Ganz schön viel, das alles. Immer wieder im Leben gelangen wir an unsere Grenzen, stehen an, sind verzweifelt, wissen nicht weiter und sind mit heftigen Emotionen konfrontiert. Besonders anspruchsvoll ist es, dann als erwachsene Person, Kinder dabei zu begleiten. Warum wir von Selbstkontrolle weg zu Selbstregulation hin dürfen und wie das machbar wird, darum geht es heute und hier.
ÜBERLEBENSNOTWENDIG
Wenn wir über Gefühle nachdenken oder darüber sprechen, verwende ich gern zwei Bilder zum besseren Vorstellungsvermögen. Erstens sind Gefühle wie Luft: sie sind unsichtbar, man kann sie nicht angreifen oder vermessen und dennoch sind sie da, existieren und sind pure Lebensenergie. Wir brauchen sie, wie die Luft zum Atmen. Wer keine Gefühle hat, ist tot – zumindest emotional gestorben. Also sind Gefühle nicht nur unbestreitbar ein Teil des Lebens sondern sogar ÜBERlebensnotwendig.
VON OBERFLÄCHLICHKEITEN UND WESENTLICHEM
Das zweite Bild hat mit der Kommunikation ÜBER Gefühle zu tun und beschreibt sie wie einen Schlüssel. Gefühle – beziehungsweise das Sprechen über Gefühle – sind wie Schlüssel zum Tor der Welt des anderen. Wenn wir darüber reden, wie es uns geht, was wir fühlen, was uns berührt und bewegt, kommen wir ganz schnell weg von Oberflächlichkeiten hin zum Wesentlichen, zu den Themen, die uns selbst oder unser Gegenüber gerade ausmachen. Dazu braucht es natürlich eine gute Portion Vertrauen und einen sicheren Rahmen, besonders, wenn wir über Gefühle bei unerfüllten Bedürfnissen sprechen.
LAUTSTARKER AUSDRUCK
Wenn Kinder oder wir selbst Freude, Begeisterung, Leichtigkeit, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Enthusiasmus, Inspiration, Erfüllung, Sicherheit, Liebe oder ähnliches empfinden, ist es meist leicht, das zu begleiten oder auszuhalten – weil wir diesen Zustand nicht verändern wollen und alles gut ist. Doch wenn wir andere Farben der Gefühlspalette spüren oder begleiten, sind wir oft recht schnell am Ende unserer elterlichen Weisheit angelangt. Umso mehr, wenn das Kind Emotionen wie Trauer, Wut, Frust, Enttäuschung, Demütigung, Unsicherheit, Angst, Zorn, Langeweile, Sehnsucht oder Hass auch noch deutlich lautstark auszudrücken vermag.
Schrei doch nicht so rum!
Jetzt beruhig dich doch!
Stell dich Bitteschön nicht so an!
Was hast du denn nun schon wieder?
Du bist echt ein Wahnsinn, so eine Katastrophe!
Solche oder ähnliche Sätze (ergänze gern aus deinem persönlichen Repertoire) kommen uns allen (inklusive mir) gelegentlich über die Lippen, dabei bringen sie uns selbst UND dem Kind genau gar nichts. Sie sind auch keine Hilfe für das geplagte Menschlein, sondern lediglich Ausdruck unseres eigenen Zustands, in dem wir uns befinden: zu müde, zu genervt, zu frustriert, zu enttäuscht, zu gestresst, zu schlecht gelaunt, zu sonst was – um angemessener reagieren zu können. Wir wollen einfach, dass es aufhört, dass wir (oder das Kind) endlich wieder kontrollieren, was abgeht.
Kontrolle heißt in dem Fall oft: Unterdrücken, Wegdrücken, Abschalten. Doch es braucht einen anderen Umgang.
Solltest du einfach NICHT WISSEN, wie man besser auf heftige Gefühle reagiert, hab ich hier drei Schritte für dich auf dem Weg von der Unterdrückung hin zur Regulation. Ich beschreibe sie im Folgenden aus der Sicht eines Elternteils zum Kind, doch merke dir: auch mit Erwachsenen verhält es sich so und du kannst diese Schritte jederzeit auf Erwachsenenbeziehungen ummünzen.
SCHRITT 1: GEFÜHLE ERKENNEN & BENENNEN
Wenn dein Kind sich in einem emotionalen Sturm befindet (oder auch nur einer Verstimmung) ist es wichtig, es dort abzuholen, wo es gerade steht. Je jünger das Kind ist und je geringer die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und Entwicklung fortgeschritten ist, desto mehr braucht es eine erwachsene Bezugsperson, die dieses Versprachlichen für das junge Kind übernimmt. Natürlich können wir auch manchmal falsch liegen, aber der Versuch, das Kind in seinem Gefühl zu erfassen, ist enorm wichtig. Sag also:
Ich merke, du bist wütend – stimmt das?
Du ärgerst dich aber grad richtig – erzähl doch!
Das ist richtig frustrierend für dich, hab ich recht?
Du weinst ja, bist du grad richtig traurig, was?
Du bist verletzt, weil du ausgeschlossen wirst, stimmt’s?
So oder so ähnlich geben wir dem Kind zu verstehen: ich sehe dich in deinem Gefühl. Ich lasse dir dein Gefühl und sag dir durch meine Worte: du bist richtig und gut und darfst dich so fühlen. Auch wenn wir es auf unserer erwachsenen Verstandesebene vielleicht überhaupt nicht kapieren. Das ist in dem Moment egal. Es geht um das Kind und darum, dass es gesehen werden will.
Und darum, dass wir unseren Lösungsimpuls: “Geh, ist doch nicht so schlimm!” erstmal unterdrücken, weil es vorher noch etwas anderes braucht.
SCHRITT 2: BEDÜRFNIS SEHEN
Vor jedem Gefühl steht ein Gedanke, und hinter jeder Emotion steht ein Bedürfnis, das gerade erfüllt ist (wenn es uns “gut” geht) oder eben nicht erfüllt ist (wenn es uns “schlecht” geht). Ich plädiere gern dafür, auch positive Gefühlslagen sprachlich auszudrücken, weil es auch dafür Worte braucht, um eine gute emotionale Bildung zu fördern. Doch das Beschreiben von Bedürfnissen hinter belastenden Gefühlen ist NOT-wendig. Es ist der erste Schritt in Richtung Lösung, wenn wir solche kleinen oder großen Krisen bewältigen und absolut wichtig, weil wir uns in diesem Schritt damit befassen: welches meiner Bedürfnisse ist grad nicht ausreichend erfüllt?
Dieser Schritt wirft uns zurück auf uns selbst, weil jeder Mensch unterschiedlich auf Situationen reagiert und jede Person individuelle Belastungsgrenzen hat. Bedürfnisse selbst sind allerdings immer universell, das heißt: JEDER Mensch hat sie, wenn auch in verschiedenem Ausmaß.
Du möchtest wieder mit deiner Mannschaft Fußball spielen können, nicht? (Bedürfnisse dahinter z.B.: körperliche Bewegung, Spaß, Spiel, Gemeinschaft, Selbstausdruck…)
Du möchtest auch mitspielen mit deinem Bruder, hab ich recht? Bedürfnisse dahinter z.B.: Dazugehörigkeit, Akzeptanz, Frieden, Harmonie, Integration, Liebe, Verbindung, Anerkennung…)
Du vermisst deine Freundinnen schon heftig, und würdest die gern wieder umarmen?! (Bedürfnis dahinter z.B.: Berührung, Leichtigkeit, Wohlgefühl, Wahlfreiheit, Wärme,…)
Je jünger Kinder sind, desto eher braucht es eine “Übersetzung” in eine kind- und altersgerechte Sprache. Ein Zweijähriger hat nämlich sehr wohl ein Bedürfnis nach Integrität, kann aber mit dem Wort nix anfangen. Das erfordert schon allerhand sprachliches und emphatisches elterliches Geschick.
SCHRITT 3: AUSDRUCK VERLEIHEN
Wenn jemand erfreut ist, würden wir nie sagen: hör doch auf zu Lächeln. Bei Emotionen, die wir als “negativ” bewerten, verlangen wir das aber öfter von uns oder den Kindern. Dabei dürfen und sollen Gefühle “raus” – es kommt nur auf ein gutes “WIE” an. Wut an anderen Kindern auslassen: ungünstig. In den Boxsack kicken, weinen, stampfen: gut möglich. Rausgehen, sich körperlich betätigen, Musik hören, ablenken: vielleicht auch. Es kommt immer auf individuelle Lösungen an, weil für jeden Menschen etwas anderes gut ist.
Wichtig ist einfach: Emotionen unterdrücken führt dazu, dass sie sich einerseits aufstauen im Innen und andererseits zu einer Unterdrückung, die langfristig nicht nur zur Folge hat, dass negative Regungen dann irgendwann ausbleiben sondern leider auch positive. Dann gibt’s nur mehr minimale Höhen und Tiefen und ganz viel “plattes Land”, wie Nora Umlau das in ihrem Buch (“So viel Freude, so viel Wut”) beschreibt. Und das will ich ja bitte überhaupt nicht, dass wir bei unseren Emotionen, unserer Lebensenergie am Bremspedal stehen!
Also braucht es ein Ventil, noch besser mehrere verschiedene, eine passende Ausdrucksmöglichkeit und die Botschaft an das Kind:
DU bist okay, wie du bist.
Du hast starke Gefühle und die kannst du auch ausdrücken.
Ich begleite dich dabei, dass das in Akzeptanz deines Umfeldes passieren kann.
In diesem Feld gehen wir also mit (intensiven) Gefühlen um. Das ist emotionale und menschliche Schwerstarbeit und daher sei gesagt: kein Elternteil dieser Welt schafft das in 100% der Situationen, weil es dazu braucht, dass wir selbst eine halbwegs gut versorgte Bedürfnislage brauchen, um diese sensible Arbeit mit den Kindern (oder anderen Menschen) erfüllen zu können. Fehler (=Erfahrungen) sind erlaubt und auch okay, sie zeigen dir einfach: DU SELBST hast auch gerade ein Bedürfnis nicht erfüllt ;-). Eine Einladung zur Selbstfürsorge, sozusagen.
BEGEGNUNGEN IM VERHÄLTNIS 5:1
Es gibt Untersuchungen, die zeigen: wenn auf fünf positive Begegnungen eine negative folgt, ist das immer noch eine gute / glückliche / zufriedene Beziehung. Also im Zweifelsfall und in intensiven Zeiten dann jedenfalls darauf achten, genügend positive Beziehungsangebote zu setzen, die dieses Verhältnis herstellen können.
Eine Umarmung.
Ein liebevoller Blick.
Ein wertschätzendes Wort.
Eine kleine Gefälligkeit.
Das Lieblingsessen kochen.
Ein gemeinsamer Spaziergang. Es kann was ganz, ganz Kleines sein.
Die Einschränkungen und Veränderungen im Leben der Kinder in den letzten Monaten machen was mit ihnen. Und mit uns. Seien wir die Lobby unserer Kinder. Setzen wir uns für ihre Bedürfnisse ein. Geben wir ihren Gefühlen Raum und Gewicht und begleiten sie da durch.
Wenn “Freunde einladen” der neue zivile Ungehorsam ist, dann – JA – ist das ein Aufruf, sich weniger an Regeln zu halten als an menschliche Bedürfnisse. Das sehe ich als meine elterliche Verantwortung.
Was in diesem Beitrag war neu für dich und was willst du dir mitnehmen in deinen Alltag? Lass es mich wissen! Mehr zu diesem Thema? Einfach kommentieren …. bitte & danke!
FREE for YOU:
Du kannst dir hier auf der Website “zwei Gefühlspaletten” herunterladen, die dir als Elternteil helfen, den Gefühlen deines Kindes besseren Ausdruck zu verleihen bzw. sie genauer zu beschreiben.
#1Viola Liebisch (Sonntag, 07 Februar 2021 11:20)Ich lese schon länger deinen Blog und wollte dir auf diesem Weg von ganzem Herzen danken. Du gibst mir so viel Inspiration, so viel Verständnis für mich selbst und meine Kinder. Es ist oft wie ein Rettungsring wenn man denkt, dass das Leben und die Gefühle einen überrollen, wie eine Welle im Meer. Du hast so eine tolle Art zu schreiben und es ist immer wieder sehr beruhigend, wenn man sieht, dass es anderen mit Kindern oder dem Partnern auch so ergeht. Und das große Highlight: dass du verschiedene Lösungswege gleich dazu schenkst, die in der Realität auch wirklich umsetzbar sind 😀 Danke auch für die Buchtipps und Zitate, dadurch kann man sich gut zusätzliche Infos holen. Alles Liebe Viola
Das kindliche Leben ist erfüllt von verschiedenen magischen Figuren, manche rein in der Fantasie, andere greifbar nahe. Sie sind aufgeladen mit verschiedenen Mythen und Ideen und viele davon sind mehr als verzichtbar. Wie man dennoch Traditionen aufrecht erhalten kann, ohne den Kindern damit zu drohen und wo man Magie durchaus nützen darf, darum geht’s heute am Blog.
WO DER SPASS AUFHÖRT
Zugegeben. Ich bin in mancher Hinsicht befangen. Als ich Teenagerin war, hatten unsere Turnlehrer die ach so witzige Idee, eine Schar Krampusse (ich vermute, es waren unterbelichtete Jugendliche) in der Turnhalle auf uns loszulassen. Sie haben tatsächlich feste ihre Ruten auf uns peitschen lassen, bei einem Fluchtversuch stürzte ich und scherte mir meine Schienbeine kräftig auf, konnte mich dann auf das Klo retten und wurde selbst dorthin von einem geistreichen Maskenträger verfolgt, der unter der Klotür noch die Rute durchschob. Es war alles andere als lustig, dabei war mir zu dem Zeitpunkt natürlich längst bekannt, dass sich darunter einfache (im wahrsten Sinn des Wortes) Burschen verstecken, die einfach nur verkleidet Mist bauten und Gewalt anwandten.
DER ECHTE NIKOLAUS
So oder so ähnlich wie es mir damals ging, denke ich, geht es auch heute noch vielen Kindern, wenn Eltern nicht nur Krampus (das ist ja echt die Härte uns absolut indiskutabel) sondern auch Nikolaus oder Christkind dafür einsetzen, Kinder unter Druck zu setzen. Zumal das ja nicht bei Teenagern gemacht wird, sondern bei viel jüngeren Kindern, die eben noch nicht unterscheiden können, ob das nun eine “Verkleidung” ist oder “echt”!
Nur so zur Erklärung: in meiner Zeit als Elementarpädagogin hat sich der Nikolaus vor den Kindern sein Gewand angelegt (um zu zeigen, dass wir das nur im Andenken an diesen Heiligen tun) und hinterher waren sich die Kinder einig: der “echte” Nikolaus war bei uns gewesen! 😉
ZWISCHEN FASZINATION & VERANTWORTUNGSLOSIGKEIT
Was für die einen faszinierend und eine schöne Tradition ist, die sie nicht missen möchten, ist für andere Kinder der blanke Wahnsinn. Sie fürchten sich vor den riesigen Gestalten in ihrem außergewöhnlichen Gewand und auch wenn diese noch so friedlich erscheinen, können sie bei manchen Kindern heftige Ängste auslösen. Ein Kind hat sich hier mal, während der Nikolaus da war, tatsächlich groß in die Windeln gemacht. Ich brauche an dieser Stelle nicht erklären, was das zu bedeuten hatte. Gerne würde ich diese Situation ungeschehen machen und im Nachhinein manches korrigieren. Doch vieles haben wir auch gut gemacht in all diesen Jahren, wo die Kinder diese Figuren so faszinierend fanden. Denn die Verantwortung für was auch immer gaben wir nie in die Hand solcher Wesen und Gestalten.
ZWISCHEN SCHWÄCHE & GLAUBWÜRDIGKEIT
“Du musst brav sein, das Christkind fliegt schon und schaut dir zu!”
“Da kommt der Krampus, wenn du nicht machst, was ich sage!”
“Der Nikolaus erfährt alles, wirst schon sehen!”
Mit solchen Sätzen machen es sich Eltern scheinbar leicht und zwingen ihre Kinder, ihren Vorstellungen und Wünschen zu sprechen. Und vor lauter (Ehr-)Furcht, Angst und Zweifel kooperieren Kinder weit über die Zumutbarkeitsgrenze hinaus. Doch der Schein trügt. Eltern schwächen sich mit solchen Aussagen. Sie schwächen ihre Kompetenz, ihre Glaubwürdigkeit und vor allem ihre Beziehung und Bindung zum Kind, denn es heißt ja indirekt: “… und ich lasse zu, dass das geschieht!”
Sicherheit geht verloren, Vertrauen auch und die Freude sowieso.
Was also tun? Wenn man Traditionen liebt und sie den Kindern auch nicht vorenthalten will? Wieviel Ehrlichkeit brauchen Kinder? Wo sind die Grenzen dieser magischen Wesen?
Hier hab ich drei Tipps für Eltern, die das gut angehen möchten.
TIPP 1: NEVER EVER DROHEN
Das Wichtigste von allem ist tatsächlich, Figuren wie Nikolaus, Zahnfee, Krampus, Osterhase, Christkind oder weiß der Kuckuck wen, niemals als Drohgebärde zu verwenden. Es ist schlecht. Punkt. Schlecht für Eltern und schlecht für die Kinder. Hört auf damit.
Wenn Kinder sich nicht ohnehin fürchten, tun sie es bestimmt nachher, auch wenn sie oft scheinbar noch so cool zurück schmettern “… macht mir eh nix!”
Ihr Eltern seid stark genug, ihr wollt starke Kinder, selbstbewusste dazu und das ist wirklich das letzte, was ihr damit erreichen werdet, wenn ihr droht: “Da kommt aber ….. !”
TIPP 2: BEOBACHTEN, WAHRNEHMEN & INTERPRETIEREN
Allezeit drei wichtige Kompetenzen, die Eltern brauchen. Schau auf dein Kind: will es den Nikolaus wirklich sehen? Oder reichen Geschichten und ein still und heimlich gefundenes Sackerl mit Brief völlig aus? Was erzählt es darüber? Wie ist seine Körpersprache? Was kannst du als Elternteil wahrnehmen und beobachten?
Und danach komme ins Interpretieren und versuche, eine Lösung für dein Kind zu finden. Manche Kinder freuen sich unfassbar, wenn sie den Nikolaus sehen oder angreifen dürfen. Manche sind echt coole Socken und plaudern locker-lässig mit diesen magischen Figuren. Wenn aber auch nur der Anflug von Ängstlichkeit vorhanden ist, dann sollte man nachdenken:
Wird mein Kind dadurch gestärkt?
Wird mein Kind dabei ernst genommen?
Wird mein Kind dadurch besser gesehen?
Bekommt es Hilfe, wenn es Abstand, Rückzug oder Schutz braucht?
Und gib dir selbst die Antwort, ob es das wirklich braucht, solche Personen einzusetzen.
Es kann kaum einheitliche Lösungen für große Kindergruppen geben, so nebenbei angemerkt.
TIPP 3: MAGIE RICHTIG NÜTZEN
Es ist immer ein wenig Magie im Spiel, wenn wir von Nikolaus, Christkind, Osterhase, Weihnachtsmann oder so sprechen – und diese Magie kann durchaus genützt werden. Und zwar weit besser, als wir das manchmal tun.
Kinder sind im Kindergartenalter (und oft weit darüber hinaus) sehr empfänglich für magische Ideen und auch ich nütze dieses Alter, um Kinder mit Magie zu stärken, wenn ich Kinder coache. In der Praxis sind das dann Mutsteine, Kraftmurmeln oder Zaubergriffe, die dem Kind die Möglichkeit geben, in die Handlungsfähigkeit zu kommen und den Glauben an sich zu stärken.
Wenn schon Nikolaus, dann bitte in das “goldene Buch” ausschließlich positive Botschaften reinschreiben, worauf das Kind stolz ist, Anerkennung zollen, es aufbauen, bewundern. Wenn schon Zahnfee, dann bitte als Mutmacherin. Wenn schon Christkind oder Weihnachtsmann, dann als positive, bestärkende Instanz nicht als bestrafender, ewig beobachtender Erziehungshelfer.
Nütze Magie und die Vorstellungskraft um dein Kind GROSS zu machen, um ihm Vertrauen zu schenken und es zu unterstützen bei herausfordernden oder zermürbenden Aufgaben. Alles andere kannst du getrost weglassen.
ZWISCHEN EHRLICHKEIT & DESILLUSION
Kinder haben ein Recht auf magische Ideen, wie ich finde. Sie dürfen sich imaginäre Freundinnen zulegen, an die Zahnfee glauben und das Christkind bewundern. Wenn sie dich fragen: “Gibt es das wirklich?” Dann halte es wie der fabelhaft schlechte Therapeut aus “Monsieur Claude und seine Töchter”, der immer dasselbe sagt, was in diesem Fall aber super passt: “Oh. Und du? Was meinst du? Aha. Und weiter?”
Das heißt soviel wie: Höre genau hin, das Kind zeigt dir, wie viel es wissen mag! Und du erfährst aus seiner Welt! Der Vorteil dabei: du wirst es nicht mit deinen Erklärungen überfordern, wenn du dich an ihm orientierst! Nur, wenn es explizit nach deiner Meinung fragt, äußere sie.
Ich fand folgende Sätze immer wertvoll:
“Gibt es den Nikolaus?” – “Ja, das war ein Mann, der vor langer Zeit gelebt hat und Gutes getan hat, sodass wir heute noch an ihn denken und ihn feiern.” “Gibt es das Christkind wirklich?” – “Ja, das Christkind ist das Kind in der Krippe. Das Kind von Maria und Josef!” “Bringt das Christkind die Geschenke?” – “Hm. Was meinst du?”
Und pack all dein Fingerspitzengefühl aus, wenn du ins Gespräch gehst.
WENN DIE ZEIT REIF IST
Wenn Kinder aus dem magischen Alter eindeutig draußen sind und wissen wollen, was hinter dem Zauber von Weihnachten – neben dem Geburtstag von Jesus – noch versteckt ist, hat man verschiedene Möglichkeiten. Unsere Töchter bekamen damals von uns einen Brief zu Weihnachten, mit dem wir Eltern sie ins “Team Christkind” geholt haben. Und der Jüngste spielt heuer wohl ein letztes Mal “Sherlock Holmes” am Heiligen Abend, denn er will es heuer unbedingt selbst herausfinden, hat er letzten Sonntag gesagt. Wir werden ihm diese Freude gönnen und mit einer kleinen Träne in den Augen auch ihm diesen Brief unterm Baum geben … und damit das letzte unserer Kinder hereinholen in unser magisches Weihnachtsteam.
Du siehst also:
Magie kann wundervoll sein und bezaubernd, stärkend und inspirierend. So dürfen und sollen wir sie nützen … empathisch, ehrlich und fasziniert: denn das tut auch uns Eltern gut! Du bist meiner / anderer Meinung? Schreib mir gern in die Kommentare, wie du das Thema siehst!
Du könntest eine Vorlage für so einen “Team CHRISTKIND Brief” brauchen? Ich schenke dir unsere Formulierung weiter. Verwende sie gern, wenn sie für dich stimmig ist!
Für “kniffligere” Fragen steh ich auch gern am MAMAtelefon zur verfügung! Unkomplizierte, rasche und individuelle Hilfe – ohne Termin, von daheim aus! Lass mich dein Telefonjoker sein ;-). (Abrechnung nach tatsächlicher Gesprächszeit, 1€ pro Minute)
Die werden doch nicht wirklich …?! Dachte ich mir bis Samstag Nachmittag, doch nun wird zum zweiten Mal in diesem Jahr den Familien Distance Learning vor den Latz geknallt. Nein, halt! Wer “Bedarf” hat, kann die Kinder zur Betreuung in die Schule schicken. Nun, dann will ich mal erklären, was Bedarf so ist und meiner Meinung nach rechtfertigt, die Kinder weiterhin zur Schule zu schicken.
AHNUNGSLOSE MÄNNER OHNE KINDER
Es ist Montag und für viele Schülerinnen schon der letzte Schultag der Woche. Ab morgen geht’s – wenn es nach der Meinung der Regierenden geht – wieder zurück zum Distance Learning. “Ihr schafft das schon, reißt euch mal zusammen … ” tönt es zwischen den Zeilen in Richtung Familien und da vor allem Richtung der Frauen und Kinder. Meist aus den Mündern ahnungsloser und kinderloser Männer, die viel zu idyllische Vorstellungen davon haben, was ab morgen wieder in vielen Familien Alltag sein wird.
Man erkennt das deutlich an dem Empfehlungen, die ausgesprochen werden: sie wissen nicht, was sie tun (und sagen).
HOMEOFFICE – IDYLLE
Gemütlich aufstehen, gemeinsam frühstücken und danach gemeinsam an die Arbeit gehen, jedes Kind willig und mit seinen Arbeitsaufträgen vertraut, alle Materialien vorhanden und unmissverständlich aufbereitet. Die Geräte alle top und Internetanschlüsse für alle Personen im Haushalt, ein starkes W-Lan on top. Man arbeitet ruhig und besonnen vor sich hin, die Kinder arbeiten ja auch daheim nach Stundenplan. Arbeitsräume und Spielräume sind wie der Minister empfiehlt, voneinander getrennt und adäquat eingerichtet – schalldicht sowieso, damit sich die Kinder nicht gegenseitig aus der Ruhe bringen können. Selbst ist man, mit ein wenig Glück, auch mit Homeoffice vertraut und profitiert von einer unzerstörbaren Konzentrationsfähigkeit, wenn die Kinder zwischendurch doch mal eine Frage an die greifbare Bezugsperson haben sollten.
KINDER LAUFEN NICHT NEBENBEI
Falls das irgendjemand so erlebt, dann gratuliere. Hier und vielerorts ist das jedenfalls anders. Nicht nur, dass die Kids von vorn herein geknickt sind, weil sie Klassenkolleginnen nicht sehen können, sie schaffen den Umstieg von Arbeitswelt und Entspannungsfeld innerhalb des (vielleicht) eigenen Zimmers oder der Wohnung eher schlecht als recht und sind – je jünger, desto mehr – angewiesen auf die Begleitung von Erwachsen, die – ups, stimmt ja! – eigentlich selbst an ihrer Arbeit sitzen sollten oder wollen. Kinder und auch Schüler laufen nicht nebenbei, zumindest die meiste Zeit nicht – und die Arbeits- und Konzentrationsphasen dazwischen sind definitiv zu kurz, um als Erwachsene daneben genug zu “schaffen”.
FAMILIEN UND IHRE BEDÜRFNISSE
Mal ganz klar: ich erwarte von einem kinderlosen Mann Anfang 30 nicht im geringsten, irgendeine Vorstellung davon zu haben, wie es ist, berufstätig zu sein und gleichzeitig schulpflichtige Kinder zu haben. Er kann es nicht wissen (und leider interessiert es ihn auch nicht die Bohne). Darum bin ich und sind wir als Eltern wieder mal gefragt, selbst Verantwortung zu übernehmen für unsere Kinder. Weil niemand besser weiß, was unsere Kinder brauchen, weil niemand klarer sieht, wie unsere Kinder verzweifeln, weil niemand eindeutiger spürt, welchen Bedarf Familien haben.
DU HAST BEDARF
Und dieser Bedarf, Kinder in Bildungseinrichtungen betreuen zu lassen, fängt nicht erst bei der eigenen Berufstätigkeit an! Bedarf kann man auch aus unterschiedlichsten anderen Gründen haben und so appelliere ich an alle Frauen und Familien da draußen: formuliert euren Bedarf, zeigt ihn! Niemand muss alles allein schaffen! Sprecht die unbequeme Wahrheit aus.
Klar und eindeutig, denn es gibt viele Gründe, Kinder weiter in die Schule zu schicken!
Du hast Bedarf, wenn du …
… deinen Kindern einen örtlichen Wechsel und damit mehr Struktur im Alltag ermöglichen willst. … du deine Eltern-Kind-Beziehung nicht überlasten willst und nicht erst reagierst, wenn Situationen mehrfach total eskaliert sind. … neben den unzähligen Rollen, die wir Eltern übernehmen, nicht auch noch Lehrkraft sein kannst. … du deiner Erwerbsarbeit nachgehen willst oder musst: EGAL, ob das im Homeoffice oder außer Haus ist!! … nicht gleichzeitig effektiv arbeiten UND Kinder gut begleiten willst und kannst – denn das geht sich einfach nicht aus, hat nichts mit Engagement oder Willenskraft zu tun, sondern ist schlicht und einfach UNMÖGLICH. … du daheim nicht ausreichend Raumund ruhige Arbeitsplätze für alle Personen zur Verfügung hast. … du zuhause nicht ausreichend und passende technische Geräte samt Internetzugang bereitstellen kannst. … die Bildung deiner Kinder einen hohen Stellenwert hat und du dieses Recht auch einfordern willst. … du nicht, wie der Bildungsminister empfiehlt, getrennte Arbeits- und Spielräume mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung stellen kannst. … mit der Entscheidung der Regierung nicht einverstanden bist und über die Anmeldung des Bedarfs kundtust, dass wir Schule eben doch brauchen.
Jeder einzelne Grund ist meines Erachtens GRUND GENUG, das Kind weiter zur Bildungseinrichtung zu schicken.
BEGRENZTE MÖGLICHKEITEN
Wir reden hier nicht darüber, ob wir daheim unsere Kinder zwei Wochen beaufsichtigen können. Hier geht es um Bildung und unsere Haltung dazu. So lange wir mitmachen, wird man so mit Schule verfahren (und mit uns als Familien) und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft unserer Kinder. Denn, ganz ehrlich: ich bin nicht sicher, ob es vor Weihnachten noch zurück geht und wann dann der nächste Lockdown bevorsteht. Und von Oberstufenschülerinnen haben wir noch gar nicht geredet – die selbst bei TOP-Organisation der Schule an die Grenzen des Online-Unterrichts stoßen und denen bald ganz wichtiges Handwerkszeug für ihre berufliche Zukunft fehlt, weil viel möglich ist, aber längst nicht alles.
BILDUNG IST KEIN ACCESSOIRE
Für alle, die sich freuen, die Kinder wieder daheim zu betreuen: wunderbar, ich freu mich mit euch. Meine Erfahrungen und das, was ich in Coachings und Gesprächen erlebe ist allerdings genau das Gegenteil: viele Eltern haben sich schon gefürchtet vor dem, was morgen wieder eintritt. Und ZU VIELE haben nicht mal dringend notwendigen Bedarf gemeldet, sondern Kinder daheim sich selbst überlassen oder die eigene Arbeit hart vernachlässigt. Das darf nicht sein!
Zeigen wir, dass Schule nicht “schöner wohnen” ist, kein nettes Accessoire, sondern ein “must have”. Wir Familien haben mehr Macht, als wir glauben!
DIE WIRKLICH BEDAUERNSWERTEN
Noch ein Wort zur Schule. Wer mir wirklich Leid tut, sind die Pädagoginnen und Pädagogen, die wieder ins kalte (oder lauwarme) Wasser springen müssen, sich zerfransen zwischen Betreuungspflichten, Online-Unterricht und Arbeitspaketen – und viele von ihnen auch noch: den eigenen Kindern. Es ist unzumutbar und frustrierend, selbst engagierte Lehrkräfte lassen schon vor morgen den Kopf resignierend hängen. Vor allem: weil es vermeidbar gewesen wäre.
FÜR UNSERE KINDER
Verantwortung übernehmen. Das ist jetzt gefragt. Für die Gesellschaft einerseits im Sinne von Reduzierung von Sozialkontakten, Verzicht auf große Menschenansammlungen und Ähnliches. Aber auch für sich selbst und das familiäre Umfeld und natürlich unsere Kinder. Niemand in Wien kann wissen, was für euch als Familie tragbar ist und was nicht. So lange wir nicht aufbegehren, wenn wir dagegen sind, werden diese Entscheidungen durchgehen. Ihr dürft euch selbst darum kümmern und eure Bedürfnisse ernst nehmen.
Sonst macht es nämlich keiner.
Sorry, heute kein Happy End. Wenn du positive Sätze brauchst, die findest du hier. 😉
#1Ulrike (Montag, 16 November 2020 15:11)Danke Kerstin für die ehrlichen und auch aufmunternden Worte – und auch wir habe Bedarf weil für unsere Kinder und auch für uns wichtig und richtig ist 🙂
#2Julia (Dienstag, 17 November 2020 21:50)Danke Kerstin für deine offenen Worte, die ich jetzt ganz einfach mal auf den Kindergarten umlege..
Ich bin Mama von einem Kindergartenkind und einer 1,5jährigen. Als Karenzmama sein Kind in den Kindergarten zu schicken kommt- so dachte ich noch Sonntagabend- einer Steinigung gleich, „ich bin ja eh daheim.“ Hatte die ganze Woche daheim eingetaktet; Bastelsachen, Backbücher und Spiele rausgesucht und bin Montagmorgen mit meinem Großen und der Kleinen dabei in den Kindergarten. Wir hatten sogar schon die selbstgebastelten Weihnachtsgeschenke für die Pädagoginnen dabei, denn: man weiß ja nie… Dann kam die E-Mail vom Kiga.. […] Kinder im letzten Kindergartenjahr (…) sind eingeladen, die Einrichtung zu besuchen […] Halleluja, denk ich mir, was mach ma jetzt? Ich hab dann mit ein paar anderen Mamas und schlussendlich mit unserer (sehr engagierten) Pädagogin und der (auch supertollen) Helferin gesprochen, nachdem ich mir auch Gedanken zum Thema „Bedarf“ gemacht hab.. 1.) Meine Kinder sollen jetzt niemanden treffen, „jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“; 2.) Jeder Tierpark, jedes Hallenbad ist gesperrt, es gibt keine Weihnachtsmärkte und keine Highlights, die den Kids mal die nebeligen Novemberwochen versüßen (abgesehen von den „hausgemachten“); 3.) Wenn möglich soll ich meine Kinder nicht zum Einkaufen mitnehmen. (Sie aber zeitgleich auch nicht fremdbetreuen lassen… klar.. soll der 5jährige doch endlich mal anfangen, selbstständig auf seine 1,5jährige Schwester aufzupassen…); 4.) Papa ist beruflich in Italien- corona sei dank gleich zwei Wochen lang, denn wer weiß schon, ob er seinen Beruf in absehbarer Zukunft wieder auf Eis legen muss, wie heuer schon knappe 4 Monate… dann wird‘s mim Hauskredit auch eng! Unter all diesen Gesichtspunkten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Sohn jedenfalls BEDARF hat. Bedarf an sozialen Kontakten, am Umgang und Spiel mit Gleichaltrigen, Bedarf an SEINEM Schulanfängerjahr, am Kindergarten selbst! Denn Kindergarten ist eben nicht nur „Betreuung“, sondern so viel mehr und wir sollten endlich damit aufhören, ihn als Aufbewahrungsanstalt für Kinder überforderter oder fauler Mütter zu sehen!! Die PädagogInnen leisten täglich Großartiges, um unseren Kindern in dieser schwierigen Zeit ein Stück Normalität zu bieten und ich bin extrem dankbar, dass wir sie haben.
#3Kerstin Bamminger (Mittwoch, 18 November 2020 08:22)Danke für euer Feedback! Ja, Julia! Das ist natürlich auch im KG gültig! Kinder bekommen in Kindergarten UND Schule viele Dinge, die wir NIEMALS zuhause bieten können – selbst beim besten Willen nicht. Ich find es gut, dass du bereit bist, eure Situation so zu reflektieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen, die für euch stimmt! Darauf wird es immer ankommen! Alles Gute für diese Zeit, die schon mit ein paar Sorgenpaketen mehr bestückt ist!
Draußen zieht sich alles zusammen. Es wird enger und kälter. Zeit für einen Befreiungsschlag, wie ich finde. Wenn uns scheinbar die Kontrolle entgleitet, tut es gut, das zu kontrollieren, was IMMER in unserer Macht liegt:
Gedanken, Sprache, Haltungen und Handlungen.
Daher hab ich heut für dich im Angebot: ein ganzes Paket an Sätzen, die gut tun. Wenn wir sie als Eltern zu unseren Kindern sagen oder zu uns selbst. Ganz einfach zum Nachdenken, Nachsprechen und sich verzaubern (lassen). Nimm dir, was du brauchen kannst!
BRING ON THE GOOD THOUGHTS
Manchmal bin ich froh, dass niemand, wirklich NIEMAND in meinen Kopf reinschauen kann und hört oder sieht, welche Gedanken da drin herumschwirren. Oder wie viele das sind und dass die nie, oder so gut wie NIE Pause machen. Der Film „Alles steht Kopf“ könnte in meinem Gehirn gedreht worden sein. Da das „Abstellen“ von Gedanken nur mühsam mithilfe von Yoga oder Mediation für mich funktioniert, habe ich mich fest darin geübt, zumindest die „Richtung“ der Gedankenströme vorzugeben. So im Sinn von: wenn schon so viele Gedanken, dann bitte hauptsächlich und mehr von den Guten!
PROGRAMMIER DICH AUF SONNE
„Du bist da, wo deine Gedanken sind. Also schau, dass deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest!“ Dieses Zitat in einem WhatApp Status (Quelle leider vergessen) hat mich diese Woche berührt. Weil es so stimmt. Wir schaffen unsere Realität mit unseren Gedanken – denn nicht Menschen, Situationen und Dinge zimmern unsere Welt zusammen, sondern unser Umgang damit, unsere Bewertungen, unsere Haltungen dazu. Nein, das heißt nicht, dass ich alles immer gut finden muss. Doch wir sind evolutionsbedingt immer noch viel zu sehr auf das Negative (Gefahr!) programmiert und brauchen noch viel, viel Übung in positiveren Denkstrukturen. So dass im Kopf öfter die Sonne regiert statt dickem Novembernebel.
DIE AFFEN UND DU
So mach ich hier und heute mal den Anfang und serviere dir frei Haus allgemein gültige Gedanken, die du dir gönnen darfst und Sätze, die Kindern immer wieder gut tun.
Wenn du dir beim Lesen der folgenden Sätze denkst, „… das trifft aber für mich nicht zu!“ oder „Ich kann das nicht über mich sagen!“, dann noch den einen Tipp: diesen Satz nicht nur leise denken, sondern laut sagen. (Du musst es ja nicht während der Videokonferenz tun)
So überlistest du dein Köpfchen! Jeder Gedanke ist eine Straße im Gehirn und je öfter wir ihn denken, desto besser ist diese Straße ausgebaut. Neue Gedanken sind dann wie Schotterwege und die Affen, die den Straßenbau da oben beaufsichtigen schreien: „Hey, die Straße kennen wir nicht, die ist blöd. Und außerdem langsamer. Wir mögen sie nicht!“
Gott sei Dank bist du der Boss dieser Affen und wenn du neue (positive) Gedanken genau so oft gedacht und gesagt hast wie die alten, lassen sich auch diese Straßen gut „befahren“ und die Affen beruhigen sich. Du musst es nicht mal selbst glauben!
Es funktioniert trotzdem! Und mal ganz ehrlich: einen Versuch ist es wert, denn schlechter wird‘s dadurch keines Falls!
GUTE GEDANKEN VON ANFANG AN
Wie wir mit unseren Kindern reden, wird zu ihrer inneren Stimme. Wir bauen die ersten Straßen in ihren Köpfen und können erste Richtungen vorgeben. Worte sind mächtig. Sie prägen die Gedankenwelt unserer Töchter und Söhne und wir können hier so viel Gutes tun. Und auch wenn uns zwischendrin kleine Fehler passieren (die ja dazu gehören), lasst uns so oft wie möglich die Gelegenheit nutzen, sie mit diesen Gedanken zu infizieren.
Ich hab unsere Kinder übrigens befragt, was ich ihrer Meinung nach am öftesten zu ihnen gesagt hab und was ihr Lieblingssatz von mir an sie ist. Sie sind in dieser Auflistung auch enthalten. 😉
Ich glaub an dich.
Du bist einzigartig und wunderbar.
Ich weiß, dass du es schaffst.
Ich hab gesehen, wie gut du dich vorbereitet hast – du gibst dein Bestes und das ist gut genug.
Es tut mir Leid, weißt du: auch ich mache Fehler.
Schön, dass du da bist.
Ich merke, dass ist dir wirklich wichtig.
Danke, dass du mir aus deiner Welt erzählst.
Ich freue mich mit dir.
Du machst meinen Tag heller.
Das kriegen wir wieder hin.
Es ist doch nur Schule, nicht das Leben.
Du darfst Fehler machen, so lernst du dazu.
Es gibt keine blöden Fragen.
Das hast du toll hinbekommen.
Es ist schön, dich lachen zu hören.
Du hast dir das wirklich verdient.
Ich wusste, du traust dich!
Das ist so mutig von dir.
Schön, dass du dich so in andere Menschen hinein fühlen kannst.
Ich traue dir das zu.
Meine Tür ist immer für dich offen, bitte komm, wenn du Nähe und Sicherheit brauchst.
Du bist klug und stark.
Deine Begeisterung für diese Sache lässt mein Herz höher schlagen.
Ich sehe, wie sehr du dich bemühst.
Deine Ausdauer ist wirklich fabelhaft.
Du bist so voller Fantasie und guter Gedanken.
Diese Idee von dir mag ich wirklich sehr.
Ich bin für dich da.
Du bist gut genug.
Alles ist gut.
Ich lieb dich.
EIN BISSCHEN WELT RETTEN
Eltern sind besonders gefährdet über dem Wohlergehen der eigenen Kinder sich selbst zu vergessen. Mütter vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, sorry to say, liebe Väter. Dabei ist es doch logisch, dass es wichtig ist, dass man selbst funktioniert, wenn man für andere da sein will, sonst sind die auch alle irgendwann auf verlorenem Posten. Sich selbst ernst zu nehmen, sich zu respektieren und für sich zu sorgen ist wichtig und gut. Klar, Eltern sein ist anstrengend und wir Erwachsene können Bedürfnisaufschub eher ertragen als Kinder und das ist auch zu beachten, besonders je jünger die Kinder sind. Und wir sind auch Menschen mit Bedürfnissen. Wir haben Gefühle und Grenzen. Und ein liebevolles Nein zum Kind ist manchmal ein wichtiges Ja zu mir. Es kommt auf die Balance an und in diesem Karussell der Gefühle sitzen wir eben als Familien.
Wir haben alle ein bisschen „Ich will die Welt retten“ in uns.
Aber es ist o.k., wenn du erst mal nur einen Menschen rettest.
Und es ist o.k., wenn dieser Mensch du selbst bist.
(Spruch von den Machern des weltbesten Kalenders „Ein guter Plan“)
Ich bin ein wertvoller Mensch.
Meine Gefühle und Bedürfnisse sind richtig.
Ich nehme mich ernst und achte auf mich selbst.
Ich bin für mich da.
Ich lasse los, was schwer ist.
Ich öffne mich für das Gute & Leichte.
Ich sorge für mich selbst, nur so kann ich später für andere sorgen.
Auch wenn noch nicht alle in meiner Umgebung zufrieden gestellt sind, darf ich auf mich schauen.
Ich nehme mir rechtzeitig Pausen.
Mein Herz ist offen für gute Begegnungen.
Sicherheit kann nur in mir drin entstehen.
Meine Gesundheit liegt in meinen Händen, ich kann stets was dafür tun.
Mein Körper ist mein Tempel, ich behandle ihn gut.
Ich hole mir Hilfe, wenn ich sie brauche.
Alles was mir in meinem Leben widerfährt, dient meinem persönlichen Fortschritt.
Ich bin auf der Welt um zu leben, wachsen und aufzublühen.
Ich bin gelassen und nehme das Leben, wie es kommt.
Meine Dankbarkeit zeige ich und spreche sie auch aus.
Ich bin zuversichtlich und vertraue dem Leben.
Das Leben meint es gut mit mir, ich bin gehalten und getragen.
Ich weiß, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, das Richtige sag und das Richtige tu.
Und alles ist gut.
Alles ist gut.
Welchen Satz möchtest du dieser Liste noch hinzufügen?
Schreib in die Kommentare und lass uns noch mehr Gutes sammeln…
Es ist eine Spezialität von mir, Menschen in oder vor herausfordernden Situationen
(Konfliktgespräche, Verhandlungsgespräche, Elterngespräche in Schulen,…) ein MINDSET
zur Verfügung zu stellen – es ganz individuell zu verfassen.
Wenn du vor einer schwierigen Situation stehst, coache ich dich gern und stärke dich mit guten, passenden Sätzen in deiner Haltung und (wenn erforderlich) auch deiner Sprache, sodass du gelassen die nächste Herausforderung meisterst.
Du könntest so ein bisschen Rückenwind brauchen?
Geht in Zeiten wie diesen auch telefonisch oder per Videotelefonie! Vielfach erprobt und für gut befunden!Das kann ich brauchen!
#1Gerlinde (Freitag, 13 November 2020 15:25)Hallo Kerstin! Danke für all die schönen Sätze und für das Bewusst machen !
#2Katrin (Samstag, 14 November 2020 09:07)Ich behandle alle Menschen so, wie ich behandelt werden möchte! Das geht ganz einfach u. Leicht 🙂 Toll u. Inspirierend geschrieben! Danke liebes Schwesterchen! 🙂
#3Alexandra (Samstag, 14 November 2020 21:19)Ich finde: „Die Liebe beginnt immer bei mir…“ voll schön. Um sich daran zu erinnern, dass man die Qualität seiner Beziehungen selbst in der Hand hat… �
#4Anna (Sonntag, 15 November 2020 06:32)DankeDankeDanke! Mein Mantra lautet ICH BIN DA. ICH BIN FREI.:) Glg Anna
#5Verena (Sonntag, 15 November 2020 20:55)Danke für die hellen Gedanken in dieser etwas düsteren Zeit! “Du kannst nicht beeinflussen, was andere über dich denken. Aber du kannst entscheiden, ob es dich interessiert.” Dieser Satz schafft für mich Freiheit!
Aus den Fugen, diese Welt. Durchgeschüttelt, wir Bewohner. Einzelne davon so ruiniert, dass sie zu unfassbarer Gewalt greifen. Viele so eingeschüchtert, dass ihnen die Worte fehlen. Das Attentat in der Wiener Innenstadt steckt uns noch in den Knochen. Es gibt so viele Fragen und so wenig Antworten und jedenfalls zu wenig Liebe. Ein großes Wort. Und manchmal zu schwierig. Was uns sonst noch gut tun würde, darum geht’s heute hier.
Was vernichtet einen Menschen derartig, dass er hinaus geht und wahllos um sich zu schießen beginnt? Was treibt einen Menschen dazu, einen Lehrer zu köpfen, der sich und seine Schüler kritisch mit gesellschaftlichen Themen beschäftigt? Was geht in den Gehirnen von Attentätern vor, die sich selbst in die Luft sprengen, um einer freien Gesellschaft zu schaden?
Wir wissen es nicht, wir können es vielleicht nur erahnen.
LIEBE IST EIN GROSSES WORT.
Fix ist: kein Mensch wird so geboren. Er entwickelt sich dazu, vermutlich weil ihm viel zu oft viel zu viel Abwertung, Erniedrigung, Respektlosigkeit und Hass entgegengebracht wurden. Wahrscheinlich von Anfang an im Leben, wenn man so jung schon so derartig radikalisiert ist, wie der Attentäter von Wien. “Hat denn diesem Jungen niemand Liebe gelernt?” frag ich mich und gebe mir selbst die Antwort: nein. Oder jedenfalls: nicht ausreichend. Doch Liebe ist ein großes Wort und ganz ehrlich: wir können viele Menschen, Dinge oder Tatsachen nicht lieben, es geht sich gefühlt einfach nicht immer aus.
WAS SONST NOCH GUT WÄRE
Am Anfang der Coronakrise hab ich geschrieben “Bleibt in der Liebe”, nicht nur, weil es eine Überzeugung ist, sondern auch ein Wunsch. Doch ich seh bei mir selbst, dass ich das nicht immer schaffe. Und ich finde: das ist auch gar nicht notwenig. 5 Dinge, die uns sonst noch gut tun würden, besonders, wenn das mit “LIEBE” nicht geht, versuch ich hier zu beschreiben. Denn auch in der Familie ist Liebe nich immer so leicht gelebt, auch unsere Kinder bringen uns regelmäßig auf die Palme und manchmal würden wir unsere Partner gern auf den Mond schießen. Also, ich jedenfalls. Wer nicht schuldig ist, werfe hier bitte einen Stein nach mir.
RESPEKT
Wir sind verschiedener Meinung, haben verschiedene Vorlieben, lieben verschiedene Tätigkeiten, Menschen, Tiere und Dinge. Das Eigene gut zu finden ist einfach doch das Fremde zu lieben erscheint oft unmöglich. Respekt würde genügen. Jedenfalls für den Anfang. So im Sinn von: ich respektiere deine Meinung, auch wenn ich sie nicht teile.
Ich respektiere deine Angst vor Krankheit und das Bedürfnis, dich schützen zu wollen, auch wenn ich mich nicht fürchte. Ich respektiere deinen Wunsch, dich so bunt anzuziehen, obwohl es mir nicht gefällt. Ich respektiere deine Einstellung, Fleisch zu essen, auch wenn ich vegane Ernährung sinnvoller finde.
TOLERANZ
Wenn ich etwas nicht verstehe oder gut finden kann, bleibt immer noch Toleranz, was sogar noch “weniger” ist als, das “Annehmen, was ist”. Gut finden muss ich jemand anderem zuliebe gar nichts, es reicht völlig (und ist auch ehrlicher), es zu erdulden und ertragen, wenn unsere Kinder, unsere Partner oder Mitmenschen, Dinge anders sehen oder tun. Toleranz bedeutet nicht, dass man nicht engagiert mit dem Partner debattieren darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich nicht von manchen Jugendtrends verwirrt sein darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich auch fühlen und verstehen muss, wie es dem Kind gerade geht. Aber: es aushalten. Sagen:
“Aha, du findest also diesen Politiker gar nicht so übel.”
“Aha, von überall ein Foto zu schicken, wo man ist, macht ihr jetzt so?!”
“Aha, du bist frustriert, weil du nach zwei Stunden die Spielkonsole weglegen sollst.”
Verstehen und für gut finden geht oft viel zu weit. Oft ist Toleranz das einzige, was wir aufbringen können, weil uns zu mehr irgendwas fehlt (Empathie, Verständnis, Erfahrung, Liebe,…).
GRENZEN
Unser Alltag ist manchmal voll von Grenzüberschreitungen. Noch länger arbeiten, obwohl man schon erschöpft ist. Noch einmal Nachrichten schauen, obwohl der Kopf bereits explodiert. Noch härter mit sich umgehen, damit man die gesetzten Ziele erreicht.
Wir werden oft verletzt, enttäuscht oder gekränkt und tun dasselbe mit anderen Menschen: Jedes “stell dich nicht so an”, jedes “nie kannst du mal” , jedes “du machst mich wahnsinnig” ist eine Übertretung von Grenzen und kann – je nach Intensität, Häufigkeit und Sensibilität – Spuren hinterlassen. Was andere tun, können wir nicht beeinflussen. Aber wir können uns um unseren “Gartenzaun” kümmern und das auch Kindern vorleben:
“Das hat mich verletzt, dass du ‘blöde Mama’ gesagt hast.”
“Das kränkt mich, dass mein Chef jeden Tag sagt, ich sei zu langsam.”
“Es tut mir weh, wenn du mich zwickst, beißt, kratzt! Hör auf damit!”
Unsere eigenen Grenzen zu wahren, lehrt unsere Kinder dasselbe mal mit ihren eigenen Grenzen zu tun. Es zeigt ihnen, es ist wichtig, das zu sagen, wenn jemand anderer zu weit ging, denn oft ist das dem Gegenüber schlicht und einfach nicht bewusst.
SELBSTFÜRSORGE
Wir haben so viel in der Hand und Beschränkungen beginnen oft im Kopf. Leider haben viele Menschen als Kinder gelernt, dass man sich nicht “zu wichtig” nehmen darf, weil man dann Egoistin ist. Doch du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Wenn du dich selbst nicht wichtig nimmst, wie soll das jemand anderes tun? Als Erwachsene merken wir: wir können uns nicht darauf verlassen, dass sich Jemand um uns kümmert – wir dürfen es selbst tun.
Sich ein entspannendes Bad gönnen.
Bei einem heißen Tee der Freundin die Seele ausschütten.
Auf einer Bergtour die nötige Freiheit spüren.
Den eigenen Körper bewegen als Zeichen der Dankbarkeit, dass man ihn hat.
Selbstfürsorge ist für jeden Menschen was anderes. Wenn du weißt, was dir gut tut, dann schau noch besser auf dich. Und wenn du keinen Plan hast, was dir gut tut: höchste Zeit, es herauszufinden!
FEHLERKULTUR
Wir sind nicht nur Liebe und Frieden. Wir sind auch alles andere und vor allem sind wir mangelhaft, fehleranfällig und umperfekt. Gott sei Dank. Die ätzendsten Menschen sind doch bitte die, die keine Macken haben, immer wie “putzt und g’strieglt” daher kommen und alles immer fest im Griff haben. Also, für mich jedenfalls.
Wir dürfen als gesamte Gesellschaft eine andere Fehlerkultur entwickeln und uns nicht dauernd an oft extrem überhöhten Ansprüchen an uns und andere aufhängen. Es ist wichtig, Fehler zu machen, denn mit dein bisschen Reflexion wird daraus eine Erfahrung. Und Erfahrungen lassen uns reifen, wachsen und klüger werden. Vor allem dürfen wir auch in Familien fehlerhaft sein, denn keiner Mutter und keinem Vater gelingt es, 100%ig zu funktionieren. Alle schimpfen wir mal, alle verlieren wir mal die Nerven, alle haben wir mal keine Lust.
5:1
Es braucht also besonders Ausgewogenheit, was diese negativen und die positiven Begegnungen betrifft. Ein Verhältnis von 5:1 wird oft beschrieben, wenn es darum geht, was Menschen als gute Beziehung beschreiben. Das heißt: auf fünf positive Begegnungen ist eine negative Begegnung erträglich. So bleibt die menschliche Verbindung gefühlsmäßig gut. Wenn sich also Streit, Konflikte und Streit häufig wiederfinden im Alltag: sorge bewusst für angenehme, positive Kontakte zwischendurch – denn mit ein bisschen Engagement ist das in kleinen Dingen (ein vorgelesenes Buch, eine kurze Massage, ein wenig Kopfkraulen) auch erreichbar und vor allem: in unserer Hand!
LIEBE gelingt uns nicht immer.
Es ist die höchste Form menschlicher Zuneigung und natürlich wünschenswert, so oft wie möglich, so gut wie möglich, so intensiv wie möglich. Und immer wenn wir keine Liebe aufbringen können – egal ob Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen oder sonst jemand: versuch es mit Respekt, Toleranz, entsprechender Fehlerkultur und achte auf deine und andere Grenzen und sorge gut für dich selbst.
Was möchtest du in der nächsten Woche wieder bewusst angehen?
Selbstfürsorge
kann auch sein: sich bewusst Zeit nehmen, Themen anzugehen und sich dabei Unterstützung zu holen. Als psychologische Beraterin unterstütze ich dich gern dabei!
Begrenzungen im Außen fühlen sich für die meisten von uns unangenehm an, wir vermissen gewohnte Freiheiten und im schlimmeren Fall haben wir Angst, uns völlig hilflos der Zukunft auszuliefern. Damit wir nicht in der Starre stecken bleiben und nur mehr Frust vor uns herschieben und jeden gestalterischen Willen verlieren, gibt’s heut ein paar Tipps: was hilft bei Hilflosigkeit.
NICHT SCHON WIEDER
Diese letzten Monate haben uns allerhand abverlangt und statt nach einem etwas erleichternden Sommer dem Aufwind zu folgen und wieder Leichtigkeit zu fühlen, geht’s jetzt Vielen von uns genau umgekehrt. Regelungen, Maßnahmen, Vorschriften ziehen uns nach unten, lassen geplante Feste platzen, machen gewohnte Freizeitbeschäftigungen unmöglich, berauben uns selbst kleiner wiedergewonnener Freiheiten und hinterlassen uns fragend, wie das wohl die nächsten Monate über den Winter weitergehen mag.
Also versuche ich mich mal selbst zu erinnern, wie man aus dieser frustrierenden Haltung am besten raus kommt.
1. TIPP: ANNEHMEN, WAS IST
Kaum ein Gespräch im zwischenmenschlichen Bereich kommt derzeit an dem verhassten C-Thema vorbei. Weil es uns betrifft, und zwar jeden von uns, der nicht in völliger Abgeschiedenheit fern der Zivilisation lebt. In solchen Gesprächen merkt man dann: mit manchen Menschen ist man sich sehr einig, mit anderen überhaupt nicht und es gibt nicht nur die schwarze und weiße Meinung, sondern auch alles dazwischen.
Es gibt Menschen, die sehr viel Angst haben und die sich gar nicht genug beschützt fühlen können und es gibt Menschen, die sehr entspannt bleiben und sich lieber weniger von Außen beschützen lassen würden. Wir sind eben verschieden. Und so verschieden wie wir Menschen sind, ist auch die Einschätzung von bestehenden Gefahren.
“Wenn doch nur alle so denken würden, wie ich, hätten wir kein Problem mehr und alles wär gut”, meinen Menschen in jeder Position. Doch die Realität ist anders. Es gibt viele Haltungen und Zugänge und das lässt sich beim besten Willen nicht ändern. Dann hilft das Annehmen dessen, wie es ist und die innere Einstellung, dem Anderen seine Meinung zu lassen – selbst wenn man selbst völlig anderer Überzeugung ist. “Aha, so siehst du das also.” Es braucht kein “… das verstehe ich” oder andere Zustimmung, wenn du nicht so denkst. Aber andere Meinungen stehen lassen können, das wär schon ein respektabler Anfang.
2. TIPP: VOM OPFER ZUM GESTALTER WERDEN
Es gibt in der Beratung so einen Begriff, der heißt: Leidensgewinn. Damit meint man Menschen, die bewusst oder unbewusst eine leidvolle Angewohnheit, Krankheit oder Beziehung nicht loslassen können, weil sie auch einen Nutzen davon haben. Oft ist das so etwas wie Zuwendung, Aufmerksamkeit, Mitleid und Empathie zu bekommen, ein anderes (noch schwereres) Thema nicht anschauen müssen oder Ähnliches. So komisch das klingen mag, sie halten an schweren Dingen fest, weil sich sonst eine Leere auftun würde, die erst wieder mühsam gefüllt werden müsste.
Und obwohl der Fokus auf das Schlechte (“die Gefahr”) eine evolutionsbiologische Notwendigkeit war, können uns diese Zustände regelrecht lähmen, wenn sie im Übermaß zur falschen Zeit auftreten.
“Du Opfer!” sagen Jugendliche als Schimpfwort zu jemandem, der zu viel jammert und meinen wohl damit: “Hör auf mit dem Leiden und mach was! Es liegt in deiner Hand!” Und selbst wenn wir zur Zeit nicht alle Freiheiten der Welt haben, liegt es an uns, was wir aus der Situation machen. Eine ungute Situation wird nicht leichter, wenn wir sie uns selbst auch noch schiech reden. Fragen wir uns lieber: “Wofür ist diese Situation eine Gelegenheit?” … und schon kommen wir aus der Rolle des Opfers in die Rolle des Gestalters, wenn auch mit anderen Möglichkeiten als den bisher vielleicht gewohnten.
3. TIPP: GEMEINSAM STATT EINSAM
Du kennst das sicher. Skeptische Blicke, wenn man im Supermarkt zu nahe steht. Unsicherheit, wie man sich nun “richtig” begrüßen kann und soll. Sterbende Kommunikation unter Mitmenschen, weil die Maske uns definitiv hemmt, freudig wie früher zu plaudern und wir auch so viel von der Mimik verpassen, wenn wir in halbverdeckte Gesichter schauen.
Wir trennen uns voneinander, driften auseinander und die körperliche Distanz, die wir dauernd wahren sollen wird nun echt zu sozialer Distanz, wie sie seit Beginn lustiger Weise ja schon bezeichnet wird.
Wir brauchen uns gegenseitig und den Kontakt zum Umfeld in der realen Welt, weil wir soziale Wesen sind. Gerade in Krisen und gerade, wenn es schwer wird. Das geht auch ohne gleich unvernünftig zu sein und andere zu gefährden. Und die echte Horrorvorstellung ist doch nicht, irgendwann zu sterben, sondern (dabei) allein zu sein – das kann dir jede Krankenschwester auf einer entsprechenden Station bestätigen oder Menschen auf Palliativstationen. Die fürchten nicht den Tod, sondern die Einsamkeit. Wenn wir als Gesellschaft gemeinsam (und es wird uns alle irgendwie dazu brauchen) aus dieser Krise rauskommen wollen, dann sollten wir auch spüren, dass wir miteinander verbunden sind und soziale Kontakte sehr wohl pflegen, Kinder in den Arm nehmen dürfen, sie trösten, uns umarmen und Zuneigung ausdrücken, damit wir merken: wir sind nicht allein, wir sind Viele und wir brauchen uns gegenseitig, damit wir das alles schaffen.
4. TIPP: DIE BRILLEN WECHSELN
Nie mehr Jammern, down sein oder sich genervt fühlen? Was vielleicht als paradiesische Vorstellung erscheinen mag, ist einfach nicht das, was ich mir unter “LEBEN” und lebendig sein vorstelle. Unser Dasein hat eben viele Facetten und ohne die trüberen, dunklen würden wir die leuchtend hellen weder erkennen, noch zu schätzen wissen.
Es hilft aber, sich öfter mal bewusst zu werden, durch welche Brille wir gerade unser Leben so anschauen.
Ist es die Pessimisten-Brille im Sinn von: “alles ist furchtbar, das wird uns so viel kosten, wie sollen wir das überleben, ich hasse diese Einschränkungen”?
Oder eher eine neutrale Brille durch die man sieht “ein neueres Virus beschäftigt den Globus, es gibt viele Zahlen zu positiv Getesteten, Erkrankten oder Verstorbenen, wir leben mit Einschränkungen, Menschen leiden auf vielfältige Weise in vielfältigen Bereichen”?
Oder ist es eine Optimisten-Brille, die erkennen lässt: “wir haben die Chance uns als Gesellschaft zu verändern, wir waren ohnehin auf einem zerstörerischen Pfad, lass uns etwas Positives draus machen”!?
Ich hab ja alle drei “Brillen” und sehe die Welt abwechselnd durch die eine und die andere. Und ich erinnere mich bewusst daran, die Pessimistenbrille abzulegen und meine Welt positiv zu sehen. Ich finde jeden Tag nicht nur einen Grund, sondern mehrere, warum es ein “guter Tag” war. Und wenn es “nur das ist”, ein Dach über dem Kopf zu haben, warme Kleidung und fließendes Wasser – für mich verändert das immer das Erlebte zum Positiven, weil ich in eine dankbare Haltung komme und nichts für Selbstverständlich halte. Und mein Leben – und jeden Tag – als Geschenk annehmen kann. (Notiz: leg dir einen Zettel neben dein Bett mit den Worten “Ein guter Tag” … der erinnert dich an diesen Gedanken …. vor dem Einschlafen und/oder nach dem Aufstehen!)
5. TIPP: MEHR LEBEN, WENIGER FÜRCHTEN
So Vieles zur Zeit dreht sich um die Bekämpfung von (einer) Krankheit und die Angst davor, dass wir fast auf das Wichtigste vergessen. Nämlich darauf, zu leben. Und was es heißt, gesund zu sein. Gesundheit bedeutet für mich nicht, nicht krank zu sein oder auf was auch immer positiv getestet zu werden. Gesundheit beginnt viel früher.
Und ich kann nicht anders, als mich hier an Dr. Samuel Hahnemann zu halten: es wohnt uns eine Lebenskraft inne, die beeinflusst, ob wir krank werden oder nicht. Wie lässt es sich sonst erklären, dass hochinfektiöse Krankheiten bei manchen so leicht übertragen werden und dann die eigene Ehepartnerin nicht “erwischen”? Es gibt unzählige kuriose Geschichten, welche “Wege” Viren und Bakterien manchmal nehmen und es gibt keine wissenschaftliche Antwort darauf, warum das so ist.
Die Sache ist nur, diese “Lebenskraft” ist halt unterschiedlich fragil und kann auch schon nach einer Auseinandersetzung mit dem Partner, Konflikten mit den Kindern oder mentaler Überlastung aus der Balance kommen. Da reden wir noch gar nicht von gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung.
“Ich weiß, dass ich nichts weiß” ist ein philosophischer Spruch, der zwar Jahrtausende alt ist, aber wenig von seiner Gültigkeit verloren hat. Wir glauben zwar, Viren, Bakterien und letztlich sogar das Leben “kontrollieren” zu können, weil wir schon so viel darüber wissen, doch ich bin überzeugt: wir wissen noch viel mehr überhaupt nicht. Diese Haltung würde diversen Wissenschaftern manchmal gut stehen.
Hilfe, worauf sollen wir uns dann verlassen? Auf das Leben und wie es geht, gesund zu bleiben. Dass Gesundheit eben nicht nur den Körper und messbare Werte umfasst, sondern auch den Geist und vor allem die Seele. Also frag dich auch: was nährt deinen Geist, was nährt deine Seele? Und dann geh und versorg dich damit, so gut es eben momentan geht. Und lass dich nicht von der Angst leiten, sondern vom Leben. Das sich niemals kontrollieren wird lassen und immer einen Weg findet, auch wenn wir diesen nicht verstehen. Drum: lebe dein Leben, so bunt wie möglich und so geregelt wie unbedingt nötig und freu dich daran.
Denn auch wo Freude ist, hat Krankheit weniger Chance.
Und nun meine Abschlussfrage: warum war/ist HEUTE ein guter Tag für dich? Schreib in die Kommentare …
#1Elke Gruber-Franthall (Freitag, 23 Oktober 2020 12:48)Danke dir liebe Kerstin, für deinen wirklich treffenden, wertvollen Text!!! Es ist wie es ist. Es geht darum mehr denn je darum, in der eigenen Balance zu bleiben, das bunte Leben zu leben, jeder für sich und gemeinsam (mein bunt ist, ja nicht das bunt des anderen ;-)) Da gibts so viele Gründe für “meinen” guten Tag. – Das Strahlen meiner Kinder in der früh, selbst wenn ich mal schwer aus dem Bett komm ;-)) was heute nicht der Fall war!!! – So herzberührende Gespräche beim Kindergartenbus, – einen Vormittagszoomcall mit einer Freundin in der Schweiz, der mich sehr berührt hat und einfach, echt und ehrlich war. – Die Vorbereitung meines eigenen Workshopreihe “Auszeit”, auf die ich mich riesig freu und die TeilnehmerInnen ebenso. – Ein strahlendes Lächeln der Nachbarin,… und – freie Mittagszeit für mich alleine (bei 3 Kindern sehr sehr besonders wertvoll!!). – und es ist erst 12:48 Uhr, was da noch alles kommen mag, ich lasse mich überraschen. Alles Liebe dir und weiterhin sooo viel erkennen der guten Momente in unsere aller LEBEN!!! Elke
#2Birgit Buchinger (Freitag, 23 Oktober 2020 17:30)ich habe gerade täglich in der Arbeit mit Maskengegnern zu tun im Handel. Das strapaziert die Nerven und Geduld meinerseits sehr. Dein Beitrag ist wunderbar und hat mir gerade jetzt sehr geholfen. Vielen Dank Wenn man im Arbeitsstress drin ist, ist es von selber oft schwer einen anderen Blickwindel zu bekommen, dank Dir ist mir das jetzt gelungen
Liebe Grüße
#3Elisabeth (Sonntag, 01 November 2020 19:58)Liebe Kerstin, danke für deinen wertfreien Zugang zur aktuellen Situation, die uns alle im gleichen Ausmaß be-triff im wahrsten Sinne des Wortes. Heute war mein Tag gut und schön, weil ich Zeit mit meiner Familie in der frischen Luft und in der schönen herbstgefärbten Natur verbringen durfte. Weil Du mir mit Deinen positiven Worten den Abend versüßt. ���
Neueste Kommentare