den Tisch kommt. 

“Ich muss Wäsche waschen!”

Interessant wäre es ja – wie lange kommt man ohne Waschen aus? Wann wird man tatsächlich eine Belastung für das Umfeld und stinkt sich vielleicht sogar selbst an? Schon mal ausprobiert? Ich nicht, weil ich im Zweifelsfall wieder dankbar bin, eine Waschmaschine zu haben und nicht (so sehr ich Bullerbü liebe – wie dort) im kalten Bach die Wäsche sauber zu bekommen versuche. Wenn du Gewand hast, das du waschen kannst, hast du schon mehr als viele andere Menschen in ärmeren Ländern. Sie waschen und auf sie zu achten ist Dankbarkeit.

“Ich muss arbeiten!”

Das (für manche) Schwierigste kommt zum Schluss. Und dennoch: nirgendwo steht geschrieben, dass wir arbeiten müssen. Doch die Meisten von uns wollen es. Zumindest, weil wir dadurch Geld verdienen, das uns ein freieres Leben ermöglicht. Arbeiten zu können, ist eine Chance – wertvoll zu sein, einen Beitrag zu leisten, Talente und Fähigkeiten zu beweisen. Leider stecken viele Menschen in Jobs, die weit weg sind von Erfüllung, Selbstverwirklichung und gerechter Bezahlung. Dennoch: Arbeit ist ein wichtiges Element für ein erfülltes Leben. Also freu dich, wenn du arbeiten kannst.

Zwischen müssen und dürfen versteckt sich also die DANKBARKEIT. Jedes “MUSS” ist eine Einladung an dich, zu überprüfen, ob es wirklich ein Zwang ist, oder du einfach vergessen hast, warum du manche Dinge tust.
Wenn du Dankbarkeit finden kannst: wunderbar.
Wenn du sie nicht entdeckst: dann hast du meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: entweder dieses “MUSS” nicht mehr weiter zu tun. Oder, wenn dir das “darf” so gar nicht behagt, lass wenigstens das “muss” weg und sag:

“Ich koche. Ich hole die Kinder. Ich wasche die Wäsche.”

Damit erlaubst du dir wieder, selbstbestimmt zu handeln und freier zu entscheidenbewusster durch den Tag zu gehen und die Leichtigkeit damit mehr einkehren zu lassen.
Du willst noch mehr dazu wissen? Dann komm gern in den Workshop “Positive Sprache” (TERMINE)– da geht’s dann außerdem noch darum, dass wir die meisten “MUSS” zusätzlich “nur noch schnell” erledigen …! Na Bravo!  

Jetzt interessiert mich natürlich: musst du noch oder darfst du schon?!
Welches “muss” fällt dir besonders schwer? Einfach in die Kommentare schreiben …!

Kommentar schreibenKommentare: 2

  • #1Monika Schubert (Montag, 27 Januar 2020 13:50)Lese gerne deine Beiträge. Hab jetzt schmunzeln müssen, weil spätestens dann wenn man Oma ist, darf man auf Kinder (Enkelkinder) aufpassen , darf sie abholen, darf mit ihnen lernen, darf für die Familie kochen, darf im Betrieb mithelfen, darf, darf ………………. Man muss es nur nicht übertreiben!
  • #2Kerstin Bamminger (Dienstag, 28 Januar 2020 09:34)Stimmt, liebe Monika! Die Freude, Achtsamkeit und Gelassenheit, die man vielen Omas anmerkt, würden wir im Alltag oft gut brauchen können. Schön, wenn du die Zeit mit den Enkeln und Kindern als wertvoll empfindest und danke für dein Feedback!
    Dann also … nur nicht übertreiben 😛 (außer im Fasching vielleicht)! 😉 Kerstin
9 Ideen, um flexibel zu bleiben

9 Ideen, um flexibel zu bleiben

9 Ideen, um flexibel zu bleiben

Gewohnheiten, Routinen, Alltag. Viele Dinge in unserm täglichen Leben sind wiederkehrend, wir erledigen sie auf die gleiche Weise, wir ziehen gewohnte Bahnen. 

Was für Kinder und auch Erwachsene eine wichtige und gute Grundlage für ein stabiles Lebenshaus ist, kann auch beizeiten zur Einengung werden. Der Grat zwischen Sicherheit und Einschränkung, die solche Rituale, Abläufe und Strukturen bieten, ist oft schmal. In Zeiten der Veränderung ist es wichtig und notwendig, flexibel zu sein und zu bleiben. Sich anpassen zu können, an sich verändernde Umstände. 

Das fällt uns manchmal leicht und manchmal schwerer. Die Gehirnforschung weiß, dass die “Bahnen” die oft befahren werden, gut ausgebaut sind und das “befahren” sich daher für uns leicht anfühlt. Wenn wir hingegen etwas Neues probieren, “rumpelt” es manchmal ein bisschen, weil die “Bahn” im Gehirn eben erst grade gebaut wird, oder eben noch nicht so gut befahren, wie andere, die wir schon tausende male genützt haben. Je mehr verschiedene Bahnen unser Gehirn bauen kann, desto besser. Doch die Bequemlichkeit, der innere Schweinehund oder gute alte Traditionen halten uns oft zurück, Neues zu wagen.

Nicht zu letzt deshalb versuche ich heuer schon zum wiederholten Mal jeden Monat etwas zu tun, was ich noch nie zuvor im Leben gemacht hab. 
Heute geht’s hier also einfach darum, wie du in kleinen Schritten immer neue Bahnen bauen kannst, welche (oft MINI-) Schritte du gehen kannst, damit dein Geist lernt, beweglich zu bleiben oder zu werden.

Na, hast du Lust bekommen, dich selbst ein wenig herauszufordern und flexibel zu werden wie ein Gummiringerl?
Dann schnapp dir eine der folgenden Ideen (oder mehrere) und …. los geht’s!

1. Anders gehen. Geh deinen täglichen Fußweg (wohin auch immer) einmal anders: geh 50 m rückwärts (und denk nicht an die Leute, die dich dabei sehen 😉 !), geh sie besonders schnell, besonders langsam oder hopse dabei. Letzteres ist nur für Mutige!

2. Die andere Hand. Nimm mal nicht deine “dominante” Hand bei den alltäglichen Erledigungen: Zähne putzen, umrühren mit dem Kochlöffel, Haare bürsten, Waschmaschine einschalten … – spätestens hier wird das Prinzip mit den gut ausgebauten “Straßen” im Gehirn klar!

3. Stell die Welt auf den Kopf. Umkehrhaltungen sind nicht nur im Yoga cool (und machen angeblich jünger??? – also, looooos!!) sondern verändern augenblicklich unsere Sicht der Dinge. Knie dich einfach hin und bring deinen Kopf (weiche Unterlage ist hilfreich) auf den Boden. Das ist eine wunderbare Erdung, übrigens, da kommt richtig Energie auf! Hände neben den Kopf zur Unterstützung und dann nach Lust und Laune den restlichen Körper über den Kopf bringen (nur so viel Gewicht, wie du angenehm empfindest!!). Wie schaut deine Welt von hier aus aus?

4. Lebensmittel. Ich glaub, die Kassiererin im Supermarkt könnte Listen anfertigen, von Produkten, die wir immer wieder kaufen. Manches davon ist aus Überzeugung und weil langjährig erprobt und beliebt gekauft, anderes aus Gewohnheit. Kauf nächstes Mal ein Produkt, dass du noch nie gegessen hast und wo du keine Ahnung hast, wie es schmeckt. Es empfiehlt sich, nicht gleich eine Großpackung zu nehmen (falls du es doch nicht magst!).

5. Neue Wege. Immer dieselbe Laufstrecke? Immer derselbe Berg beim Wandern? Immer dieselbe Spazierrunde? Überrasch dich doch mal selbst und beweg dich wohin, wo du noch nie oder schon lang nicht mehr warst!

6. Kopf hoch. Wie oft zeigt dein Kopf nach unten (zur Zeitung, dem Buch, dem Smartphone, zur Arbeit…) und wie oft am Tag zum Himmel? Schau nach oben, entspanne in der Weite deine Augen, betrachte die Wolken, die jeden Tag anders aussehen (und nie wieder genau so wie jetzt). Wer den Kopf viel “hängen lässt”, neigt eher zu Depressionen! Also: Kopf hoch!!

7. Flexibler Plan. Du gehst immer am selben Tag einkaufen? Wäscht am selben Tag die Bettwäsche? Hast einen fixen “Putztag”? Was mir ja von Grund auf unerklärlich ist, praktizieren viele Menschen scheinbar wirklich und finden diese Struktur beruhigend. Ich hab eine ganz verrückte Idee: bügle mal dienstags statt freitags. Kaufe mal montags statt donnerstags ein. Einfach so zum Spaß – und beobachte, wie sich die Äffchen in deinem Kopf darüber aufregen!!!

8. Raus aus der Blase. Wir bewegen uns oft im Alltag in einer “Blase”, hören und lesen von denselben Themen, umgeben uns mit ähnlichen Menschen, die ähnliche Meinungen und Interessen haben. Schmeiß dich mal raus aus diesem Feld. Lies mal auf einer Facebookseite der Partei, die du nicht leiden kannst. Schau dir eine Doku über Extrembergsteiger an, obwohl du wandern nicht magst. Lies ein Buch über ein Thema, dass du hasst. Versuch zu verstehen, was deine Kinder an einem bestimmten digitalen Spiel so toll finden. Und dann kannst du wieder ganz verwundert in deine eigene Bubble zurück kommen (… oder, wer weiß schon – bereichert sein!).

9. Körper über Geist. In unserer doch sehr verkopften Welt vergessen wir manchmal, wie nützlich unser Körper sein kann, wie viel Informationen er uns gibt und wie er mit uns spricht (O-Ton, Yoga Trainer!).
Wir können unseren Körper nützen um Flexibilität zu trainieren, wenn der Kopf sich schwerer tut: übe immer wieder, dich in alle möglichen Richtungen zu verbiegen: Vorbeugen, Rückbeugen, Seitbeugen, Drehbewegungen in der Wirbelsäule, Umkehrhaltungen (ach, das hatten wir ja schon…). Na, jedenfalls ist meine Überzeugung auch die: der Körper macht’s vor und der Geist macht’s nach. Es ist definitiv einen Versuch wert.

Rituale, Gewohnheiten und feste Abläufe sind oft in unserem Leben, weil der Alltag dadurch leichter, effizienter und planbarer wird – was uns ja auch gut tut. Als kreativer Kopf und jemand, dem übertriebene Ordnung sowieso irgendwie suspekt ist, liebe ich halt solche kleinen Challenges und habe auch selbst über die Jahre erlebt, was für ein Geschenk es ist, flexibel zu sein, sich selbst als handlungsfähig und selbstwirksam zu erleben und wie es mich auch weich und beweglich macht, mich auf diese Weise zu fordern. (Im Übrigen merke ich gerade, dass ich wahrscheinlich ziemlichen Yoga-Entzug hab, wenn ich mir die Ideen so lese.)

Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß beim “Strabag” spielen im Gehirn und lustige, aufschlussreiche Erfahrungen. Du hast noch andere Ideen, wie wir unsere gewohnten Kreise behutsam stören können? Wunderbar, lass uns doch hier teilhaben…

Kommentar schreibenKommentare: 3

  • #1Elke Gruber-Franthall (Samstag, 11 Januar 2020 10:04)Ja liebe Kerstin, weich und geschmeidig, flexibel im Leben, das ist es finde ich… und dann macht das Leben richtig Spaß und Freude… ich bin dabei beim durch die Welt hüpfen :-))) Danke für die tollen Impulse!!!! Also wenn du jemanden durch Roitham hopsen siehst, war ich mutig :-)))))) Glg Elke
  • #2Verena Bieregger (Freitag, 17 Januar 2020 09:42)Ein wunderbarer Input 🙂 besonders freut mich, dass ich auf die Idee schon selbst gekommen bin. Ich verwende laufend die andere Hand, bei eintrainierten Tagesabläufen, oder nehme die Beine beim Bodensitz mal auf die andere Seite. Das hat auch für die Gesundheit der Wirbelsäule super Auswirkungen!
    Danke für die Anregungen, ich werde mehr davon ausprobieren! 🙂
    lg Verena
  • #3Kerstin Bamminger (Dienstag, 21 Januar 2020 11:54)Danke, ihr Lieben – ich freu mich, wenn ich euch beim Hüpfen seh oder ihr an veränderten Abläufen wachst und gedeiht ;-)! Liebe Grüße in alle Richtungen!
5 Haltungen für das neue Jahr

5 Haltungen für das neue Jahr

Ein neues Jahr beginnt. Irgendwie steckt da doch immer etwas Magie drin. Nicht nur Hermann Hesse hat das in seinem Stufengedicht gespürt, wir spüren es (glaub ich) alle. Obwohl ich mich heuer gefragt hab, was so Besonders ist an geänderten Jahreszahlen merke ich die Kraft und Energie, die in diesen Tagen einfach da ist, die Motivation ein “gutes Neues Jahr” zu starten und das alte gut hinter sich lassen zu können. 

Was ist nun hilfreich, wenn man sich aufmacht in ein neues Jahr? Auf welche Dinge soll man sich konzentrieren? Wonach orientieren, wenn es 365 neue Möglichkeiten gibt, den Tag zu leben?
Nun, viele dieser Fragen dürfen und sollen natürlich individuell beantwortet werden, weil wir einfach unterschiedlich sind und VERSCHIEDENE Dinge, Personen, Erlebnisse und Werte uns glücklich machen. Es gibt aber ein paar Haltungen, die jedem und jeder von uns gut tun, unabhängig von unseren persönlichen Zielen, und wahrscheinlich dazu führen, dass das nächste Jahr ein Gutes wird.

#1: Dankbarkeit

Wenn man etwas Neues beginnt, darf man vorher das Vergangene abschließen und hinter sich lassen. Am besten geht das mit einer guten Portion Dankbarkeit für alles was war. Dafür kannst du zum Beispiel eine Liste mit Dingen erstellen, mit Momenten, Menschen, Begegnungen, Erfolgen, oder was auch immer, für die du im vergangenen Jahr dankbar warst. Es ist immer wieder schön, sich selbst zu bestätigen, was gut war, das durch Aufschreiben sichtbar zu machen und sich nocheinmal darüber freuen.
Auch für deine trüben Erlebnisse, Misserfolge, Kränkungen und Verletzungen kannst du das tun und sie bei Gelegenheit in ein Feuer werfen und so loslassen und in etwas Gutes verwandeln.
Das ist auch Dankbarkeit.

#2: Zuversicht

Daran glauben, dass etwas Gut wird. Daran glauben, dass man es schaffen kann. Daran glauben, dass man auch herausfordernde Zeiten bewältigen kann. Daran glauben, dass nach einer anstrengenden Phase auch wieder Höhenflüge kommen. 

Wenn alles gut läuft, wir ausgeruht, voll Energie, satt und zufrieden sind, lässt sich leicht über Zuversicht reden (oder schreiben :-)! Doch das Leben zeigt sich auch manchmal von einer kratzigeren Seite und genau dann ist es vorteilhaft, zuversichtlich zu sein. Den Kopf zu heben, weiterzugehen. Denn durch schwarzmalen und pessimistisch sein werden schwere Zeiten jedenfalls nicht leichter – drum lieber gleich eine Ration Zuversicht einpacken!

#3: Offenheit

Manchmal wird uns zu Jahreswechsel besonders bewusst, dass wir nicht wissen, was so passieren wird in der näheren Zukunft. Weil wir im Rückspiegel sehen, dass nur manches von dem, was im vergangenen Jahr geschehen ist, auch vorhersehbar war.

Das Leben überrascht uns immer wieder mit Lektionen, mit Erfahrungen, mit Begegnungen, mit Momenten oder Erlebnissen, die wir nicht berechnet oder einkalkuliert haben. Da ist es gut, diese mit offenem Herzen anzunehmen, sich darauf einzulassen und anzunehmen, was der nächste Tag oder das nächste Jahr so bringt. Ein offenes Herz kann man auch mit dem Körper üben (OH, danke Yoga!!) – am besten: Schultern zurück und vorstellen, wie dein Herz mit einem unsichtbaren Faden mit dem Himmel verbunden ist. Ausprobieren und fühlen, wie sich deine Ausstrahlung verändert ;-)!

#4: Mut

In schnelllebigen Zeiten gibt es viele Veränderungen. Kein Stein bleibt oft auf dem anderen und das ist nicht ausschließlich angenehm. Es braucht Mut um gut voran zu kommen. Dein Bewusstsein, dass du schaffst, was du dir vornimmst, dich an Dinge heranwagst, die neu für dich sind und frei nach Pippi Langstrumpf fest überzeugt bist: “Das hab ich noch nie gemacht, also bin ich absolut sicher, dass ich es kann!”.

Wir brauchen mutige Leute, die sich trauen, neue Wege zu gehen, die das Leben anders wagen, und sich nicht von alten Mustern, Rollenbildern oder Gewohnheiten aufhalten lassen, die hinderlich wären. Mutig sein ist nicht immer angenehm. Meistens jedoch wird es ausgiebig belohnt mit Glückshormonen, Freude über sich selbst und jedenfalls: neuen Erkenntnissen.

#5: Humor

Selbst wenn du alle oben genannten Haltungen super drauf hast, aber leider selten lachst, macht das Leben nur halb so viel Spaß. Humor kann man sich manchmal bewusst abholen – durch einen lustigen Film, einen guten Witz oder einem Kabarettbesuch. Noch besser ist es, wenn du Zeit mit Mesnchen verbringen kannst, die dich zum Lachen bringen, mit denen du scherzen und blödeln kannst, mit denen du die Leichtigkeit spürst, die das Leben auch zu bieten hat.

Und immer wieder ist es gut, Humor als Haltung im Alltag zu üben. Über sich selbst lachen können. In lustige Rollen schlüpfen, die Stimme verstellen und die Ulknudel für die eigenen Kinder abgeben.

Mal einfach peinlich sein. 
Und es leicht nehmen. 
Das Leben. Dich selbst. Und deine Mitmenschen. 
Und lächle dir selbst zu dabei.
Welche Haltung hast du dir besonders für heuer zurecht gelegt?

Erzähl’ mir davon …!

Weihnachten … wird Meihnachten

Weihnachten … wird Meihnachten

Ein Perspektivenwechsel auf Weihnachten. Das war das vorgegebene Thema der Adventfeier der Abteilung BEZIEHUNGleben, die ich heuer gestaltet hab.
Wie kann man den eigenen Blick verändern?
Wie kann man “mal was Anderes” in den Dingen sehen?
Ich hab mich auf die Suche gemacht und gleich mal zu Beginn die 11 Buchstaben vom Fest der Liebe auseinandergeschnipselt und dann mit eigenen Gedanken wieder zusammengefügt..
Buchstabenküche eben. Lass dich überraschen, was mir dazu eingefallen ist. Denn: das Fest der Liebe, Weihnachten und auch schon die Zeit davor waren – genau genommen – noch nie pure Idylle, Ruhe und Freundlichkeit. Es ist und war schon immer: VIEL MEHR.


WIE ZACH

Wie “zach”, wie mühsam kann Weihnachten sein. So viele Dinge zu Tun, Termine abzuklappern, Leute zu treffen, so viel Essen, so viel Trinken. Das beginnt schon in der Vorbereitung. Obwohl wir schon etwas erschöpft sind von einem arbeitsintensiven Herbst verlangt uns der Advent nochmal alles ab, fordert uns heraus, an allen Ecken lauert die Versuchung, doch noch etwas zu kaufen, doch noch etwas Nettes zu unternehmen, doch noch ein “sehen wir uns noch vor Weihnachten” …. – als würde die Welt sich danach nicht weiterdrehen.

Wie zach war es auch damals, für Josef und die hochschwangere Maria. Eine weite und unbequeme Reise zu machen, kein Quartier zu finden, erschöpft und müde zu sein. Wie zach waren die vielen Zurückweisungen und wie groß war wohl ihre Not im Angesicht der bevorstehenden Geburt ihres Kindes, das “nicht mal” ihr gemeinsames war. Es wird oft verniedlicht, mit idyllischen Bildern übermalt, dabei war es ganz schön hart, kalt und schonungslos, dieses Weihnachten.


NICHT EHE

Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe die Wohnung klinisch sauber ist.
Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir Geschenke in Hülle und Fülle besorgt haben.
Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe alle Zutaten für den Festschmaus gekauft sind.
Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir uns ein fröhliches Gesicht aufgesetzt haben.
Weihnachten soll’s werden, aber nicht ehe wir in den neuen Fast Fashion Teilen funkeln.
Weihnachten war damals … nicht einmal eine Wohnung zu haben, von Geschenken ganz zu schweigen – ein Stall musste gut genug sein, und ich glaube, auch Maria hätte sich – selbst vor über 2000 Jahren – einen anderen Ort lieber gewünscht. Da war kein Bett oder fließendes Wasser, da war kein Essen vorbereitet, es war vielleicht nicht mal Irgendwas da, für eine Familie – für eine Frau nach einer anstrengenden Geburt und ganz bestimmt, war den beiden nicht zum Lachen zumute. Das Wunder geschah trotzdem. 


WENN ICH

Wenn ich Zeit hätte, würde ich selber die Kekse backen. 
Wenn ich keine Geschenke kaufen müsste, wär’s einfacher. 
Wenn ich ruhigere Kinder hätte, würde ich mit ihnen auch mal in die Kirche gehen. 
Wenn ich einen anderen Partner*in hätte, wäre ich glücklicher. 
Wenn ich eine größere Wohnung hätte, würde Weihnachten schöner sein.

Wir sind manchmal der Meinung, verschiedenste Dinge im Außen müssten sich erst ändern, damit es besser wird, oder Weihnachten nicht mehr so stressig, wir endlich weniger unter Druck oder Zugzwang stehen.
Ja, manchmal macht es Sinn, etwas anzugehen, zu verändern und verbessern, weil es UNS entspricht. Doch manchmal ist ebenso empfehlenswert, das Leben so zu nehmen wie es ist. Die Kekse ruhigen Gewissens zu kaufen, oder sich ruhigen Gewissens die Zeit zum Selberbacken nehmen. Den Konsum auf ein passendes Maß zu reduzieren oder mit den quirligen Kindern den Gottesdienst aufmischen. Den Partner / die Partnerin mit seinen Eigenheiten akzeptieren und sich dafür entscheiden, glücklich zu sein, auch wenn wir nicht perfekt sind – so wie unser Gegenüber. Das schätzen, was man hat, anstatt immer nach dem zu lechzen, was fehlt.


WEIT & NAH

So weit weg uns das Ereignis in Betlehem auch zeitlich vorkommt – in vielerlei Hinsicht ist es uns nah, näher als wir denken. Weihnachten war damals schon eine angespannte Situation. Weihnachten war damals schon irgendwie verrückt. Weihnachten war damals schon mit vielen unerfüllten Erwartungen verbunden. Weihnachten war damals schon eine harte Tour.

Also gehört das vielleicht genau so dazu: das “Gestresst-sein”, das “Sich-unter-Druck-fühlen”, die Idee, es nicht rechtzeitig zu schaffen. Vielleicht kommt uns Gott auch oder genau in diesem Gefühl nah und will uns damit zeigen: so muss es Maria und Josef ergangen sein. Auch das ist Weihnachten.


WEICH

Was passiert, wenn so ein Wunder geschieht wie damals? Was braucht es, damit Weihnachten wahr wird? 
Wir dürfen WEICH werden. Das ist in unserer Gesellschaft nicht besonders gefragt, es zählt Leistung, Arbeit, Zeit und Geld. Es zählen Ergebnisse, Daten und Fakten – “so ist das eben in der Realität” bekommt man dann gesagt.

Ich bleibe dabei: Weihnachten konnte es nur werden, weil Maria sich trotz der widrigen Umstände, der Zurückweisungen und menschlichen Härte … weich gemacht hat. Eine Geburt verlangt Hingebung, Vertrauen und die Zuversicht, dass es gut wird – obwohl man das Ergebnis nicht kennt. Hier hilft kein Verstand, keine Berechnung, keine Vernunft – eine Geburt ist die Aufgabe des Egos für neues Leben. Das kann auch schmerzhaft sein. Doch wir gewinnen unermesslich viel in diesem Prozess des “WEICH”-werdens…. wir kommen vom Denken ins Fühlen, vom Kontrollieren ins Geschehen lassen, vom Bestimmen zum Annehmen. Dieses Geschenk verbirgt sich in “Weihnachten”.


ECHT. Echt? In ECHT …

Alle Menschen sind glücklich und zufrieden, trinken Tee und essen Kekse, sitzen idyllisch um den Adventkranz und leben friedlich und erfüllt zusammen. Diese Bilder werden in unseren Köpfen kreiert, sollen uns anregen zum Konsum (wenn wir diesen Tee haben, sind wir entspannt!) und setzen uns ganz subtil unter Druck, denn es sieht auch noch so leicht aus.

Nicht mal in Werbespots ist es leicht, obwohl die Situation dort gestellt ist – man denke an die Maskenbildner, Stylisten und Belichtungsprofis, die zig Takes, die es braucht, bis alles im Kasten ist und dann …. erwarten wir, dass uns das “einfach so” im Alltag gelingt?

In ECHT ist zufrieden sein ein ganzes Stück Arbeit, es erfordert Achtsamkeit, Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich von gesellschaftlichen Trends zu distanzieren, höher, schneller, weiter und mehr zu wollen.

In ECHT ist eine familiäre Idylle ein ganzes Stück Arbeit, erfordert Zeitmanagement und Offenheit, das Bewusstsein, dass Bedürfnisse unterschiedlichst sind und die Erkenntnis, dass nicht immer alle erfüllt werden können. Aber den meisten soll es meistens gut gehen.

In ECHT dürfen wir selbst entscheiden, was wir brauchen und was nicht und können durch unser weniger-tun und weniger-leisten einen stillen Protest gegen die Leistungsgesellschaft zeigen. Wenig zu brauchen ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann und zu dem man sich – im Angesicht des Überflusses – auch ein bisschen überwinden darf.

In ECHT fiel es Maria und Josef sicher auch nicht sonderlich leicht, sich in einem dreckigen Stall zu schützen, sie fanden es bestimmt ungerecht, abgewiesen zu werden und vielleicht machten sie sich sogar Vorwürfe, nicht eher losgegangen zu sein um noch ein Quartier zu erwischen.


WACH

Weihnachten ist eine Herausforderung. Eine Herausforderung, WACH zu sein und WACH zu bleiben. Unsere Sinne zu schärfen und die kleinen Dinge des Lebens wach und achtsam wahrzunehmen, sie zu würdigen und dankbar zu sein. 
Weihnachten ist eine Chance, unsere Werte und Prioritäten zu überprüfen und zu hinterfragen und uns gegebenenfalls neu auszurichten, eine gesündere Richtung einzuschlagen, eine weiche, echte. Weihnachten soll uns wach machen, aufwecken, aus dem Alltagstrott reißen, uns ermuntern zum Suchen, zum Aufbrechen, zum Mensch werden und zu vertrauen, dass Gott über uns WACHT.

So wie über die Hirten damals, die wach waren oder geweckt wurden, die losgingen unter seinem Stern, die ihren Sinnen getraut haben und ihrem Gefühl gefolgt sind, ohne Erwartung aber mit viel Hoffnung im Herzen – hin zum Kind in der Krippe.


Wie wir es auch drehen und wenden.
Weihnachten ist Viel und für kann für jeden und jede etwas Anderes sein.
Die inneren Bilder, die wir zu diesem Fest haben und unsere Erwartungen bedürfen immer wieder mal einer Überprüfung.

  • Ist das mein Weihnachten, oder eine von außen hoch gehängte Latte?
  • Ist das mein Weihnachten, oder eine veraltete Vorstellung eines Festes, von der ich mich lösen möchte?
  • Ist das mein Weihnachten, oder versuche ich es eher anderen Menschen recht zu machen?

Wenn wir es schaffen, dieses Fest und diese Zeit als das zu sehen, was es ist: nämlich die Menschwerdung Gottes, ist schnell klar: da MUSS alles drin sein, was das Leben zu bieten hat, ALLE Facetten, nicht nur die schön glitzernden, sondern auch die dunklen, die unsere Schattenseiten zeigen, die uns unangenehm sind, an denen wir aber auch wachsen können, uns entwicklen und lernen, jeden Tag noch ein Stückchen menschlicher zu sein


… dann wird aus Weihnachten – 

MEINACHTEN!

Du hast noch andere Wörter in den 11 Buchstaben gefunden, die auch zu Weihnachten passen? 
Lass uns die Idee gemeinsam weiterspinnen …. gern in den Kommentaren!