Die einfachen Dinge sind es doch, die uns oft den meisten Genuss bringen. Das wurde mir gestern wieder bewusst, als ich mit zwei Drittel unserer Kinder am Trampolin lag und den Nachthimmel nach Sternschnuppen absuchte.
Besonders, wenn wir den Sommer und unseren Urlaub auf “DAHAMAS” verbringen, ist es SINNvoll, sich bewusst zu werden, dass es nicht eine kostspielige Reise nach Irgendwo sein muss. Sommer geht auch ganz einfach. Und mit allen Sinnen.
SCHWÄRMEREI
So richtig Sommer. Obwohl ich ja eine echte Winterliebhaberin bin, muss ich sagen: der Sommer kann schon was – vor allem, wenn er sich, wie in diesen Tagen, von seiner besten Seite zeigt. Sonnenschein und blauer Himmel, wohlig warme bis heiße Temperaturen, Leichtigkeit und Lebensfreude, lauschige Abende bei Kerzenschein und sternenklare Nächte. Wer da nicht ein bisschen ins Schwärmen kommt, ist wohl ein Eisklotz und hat Angst zu schmelzen.
Auch wenn heuer keine ausgelassenen Feste gefeiert werden, Open-Air Konzerte eher schaumgebremst ablaufen und wir in unserer Reisefreiheit eingeschränkt sind oder uns zumindest so fühlen, besteht kein Grund zum Trübsal blasen.
Die Magie liegt oft in den kleinen Dingen, die meist nichts oder nicht viel kosten und die uns mindestens so zufrieden machen wie tolle Reisen, uns auftanken lassen und uns von innen stärken, wenn wir uns nur achtsam genug darauf einlassen. Dafür benötigen wir unsere Sinne und das bewusste Einlassen auf unsere Wahrnehmungen, damit es ein SINNvoller & SINNlicher Sommer sein kann. (In jedem Absatz verstecken sich mindestens 5 Tipps für diesen Sinn – go check them out!)
HÖR GUT ZU
Das typische Geräusch des Sommers ist für mich das Zirpen der Grillen – der Background Chor des Sommers sind diese musizierenden Geschöpfe und das Zuhören eine Freude! Auch das Plätschern des Wassers am Fluss oder am See ist ein Genuss, besonders wenn sonst wenig Geräusche zu hören sind. Statt der Beschallung und Dauerwerbesendung aus dem Radio, mach dir doch wieder mal DEINE Musik an – was sind deine ultimativen Sommer und Chillout-Hits? Musik beseelt uns als lebendige Wesen und verschönert den Alltag, wenn’s nicht grad eine versteckte Diskonterwerbung ist. Und wenn es zu laut und geschäftig wird, geh die Stille hören – am besten geht das im Wald, fernab der Zivilisation. Dort hörst du vielleicht dann etwas ganz Besonderes: dein innere Stimme.
IK BLICKE WAT, WAT DU NIKT BLICKST (Elchisch für: “Ich seh, ich seh, was du nicht siehst..”)
… und das ist ______ ! Bom! (Insider für alle Bären-Brüder Fans) Nicht nur das Spiel macht immer wieder Spaß (und bringt Eltern manchmal zur Verzweiflung), sondern auch das bewusste Hinschauen: zum Beispiel, wie eine Biene fleißig Nektar von Blüten einsammelt.
Wie sich der Lichtstrahl des aufgehenden Mondes im ruhigen See widerspiegelt. Der Blick von einem Berggipfel (wenn man in der Völkerwanderung dann mal oben angekommen ist) hinab auf das Land oder über die Gipfel hinweg – die blaue Weite genießen und das Auge entspannen, das viel zu oft auf Zahlen, Buchstaben und Bildschirme konzentriert ist. Nütze deinen Sehsinn, wenn du das Farbenspiel am Himmel bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang beobachtest und die feinen Nuancen registrierst, die sich fast minütlich verändern.
Und dann: geh “Sternderl schauen” (oder Sternschnuppen) – in der Wiese liegend in den Nachthimmel zu blicken, ist nicht nur bezaubernd schön sondern auch sehr erdend und macht uns bewusst, dass wir alle nur winzig kleine Teilchen (Sternenstaub) sind, in einem unendlich großen Ganzen.
DER DUFT DES SOMMERS
Wer kennt sie nicht – die Fontäne, die vom Griller der Nachbarn herüber weht und einem gleich wieder das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, obwohl man selbst gerade gegessen hat. Was für mich auch unbedingt zu den Sommergerüchen gehört, ist der rauchige Duft eines Lagerfeuers (das ist auch IMMER was für’s Auge!).
Und: frisch gemähtes Gras … oder eher schon das getrocknete Heu, obwohl das für Allergiker ein Alptraum ist – Sommer pur! Was aber immer geht, und was wir oft zu selten machen: bewusst am Essen riechen. Obwohl der Sinn sowieso beteiligt ist, und man bei einem kräftigten Schnupfen feststellt, auch nichts mehr zu schmecken, wenn der Geruchssinn ausfällt, zahlt es sich aus, diesen Sinn wieder bewusst zu nützen und “eine Nase voll” zu nehmen, bevor wir hineinbeißen. Geht auch bei einem guten Glas Wein, einem duftenden Zitronenwasser oder einem cremigen Smoothie.
SOMMER NACH DEINEM GESCHMACK
Tiefblaue Heidelbeeren im Frühstücksjogurt, süße Marillen und Zwetschken vom Baum zwischendurch oder saftige Erdbeeren – die Vielfalt der Früchte und das große Angebot im Sommer wird fast nur im Herbst getoppt, und manchmal darf es bei uns auch etwas Exotisches sein, wie eine Ananas, eine Mango oder eine Wassermelone … nicht nur süß, auch erfrischend und eindeutig Summerfeeling pur.
Für den Geschmackssinn braucht es im Sommer unbedingt: EIS (selbst für wenig Eisbegeisterte wie mich)! Tipp: am besten schmeckt es noch selbst gemacht, mit gefrorenen Früchten und sonst nix (oder nur ein wenig Schlagobers) – ein Traum.
Außerdem braucht es im Sommer für mich mindestens ein Mal Stockbrot, liebevoll über dem Lagerfeuer gegrillt (und etwas verkohlt) und dazu eine Knacker (oder Käsekrainer, oder Bratwürste, oder nix). Das beste daran ist dann noch, wenn es zu dieser Jause frisch geerntete Tomaten, Gurken, Paprika oder sonstiges aus dem eigenen Garten gibt, das auch noch danach schmeckt, was es ist. Innerhalb von Minuten vom Beet in den Mund ist schon ein besonderer Luxus des Sommers (mit eigenem Garten).
SUMMER FEELING
Allein die Tatsache, so wenig Kleidung bei den warmen Temperaturen zu benötigen, gibt unserer Haut (dem größten Sinnesorgan) ganz andere Möglichkeiten, aktiv zu werden. Egal ob es dann ein paar frühmorgendliche Schritte barfuß in der taunassen Wiese sind (für alle die einen neumodernen Begriff dazu haben wollen, es nennt sich “earthing”) oder das kühle Wasser eines Flusses oder Sees, dass sich um deine Beine oder deinen Körper schmiegt und dich erfrischt – genieße es, deiner Haut verschiedene Empfindungen zu schenken.
Auch das Eincremen kann man in einen Akt der Selbstfürsorge verwandeln anstatt es als lästige Notwendigkeit zu betrachten. Die Haut dann im Sonnenlicht ordentlich Vitamin D produzieren lassen und dabei alle Energie aufnehmen, die uns von der Sonne geschenkt wird, kann auch sehr gemütsaufhellend wirken – so sollten wir alle (wie “Frederik” in dem gleichnamigen Kinderbuch) Sonnenstrahlen sammeln für die dunklere, trübere Jahreszeit.
Und last but not least: spüre dich in Bewegung! Egal ob das beim Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Yoga ist: über Bewegung entwickeln wir ein besonders feines und wichtiges Gespür für uns selbst und unseren Körper und nicht zuletzt werden dabei auch reichlich Glückshormone ausgeschüttet. Sich bewegen zu können ist keine Selbstverständlichkeit und dieses Geschenk zu nützen und den eigenen Körper als Tempel der Seele in Schuss zu halten ist eine Verantwortung, die wir nehmen dürfen.
SINN FÜR EINEN TAG
Wenn du wieder mehr ins Spüren kommen magst, dann lass dich darauf ein! Wenn du magst, nimm dir vor einen Tag lang besonders auf einen Sinn zu achten – das macht es leichter, als sich auf alle gleichzeitig zu konzentrieren. Und Die meisten der oben genannten Tipps kosten nix oder sehr wenig und machen dich dennoch REICH.
Reich an Erfahrung, an Erinnerungen und an Erlebnissen von denen du selbst auftanken kannst und auch gestärkt in deine Beziehungen gehen kannst. Zudem machen viele der Tipps noch mehr Freude, wenn man sie mit lieben Menschen gemeinsam erlebt und sich darüber auch austauschen kann.
WERDE MENSCH UND STAUNE
Was uns Menschen auszeichnet und zum Beispiel von Tieren unterscheidet ist unsere Fähigkeit zu staunen. Diese Gabe dürfen wir nützen und uns selbst beschenken, uns selbst verwöhnen und uns darüber freuen, dass wir Sinne haben, die uns erSTAUNLICHe Erlebnisse bescheren und genießen können! Genussfähigkeit … so wichtig!!
Ich wünsche dir noch viele Gelegenheiten, den Sommer mit allen Sinnen zu inhalieren und
verabschiede mich in eine kleine BLOG-Sommerpause.
Es scheint ein zutiefst menschliches Verhalten zu sein: wir vergleichen gern. Wir vergleichen uns, das, was wir haben und das, was wir tun. Scheinbar ständig und, was das Ganze erst richtig fatal macht: immer gekoppelt mit einer Bewertung.
Warum wir so stark zum Vergleichen neigen, was das Vernichtende an diesem Verhalten ist und wie wir – zum Beispiel besonders in familiären Beziehungen – andere Wege gehen können, darum geht’s heute im Blogbeitrag.
VOM ERSTEN HERZSCHLAG AN
Wir Menschen lieben es, zu vergleichen. Nicht erst seit Geizhals, Durchblicker, Checkfelix und anderen Vergleichsportalen bekommen wir das Gefühl, das fast schon tun zu “müssen”, weil wir ja nicht schlechter aussteigen, mehr bezahlen oder weniger bekommen möchten. Es zahlt sich auch aus, Sachen zu vergleichen, doch wenn es um Menschen geht, wird dieses Verhalten sehr schnell destruktiv. Und im Grunde beginnt das Drama schon, bevor wir das Licht der Welt erblicken. Schon im Mutterleib werden wir vermessen, bewertet, geschätzt und eingeordnet. In Tabellen, Raster, Bewertungen, Kurven.
Und wir setzten dieses Verhalten gewohnter Weise gern in unserem Leben fort, weil wir es schon von frühester Kindheit an in vielen Bereichen so erleben und das als Normalität annehmen.
WIR KÖNNEN ES NICHT LASSEN
Warum hören wir nicht auf damit, wenn uns doch an jeder Ecke erklärt wird, dass das der eigenen psychischen Gesundheit nicht dienlich ist, wir uns selbst damit schnell erniedrigen und uns dadurch sehr oft schlecht fühlen?
Ich glaube, dass wir in unseren Versuchen, Dinge zu vergleichen, die eigentlich nicht vergleichbar sind, dennoch einer Sehnsucht folgen. Menschen versuchen, ihren Platz im Leben zu finden, Sicherheit zu empfinden und Orientierung zu haben. Wir wollen nicht nur Dinge einordnen können, sondern irgendwie auch uns selbst. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das auch und deshalb können wir es nicht lassen – so sehr wir uns auch bemühen.
Also finde ich, es zahlt sich aus, zu überlegen, wie man vergleicht, ohne sich dabei selbst und andere – besonders die eigenen Kinder (= Geschwister) – unglücklich zu machen. Ein einfaches: tu’s nicht scheint nämlich nicht zu funktionieren.
AUFWÄRTS UND ABWÄRTS
Wenn wir Dinge, Leistungen, Eigenschaften, Zahlen prüfend nebeneinander halten, kommt es immer darauf an, womit wir diese Sachen in Beziehung bringen, sprich: welchen Bezugspunkt wir verwenden. Und vor allem, wie wir diese bewerten.
Beim Vergleichen mit von uns schlechter, unangenehmer oder minderwertiger betrachteten Objekten oder Subjekten fühlen wir uns wunderbar. Unser Gehirn schüttet als Belohnung Domamin in rauen Mengen aus, weil wir uns so herrlich fühlen, wenn wir den Berg schneller erklimmen, eine bessere Schulnote erzielen oder das Kind die ersten Schritte früher macht als das Nachbarskind. Das sogenannte Abwärtsvergleichen macht tatsächlich glücklich und gibt uns ein angenehmes Gefühl, weil wir uns selbst in dieser Situation aufwerten.
Umgekehrt geht es beim Aufwärtsvergleichen in die entgegengesetzte Richtung. Wir finden andere Menschen besser, schöner, erfolgreicher, sportlicher, musikalischer, beneiden sie um ihre Autos, Häuser, Urlaube und Kinder und finden generell das Gras woanders grüner als im eigenen Garten. (Beim Stichwort Rasen liebe Grüße an meinen Göttergatten, der ja auch hier mitliest).
Du kennst bestimmt aus eigener Erfahrung, dass die Vergleiche mit diesen Menschen und Dingen mit zuverlässiger Sicherheit in ein Stimmungstief führen, weil wir uns selbst dabei klein machen, schwächen und abwerten. Und das haben wir uns nicht verdient.
VERGLEICHEN OHNE BEWERTEN
Es ist also illusorisch, sich vorzunehmen, nicht mehr zu vergleichen. Wir tun es ganz einfach. Also lass uns darüber nachdenken, WIE wir es tun. Solange es uns nämlich gelingt, über das Vergleichen etwas dankbarer zu werden, achtsam zu sein und wertschätzend gegenüber dem, was wir im Leben haben, hat ja niemand was einzuwenden. Es geht also darum, die Bewertung außen vor zu lassen. Fest zu legen, was gut oder schlecht ist und starr einzuordnen ohne jegliche Individualität zu berücksichtigen.
TIPP #1
Installiere eine inneres Vergleichs-Warnsystem – zum Beispiel so, wie bald mit der Corona-Ampel (erinnere dich gern jedes Mal an diesen Absatz beim Wort “Corona Ampel”). Wenn du dich selbst dabei beobachtest, wertfrei zu leben ist alles auf grün. Wenn du vergleichst ohne zu bewerten, ist die Ampel gelb (noch nichts ist passiert), doch wenn du beginnst, dich selbst oder deine Lieben abzuwerten und zu erniedrigen, leuchtet das Licht orange oder rot (hochakut!). Es ist immer noch nicht sofort tödlich, doch Vorsicht ist geboten. Und der erste und wichtigste Schritt ist getan: Ich habe wahrgenommen, dass ich beim Vergleichen in die BEWERTUNG gehe.
TIPP #2
Positiv nützen: wenn ich merke, dass ich durch das Vergleichen unzufrieden und unglücklich werde, habe ich zwei Möglichkeiten, zu reagieren. (Bsp: “Meine Freundin ist viel sportlicher als ich!”) Entweder ich nützte die Erkenntnis um mich selbst zu entwickeln und zu wachsen, mich selbst anzuspornen (“Ich möchte auch sportlicher sein, deshalb werde ich jetzt regelmäßig laufen gehen”) oder ich nehme die Gelegenheit, mich selbst anzunehmen, wie ich bin und einem etwaigen Optimierungsdrang bewusst zu widerstehenUND kann dennoch das andere gut finden (“Ich finde mich auch so okay, ich bin gut und richtig, so wie ich bin und es gefällt mir so eine sportliche Freundin zu haben”). So bleibe ich bei mir selbst und nehme mich trotzdem in meinem Umfeld wahr.
TIPP #3
Betrachte jeden Vergleich als eine Einladung…
… eine Einladung, deine eigenen Werte zu überdenken. … eine Einladung, dankbar zu sein für deine Einzigartigkeit. … eine Einladung, kritisch zu hinterfragen, welche Tabellen, Werte und Zahlen als “Einordnungssysteme” eher hilfreich oder hinderlich sind. … eine Einladung, altbekannte Denkmuster zu verlassen und neue zu etablieren. … eine Einladung, mutig deine Individualität zu leben und … eine Einladung, die Individualität des anderen anzuerkennen. … eine Einladung, emphatisch mit deinen Mitmenschen zu sein, wenn es ihnen anders geht als dir. … eine Einladung, deinen Wert zu erkennen ohne ihn zwingend einordnen zu müssen. … eine Einladung, gelassen zu bleiben – weil es fast immer irgendwo noch mehr oder noch weniger von was auch immer gibt.
VERGLEICHEN IST MENSCHLICH
Warum es so ist, dass wir unsere eigene Lage oft erst wieder schätzen können, wenn jemand im sozialen Umfeld ein Unglück oder einen Schicksalsschlag erlebt, darüber hab ich schon oft ausgiebig mit lieben Menschen philosophiert.
Der Unfall des Nachbarjungen macht uns betroffen und wir sind froh, intakte Beine zu haben. Die Krankheit der Arbeitskollegin macht uns dankbar für die eigene Gesundheit. Das Unglück einer Bekannten macht uns demütig und wir können anhand dieser Geschichten unser eigene Situation wieder vollends schätzen und glücklich sein darüber.
Auch wenn gerade ein Karton Eier am Boden gelandet ist, das Kind mit einem Bomben-5er aus der Schule heimkehrt und der Flugurlaub für heuer storniert werden musste.
Vergleichen ist menschlich. Solange wir soziale Wesen sind, werden wir diesem Verhalten unterliegen. Wenn wir es nicht mehr tun, sind wir tot. Wovon wir uns aber mehr und mehr befreien können, ist das krankhafte Bewerten, das gegenseitige Schlechmachen, das Erniedrigen und Herabwürdigen von anderen Leistungen, Sichtweisen, Errungenschaften, Talenten, Gesinnungen oder Vorlieben. Egal welchen Lebensbereich das betrifft.
Wir dürfen sehen:
Ich bin so. Andere sind anders. Das ist gut und wichtig. Das ist gut und richtig. Verschiedenartigkeit macht unsere Welt bunt. Eine bunte Welt macht mehr Spaß als eine in schwarz und weiß. Ich darf mich vergleichen. Ich mache das wertfrei. So geht’s mir gut. So geht’s meinem Umfeld gut.
(Falls dich das an eine Werbekampagne der Regierung erinnert, bitte ich um Entschuldigung.) Wo ertappst du dich am ehesten beim bewertenden Vergleichen?
Wobei hat dich schon einmal das Vergleichen mit anderen unglücklich gemacht? Und hast du noch einen Tipp, der dir das Vergleichen ohne bewerten erleichtert?
Ich bin gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst …
So viele bewegende Geschichten darf ich gemeinsam mit den unterschiedlichsten Frauen dieser Tage noch einmal erleben und anhören. Für mein erstes Buch, das gerade im Entstehen ist, sammle ich gemeinsam mit meiner Autorinnen-Partnerin Alexandra MUT-mach-Geschichten von Frauen rund um das Thema Geburt.
Mut und Mutter sein. Das passt zusammen – nicht zuletzt, weil die ersten drei Buchstaben von Mutter ja eine Charaktereigenschaft bezeichnet, die jede Frau mit Kindern besitzt. Hier liest du, warum!
Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. (Quelle: Wikipedia)
In Bezug auf das Mutter sein braucht man Mut vor allem, um zwei völlig gegensätzliche Dinge zu schaffen,
nämlich: festhalten & loslassen.
FESTHALTEN … PHYSISCH
… das beginnt schon in der Schwangerschaft, wenn das Baby “gehalten, getragen” werden darf – auch wenn man hier bewusst nur begrenzten Einfluss als Frau hat, da gibt’s eben auch einen höheren Plan. Doch wir freuen uns, wenn wir das Baby lange im Bauch haben dürfen, ihm dort Schutz, Sicherheit und Ruhe bieten können und auch eventuelle Einschränkungen, die damit verbunden sind, gut aushalten.
Wir dürfen festhalten, wenn das Neugeborene schutzbedürftig in unseren Armen liegt, wenn das Kleinkind unsere Nähe sucht, wenn das Schulkind eine Enttäuschung erlebt und aufgefangen werden will und Jugendliche nach diversen Rückschlägen in den elterlichen Armen einen sicheren Hafen suchen und finden. Arme, die halten und festhalten bieten wir Mütter von der ersten Sekunde unseres Lebens, wann immer uns das möglich ist. Deshalb bleibt es auch eine elementare Erfahrung des Menschen und spendet immer wieder Trost und Sicherheit, in die Arme eines anderen Menschen zu fallen – weil es eine der ersten Erfahrungen im Leben ist (zusammen mit Hautkontakt und dem Klang der menschlichen Stimme).
HALT & SICHERHEIT GEBEN
Doch über das physische Halten hinaus, halten wir noch viel mehr. Wir halten die Mühle daheim am Laufen, wir halten die Familie zusammen, wir halten uns alle bei Laune und vor allem halten wir aus und durch, besonders, wenn es schwierig wird.
Wir schicken das “Unternehmen Mutterschaft” nicht einfach in Konkurs, Insolvenz oder kündigen (wie viele in Krisen das machen) – auch wenn Partnerschaften scheitern, das gesellschaftliche System unsere Leistung nicht wertschätzt und wir als letzte verfügbare Instanz übrig bleiben: wir halten durch, bis zum (oft bitteren) Ende.
Ich möchte betonen, dass diese Last nicht (mehr) ganz allein bei den Frauen liegt, doch leider (das ist die Realität, jedenfalls im ländlichen Raum) ist es überwiegender Weise noch immer Frauensache – nicht, weil Väter partout nicht wollen, sondern weil das System noch gerechter, einfacher und wertschätzender werden muss.
FESTHALTEN … AN RUHE & ORDNUNG
Mut braucht es auch im Alltag als Mutter, wenn es darum geht, seine eigenen, persönlichen Grenzen zu definieren und mit den Bedürfnissen und Wünschen der anderen Familienmitglieder abzustimmen. Mut im Sinn von Beherztheit, um auf die Definition vom Beginn zurück zu kommen.
Wir brauchen Beherztheit, wenn wir
… uns um das Regeln von Konflikten unter Geschwistern oder Familienmitgliedern kümmern.
… uns um das Einhalten von friedvollen Kommunikationsmustern bemühen.
… die familiären Rahmenbedingungen schützen und individuelle Lösungen suchen.
… die Gefühle & Bedürfnisse unserer Kinder (und unsere eigenen) ausdrücken und moderieren.
… getroffene Vereinbarungen mit den Kindern zur Mediennutzung einhalten und einfordern.
… uns dem Konsumrauschentgegenstellen, dem wir als Familie oft ausgesetzt sind.
… der Tendenz zum Entertainment und Eventleben als Familie widerstehen.
… uns trotz mangelnder Wertschätzung für typische Rollenaufteilung entscheiden und das gut finden.
… uns für atypische Familienmodelle begeistern und viel Gegenwind spüren.
… herausfinden, welcher Weg für uns der richtige ist und diesen dann mutig gehen.
UND DANN LOSLASSEN
Bei soviel innerer Klarheit und Ordnung, bei so viel Organisation und Struktur, die es eben auch braucht, damit Familie gelingen kann, vergessen wir leicht auf die zweite Fähigkeit, die (fast) noch mehr Mut erfordert, wie das Festhalten:
nämlich das LOSLASSEN.
Dabei ist das die erste große Erfahrung – so viel sei schon mal verraten – die sehr viele Geburtsgeschichten eint: die Fähigkeit, der Entschluss, die Erkenntnis, los zu lassen.
Eine Geburt geschieht nicht nach unserem Willen. Sie geschieht seltenster Weise nach Plan und noch öfter nicht exakt nach unseren Vorstellungen. Erst, wenn es gelingt, loszulassen, zu vertrauen, geht “etwas” weiter – dann machen wir Fortschritte, dann kommen wir ins Leben.
ÜBUNG MACHT DIE MEISTERIN
Jede Geschichte einer Geburt hat so einen Punkt: den Punkt des Loslassens. Und es ist meiner Meinung nach die erste große Übung dafür, was von uns dann im Leben als Mama hunderttausendfach gefordert sein wird.
Loslassen und vertrauen, wenn wir …
… das Neugeborene zum ersten Mal in fremde Hände geben. … es abstillen und an andere Nahrung gewöhnen. … es die erste Nacht im eigenen Bett schlafen lassen. … die Idee ziehen lassen, perfekt sein zu müssen. … es erstmals in der Kindergartengruppe vertrauensvoll abgeben. … die ersten Freundesbesuche ohne uns erleben lassen. … die Kinder zum Übernachten zu Oma / Opa oder Freunden bringen. … sie den Schulweg alleine bewältigen lassen. … ihnen zutrauen, sich selbst beim Lernen zu organisieren. … sie für einen Ausbildungsweg entscheiden lassen und sie täglich der Großstadt anvertrauen. … sie am Fahrrad, im Bus, am Moped oder im Auto davonfahren sehen und hinterher winken. … mit ihnen Bewerbungsschreiben verfassen und sie in den Berufsalltag entlassen. … sie ausziehen, den ersten Freund / die erste Freundin haben und … irgendwann aus einer wechselnden Distanz beobachten, wie sie das Leben leben.
ALLES “NUR” TIMING
Ich vertrete ja die Meinung, dass wir an die großen Loslassübungen (unten in der Auflistung) vom Leben ja langsam und behutsam herangeführt werden. Auch wenn die erste Übernachtung woanders sich wie ein ebenso großer Schritt anfühlt. Zu diesem Zeitpunkt eben.
Und das ist auch das Stichwort: der ZEITPUNKT.
Das braucht neben dem ganzen MUT, den wir dabei aufbringen dürfen auch noch eine große Portion Fingerspitzengefühl. Damit wir eben im entscheidenden Moment wissen, ob es nun Zeit ist, um loszulassen oder festzuhalten. Denn: zuviel Festhalten behindert und schränkt genau so ein wie zuviel Loslassen Unsicherheit und Desorientierung produziert. Nur, es gibt kein Patentrezept, wann es genau wieviel vom Loslassen oder vom Festhalten als Zutat braucht, damit das Leben schmeckt, nahrhaft ist und uns wachsen und gedeihen lässt. Es braucht das richtige Timing, so wie wenn man von einer Schaukel springt. (Man darf ein bisschen verkrampft dreinschauen ;-).)
Und in dieser Unsicherheit, mit dieser Gefahr leben wir Mütter und Eltern halt.
MUTig, weil es gar nicht anders geht. Was hat bisher deinen meisten Mut als Mutter erfordert? Ich bin schon gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst….
PLÖTZLICH ELTERN!
Mit Teamgeist das erste Jahr meistern!
Hol dir jetzt diese wertvolle Vorbereitung auf das Abenteuer deines Lebens: das Eltern sein! Und profitiere von Anfang an von meinen Erfahrungen als Pädagogin und 3-fach Mama und der Expertise einer wunderbaren Hebamme, Pia Waldenberger!
Sie machen Paare zu Eltern, werden von jüngeren Geschwistern manchmal angehimmelt und erleben als einzige in einer Geschwisterreihe, wie es sich anfühlt, vom Thron gestoßen zu werden. Ob das wirklich so schlimm ist für die ersten Kinder, was man in diesem Geschwisterrang lernen kann und was Eltern tun können, um die ältesten gut zu begleiten, darum geht’s diesmal am Blog.
Nach dem ich ja schon über Nesthäkchen und die mittleren Kinder, die sogenannte Sandwichkinder geschrieben hab, folgt heut der vorletzte Teil – Die Erstgeborenen – in dieser Reihe. Dann wird es noch um die Einzelkinder gehen, die wieder einen anderen Status haben als die Erstgeborenen.
Premieren am laufenden Band
Als erstes Kind in der Familie hat man in mehrerlei Hinsicht einen Sonderstatus. Wie du vielleicht weißt, gehöre ich ebenfalls dieser Gruppe an und machte einst ein Paar zu Eltern. Dass das zunächst auch für Frau und Mann eine spezielle Herausforderung ist, zusätzlich die Rolle als Mutter und Vater dazu zu bekommen, steht wohl außer Frage.
Mit dem erstgeborenen Kind erleben Eltern gefühlt Prämieren am laufenden Band. Von der ersten Schwangerschaft, zur ersten Geburt, die ersten durchwachten Nächte, die ersten Schritte eines Kindes, der erste Kindergartentag, der erste Elternabend, … – eine unendliche Serie an ersten Malen, die in den eignen Erfahrungsschatz kommen.
Versuchskaninchen der Eltern
So sind Erstgeborene oft ein bisschen die Versuchskaninchen der elterlichen Fähigkeiten und erleben, wie die Eltern es sehr genau nehmen oder auch sehr unsicher sind. Manchmal beschreiben sie, dass sie eher streng erzogen wurden und sich erste kleine Freiheiten hart erkämpfen mussten. Am härtesten trifft das die Erstgeborenen scheinbar bei den so schwer ausgehandelten Ausgehzeiten als Jugendliche. (Das sitzt Vielen so tief, dass es ihnen im Erwachsenenalter noch als große Ungerechtigkeit aufstößt. Erleb ich jedes Mal im Partnerkurs für Brautpaare ;-)!)
Einmal runter vom Thron, bitte!
Das mag eventuell daran liegen, dass sie von nachfolgenden Geschwistern bei deren Geburt vom Thron gestoßen wurden. Zwar nicht mutwillig oder bösartig, doch der Fall schmerzt manchmal sehr – die Wissenschaft meint: je jünger die Kinder bei der Geburt des zweiten Kindes sind, desto heftiger. Ich sage: jede Familie ist anders. Das mag für viele Kinder stimmen – möglicherweise nicht für alle.
Vor allem glaube ich, dass die Entthronung dann schlimm ist, wenn sie von ungünstigem elterlichen Verhalten begleitet wird, indem man das Erstgeborene überfordert, dessen Gefühle ignoriert und zur geschwisterlichen Liebe zwingt.
Laura, die zweite Frau
Stell dir doch mal vor, dass dein Mann (für Männer: deine Frau) nach Hause kommt und sagt: “Liebling, darf ich vorstellen: dass ist Laura, meine zweite Frau. Da sie neu ist und da sich erst eingewöhnen muss, werde ich ihr viel Zeit widmen müssen. Ich hoffe, da du schon älter bist, wirst du dich gut benehmen und mehr zu Hause helfen. Sie wird bei mir im Zimmer schlafen, damit ich leichter für sie sorgen kann, und du wirst ein eigenes Zimmer ganz für dich alleine haben, da du ja schon groß bist. Du bist doch sicher froh ein eigenes Zimmer zu bekommen? Und weißt du, wie toll: du darfst ab jetzt alles mit ihr teilen: dein Gewand, deine Schuhe, deinen Schmuck. Das ist doch toll, oder?”
Spätestens jetzt müsste klar sein, wie sich Erstgeborene fühlen können, wenn die zweiten Geschwister geboren werden und daheim einziehen.
Arm, ärmer, Erstgeborene?
Doch so düster schaut es für die ersten Kinder längst nicht aus. Auch Sie haben – wie alle anderen Kinder in den unterschiedlichen Geschwisterrängen – einzigartige Möglichkeiten, positive Eigenschaften zu erlernen und diese Position für sich zu nützen.
Man weiß, dass Erstgeborene oft über ein höheres Verantwortungsbewusstsein verfügen und auch im Erwachsenenalter in Beruf und Privatleben häufiger oder gern Verantwortung übernehmen. Sie besitzen oft hervorragende Führungsqualitäten und haben ein ausgezeichnetes Durchsetzungsvermögen – was sie (im Vergleich zu den Geschwistern) oft an ihren Eltern trainiert haben. (Stichwort: Ausgehzeiten).
Auch ein gewisser Pioniergeist kann ihnen nachgesagt werden, was angesichts der vielen Premieren ja nicht weiter verwunderlich ist. Zudem lernen viele erste Kinder sehr gut, rücksichtsvoll zu sein, wenn jüngere Geschwister dringendere Bedürfnisse haben als sie selbst. (Das heißt übrigens nicht, dass das immer angenehm ist beim Erlernen. Ach du merkst schon, ein wenig Trotz einer Erstgeborenen ist auch bei mir noch spürbar. Sorry dafür.)
Was Eltern tun können
Man kann und sollte die ersten Kinder natürlich auf die Geburt eines zweiten Kindes einstellen – realistisch, bedürfnisgerecht und ergebnisoffen (sie müssen sich nicht lieben oder hassen) – doch auch die beste Vorbereitung kann den Sturz vom Thron nicht ganz verhindern.
So ist das wichtigste elterliche Verhalten die Anerkennung und Akzeptanz dessen, was das erste Kind erlebt, auch wenn das herbe Zurückweisungen des zuckersüßen Neugeborenen zur Folge hat, so nach dem Motto: “Wann fährt die wieder nach Hause? Können wir den zurück geben?”
Kinder brauchen dann Eltern, die sagen können: “Oh, ich merke, du wärst jetzt lieber wieder allein mit Mama und Papa?! Du bist ganz schön frustriert, wie? Was brauchst du denn, damit es dir jetzt im Moment wieder gut gehen kann?” statt empörtem Aufschreien im Sinn von “… wie kannst du so was Gemeines über deine Schwester sagen? Die musst du doch lieb haben, schaut nur, wie süß sie ist?!”
Erstgeborene dürfen ihre jüngeren Geschwister blöd finden und nervig, und sie dürfen das auch zum Ausdruck bringen, so lange gewisse Grenzen gewahrt werden (körperliche & seelische Übergriffe sind gemeint – individuell nach Familie zu definieren!). Man kann geschwisterliche Liebe nicht erzwingen, so schwer uns das als Eltern oft fällt. Damit ein gutes Miteinander entstehen kann, braucht es Einfühlungsvermögen und Bedürfnisorientierung soweit das möglich ist.
Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Natürlich können und werden wir nicht jüngere Geschwister degradieren oder zurückgeben – wie viele Kinder man haben möchte ist eine Paarentscheidung (… und noch mehr die einer höheren Macht) und daran haben auch Erstgeborene nicht zu rütteln.
Doch Verständnis zeigen und die jeweiligen Gefühle zugestehen, das können Eltern tun. Aushalten, wenn es unbequem wird und Angebote machen, die möglich sind. (“Wollen wir beide wieder mal ganz allein spazieren gehen? … ein Buch lesen? … kuscheln?”)
Und jedem einzelnen Kind ab und zu Exklusivzeit widmen und diese auch als Eltern bewusst genießen.
Sich selbst innerlich immer wieder auf die Schulter klopfen und sagen: “Ich bin gut genug.” Auch wenn wir uns oft die Lockerheit und Erfahrung, die wir bei den zweit- oder drittgeborenen Kindern haben, rückwirkend für das Erste wünschen.
Es ist gut, so wie es ist. Denn so wie in jedem Geschwisterrang gibt es Vorteile und Nachteile.
Und es liegt an der jeweiligen Person (und ein bisschen an uns Eltern), was man daraus macht und ob man ein halb leeres oder halb volles Glas sieht.
Du bist ein Erstgeborenes? Wie siehst du deine Position in der Familie?! Schreib mir gern in die Kommentare ….
Du interessierst dich für GESCHWISTERbeziehungen?
Was das Besondere an dieser längsten Beziehung des Lebens ist? Wie mehr Harmonie im Kinderzimmer einziehen darf? Wie du Konflikte unter Geschwistern gut und nachhaltig löst? Dann hüpf doch mal rüber zu meinem ONLINE Kurs “Geschwister sind für immer!”
Auch wenn es ein verschwommener Abschluss ist: mit dem Zeugnistag geht hier definitiv eine Ära zu Ende, nämlich die der Grundschulzeit unserer Kinder. Was ich in den letzten neun Jahren als Mutter von Volksschulkindern erlebt hab, was ich mir wünschen würde und war um ich noch immer nicht die Hoffnung komplett aufgegeben hab, kannst du heute hier am Blog lesen. Vorsicht: kein häppi-peppi Text. Ich lade hier und heute einfach mal meinen Ballast ab.
WIE ALLES BEGANN WIE ALLES BEGANN
Voller Freude, Zuversicht und Optimismus starteten wir als Eltern gemeinsam mit dem ältesten Kind 2011 in den Schulalltag, der nun schon ein knappes Jahrzehnt lang mehr oder weniger den Takt für unser Familienleben vorgibt. Zunächst noch nicht so ganz, doch je mehr Kinder im Regelsystem waren, desto deutlicher. Ich möchte zu Beginn betonen, dass ich selbst – obwohl ich vorzeitig eingeschult wurde – meine Schulzeit durchwegs positiv in Erinnerung habe und überwiegend gern hingegangen bin. Nicht nur wegen der freundschaftlichen Kontakte, sondern auch weil mein Bildungsweg immer wieder mit guten oder herausragenden Pädagoginnen und Pädagogen gesegnet war.
Es mag sein, dass sich die Anforderungen an den Lehrberuf stark verändert haben – weil sich das Feld “Schule” auch mit der Gesellschaft verändert hat. Und im Grunde stützt sich der Koloss Bildung immer noch auf die selben Säulen wie vor hundert Jahren (!!), es gelten verstaubte Lehrpläne und Methoden aus der Zeit Maria Theresias. Schülerinnen und Schülern wird systematisch die intrinsische Motivation abtrainiert um sie als Kollektiv leichter steuern zu können, von einer “am Kind orientierten” Pädagogik konnte ich oft nur träumen und wo einzelne (!) Pädagoginnen ihre Ausbildung gewonnen haben, kann ich nur spekulieren.
WOHER DIESER FRUST KOMMT
Ich habe als Mutter so einiges erlebt. Obwohl ich von Anfang an aktiv war, mich mehrmals als Klassenelternvertretern in der Schulgemeinschaft engagiert hab, einige Jahre den Elternverein geleitet und gefördert hab, jedes Schulbuffet unterstützt und Ausflüge begleitet hab – kurzum: da war, ziehe ich heute eine eher bittere Bilanz.
Ich habe eine Lehrerin erlebt, die Kinder auf den Projekttagen in den Zimmern eingeschlossen hat um mit ihrer Begleitung am Balkon in Ruhe ins Tablet zu glotzen. Dieselbe hat einen Fall von Mobbing in der Klasse gelassen ignoriert, sodass ich als Mutter gemeinsam mit der Schulleiterin aktiv werden musste (ich danke der Direktorin heute noch für diese Erlaubnis) um die Integrität meines Kindes zu wahren. Erträge vom Schulbuffet, die ihr vertrauensvoll übergeben wurden, sind in dubiosen Abrechnungen versickert. Schülerinnen und Schüler wurden mehrmals frühzeitig aus dem Unterricht entlassen, ohne Eltern zu informieren. Manche standen in der sengenden Mittagshitze ohne Schlüssel vor versperrter Haustür. Kein Spaß. Es gab auch Disziplinarverfahren – doch das hindert das System nicht, diese Person weiterhin unterrichten zu lassen.
Ich habe Lehrerinnen erlebt, die Unterforderung und Langeweile des Kindes derartig fehlinterpretiert haben, dass die Jugendwohlfahrt eingeschaltet wurde, weil das Kind bemerkt: “Lieber sterbe ich, als diese langweiligen Rechnungen zu machen!”, die Meinungsverschiedenheiten mit den Eltern in schlechteren Beurteilungen des Kindes enden lassen, wieder andere, die sich bei Mobbing auf die Seite des Mobs schlagen und ein Kind in der Klasse vollkommen ausgrenzen, statt ordentlicher Konfliktbewältigung nach zu kommen.
Und hier rede ich noch gar nicht davon, dass es schön wäre, weniger frontal zu unterrichten, Schule nicht nur als Leistungsort zu sehen oder von individueller Förderung von Talenten. Unfassbar, was uns als Gesellschaft und für die Zukunft hier entgeht.
LOVE IT – CHANGE IT – OR LEAVE IT
Wie viele Runden ich in diesem Dreieck in den letzten Jahren gedreht hab, kann ich gar nicht zählen. Zunächst angetrieben von meinem Weltverbesserinnen Elan und den ersten Gott sei Dank positiven Beziehungen und Erfahrungen mit äußerst engagierten Pädagogen bekam ich nach und nach das Gefühl, allein nichts an diesem Riesenkoloss verändern zu können. Nach Rückzug und Ausstieg kamen wieder Phasen des: “ich will das so nicht hinnehmen” bis zu “ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Kindern” und weitere Versuche, Gutes zu bewirken.
Oft hab ich erlebt, dass manche Lehrerinnen meiner Kinder fest in hierarchischen Denkmustern hingen und mir das Gefühl gaben: MICH kritisiert man nicht. Punkt.
Die Überlegungen, aus dem Regelschulsystem komplett auszusteigen lag nahe, weil sich unsere Erwartungen mehr und mehr entfernten von dem, was in dieser Schule geboten wurde. Das scheiterte ganz praktisch an der Organisation, dem Willen der alternativen Schule, Kinder aus dem Regelsystem zu integrieren und an unseren finanziellen Möglichkeiten mit drei schulpflichtigen Kindern.
Also blieb uns nichts anderes als “LOVE IT” – was in unserem Fall höchstens hieß: wir nehmen es an, wie es ist. Akzeptieren es, weil andere Möglichkeiten fehlten. Einziger beständiger Lichtblick in all den Jahren: der Religionsunterricht, der einfach menschlich, persönlich, herzlich und weltoffen war.
LOVE IT
Was ich mir gewünscht hätte als Mutter? Nun, zunächst eine offene, unvoreingenommene und freundliche Begegnung (danke an die liebenswerten Pädagoginnen, mit denen das möglich war!), ein Austausch auf Augenhöhe rund um das Thema Bildung, das Abholen meiner Kinder auf ihrem Entwicklungs- und Bildungsstand und die Idee, dass Schule nicht nur in Büchern am Tisch stattfindet, sondern draußen, im Leben und mit echten Begegnungen. (Klar, kann man nicht ein Pferd mit in die Schule nehmen, wenn man über Haustiere lernt, doch über das “Ei” ausschließlich mittels einem A4 kopierten Zettel zu sprechen, war mir doch zu wenig real. Wir haben das daheim, wie so oft, nachgeholt.)
Ich hätte mir gewünscht, dass das soziale Lernen in einer großen Gruppe kompetent, einfühlsam und friedlich gefördert wird, dass es eine höhere Sensibilität für Sprache gibt und die Kinder als Persönlichkeiten geschätzt und mit ihren Talenten gesehen werden, statt sie alle gleich zu machen, weil sie dann leichter als Gruppe zu steuern sind.
HOFFNUNG AUF LUST AM LERNEN
Der wichtigste und oberste Auftrag sollte jedoch sein: die Lust am Lernen zu erhalten und im besten Fall zu fördern. Das gelingt leider bei viel zu wenigen Kindern. Stattdessen werden sie angepasst, gleichmütig und durchschnittlich – wie bequem für die Obrigkeit. Und doch wollen wir das nicht. (Sonst würde es wohl kaum in den Mittelschulen EVA und SAM geben – eigenverantwortliches Arbeiten und Schüleraktivierung durch Methodenkompetenz) Maßnahmen – ja, woher denn bitte, haben Schülerinnen denn diese Abgestumpftheit? Aus dem Kindergarten sicher nicht!)
Ich habe aber Hoffnung.
Erstens, weil ich erlebe, dass Kinder widerstandsfähig sind und viel aushalten – oft mehr als wir Eltern. Für sie ist ja zunächst vieles “normal”, was sie dort erstmals erleben.
Zweitens, weil ich persönlich viele Pädagoginnen und Pädagogen kenne (mittlerweile auch in den weiterführenden Schulen unserer Kinder – dem Himmel sei Dank), die nicht nur engagiert sind, sondern sich für Kinder und Jugendliche begeistern, die für ihren Beruf brennen, die im Unterricht Leidenschaft und Begeisterung zeigen, die mit den Kindern Spaß haben und trotzdem das Lernniveau hoch halten können, die uns Eltern mit Respekt und Wertschätzung begegnen und den Kindern auch ab und zu Dinge mitgeben können, die tatsächlich für ihre Zukunft wertvoll sein könnten. (Die Schuld an den vielen, vielen nutzlosen oder veralteten Lehrinhalten trägt eindeutig der Gesetzgeber, der längst gefordert wäre, Lehrpläne zu entrümpeln).
Und drittens, weil es Eltern wie mich gibt: die nicht einfach hinnehmen, was da mit Kindern in den Schulen passiert und – ja – manchmal an ihnen angerichtet wird. Weil es welche gibt, die sich mit viel Kraft und Energie für Verbesserungen einsetzen und hohe Erwartungen und großes Vertrauen in die Schule haben, dass es besser werden kann. Es braucht diese Eltern, die voller Mut Veränderung anstreben und sich einbringen, die beständig daran arbeiten, alte Strukturen und Muster aufzubrechen und für ihre Kinder einstehen.
Wenn du also als Mutter oder Vater eines schulpflichtigen Kindes am Verzweifeln bist, lass dir sagen: du bist nicht allein. Viele finden, dass es großen Verbesserungsbedarf gibt und wir Eltern werden diese Verbesserungen und Veränderungen für eine interessantere, schulische Zukunft der Kinder mitgestalten dürfen. Hör gut auf dein Kind und sei seine Lobby, wenn etwas so gar nicht mehr passt – das ist wichtig! Und wenn du in der glücklichen Lage bist, eine tolle Lehrperson in der Klasse deines Kindes stehen zu haben: dann freu dich!
UND: sag das laut! Schreib der Lehrperson einen Brief, sprich ein Lob aus, drücke aus, dass du erkennst, welche wertvolle Arbeit sie oder er leistet!
Das ist nämlich das wirklich Traurige: dass durch einige, schwarze Schafe hier ein ganzer Berufsstand in einem schlechten Licht dasteht.
Mehr als in jedem anderen Beruf brauchen wir in den Klassen die besten, empathischsten und vielseitigsten Köpfe, die wir haben, damit sie unserer Zukunft – unseren Kindern – das Rüstzeug für eine gelungene Ausbildung mitgeben können, ihre Stärken, Talente und Vorlieben fördern und sie nicht stumpf wie Fässer füllen, sondern ihr Feuer wie das einer Fackel entzünden! (Spruch geklaut)
Und das, ganz nebenbei, möge auch uns als Eltern gelingen. Denn glücklicherweise ist unsere Beziehung und deren Wirkung auf die Entwicklung der Kinder viel bedeutender als Lehrer*in/Schüler*in Verhältnisse.
Welche Erfahrungen hast du gemacht oder machst du in der Grundschulzeit? Ich würde mich freuen, wenn sich ein positiveres Bild in den Kommentaren zeichnet!
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