Wenn nur noch Humor hilft

Wenn nur noch Humor hilft

Es gibt Tage im Leben einer Mutter, die stehen einfach unter keinem guten Stern. Man kann auch sagen, manchmal hat man mieses Karma, steht mit dem verkehrten Fuß auf usw.

Gestern war wieder mal so einer und auch in den letzten Wochen gabs öfter mal Situationen, wo nur mehr Humor hilft, weil es für alles andere zu spät ist.

Der Start in den Herbst verlief grundsätzlich recht geschmeidig. Triple-Schulstart … kein Problem, da bin ich schon routiniert, auch der Schulwechsel des älteren Kindes geht sang- und klanglos vor sich. Ja, der Terminkalender ist wieder zunehmend zugepflastert, da die Kinder nun noch öfter das Tanzbein schwingen, das runde Leder treten und ich (mit großartiger Unterstützung meines “Dorfes”) den Uber von Stadl-Paura mime. Alles in Ordnung, denk ich mir – ich bin ein Termin-Tetris Pro, das schaff ich schon wunderbar.

Instruiere die Tochter noch, mittags mit dem Zug nur bis Wels zu fahren, briefe die zwei Jüngeren, dass ich gleich nach dem Mittagessen wegfahre, weil Kieferorthopädentermin und gebe am späten Vormittag noch in der Schule die Details für das digitale Klassenbuch bekannt, wegen der Abwesenheit. Ich bin die Checkerin. Nach einem produktiven Vormittag mache ich mich an die Arbeit und schupfe Palatschinken, damit die hungrige Meute beim Heimkommen beruhigt werden kann. Reste der letzten Mittagessen ebenfalls aufgewärmt, dann sorgfältig die Küche in Originalzustand zurückgebracht. Hach, denk ich mir. Ein wenig Selbstfürsorge – ich klink’ mich aus und leg mich eine halbe Stunde aufs Ohr (ich hab erfolgreich gelernt zu Powernappen – darauf bin ich sehr stolz!)

Scheinbar dürfte der Dunst beim Palatschinkenwenden einen Nebel des Vergessens über meine nächsten To-Dos gelegt haben. Die Mittlere reißt mich aus dem Schläfchen – wo ich denn bleibe, lässt das Ältere Kind am Telefon fragen, während sie am Bahnhof auf mich wartet. 

Ein Blitz durchfährt mich und wie von der Tarantel gestochen zische ich in die Garage, ab ins Auto, wüst schimpfend … ich hab alles genommen, was ich in meiner “Schimpfwörterschublade” fand. Hoffentlich hat mich niemand beobachtet, es wäre auch nicht besonders ansehnlich gewesen.

In Sekundenschnelle alle Optionen gecheckt und via Freisprech den Mann, glücklicherweise in Wels stationiert, für einen Taxidienst eingeteilt. Ich hatte schon entspanntere Autofahrten als diese.

Letzte Woche, ebenfalls Tatort Küche: der Sohn bringt einen Karton frischer Eier und versucht sie mit entsprechender Coolness eines Neunjährigen auf der Anrichte zu platzieren. Leider mit dem Erfolg, dass alle 10e am Boden landeten. Andere Mütter holen panisch das Putzzeug, wischen und sterilisieren (bitte keine Salmonellen). Ich zücke das Handy und fange erstmal die Situation ein, während der Sohn wütend abdampft. (Ich hab mich später um seine Wut gekümmert.) Wie bekommt man so viele Eier am effizientesten vom Boden weg und selbigen wieder sauber?

Auch letzte Woche, Tatort Auto: als Uber vom Dienst jongliere ich gekonnt die Fahrten von und zur Tanzschule, kombiniere sie geschickt mit Notwendigkeiten wie Einkauf und Besorgungen und bastle minutengenaue Pläne, die auch meistens aufgehen. (Wenn ich nicht grad power-nappe.)

Raus aus dem Parkhaus, nach dem Schranken über die erste kleine Querstraße, will gerade zum Sicherheitsgurt greifen, schießt mich fast die Polizei von rechts ab. Oder … ich sie? Ich bremse und katapultiere das Kind fast aus dem Sitz, das vor lauter Hitze noch schnell die Jacke ausziehen wollte und auch noch nicht wieder angeschnallt war. Na bravo. Die Kontrolle folgt prompt, in der Aufregung find ich natürlich mein Pannendreieck und das Verbandspaket NICHT, dafür hätte ich in etwa siebenhundert Stoffbeutel und wiederverwendbare Gemüse- und Obstsackerl dabei. Leider gelten die weder als Pannendreieck noch als Verbandszeug. Die Tochter befürchtet während dieser Prozedur die ganze Zeit, dass wir nun verhaftet und abgeführt werden. So scharf war die Polizistin dann doch nicht.

Da ich nun wieder weiß, wo sich meine “Fahrzeugausstattung” befindet, überleg ich ernsthaft, am Wochenende ins Planquadrat zu fahren und alles stolz zu präsentieren.

Ja, ich hab mich in solchen Situationen auch schon fürchterlich geärgert.
Ja, es hilft mir diesen Ärger auch rauszulassen und (mit mir selbst) zu schimpfen.
Ja, manchmal frage ich mich schon, wie so etwas passieren kann.

Und dann, wenn die erste Wut verraucht ist und ein bisschen Zeit vergeht, merke ich: das ist doch eigentlich zum Lachen.

Es ist nichts Ernsthaftes passiert, einmal durchatmen bitte.
So ist halt das Leben.
Lass dir wenigstens nicht die Erfahrung daraus entgehen.

In meinem Fall sind das folgende Erkenntnisse:

Ich brauche wieder einen Stehkalender, kein Buch das zwar gut aussieht, aber wenig übersichtlich ist.
Das beugt dem Terminevergessen vor. Hoffentlich.
Kenne dein Fahrzeug in und auswendig und achte wieder genauer darauf, dass die Kinder angeschnallt sind, BEVOR sich das Fahrzeug in Bewegung setzt.
Kommt Zeit, kommt Humor. Manchmal braucht es ein wenig, bis man über solche Episonden lachen kann, über eigene Unzulänglichkeiten, über gemachte Fehler. Dann aber ist “einmal darüber lachen können”, sehr heilsam. 

Seien wir dennoch gnädig mit uns selbst, verzeihen wir, entschuldigen wir uns.
So ist das Leben. Unberechenbar und überraschend. Ungezähmt und aufregend. Abwechslungsreich und lebendig. So wie wir.

Worüber kannst du jetzt lachen, was dich im ersten Moment geärgert hat? Erzähl es mir!

3 Fragen zum Beruf, die keine Mutter hören will

3 Fragen zum Beruf, die keine Mutter hören will

Kind und Karriere unter einen Hut bringen. Ein gesellschaftlich propagiertes Ziel, unterstützt von Politik und Wirtschaft, verbunden mit ewigen Forderungen nach immer mehr und immer länger geöffneten Kinderbetreuungseinrichtungen, weil anscheinend alle Frauen beides wollen sollen.

Dabei bekommen wir oft Rollenmodelle vorgesetzt, die mit der Realität einer durchschnittlichen Familie nichts zu tun haben und für alle heißt’s aber: so geht’s!

Ich hab mir Gedanken gemacht, was die ständigen Fragen rund um die Vereinbarkeit mit uns machen und was wir uns eigentlich wünschen.

Grundsätzlich, finde ich, ist in unserem Land per Gesetz sehr viel gut geregelt, was die Rechte auf Mutterschutz, Elternkarenz und Elternteilzeit angeht. Dass diese Regelungen nur bedingt genutzt werden, hat verschiedenste Gründe, einer davon ist sicher, dass meist die Jobs der Männer besser bezahlt sind und es nicht nur eine soziale und Wunschfrage ist, sondern vor allem eine wirtschaftliche. 

Doch anstatt es uns untereinander dann etwas zu erleichtern, verstärken wir vorhandene Unsicherheit auch noch im persönlichen Umgang und machen uns (vielleicht oft auch unbewusst) Druck. Und wenn es andere nicht tun, machen wir das selbst im Sinn von “… bei anderen geht’s doch auch, wieso schaff ich das nicht?”

Druck entsteht schon bei der Tatsache, dass man bereits vor der Geburt des Kindes auswählen soll, welche Kindergeldvariante man haben möchte, sprich – wie lange man der Lohnarbeit den Rücken kehren wird, ohne zu wissen, welches menschliche Wesen in die Familie geboren wird. Man weiß nichts über sein Temperament, ob es genügsam ist oder pflegeintensiv, wie man die Umstellung als Familie schafft und wie sich das kindliche Schlafverhalten entwickelt und so weiter. Man entscheidet sich quasi für die Katze im Sack. So weit, so gesetzeskonform.

Wenn ich uns dann aber zuhöre, wie wir Frauen uns unsere Lohnarbeit erklären, wird mir oft ganz schlecht, weil wir (vielleicht oft auch unbewusst, schon wieder) rechtfertigen und Fragen stellen, die nicht sein müssen. 

FRAGE 1: Wann fängst du wieder zu arbeiten an?

Am liebsten würde ich da drauf schreien: ich arbeite jetzt schon und jeden Tag, da Mama sein ein 24 stunden Job ist, leider halt keine Lohnarbeit, doch: “Ich arbeite!”. Wir meinen natürlich: “wann steigst du wieder in deine Erwerbsarbeit ein”, was nicht recht viel gescheiter ist. Erstens impliziert die Frage die Idee, dass frau das wieder tun wird und sollte und zweitens auch, dass man einen fixen Plan dazu hat. Ich hab diesen Druck selbst oft gespürt, auch wenn keine der Fragenstellerinnen mich in die Enge treiben wollte, es passiert allein durch die Frage. Und das, obwohl ich gerne und aus Überzeugung neun Jahre keiner Erwerbsarbeit nachgegangen bin. Eine Antwort darauf findet sich umso schwieriger, eigentlich tappen wir immer in eine Rechtfertigung, warum, wann, wieso und wieso nicht. Das bringt mich zu

FRAGE 2: Warum so wenig Stunden?

Na gut, vielleicht fragt das nicht gleich jemand, aber wie oft ich Mütter sagen höre: “Ich arbeite eh nur ….. Stunden (bitte beliebige Zahl einsetzen)!” ist unglaublich. Was heißt hier “nur”? Wir sollten uns nicht für unsere Arbeit entschuldigen, schon gar nicht bei Personen, die nicht zur Familie gehören. Mütter und Väter sollen die Entscheidung, wer wieviel und wann einer Erwerbsarbeit nachgeht um die Familienverhältnisse finanziell decken zu können, ganz allein entscheiden und es vor allem sich selbst recht machen. Was ohnehin schwer genug ist, denn es ist lang nicht so, dass das ein Wunschkonzert ist, sondern ein sensibles und oft ungerechtes Abwiegen von Interessen und Bedürfnissen, von wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, von Traum und Wirklichkeit.
Damit sind wir bei 

FRAGE 3: Warum so viele Stunden? 

Diese Frage wird meist gar nicht offen gestellt, eher hinter vorgehaltener Hand: “… oh, ihr ist die Karriere wichtiger als die Kinder, wozu hat sie denn welche bekommen?” Ja, so sind wir Frauen auch manchmal. Was irgendwie schade ist. Wir sehen nicht hinter die Kulissen und können nicht wissen, was die Beweggründe für Familien sind, sich früh für einen Wiedereinstieg mit vielen Stunden zu entscheiden. Und im Grunde geht es uns nichts an – allein dieser Familie soll es recht sein. Sie sind diejenigen, die es aushalten müssen und die Verantwortung tragen. Es können verschiedene Beweggründe sein, früh wieder viel im Erwerbsleben zu sein, nicht jede dieser Mütter ist deshalb gleich eine egoistische Karrierefrau.

Erwerbsarbeit und Familie gleichzeitig zu leben ist eine Herausforderung.
Oder wie Beate Meinl-Reisinger im Wahlkampf sagte :
“Ja, es ist immer eine Strudelei. Das geht doch allen so.”
Stimmt, diese ehrliche Botschaft ist ein wichtiger Schritt in der Vereinbarkeitsdebatte.
Bitte glaubt nicht, dass es leicht ist.
Bitte glaubt nicht, dass es einfach ist. 

Wir können ALLES haben, aber ALLES GLEICHZEITIG ist schwierig. 

Ehrlicherweise kann es nicht 100% Kind und 100% Karriere geben (so viel weiß ich noch von Mathe), zumindest nicht für eine Person und das ist für manche eine schmerzliche Botschaft. Verzichten, das hatten wir hier vor kurzem, ist kein Modethema unserer Gesellschaft. Die gute Nachricht ist jedoch: wir haben die Wahl und somit die Freiheit, uns nach unseren Prioriäten zu entscheiden. Jede Entscheidung FÜR etwas ist eine Entscheidung GEGEN etwas Anderes. Somit zahlt jeder und jede von uns auch einen Preis für das gewählte Modell. Und wenn man sich individuell und gut entschieden hat, zahlt man diesen Preis auch gern. Zumindest lieber als den “ANDEREN”.

Entscheidungen können getroffen, erprobt und erlebt werden und auch wieder geändert werden. Manchmal glaubt man, das Eine klappt, doch die Realität sieht anders aus und es braucht eine neue Lösung. 

Kinder sind eine gemeinsame Verantwortung eines Paares. Egal, WER arbeiten geht, kann das nur tun, weil der zweite Partner die Verantwortung für die Kinder übernimmt, oder weil man gemeinsam entscheidet, die Kinder fremdbetreuen zu lassen.

Wenn man diese Haltung verinnerlicht, fällt es leichter, auf Augenhöhe zu diskutieren und dann ebenbürtige, mutige und individuelle Entscheidungen treffen zu können. 

Wir Frauen brauchen starke Partner an unserer Seite, die Familienarbeit und Erwerbsarbeit gleichwürdig und gleichwertig sehen und mit uns zusammen eine Richtung finden und gehen wollen. 

Und wir brauchen Kinder, die diesen Weg mitgehen können – und nicht mitgeschleift werden, weil es für sie eigentlich nicht passt. (Und Kinder brauchen jemanden, der DARAUF schaut!)

Das verlangt ganz schön viel Energie und Kraft, Ehrlichkeit und Reflexionsbereitschaft, Vertrauen und Zuversicht, Flexibilität und Hingabe und eine große Portion Optimismus.

Fragen wir also in Zuknuft lieber:


Wie geht es euch mit der Vereinbarkeit von Familie und Berufen?
Was gelingt euch schon gut? 
Was wünscht ihr euch von der Gesellschaft an Unterstützung?

Apropos: was wünscht du dir von der Gesellschaft an Unterstützung? 
Immer her damit in den Kommentaren … 

Kommentar schreibenKommentare: 4

  • #1Ulli (Freitag, 04 Oktober 2019 15:47)Toller Beitrag, danke – du sprichst mir aus der Seele 🙂
  • #2Verena (Freitag, 04 Oktober 2019 19:08)Wie immer – grandios! Ich wünsche mir, dass VIELE FRAUEN diesen Beitrag lesen, reflektieren, verinnerlichen und WIR uns dann verbünden und die “wertvollen = richtigen” Fragen zu stellen beginnen!!
  • #3Sabine (Samstag, 05 Oktober 2019 07:43)Dein Beitrag löst bei mir Zufriedenheit, Wertschätzung und auch ein bisschen Stolz für meine Entscheidungen aus,
    sowie auch mehr Verständnis und Toleranz für Andere (Situationen) aus.
    Vielen Dank dafür!
  • #4Kerstin (Mittwoch, 09 Oktober 2019 09:51)Danke für eure Rückmeldungen und die Bestätigung, dass dieses Thema vielen Frauen unter den Nägeln brennt. Schön, dass ihr euch die Zeit genommen habt … zum Lesen und Kommentieren!
Die Kraft der Reduktion

Die Kraft der Reduktion

Reduktion. Verzicht. Weniger.

Keine Begriffe, die recht gut in unsere Zeit passen, denn wir leben in einer Gesellschaft in der es sexy ist, viel zu besitzen, reich zu werden, wo Stillstand als Rückschritt bezeichnet wird.


In diesem Beitrag gehe ich an den Rand meiner Comfort Zone und ein bisschen darüber hinaus. Wenn wir über Klimaschutz reden und was getan werden sollte, dann landet man zweifellos beim Thema Reduktion und welch mächtiger Hebel sie wäre. Welche Kraft in den reduzierten, einfachen Dingen steckt, das versuche ich, zu ergründen.


“.. und alles, woran ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum. Wie könnt Ihr es wagen!” (Greta Thunberg)


Wir nähern uns dem Ende der Klimastreikwoche und stehen vor einem globalen “Earth-strike” am Freitag, initiiert von der #fridaysforfuture Bewegung, der wieder Millionen Menschen weltweit auf die Straßen rufen wird mit der Botschaft: wir müssen aufwachen! Der Klimanotstand ist bereits ausgerufen. Und dennoch gibt es noch viel zu tun und umzudenken.

Es gibt kein ewiges Wachstum. Wir leben auf einem begrenzten Planeten, mit begrenzten Ressourcen und verhalten uns immer noch, als gäbe es keine Klimakrise. Ja, wir haben schon einige kluge Lösungen. Mehr als wir oft glauben. Manche der derzeitigen Lösungen vermitteln allerdings den Eindruck, wir könnten uns mit Geld, neuer Technologie oder Steuern aus dem Thema raus kaufen. Das wäre die bequeme Lösung. 

Doch selbst wenn alle Autos, die wir so in Mitteleuropa haben, mit E-Motoren ausgestattet werden, sind es noch immer zu viele Fahrzeuge. 

Selbst, wenn alle Kleidung, die wir kaufen ökologisch und fair und bio ist, ist es noch immer zu viel Gewand, das wir kaufen. 
Selbst wenn aller Strom, den wir verwenden Ökostrom ist, verbrauchen wir immer noch zu viel Strom. 
Spätestens seit dem wir den “earth-overshoot-day” kennen, wissen wir: wir leben über unsere Verhältnisse, was Ressourcen angeht.


„Wenn alle den gleichen Lebensstandard hätten wie der Durchschnittseuropäer oder -amerikaner, bräuchten wir sechs Planeten.“ (Jane Goodall)


Sechs Planeten! Autsch. Das ist eine extrem unbequeme Erkenntnis, denn: im Verzichten sind wir schlecht und noch mehr ungeübt. Zumindest viele von uns. Da nehme ich mich gar nicht aus.

Wir tun gern was für den Klimaschutz, doch auf die Flugreise im Sommer mit der Familie möchten wir nicht verzichten. Wir sind bereit den Stromverbrauch zu reduzieren, doch im Winter heizen wir unsere Wohnungen und laufen drinnen kurzärmelig herum, wie im Sommer. Wir nützen gern öffentliche Verkehrsmittel, aber wenn das Zugticket deutlich teurer ist, als die Autofahrt, steigen wir doch wieder lieber um. 

Schon während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie es mir unwohl wird, weil mich diese Dinge genau so betreffen. Viel leichter fällt es uns, auf andere zu zeigen und zu sagen: Na, da sollen doch mal zuerst die vielen Berufsflieger einsparen, bevor ich auf meinen Urlaub verzichte. Die ÖBB sollen mal das Zugfahren preislich interessant machen, dann machen wir’s eh. Dass ich’s daheim ungemütlich hab, nur wegen dem höheren Stromverbrauch, kommt nicht in Frage. 

Oder, wie man dann liest in Postings: So lange China so weitermacht mit dem CO2 Ausstoß können wir hier gar nix ändern. 

Und so argumentieren wir und reden uns raus – die anderen bitte zuerst. Wir, was können wir hier (allein) schon ändern? Das sehen wir gar nicht ein. 
Deshalb abwarten und Tee trinken ist keine Alternative. Wir brauchen einen Systemwandel und vor allem brauchen wir eine andere Haltung zu Veränderungen, die unser Lebensstil nötig hat.
Durch Reduktion, durch Verzicht kann auch etwas entstehen, dass wir in Wahrheit dringend brauchen. Wenn wir öfter mal zu Fuß gehen (oder mit dem Rad fahren) drosseln wir gleichzeitg das Lebenstempo, das uns ohnedies oft zu schaffen macht.

Wenn wir die Jeans mit Löchern (ja, ich weiß, das ist sowieso total “in”, aber nur, wenn die Löcher an den richtigen Stellen sind!) flicken, haben wir länger was davon und sparen Geld.

Wenn wir weniger Geld insgesamt ausgeben, brauchen wir weniger arbeiten und haben mehr Zeit – das kostbarste Gut überhaupt. Wenn wir weniger Spielzeug verschenken, sondern Zeit und gemeinsame Erlebnisse stärkt das Beziehungen . (Und mal ehrlich: wer hat nicht schon erlebt, dass Kochlöffel und Wäscheklammern und leere Dosen interessanter sein können als das neueste Playmobil.) Wenn wir Essensreste aufheben und verwerten, brauchen wir weniger kaufen oder können dann vielleicht öfter zu Bio-Ware greifen, was gesünder für uns ist. Wenn wir lernen, uns (anders) zu organisieren (Fahrgemeinschaft, Benützung von Werkzeug oder Gartengeräten, …) kommen wir ins Gespräch mit unserem Umfeld und bauen Netzwerke auf, die uns letztlich tragen. Wenn wir statt der Flugreise in den Zug steigen oder in Österreich urlauben, ist das mindestens genau so schön und erholsam – nur einfach anders schön!

Ja, wir brauchen Mut um diese Dinge zu wagen, um weniger wollen “gut” zu finden.
Ja, wir brauchen Pioniergeist, wenn wir Dinge zum ersten Mal anders tun.
Ja, wir brauchen Kraft, wenn der innere Schweinehund schreit: “Das ist unbequem!”
Ja, wir brauchen Ausdauer, weil es Zeit braucht, bis wir Veränderungen annehmen können.
Ja, wir brauchen Geduld, wenn wir andere mitnehmen wollen, die noch nicht bereit sind aufzubrechen.

Ich bin überzeugt, dass wir die Fähigkeiten haben, gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Lassen wir uns unsere Ideen nicht kleinreden. Geben wir weiterhin jeden Tag unser Bestes. Gehen wir auf unsere Kritiker zu und versuchen wir, ihre Angst (vor Veränderung) zu verstehen. Lassen wir ihre Wut nicht in unsere Herzen, sondern bleiben wir mutig. 



Für unsere Zukunft.
Für unsere Kinder.
Für diesen Planeten.
Und für uns selbst!

Bei welchem Teil des Textes war dir unwohl? Lass uns darüber reden!

7 kleine Ideen für die Klimastreikwoche

7 kleine Ideen für die Klimastreikwoche

Gestern war der Auftakt zur Klimastreikwoche und diese Woche europäische Mobilitätswoche. Heut hab ich eine kurze Bilanz zum Thema Mobilität im ländlichen Raum und 7 kleine Ideen für den Klimaschutz für dich.

Das Thema geht uns alle an. Du kannst jeden Tag etwas tun, um das Klima zu schützen und damit deine eigene Zukunft und die Zukunft deiner Kinder. Es braucht jedeN EinzelneN. Gehen wir’s an!
Anfang der Woche hab ich ja im Rahmen der “3-Tage-autofrei” Aktion der MIVA Austria meinen Autoschlüssel abgegeben.Die Aktion dient auch dazu, die eigenen Mobilität zu überdenken und reflektieren.
Man meine, es sollte möglich sein, zumindest drei Tage ohne den fahrbaren Untersatz auszukommen. 
Dass das auf Dauer ein schwieriges Unterfangen ist (besonders im ländlichen Raum), ist mir klar, doch nachdem jeder einzelne Tag, jede einzelne vermiedene Fahrt zählt, war ich wieder dabei.

Ich hab mit dem Rad Einkaufsfahrten im Ort erledigt, bin zu Fuß (wie immer eigenltihc) mit dem Sohn zur Schule gegangen, hab für ihn Fahrgemeinschaften organisiert zum Fußballtraining und alle nicht notwendigen Fahrten einfach abgesagt. Das ist der leichte Teil der Übung.
Kniffelig wird’s meiner Erfahrung nach besonders, wenn man 1. abends Termine hat, für die es keine Mitfahrgelegenheit gibt und 2. man auf die Pünktlichkeit und Verlässlichkeit der Öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist.
Unsere Töchter fahren schon länger sehr fleißig alles mit dem Bus, was möglich ist. Wenn aber drei Busse bis Wels benötigt werden, einer (der ein Anschlussbus sein hätte sollen) acht Minuten verspätet kommt und einer gar nicht auftaucht, wird es zach. 

So hab ich meinen Zweitschlüssel am Dienstag zwei mal aktivieren müssen und hab sie eine kurze Strecke chauffiert, um eine noch längere zu vermeiden.
Unmöglich wird der Spaß dann, wenn man am frühen Abend einen Bus in die Heimat sucht – außer man lässt das 14-jährige Kind zweieinhalb Stunden in der Dunkelheit allein durch Wels spazieren und dann um 22.30 Uhr den letzten Bus nehmen. Also: nicht möglich, zumindest für mich.

Es braucht dringend einen Ausbau UND vor allem: eine verlässliches Funktionieren der öffentlichen Verkehrswege! Es bringt gar nichts, wenn Busse einem gerade einfahrendem Zug vor der Nase wegfahren oder verspätet kommen und nicht wissen, wie die Anschlussbusse oder Züge getaktet sind. Da hat einer die Idee, der andere geht ihn nichts an. SO wird das nix mit dem Verzicht aufs Auto. Ich werde meine Erfahrungen auch bei den OÖVV bekannt geben und Verbesserungen einfordern und ich motiviere dich dazu, dasselbe zu tun, wenn es dich betrifft. Wenn wir VIELE sind, wird sich auch was bewegen.

7 kleine Ideen für deinen ALLTAG

Ich hab hier 7 kleine Ideen, die ich selbst bereits alle umgesetzt habe – sprich, sie sind praxiserprobt – die alle das Klima schonen und für eine nachhaltigere Zukunft sorgen.

WASSER – oh du liebes Leitungswasser.

Kennst du die Freude nach dem Urlaub, wenn du endlich wieder das gute, wunderbar frische Leitungswasser von daheim hast. Leitungswasser trinken ist günstig, braucht KEINE Verpackung (Trinkflaschen haben wir ja alle ;-)!) und ist außerdem gesund. Ich hab anfangs auch noch öfter mal “was mit Geschmack” dazwischen getrunken, mittlerweile ist mir das Wasser das allerliebste. (Okay, und dann noch ab und zu ein Achtel Wein. Oder zwei.) Einfach und effektiv aber ALLEMAL! 


GETRÄNKE – Sodastream & Mehrweggebinde.

Wenn’s schon nicht das Leitungswasser sein kann, dann bitte keine Plastikflaschen. Sodastream ist eine super Möglichkeit für alle, die es gern prickelnd mögen und man kann auch Geschmacksrichtungen dazumischen (die leider auch in Plastikflaschen sind, aber wesentlich weniger Verpackungsmüll ausmachen). Wer bei den Originalen bleiben mag, der bekommt fast alles in Getränkemärkten in kleinen und daher viel praktischeren Glasflaschen, die alle Mehrweggebinde sind.

Ja, das ist mehr Schlepperei.
Ja, das ist mehr Organisationsaufwand.
Und, JA: für weniger Müll mach ich das gern! (Oder mein Mann – danke dir 😉 …!)

HYGIENE – Check dir deine Menstruationstasse.

Als mich meine Schwester vor ein paar Jahren auf die Idee brachte, dachte ich zuerst: um Gottes Willen, sicher nicht, das ist ja eklig. Nun bin ich begeisterte Nutzerin einer Menstasse und empfehle sie aus vielerlei Gründen! 11.000 Tampons, Binden, etc. die 500 Jahre (!!) nicht verrotten, können eingespart werden – PRO PERSON! Dazu kommt die praktische Handhabung, keine Haut- und Milieuirritationen, einfach sterilisieren nach der Periode … und fertig. Lebensverändernd. Für mich jedenfalls. 
Ich hab eine von ORGANICUP … da gibt’s noch mehr Infos zum Thema.


WASCHEN – Seife ist zum Waschen da.

Ja – und obwohl ich Flüssigseife immer gern mochte – es ist ein einfacher Weg, Plastik im Haushalt zu reduzieren, auf die Spenderflaschen und Nachfüllpackungen zu verzichten und gegen Seifenblöcke zu tauschen. Da gibt’s auch ganz viele tolle kleine Unternehmen, die Seifen herstellen und man kann sie auch glaub ich selbst recht leicht machen. Derweil kaufe ich gern hier und da die Seife, die wir brauchen. Als Urlaubsmitbringsel sind sie auch noch eine schöne Erinnerung beim täglichen Händewaschen!


ESSEN – ein veganer Tag pro Woche.

Zugegeben: ich mag Fleisch. Das liegt vielleicht an meinen Genen (Papa stammt aus einer Fleischerfamilie) und was ich gewohnt bin, doch auch jetzt schmeckt mir ein Kotelett vom Grill oder mal ein Schnitzel. Ich verzichte immer öfter auf Fleisch, weil ich weiß, dass das einen massiven Impact auf den CO2 Ausstoß hat und wenn ich schon Fleisch kaufe, dann nur in der Fleischbank meines Vertrauens (ja klar, die Familie ;-). Ein veganes Mittagessen pro Woche ist nicht nur eine kleine Herausforderung, sondern auch Abwechslung und gesund, dabei kaufe ich aber keine veganen Würsten oder so, sondern halte es recht einfach. Gemüse und Salat mit irgendeiner sättigenden Beilage (Erdäpfel, Reis,…). Basta. Vegetarisch geht leichter und öfter. Fleisch genießen wir gern, und seltener. 


EINKAUFEN – bring your own Gschirr.

Bei der Feinkost sind sie gewappnet! Es ist neuerdings und Gott sein Dank wieder erlaubt, das eigene Behältnis (=Gschirr) mit zu bringen und deinen Einkauf direkt in eine Dose legen zu lassen. Das geht nicht nur beim Ausräumen daheim voll schnell, sondern spart jedenfalls Müll und ist praktisch. Dass ich mit meinen vielen “privaten” Behältern und Obstsackerln die Kassiererin manchmal zur Verzweiflung bringe, halte ich aus. Jeder darf ein bisschen leiden müssen. So ist das eben.


GESCHENKE – sinnvoll schenken und verpacken.

Obwohl ich mich von Anfang an bemüht hab unsere drei Kids nicht mit Geschenken zu überhäufen, sitzen wir dennoch jetzt auf einem Berg von Spielsachen – ich könnt glatt eine kleine Spielwarenabteilung eröffnen. Gerne schenken wir allerdings gut erhaltene und nicht mehr geliebte Objekte weiter (und geben dafür ein bisschen mehr ins Sparschwein des beschenkten Kindes) und garantieren so die nachhaltige Nutzung von Spielwaren. Da lohnt es sich doppelt, in Holzspielzeug und hochwertige Spiele investiert zu haben, denn die sind halt langlebiger als laut piepsendes Plastik-Irgendwas aus China. Verpacken: geht immer in Zeitungspapier oder zumindest Packpapier, das nicht auch noch aufwändig bedruckt wurde. Eine tolle Alternative, die ich zu Weihnachten testen werde: STOFFE! Gerade zu Weihnachten ist der Verpackungsmüll oft überwältigend. Ich stelle mir schon vor, wie das wird, den Stoff fein säuberlich zusammenzulegen und für das nächste Fest aufzuheben. Was für eine Wohltat.

Natürlich ist das nur ein kleiner Auszug. Es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten zu handeln, aktiv zu werden, Gewohnheiten zu überdenken und sich und sein Leben nachhaltiger zu gestalten.

Welche Idee hast du schon umgesetzt? Oder hast es zumindest vor? 
Stecken wir uns gegenseitig an, lassen wir uns wissen:

WIR SIND VIELE und WIR KÖNNEN ETWAS TUN!

Kommentar schreibenKommentare: 4

  • #1Helga O. (Samstag, 21 September 2019 15:05)Liebe Kerstin, was mir bei deinen Tipps fehlt:
    Autofahren – ich fahre so ziemlich alle Strecken unter einen Kilometer mit dem Fahrrad. Ja wenn das viele tun würden, wäre das phantastisch. Aber leider fahren selbst sportliche Menschen mit dem Auto zum Sport. Lg
  • #2Kerstin Bamminger (Montag, 23 September 2019 09:37)Liebe Helga, da hast du recht! Da ich im ersten Teil von 3-Tage-autrofrei berichtet hab, ist das nicht mehr bei den Tipps vorgekommen. Ich bin voll bei dir: kurze Distanzen wann immer es geht mit dem Rad fahren oder gehen ist ein MEGA guter Beitrag für die Umwelt! Cool, dass du das machst!
  • #3Doris (Montag, 23 September 2019 20:48)Beim Reis nimmst du hoffentlich regionalen Dinkelreis der nicht durch die halbe Welt geflogen ist 😉
  • #4Kerstin Bamminger (Dienstag, 24 September 2019 08:40)Hi Doris, JA – wir essen auch regionalen Dinkelreis aus Oberbuch und er schmeckt uns gut. Ich will so ehrlich sein: wir mögen aber auch den vom anderen “Onkel” und für Risotto gern mal Rundkornreis. Doch die Dinkelprodukte vom Biohof Pülzl in Roitham kann ich wärmstens empfehlen! (Werbung wegen Nennung ;-P). Danke für deine Anregung!
  • #5
Owa vom Gas

Owa vom Gas

Entschleunigen will gelernt sein.

Unser Lebenstempo nimmt nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich und messbar zu. Nachrichten (das waren dann noch Briefe) dauerten vor 20 Jahren noch mehrere Tage, bis sie den Empfänger erreicht haben, die heute ich Sekundenschnelle verschickt sind. Manche können sich noch an Viertelanschlüsse beim Telefon erinnern. Bilder sah man nicht gleich auf einem Display, sondern ein 36-er Film brauchte einige Zeit zum Entwickeln. Und das sind nur ein paar wenige Beispiele.

Von Fast Food bis Fast Fashion ist fast jeder Bereich unseres Lebens von dieser Entwicklung betroffen und viele von uns würden lieber ein wenig bremsen – oder die Füße beim Fenster rausbaumeln lassen, als am Gaspedal zu bleiben. 

“Owa vom Gas” ist ein Blog des Medienkulturhaus in Wels (mit Texten, Podcasts, Fotos, usw.), der die moderne Welt unter die Lupe nimmt und schaut, wie es den jungen Menschen in dieser Gesellschaft damit geht. Jung bin ich (zumindest fühl ich mich so) und so dachte ich: da mach ich mal mit. Denn:

Der Trend des Lebens auf der Überholspur macht auch vor uns als Familien nicht halt und beeinflusst unser tägliches Leben. Es gibt Familien, wo die gemeinsam verbrachte Zeit gegen Null tendenziert weil der Terminkalender derartig vollgestopft ist mit Notwendigkeiten – aber auch Freizeitaktivitäten. Manche fragt sich vielleicht: was genau tun wir hier eigentlich?



WEGE finden- bitte nicht noch ein TO-DO

Wege zur Entschleunigung finden. Manchmal leichter gesagt als getan, weil es – wie bei Vielem im Leben – kein Patentrezept gibt, das für alle passt. Wir haben kein Schulfach, das sich “Chillen” net, keinen Unterricht in “Meditation” oder “Achtsamkeit”. Also liegt es an uns, diese Dinge in unser Leben zu bringen, sie wenn nötig mit unseren Kindern zu lernen und in unseren Alltag zu integrieren, sie selbstverständlich machen. Damit das Entspannen nicht ein weiters TO DO ist, auf einer ohnehin endlos langen Liste, die es abzuarbeiten gilt.

Ich hab mir ein paar Gedanken gemacht, wie, wann und wo es uns als Familie gelingt, und zwar Kids und Erwachsenen halbwegs gleichermaßen, das Tempo zu drosseln, aus dem Hamsterrad auszusteigen und durchzuatmen. Vorsicht! Die Tipps sind einfach und leicht nachzumachen. Im besten Fall sind sie eine Ideenbörse für dich, eine Bestätigung dessen, was du eventuell schon tust oder ein Mutmach-Text, dass es langsamer, bewusster und einfacher gehen darf.

VORLESEN

Okay, ich oute mich als Vorlese-Addict. Unser Jüngster ist mittlerweile 9 Jahre und ich lese ihm immer noch vor. Weil es mich entschleunigt, weil es ihn entschleunigt. Das Lesen erfordert meine volle Aufmerksamkeit, ich kann nichts Anderes dabei tun (außer kuscheln) und so sind meine Gedanken ganz im Jetzt gebündelt. Eine ultimative Achtsamkeitsübung. Wenn jemandem das Vorlesen auch noch so Spaß macht – mit Stimmen verstellen, unterschiedlichen Lesetempi und Lautstärken – dann kann es, je nach Lektüre, von aufregend bis beruhigend alles sein. Eine gemeinsam erlebte Geschichte. Zudem motiviert es zum Selber-lesen (da ich manchmal an spannenden Stellen aufhöre) und die Tätigkeit geschieht in einem körperlichen Entspannungszustand. Perfekte Übung zum Tempo Drosseln, also.

BEWEGUNG

Wenn ich an die lustigsten und entspannendsten Momente mit unseren Kids bisher denke, hatte es immer etwas mit Bewegung zu tun. Beim gemeinsamen “zur-Schule-gehen”, beim Skifahren oder Wandern, beim Yoga oder gemeinsamen Spaziergängen entstanden oft die besten Gespräche, echte Begegnung, gemeinsame bezaubernde Ausblicke und dazu die körperliche Aktivität, die (besonders uns Erwachsenen) oftmals im Alltag fehlt. Bleibt man lang genug dran, kann der Körper gar nicht anders als Glückshormone auszuschütten und die entspannen uns definitiv, auch wenn der innere Schweinehund uns manchmal was anderes zuruft!

NATUR

Wir leben am Land. Und manchmal schätzen und nutzen wir dieses Geschenk viel zu wenig. Besonders ältere Kids finden das “in-den-Wald-gehen” oft eher unattraktiv und langweilig (ha!! das wollten wir doch!). Dennoch ist das Draußen sein, barfuß laufen, durch den Wald gehen, Naturmaterial sammeln eine wunderbare Erdung, die wir uns gönnen können.

(Das reimt sich, und … wie hat schon Pumuckl gesagt?! Was sich reimt, ist gut!)

Man braucht nicht erst eine wissenschaftliche Arbeit zu lesen um zu wissen: in der Natur entspannen wir uns, wir atmen tiefer und bewusster und die Ruhe und Stille sind eine willkommene Abwechslung zur sonst trubeligen Zivilisation.

ESSEN

Gemeinsame Mahlzeiten sind so viel mehr als Nahrungsaufnahme. Wenn auch noch beim zubereiten zusammengearbeitet wird, entsteht ein wunderbarer Raum. Für gemeinsame Zeit ohne Ablenkung (bei uns gibt’s schon lange am Tisch ein Bildschirmverbot), für herzliche Erzählungen, für genussvolle Momente und verbindende Gemeinschaft. Auch wenn einem das Kochen nicht unfassbar viel Spaß macht und die Kinder vor dem Essen maulen, zahlt es sich doch immer wieder aus, zumindest einmal am Tag rund um den Tisch versammelt zu sein. 

SPIEL

Wie oft war ich das Pferd unserer Kinder, wie oft haben sie mich als Gast in ihrem “Wirtshaus” bedient, wie oft haben wir in selbst gebauten Schachtelhäusern und Deckenzelten gekuschelt. Das Spiel ist etwas, was wir Erwachsenen definitiv fast verlernt haben. Dabei kommt man so schnell wieder drauf, wie unterhaltsam es ist, sich mit den Kids oder allein darauf ein zu lassen. Am besten eigenen sich Spiele und Materialien, die frei und ohne Regeln bespielt werden können, wo es keine Gewinner oder Verlierer gibt (=kooperative Spiele) und wo viel Raum für Fantasie ist. Auch wenn wir uns zunächst überwinden (zum siebenhundertsten Kniereiter-Lied) bietet das Spiel wunderbare Zutaten zur Entschleunigung: Leichtigkeit, Fantasie und Freude. Was will man mehr.

MUSIK

Egal, ob Eltern musikalisch sind oder nicht: Musik gefällt jedem Kind. Musik kann beim Entspannen helfen (Einschlafmusik), beim Spannung abbauen (wenn du die Luftgitarre auspackst), beim Abreagieren durch gemeinsames Abhaken (es schaut dir niemand zu, also ist’s egal, wie es ausschaut!) oder beim lautstarken Singen, Klimpern und Klampfen. Beim selbst singen (und es ist gleich, ob das “richtig” ist oder nicht) atmet man besser, es werden Endorphine ausgeschüttet und zudem stärkt es das Immunsystem. Also: Ran an’s Instrument, oder Mucke an und losgeträllert!

GEMEINSCHAFT

Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Nämlich: hinsetzen, gemütlich sein, quatschen, zur Ruhe kommen und Termine Termine sein lassen. Die besten Feste für Familien werden in einem wunderbaren Buch (“Leitfaden für faule Elternschaft”) so beschrieben: reichlich Kinder in der einen Ecke des Gartens, reichlich Erwachsene (und Alkohol) in der anderen Ecke des Gartens. Diese Theorie kann ich praktisch bestätigen, vor allem wenn sich die eine Gruppe nicht zu sehr bei der anderen Gruppe einmischt und umgekehrt. 

Ich merke, dass es uns an Möglichkeiten und Ideen kaum fehlt. Die meisten Dinge, die uns entschleunigen kosten kaum bis gar kein Geld, wir können jederzeit auf sie zugreifen. Jedenfalls die meisten von uns. 

Also liegt es wohl an unseren Prioritäten. Denn, wie heißt ein schönes Zitat, dass ich heute gelesen hab:




Du hast nicht “keine Zeit”. Du hast andere Prioritäten.


Vielleicht sind alle diese hier beschriebenen Dinge für dich völlig unpassend. Vielleicht braucht ihr als Familie ganz etwas Anderes. Wunderbar – in der Vielfalt liegt die Lösung! Es ist gut und wichtig unterschiedliche “Zutaten” auszuprobieren um dann ein schmackhaftes Individualrezept zu haben – das Rezept, das für DICH und für EUCH richtig ist. Es zahlt sich aus, das zu erforschen. Denn:

Es geht um uns. Und unser Leben. Also, lasst uns die Segel richtig setzen.

Ich mach mir jetzt Kaffee. Und tu dabei nix. Und du?

Kommentar schreibenKommentare: 1

  • #1Lena Traxl (Donnerstag, 12 September 2019 15:51)So wie du deinen Blog beendet hast, hab ich ihn begonnen: mit einem Kaffee. Eine Kaffeepause mit einer sinnvollen Leselektüre ist das A und O. DANKE für deine wahren Worte liebe Schwester!

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