von Kerstin Bamminger | Apr. 23, 2020 | Allgemein, Geschwister, Leben
Heute ist hier ein Feiertag. Während ich diese Zeilen schreibe, ist es ziemlich genau 10 Jahre her, dass ich mit dem Jüngsten Kind hier nach der ambulanten Geburt daheim angekommen bin und wir seither drei wunderbare Kinder in unserer Familie zählen dürfen.
Nicht ALLER guten Dinge sind 3 – immerhin stamme ich aus einer 5-köpfigen Schwesternschar, also können aller guten Dinge auch manchmal 5 sein! – doch heute feiere ich hier mal unsere Kids und Geschwisterbeziehungen ganz generell.
(Und oh mein Gott, ich verbringe grad zuviel Zeit mit den Teenagern, verfalle schon in Jugendsprache. Nebenbei höre ich übrigens Spanisch-Unterricht via Video-Unterricht durch die Kinderzimmertür).
Als Älteste von fünf Schwestern hab ich mir auch immer mehrere Kinder gewünscht. Ich wusste zwar, dass ich eher nicht fünf möchte – dafür war mir der Tumult in meinen Jugendjahren dann doch etwas too much zuhause – doch mehr als eins sollte es, bitte, schon sein. (Als hätte man diese Entscheidung immer ganz allein in der Hand).
Mit der dementsprechenden Selbstverständlichkeit gingen wir, als es für uns passte, an das Thema Familiengründung heran und bekamen innerhalb von 6 Jahren drei wundervolle Kinder geschenkt.
Ja, geschenkt.
Wir haben uns, ja, dafür entschieden – und doch sind sie ein Geschenk, wie mir im Nachhinein jeden Tag mehr bewusst wird, wenn ich so manches Paar erlebe, das lang mit unerfülltem Kinderwunsch leben muss.
Drei. So unterschiedliche Menschen. So verschiedene Persönlichkeiten. So individuelle Talente. Aus dem gleichen Genpool entstanden, halt unterschiedlich proportioniert. Manchmal wie Hund und Katz und dann wieder wie Pech und Schwefel.
Geschwisterbeziehungen haben in meinem Leben eine große Bedeutung. Nicht nur, dass ich meine eigenen Schwestern als großen Schatz empfinde und mich das Aufwachsen in einer Großfamilie natürlich maßgeblich geprägt hat – auch die Beziehung unserer eigenen Kinder liegt mir von Beginn an am Herzen.
Ich gebe täglich mein Bestes, sie in diesen manchmal schwierigen Beziehungskonstrukten zu begleiten, was mir immer wieder gut gelingt. Manchmal versage auch ich kläglich und frage mich, warum ich es nicht besser hinbringe, obwohl ich so viel über diese Beziehungen weiß.
Und dann gibt es Momente, wo ich sie beobachte, wie sie miteinander umgehen beim gemeinsamen Spiel, wenn ich höre, wie sie noch lange vor dem Einschlafen plaudern über die lustigsten Dinge der Welt, wenn sie sich liebevolle Karten schreiben zum Geburtstag, oder zu Weihnachten, wie sie sich gegenseitig unterstützen beim Anziehen, Lernen, Frisieren, …. wie sie sich Mut zusprechen, sich trösten, wie sie stolz aufeinander sind, sich mitfreuen und mitlachen.
Und dann lehne ich mich kurz zurück und genieße.
Geschwisterbeziehungen sind anders.
Sie sind meist intensiver als die meisten anderen Beziehungen im Leben, weil wir zu so viel Nähe verdammt sind.
Sie sind meist hierarchischer, weil die Geburtsreihe eine Rangordnung vorgibt.
Sie sind meist heftiger, weil wir so unterschiedlich sind und uns doch – ob wir nun wollen oder nicht – gegenseitig aushalten dürfen und dabei einfach öfter Konflikte entstehen.
Das macht diese besonderen Beziehungen manchmal ganz schön schwierig – insbesondere, wenn die Nähe noch mehr zunimmt, in Zeiten wie diesen. Wir kennen die Stärken und Schwächen unserer Geschwister in- und auswendig, wir wissen ganz genau, wie wir sie am meisten verletzen können und diese Tatsachen machen diese Beziehung auch zerbrechlich.
Also achte ich als Mama von drei so wunderbaren Wesen genau darauf, wie sie miteinander umgehen. Ich vermeide zwar, zu sagen: “… das kannst du doch nicht sagen, ihr seid doch Geschwister!” – und doch ist mir ein feinfühliger Umgang heilig.
Feinfühlig heißt aber: alles darf sein. Ich darf meine Geschwister lieben und hassen, ich darf sie verstehen und mich über sie empören, ich darf sie an meinem Leben teilhaben lassen und mir auch mal Privatsphäre wünschen. So lange die körperliche und seelische Integrität gewahrt bleibt und sie sich respektieren und akzeptieren, so wie sie sind. Weil das nicht nur für die Geschwisterbeziehung wichtig ist, sondern für JEDE andere zwischenmenschliche Verbindung. Also ist die Familie eins der wertvollsten Übungsfelder für Menschlichkeit, Toleranz und Wertschätzung.
Nein, hier ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Hier geht es sehr lebendig zu und sehr menschlich. Wie in jeder Familie streiten sich die Kinder mal mehr, mal weniger und sie gehen unterschiedliche Allianzen ein.
(Drum hat meine Mama immer gemeint, 3 ist eine blöde Zahl, da ist immer 1 übrig. Darum sind wir jetzt in meiner Herkunftsfamilie auch 5. Naja, das ist eine andere Geschichte und hat mit Störchen im Burgenland zu tun!)
Sie finden sich oft ganz furchtbar ätzend: wenn der Jüngste mal wieder den Stand-up-Comedian macht, die Älteste sich im Zimmer verbarrikadiert oder die Mittlere das gemeinsame Zimmer zu mädelshaft dekoriert.
Und immer wieder, ja, finden sie sich auch gegenseitig ganz toll, genießen gemeinsame Interessen wie Skifahren, haben Freude beim Musik hören oder machen und tanzen dazu oder frönen mit Popcorn diversen Walt-Disney Filmen, was wohl eine erbliche Vorbelastung mütterlicherseits ist.
Der Punkt ist: diese Beziehungen sind vielfältig, gegensätzlich und oft auch nicht zu verstehen. Es schmerzt heftig, wenn hier was dauerhaft in die Brüche geht und es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als so einen oder mehrere Menschen als langfristige Lebensbegleiter zu haben.
Doch auch, wenn ich noch so sehr ins Schwärmen komme über meine Schwestern oder unsere eigenen Kinder, sei der wunderbare Reinhard Mey zitiert:
“Meine Frau lächelt mir zu, na überleg es dir,
vielleicht sind aller guten Dinge ja auch …. ?
Ich breche zusammen, nein es bleibt dabei:
aller guten Dinge sind drei!”
Reinhard MEY in “Aller guten Dinge sind drei!”
Schreib mir doch in die Kommentare, was Geschwister für dich bedeuten!
Ein Satz, ein Wort … was immer du magst.
Ich erlaub mir dann, die Meldungen zu verwenden für die Bewerbung meines Geschwister ONLINE Kurses, der demnächst gelauncht wird! Infos folgen…
Du interessierst dich für GESCHWISTERbeziehungen?
Was das Besondere an dieser längsten Beziehung des Lebens ist?
Wie mehr Harmonie im Kinderzimmer einziehen darf?
Wie du Konflikte unter Geschwistern gut und nachhaltig löst?
Dann hüpf doch mal rüber zu meinem
ONLINE Kurs “Geschwister sind für immer!”
Check dir diesen coolen ONLINE Kurs hier!
Kommentar schreibenKommentare: 2
von Kerstin Bamminger | Apr. 10, 2020 | Allgemein, Leben
Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten?
Noch nie war unser Leben so wie jetzt?
Die Krise ist einfach nur fürchterlich und soll möglichst schnell vorbeigehen?
Ja und nein. Warum ich finde, dass in vielen Bereichen alles wie immer ist und wie uns das in eine positive Zukunft leiten kann, gibt’s hier und heute zu lesen.
Nun leben wir bereits seit einem Monat in einer so genannten Ausnahmesituation. Wir erleben Einschränkungen, die jeden und jede von uns im täglichen Leben in irgendeinem Bereich betreffen und unseren Alltag scheinbar komplett auf den Kopf stellen.
Nachdem ich mich selbst oft auf den Kopf stelle (Kopfstand oder andere Umkehrhaltungen…) ist’s passiert. Ich hab bemerkt, dass Vieles gar nicht so sehr anders ist, als vor vier Wochen.
Zum Beispiel beim Thema….
… SCHULE:
Ja, die Schulen sind zugesperrt und der Unterricht wurde ins Wohnzimmer beordert, digitalisiert und an uns Familien ausgelagert, verbunden mit viel Druck.
Und doch ist es so, dass da vorher schon Druck war, und dass es meiner Beobachtung nach jetzt so ähnlich ist wie vorher. Die Lehrpersonen, denen die Schüler*innen am Herzen liegen, schaffen es auch jetzt, sie zu motivieren und die machen auch jetzt gute Arbeit. Die, die vorher schon mangelhaft waren, bringen auch jetzt keine empathische Zeile in einen Elternbrief oder einen Funken Verständnis für die Kinder auf (von uns Eltern gar nicht zu reden) und sorgen sich lediglich um die Abarbeitung von Lehrplänen, als wäre das WIE im Umgang miteinander irrelevant. Das System ist veraltet und braucht dringend Veränderung, Innovation und Pädagog*innen mit ganz viel Herz und Hirn, die meine Hoffnung für das System am Leben erhalten.
Also: Alles wie immer, eigentlich.
… MOBILITÄT:
Ja, die Reisefreiheit ist derzeit nicht gegeben und wir sollen unseren Aktionsradius möglichst klein halten – unnötige Fahrten vermeiden. Und ja, das ist auch traurig – denn vom “Welt anschauen” bekommt man auch eine andere “Weltanschauung”, was wichtig ist für einen weiten Horizont.
Und doch ist es so, dass es vorher schon ungesund war, in welchem Ausmaß wir die Welt beflogen haben, für zweistündige Meetings vier Stunden im Flieger zu sitzen oder dass wir wegen jeder Kleinigkeit ins Auto einsteigen und CO2 in die Luft blasen. Es geht auch mit viel weniger, wie wir uns gerade selbst beweisen und das war auch schon vorher so.
Also: Alles wie immer, eigentlich.
… KONSUM:
Ja, die meisten Geschäfte sind zu, die großen Einkaufstempel leer und seit Wochen kaufen wir fast ausschließlich das, was wir tatsächlich zum Überleben in der westlichen Zivilisation brauchen und reduzieren uns somit drastisch.
Und doch ist es so, dass es vorher sowieso “too much” war, dass wir sowieso reflektieren dürfen, was wirklich notwendig ist und vor allem: woher unsere Güter kommen. Dass Regionalität und vor allem Saisonalität bei Lebensmitteln wichtig sind, dass wir lokale Geschäfte dem Online Handel vorziehen sollten und dass wir auch mit viel, viel weniger überleben. (!)
Also: Alles wie immer, eigentlich.
… GESUNDHEIT:
Ja, ein weitgehend unbekanntes Virus bedroht die Gesundheit vieler Menschen und gefährdet die ohnehin Geschwächten in einem zunehmend überlasteten Gesundheitssystem.
Und doch ist es so, dass Gesundheit mehr ist, als die Abwesenheit von speziellen Krankheiten und Erregern. Gesundheit ist auch nicht nur körperlich, sondern umfasst den Menschen als Ganzes mit Körper, Geist und Seele. Und es war auch schon immer so, dass wir selbst Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen dürfen, auf uns selbst achten und bewusste Entscheidungen treffen sollten, anstatt die Macht darüber komplett und widerspruchslos in die Hand von Tabletten, Spritzen, Götter in Weiß oder Pharmakonzerne abzugeben. Gesundheit ist und war immer schon mehr als ein Wert, der sich in eine Tabelle einordnen lässt und vor allem: kostbar. Das wird uns halt derzeit wieder deutlich bewusst.
Also: Alles wie immer. Eigentlich.
… BEZIEHUNGEN:
Ja, wir dürfen derzeit viele unserer “Lieben” nicht treffen, umarmen oder mit ihnen feiern. Digitale Kanäle werden genützt für virtuelle Stammtische, Mädelsabende, Yogaeinheiten oder Fitnesstrainings, Musikunterricht oder zum Singen als Chor – vor einigen Wochen teilweise noch unvorstellbar.
Und doch ist es so, dass es vorher schon diese Möglichkeiten gab und wir sie in vielen Bereichen nicht verwendet haben, weil eins jetzt so richtig klar wird: menschliche Begegnung, Echtzeit-Reaktion ohne Bildschirm dazwischen und körperliche Nähe können NIEMALS auf Dauer durch Videochats, Telefonanrufe oder Live-Streams ersetzt werden.
Kein Mädelsabend, kein Musikunterricht, kein Training und auch keine Yogastunde, mag sie auch noch so gut angeleitet sein. Wir merken gerade den haushohen Unterschied in der Qualität der Begegnung im echten Leben zur digitalen Version, auch wenn wir vielleicht froh sind, zumindest DAS momentan zu haben.
Also: Alles wie immer. Eigentlich.
… VERSTAND:
Ja, irgendwie wird uns das Denken und Entscheidungen treffen scheinbar kollektiv abgenommen, weil uns verkündet wird, wie wir uns wo und wie lange zu verhalten haben, was uns erlaubt ist, und was nicht.
Und doch ist es so, dass es jetzt, genau so wie vorher, wichtig ist, seinen Verstand weiterhin zu benützen, genau hinzuschauen und mit zu denken. Steckt vielleicht mehr hinter dem, was wir auf dem Tablett und offensichtlich serviert bekommen? Welche Situationen werden hier gesellschaftlich oder politisch wofür verwendet? Wie verhalten wir Menschen uns als Masse? Welche Dinge werden in den Medien kommuniziert und welche eventuell vermieden? Wie läuft die Kommunikation ab und welche Wörter fallen (häufig)? Es ist und war immer schon gut, einen Blick hinter das Offensichtliche zu wagen, eine eigene Meinung zu bilden, menschlich und mit Hausverstand zu handeln und auch nicht in kritischen Situationen zum Objekt degradieren zu lassen, sondern Subjekt zu bleiben. Und den Verstand zu benützen, wenn vorhanden.
Also: Alles wie immer, eigentlich.
… FAMILIE:
Ja, für Familien ist das derzeit ein Ausnahmezustand. (Also: gerade nicht sooo sehr, sind ja Osterferien ;-). ) Gesellschaftliche Erwartungen werden an die Familien gestellt, sie sollen umsetzen, erfüllen, funktionieren.
Keiner fragt, ob und wie das gehen kann. Sie setzen uns in den Kelomat.
Und doch ist es so, dass das ja vorher schon so war. Die Spielregeln wurden nur geändert.
Vorher hieß es: die Kinder müssen früh in Betreuung oder Schule, das ist gut und wichtig für sie.
Jetzt heißt es: macht das zuhause, aber bitte gut, denn: das ist wichtig für sie. Und wenn man es nicht “schafft”, ist es keine “Schande”, die Kinder tageweise auch zurück in die Betreuung zu bringen. (Überlegt euch mal die Wortwahl!! Wer fühlt sich gut, da die Kinder abzugeben, lieber Kommunikationsprofi??)
Jedenfalls mussten wir vorher schon umsetzen, erfüllen, funktionieren. Und vorher schon war es wichtig, den Raum “Familie” zu schützen. Vor falschen und klischeehaften, idealisierten und unrealistischen Bildern, die da an uns herangetragen werden, vor überhöhten Vorstellungen von Außen, wie Erwerbsarbeit, Carearbeit und Haushalt unter einen Hut zu bringen sind.
Familie, das wird uns gerade wieder sehr bewusst, ist ein kostbarer Raum. Der intensive Pflege und Auseinandersetzung braucht, wo Gefühle und Bedürfnisse gelebt, aufgefangen und bearbeitet werden.
Unsere Insel, unser Fels in der Brandung. Was vorher schwierig war, ist es jetzt eventuell noch mehr. Und was gut und bereichernd war, ist es jetzt definitiv auch. Zumindest hier.
FAMILIE ist ein schützenswerter Raum, ein sensibles Gefüge, das leicht ins Wanken kommen kann.
Ein System, das uns beeinflusst und trägt, und eigene Dynamiken entwickelt und hoffentlich die Sicherheit bietet, die wir brauchen und die unsere Kinder brauchen.
In ruhigen und in krisenhaften Zeiten.
Also: ALLES wie IMMER.
von Kerstin Bamminger | Apr. 2, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Noch vor einigen Wochen:
“Hach, so viele Termine. Es ist einfach so stressig. Das ganze Arbeiten und Kinder nebenbei haben find ich schon super anstrengend. Uns bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Ein bisschen Zeit einfach mit der Familie wäre fein. Daheim bleibt einfach alles liegen, momentan komm ich zu gar nix! Das Lebenstempo ist einfach zu hoch, das hält man ja nicht aus ….!”
Jetzt, bei Vielen:
“Oh Mann, das viele daheim herumsitzen macht mich ganz wahnsinnig. Ich bräuchte wieder etwas Abwechslung, hier ist es einfach zu langweilig! Du hast es schön, du kannst zur Arbeit gehen! Was soll ich bloß die ganze Zeit tun? Die Kinder nerven schon die ganze Zeit, weil wir einfach zu viel hier gemeinsam rum hängen. Was würde ich geben, für ein paar ruhige Stunden im Büro. Diese Einöde die ganze Zeit, das hält man ja nicht aus ….!”
Hmmm. Kommt dir bekannt vor? Also manche dieser Sätze habe ich tatsächlich so gehört und andere stammen aus meinem eigenen Kopf. Wir sind schon lustige Wesen, nicht?! Warum neigen wir derartig dazu, unzufrieden zu sein mit dem, was wir haben? Sind wir wirklich so undankbar und können einfach nicht schätzen, was uns gegeben wird?
Warum ist das Gras immer woanders grüner?
Darüber hab ich mir in den letzten Tagen so meine Gedanken gemacht und versucht, Antworten zu finden. Weil die derzeitige Ausnahmesituation uns einige Dinge sehr genau vor Augen führt:
Nämlich: dass es erstens auf unsere Haltung ankommt. Und dass wir zweitens Unzufriedenheit und Stolpersteine brauchen, um uns zu entwickeln und weiter wachsen zu können.
Was meine ich mit Haltung? Mehr denn je wird uns gerade bewusst, dass wir uns oft unser “altes” Leben zurück wünschen. Ich für meinen Teil würd liebend gern wieder meine erweiterte Familie in den Arm nehmen können, könnte wieder meiner geliebten Arbeit in der Ehevorbereitung oder bei Vorträgen, Workshops und Beratungen nachgehen, wir hätten noch Skifahren gehen können und jetzt das herrliche Wetter für Wanderungen nützen, ich könnte wieder die Montagsyoga-Routine genießen oder einen Mädelsabend verbringen.
Doch alle diese Dinge sind jetzt untersagt und machen etwas mit uns.
Wir werden trotzig und traurig, weil wir dies und jenes nicht “dürfen”.
Die erste Antwort, die ich also gefunden hab, lautet: sei dankbar für “dein grünes Gras” und schätze, was dir im Moment gegeben ist. Denn das ist das Einzige, was dich glücklich machen kann.
Wirklich glücklich und auf Dauer.
Jetzt ist die Gelegenheit, Zeit mit der Familie zu verbringen.
Jetzt ist die Gelegenheit, durchzuatmen.
Jetzt ist die Gelegenheit, lange Aufgeschobenes zu erledigen.
Jetzt ist die Gelegenheit, sich auszuruhen.
Jetzt ist die Gelegenheit, es langsamer anzugehen.
Natürlich kann man nun sagen: ja, es würd schon so passen, wenn diese Einschränkungen nicht wären, wenn wir unsere Familien weiter einladen könnten und nicht so ein schmales Freizeitprogramm zur Auswahl hätten.
Ich sag jetzt mal frech: auch wenn es noch so angenehm wäre und alle zeitweiligen Begrenzungen aufgehoben wären – es würd uns bald wieder etwas nicht “passen” und den inneren Nörgler auf den Plan rufen. Also gibt es vermutlich noch eine zweite Antwort auf die Frage, warum das Gras woanders immer grüner ist.
Wir sind nämlich nicht dazu geboren, um still zu stehen. Wir Menschen sind geboren, um zu wachsen, uns zu entwickeln und dazu zu lernen. Wenn die Dinge im Umfeld immer glatt laufen würden und wir nie eine Form der Unzufriedenheit spüren könnten, welchen Ansporn hätten wir, uns zu verändern und daran zu reifen?
Frei nach dem Motto: “Never change a running system!”
Also tun uns Veränderungen wohl doch gut, auch wenn sie sich noch so unangenehm anspüren.
Sie wecken die innere Gestalterin in uns, die sagt:
“Das bekommen wir hin!
Wir finden eine Lösung!
So könnten wir das erledigen!
Ich hab da eine Idee!
Lass uns was Neues ausprobieren!”
Manche dieser guten, neuen Ideen sind bereits jetzt, nach weniger als drei Wochen sichtbar geworden und manche werden sich womöglich erst später zeigen. Was immer wir auch als Einzelpersonen oder als Gesellschaft in dieser Phase lernen: wir werden definitiv nach dieser Krise ANDERS sein, weil wir einscheidende Veränderungen erleben.
Nicht alle Erlebnisse werden positiv sein, soviel steht fest. Es wird kranke und leidende Menschen geben. Es werden Tote zu beklagen sein. Es könnten Menschen traumatisiert zurückbleiben oder jedenfalls völlig ausgebrannt. Das ist womöglich unausweichlich.
Opfern wir also nicht diese wertvollen Leben ohne daraus etwas Gutes zu machen.
Es liegt an uns. Wir sind hier. Wir sind lebendig. Wir haben es in der Hand, die Dinge, die schon lange oder erst seit Kurzem schief gelaufen sind, zu verändern. Wir sind diejenigen, die die Zukunft in eine gute Richtung drehen können. Jeder und jede Einzelne von uns.
Also: nütze deinen Tag. Entweder um ehrlich dankbar zu sein, für was du hast.
Oder um eine vielleicht notwendige Veränderung auf den Weg zu bringen.
Und dazwischen: bleibt gesund! Haltet Abstand! Aber bitte nicht “soziale Distanz”, sondern “körperliche”!! 😉
Kommentar schreibenKommentare: 2
von Kerstin Bamminger | März 26, 2020 | Allgemein, Elternbeziehung, Hilfreich, Leben
Erstmals in der jüngeren Geschichte gibt’s also flächendeckendes HOME-schooling.
Pikanterweise gleich gepaart mit Home-office am HOME-Küchentisch und tendenziellem HOME-Lagerkoller, also quasi unter erschwerten Bedingungen.
Gott sei Dank wissen allerhand Experten gleich, WIE das funktioniert, haben Tipps und Tricks auf Lager und einen scheinbar unerschöpflichen Erfahrungsschatz.
Hmm. Ich kann und werde dir damit nicht dienen. Hier und heute erfährst du von mir lediglich, wie ich glaube, dass es NICHT geht – alles andere lerne ich selbst grad. Genau wie du, vermutlich.
Wir befinden uns in Woche 2 der neuen Corona – Zeitrechnung und langsam kommt so etwas wie Gewohnheit auf. Von heut auf morgen weht der Wind aus einer anderen Richtung, doch wer, wenn nicht wir Mütter bzw. Eltern, schultern Krisen wie diese mit links?!
Ich schnall mir also mein Superheldinnen-Cape um und düse durch meinen Alltag.
Neuerdings bin ich befugt, die Arbeit von 21 Lehrpersonen in 37 Gegenständen bei drei schulpflichtigen Kindern zu übernehmen, natürlich ein Kinderspiel. Ganz nebenbei schaukle ich noch das Fußballtraining, Instrumentalunterricht und Showdance-Klassen.
Also fliege ich mir der Trillerpfeife pünktlich um 6 Uhr Früh durch die Kinderzimmer und reiße den Nachwuchs unsanft aus den Federn – damit sind sie wenigstens gleich ordentlich geweckt und der Kreislauf in Schwung, wenn schon der morgendliche Spaziergang zum Bus oder zur Schule entfällt. Nach dem knappen Frühstück treibe ich sie in Windeseile an den Arbeitsplatz und überschütte sie – nach den digital übermittelten Aufgaben – noch mit zusätzlichen Übungen in jedem einzelnen Fach, damit daheim ja keine Gemütlichkeit aufkommt.
Ganz Superheldinnen-like gebe ich einen streng hierarchischen Plan vor, wann sie was zu tun haben, bloß nicht fragen, worauf sie grad Lust hätten – sonst finden sie sich ja später (irgendwann) in der Schule gar nicht mehr zu recht. Wichtig ist auch noch, reichlich Druck und Angst entstehen zu lassen, damit auch endlich mal was weiter geht – wochenlang nix tun geht ja gar nicht, da verblöden sie ja total! Jegliche Ablenkung wird nicht geduldet, ebensowenig ausgiebige Pausen … wo kommen wir denn da hin?!
Also tu ich ihnen letztlich einen Gefallen als superstrenger Lehrerinnenschreck….
Bevor du dich fragst, ob ich nun komplett den Verstand verloren hab: SO ist es natürlich glücklicherweise hier nicht gelaufen. Und jeder, der nicht so ähnlich vorgegangen ist, hat vermutlich schon irgendwas richtig gemacht bei diesem Heimbeschulungsdingsbums.
WAS jedoch das Richtige ist, WIE man das ganz genau hinbekommt und WER wofür Verantwortung trägt, kann ich hier und heute allerdings nicht beschreiben. Ich weiß noch nicht, welche Erkenntnisse wir in dieser Zeit gewinnen, ich kann nicht sagen, ob sie ausreichend lernen und entsprechend “üben”, ich kann nicht beurteilen, ob ihnen diese Wochen oder Monate in ihrer Schullaufbahn mal “fehlen” werden. Dafür ist es noch zu früh. Es gibt aber Experten, die sagen, dass 2-3 Monate verpasster Unterricht für den schulischen Wissenskanon letztlich irrelevant sind! (Ja, denkt mal über diese Aussage nach.)
Ich kann derzeit nur sagen, worauf ICH bei UNS im Home-Office-Schooling achte.
Ich lege Wert darauf, dass sich die Kids wieder selber spüren lernen. Darauf, dass sie womöglich (und hoffentlich!!) selbst noch einen Antrieb spüren, diesem einen Wissensgebiet, dieser Aufgabe jetzt nachzugehen. Dass sie spüren, worauf sie Lust haben und diese Energie dann sinnvoll nützen. Und auch spüren, wenn mal einfach nix weitergeht (auch wenn es halb neun Uhr morgens ist) und dann einer anderen Beschäftigung nachgehen, weil sie eventuell am Nachmittag eine gute Konzentrationsphase erleben.
Ich lege Wert darauf, dass sie sich selbständig organisieren lernen, ihre Aufgaben überblicken und eventuell zeitlich einschätzen können und dann eigenverantwortlich einteilen. Dazu gehört auch, sich mal zu täuschen und die To-do Liste nicht erledigen zu können oder viel zu früh fertig zu sein. Dazu gehört, sich selbst zu strukturieren und vorausplanen zu können.
Ich lege Wert darauf, dass ich sie emotional begleite – was momentan viel wichtiger ist, als die fachliche Unterstützung in diversen Fächern. (Und ääähhhm, in der berufsbildenden höheren Schule wird’s da auch in diversen Gegenständen recht knapp mit meinem Know-How.) Es gibt so viel abzufedern und zu reflektieren, weil die Kinder weniger bewegt, ob sie den Lehrstoff auch bewältigen, sondern mehr, dass ihnen ihre Freunde fehlen. Als Kolleginnnen oder Spielgefährten.
Ich lege Wert darauf, dass wir es als Familie in dieser Zeit gut haben miteinander anstatt den Leistungsdruck erst recht wieder absichtlich und unnötiger Weise nach oben zu drücken. Wir treffen uns nicht nur zum gemeinsamen Frühstück, sondern auch mal zu einer kleinen Jause am Vormittag, essen zusammen Mittag und auch am Nachmittag lässt es der nun leere Kalender zu, sich bei Lust und Laune rund um den Tisch zu versammeln und diesen Raum als Begegnungszone zu nützen und uns andererseits Rückzugsräume zugestehen.
Was ich also schon weiß ist: wir lernen nun Dinge, die sie in der Schule oder im früheren Alltag nicht oder nur begrenzt lernen konnten. Wir können und dürfen es uns gut machen beim gemeinsamen Arbeiten und Lernen. (Und… ein Schreibtisch mehr: wäre gut. Ein PC mehr: auch.)
Und dann gibt es noch viel mehr was ich oder wir NICHT wissen. Und weißt du was?
Es ist auch gar nicht notwendig.
Wir sind zum ersten Mal in dieser Situation.
Wir sind am Weg und lernen dazu, wir wachsen an unseren Aufgaben und entwickeln uns weiter.
Und DAS ist das, was zählt.
Das Beste zu geben, sich selbst und den Anderen Fehler zuzugestehen und nach einem Hoppala oder Hindernis weiter zu machen und wieder auf zu stehen.
Winston Churchill sagte: “Das ist die Kunst: einmal mehr aufzustehen, als man hinfällt!”
Und der Satz beinhaltet nicht, dass man dabei perfekte Haltungsnoten braucht!
Also, lass dir gesagt sein:
DU bist gut.
DU bist genug.
DU schaffst das.
DU wächst und lernst täglich dazu.
DU bist einzigartig & wunderbar.
Kommentar schreibenKommentare: 5
von Kerstin Bamminger | März 18, 2020 | Allgemein, Elternbeziehung, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Familien im Ausnahmezustand.
Egal ob wir daheim praktisch aufeinandersitzen müssen oder ob wir durch einen systemerhaltenden Beruf vor anderen Herausforderungen stehen: die momentane und wohl noch länger dauernde Situation ist alles, außer gewöhnlich.
Seit Bekanntwerden der Empfehlung “Bleib daheim!” gibt es eine Flut von Tipps und Rezepten, wie man Kinder daheim beschäftigt, was mit ihnen zu tun ist und ganz selbstverständlich übernehmen wir Eltern aus dem Stand den Heimunterricht. Warum Mütter dennoch keine Entertainer sind, was jetzt tatsächlich zählt und warum der Streit mit der Realität nichts bringt, darum geht’s heute hier am Blog.
Zack, zack, zack. Und der Staat wird auf Minimalbetrieb runter gefahren. Die Kinder sind daheim oder wir stehen vor echten Betreuungsproblemen. Das tägliche Leben wie wir es kennen: abgesagt.
Die Welt steht kopf. (Alle? Nein, eine Insel im Nordwesten Europas lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.)
Wie schon letzte Woche hier beschrieben, gibt es gute Gründe ruhig zu bleiben, das Neue als Chance zu wachsen zu sehen, die Herausforderung anzunehmen, in der Liebe zu bleiben.
Doch, dass nun der Druck auf Familien noch mal deutlich erhöht wird, fällt erst auf den zweiten Blick auf.
Mein erstes Gefühl war auch: hey, viel mehr Freiheit und Selbstbestimmung.
Das zweite allerdings: alles lastet auf meinen / unseren Schultern als Eltern.
Kein Wunder, dass man weiß, dass Quarantäne Maßnahmen die Zahl der häuslichen Gewalttaten in die Höhe treiben. Der Frust, die Enge, die Spannung entlädt sich – wie immer – nach unten: bei den Schwächeren, sprich Kindern und Frauen.
Wir sitzen im Kelomat (für alle, denen das Wort nix sagt: Druck-Schnellkochtopf. 🙂 ) Unterschiedliche Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und teils heftigen Gefühlen. Deckel drauf und dann kräftig aufheizen, der Druck kann steigen. Muss er aber nicht.
Ja, Kinder brauchen gerade in Krisenzeiten Struktur. Sie brauchen Rituale, die (vielleicht neu erfunden) jetzt gewisse Eckpfeiler im Tagesablauf markieren. Sie brauchen auch sinnvolle Beschäftigung und Anleitung.
Doch wir sind nicht für die Dauerbespaßung und -belehrung zuständig. Wenn wir in diese Rolle fallen, machen wir uns kaputt. Wir sollten erst gar nicht versuchen, jede Minute mit sinnvollem Tun zu füllen, eine Bastelidee nach der anderen umzusetzen, Aktivitäten vorauszuplanen und den Kindern dann vorzugeben. Das sind einfach gewohnte, alte Muster, die sich ihren Weg bahnen wollen. Doch wir brauchen nicht wieder “volles Programm” und “action” am laufenden Band.
Was jetzt not-wendig ist (Achtung, Wortspiel!), ist Beziehung.
Sie brauchen jemanden, der ihre Gefühle erfasst und benennt.
Sie brauchen jemanden, der ihre Bedürfnisse erkennt und anspricht.
Sie brauchen jemanden, der da ist: aufrichtig, ehrlich und echt.
Bedürfnisorientiertes und beziehungsorientiertes Handeln in einem neuen Licht, also. Weil wir nicht aus der Fülle an Möglichkeiten schöpfen können, die wir gewohnt sind, und Wünsche jederzeit erfüllen, werden wir zurückgeworfen auf das, worum es eigentlich geht:
das HINSEHEN, HINHÖREN und HINFÜHLEN.(Statt: “… ich schau, wie ich das möglichst schnell erfülle, damit Ruhe ist!”)
Statt: “Jammere bitte nicht schon wieder wegen den Freundinnen!”
Ja, es ist traurig, dass du deine Freundinnen so lang nicht sehen kannst.
Statt: “Du hast es doch so schön ruhig, jetzt lern halt einfach, was dir aufgegeben wurde!”
Ja, es ist frustrierend, dass du ganz allein lernen sollst.
Statt: “Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du derzeit mit niemandem spielen kannst!”
Ja, es ist furchtbar, die Nachbarskinder zu sehen und dennoch nicht spielen gehen zu können.
Statt: “Das geht jetzt nicht, wir können Oma und Opa jetzt einfach nicht besuchen!”
Ja, es ist schade, dass wir Oma und Opa jetzt so lang nicht sehen.
Statt: “Ich kann das – mir ist soooo fad – nicht mehr hööööreenn!”
Ja, es ist auch langweilig, dauernd zuhause sein zu müssen.
Es ist, wie es ist.
Kerstin Bamminger
Wenn wir mit der Realität streiten, sind wir immer die Verlierer.
Was den Druck im Kelomat also erleichtert, ist folgende Haltung:
“Ich sehe deine Bedürfnisse.
Ich höre deine Wünsche. Ich fühle, wie es dir geht.
Und ich helfe dir dabei, das auszudrücken und auszuhalten. “
Niemand sagt, dass das leichter ist, als Kinder zu “bespaßen” oder “beschäftigen”. Doch es ist definitiv dringender und vor allem NOT-wendig. Nach dem WAHRnehmen folgt übrigens keine gemeinschaftliche, langanhaltende Depression, sondern die Suche nach Lösungen:
- Was glaubst du, hilft dir, wenn es so langweilig ist?
- Was glaubst du, lenkt dich jetzt ab?
- Was können wir denn tun, wenn …. gerade nicht geht?
Bindet die Kinder in die Lösungsfindung ein! WIR müssen nicht alles wissen! Wir können Möglichkeiten anbieten und vorleben (“Weißt du, mir hilft zum Beispiel, ….”). Wir können aber auch unwissend sein.
Es ist deswegen trotzdem manchmal schwer auszuhalten, weil wir in unseren Möglichkeiten begrenzt sind, oder uns zumindest begrenzt fühlen – und: weil wir selbst im Ausnahmezustand sind.
Du darfst auch sagen:
Ich bin auch traurig. Ich bin auch frustriert. Ich bin auch überfordert.
UND: wir schaffen das GEMEINSAM.
Es darf dauern, bis sich ein neues System “einpendelt” und dabei darf es auch ordentlich wackeln.
Vertrauen wir darauf, dass wir jetzt die Gelegenheit haben, Dinge neu zu ordnen, unseren ausschweifenden und überdimensionalen Lebensstil zu überdenken und dass es gelingen wird eine bodenständige, neue Ausrichtung zu bekommen.
Auch wenn wir jetzt noch nicht genau wissen, wie die aussehen wird.
Stay positive. Stay strong.
Das Ausdrücken von Gefühlen und Bedürfnissen ist oft schwieriger als vermutet. Wir sind, wie ich gern sage, sachlich verwahrlost, was dieses Thema angeht, unterscheiden bei der Frage “Wie geht’s dir denn?” oft nur zwischen gut und schlecht. Dabei sind wir soooooo viel mehr!
Diese beiden Gefühlspaletten schenke ich dir: druck sie aus und hänge sie an einen gut sichtbaren Ort, wo sie dir hilfreich sein können als Unterstützung beim Formulieren von Gefühlslagen. Wenn deine Kinder noch nicht lesen können, biete ihnen verschiedene Begriffe an, oder versuche für sie den richtigen Ausdruck zu finden.
Das verlangt viel Empathie, ich weiß – es ist aber sprachliche Bildung und Herzensbildung in höchster Form!
Bei Fragen: immer gern das MAMAtelefon nützen 😉 …
von Kerstin Bamminger | März 12, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Da sind wir also. Mehr oder weniger plötzlich erwachen wir in einer Situtation, die wir so sicher nicht geplant hatten, oder uns so wünschten. Ein Virus und sein Schatten verschaffen sich Raum – kaum jemandem, der nicht völlig abgeschottet von Nachrichten & Co lebt, war es wohl möglich, in den letzten Tagen einen kompletten Bogen um das Thema zu machen.
Es geht uns an. Und es geht uns alle an. Gedanken kreisen beständig um das Thema, der kritische Geist überlegt, was vielleicht Wahrheit und was Übertreibung ist, das bequeme Gemüt schreit auf, dass es keine Veränderung will, der sensationshungrige Zwerg in uns meint, gefüttert werden zu müssen und ganz nebenbei erwacht draußen, als ob sie nichts von all dem wüsste, die Natur.
Auch in Zeiten, in denen scheinbar alltäglichste Dinge über unseren Kopf hinweg bestimmt werden, uns verordnet werden, haben wir die Wahl. So wie wir immer irgendwie eine Wahl haben.
Wir können in Panik geraten, uns jede Schreckensmeldung anhören, wie verrückt unsere Lebensmittelvorräte aufstocken, Angst und Schrecken verbreiten und uns fürchten, weil alles momentan ach so schrecklich ist.
Und wir können Ruhe bewahren, Empfehlungen einfach beachten, unsere Nächsten schützen. Wir können Begrüßungsrituale verändern und dabei erleben, wie wir plötzlich viel bewusster auf den anderen achten, weil es nicht mehr so automatisiert ist. Wir können spielerisch an das Thema Händewaschen herangehen und unsere Haut dabei achtsam spüren. Wir können Kontakt zu den Großeltern vermeiden und schon jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen genießen. Wir können – wie Notfallsanitäter Mag. Gerry Foitik gestern treffend beschrieben hat – durch Rücksichtnahme zu Lebensrettern werden indem wir unser Leben für einige Zeit verändern.
Veränderung. Wunderbare Zeiten also für’s Gehirn. Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich Fan von allem Neuen bin, dass ich gerne selbst unbeschrittene Wege gehe und es mag, mich heraus zu fordern, ungewohnte Dinge zu tun, um im Kopf frisch zu bleiben.
Jetzt bekommen wir Veränderung quasi per Verordnungsschein. Wunderbar. Schulen und Kindergärten machen ab nächster Woche dicht. Alle möglichen Veranstaltungen sind abgesagt. Aufträge werden storniert und plötzlich wird aus einem vollen Kalender einer mit ganz viel Raum.
Jammern wir nicht allzu oft über das hohe Tempo?
Jammern wir nicht allzu oft über die vielen Termine?
Jammern wir nicht allzu oft über ärgerliche Verpflichtungen?
Nun – jetzt können wir mal ordentlich bremsen und uns auf das Wesentlichste reduzieren.
Und das, obwohl wir (noch hoffentlich lang) bei bester Gesundheit sind.
Eine Pause.
Ein Schnitt.
Eine Unterbrechung.
Und weißt du was? Ich bin nicht die Einzige, die sich ein bisschen darauf freut. Schon mehrere Menschen mit denen ich in letzter Zeit Kontakt hatte, haben schon Ideen, was sie “nun endlich” umsetzen möchten, weil durch diese außergewöhnliche Situation Zeit dafür entsteht.
Die Ideen reichen von “ich näh mir endlich mein eigenes Dirndl, der Stoff liegt eh schon so lang daheim” über “ich miste meinen Gewandkasten aus” bis hin zu “die Garage gehört dringend aufgeräumt”. Ich kann es schon jetzt fast fühlen, wie es sein wird, lang aufgeschobene Dinge erledigt zu haben – weil viele Alltagstermine ausfallen.
Natürlich bin ich in einer privilegierten Situation, denn es gibt Berufsgruppen und Menschen, die jetzt erst recht gefordert sind, vielleicht noch mehr arbeiten sollen und sich dabei in Gefahr begeben, über ihre Grenzen hinauswachsen müssen. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die durch ihr Tun diese Gesellschaft in einer Krise am Laufen halten und DANKE von Herzen.
Allen, denen die aktuellen Emfehlungen einen wirren Kopf bescheren, denen wünsche ich jedenfalls, dass es ihnen gelingt, RUHE zu bewahren, POSITIV zu bleiben, sich für LANGSAMKEIT zu begeistern, und immer davon auszugehen, dass es da LÖSUNGEN gibt, neue VERHALTENSWEISEN zu erproben und entdecken, zu WACHSEN mit der Aufgabe.
Bleiben wir zuversichtlich.
Bleiben wir achtsam.
Bleiben wir rücksichtsvoll.
Bleiben wir dankbar.
Bleiben wir gelassen.
Bleiben wir freundlich.
Bleiben wir in der Liebe.
Denn Angst macht definitiv krank. Auch ohne Virus.
Stay safe and enjoy your new current life.
P.S: derzeit stelle ich es mir durchaus idyllisch vor, mit den Kindern den neuen Alltag daheim zu gestalten, viel Zeit für Spiel und Natur zu haben, die sonst fehlt. Ein bisschen Lernen und HomeOffice dazu, nebst jeder Menge Familienzeit. Falls uns die Realität überholt und wir anschließend alle einen Lagerkoller haben, liest du es vermutlich nächste (oder übernächste) Woche … genau hier. 😉
Kommentar schreibenKommentare: 6
Neueste Kommentare