SCHULE … hast du Bedarf?

SCHULE … hast du Bedarf?

Die werden doch nicht wirklich …?! Dachte ich mir bis Samstag Nachmittag, doch nun wird zum zweiten Mal in diesem Jahr den Familien Distance Learning vor den Latz geknallt. Nein, halt! Wer “Bedarf” hat, kann die Kinder zur Betreuung in die Schule schicken. Nun, dann will ich mal erklären, was Bedarf so ist und meiner Meinung nach rechtfertigt, die Kinder weiterhin zur Schule zu schicken.

AHNUNGSLOSE MÄNNER OHNE KINDER

Es ist Montag und für viele Schülerinnen schon der letzte Schultag der Woche. Ab morgen geht’s – wenn es nach der Meinung der Regierenden geht – wieder zurück zum Distance Learning. “Ihr schafft das schon, reißt euch mal zusammen … ” tönt es zwischen den Zeilen in Richtung Familien und da vor allem Richtung der Frauen und Kinder. Meist aus den Mündern ahnungsloser und kinderloser Männer, die viel zu idyllische Vorstellungen davon haben, was ab morgen wieder in vielen Familien Alltag sein wird.

Man erkennt das deutlich an dem Empfehlungen, die ausgesprochen werden: sie wissen nicht, was sie tun (und sagen).

HOMEOFFICE – IDYLLE

Gemütlich aufstehen, gemeinsam frühstücken und danach gemeinsam an die Arbeit gehen, jedes Kind willig und mit seinen Arbeitsaufträgen vertraut, alle Materialien vorhanden und unmissverständlich aufbereitet. Die Geräte alle top und Internetanschlüsse für alle Personen im Haushalt, ein starkes W-Lan on top. Man arbeitet ruhig und besonnen vor sich hin, die Kinder arbeiten ja auch daheim nach Stundenplan. Arbeitsräume und Spielräume sind wie der Minister empfiehlt, voneinander getrennt und adäquat eingerichtet – schalldicht sowieso, damit sich die Kinder nicht gegenseitig aus der Ruhe bringen können. Selbst ist man, mit ein wenig Glück, auch mit Homeoffice vertraut und profitiert von einer unzerstörbaren Konzentrationsfähigkeit, wenn die Kinder zwischendurch doch mal eine Frage an die greifbare Bezugsperson haben sollten.

KINDER LAUFEN NICHT NEBENBEI

Falls das irgendjemand so erlebt, dann gratuliere. Hier und vielerorts ist das jedenfalls anders. Nicht nur, dass die Kids von vorn herein geknickt sind, weil sie Klassenkolleginnen nicht sehen können, sie schaffen den Umstieg von Arbeitswelt und Entspannungsfeld innerhalb des (vielleicht) eigenen Zimmers oder der Wohnung eher schlecht als recht und sind – je jünger, desto mehr – angewiesen auf die Begleitung von Erwachsen, die – ups, stimmt ja! – eigentlich selbst an ihrer Arbeit sitzen sollten oder wollen. Kinder und auch Schüler laufen nicht nebenbei, zumindest die meiste Zeit nicht – und die Arbeits- und Konzentrationsphasen dazwischen sind definitiv zu kurz, um als Erwachsene daneben genug zu “schaffen”.

FAMILIEN UND IHRE BEDÜRFNISSE

Mal ganz klar: ich erwarte von einem kinderlosen Mann Anfang 30 nicht im geringsten, irgendeine Vorstellung davon zu haben, wie es ist, berufstätig zu sein und gleichzeitig schulpflichtige Kinder zu haben. Er kann es nicht wissen (und leider interessiert es ihn auch nicht die Bohne). Darum bin ich und sind wir als Eltern wieder mal gefragt, selbst Verantwortung zu übernehmen für unsere Kinder. Weil niemand besser weiß, was unsere Kinder brauchen, weil niemand klarer sieht, wie unsere Kinder verzweifeln, weil niemand eindeutiger spürt, welchen Bedarf Familien haben.

DU HAST BEDARF

Und dieser Bedarf, Kinder in Bildungseinrichtungen betreuen zu lassen, fängt nicht erst bei der eigenen Berufstätigkeit an! Bedarf kann man auch aus unterschiedlichsten anderen Gründen haben und so appelliere ich an alle Frauen und Familien da draußen: formuliert euren Bedarf, zeigt ihn! Niemand muss alles allein schaffen! Sprecht die unbequeme Wahrheit aus.

Klar und eindeutig, denn es gibt viele Gründe, Kinder weiter in die Schule zu schicken!

Du hast Bedarf, wenn du …

… deinen Kindern einen örtlichen Wechsel und damit mehr Struktur im Alltag ermöglichen willst.
… du deine Eltern-Kind-Beziehung nicht überlasten willst und nicht erst reagierst, wenn Situationen mehrfach total eskaliert sind.
… neben den unzähligen Rollen, die wir Eltern übernehmen, nicht auch noch Lehrkraft sein kannst.
… du deiner Erwerbsarbeit nachgehen willst oder musst: EGAL, ob das im Homeoffice oder außer Haus ist!! 
… nicht gleichzeitig effektiv arbeiten UND Kinder gut begleiten willst und kannst – denn das geht sich einfach nicht aus, hat nichts mit Engagement oder Willenskraft zu tun, sondern ist schlicht und einfach UNMÖGLICH.
… du daheim nicht ausreichend Raumund ruhige Arbeitsplätze für alle Personen zur Verfügung hast.
… du zuhause nicht ausreichend und passende technische Geräte samt Internetzugang bereitstellen kannst.
… die Bildung deiner Kinder einen hohen Stellenwert hat und du dieses Recht auch einfordern willst.
… du nicht, wie der Bildungsminister empfiehlt, getrennte Arbeits- und Spielräume mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung stellen kannst.
… mit der Entscheidung der Regierung nicht einverstanden bist und über die Anmeldung des Bedarfs kundtust, dass wir Schule eben doch brauchen.

Jeder einzelne Grund ist meines Erachtens GRUND GENUG, das Kind weiter zur Bildungseinrichtung zu schicken.

BEGRENZTE MÖGLICHKEITEN 

Wir reden hier nicht darüber, ob wir daheim unsere Kinder zwei Wochen beaufsichtigen können. Hier geht es um Bildung und unsere Haltung dazu. So lange wir mitmachen, wird man so mit Schule verfahren (und mit uns als Familien) und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft unserer Kinder. Denn, ganz ehrlich: ich bin nicht sicher, ob es vor Weihnachten noch zurück geht und wann dann der nächste Lockdown bevorsteht. Und von Oberstufenschülerinnen haben wir noch gar nicht geredet – die selbst bei TOP-Organisation der Schule an die Grenzen des Online-Unterrichts stoßen und denen bald ganz wichtiges Handwerkszeug für ihre berufliche Zukunft fehlt, weil viel möglich ist, aber längst nicht alles. 

BILDUNG IST KEIN ACCESSOIRE 

Für alle, die sich freuen, die Kinder wieder daheim zu betreuen: wunderbar, ich freu mich mit euch. Meine Erfahrungen und das, was ich in Coachings und Gesprächen erlebe ist allerdings genau das Gegenteil: viele Eltern haben sich schon gefürchtet vor dem, was morgen wieder eintritt. Und ZU VIELE haben nicht mal dringend notwendigen Bedarf gemeldet, sondern Kinder daheim sich selbst überlassen oder die eigene Arbeit hart vernachlässigt. Das darf nicht sein!

Zeigen wir, dass Schule nicht “schöner wohnen” ist, kein nettes Accessoire, sondern ein “must have”. Wir Familien haben mehr Macht, als wir glauben!

DIE WIRKLICH BEDAUERNSWERTEN

Noch ein Wort zur Schule. Wer mir wirklich Leid tut, sind die Pädagoginnen und Pädagogen, die wieder ins kalte (oder lauwarme) Wasser springen müssen, sich zerfransen zwischen Betreuungspflichten, Online-Unterricht und Arbeitspaketen – und viele von ihnen auch noch: den eigenen Kindern. Es ist unzumutbar und frustrierend, selbst engagierte Lehrkräfte lassen schon vor morgen den Kopf resignierend hängen. Vor allem: weil es vermeidbar gewesen wäre.

FÜR UNSERE KINDER 

Verantwortung übernehmen. Das ist jetzt gefragt. Für die Gesellschaft einerseits im Sinne von Reduzierung von Sozialkontakten, Verzicht auf große Menschenansammlungen und Ähnliches. Aber auch für sich selbst und das familiäre Umfeld und natürlich unsere Kinder. Niemand in Wien kann wissen, was für euch als Familie tragbar ist und was nicht. So lange wir nicht aufbegehren, wenn wir dagegen sind, werden diese Entscheidungen durchgehen. Ihr dürft euch selbst darum kümmern und eure Bedürfnisse ernst nehmen.

Sonst macht es nämlich keiner.

Sorry, heute kein Happy End. Wenn du positive Sätze brauchst, die findest du hier. 😉

Kommentar schreibenKommentare: 3

  • #1Ulrike (Montag, 16 November 2020 15:11)Danke Kerstin für die ehrlichen und auch aufmunternden Worte – und auch wir habe Bedarf weil für unsere Kinder und auch für uns wichtig und richtig ist 🙂
  • #2Julia (Dienstag, 17 November 2020 21:50)Danke Kerstin für deine offenen Worte, die ich jetzt ganz einfach mal auf den Kindergarten umlege..

    Ich bin Mama von einem Kindergartenkind und einer 1,5jährigen.
    Als Karenzmama sein Kind in den Kindergarten zu schicken kommt- so dachte ich noch Sonntagabend- einer Steinigung gleich, „ich bin ja eh daheim.“
    Hatte die ganze Woche daheim eingetaktet; Bastelsachen, Backbücher und Spiele rausgesucht und bin Montagmorgen mit meinem Großen und der Kleinen dabei in den Kindergarten. Wir hatten sogar schon die selbstgebastelten Weihnachtsgeschenke für die Pädagoginnen dabei, denn: man weiß ja nie…
    Dann kam die E-Mail vom Kiga.. […] Kinder im letzten Kindergartenjahr (…) sind eingeladen, die Einrichtung zu besuchen […] Halleluja, denk ich mir, was mach ma jetzt?
    Ich hab dann mit ein paar anderen Mamas und schlussendlich mit unserer (sehr engagierten) Pädagogin und der (auch supertollen) Helferin gesprochen, nachdem ich mir auch Gedanken zum Thema „Bedarf“ gemacht hab..
    1.) Meine Kinder sollen jetzt niemanden treffen, „jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“;
    2.) Jeder Tierpark, jedes Hallenbad ist gesperrt, es gibt keine Weihnachtsmärkte und keine Highlights, die den Kids mal die nebeligen Novemberwochen versüßen (abgesehen von den „hausgemachten“);
    3.) Wenn möglich soll ich meine Kinder nicht zum Einkaufen mitnehmen. (Sie aber zeitgleich auch nicht fremdbetreuen lassen… klar.. soll der 5jährige doch endlich mal anfangen, selbstständig auf seine 1,5jährige Schwester aufzupassen…);
    4.) Papa ist beruflich in Italien- corona sei dank gleich zwei Wochen lang, denn wer weiß schon, ob er seinen Beruf in absehbarer Zukunft wieder auf Eis legen muss, wie heuer schon knappe 4 Monate… dann wird‘s mim Hauskredit auch eng!
    Unter all diesen Gesichtspunkten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mein Sohn jedenfalls BEDARF hat.
    Bedarf an sozialen Kontakten, am Umgang und Spiel mit Gleichaltrigen, Bedarf an SEINEM Schulanfängerjahr, am Kindergarten selbst!
    Denn Kindergarten ist eben nicht nur „Betreuung“, sondern so viel mehr und wir sollten endlich damit aufhören, ihn als Aufbewahrungsanstalt für Kinder überforderter oder fauler Mütter zu sehen!! Die PädagogInnen leisten täglich Großartiges, um unseren Kindern in dieser schwierigen Zeit ein Stück Normalität zu bieten und ich bin extrem dankbar, dass wir sie haben.
  • #3Kerstin Bamminger (Mittwoch, 18 November 2020 08:22)Danke für euer Feedback! Ja, Julia! Das ist natürlich auch im KG gültig! Kinder bekommen in Kindergarten UND Schule viele Dinge, die wir NIEMALS zuhause bieten können – selbst beim besten Willen nicht.
    Ich find es gut, dass du bereit bist, eure Situation so zu reflektieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen, die für euch stimmt! Darauf wird es immer ankommen!
    Alles Gute für diese Zeit, die schon mit ein paar Sorgenpaketen mehr bestückt ist!
  • #4Name: *
Zaubersätze für dich

Zaubersätze für dich

Draußen zieht sich alles zusammen. Es wird enger und kälter. Zeit für einen Befreiungsschlag, wie ich finde. Wenn uns scheinbar die Kontrolle entgleitet, tut es gut, das zu kontrollieren, was IMMER in unserer Macht liegt:

Gedanken, Sprache, Haltungen und Handlungen.

Daher hab ich heut für dich im Angebot: ein ganzes Paket an Sätzen, die gut tun. Wenn wir sie als Eltern zu unseren Kindern sagen oder zu uns selbst. Ganz einfach zum Nachdenken, Nachsprechen und sich verzaubern (lassen). Nimm dir, was du brauchen kannst!

BRING ON THE GOOD THOUGHTS

Manchmal bin ich froh, dass niemand, wirklich NIEMAND in meinen Kopf reinschauen kann und hört oder sieht, welche Gedanken da drin herumschwirren. Oder wie viele das sind und dass die nie, oder so gut wie NIE Pause machen. Der Film „Alles steht Kopf“ könnte in meinem Gehirn gedreht worden sein. Da das „Abstellen“ von Gedanken nur mühsam mithilfe von Yoga oder Mediation für mich funktioniert, habe ich mich fest darin geübt, zumindest die „Richtung“ der Gedankenströme vorzugeben. So im Sinn von: wenn schon so viele Gedanken, dann bitte hauptsächlich und mehr von den Guten!

PROGRAMMIER DICH AUF SONNE

„Du bist da, wo deine Gedanken sind. Also schau, dass deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest!“ Dieses Zitat in einem WhatApp Status (Quelle leider vergessen) hat mich diese Woche berührt. Weil es so stimmt. Wir schaffen unsere Realität mit unseren Gedanken – denn nicht Menschen, Situationen und Dinge zimmern unsere Welt zusammen, sondern unser Umgang damit, unsere Bewertungen, unsere Haltungen dazu. Nein, das heißt nicht, dass ich alles immer gut finden muss. Doch wir sind evolutionsbedingt immer noch viel zu sehr auf das Negative (Gefahr!) programmiert und brauchen noch viel, viel Übung in positiveren Denkstrukturen. So dass im Kopf öfter die Sonne regiert statt dickem Novembernebel.

DIE AFFEN UND DU

So mach ich hier und heute mal den Anfang und serviere dir frei Haus allgemein gültige Gedanken, die du dir gönnen darfst und Sätze, die Kindern immer wieder gut tun.

Wenn du dir beim Lesen der folgenden Sätze denkst, „… das trifft aber für mich nicht zu!“ oder „Ich kann das nicht über mich sagen!“, dann noch den einen Tipp: diesen Satz nicht nur leise denken, sondern laut sagen. (Du musst es ja nicht während der Videokonferenz tun) 

So überlistest du dein Köpfchen! Jeder Gedanke ist eine Straße im Gehirn und je öfter wir ihn denken, desto besser ist diese Straße ausgebaut. Neue Gedanken sind dann wie Schotterwege und die Affen, die den Straßenbau da oben beaufsichtigen schreien: „Hey, die Straße kennen wir nicht, die ist blöd. Und außerdem langsamer. Wir mögen sie nicht!“

Gott sei Dank bist du der Boss dieser Affen und wenn du neue (positive) Gedanken genau so oft gedacht und gesagt hast wie die alten, lassen sich auch diese Straßen gut „befahren“ und die Affen beruhigen sich. Du musst es nicht mal selbst glauben!

Es funktioniert trotzdem! Und mal ganz ehrlich: einen Versuch ist es wert, denn schlechter wird‘s dadurch keines Falls!

GUTE GEDANKEN VON ANFANG AN

Wie wir mit unseren Kindern reden, wird zu ihrer inneren Stimme. Wir bauen die ersten Straßen in ihren Köpfen und können erste Richtungen vorgeben. Worte sind mächtig. Sie prägen die Gedankenwelt unserer Töchter und Söhne und wir können hier so viel Gutes tun. Und auch wenn uns zwischendrin kleine Fehler passieren (die ja dazu gehören), lasst uns so oft wie möglich die Gelegenheit nutzen, sie mit diesen Gedanken zu infizieren.

Ich hab unsere Kinder übrigens befragt, was ich ihrer Meinung nach am öftesten zu ihnen gesagt hab und was ihr Lieblingssatz von mir an sie ist. Sie sind in dieser Auflistung auch enthalten. 😉

  • Ich glaub an dich.
  • Du bist einzigartig und wunderbar.
  • Ich weiß, dass du es schaffst.
  • Ich hab gesehen, wie gut du dich vorbereitet hast – du gibst dein Bestes und das ist gut genug.
  • Es tut mir Leid, weißt du: auch ich mache Fehler.
  • Schön, dass du da bist.
  • Ich merke, dass ist dir wirklich wichtig.
  • Danke, dass du mir aus deiner Welt erzählst.
  • Ich freue mich mit dir.
  • Du machst meinen Tag heller.
  • Das kriegen wir wieder hin.
  • Es ist doch nur Schule, nicht das Leben.
  • Du darfst Fehler machen, so lernst du dazu.
  • Es gibt keine blöden Fragen.
  • Das hast du toll hinbekommen.
  • Es ist schön, dich lachen zu hören.
  • Du hast dir das wirklich verdient.
  • Ich wusste, du traust dich!
  • Das ist so mutig von dir.
  • Schön, dass du dich so in andere Menschen hinein fühlen kannst.
  • Ich traue dir das zu.
  • Meine Tür ist immer für dich offen, bitte komm, wenn du Nähe und Sicherheit brauchst.
  • Du bist klug und stark.
  • Deine Begeisterung für diese Sache lässt mein Herz höher schlagen.
  • Ich sehe, wie sehr du dich bemühst.
  • Deine Ausdauer ist wirklich fabelhaft.
  • Du bist so voller Fantasie und guter Gedanken.
  • Diese Idee von dir mag ich wirklich sehr.
  • Ich bin für dich da.
  • Du bist gut genug.
  • Alles ist gut.
  • Ich lieb dich.

EIN BISSCHEN WELT RETTEN

Eltern sind besonders gefährdet über dem Wohlergehen der eigenen Kinder sich selbst zu vergessen. Mütter vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, sorry to say, liebe Väter. Dabei ist es doch logisch, dass es wichtig ist, dass man selbst funktioniert, wenn man für andere da sein will, sonst sind die auch alle irgendwann auf verlorenem Posten. Sich selbst ernst zu nehmen, sich zu respektieren und für sich zu sorgen ist wichtig und gut. Klar, Eltern sein ist anstrengend und wir Erwachsene können Bedürfnisaufschub eher ertragen als Kinder und das ist auch zu beachten, besonders je jünger die Kinder sind. Und wir sind auch Menschen mit Bedürfnissen. Wir haben Gefühle und Grenzen. Und ein liebevolles Nein zum Kind ist manchmal ein wichtiges Ja zu mir. Es kommt auf die Balance an und in diesem Karussell der Gefühle sitzen wir eben als Familien.

Wir haben alle ein bisschen „Ich will die Welt retten“ in uns. 

Aber es ist o.k., wenn du erst mal nur einen Menschen rettest.

Und es ist o.k., wenn dieser Mensch du selbst bist.

(Spruch von den Machern des weltbesten Kalenders „Ein guter Plan“)

  • Ich bin ein wertvoller Mensch.
  • Meine Gefühle und Bedürfnisse sind richtig.
  • Ich nehme mich ernst und achte auf mich selbst.
  • Ich bin für mich da.
  • Ich lasse los, was schwer ist.
  • Ich öffne mich für das Gute & Leichte.
  • Ich sorge für mich selbst, nur so kann ich später für andere sorgen.
  • Auch wenn noch nicht alle in meiner Umgebung zufrieden gestellt sind, darf ich auf mich schauen.
  • Ich nehme mir rechtzeitig Pausen.
  • Mein Herz ist offen für gute Begegnungen.
  • Sicherheit kann nur in mir drin entstehen.
  • Meine Gesundheit liegt in meinen Händen, ich kann stets was dafür tun.
  • Mein Körper ist mein Tempel, ich behandle ihn gut.
  • Ich hole mir Hilfe, wenn ich sie brauche.
  • Alles was mir in meinem Leben widerfährt, dient meinem persönlichen Fortschritt.
  • Ich bin auf der Welt um zu leben, wachsen und aufzublühen.
  • Ich bin gelassen und nehme das Leben, wie es kommt.
  • Meine Dankbarkeit zeige ich und spreche sie auch aus.
  • Ich bin zuversichtlich und vertraue dem Leben.
  • Das Leben meint es gut mit mir, ich bin gehalten und getragen.
  • Ich weiß, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, das Richtige sag und das Richtige tu.
  • Und alles ist gut.
  • Alles ist gut.

Welchen Satz möchtest du dieser Liste noch hinzufügen?

Schreib in die Kommentare und lass uns noch mehr Gutes sammeln


Es ist eine Spezialität von mir, Menschen in oder vor herausfordernden Situationen 

(Konfliktgespräche, Verhandlungsgespräche, Elterngespräche in Schulen,…) ein 
MINDSET

zur Verfügung zu stellen – es ganz individuell zu verfassen.

Wenn du vor einer schwierigen Situation stehst, coache ich dich gern und stärke dich mit guten, passenden Sätzen in deiner Haltung und (wenn erforderlich) auch deiner Sprache, sodass du gelassen die nächste Herausforderung meisterst.

Du könntest so ein bisschen Rückenwind brauchen?

Geht in Zeiten wie diesen auch telefonisch oder per Videotelefonie! Vielfach erprobt und für gut befunden!Das kann ich brauchen!

Kommentar schreibenKommentare: 5

  • #1Gerlinde (Freitag, 13 November 2020 15:25)Hallo Kerstin!
    Danke für all die schönen Sätze und für das Bewusst machen !
  • #2Katrin (Samstag, 14 November 2020 09:07)Ich behandle alle Menschen so, wie ich behandelt werden möchte! Das geht ganz einfach u. Leicht 🙂
    Toll u. Inspirierend geschrieben! Danke liebes Schwesterchen! 🙂
  • #3Alexandra (Samstag, 14 November 2020 21:19)Ich finde: „Die Liebe beginnt immer bei mir…“ voll schön. Um sich daran zu erinnern, dass man die Qualität seiner Beziehungen selbst in der Hand hat… �
  • #4Anna (Sonntag, 15 November 2020 06:32)DankeDankeDanke!
    Mein Mantra lautet ICH BIN DA. ICH BIN FREI.:)
    Glg Anna
  • #5Verena (Sonntag, 15 November 2020 20:55)Danke für die hellen Gedanken in dieser etwas düsteren Zeit!
    “Du kannst nicht beeinflussen, was andere über dich denken. Aber du kannst entscheiden, ob es dich interessiert.” Dieser Satz schafft für mich Freiheit!
Es muss nicht gleich LIEBE sein

Es muss nicht gleich LIEBE sein

Aus den Fugen, diese Welt. Durchgeschüttelt, wir Bewohner. Einzelne davon so ruiniert, dass sie zu unfassbarer Gewalt greifen. Viele so eingeschüchtert, dass ihnen die Worte fehlen. Das Attentat in der Wiener Innenstadt steckt uns noch in den Knochen. Es gibt so viele Fragen und so wenig Antworten und jedenfalls zu wenig Liebe. Ein großes Wort. Und manchmal zu schwierig. Was uns sonst noch gut tun würde, darum geht’s heute hier.

Was vernichtet einen Menschen derartig, dass er hinaus geht und wahllos um sich zu schießen beginnt? Was treibt einen Menschen dazu, einen Lehrer zu köpfen, der sich und seine Schüler kritisch mit gesellschaftlichen Themen beschäftigt? Was geht in den Gehirnen von Attentätern vor, die sich selbst in die Luft sprengen, um einer freien Gesellschaft zu schaden?

Wir wissen es nicht, wir können es vielleicht nur erahnen.

LIEBE IST EIN GROSSES WORT.

Fix ist: kein Mensch wird so geboren. Er entwickelt sich dazu, vermutlich weil ihm viel zu oft viel zu viel Abwertung, Erniedrigung, Respektlosigkeit und Hass entgegengebracht wurden. Wahrscheinlich von Anfang an im Leben, wenn man so jung schon so derartig radikalisiert ist, wie der Attentäter von Wien. “Hat denn diesem Jungen niemand Liebe gelernt?” frag ich mich und gebe mir selbst die Antwort: nein. Oder jedenfalls: nicht ausreichend. Doch Liebe ist ein großes Wort und ganz ehrlich: wir können viele Menschen, Dinge oder Tatsachen nicht lieben, es geht sich gefühlt einfach nicht immer aus.

WAS SONST NOCH GUT WÄRE

Am Anfang der Coronakrise hab ich geschrieben “Bleibt in der Liebe”, nicht nur, weil es eine Überzeugung ist, sondern auch ein Wunsch. Doch ich seh bei mir selbst, dass ich das nicht immer schaffe. Und ich finde: das ist auch gar nicht notwenig. 5 Dinge, die uns sonst noch gut tun würden, besonders, wenn das mit “LIEBE” nicht geht, versuch ich hier zu beschreiben. Denn auch in der Familie ist Liebe nich immer so leicht gelebt, auch unsere Kinder bringen uns regelmäßig auf die Palme und manchmal würden wir unsere Partner gern auf den Mond schießen. Also, ich jedenfalls. Wer nicht schuldig ist, werfe hier bitte einen Stein nach mir.

RESPEKT

Wir sind verschiedener Meinung, haben verschiedene Vorlieben, lieben verschiedene Tätigkeiten, Menschen, Tiere und Dinge. Das Eigene gut zu finden ist einfach doch das Fremde zu lieben erscheint oft unmöglich. Respekt würde genügen. Jedenfalls für den Anfang. So im Sinn von: ich respektiere deine Meinung, auch wenn ich sie nicht teile

Ich respektiere deine Angst vor Krankheit und das Bedürfnis, dich schützen zu wollen, auch wenn ich mich nicht fürchte. 
Ich respektiere deinen Wunsch, dich so bunt anzuziehen, obwohl es mir nicht gefällt.
Ich respektiere deine Einstellung, Fleisch zu essen, auch wenn ich vegane Ernährung sinnvoller finde.

TOLERANZ

Wenn ich etwas nicht verstehe oder gut finden kann, bleibt immer noch Toleranz, was sogar noch “weniger” ist als, das “Annehmen, was ist”. Gut finden muss ich jemand anderem zuliebe gar nichts, es reicht völlig (und ist auch ehrlicher), es zu erdulden und ertragen, wenn unsere Kinder, unsere Partner oder Mitmenschen, Dinge anders sehen oder tun. Toleranz bedeutet nicht, dass man nicht engagiert mit dem Partner debattieren darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich nicht von manchen Jugendtrends verwirrt sein darf. Toleranz bedeutet nicht, dass ich auch fühlen und verstehen muss, wie es dem Kind gerade geht. Aber: es aushalten. Sagen: 

  • “Aha, du findest also diesen Politiker gar nicht so übel.”
  • “Aha, von überall ein Foto zu schicken, wo man ist, macht ihr jetzt so?!”
  • “Aha, du bist frustriert, weil du nach zwei Stunden die Spielkonsole weglegen sollst.”

Verstehen und für gut finden geht oft viel zu weit. Oft ist Toleranz das einzige, was wir aufbringen können, weil uns zu mehr irgendwas fehlt (Empathie, Verständnis, Erfahrung, Liebe,…).

GRENZEN

Unser Alltag ist manchmal voll von Grenzüberschreitungen. Noch länger arbeiten, obwohl man schon erschöpft ist. Noch einmal Nachrichten schauen, obwohl der Kopf bereits explodiert. Noch härter mit sich umgehen, damit man die gesetzten Ziele erreicht. 

Wir werden oft verletzt, enttäuscht oder gekränkt und tun dasselbe mit anderen Menschen: Jedes “stell dich nicht so an”, jedes “nie kannst du mal” , jedes “du machst mich wahnsinnig” ist eine Übertretung von Grenzen und kann – je nach Intensität, Häufigkeit und Sensibilität – Spuren hinterlassen. Was andere tun, können wir nicht beeinflussen. Aber wir können uns um unseren “Gartenzaun” kümmern und das auch Kindern vorleben: 

  • “Das hat mich verletzt, dass du ‘blöde Mama’ gesagt hast.” 
  • “Das kränkt mich, dass mein Chef jeden Tag sagt, ich sei zu langsam.”
  • “Es tut mir weh, wenn du mich zwickst, beißt, kratzt! Hör auf damit!”

Unsere eigenen Grenzen zu wahren, lehrt unsere Kinder dasselbe mal mit ihren eigenen Grenzen zu tun. Es zeigt ihnen, es ist wichtig, das zu sagen, wenn jemand anderer zu weit ging, denn oft ist das dem Gegenüber schlicht und einfach nicht bewusst.

SELBSTFÜRSORGE

Wir haben so viel in der Hand und Beschränkungen beginnen oft im Kopf. Leider haben viele Menschen als Kinder gelernt, dass man sich nicht “zu wichtig” nehmen darf, weil man dann Egoistin ist. Doch du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Wenn du dich selbst nicht wichtig nimmst, wie soll das jemand anderes tun? Als Erwachsene merken wir: wir können uns nicht darauf verlassen, dass sich Jemand um uns kümmert – wir dürfen es selbst tun. 

  • Sich ein entspannendes Bad gönnen.
  • Bei einem heißen Tee der Freundin die Seele ausschütten.
  • Auf einer Bergtour die nötige Freiheit spüren.
  • Den eigenen Körper bewegen als Zeichen der Dankbarkeit, dass man ihn hat.

Selbstfürsorge ist für jeden Menschen was anderes. Wenn du weißt, was dir gut tut, dann schau noch besser auf dich. Und wenn du keinen Plan hast, was dir gut tut: höchste Zeit, es herauszufinden

FEHLERKULTUR

Wir sind nicht nur Liebe und Frieden. Wir sind auch alles andere und vor allem sind wir mangelhaft, fehleranfällig und umperfekt. Gott sei Dank. Die ätzendsten Menschen sind doch bitte die, die keine Macken haben, immer wie “putzt und g’strieglt” daher kommen und alles immer fest im Griff haben. Also, für mich jedenfalls. 

Wir dürfen als gesamte Gesellschaft eine andere Fehlerkultur entwickeln und uns nicht dauernd an oft extrem überhöhten Ansprüchen an uns und andere aufhängen. Es ist wichtig, Fehler zu machen, denn mit dein bisschen Reflexion wird daraus eine Erfahrung. Und Erfahrungen lassen uns reifen, wachsen und klüger werden. Vor allem dürfen wir auch in Familien fehlerhaft sein, denn keiner Mutter und keinem Vater gelingt es, 100%ig zu funktionieren. Alle schimpfen wir mal, alle verlieren wir mal die Nerven, alle haben wir mal keine Lust.

5:1

Es braucht also besonders Ausgewogenheit, was diese negativen und die positiven Begegnungen betrifft. Ein Verhältnis von 5:1 wird oft beschrieben, wenn es darum geht, was Menschen als gute Beziehung beschreiben. Das heißt: auf fünf positive Begegnungen ist eine negative Begegnung erträglich. So bleibt die menschliche Verbindung gefühlsmäßig gut. Wenn sich also Streit, Konflikte und Streit häufig wiederfinden im Alltag: sorge bewusst für angenehme, positive Kontakte zwischendurch – denn mit ein bisschen Engagement ist das in kleinen Dingen (ein vorgelesenes Buch, eine kurze Massage, ein wenig Kopfkraulen) auch erreichbar und vor allem: in unserer Hand!

LIEBE gelingt uns nicht immer.

Es ist die höchste Form menschlicher Zuneigung und natürlich wünschenswert, so oft wie möglich, so gut wie möglich, so intensiv wie möglich. Und immer wenn wir keine Liebe aufbringen können – egal ob Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen oder sonst jemand: versuch es mit Respekt, Toleranz, entsprechender Fehlerkultur und achte auf deine und andere Grenzen und sorge gut für dich selbst.

Was möchtest du in der nächsten Woche wieder bewusst angehen? 


Selbstfürsorge

kann auch sein: sich bewusst Zeit nehmen,
Themen anzugehen und sich dabei Unterstützung zu holen.
Als psychologische Beraterin unterstütze ich dich gern dabei!

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Hilfe bei Hilflosigkeit?! – 5 Tipps

Begrenzungen im Außen fühlen sich für die meisten von uns unangenehm an, wir vermissen gewohnte Freiheiten und im schlimmeren Fall haben wir Angst, uns völlig hilflos der Zukunft auszuliefern. Damit wir nicht in der Starre stecken bleiben und nur mehr Frust vor uns herschieben und jeden gestalterischen Willen verlieren, gibt’s heut ein paar Tipps: was hilft bei Hilflosigkeit.

NICHT SCHON WIEDER

Diese letzten Monate haben uns allerhand abverlangt und statt nach einem etwas erleichternden Sommer dem Aufwind zu folgen und wieder Leichtigkeit zu fühlen, geht’s jetzt Vielen von uns genau umgekehrt. Regelungen, Maßnahmen, Vorschriften ziehen uns nach unten, lassen geplante Feste platzen, machen gewohnte Freizeitbeschäftigungen unmöglich, berauben uns selbst kleiner wiedergewonnener Freiheiten und hinterlassen uns fragend, wie das wohl die nächsten Monate über den Winter weitergehen mag.

Also versuche ich mich mal selbst zu erinnern, wie man aus dieser frustrierenden Haltung am besten raus kommt. 

1. TIPP: ANNEHMEN, WAS IST

Kaum ein Gespräch im zwischenmenschlichen Bereich kommt derzeit an dem verhassten C-Thema vorbei. Weil es uns betrifft, und zwar jeden von uns, der nicht in völliger Abgeschiedenheit fern der Zivilisation lebt. In solchen Gesprächen merkt man dann: mit manchen Menschen ist man sich sehr einig, mit anderen überhaupt nicht und es gibt nicht nur die schwarze und weiße Meinung, sondern auch alles dazwischen.

Es gibt Menschen, die sehr viel Angst haben und die sich gar nicht genug beschützt fühlen können und es gibt Menschen, die sehr entspannt bleiben und sich lieber weniger von Außen beschützen lassen würden. Wir sind eben verschieden. Und so verschieden wie wir Menschen sind, ist auch die Einschätzung von bestehenden Gefahren.

“Wenn doch nur alle so denken würden, wie ich, hätten wir kein Problem mehr und alles wär gut”, meinen Menschen in jeder Position. Doch die Realität ist anders. Es gibt viele Haltungen und Zugänge und das lässt sich beim besten Willen nicht ändern. Dann hilft das Annehmen dessen, wie es ist und die innere Einstellung, dem Anderen seine Meinung zu lassen – selbst wenn man selbst völlig anderer Überzeugung ist. “Aha, so siehst du das also.” Es braucht kein “… das verstehe ich” oder andere Zustimmung, wenn du nicht so denkst. Aber andere Meinungen stehen lassen können, das wär schon ein respektabler Anfang.

2. TIPP: VOM OPFER ZUM GESTALTER WERDEN

Es gibt in der Beratung so einen Begriff, der heißt: Leidensgewinn. Damit meint man Menschen, die bewusst oder unbewusst eine leidvolle Angewohnheit, Krankheit oder Beziehung nicht loslassen können, weil sie auch einen Nutzen davon haben. Oft ist das so etwas wie Zuwendung, Aufmerksamkeit, Mitleid und Empathie zu bekommen, ein anderes (noch schwereres) Thema nicht anschauen müssen oder Ähnliches. So komisch das klingen mag, sie halten an schweren Dingen fest, weil sich sonst eine Leere auftun würde, die erst wieder mühsam gefüllt werden müsste. 

Und obwohl der Fokus auf das Schlechte (“die Gefahr”) eine evolutionsbiologische Notwendigkeit war, können uns diese Zustände regelrecht lähmen, wenn sie im Übermaß zur falschen Zeit auftreten.

“Du Opfer!” sagen Jugendliche als Schimpfwort zu jemandem, der zu viel jammert und meinen wohl damit: “Hör auf mit dem Leiden und mach was! Es liegt in deiner Hand!” Und selbst wenn wir zur Zeit nicht alle Freiheiten der Welt haben, liegt es an uns, was wir aus der Situation machen. Eine ungute Situation wird nicht leichter, wenn wir sie uns selbst auch noch schiech reden. Fragen wir uns lieber: “Wofür ist diese Situation eine Gelegenheit?” … und schon kommen wir aus der Rolle des Opfers in die Rolle des Gestalters, wenn auch mit anderen Möglichkeiten als den bisher vielleicht gewohnten.

3. TIPP: GEMEINSAM STATT EINSAM

Du kennst das sicher. Skeptische Blicke, wenn man im Supermarkt zu nahe steht. Unsicherheit, wie man sich nun “richtig” begrüßen kann und soll. Sterbende Kommunikation unter Mitmenschen, weil die Maske uns definitiv hemmt, freudig wie früher zu plaudern und wir auch so viel von der Mimik verpassen, wenn wir in halbverdeckte Gesichter schauen. 

Wir trennen uns voneinander, driften auseinander und die körperliche Distanz, die wir dauernd wahren sollen wird nun echt zu sozialer Distanz, wie sie seit Beginn lustiger Weise ja schon bezeichnet wird. 

Wir brauchen uns gegenseitig und den Kontakt zum Umfeld in der realen Welt, weil wir soziale Wesen sind. Gerade in Krisen und gerade, wenn es schwer wird. Das geht auch ohne gleich unvernünftig zu sein und andere zu gefährden. Und die echte Horrorvorstellung ist doch nicht, irgendwann zu sterben, sondern (dabei) allein zu sein – das kann dir jede Krankenschwester auf einer entsprechenden Station bestätigen oder Menschen auf Palliativstationen. Die fürchten nicht den Tod, sondern die Einsamkeit. Wenn wir als Gesellschaft gemeinsam (und es wird uns alle irgendwie dazu brauchen) aus dieser Krise rauskommen wollen, dann sollten wir auch spüren, dass wir miteinander verbunden sind und soziale Kontakte sehr wohl pflegen, Kinder in den Arm nehmen dürfen, sie trösten, uns umarmen und Zuneigung ausdrücken, damit wir merken: wir sind nicht allein, wir sind Viele und wir brauchen uns gegenseitig, damit wir das alles schaffen.

4. TIPP: DIE BRILLEN WECHSELN

Nie mehr Jammern, down sein oder sich genervt fühlen? Was vielleicht als paradiesische Vorstellung erscheinen mag, ist einfach nicht das, was ich mir unter “LEBEN” und lebendig sein vorstelle. Unser Dasein hat eben viele Facetten und ohne die trüberen, dunklen würden wir die leuchtend hellen weder erkennen, noch zu schätzen wissen.

Es hilft aber, sich öfter mal bewusst zu werden, durch welche Brille wir gerade unser Leben so anschauen.

Ist es die Pessimisten-Brille im Sinn von: “alles ist furchtbar, das wird uns so viel kosten, wie sollen wir das überleben, ich hasse diese Einschränkungen”? 


Oder eher eine neutrale Brille durch die man sieht “ein neueres Virus beschäftigt den Globus, es gibt viele Zahlen zu positiv Getesteten, Erkrankten oder Verstorbenen, wir leben mit Einschränkungen, Menschen leiden auf vielfältige Weise in vielfältigen Bereichen”?


Oder ist es eine Optimisten-Brille, die erkennen lässt: “wir haben die Chance uns als Gesellschaft zu verändern, wir waren ohnehin auf einem zerstörerischen Pfad, lass uns etwas Positives draus machen”!?

Ich hab ja alle drei “Brillen” und sehe die Welt abwechselnd durch die eine und die andere. Und ich erinnere mich bewusst daran, die Pessimistenbrille abzulegen und meine Welt positiv zu sehen. Ich finde jeden Tag nicht nur einen Grund, sondern mehrere, warum es ein “guter Tag” war. Und wenn es “nur das ist”, ein Dach über dem Kopf zu haben, warme Kleidung und fließendes Wasser – für mich verändert das immer das Erlebte zum Positiven, weil ich in eine dankbare Haltung komme und nichts für Selbstverständlich halte. Und mein Leben – und jeden Tag – als Geschenk annehmen kann. (Notiz: leg dir einen Zettel neben dein Bett mit den Worten “Ein guter Tag” … der erinnert dich an diesen Gedanken …. vor dem Einschlafen und/oder nach dem Aufstehen!)

5. TIPP: MEHR LEBEN, WENIGER FÜRCHTEN

So Vieles zur Zeit dreht sich um die Bekämpfung von (einer) Krankheit und die Angst davor, dass wir fast auf das Wichtigste vergessen. Nämlich darauf, zu leben. Und was es heißt, gesund zu sein. Gesundheit bedeutet für mich nicht, nicht krank zu sein oder auf was auch immer positiv getestet zu werden. Gesundheit beginnt viel früher.

Und ich kann nicht anders, als mich hier an Dr. Samuel Hahnemann zu halten: es wohnt uns eine Lebenskraft inne, die beeinflusst, ob wir krank werden oder nicht. Wie lässt es sich sonst erklären, dass hochinfektiöse Krankheiten bei manchen so leicht übertragen werden und dann die eigene Ehepartnerin nicht “erwischen”? Es gibt unzählige kuriose Geschichten, welche “Wege” Viren und Bakterien manchmal nehmen und es gibt keine wissenschaftliche Antwort darauf, warum das so ist.

Die Sache ist nur, diese “Lebenskraft” ist halt unterschiedlich fragil und kann auch schon nach einer Auseinandersetzung mit dem Partner, Konflikten mit den Kindern oder mentaler Überlastung aus der Balance kommen. Da reden wir noch gar nicht von gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung.

“Ich weiß, dass ich nichts weiß” ist ein philosophischer Spruch, der zwar Jahrtausende alt ist, aber wenig von seiner Gültigkeit verloren hat. Wir glauben zwar, Viren, Bakterien und letztlich sogar das Leben “kontrollieren” zu können, weil wir schon so viel darüber wissen, doch ich bin überzeugt: wir wissen noch viel mehr überhaupt nicht. Diese Haltung würde diversen Wissenschaftern manchmal gut stehen.

Hilfe, worauf sollen wir uns dann verlassen? Auf das Leben und wie es geht, gesund zu bleiben. Dass Gesundheit eben nicht nur den Körper und messbare Werte umfasst, sondern auch den Geist und vor allem die Seele. Also frag dich auch: was nährt deinen Geist, was nährt deine Seele? Und dann geh und versorg dich damit, so gut es eben momentan geht. Und lass dich nicht von der Angst leiten, sondern vom Leben. Das sich niemals kontrollieren wird lassen und immer einen Weg findet, auch wenn wir diesen nicht verstehen. Drum: lebe dein Leben, so bunt wie möglich und so geregelt wie unbedingt nötig und freu dich daran.

Denn auch wo Freude ist, hat Krankheit weniger Chance. 

Und nun meine Abschlussfrage: warum war/ist HEUTE ein guter Tag für dich? Schreib in die Kommentare … 

Kommentar schreibenKommentare: 3

  • #1Elke Gruber-Franthall (Freitag, 23 Oktober 2020 12:48)Danke dir liebe Kerstin, für deinen wirklich treffenden, wertvollen Text!!!
    Es ist wie es ist. Es geht darum mehr denn je darum, in der eigenen Balance zu bleiben, das bunte Leben zu leben, jeder für sich und gemeinsam (mein bunt ist, ja nicht das bunt des anderen ;-))
    Da gibts so viele Gründe für “meinen” guten Tag.
    – Das Strahlen meiner Kinder in der früh, selbst wenn ich mal schwer aus dem Bett komm ;-)) was heute nicht der Fall war!!!
    – So herzberührende Gespräche beim Kindergartenbus,
    – einen Vormittagszoomcall mit einer Freundin in der Schweiz, der mich sehr berührt hat und einfach, echt und ehrlich war.
    – Die Vorbereitung meines eigenen Workshopreihe “Auszeit”, auf die ich mich riesig freu und die TeilnehmerInnen ebenso.
    – Ein strahlendes Lächeln der Nachbarin,… und
    – freie Mittagszeit für mich alleine (bei 3 Kindern sehr sehr besonders wertvoll!!).
    – und es ist erst 12:48 Uhr, was da noch alles kommen mag, ich lasse mich überraschen.
    Alles Liebe dir und weiterhin sooo viel erkennen der guten Momente in unsere aller LEBEN!!! Elke
  • #2Birgit Buchinger (Freitag, 23 Oktober 2020 17:30)ich habe gerade täglich in der Arbeit mit Maskengegnern zu tun im Handel.
    Das strapaziert die Nerven und Geduld meinerseits sehr.
    Dein Beitrag ist wunderbar und hat mir gerade jetzt sehr geholfen.
    Vielen Dank
    Wenn man im Arbeitsstress drin ist, ist es von selber oft schwer einen anderen Blickwindel zu bekommen, dank Dir ist mir das jetzt gelungen

    Liebe Grüße
  • #3Elisabeth (Sonntag, 01 November 2020 19:58)Liebe Kerstin, danke für deinen wertfreien Zugang zur aktuellen Situation, die uns alle im gleichen Ausmaß be-triff im wahrsten Sinne des Wortes. Heute war mein Tag gut und schön, weil ich Zeit mit meiner Familie in der frischen Luft und in der schönen herbstgefärbten Natur verbringen durfte. Weil Du mir mit Deinen positiven Worten den Abend versüßt. ���
  • #4

Hurra! Wir leben (noch)!

Wir leben ja echt am Limit hier mit all den potenziell tödlichen Viren, der ständigen Gefahr eine Ampelschaltung zu übersehen (mit oder ohne Auto) und den unzähligen explosiven Bäumen in unseren Waldstädten. Ich frag mich ja neuerdings, wie die Menschheit es überhaupt bis hier hin geschafft hat, so gefährlich wie uns die moderne Welt aktuell erklärt wird. Ein paar Erklärungen hab ich vielleicht für dich. Wissenschaftlich nicht erwiesen, allerdings.

DUMMHEIT IST NICHT DIREKT TÖDLICH

Im Angesicht aller möglichen (und echten) Katastrophen, die die menschliche Spezies bisher erlebt hat und überlebt hat (zumindest ein Großteil davon), versuche ich mal einen Hoffnungsschimmer zu sehen in der derzeitigen Situation. Nicht weil wir bald die vermeintlich segensreiche Impfung unter die Haut gejagt bekommen können oder ein glorreiches Medikament entwickelt werden wird, oder irgendwann doch noch Ordnung oder Sinn (oder beides) hinter Ampelregelungen abseits der Straße entstehen wird.

Ich hab Hoffnung, weil ich weiß (und wir erleben es grad an vielen Ecken und Enden, ohne hier Namen nennen zu wollen), dass Dummheit nicht direkt tödlich ist. Sonst wären wir vermutlich schon längst ausgestorben. Selbst mit relativ wenig Verstand gelingt es, heutzutage zu überleben – manche schaffen es sogar in staatstragende Positionen, in Regierungsverantwortung und leitende Positionen. Und selbst mit solchen “Leuchten” an der Spitze gehen wir nicht gleich unter. Also, die Hoffnung lebt. Für mich aber vor allem deshalb, weil ich merke, dass in meinem Umfeld viele Menschen sehr ähnlich denken wie ich, dass für viele die Dinge momentan nicht ganz astrein laufen und die Bereitschaft zum Widerstand leisten nur eine weitere verrückt genuge Verordnung entfernt ist. Wer noch Haus- und Menschenverstand besitzt, wird sich mit denen zusammentun, die davon ebenfalls noch Reserven haben. Und dann geht ein Licht auf am Horizont.

WHAT DOESN’T KILL YOU …

Ich bin ein Kind der Achtziger Jahre. Wir haben nach Tschernobyl im Sand gespielt, hatten Spielzeug voller Weichmacher aus dem bösen, bösen China, wir haben das Essen mit dreckigsten Fingern in den Mund geschoben und aus Gläsern getrunken, wo die halbe Nachbarschaft auch schon dran war, haben das Gras aus dem eigenen Garten in Lianen geraucht (Filter? Was ist das bitte?) und was Desinfektionsmittel sein soll, war uns unbekannt. Ja, viele Dinge waren hygienisch weder einwandfrei noch nachahmenswert und auch mir graust manchmal bei der Erinnerung an das eine oder andere Erlebnis in meiner Kindheit. 

Doch eins weiß ich bestimmt: wir waren robust und abgehärtet und niemand verfiel in Panik, wenn man sich in das Taschentuch der Schwester rein schnäuzte, oder uns die Großeltern mit ihren Stofftaschentüchern (mmmhhh, lecker) die Nase putzten. Uns wurde viel zugemutet, uns wurde viel zugetraut und das machte uns stark. So wie viele Kinder, die auch heute noch halbwegs natürlich aufwachsen dürfen und nicht in sterile Watte gepackt werden. Wir sind zäher als wir glauben und was uns jedenfalls krank macht und schwächt (… das hab ich auch schon öfter hier betont) ist Angst. Und die Angst, krank zu werden. 

Im Übrigen verstehe ich auch die sogenannten Schutzmasken als eine Art Immuntraining, denn eine Hygienemaßnahme ist das schon lang nicht mehr. Ich empfehle dir, 15 Minuten auf einem Supermarkt Parkplatz die Menschen zu beobachten und zuzuschauen, von woher sie ihre Masken heraus wursteln und sich dann vor das Gesicht schnallen. Wenn du dann gesehen hast, dass die meisten sie erstens “falsch” aufsetzen, unters Kinn schieben, außen überall antatschen und die sowieso schon längst, wenn sie nicht aus einer sterilen Verpackung genommen werden, irgendwie kontaminiert sind (wenn schon nicht mit Corona, dann mit anderen Bakterien oder Viren, die jedenfalls auch im Gesicht und Hals nichts zu suchen haben) und daher keinen Schutz bieten, dann weißt du: sie sind eher ein Immuntraining, als eine Hygienemaßnahme. Ja, man kann niemandem damit beim Reden ins Gesicht spucken. Das ist aber schon der einzige Vorteil und sollte mal mit der Contra Seite verglichen werden, falls mich mal jemand fragt.

WENN’S HART AUF HART KOMMT, MENSCH BLEIBEN

Wir werden dennoch überleben, denn Seuchen hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben, mit oder ohne Gegenmittel in Form von Impfung, Medikament und CO. Oder TROTZ Impfung, Medikament und CO. Ich glaube, dass die Natur schlau genug ist, uns Menschen mit den Herausforderungen mitwachsen zu lassen und wie man schon sieht, mutieren nicht nur Viren sondern auch wir Menschen mit (weniger heftige Infektionen, unerklärliche Immunreaktionen, …). Und nicht nur körperlich glaube ich an das Leben, sondern auch psychologisch und sozial. Ich bin guter Hoffnung, dass wir uns nicht unendlich “in die Irre” führen lassen und an einem bestimmten Punkt (wann immer der kommen mag) nicht weiter wie Schafe durch den Tag treiben lassen werden. Wir werden uns verbünden und zusammenstehen und vernünftig und friedlich für einen sinnvollen, menschlichen und dennoch rücksichtsvollen Weg zu einer gemeinsamen Zukunft einsetzen. Wir werden unsere Kräfte, unsere Energie und unsere Möglichkeiten bündeln und für Menschlichkeit einsetzen, besonders, wenn es eng wird. 

Das haben wir ja auch am Beginn des Lockdowns erlebt. Mehr aufeinander zugehen, mehr aufeinander schauen und mehr aufeinander aufpassen als es vorher gewohnt war. Wir können es und haben es oft nur verlernt oder verdrängt. Und es gab ja genug Maßnahmen und Empfehlungen, die uns voneinander distanziert haben, also darf’s uns nicht wundern.

Aber: Einer oder eine allein wird eine schwierige Situation nicht komplett ändern können. Wir brauchen uns gegenseitig und echte soziale Kontakte. Zusammen entstehen oft ungeahnte Lösungen, entwickeln wir die besten Ideen und können auf das Potenzial und die Vielfalt zugreifen, die eine einzelne Person einfach nicht in dem Ausmaß bieten kann. Also lasst uns zusammen stehen, uns absprechen und aufbegehren, sollte es nötig sein.

WO WIEN WEIT WEG WAR

Wir haben die letzten Tage des Sommers ja in den Osttiroler Bergen verbracht, umgeben von Natur, Wald und hunderttausende Jahre alten Gipfeln und Felsbrocken, die schon Zeit und Ewigkeit dort “erlebt” haben.

Die Berge haben auf mich folgende Wirkung: sie rücken meine Themen und Herausforderungen, die Probleme der Zeit und Menschheit ins rechte Licht. Die Gelassenheit, Sicherheit und Ruhe, die solch imposante Erhebungen ausstrahlen, wirken angenehm in Zeiten wie diesen. Ich höre sie förmlich kichern angesichts dessen, wovor wir uns gerade “fürchten” (sollen), denn sie haben schon alles gesehen. Eiszeiten, Dinosaurier, Kriege, Seuchen, Naturkatastrophen, Not und immer wieder den Menschen, der glaubt, die Natur (dazu gehören auch Viren) beherrschen zu können.

Wie klein und unbedeutend wir sind, kann ich dort gut spüren. Und dass (die Waldstadt) Wien mit allen Verordnungen dort ganz weit weg ist. Die weidenden Kühe lassen Ampeln jeglicher Art kalt. Einsame Berghütten bewirten wie früher in aller Ruhe, bodenständig, unaufgeregt und herzlich. Man muss ja nicht alles an sich heranlassen. Recht so. Denn die echte Gefahr für die Menschheit geht von wo anders aus: von uns selbst. 

Wie wir glauben, uns auf diesem Planeten benehmen zu können. 

Wie wir mit Mutter Natur umgehen. 

Wie wir mit Ressourcen umgehen. 

Wie wir miteinander umgehen. 

Wenn es der Natur zuviel ist, wird sie sich von uns Menschen befreien. Und bis dieser Fall eintritt, werden wir leben.

Und es wär gut, wenn wir uns dabei nicht zu sehr aus der Ruhe bringen lassen.

Von Verordnungen.

Von Präsidenten.

Von Ampeln.

Von Infektionszahlen.

Oder explodierenden Bäumen.

Also freu ich mich mal des Lebens. Und du so?!

Kommentar schreibenKommentare: 6

  • #1Petra (Donnerstag, 17 September 2020 15:29)MEGA Artikel!!!! Du sprichst mir zu 100 % aus dem Herzen!!!
  • #2Kerstin L. (Donnerstag, 17 September 2020 19:08)Das hast du wieder toll geschrieben! Bin ganz bei dir! Liebe Grüße!
  • #3Bettina (Donnerstag, 17 September 2020 21:16)Eine tolle Meinung in einen genialen Text verpackt. Danke dafür. Ich sehe es genauso und ich hoffe viele andere auch ✨
  • #4Thomas (Freitag, 18 September 2020 06:11)Respekt, toller Inhalt, spannend und klug geschrieben. Gute Situationsdarstellung, Bravo, wir brauchen Menschen, die Ihre Meinung sagen!
  • #5Kerstin Bamminger (Donnerstag, 24 September 2020 08:24)Vielen Dank, ihr Lieben! Es freut mich, wenn ich hier für Gleichgesinnte schreibe ;-)!
  • #6Sigrid (Montag, 28 September 2020 16:51)Und wieder ein toller Artikel, der mich einerseits zum Lachen bringt und auch zum Nachdenken anregt!!
    LG Sigrid
  • #7
Vergleichen ist menschlich – 3 Tipps, wie es gehen kann

Vergleichen ist menschlich – 3 Tipps, wie es gehen kann

Es scheint ein zutiefst menschliches Verhalten zu sein: wir vergleichen gern. Wir vergleichen uns, das, was wir haben und das, was wir tun. Scheinbar ständig und, was das Ganze erst richtig fatal macht: immer gekoppelt mit einer Bewertung.

Warum wir so stark zum Vergleichen neigen, was das Vernichtende an diesem Verhalten ist und wie wir – zum Beispiel besonders in familiären Beziehungen – andere Wege gehen können, darum geht’s heute im Blogbeitrag.

VOM ERSTEN HERZSCHLAG AN

Wir Menschen lieben es, zu vergleichen. Nicht erst seit Geizhals, Durchblicker, Checkfelix und anderen Vergleichsportalen bekommen wir das Gefühl, das fast schon tun zu “müssen”, weil wir ja nicht schlechter aussteigen, mehr bezahlen oder weniger bekommen möchten. Es zahlt sich auch aus, Sachen zu vergleichen, doch wenn es um Menschen geht, wird dieses Verhalten sehr schnell destruktiv. Und im Grunde beginnt das Drama schon, bevor wir das Licht der Welt erblicken. Schon im Mutterleib werden wir vermessen, bewertet, geschätzt und eingeordnet. In Tabellen, Raster, Bewertungen, Kurven.

Und wir setzten dieses Verhalten gewohnter Weise gern in unserem Leben fort, weil wir es schon von frühester Kindheit an in vielen Bereichen so erleben und das als Normalität annehmen.

WIR KÖNNEN ES NICHT LASSEN

Warum hören wir nicht auf damit, wenn uns doch an jeder Ecke erklärt wird, dass das der eigenen psychischen Gesundheit nicht dienlich ist, wir uns selbst damit schnell erniedrigen und uns dadurch sehr oft schlecht fühlen? 

Ich glaube, dass wir in unseren Versuchen, Dinge zu vergleichen, die eigentlich nicht vergleichbar sind, dennoch einer Sehnsucht folgen. Menschen versuchen, ihren Platz im Leben zu findenSicherheit zu empfinden und Orientierung zu haben. Wir wollen nicht nur Dinge einordnen können, sondern irgendwie auch uns selbst. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das auch und deshalb können wir es nicht lassen – so sehr wir uns auch bemühen.

Also finde ich, es zahlt sich aus, zu überlegen, wie man vergleicht, ohne sich dabei selbst und andere – besonders die eigenen Kinder (Geschwister) – unglücklich zu machen. Ein einfaches: tu’s nicht scheint nämlich nicht zu funktionieren.

AUFWÄRTS UND ABWÄRTS

Wenn wir Dinge, Leistungen, Eigenschaften, Zahlen prüfend nebeneinander halten, kommt es immer darauf an, womit wir diese Sachen in Beziehung bringen, sprich: welchen Bezugspunkt wir verwenden. Und vor allem, wie wir diese bewerten.

Beim Vergleichen mit von uns schlechter, unangenehmer oder minderwertiger betrachteten Objekten oder Subjekten fühlen wir uns wunderbar. Unser Gehirn schüttet als Belohnung Domamin in rauen Mengen aus, weil wir uns so herrlich fühlen, wenn wir den Berg schneller erklimmen, eine bessere Schulnote erzielen oder das Kind die ersten Schritte früher macht als das Nachbarskind. Das sogenannte Abwärtsvergleichen macht tatsächlich glücklich und gibt uns ein angenehmes Gefühl, weil wir uns selbst in dieser Situation aufwerten.

Umgekehrt geht es beim Aufwärtsvergleichen in die entgegengesetzte Richtung. Wir finden andere Menschen besser, schöner, erfolgreicher, sportlicher, musikalischer, beneiden sie um ihre Autos, Häuser, Urlaube und Kinder und finden generell das Gras woanders grüner als im eigenen Garten. (Beim Stichwort Rasen liebe Grüße an meinen Göttergatten, der ja auch hier mitliest).

Du kennst bestimmt aus eigener Erfahrung, dass die Vergleiche mit diesen Menschen und Dingen mit zuverlässiger Sicherheit in ein Stimmungstief führen, weil wir uns selbst dabei klein machen, schwächen und abwerten. Und das haben wir uns nicht verdient.

VERGLEICHEN OHNE BEWERTEN

Es ist also illusorisch, sich vorzunehmen, nicht mehr zu vergleichen. Wir tun es ganz einfach. Also lass uns darüber nachdenken, WIE wir es tun. 
Solange es uns nämlich gelingt, über das Vergleichen etwas dankbarer zu werdenachtsam zu sein und wertschätzend gegenüber dem, was wir im Leben haben, hat ja niemand was einzuwenden. Es geht also darum, die Bewertung außen vor zu lassen. Fest zu legen, was gut oder schlecht ist und starr einzuordnen ohne jegliche Individualität zu berücksichtigen.

TIPP #1

Installiere eine inneres Vergleichs-Warnsystem – zum Beispiel so, wie bald mit der Corona-Ampel (erinnere dich gern jedes Mal an diesen Absatz beim Wort “Corona Ampel”). Wenn du dich selbst dabei beobachtest, wertfrei zu leben ist alles auf grün. Wenn du vergleichst ohne zu bewerten, ist die Ampel gelb (noch nichts ist passiert), doch wenn du beginnst, dich selbst oder deine Lieben abzuwerten und zu erniedrigen, leuchtet das Licht orange oder rot (hochakut!). Es ist immer noch nicht sofort tödlich, doch Vorsicht ist geboten. Und der erste und wichtigste Schritt ist getan: 
Ich habe wahrgenommen, dass ich beim Vergleichen in die BEWERTUNG gehe.

TIPP #2

Positiv nützen: wenn ich merke, dass ich durch das Vergleichen unzufrieden und unglücklich werde, habe ich zwei Möglichkeiten, zu reagieren. (Bsp: “Meine Freundin ist viel sportlicher als ich!”) Entweder ich nützte die Erkenntnis um mich selbst zu entwickeln und zu wachsen, mich selbst anzuspornen (“Ich möchte auch sportlicher sein, deshalb werde ich jetzt regelmäßig laufen gehen”) oder ich nehme die Gelegenheit, mich selbst anzunehmen, wie ich bin und einem etwaigen Optimierungsdrang bewusst zu widerstehen UND kann dennoch das andere gut finden (“Ich finde mich auch so okay, ich bin gut und richtig, so wie ich bin und es gefällt mir so eine sportliche Freundin zu haben”).
 So bleibe ich bei mir selbst und nehme mich trotzdem in meinem Umfeld wahr.

TIPP #3

Betrachte jeden Vergleich als eine Einladung… 

… eine Einladung, deine eigenen Werte zu überdenken.
… eine Einladung, dankbar zu sein für deine Einzigartigkeit.
… eine Einladung, kritisch zu hinterfragen, welche Tabellen, Werte und Zahlen als “Einordnungssysteme” eher hilfreich oder hinderlich sind.
… eine Einladung, altbekannte Denkmuster zu verlassen und neue zu etablieren.
… eine Einladung, mutig deine Individualität zu leben und 
… eine Einladung, die Individualität des anderen anzuerkennen.
… eine Einladung, emphatisch mit deinen Mitmenschen zu sein, wenn es ihnen anders geht als dir.
… eine Einladung, deinen Wert zu erkennen ohne ihn zwingend einordnen zu müssen.
… eine Einladung, gelassen zu bleiben – weil es fast immer irgendwo noch mehr oder noch weniger von was auch immer gibt.

VERGLEICHEN IST MENSCHLICH

Warum es so ist, dass wir unsere eigene Lage oft erst wieder schätzen können, wenn jemand im sozialen Umfeld ein Unglück oder einen Schicksalsschlag erlebt, darüber hab ich schon oft ausgiebig mit lieben Menschen philosophiert. 

Der Unfall des Nachbarjungen macht uns betroffen und wir sind froh, intakte Beine zu haben.
Die Krankheit der Arbeitskollegin macht uns dankbar für die eigene Gesundheit.
Das Unglück einer Bekannten macht uns demütig und wir können anhand dieser Geschichten unser eigene Situation wieder vollends schätzen und glücklich sein darüber.

Auch wenn gerade ein Karton Eier am Boden gelandet ist, das Kind mit einem Bomben-5er aus der Schule heimkehrt und der Flugurlaub für heuer storniert werden musste.

Vergleichen ist menschlich. Solange wir soziale Wesen sind, werden wir diesem Verhalten unterliegen. Wenn wir es nicht mehr tun, sind wir tot. Wovon wir uns aber mehr und mehr befreien können, ist das krankhafte Bewerten, das gegenseitige Schlechmachen, das Erniedrigen und Herabwürdigen von anderen Leistungen, Sichtweisen, Errungenschaften, Talenten, Gesinnungen oder Vorlieben. Egal welchen Lebensbereich das betrifft.

Wir dürfen sehen:

Ich bin so.
Andere sind anders.
Das ist gut und wichtig.
Das ist gut und richtig.
Verschiedenartigkeit macht unsere Welt bunt.
Eine bunte Welt macht mehr Spaß als eine in schwarz und weiß.
Ich darf mich vergleichen.
Ich mache das wertfrei.
So geht’s mir gut.
So geht’s meinem Umfeld gut.

(Falls dich das an eine Werbekampagne der Regierung erinnert, bitte ich um Entschuldigung.)
Wo ertappst du dich am ehesten beim bewertenden Vergleichen? 

Wobei hat dich schon einmal das Vergleichen mit anderen unglücklich gemacht? 
Und hast du noch einen Tipp, der dir das Vergleichen ohne bewerten erleichtert?

Ich bin gespannt, was du mir in die Kommentare schreibst …