FASTEN in Beziehungen – WENIGER ist MEHR für die Liebe

FASTEN in Beziehungen – WENIGER ist MEHR für die Liebe

Wir optimieren, planen, fordern – und überfordern uns in Beziehungen oft selbst. Doch was, wenn weniger mehr wäre? Entdecke, wie bewusstes „Beziehungsfasten“ Nähe, Vertrauen und Leichtigkeit zurückbringen kann!

Dass wir mit allen Sinnen fasten können und das Reduzieren ein “Tor zum Mehr” sein kann, hab ich schon auf diesem Blog behandelt. Heute widme ich meine Zeilen zum Fasten – überraschender Weise 🤪 – dem Thema Beziehungen.

Die eierlegende Wollmilchsau in Liebessachen

Hoffnungslos viele Anforderungen stopfe ich in meine Beziehungen – besonders in meine Partnerschaft. Der Mann für‘s Leben soll die Lösung für alle Probleme sein, wenn ich so daran denke. Vom tiefgründigen Seelenverwandten über den partnerschaftlichen Lebensgefährten bis zum leidenschaftlichen Liebhaber soll er bitteschön jede Facette meines Traumpartners abdecken. Die beziehungstechnische eierlegende Wollmilchsau, quasi.

Überfressen beim Anforderungsprofil

Er soll pädagogisch korrekter Vorzeigevater sein, sich ebenbürtig in die unbezahlte Fürsorgearbeit einbringen und sich beruflich voller Freude verwirklichen. Er soll passionierter Reisekumpane sein, im Sommer die alpinen Gipfel erklimmen und im Winter mit mir runter rauschen wollen. Er soll verantwortungsvoller Partner, leidensfähiger Reibebaum und begeisterter Karriereanschubser von mir sein. Ein klein wenig überfressenes Anforderungsprofil?

Jungfrau auf der Suche nach ihrem Ordnungsfimmel

Dabei sag ich selbst seit Jahren: wir bekommen keine 100%. Mein Verstand weiß diesen absolut vernünftigen Gedanken einzuordnen. Weil ich weiß: ich bin auch keine 100%. Auch ich habe Fehler, Ecken und Kanten, die für meinen Partner schwierig sind. Ich bin extrem ungeduldig (bei beruflichen Fortschritten, beim Kranksein oder Umsetzen von Projekten), kann mit schlechter Laune das Klima in der ganzen Familie vergiften und unordentlich bis schlampig verteile ich Gegenstände von mir im gesamten Haus. (Wo, bitte, ist mein Sternzeichen Jungfrau, wenn ich es mal brauche?)

Ich bin sehr fein damit, selbst kleinere und größere Unvollkommenheiten zu haben. Doch wenn ich ganz ehrlich bin: mein Gegenüber würde ich schon recht gern dauernd weiter optimieren. Immer weiter, immer mehr. 

Fasten dient der Gesundheit

Einerseits ist Bewegung und Entwicklung unabdingbar, wenn man lange glücklich miteinander sein will. Andererseits lauert die Optimierungsfalle mit der Gefahr der Geringschätzung, Herabwürdigung und Entfremdung, wenn wir es zu weit treiben. Deshalb tut beziehungstechnisches Ausmisten manchmal gut. Wie RICHTIGES FASTEN soll es bewusstes Reduzieren bedeuten. Ungünstige Denk- und Verhaltensmuster wollen weggelassen und Raum für günstige Ansätze geschaffen werden.

Fasten kennt man meist aus dem gesundheitlichen Kontext: Wir verzichten bewusst auf Nahrung oder Genussmittel, um Körper und Geist zu reinigen. Doch was wäre, wenn wir dieses Prinzip auf unsere Beziehungen übertragen? Auch dort gibt es Dinge, von denen ein „weniger“ zu einem „mehr“ an Nähe, Lebendigkeit und Leichtigkeit führen kann.

In diesem Beitrag geht es darum, was ich in Beziehungen bewusst reduzieren möchte – um Platz für das zu schaffen, was mir wirklich guttut.

Diese 5 Tipps hab ich für dich und mich gesammelt:

1. Weniger Rechthaben – Mehr Verständnis

In vielen Beziehungen geht es oft darum, wer im Streit „gewinnt“. Doch was passiert, wenn wir weniger darauf bestehen, recht zu haben? Wenn wir stattdessen mehr zuhören, mehr nachfragen und unser Gegenüber verstehen wollen?

👉 Fasten-Idee: Probiere eine Woche lang aus, in Diskussionen bewusst den Perspektivwechsel zu suchen, anstatt direkt zu widersprechen.

2. Weniger Perfektion – Mehr Echtheit

Paare setzen sich häufig unter Druck: sie wollen die perfekte Beziehung, die perfekte Kommunikation, den perfekten Umgang mit Konflikten. Doch Perfektion ist eine Illusion – und oft eine enorme Belastung. Beziehungen leben von Echtheit, nicht von Makellosigkeit.

👉 Fasten-Idee: Lass für eine bestimmte Zeit bewusst Erwartungen los und akzeptiere Unvollkommenheit – bei dir selbst und deinem Partner.

3. Weniger Kontrolle – Mehr Vertrauen

Kontrolle erzeugt Enge. Vertrauen schafft Freiheit. Wer ständig den Partner überprüft, hinterfragt oder lenken will, nimmt der Beziehung die Leichtigkeit. Vertrauen bedeutet, dem anderen Raum zu geben, ohne Angst, dass gleich etwas schief geht.

👉 Fasten-Idee: Wenn du ein Kontrolletti bist, verzichte auf diese Mechanismen (z. B. misstrauisches Nachfragen, Handy bespitzeln, …) und beobachte, was sich verändert.

4. Weniger Ablenkung – Mehr echte Begegnung

Smartphone, Serien, Social Media – all das lenkt uns oft von der echten Verbindung mit unserem Partner ab. Auch wenn nicht jeder Augenblick in trauter Zweisamkeit verbacht werden muss, um eine Gelingende Beziehung zu führen: mehr Nähe entsteht, wenn wir bewusst Zeit ohne Ablenkung miteinander verbringen. 

👉 Fasten-Idee: Eine „bildschirmfreie Stunde“ einführen, in der ihr euch voll aufeinander konzentriert. Je nach verfügbarer Freizeit: gern täglich oder zumindest einmal pro Woche.

5. Weniger Vorwürfe – Mehr Wertschätzung

Vorwürfe sind wie Gift für die Beziehung. Sie schaffen Distanz und erzeugen Verletzungen. Wertschätzung hingegen stärkt die Verbindung. Wenn wir weniger kritisieren und uns bemühen, stattdessen mehr das Gute zu sehen, verändert sich die Atmosphäre in der Partnerschaft.

👉 Fasten-Idee: Eine Woche lang jeden Tag mindestens ein ehrliches Kompliment oder eine kleine Geste der Wertschätzung für den Partner.

Ganz persönlich glaube ich, dass mir das „weniger Rechthaben“ besonders schwer fallen wird. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann geb ich da nicht nach. Ich verbiege mich nicht für Andere und hab eine feste Meinung. Gleichzeitig wird es in zementierten Standpunkten oft schwer, noch in Verbindung zu bleiben.

Im Zweifelsfall einfach DAS tun:

Du merkst hoffentlich: selbst als Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungsgestaltung bin ich immer wieder gefordert, an mir zu arbeiten. Auch hier läuft nichts „einfach so“ oder „von selbst“ – ich treffe jedoch bewusst, so oft es geht, die Entscheidung für ein konstruktives, offenes und verbindendes Miteinander. Und sollte mal ein ganz schlechter Tag daher kommen, wo ich neben mir steh und nicht besser kann? Na dann wird‘s halt zum Fastenbrechen 

Fazit: Fasten als Beziehungsbooster

Fasten in Beziehungen bedeutet nicht Verzicht im negativen Sinne, sondern bewusste Reduktion zugunsten von mehr Nähe, Vertrauen und Lebendigkeit. Ein kleiner Schritt kann große Veränderungen bewirken. 

Welche der Fasten-Ideen möchtest du ausprobieren?

Fasten – mit allen Sinnen

Fasten – mit allen Sinnen

Wenn man im Alltag irgendetwas reduzieren möchte, braucht es keine im Kalender festgelegte Zeit dafür, keine besondern Feiertage oder Vorbereitungszeiten, man kann eigentlich jederzeit damit anfangen. 

Allerdings geht es mir dabei so ähnlich wie beim Putzen. Das ginge auch theoretisch jederzeit und dauernd (und man wird irgendwie auch nie richtig fertig), doch es geht besonders gut wenn sich im Kalender etwas ankündigt. Oder jemand. Nicht, dass es notwendig wäre für jemand anderen als uns selbst zu putzen, doch mir fällt es leichter meine Energie dafür zu mobilisieren, wenn etwas bestimmtes ansteht. 

So ähnlich ist das für mich auch mit dem Fasten. Ich mag es, mich auf diese kalendarisch festgelegten Zeiten einzulassen und sie zum Anlass zu nehmen um so etwas wie eine innere Inventur zu machen und auszusortieren. Wegzulassen, wovon es zu viel gibt oder was ohnehin nicht gesund für mich ist. 

Da wir tendenziell von allen möglichen Dingen überflutet werden, hat mir folgende Anregung von der Pinnwand eines Altenheims gut gefallen:

FASTEN MIT ALLEN SINNEN.

Fasten mit den Augen. Das kann zum Beispiel sein: weniger Fernsehen, weniger Bildschirmzeit, weniger kritisch betrachten und den Blick – und die übrige Zeit – dafür verwenden, nach innen zu schauen: wie sieht es gerade IN mir aus. Welche Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse sind da?

Fasten mit den Ohren. Das kann sein: weniger Hintergrundberieselung durch Radio, sich ganz bewusst mehr Stille suchen und verschaffen, auf die leisen Töne hören, die oft zwischendurch nur ganz kurz zu hören sind, die eigenen leisen Töne erklingen lassen und wahrnehmen. Auf die innere Stimme hören und ihr bestenfalls folgen.

Fasten mit dem Mund. Das kann sein: auf bestimmte Lebensmittel verzichten, die entweder gesundheitlich oder ökologisch bedenklich sind, die meinem Körper guttun, wenn ich sie weglasse oder zumindest stark reduziere.

Das kann auch sein: verzichten auf verletzende Worte, auf Negativität in der Kommunikation, auf Verurteilungen, Bewertungen und Ignoranz. 

Fasten mit den Händen. Das kann sein: die Menschen und Dinge sorgsam angreifen, dankbar dafür, dass es sie gibt. Weniger geschäftig sein und etwas weniger tun, dafür ein bisschen mehr sein und das besser genießen. Die Hände ausstrecken zu einem freundlichen Gruß, zur Versöhnung, zu einer herzlichen Umarmung. Zum Gebet. 

Die Hände vor dem Herzen falten und dich selbst über die Hände mit deinem Herzen verbinden, indem Daumen und Brustbein sich berühren. Namastè.

Fasten heißt für mich: eingeschlichene Muster und Gewohnheiten liebevoll überprüfen und gegebenenfalls über Bord werfen. Sich befreien von dem, was mich in kleine Abhängigkeiten verstrickt und dadurch gewinnen

an Freiheit, an Lebensfreude, an Leichtigkeit, an Sinnesschärfe.

Na, motiviert? Was fastest du?