Reinhard Mey drückt in seinen Worten etwas aus, das viele von uns Eltern nur zu gut kennen: Warum gibt es für so vieles im Leben eine Ausbildung, aber für das Elternsein – die wohl anspruchsvollste Rolle – wird erwartet, dass man es einfach kann? Und dabei wird oft angenommen, dass das Wissen über Erziehung und den Umgang mit Kindern einfach “intuitiv” vorhanden ist. Doch wie oft haben wir uns schon gedacht, dass das Leben mit Kindern sicher nicht so kompliziert sein wird, wie es bei anderen Eltern aussieht? „Bei uns wird das schon ganz anders laufen!“ – diesen Gedanken hatte ich definitiv früher und vielleicht kennst du ihn auch.
NACH DEN ERSTEN SCHRITTEN IST VOR DEM LEBEN
Eltern zu sein bedeutet weit mehr als die bloße Geburt eines Kindes. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der viele Herausforderungen bereithält – und das nicht nur für Eltern von Neugeborenen. Sicher, es ist wichtig, mit Leichtigkeit und einem gesunden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten an die Sache heranzugehen, aber oft wird der Alltag mit Kindern ganz anders, als man es sich vorgestellt hat. Vom ersten Schultag bis zum ständigen Auf und Ab der Pubertät – die Reise ist lang und vielfältig.
HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN
Auch wenn das Leben mit Kindern oft öffentlich sichtbar ist, finden viele der echten Herausforderungen hinter verschlossenen Türen statt. Ob es die schlaflosen Nächte sind, in denen man ein fieberndes Kleinkind beruhigt, oder die stillen Momente, in denen man mit einem schulgestressten Kind spricht – diese Szenen sieht oft niemand. Es sind die alltäglichen, manchmal einsamen Kämpfe, die das Elternsein prägen.
DIE ROLLE DEINES LEBENS
Kinder großzuziehen ist keine leichte Aufgabe. Es gibt keine festen Regeln, und vieles muss man im Laufe der Zeit lernen. Ob es nun die endlosen Diskussionen über Bildschirmzeiten sind, die ständigen Wäscheberge oder das Jonglieren von Terminen zwischen Schule, Sport und Spielverabredungen – Eltern brauchen besondere Talente, um diese Herausforderungen zu meistern. Vor allem, wenn es um die WICHTIGSTE aller Aufgaben geht: das Managen von Emotionen. Damit uns das gut gelingt und wir stets bzw. immer wieder in tragfähiger Verbindung mit unserem Kind sind, brauchen wir folgende Talente.
TALENT 1: BEOBACHTEN
Wie kann man sein Kind wirklich verstehen? Durch Beobachten. Dieses Talent ist entscheidend, egal wie alt das Kind ist. Denn nur durch aufmerksames Beobachten können wir herausfinden, was unser Kind gerade beschäftigt, was es freut oder ärgert. Ob es sich um den Stress in der Schule oder die Unsicherheiten im Freundeskreis handelt – wachsame Augen und ein offenes Herz sind hier unerlässlich.
Aber Vorsicht: Dieses Talent leidet besonders, wenn der Alltag zu hektisch ist, wir ständig auf unsere Bildschirme starren oder einfach zu gestresst sind, um wirklich hinzusehen.
TALENT 2: WAHRNEHMEN
Beobachten ist der erste Schritt, Wahrnehmen der zweite. Hier geht es darum, das Gesehene auch wirklich ernst zu nehmen. Wenn das Kind abends beim Zubettgehen erzählt, dass es in der Schule ausgegrenzt wurde, dann ist es wichtig, dies als seine Wahrheit anzuerkennen – auch wenn es schwerfällt. „Das kann doch nicht so schlimm sein!“ oder „Das passiert doch jedem mal“ sind Reaktionen, die nicht weiterhelfen.
Dieses Talent leidet besonders, wenn wir zu sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt sind oder die Gefühle unserer Kinder nicht ernst genug nehmen.
TALENT 3: INTERPRETIEREN
Besonders bei kleinen Kindern, die ihre Gefühle und Bedürfnisse noch nicht gut in Worte fassen können, müssen Eltern oft zwischen den Zeilen lesen. Warum zieht sich mein Kind zurück? Ist es müde oder bedrückt? Diese Interpretationsarbeit bleibt ein wichtiger Bestandteil des Elternseins – vom Kleinkindalter bis in die Teenagerjahre. Und ist der Teil, wo wir wohl am häufigsten Fehler machen.
Dieses Talent leidet, wenn wir uns zu sehr von außen beeinflussen lassen und unsere eigene Intuition untergraben wird.
TALENT 4: BEANTWORTEN
Jede Beobachtung und Wahrnehmung muss schließlich in eine Handlung münden. Oft ist es leichter, auf die Bedürfnisse eines Kleinkindes zu reagieren: Hunger, Müdigkeit, Trost – alles ist ziemlich klar. Doch je älter die Kinder werden, desto komplexer werden auch die Antworten, die sie brauchen. Manchmal reicht ein Gespräch, das Aushalten und Mittragen von heftigen Gefühlen, manchmal braucht es mehr. Aber immer geht es darum, die Not des Kindes zu erkennen und darauf zu reagieren.
Dieses Talent leidet, wenn wir uns selbst zu sehr einschränken, wenn wir uns allein fühlen oder wenn unsere Ressourcen aufgebraucht sind. Darum: Selbstfürsorge bedenken!
TALENT 5: LOCKER BLEIBEN
Das klingt so einfach, ist aber oft das Schwierigste: Locker bleiben. Besonders wenn der Alltag hektisch wird, wenn die Probleme sich häufen oder wenn die Erwartungen – sei es von uns selbst oder von anderen – überhandnehmen. Es braucht Übung und Zeit, um auch in stressigen Momenten die Ruhe zu bewahren und den Humor nicht zu verlieren.
Dieses Talent leidet, wenn die Anforderungen übermäßig hoch sind oder wenn wir uns zu sehr mit anderen vergleichen.
POTENZIALENTFALTUNG
Elternsein ist ein stetiger Prozess der Weiterentwicklung. Die hier beschriebenen Talente sind nur ein kleiner Teil dessen, was wir im Laufe der Jahre lernen und verfeinern. Auch wenn es keine „Befähigungslizenz“ für Eltern gibt, sollten wir nie aufhören, uns weiterzubilden und zu hinterfragen. Denn: Die Erwachsenen von morgen werden von uns geprägt. Sie sind die Entscheidungsträger, Gestalterinnen und Zukunftsmacherinnen. Für sie sollten wir diese Talente entwickeln – und das Beste aus uns herausholen.
Danke, dass du dir die Zeit nimmst, diese Talente zu entwicklen und noch besser darin zu werden. Dein Kind wird es dir DANKEN!
Tränen der Freude, berührende Momente und eine Extraportion Liebe. Diese drei Dinge waren zwar nicht in Papier verpackt, beschriftet und in den alten Lederkoffer geworfen. Und doch bildeten sie den Rahmen für die familiäre Tradition anlässlich der Firmung unseres Jüngsten zu Pfingsten 2024.
Wie schon bei der großen Schwester und unserer Mittleren haben wir das “Erwachsenwerden” des Kindes im Glauben – die Firmung – genützt, um unserem Kind zu verdeutlichen, was wir ihm gerne mitgeben möchten, für den zunehmend eigenständigen Weg ins Leben. Das langsame Loslassen der Kinder fordert mich als Mutter zeitweilig sehr. Nicht nur, weil die Kontrolle nach und nach verloren geht (die hatten wir in Wirklichkeit NIE ganz!), sondern weil es auch viel Segen, Glück und Vertrauen braucht, dass ihnen gelingt, wovon sie träumen.
Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.
Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.
WAS WIR MITGEBEN WOLLTEN:
Für jede angenehme Reise ist es gut, sinnvoll und klug zu packen. Damit man die wichtigen Dinge dabei hat und trotzdem nicht schwer schleppen muss. Wie es schon familiäre Tradition ist, haben wir für dich auch einen Koffer für’s Leben gepackt. Mit kleinen Dingen, die symbolisch für Eigenschaften, Haltungen und Ideen stehen, die wir dir mitgeben möchten.
Durchhaltevermögen & Geduld (Batterien)
Wir leben in einer Zeit, wo wir fast alles Jetzt! Sofort! Haben! Wissen! Können! Wollen. Und wenn es mal länger dauert, bis etwas gelingt, du wütend oder antriebslos wirst, weil Erfolge auf sich warten lassen, dann sei wie ein Duracell Hase und höre niemals auf, zu gehen. Seien die Schritte auch noch so klein. Lade dich auf und bleib dran, dann wirst du dich selbst nie enttäuschen!
Was uns lebendig macht, sind unsere Gefühle. Erlaube dir, alles zu fühlen, was dir im Leben unterkommt. Koste die angenehmen Gefühle aus und lasse dich auch in unangenehme fallen. Sie sind da, um gefühlt zu werden und verschwinden auch wieder, wenn wir ihnen genug Raum gegeben haben. Vor allem jedoch: nimm auch andere Menschen in ihrem Gefühl wahr und ernst.
Und merke dir: in den dunkelsten aller Momente, sei das Licht, das für dich und andere leuchtet.
Respekt (Regenbogenfarben – Stifte)
Jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn zu der Person macht, die er oder sie ist. Diese Geschichten oder innere Landkarten sind so einzigartig, bunt und schillernd wie die Farben des Regenbogens. Dir muss nicht jeder Mensch gefallen. Wir wünschen dir aber, dass du jedem mit dem nötigen Respekt und genügend Achtung begegnen kannst. Beurteile dich selbst und andere nicht nach Oberflächlichkeiten wie Statussymbolen, Erfolg oder Hautfarbe sondern stets nach der Größe ihres Herzens.
Anstrengungsbereitschaft (Kettlebell)
Vieles ist dir bisher im Leben wunderbar leicht von der Hand gegangen. Es darf leicht gehen. Und wenn dir das Leben schwerere Brocken in den Weg legt, dann sei bereit, dich anzustrengen. Sei dir sicher: Übung schlägt Talent. Wer bereit ist, mehr aus sich heraus zu holen statt sich auf Gaben der Natur auszuruhen, wird weiter kommen im Leben.
Grips & Vernunft (Train your brain Rätsel)
In einer komplexen Welt brauchst du immer wieder die Fähigkeit, Dinge auseinander zu dividieren und zusammen zu bringen. Hinterfragen, kritisch sein, wachsam bleiben – besonders auch in gesellscahftlichen Belangen, das war schon immer von Bedeutung und wird es auch in Zukunft bleiben. Bediene dich deines Verstandes, nütze ihn für dich und merke dir: Never be so clever, you forget to be kind. Never be so kind you forget to be clever.
Achtsamkeit für die kleinen Dinge (Bettwäsche)
In der Flut der Sinneseindrücke unserer Realität ist es oft schwer, sich eine gute Wahrnehmung zu erhalten. Verlasse dich in hektischen Zeiten auf deine Sinne, sie holen dich schnell ins Jetzt, in den einzigen Moment, der zählt. Und denke immer dran: es sind die kleinen Dinge, die oft einen großen Unterschied ausmachen, wie zum Beispiel morgens das Bett zu machen.
If you want to change the world, start by making your bed. If you can‘t do the little things right, you will never be able to do the big things right.
Teamgeist (Badehose)
Die größte Stärke von uns Menschen ist, Dinge gemeinsam zu bewältigen. Die herausfordernsten Krisen unserer Spezies konnten nur überlebt werden, indem wir zusammen halfen. Du wirst erfahren, dass es im Leben (anders als in der Schule) oft darauf ankommt, wie teamfähig du bist. Keiner muss alles können. Jeder darf eigene Stärken haben. Und gemeinsam wird man dann fast unschlagbar. Du kannst die Welt nicht allein verändern. Such dir jemanden, der sich mit dir ins Boot setzt und gemeinsam rudert.
Humor (Seifenblasenpistole)
Im Erwachsenenleben (und auch schon in Ausbildungszeiten) geht es oft um Leistung, Arbeit und Ernsthaftigkeit. Besonders, wenn einem das Lachen vergeht, ist Humor eine entwaffnende Fähigkeit, die wir auspacken können. Manchmal bleibt uns fast nichts anderes übrig. Wir wünschen dir einen guten Sinn für Humor, der sich wie schillernde Seifenblasen über die Ernsthaftigkeit legt. Dass du auch über dich selbst lachen kannst und dich nicht über Defizite und Eigenheiten anderer Menschen lustig machst, besonders, wenn es sich um schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft handelt.
Kommunikationskultur (Buchstabennudeln)
Der Unterschied zwischen primitiven Tieren und uns Menschen: wir können miteinander reden. Dass du in allen Lebenslagen die richtigen Worte findest, deinen Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck verleihen kannst und stets auf ein Gegenüber triffst, das dich ehrlich hören und sehen versucht, das wünschen wir dir.
Zuversicht & Hoffnung (Spritzkerze)
Das Leben ist Licht und Schatten. In den einsamen, traurigen, ohnmächtigen Stunden brauchen wir ganz besonders die Kraft der Hoffnung. Sei du die Person, die anfängt, den Funken der Hoffnung zu verbreiten. Glaube so fest daran, dass du andere damit ansteckst, mitreißt und begeisterst, auch wenn sie ebenso tief im Sumpf stecken wie du. Start singing when you are up to your head in mud.
Freiheit & Verantwortungsbewusstsein (Planeten)
In den nächsten Jahren wird sich dir die Welt zu Füßen legen. Du wirst sie auf deine Art und Weise begreifen und erfahren. Erlaube dir die Freiheit, dir selbst ein Bild zu machen von diesem Universum anstatt Meinungen zu kopieren. Und hab dabei immer in Herz und Hirn, dass wir auch dafür verantwortlich sind, was uns gegeben ist. Sei sorgsam mit unserem Planeten und gib auf dich und alles Leben acht – sonst ist die Freiheit schneller weg als man denken kann.
Flexibilität (Multifunktionswerkzeug)
Leben ist Veränderung und in den letzten Jahren passiert das mit rasanter Geschwindigkeit. Mit künstlicher Intelligenz, zunehmender Digitalisierung und immer extremeren Lebensumständen werden wir sehr viel Flexibilität im Denken und Handeln brauchen, um in Zukunft bestehen zu können. Sei dir sicher, dass du ganz viel beitragen kannst, um ein gutes Leben für dich und andere zu ermöglichen und wisse: du kannst alles lernen, was du (noch) nicht kannst!
Wir finden: das Leben ist nicht immer fair. Manchmal kannst du noch so gut vorbereitet sein, noch so gewappnet, noch so erfolgreich – hinfallen wird Teil deines Weges sein. Leben ist nicht so gemeint, dass es fehlerlos klappt. Sonst wäre es vermutlich zu langweilig.
Sei dir immer bewusst: Fallen gehört dazu. Fehler gehören dazu. Scheitern gehört dazu. Wie Brösel zu Keksen. Wichtig ist nur, dass du weißt, wie du wieder aufstehst. Dass du überzeugt bist, dass du stark genug bist, um weiter zu gehen. Und dass du dir entweder selbst helfen kannst oder um Hilfe bitten darfst. Dann machst du auch noch jemandem eine Freude – dem, der dir helfen darf.
Vielleicht sind diese Dinge noch nicht alles, was du auf deinem Weg, deiner Reise durch’s Leben brauchen wirst. Du wirst deine eigenen Pfade betreten, Dinge tun, von denen wir nicht viel wissen. Daher wollen wir dir zum Schluss sagen: Wir glauben fest daran, dass du alles in dir trägst, was du für ein glückliches, zufriedenes und wunderbares Leben brauchst. Hab immer wieder den Mut, in dir selbst zu graben, dich auf die Suche zu machen und dich zu entwickeln. Lass den Geist Gottes in dir und durch dich wirken!
Finde immer wieder Sinn in den Dingen, die du tust, und denke immer dran: du bist – auch wenn du erwachsen bist – nie allein.
Die Tür zu unserer Wohnung und besonders unseren Herzen wird immer offen stehen für dich. Ganz egal, was du ausgefressen hast. Hier ist dein sicherer Hafen, dein geschütztes Nest und deine verlässliche Tankstelle. Immer für dich geöffnet.
Wir freuen uns auf alles, was da noch kommt.
Was wir noch mit dir erleben dürfen.
Wohin du uns noch bringst und mitnimmst und sind jetzt schon dankbar.
Für dich und alles, was du in unser Leben bringst!
Wieviel unsere Kinder von dem, was wir ihnen mitgeben möchten, auch wirklich nehmen, bleibt ihnen überlassen. Sie haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, was für sie gut und wichtig ist. In der Hoffnung, dass wir ihnen nicht nur in Worten und Taten sondern vor allem durch unser gelebtes Leben bis hier her ein Vorbild sein konnten, wollen wir sie Stück für Stück entlassen.
In neue Freiheiten, in neue Lebensabschnitte, in neue Abenteuer. Denn schließlich ist das Leben da, um gelebt zu werden. So, und ich hole mir jetzt die Taschentücher. Loslassen kann so schön und traurig zugleich sein – genieße dieses Gefühl.
ANMERKUNG: Diese Idee ist ausdrücklich zum Nachmachen empfohlen! Ich freue mich über jeden Koffer, der so oder so ähnlich voller liebevoller Gedanken an eine(n) Jugendliche(n) übergeben wird! VIEL FREUDE bei der Zeremonie!
Was der Gestank in meiner Küche mit ungelösten Konflikten zu tun hat, welche Geschenke das Leben in deiner Beziehung vorbei bringt und warum es ein Altstoffsammelzentrum für Beziehungsmüll geben sollte.
HAUSMOLKEREI BAMMINGER
Vor einigen Monaten bemerkten wir einen unangenehmen Geruch in unserer Küche. Jeden Tag wurde er stärker und ich war schon ganz verrückt bei der Suche nach dem Grund für den Gestank. Ich hatte alle Mistkübel geleert, den Kühlschrank von oben bis unten durchsucht, alle potenziellen Laden durchschnüffelt – doch ich kam nicht dahinter. Bis aufkam, dass kürzlich ein offener Schlagobersbecher im Kühlschrank umgefallen war. Dabei war die cremige Flüssigkeit durch einen Schlauch mit dem Kondenswasser verschwunden. Im Auffangbehälter hinter dem Einbaugerät bildete sich über die Zeit eine käseartige Masse, die es ohne weiteres mit einem Schlierbacher aufnehmen hätte können, was die Geruchsbelästigung angeht. Die Molkerei wär vielleicht sogar stolz gewesen.
MÜLLSACKERL DES LEBENS
Was hat das jetzt mit deiner Beziehung zu tun? Nun, dieser Schlagoberskäse war ein Geschenk, das uns das Leben vorbei gebracht hat. Ungefragt, einfach so. Passiert eben.
So wie in dieser Geschichte spielt es auch im Leben mit Beziehungen.
Stell dir mal vor, angelehnt an den letzten Blog Beitrag „Schöner Wohnen“, eure Paarbeziehung ist anfangs wie ein schön eingerichtetes Haus. Euer Beziehungshaus. Alles ist neu, liebevoll arrangiert, aufgeräumt und ihr fühlt euch rundum wohl. Wenn ihr dieses Haus viele Jahre zusammen bewohnt, kommt es vor, dass das Leben Geschenke vorbeibringt. Nicht alle Päckchen, die da abgestellt werden, sind schön und hilfreich – manche sind echte Müllsäcke.
MÜLL IST NICHT GLEICH MÜLL
Müllsäcke sind beispielsweise ungelöste Konflikte, gegenseitige Kränkungen, emotionale Verletzungen oder ähnliche Dinge. Sie sind so natürlich wie Müll im realen Leben – er lässt sich nur sehr schwer ganz vermeiden. Wenn es sich nun um ein kleines Müllsäckchen handelt, ist das noch kein Drama. Ihr geht entweder drum herum, ignoriert es oder räumt es in den Keller. Irgendwo hin, wo ihr es nicht mehr seht. Das klappt so lange, bis der Müll immer mehr wird oder irgendwann zu stinken anfängt.
Das ist der Fall, wenn ihr in Beziehungen nicht gelernt habt, wie ihr Probleme ansprecht, eure Gefühle und Bedürfnisse klar ausdrückt oder Konflikte miteinander löst.
Stell dir vor, du würdest den Müll nie wegbringen, sortieren oder von der Müllabfuhr holen lassen können – eure Wohnung wäre rasch ungemütlich.
Was kannst du tun, wenn sich da also schon etwas Müll angesammelt hat? Folgende vier Tipps hab ich für dich:
1: RASCHES ENTSORGEN VON SONDERMÜLL
Mein Mann ist viel ordentlicher als ich, lässt aber aus mir unerfindlichen Gründen den Flaschenöffner immer auf der Anrichte liegen – obwohl er sonst alles sofort an Ort und Stelle zurück bringt, was er wo heraus nimmt. Das ist ein kleines Müllsäckchen – es hat noch keinen Konflikt vom Zaun gebrochen, auch wenn es mich manchmal nervt. Wenn wir aber debattieren, wer das nächste kranke Kind daheim betreut und seine Erwerbsarbeit hinten anstellt, ist das wesentlich. Hier geht es um Ebenbürtigkeit und Gleichberechtigung. Würden wir diesen Müllsack nicht rasch gerecht entsorgen, könnte daraus eine echte Stinkbombe a la Schlagoberskäse werden.
TIPP: Konflikte, die dich wirklich berühren, bewegen oder verletzen sollten rasch angesprochen und geklärt werden. Je länger sie vor sich hin schimmeln können, desto ungünstiger für die Beziehungsqualität. Wenn es dir nicht allein gelingt: hole Hilfe. Mit einer fachkundigen, dritten Person ist es so viel leichter.
2: REPARIEREN VON SCHLECHTEM BENEHMEN
Ein, zwei Tage bevor ich die „Schwarze Phase“ entere, also meine Regelblutung (part of my „monthly cycle“) bekomme, bin ich etwas außer Kontrolle. Da bringt er mich schon auf die Palme, wenn er falsch auf die Uhr schaut. Und ja, auch ich vergreife mich dann im Ton, bin ungehalten oder verletzend. So weit, so menschlich. Wenn ich merke, dass ich mal tatsächlich zu weit gegangen bin, dann geh ich mich entschuldigen, bitte um Verzeihung und anerkenne, dass ich einen Fehler gemacht habe.
TIPP: Sag, dass du etwas falsch gemacht hast, bitte um Verzeihung, wenn du jemanden verletzt hast UND: vergib und verzeih auch, wenn du gekränkt wurdest. Manchmal geht das nicht sofort. Auch Schmerz und Trauer wollen gefühlt werden. Quäle dich nicht länger als nötig und repariere zeitnah, was repariert werden soll.
3: VON ZEIT ZU ZEIT: AUSMISTEN
In einem vollen Familienalltag zusätzlich Rituale, Zeit, Gewohnheiten für sich als Paar zu etablieren ist schon allein zeittechnisch eine Herausforderung. Da spreche ich noch nicht von Motivation und Mut, Dinge bewusst anzugehen. So wie beim Müll macht es also Sinn, erst auszumisten und zu entsorgen (fachgerecht), was nicht mehr gebraucht wird und das Leben schwerer macht. Ich neige auch dazu, den Alltag zu überladen vor lauter Begeisterung: wir könnten doch tanzen gehen, diese nette Gesprächsidee umsetzen oder wieder mal Freunde einladen. Es gelingt oft deshalb nicht, weil gar kein Platz in unserem Leben ist. Auch nicht für schöne, neue Dinge.
TIPP: Mistet aus, was euch an Gewohnheiten nicht mehr dient und fragt euch so einmal im Jahr, was euch wirklich wichtig ist. Versucht, Dinge los zu lassen, abzugeben oder zumindest bewusst zu reflektieren, damit ihr eure verfügbare Zeit nicht mit Belanglosigkeiten zumüllt, die euch keine Freude bereiten. Eine wunderbare Idee hierzu: das geht ausgezeichnet im Beziehungspickerl – dem jährlichen Service für deine Paarbeziehung.
4: SORTIEREN VON PROBLEMSTOFFEN
Ich fahre gern in‘s Altstoffsammelzentrum. Schon zuhause wird bei uns Müll genauer getrennt, als nötig, in Boxen gesammelt und regelmäßig abtransportiert. Es ist nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, es schont auch Ressourcen und beschert mir ein schönes Gefühl, alles so ordentlich auseinander zu dividieren. Hier kommt wahrscheinlich mein Sternzeichen Jungfrau durch, auch wenn ich sonst herrlich unordentlich sein kann. Auch beim Beziehungsmüll kann es Sinn machen, diesen in Häppchen und nach Sorte zu trennen: Konflike um die Erziehung beschäftigen uns anders als finanzielle Herausforderungen, Probleme mit der Herkunftsfamilie unterscheiden sich von Auseinandersetzungen beim Thema Zeitmanagement.
TIPP: Sortiert eure Konfliktthemen (in gedachte Container, wie in einem Altstoffsammelzentrum) und nehmt euch eins nach dem anderen vor, statt alles auf einen großen Haufen zu werfen und darüber zu verzweifeln. Klar, manche Dinge hängen auch eng zusammen. Überlegt, welches Thema jetzt gerade am wichtigsten ist, und geht dann ein Müllsackerl nach dem anderen an.
HAND ANLEGEN
Als wir den Grund für den Gestank in unserer Küche gefunden hatten, kam der Tischler unseres Vertrauens zu Hilfe. Das Einbaugerät wurde herausgehievt, ich konnte unter Würgen, mit Wäscheklammer auf der Nase und den dicksten Putzhandschuhen, die ich finden konnte, den Behälter da hinten reinigen. Der Schlauch, durch den das Obers geflossen war, wurde noch durchgespült.
So erforderte ein kleines Missgeschick (mit einem offenen Schlagobersbecher) den Einsatz von zwei Handwerkern und mein Putztalent. Es wäre einfach zu vermeiden gewesen. Ich brauche auch nicht zu betonen, dass jeder offene Schlagobersbecher akribisch im Auge behalten oder wieder verschlossen wird. Doch, so ist nun mal das Leben.
GESCHENKE IN MÜLLSÄCKEN
Aus kleinen Unachtsamkeiten kann sich ganz schöner Stinkekäse entwickeln, wenn ich nicht rechtzeitig darauf achte, sie zu beheben. Ich werde weiterhin Fehler und damit verbunden Erfahrungen machen. Vielleicht nicht mit verschimmeltem Schlagobers im Kondenswasserbehälter des Kühlschranks. Doch auf irgendeine Art und Weise werde ich weiter lernen dürfen, die Geschenke, die das Leben so in Müllsäcken in unserem Haus abstellt, zu bearbeiten. Zumindest, wenn ich mit meinem Partner lang und zufrieden in unserem Beziehungshaus wohnen möchte.
Jetzt interessiert mich: hast sich bei dir auch schon mal ein kleines Missgeschick im Haushalt in eine größere Challenge entwickelt? Lass mich gern teilhaben in den Kommentaren.
Wenn du zum Valentinstag, dem Schutzpatron der Liebenden, heuer nicht mit Kitsch und Kommerz und völlig überteuerten Blumen punkten willst:
etwa 3 Stunden – ihr zwei mit mir zu einem Termin eurer Wahl (im Jahr 2023).
Quick Check vorab per Email, wo ihr eure Lieblingsthemen auswählen könnt.
ein individuell erstelltes Mini-Konzept für euer jährliches Beziehungsservice. Gemeinsame Gesprächszeit, individuelle Impulse und zusammen wieder einmal an der Beziehung arbeiten und sich zu zweit etwas Gutes tun.
Wenn Kinder mit Tod und Trauer in Berührung kommen, sind die begleitenden Erwachsenen fast immer mit betroffen, was die Situation irgendwie erschwert. In einer Phase, wo man selbst wie vernebelt da steht und Unterstützung brauchen kann, sind Eltern auch noch gefordert, ihre Kinder gut zu begleiten.
Ob Kinder anders trauern als Erwachsene, welche Möglichkeiten wir in der Trauerbegleitung als Eltern haben und was man vermeiden sollte – all das hab ich in einem Gespräch mit Trauerbegleiterin Petra Maria Burger erfragt. Und hier für dich zusammen gefasst.
ERFOLGREICH AUSGEBLENDET
Ich geb’s zu: der Tod und die Trauer haben in meinem Leben – selbst als Erwachsene – bisher relativ wenig Platz eingenommen. So wie es bei den meisten Menschen ist, kommen die beiden plötzlich und meist unerwartet zu Besuch und bringen diese unerträgliche Schwere. Sie rücken aber immer meine Prioritäten zurecht, wofür ich dann doch wieder dankbar bin. Doch wenn Kinder trauern, ist manches noch mal anders.
EXPERTIN FÜR LEBENSWENDEN
Da ich selbst keine Fachfrau in dem Bereich bin, hab ich mir Know-How von einer Expertin zu dem Thema geholt. Petra Maria Burger ist Begleiterin für LebensWENDEN und ist in dieser Funktion auch als Trauerbegleiterin mit dem Tod öfter befasst als ich. Hier liest du, was wir ganz allgemein über’s Trauern besprochen haben und was es da bei Kindern zu beachten gilt.
ZWISCHEN TOD und TRENNUNG / VERLUST
Wenn Kinder trauern, hat das nicht immer zwangsläufig mit dem Tod eines Menschen zu tun. Für junge Kinder sind Verlust und Trennung oft ebenso schmerzhaft, weil ihnen bis zum Alter von 3 Jahren der Zeitbegriff fehlt. Sie leben völlig im Moment und unterscheiden nicht zwischen lebendigen und leblosen Dingen in ihrem Leben. Sie trauern auch um das verloren gegangene Lieblingsstofftier. Der Tod ist für sie wie eine kurze Abwesenheit von jemandem, etwas Vorübergehendes. Das ändert sich im Grunde nicht wesentlich bis zum Alter von 6 Jahren, wo Kinder immer noch die Idee haben, “ewig” zu leben. Das dürfen wir Erwachsene in Erinnerung behalten.
ZWISCHEN REALITÄT, FANTASIE und PHILOSOPHIE
Im Grundschulalter lernen Kinder langsam zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden, der Verstand schaltet sich bei dem Thema ein und der Tod wird oft personifiziert (“Der schwarze Mann”, “Teufel” ,…). Da können natürlich große Ängste entstehen, denen sie auch mit forschenden Fragen rund um das Sterben begegnen und alles genau wissen wollen. Erst später tauchen Sinnfragen (“Was ist der Sinn meines Lebens?”) auf und spirituelle Dinge (“Was kommt nach dem Tod?”) wollen besprochen werden. Sie erleben und gestalten oft schon bewusster ihren Trauerprozess.
WIE REAGIEREN KINDER?
Kinder können zwar je nach Entwicklungsstand nicht alles begreifen, doch sie zeigen dennoch Reaktionen – selbst wenn sie nicht “verstehen”, was da gerade passiert. Das kann alles sein:
Rückschritte in der Entwicklung (wieder Schnuller brauchen, einnässen, mehr Einschlafbegleitung benötigen,…)
Verhalten kann sich verändern (vor allem Gewohnheiten beim Schlafen, Essen, beim Rückzug,…)
Gefühle dringen heftiger an die Oberfläche: sie sind zornig, wütend, aggressiv, unruhig, ängstlich, ..
Ängste können auftauchen: vor Trennung, Abschied, Einschlafen, …
Fragen werden gestellt: Warum ist Oma gestorben? Wo ist sie jetzt? Kommen die Regenwürmer?
Wichtig zu wissen ist: es gibt keine “richtigen” oder “falschen” Reaktionen in der Trauer. So wie Kinder individuell sind, ist es richtig – so lange sie niemandem (sich selbst oder anderen) damit schaden. Die Trauer nimmt einen Platz in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern ein. Diesen Platz dürfen wir als Erwachsene würdigen und betreuen. Und unsere eigene Trauer dabei leben.
Wie kann man also Trauer von Kindern begleiten?
MIT…
… HÄNDEN
ins Tun kommen, besonders, wenn Kinder verschlossen sind
etwas gestalten (eine Kerze verzieren mit Farben oder Dingen, die es an den verstorbenen Menschen erinnern, eine Zeichnung machen oder einen Brief schreiben,…)
einen Raum schaffen: eine Ecke in der Wohnung mit Erinnerungsstücken, Fotos einrichten
zum Grab gehen, Blumen hinbringen, Kerzen anzünden, …
alle Sinne mit ein beziehen um zu begreifen (Gerüche als Erinnerungen einordnen, das Lieblingsessen des Verstorbenen kochen, den Klang der Stimme auf Videos etc. anhören…)
sich halten und aushalten. Und sich gegenseitig trösten, um zu trösten! (NICHT: um das Weinen, traurig sein, … zu stoppen!)
begreifen: der Sarg ist wichtig, um den Tod zu begreifen, das gelingt “nur” mit der Urne schwerer
… GEFÜHLEN
nicht nur über den verstorbenen Menschen reden, sondern darüber, wie ich mich dabei gefühlt hab, als wir das mit ihm / ihr erlebt haben
gleichzeitige Gefühle bei Kindern zulassen: sie sind dazwischen auch fröhlich, ausgelassen und lustig. Das ist natürlich und braucht erwachsenes Verständnis, weil wir diese Emotionen eher “hintereinander” erleben.
teilhaben lassen! Auch wenn Kleinkinder nicht verstehen, was da beim Verabschieden (Begräbnis, Leichenhalle,..) passiert: wichtig ist das Gefühl, Teil des Familienverbandes, des “größeren Ganzen” zu sein!
gemeinsam schweigen können und einfach fühlen, wenn die Worte fehlen (“Ich weiß nicht, was ich sagen soll” – immer noch besser als ausweichen oder Kontakt vermeiden).
das Kind abholen, wo es ist: Wem öffnet es sich, wem vertraut es?
feinfühlig sein und auch nachfragen “Was brauchst du jetzt (von mir)?”
… WORTEN
Worte finden für das Gefühl und es benennen – bei sich selbst (es dem Kind vorleben) und beim Kind selbst (es unterstützen mit der Sprache)
im Gespräch bleiben, Erinnerungen austauschen und aufleben lassen
Geschichten erzählen, die man mit dem gegangenen Menschen erlebt hat
dabei den Namen des verstorbenen Menschen aussprechen
sich mutig den Fragen des Kindesstellen, aufrichtig beantworten UND
mutig Fragen stellen (“Kannst du schlafen? Magst du darüber reden? Weinst du dich in den Schlaf?”)
Anteilnahme AUCH dem Kind gegenüber zeigen “Es tut mir Leid, dass dein Opa gestorben ist!” (Sie nicht einfach übergehen!)
… VERSTAND
naturwissenschaftliche Erklärungen liefern für ältere Kinder (“Ja, wir bestatten den Körper, der wird verwesen.”)
auch absurde Fragen beantworten: Kommen da jetzt die Regenwürmer? (“Da drin leben Regenwürmer und ja, die machen alles wieder zu Erde, auch den begrabenen Körper.”)
jede Veränderung als natürliche Reaktion auf Verlust anerkennen
aufmerksam sein, wenn Jugendliche im “Netz” trauern – sich dafür interessieren und nachfragen! (“Hast du schon Erfahrungen geteilt im Internet? Wo machst du das? Möchtest du mich teilhaben lassen?”) Trauer kann dort leicht missbraucht werden, weil Kinder und Jugendliche in dieser sensiblen Phase besonders empfänglich für die tröstenden Worte sind, die dort gespendet werden können.
… VORSICHT
“Opa schläft jetzt für immer.” Bitte das Wort “schlafen” raus halten! Das könnte Auswirkung auf das Schlafverhalten haben und Ängste schüren!
“Das erste Jahr ist das Schlimmste!” oder “Es wird leichter werden!” Das weiß man nicht, also bitte NICHT sagen. Manchmal bleibt eine Resttrauer für das Leben lang da.
“Oma ist im Himmel und sitzt auf einer Wolke!” – bitte den Kindern nur sagen, wovon man selbst überzeugt ist! Die spüren sonst diese Ungewissheit! “Er lebt weiter in unseren Erinnerungen, wenn wir von ihm sprechen, einen Geruch mit ihm verbinden, …!”
nicht gleich ein verstorbenes Haustier “ersetzen”, wenn es gestorben ist – auch darum trauern!
ganzes Haus als Erinnerungszone zu gestalten, erschwert die Trauer!
… HILFE
annehmen, wenn möglich & zumutbar: Kinder von Freunden abholen / betreuen lassen – schafft Auszeiten für Kind und Eltern!
anbieten, wenn du jemanden kennst, der trauert:
“Was brauchst du in dieser Situation?”
“Ich hab mir gedacht, ich bring euch etwas zu essen / Kuchen / Obst … vorbei, wär das was für euch?”
“Was kann ich jetzt gerade für dich tun?”
suchen, wenn man als Elternteil überfordert ist; besonders bei Verlust des Elternteils – es gibt Trauergruppen, Rainbows, … wo man Unterstützung und Entlastung bekommt
UNBEGREIFLICH TRAURIG
Was für Kinder auch sehr schwer zu begreifen sein kann, ist das Thema Fehlgeburt. Wenn sie (direkt oder am Rande) mitbekommen, dass die Mutter eine Fehlgeburt erlebt, heißt es achtsam sein. Das Kind hat zwar vielleicht noch keine Bindung zum Ungeborenen aufgebaut, spürt aber die Trauer der Eltern über den Verlust und hat Fragen. Da kann es heilsam sein, klare Worte zu finden und das unbegreiflich Traurige auszusprechen …
“Wir hätten uns schon so gefreut, noch ein Baby zu bekommen. Darum sind wir so traurig.”
“Es scheint, als war es nicht gesund genug, um zur Welt zu kommen.”
Auch ungeborene Kinder dürfen ihren Platz im Familiensystem erhalten, gesehen und geehrt werden. Man kann einen Platz in Natur oder Garten für das Kind finden, eine Gedenkstätte für Ungeborene aufsuchen oder zum Beispiel auch ein Schifferl aus Naturmaterial basteln und es in einen Bach oder Fluss setzen. Und das Leben ziehen lassen. Empfehlung: aufmerksam hinhören, welche Fragen das Kind stellt. Diese (und nicht mehr) beantworten – aufrichtig und ehrlich, in kindgerechter Sprache. Dann wird es nicht überfordert von erwachsenen Antworten.
DEN WEG GEHEN
Abschließend kann man sagen: Trauer ist keine Krankheit, sondern ein Weg und somit Teil des Lebens. Man muss nach einem Verlust, wobei der Tod die endgültigste Form ist, nicht gleich wieder “funktionieren” wie immer, es darf dauern, bis man in der neuen Lebenssituation angekommen ist. Das Familienmobile wackelt heftig, wenn jemand verstirbt. Diese Unsicherheit und Bewegung macht sich in jedem System auf seine Art bemerkbar. Es ist anstrengend, aufreibend und Kräfte zehrend, sich dem Prozess zu stellen. Für Kinder und Erwachsene.
“Trauer ist Teil des Lebens. Sie ist Liebe, die über den Tod hinaus reicht. Nehmen wir sie an.”
Petra Maria Burger
Dieses Zitat ist für mich ein Schimmer der Hoffnung, ein Zeichen, dass wir trauern sollen und dürfen. Dass unsere Verstorbenen einen würdigen Platz verdienen und wir sie in den unterschiedlichsten Dingen des Lebens ehren dürfen. Und für sie weiter leben. Jeden Tag als Geschenk annehmen. Und dankbar bleiben für all das Gute, was wir durch sie und mit ihnen im Leben erfahren haben.
Es ist so eine Sache mit der intuitiven Kompetenz, wenn man Eltern wird. Wir alle brauchen ein gutes Stück davon, weil Familie leben ein individueller Prozess ist, ständig in Veränderung und äußeren Einflüssen unterlegen. Da gibt es keine allgemein gültigen Patentrezepte, die man in gewissen Situationen einfach aus der Schublade zieht und anwendet. Leider – das würde auch ich mir manchmal wünschen, weil es so viel einfacher wäre.
Also geht’s heute darum: wie kann ich mein intuitives Handeln fördern und entwickeln, was ist eigentlich der “Engelskreis” und ist Instinkt und Intuition dasselbe?
SICH SELBST AN DIE LEINE NEHMEN
Du kennst das vielleicht. Im Geschäft bemerkst du eine Familie, das Kind brüllt um sein Leben im Kinderwagen und du möchtest am liebsten hingehen, es hochnehmen und trösten. Eventuell, weil das Geschrei in den Ohren weh tut – vermutlich aber noch mehr, weil es ein angeborenes, unbewusstes Verhalten ist und wir von Natur aus nicht dafür gemacht sind, das kindliche Weinen gut auszuhalten. Der Spruch “Lass es doch ein wenig schreien, das kräftigt die Lungen!” war immer schon grundverkehrt und falsch und unsere Intuition bestätigt das. Ich bin mir sicher: die meisten Mütter, die dem gefolgt sind, haben sich innerlich ganz schön an die Leine nehmen müssen, um NICHT zu reagieren.
BEGINNER IM ENDGAME
Das Besondere am Eltern.sein ist, dass wir nicht in der Anfängerstufe beginnen, wie bei den meisten Dingen, die wir so im Leben lernen, sondern auf einem High-Level (wenn nicht im Endgame). Es ist oft kein sanftes Hineinwachsen sondern eher ein Sprung ins kalte Wasser, denn:
Neugeborene können uns nicht in Worten sagen, wenn wir falsch liegen
fast alle gezeigten Bedürfnisse sind eine überlebensnotwendige Angelegenheit
wir brauchen prompte Antworten auf ihre Nöte
Neugeborene sind auf ihre Eltern angewiesen, um sich selbst zu regulieren und versorgen
wir haben oft überhöhte und idealisierte Vorstellungen davon, wie Eltern-sein ist
ZÄRTLICHES ERBE
Wir können also teilweise gar nicht so schnell lernen, wie es notwendig wäre. So sind wir auf unser unbewusst abgespeichertes Verhalten angewiesen, das wir an verschiedenen Ecken im bisherigen Leben erfahren haben. Damit ist zum Beispiel gemeint,
wie wir selbst erlebt haben, dass mit uns als Kind umgegangen wurde,
welche Möglichkeiten wir hatten, Handlungserfahrung zu sammeln (z.B. auf Geschwister aufpassen)
ob wir schon vor den eigenen Kindern Babysitterdienste übernommen haben
und auch das Puppenspiel kann eine Lernquelle sein (spätestens hier wird klar, warum Puppen kein geschlechtsspezifisches Spielzeug sind und sein sollen, sondern allen Kindern gut tun)
wie viel zärtlichen Umgang wir erlebt haben ( Christine Kügerl nennt es “Zärtliches Erbe”)
“Ich werd schon wie meine Mutter!” ist ein augenzwinkerndes Zeichen des Lebens, dass die alten Muster wirken.
INTUITON IST NICHT INSTINKT
Intuitiv machen wir im Umgang mit Kindern vieles richtig: wir erhöhen die Stimmlage, verändern unsere Sprachmelodie, übertreiben oft mit unserer Mimik, wiederholen uns oft und nähern uns Babies auf unter 30 cm, damit sie uns “scharf” sehen. In wenigen hundertstel Sekunden rufen wir solches Verhalten ab – Instinkt und Reflex sind noch schneller! Der Unterschied dazu ist zudem: intuitives Verhalten ist flexibler, verwundbar und kann auch verschüttet werden. Zu viele Ratgeber, ein stark beeinflussendes Umfeld, Pseudoexperten (z.B. Winterhoff) und gesellschaftliche Trends wirken auf Eltern und ihr Tun. Daher ist es gut und wichtig, zu wissen, wie man die eigene Intuition “ausgraben” und stärken kann.
ENGELSKREIS
In diesem Kreis (nach Dr. M. Papoušek) werden Signale des Kindes vom Erwachsenen richtig wahrgenommen, verstanden und interpretiert, danach kommt es zu einer passenden Handlung oder Reaktion und das Kind kann (auch ohne Worte) rückmelden, ob Mama, Papa oder sonst jemand, richtig gehandelt hat. Klingt relativ einfach. Die Tücken liegen im Detail. Auf jeder Ebene
Wahrnehmen
Verstehen
Interpretieren
Handeln
können Missverständnisse auftauchen und zu Fehlern, besser gesagt neuen Erfahrungen für betreuende Erwachsene führen. Damit wir Kinder möglichst reibungslos begleiten können, dürfen wir sehr präsent, aufmerksam und zugewandt sein. In einer Welt voller Ablenkungen und einer schier unendlichen Welle an Reizen, die auf uns eindröhnt ist das eine echte Herausforderung.
BE A BABY FLÜSTERIN / FLÜSTERER
“Ja, wie um Himmels Willen, soll mir das denn gelingen – vor allem bei einem Baby? Das kann ja gar nichts sagen!?” Es stimmt. Wenn Kinder sich auch sprachlich ausdrücken können, wird manches ein großes Stück einfacher. (Die Betonung liegt auf “MANCHES” ;-))
Und auch Säuglinge, Babies und Kleinkinder kommunizieren mit uns:
über ihren Blickkontakt,
die Art, wie sie die Stirn runzeln,
ihre lockeren oder verzwickten Augenlider,
sowieso die gesamte Mimik,
auch Körperspannung und Körperhaltung geben uns Auskunft
sowie Stimme, Laute und Sprache, die Tonlage und
ganz allgemein ihr Verhalten.
OHNE WORTE ALLES GESAGT
Auch wenn später der sprachliche Ausdruck mehr Gewicht bekommt: 80% der Mitteilung werden durch Mimik und Körpersprache vermittelt. Und diese Erfahrungen, die wir als frisch gebackene Eltern da mit unseren Kindern sammeln, kommt uns auch später massiv zu gute. Wenn ein Kind mit hängenden Schultern und nach unten gezogenen Mundwinkel und gesenktem Kopf von der Schule oder Arbeit heimkommt, dann brauchen wir nicht lang zu überlegen, wie es ihm wohl geht. Noch bevor das erste Wort gesprochen ist, können wir schon fühlen: da geht’s jemandem nicht gut.
Unsere Intuition ist auf das menschliche Gegenüber angewiesen. In der direkten Interaktion können wir auf dieses angeborene, unbewusste Verhalten zugreifen und dieses rasch verfügbare Wissen für uns und das Kind nutzen. Es gibt ja genug zu tun. Kinder brauchen in verschiedensten Bereichen eine Bindungsperson, die beim Regulieren hilft:
Aktivität & Schlaf
Bindungsbedürfnis & Forscherdrang
Anpassung & Selbständigkeit
Gefühle und Stress
Essen & Trinken
Je jünger, desto mehr braucht es die erwachsene Bindungsperson, klarerweise.
Zusammenfassend kann man sich folgende Sätze hinter die elterlichen Ohren schreiben: ich hoffe, du hast genug Platz hinter den Lauschern 😉
Respektiere dein Kind als eigenständige Person.
Erkenne die Signale deines Kindes.
Interpretiere sie richtig.
Reagiere in einem angemessenen Zeitraum.
Mit dem passenden Angebot.
Sei bereit, die mit deinem Kind weiter zu entwickeln und passe dein Erziehungsverhalten an die Entwicklung deines Kindes an.
Je feinfühliger und präsenter wir unsere Kinder begleiten, desto günstiger ist es für sie. Jeder von uns macht Fehler, weil wir eben auch einfach Menschen sind, abgelenkt werden und (oh Wunder) auch Bedürfnisse haben, die wir erfüllt haben möchten, um gut leben zu können. Elternschaft ist echt oft eine einzige große Demutsübung. Bei allem Verzicht, schweren Lektionen und dem Leben am Limit steckt darin eine einzigartige Chance zu wachsen. Über uns selbst hinaus. Mit unseren Kindern. Und für unsere Kinder.
Das sagt einem ja schon in der Schwangerschaft die Intuition: …. das könnte etwas GROSSARTIGES werden! (Und recht hat sie!)
PLÖTZLICH ELTERN!
Mit Teamgeist das erste Jahr meistern!
Hol dir jetzt diese wertvolle Vorbereitung auf das Abenteuer deines Lebens: das Eltern sein! Und profitiere von Anfang an von meinen Erfahrungen als Pädagogin und 3-fach Mama und der Expertise einer wunderbaren Hebamme, Pia Waldenberger!
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