Langeweile fühlt sich für viele Eltern nach Versagen an – und für Kinder wie eine Zumutung. Doch was, wenn genau darin ein Schatz liegt? In diesem Beitrag zeige ich dir, warum nichts tun manchmal das Beste ist, was deinem Kind passieren kann, wie du es dabei liebevoll begleitest und was das mit diesem vierzig Jahre alten Bild zu tun hat.
Mir ist soooooo fad!
Kaum ein Satz lässt mich als Mama von drei Kindern so widersprüchlich fühlen wie dieser eine. Einerseits bekomme ich augenblicklich ein schlechtes Gewissen: „Bemühe ich mich am Ende nicht ausreichend, meinen Kindern ein anregendes Umfeld zu schaffen?“ Andererseits kocht im selben Moment Wut hoch, weil ich mir zwischen unbezwingbaren Wäschebergen, endlosen Aufräumarbeiten und fordernder Erwerbsarbeit denke: „Mir wär auch gern mal wieder langweilig – an dieses Gefühl kann ich mich gar nicht erinnern!!! Bitte, lass uns tauschen..“.
Im besten Fall folgt dieser inneren Alarmiertheit und meinen Gedanken
„Was sollen wir tun?“
„Muss ich etwas anbieten?“
„Bin ich zu wenig präsent?”
eine abgeklärtere Denkweise aus meinem erwachsenen Pädagoginnengehirn. Das weiß nämlich sehr genau: Langeweile ist kein Zeichen von Mangel. Sondern ein wichtiger Motor für Entwicklung und Kreativität. Unsere Kinder, die mittlerweile fast bis ganz erwachsen sind, wuchsen noch ohne Smartphones und Tablets auf. Seit Bildschirme allgegenwärtig sind, ist die Verlockung enorm, jede Sekunde „sinnloser“ oder ungenutzter Zeit mit Inhalt vollzustopfen. Das verwehrt der nächsten Generation die Entwicklung einer bedeutenden Superkraft: Langeweile auszuhalten.
1. Warum Langeweile eine unterschätzte Superkraft ist
Kreativität wächst auf dem Boden der Langeweile
Wenn meine Kinder einen Satz von mir als Mama besonders gehasst haben, dann den: „Oh, dir ist fad – wie wunderbar. Dir fällt bestimmt demnächst etwas Tolles ein!“ Ich wusste, nachdem ich meine Alarmbereitschaft, wie oben beschrieben veratmet hatte, wie ich reagieren wollte: ihren Gehirnen Zeit geben, eigene Ideen zu entwickeln, ohne vorschnell Reize vorzugeben oder ein Spiel anzuregen.
Ohne sofortige Ablenkung durch Medien oder Aktivitäten (durch Erwachsene initiiert) beginnt die kindliche graue Masse selbst kreativ zu werden – ganz im Sinn eines freien Spiels. Nein, das geht nicht auf Knopfdruck. Ja, die Zeit bis dorthin ist für mich als erfolgsorientierte, durchgetaktete und effiziente Erwachsene oft schwer auszuhalten.
Langeweile als emotionaler Spiegel
Genau dieses „schwer aushalten“ ist schon die nächsten Kompetenz, die dabei trainiert wird (auch bei mir als erwachsene Begleitung!). Mit innerer Leere, Frust und Unruhe umgehen zu können, ist eine wichtige Basiskompetenz beim kreativen Problemlösen und das werden wir bei Gott in einer immer komplexer werdenden Welt gut brauchen können.
Emotionale Entwicklung fördern bedeutet für mich auch, einer anderen Person (auch nicht dem geliebten Kind) jedes unangenehme Gefühl sofort abnehmen zu wollen. Das einzige was wirklich wichtig ist: in Verbindung bleiben und verfügbar sein, damit das Kind erfährt: ich bin auch okay, wenn ich frustriert, gelangweilt und unrund bin.
Wenn ich mich als Mama zurückhalte und es nicht gleich für mein Kind „besser weiß“, kann das junge Leben seine Selbstwahrnehmung entwickeln und für sich selbst nach und nach herausfinden: „Was tut mir gut?“
Selbstwirksamkeit statt Dauerbespaßung
Ich habe mich lange erfolgreich gegen Spielkonsolen und portable Dauerbespaßung in unserer Familie gewehrt. Unsere Kinder liefen dadurch zu kreativen Höchstleistungen auf – zum Beispiel, indem sie alle Geräte, die wir ihnen nicht gönnten einfach selbst bastelten. Ein wenig Karton, Kleber und Kinderfantasie und die erlebte Handlungsfähigkeit wuchs ins Unermessliche. Kinder, die erleben, dass sie sich selbst aus der Langeweile „herausmanövrieren“ können, entwickeln überdies ein stärkeres Selbstvertrauen.
2. Was uns als Eltern so schwerfällt – und warum
Wenn du bis hierher gelesen hast, denkst du vielleicht „wie konnte ich Langeweile jemals negativ empfinden“? Das ALLES will ich unbedingt für mein Kind!
Die Angst vor Stillstand.
In unserer durchgetakteten Welt gibt es Glaubenssätze, die wirksam und nachhaltig dafür sorgen, dass wir Leere oder Stillstand als Rückschritt erleben. Wir leben nicht mehr in einer Leistungsgesellschaft – leisten allein reicht gefühlt schon längst nicht mehr. Wir sind eine Erfolgsgesellschaft – alles muss effizient, ertragreich und extragut sein. So geht Kindheit jedoch nicht. Oft projizieren Eltern ihre eigenen Unruhe auf die Kinder und stopfen jedes Loch im Kalender mit (gutgemeinten) Aktivitäten, Erlebnissen und Programm voll.
Das ist ein ausdrückliches Plädoyer für „faule Elternschaft“ in der richtigen Art und Weise – es gibt ein hervorragendes Buch dazu von Tom Hodgekins , das ich wärmstens empfehle.
Das schlechte Gewissen.
Die meisten Eltern wollen für ihre Kinder das absolut Beste. Dafür strengen sie sich auch oft an. Entwickelt hat sich eine Bespaßungsmentalität, die nicht zuletzt auf Social Media befeuert wird und gleichzeitig tatsächlich relevante elterliche Kompetenzen völlig vermissen lässt.
Schlechtes Gewissen sollten wir haben, wenn wir unsere Kinder nicht gut co-regulieren, unsere eigenen unangenehmen Gefühle nicht managen können oder die Verbindung zum Kind trennen, weil sie nicht unserem Idealbild entsprechen. Definitiv aber nicht, weil wir keinen Ausflug machen, keine Freunde einladen oder keine instagrammable Abenteuer inszenieren.
Die Verwechslung von Bedürfnissen und Wünschen.
Nicht jede geäußerte Idee eines Kindes ist ein echtes Bedürfnis. „Mir ist fad!“ kann bedeuten:
Ich brauche Verbindung.
Ich fühle mich unwirksam / ohnmächtig / hilflos / leer.
Ich bin überreizt und finde keinen Weg heraus.
Eltern brauchen sehr viel Feinfühligkeit, um Kinder hier gut zu begleiten und ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten statt im Außen einfach zu überdecken. Ein Prozess, der Frustration und innere Unruhe einschließt. Die Entwicklungsaufgabe ist, nicht jede „unangenehme“ Emotion lösen zu müssen und die Frustationstoleranz zu erhöhen, damit das Kind lernt in die Selbstwirksamkeit zu kommen.
3. STRATEGIEN für den ALLTAG – wie schaffen wir das nun mit der Langeweile?
„Ich sehe dich“ – ohne eine Lösung anzubieten
Was jedem Menschen gut tut: wenn jemand anerkennt und sieht (auch mit Worten), wie es uns geht: „Aha, dir ist langweilig. Das fühlt sich bestimmt doof an.“ Wirklich hinsehen und hinfühlen hilft. Kein sofortiges Eingreifen und mit einer Idee um die Ecke kommen! Es gilt: genau beobachten, ob und wie viel Impuls nötig ist. Meistens ist weniger mehr und es reicht eine kindgerechte, anregende Umgebung, um den Spieltrieb und die Kreativität zu aktivieren.
Ideenräume statt Entertainment
Lass mich dir als gelernte Elementarpädagogin sagen: wir sind nicht die Alleinunterhalter unserer Kinder! Ich hab praktisch nie in all den Kinderjahren aus eigenem Antrieb eine Bastelarbeit angefangen. Jedes kreative Werk hab ich aber so gut wie möglich unterstützt und begleitet. Was es braucht, damit Ideen entstehen können? Einfache Materialien: Zettel, Schnüre, Kleber, Locher und Stifte. Ein Tisch, wo sie werken können und ganz oft waren Verpackungsmaterial, leere Klopapierrollen oder Jogurtbecher ein fantastischer Zeitvertreib. Von Kastanienrutschen, Bügelperlenapotheken und Jogurtbecher Cocktailbars ist dabei so viel Großartiges entstanden, dass ich heute noch vor Freude heule, wenn ich daran denke.
Ja, das Chaos war zeitweilig selbst für mich (kreativen Geist) unerträglich. Manchmal landete Farbe auf dem neuen Terrassenboden, der ganze Küchentisch war voller Klebstoff und Locherschnipsel verteilten sich bis in die letzte Möbelritze. Und es war jede Sekunde des Aufräumens wert, sie so im Flow zu erleben statt vor platten Bildschirmen geparkt zeitliche Lücken zu füllen.
3 PROFI TIPPS:
Zweckentfremdung von Materialien und Gegenständen zulassen bzw. fördern (Stühle als Zugabteil einsetzen, Schachteln als Spielhäuser, Erde & Sand für die „Matschküche“ erlauben)
Auf vielseitig bespielbares Spielmaterial (Kappla, Konstruktionsmaterial usw) setzen (keine Legosets, wo beinah jeder Baustein nur eine mögliche Verwendung zulässt!)
Konservierung von Spielszenen ermöglichen (nicht jeden Abend alles wegräumen müssen – hat mehrere Vorteile!)
Ich hab schon einmal berichtet, wie mich ein Bastelvorhaben unserer Mittleren komplett ausrasten hat lassen. Überforderung auf beiden Seiten, die mangelnde Umsetztbarkeit und fehlende Skills waren der Grund, warum in dem Fall kein FLOW-Zustand entstand.
Das gelingt, wenn es herausfordernd genug, aber nicht zu schwierig ist und meine Fertigkeiten, Talente und die Übung in balance sind.
Wenn wir als ERwachsene Kinder begleiten, ist es definitiv besser, das Kind mit Fragen zur Reflexion anregen und damit Ressourcen zu aktivieren, statt ihnen „unsere“ gute Lösung auf das Auge zu drücken.
Was hast du denn letztes Mal gemacht, als dir langweilig war?
Was würde deinem Freund x dir raten, was du machen kannst?
Wobei hattest du zuletzt viel Spaß, als du es (allein) gemacht hast?
So oder so ähnlich kann es klingen. Was wir damit machen: uns selbst auf Augenhöhe mit dem Kind begeben und ihm zwischen den Zeilen zu sagen: Ich bin überzeugt, du trägst die Lösung in dir. Du schaffst es, dir selbst heraus zu helfen aus diesem unangenhmen Gefühl. Ich bin da, glaub an dich und halte es mit dir aus.
Ein alter Tisch, eine provisorische Holzstufe und eine ausgediente Leiter waren vor knapp vierzig Jahren die Basis für eine Spielidee, die in den leuchtendsten Farben in meinem Gedächtnis aufgehoben ist. Meine beiden Cousins, meine Schwester und ich konnten oft aus Nichts die tollsten Ideen entwickeln, in diesem Fall eine Feuerwehr samt Drehleiter und Schläuchen. Wir haben alles aus den letzten Ecken des großelterlichen Bauernhofs zusammengekarrt, aufeinander gestapelt und sind darauf herumgeturnt. Verantwortungslos? Könnte man heutzutage gleich mal hören. Ich sehe hinter dem Bild auch Erwachsene, die folgendes konnten: ZUTRAUEN, ZUMUTEN und ZUVERSICHTLICH sein, dass die Kinder sich selbst beschäftigen. Ja, eine andere Zeit für Kindheit. Aber genau dieselben Qualitäten brauchen wir heut noch, vier Jahrzehnte später und ich wage mich mal weit hinaus: das werden wir immer brauchen.
Spielräume (im pädagogischen Sinn) ermöglichen Autonomie, Entscheidungskraft und Selbstorganisation. Solche Räume tun sich auf, wenn Langeweile anklopft. Somit ist Langeweile kein Notfall, sondern ein Geschenk – verpackt in leicht nörgelndem, genervten Tonfall. Wenn wir Eltern diesem Präsent mit Vertrauen, Gelassenheit und liebevoller Präsenz („Ich bin da und ich mach nicht alles weg!“) begegnen, schenken wir unseren Kindern etwas ganz Wertvolles: die Erlaubnis, sich selbst zu entdecken.
🗣️ ERSTE HILFE KOFFER: 5 Dinge, die du sagen kannst, statt sofort zu reagieren
„Hm, das klingt gerade nicht so angenehm. Magst du mir erzählen, wie sich das für dich anfühlt?“ ➡ Fördert emotionale Sprache und Selbstwahrnehmung
„Langeweile ist manchmal wie ein leerer Raum – ich bin gespannt, was dir gleich einfällt.“ ➡ Bringt Vertrauen in die eigene Kreativität des Kindes zum Ausdruck
„Du darfst dich auch mal langweilen. Oft kommt dann etwas richtig Spannendes aus dir selbst.“ ➡ Normalisiert das Gefühl und gibt inneren Prozessen Raum
„Ich bin in der Nähe, wenn du mich brauchst – aber du darfst erstmal selbst schauen, was du machen möchtest.“ ➡ Signalisierst emotionale Präsenz, ohne das Problem zu übernehmen
„Weißt du noch, als du beim letzten Mal was Cooles gemacht hast, als dir langweilig war? Was war das nochmal?“ ➡ Fördert Erinnerung an eigene Lösungsstrategien = Selbstwirksamkeit stärken
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Reinhard Mey drückt in seinen Worten etwas aus, das viele von uns Eltern nur zu gut kennen: Warum gibt es für so vieles im Leben eine Ausbildung, aber für das Elternsein – die wohl anspruchsvollste Rolle – wird erwartet, dass man es einfach kann? Und dabei wird oft angenommen, dass das Wissen über Erziehung und den Umgang mit Kindern einfach “intuitiv” vorhanden ist. Doch wie oft haben wir uns schon gedacht, dass das Leben mit Kindern sicher nicht so kompliziert sein wird, wie es bei anderen Eltern aussieht? „Bei uns wird das schon ganz anders laufen!“ – diesen Gedanken hatte ich definitiv früher und vielleicht kennst du ihn auch.
NACH DEN ERSTEN SCHRITTEN IST VOR DEM LEBEN
Eltern zu sein bedeutet weit mehr als die bloße Geburt eines Kindes. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der viele Herausforderungen bereithält – und das nicht nur für Eltern von Neugeborenen. Sicher, es ist wichtig, mit Leichtigkeit und einem gesunden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten an die Sache heranzugehen, aber oft wird der Alltag mit Kindern ganz anders, als man es sich vorgestellt hat. Vom ersten Schultag bis zum ständigen Auf und Ab der Pubertät – die Reise ist lang und vielfältig.
HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN
Auch wenn das Leben mit Kindern oft öffentlich sichtbar ist, finden viele der echten Herausforderungen hinter verschlossenen Türen statt. Ob es die schlaflosen Nächte sind, in denen man ein fieberndes Kleinkind beruhigt, oder die stillen Momente, in denen man mit einem schulgestressten Kind spricht – diese Szenen sieht oft niemand. Es sind die alltäglichen, manchmal einsamen Kämpfe, die das Elternsein prägen.
DIE ROLLE DEINES LEBENS
Kinder großzuziehen ist keine leichte Aufgabe. Es gibt keine festen Regeln, und vieles muss man im Laufe der Zeit lernen. Ob es nun die endlosen Diskussionen über Bildschirmzeiten sind, die ständigen Wäscheberge oder das Jonglieren von Terminen zwischen Schule, Sport und Spielverabredungen – Eltern brauchen besondere Talente, um diese Herausforderungen zu meistern. Vor allem, wenn es um die WICHTIGSTE aller Aufgaben geht: das Managen von Emotionen. Damit uns das gut gelingt und wir stets bzw. immer wieder in tragfähiger Verbindung mit unserem Kind sind, brauchen wir folgende Talente.
TALENT 1: BEOBACHTEN
Wie kann man sein Kind wirklich verstehen? Durch Beobachten. Dieses Talent ist entscheidend, egal wie alt das Kind ist. Denn nur durch aufmerksames Beobachten können wir herausfinden, was unser Kind gerade beschäftigt, was es freut oder ärgert. Ob es sich um den Stress in der Schule oder die Unsicherheiten im Freundeskreis handelt – wachsame Augen und ein offenes Herz sind hier unerlässlich.
Aber Vorsicht: Dieses Talent leidet besonders, wenn der Alltag zu hektisch ist, wir ständig auf unsere Bildschirme starren oder einfach zu gestresst sind, um wirklich hinzusehen.
TALENT 2: WAHRNEHMEN
Beobachten ist der erste Schritt, Wahrnehmen der zweite. Hier geht es darum, das Gesehene auch wirklich ernst zu nehmen. Wenn das Kind abends beim Zubettgehen erzählt, dass es in der Schule ausgegrenzt wurde, dann ist es wichtig, dies als seine Wahrheit anzuerkennen – auch wenn es schwerfällt. „Das kann doch nicht so schlimm sein!“ oder „Das passiert doch jedem mal“ sind Reaktionen, die nicht weiterhelfen.
Dieses Talent leidet besonders, wenn wir zu sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt sind oder die Gefühle unserer Kinder nicht ernst genug nehmen.
TALENT 3: INTERPRETIEREN
Besonders bei kleinen Kindern, die ihre Gefühle und Bedürfnisse noch nicht gut in Worte fassen können, müssen Eltern oft zwischen den Zeilen lesen. Warum zieht sich mein Kind zurück? Ist es müde oder bedrückt? Diese Interpretationsarbeit bleibt ein wichtiger Bestandteil des Elternseins – vom Kleinkindalter bis in die Teenagerjahre. Und ist der Teil, wo wir wohl am häufigsten Fehler machen.
Dieses Talent leidet, wenn wir uns zu sehr von außen beeinflussen lassen und unsere eigene Intuition untergraben wird.
TALENT 4: BEANTWORTEN
Jede Beobachtung und Wahrnehmung muss schließlich in eine Handlung münden. Oft ist es leichter, auf die Bedürfnisse eines Kleinkindes zu reagieren: Hunger, Müdigkeit, Trost – alles ist ziemlich klar. Doch je älter die Kinder werden, desto komplexer werden auch die Antworten, die sie brauchen. Manchmal reicht ein Gespräch, das Aushalten und Mittragen von heftigen Gefühlen, manchmal braucht es mehr. Aber immer geht es darum, die Not des Kindes zu erkennen und darauf zu reagieren.
Dieses Talent leidet, wenn wir uns selbst zu sehr einschränken, wenn wir uns allein fühlen oder wenn unsere Ressourcen aufgebraucht sind. Darum: Selbstfürsorge bedenken!
TALENT 5: LOCKER BLEIBEN
Das klingt so einfach, ist aber oft das Schwierigste: Locker bleiben. Besonders wenn der Alltag hektisch wird, wenn die Probleme sich häufen oder wenn die Erwartungen – sei es von uns selbst oder von anderen – überhandnehmen. Es braucht Übung und Zeit, um auch in stressigen Momenten die Ruhe zu bewahren und den Humor nicht zu verlieren.
Dieses Talent leidet, wenn die Anforderungen übermäßig hoch sind oder wenn wir uns zu sehr mit anderen vergleichen.
POTENZIALENTFALTUNG
Elternsein ist ein stetiger Prozess der Weiterentwicklung. Die hier beschriebenen Talente sind nur ein kleiner Teil dessen, was wir im Laufe der Jahre lernen und verfeinern. Auch wenn es keine „Befähigungslizenz“ für Eltern gibt, sollten wir nie aufhören, uns weiterzubilden und zu hinterfragen. Denn: Die Erwachsenen von morgen werden von uns geprägt. Sie sind die Entscheidungsträger, Gestalterinnen und Zukunftsmacherinnen. Für sie sollten wir diese Talente entwickeln – und das Beste aus uns herausholen.
Danke, dass du dir die Zeit nimmst, diese Talente zu entwicklen und noch besser darin zu werden. Dein Kind wird es dir DANKEN!
Tränen der Freude, berührende Momente und eine Extraportion Liebe. Diese drei Dinge waren zwar nicht in Papier verpackt, beschriftet und in den alten Lederkoffer geworfen. Und doch bildeten sie den Rahmen für die familiäre Tradition anlässlich der Firmung unseres Jüngsten zu Pfingsten 2024.
Wie schon bei der großen Schwester und unserer Mittleren haben wir das “Erwachsenwerden” des Kindes im Glauben – die Firmung – genützt, um unserem Kind zu verdeutlichen, was wir ihm gerne mitgeben möchten, für den zunehmend eigenständigen Weg ins Leben. Das langsame Loslassen der Kinder fordert mich als Mutter zeitweilig sehr. Nicht nur, weil die Kontrolle nach und nach verloren geht (die hatten wir in Wirklichkeit NIE ganz!), sondern weil es auch viel Segen, Glück und Vertrauen braucht, dass ihnen gelingt, wovon sie träumen.
Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.
Hier liest du – in gewohnter Art und Weise – was wir unserem Sohn in dem Koffer überreicht haben. Es gab jeweils ein kleines symbolisches Geschenk, das fein säuberlich nummeriert und mit einer Überschrift versehen war. Er suchte das verpackte Paket mit der Nummer, las uns die Eigenschaft / Haltung vor. Dann folgte der Text von uns Eltern (abwechselnd gelesen) und anschließend durfte er das kleine Präsent auspacken.
WAS WIR MITGEBEN WOLLTEN:
Für jede angenehme Reise ist es gut, sinnvoll und klug zu packen. Damit man die wichtigen Dinge dabei hat und trotzdem nicht schwer schleppen muss. Wie es schon familiäre Tradition ist, haben wir für dich auch einen Koffer für’s Leben gepackt. Mit kleinen Dingen, die symbolisch für Eigenschaften, Haltungen und Ideen stehen, die wir dir mitgeben möchten.
Durchhaltevermögen & Geduld (Batterien)
Wir leben in einer Zeit, wo wir fast alles Jetzt! Sofort! Haben! Wissen! Können! Wollen. Und wenn es mal länger dauert, bis etwas gelingt, du wütend oder antriebslos wirst, weil Erfolge auf sich warten lassen, dann sei wie ein Duracell Hase und höre niemals auf, zu gehen. Seien die Schritte auch noch so klein. Lade dich auf und bleib dran, dann wirst du dich selbst nie enttäuschen!
Was uns lebendig macht, sind unsere Gefühle. Erlaube dir, alles zu fühlen, was dir im Leben unterkommt. Koste die angenehmen Gefühle aus und lasse dich auch in unangenehme fallen. Sie sind da, um gefühlt zu werden und verschwinden auch wieder, wenn wir ihnen genug Raum gegeben haben. Vor allem jedoch: nimm auch andere Menschen in ihrem Gefühl wahr und ernst.
Und merke dir: in den dunkelsten aller Momente, sei das Licht, das für dich und andere leuchtet.
Respekt (Regenbogenfarben – Stifte)
Jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn zu der Person macht, die er oder sie ist. Diese Geschichten oder innere Landkarten sind so einzigartig, bunt und schillernd wie die Farben des Regenbogens. Dir muss nicht jeder Mensch gefallen. Wir wünschen dir aber, dass du jedem mit dem nötigen Respekt und genügend Achtung begegnen kannst. Beurteile dich selbst und andere nicht nach Oberflächlichkeiten wie Statussymbolen, Erfolg oder Hautfarbe sondern stets nach der Größe ihres Herzens.
Anstrengungsbereitschaft (Kettlebell)
Vieles ist dir bisher im Leben wunderbar leicht von der Hand gegangen. Es darf leicht gehen. Und wenn dir das Leben schwerere Brocken in den Weg legt, dann sei bereit, dich anzustrengen. Sei dir sicher: Übung schlägt Talent. Wer bereit ist, mehr aus sich heraus zu holen statt sich auf Gaben der Natur auszuruhen, wird weiter kommen im Leben.
Grips & Vernunft (Train your brain Rätsel)
In einer komplexen Welt brauchst du immer wieder die Fähigkeit, Dinge auseinander zu dividieren und zusammen zu bringen. Hinterfragen, kritisch sein, wachsam bleiben – besonders auch in gesellscahftlichen Belangen, das war schon immer von Bedeutung und wird es auch in Zukunft bleiben. Bediene dich deines Verstandes, nütze ihn für dich und merke dir: Never be so clever, you forget to be kind. Never be so kind you forget to be clever.
Achtsamkeit für die kleinen Dinge (Bettwäsche)
In der Flut der Sinneseindrücke unserer Realität ist es oft schwer, sich eine gute Wahrnehmung zu erhalten. Verlasse dich in hektischen Zeiten auf deine Sinne, sie holen dich schnell ins Jetzt, in den einzigen Moment, der zählt. Und denke immer dran: es sind die kleinen Dinge, die oft einen großen Unterschied ausmachen, wie zum Beispiel morgens das Bett zu machen.
If you want to change the world, start by making your bed. If you can‘t do the little things right, you will never be able to do the big things right.
Teamgeist (Badehose)
Die größte Stärke von uns Menschen ist, Dinge gemeinsam zu bewältigen. Die herausfordernsten Krisen unserer Spezies konnten nur überlebt werden, indem wir zusammen halfen. Du wirst erfahren, dass es im Leben (anders als in der Schule) oft darauf ankommt, wie teamfähig du bist. Keiner muss alles können. Jeder darf eigene Stärken haben. Und gemeinsam wird man dann fast unschlagbar. Du kannst die Welt nicht allein verändern. Such dir jemanden, der sich mit dir ins Boot setzt und gemeinsam rudert.
Humor (Seifenblasenpistole)
Im Erwachsenenleben (und auch schon in Ausbildungszeiten) geht es oft um Leistung, Arbeit und Ernsthaftigkeit. Besonders, wenn einem das Lachen vergeht, ist Humor eine entwaffnende Fähigkeit, die wir auspacken können. Manchmal bleibt uns fast nichts anderes übrig. Wir wünschen dir einen guten Sinn für Humor, der sich wie schillernde Seifenblasen über die Ernsthaftigkeit legt. Dass du auch über dich selbst lachen kannst und dich nicht über Defizite und Eigenheiten anderer Menschen lustig machst, besonders, wenn es sich um schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft handelt.
Kommunikationskultur (Buchstabennudeln)
Der Unterschied zwischen primitiven Tieren und uns Menschen: wir können miteinander reden. Dass du in allen Lebenslagen die richtigen Worte findest, deinen Gefühlen und Bedürfnissen Ausdruck verleihen kannst und stets auf ein Gegenüber triffst, das dich ehrlich hören und sehen versucht, das wünschen wir dir.
Zuversicht & Hoffnung (Spritzkerze)
Das Leben ist Licht und Schatten. In den einsamen, traurigen, ohnmächtigen Stunden brauchen wir ganz besonders die Kraft der Hoffnung. Sei du die Person, die anfängt, den Funken der Hoffnung zu verbreiten. Glaube so fest daran, dass du andere damit ansteckst, mitreißt und begeisterst, auch wenn sie ebenso tief im Sumpf stecken wie du. Start singing when you are up to your head in mud.
Freiheit & Verantwortungsbewusstsein (Planeten)
In den nächsten Jahren wird sich dir die Welt zu Füßen legen. Du wirst sie auf deine Art und Weise begreifen und erfahren. Erlaube dir die Freiheit, dir selbst ein Bild zu machen von diesem Universum anstatt Meinungen zu kopieren. Und hab dabei immer in Herz und Hirn, dass wir auch dafür verantwortlich sind, was uns gegeben ist. Sei sorgsam mit unserem Planeten und gib auf dich und alles Leben acht – sonst ist die Freiheit schneller weg als man denken kann.
Flexibilität (Multifunktionswerkzeug)
Leben ist Veränderung und in den letzten Jahren passiert das mit rasanter Geschwindigkeit. Mit künstlicher Intelligenz, zunehmender Digitalisierung und immer extremeren Lebensumständen werden wir sehr viel Flexibilität im Denken und Handeln brauchen, um in Zukunft bestehen zu können. Sei dir sicher, dass du ganz viel beitragen kannst, um ein gutes Leben für dich und andere zu ermöglichen und wisse: du kannst alles lernen, was du (noch) nicht kannst!
Wir finden: das Leben ist nicht immer fair. Manchmal kannst du noch so gut vorbereitet sein, noch so gewappnet, noch so erfolgreich – hinfallen wird Teil deines Weges sein. Leben ist nicht so gemeint, dass es fehlerlos klappt. Sonst wäre es vermutlich zu langweilig.
Sei dir immer bewusst: Fallen gehört dazu. Fehler gehören dazu. Scheitern gehört dazu. Wie Brösel zu Keksen. Wichtig ist nur, dass du weißt, wie du wieder aufstehst. Dass du überzeugt bist, dass du stark genug bist, um weiter zu gehen. Und dass du dir entweder selbst helfen kannst oder um Hilfe bitten darfst. Dann machst du auch noch jemandem eine Freude – dem, der dir helfen darf.
Vielleicht sind diese Dinge noch nicht alles, was du auf deinem Weg, deiner Reise durch’s Leben brauchen wirst. Du wirst deine eigenen Pfade betreten, Dinge tun, von denen wir nicht viel wissen. Daher wollen wir dir zum Schluss sagen: Wir glauben fest daran, dass du alles in dir trägst, was du für ein glückliches, zufriedenes und wunderbares Leben brauchst. Hab immer wieder den Mut, in dir selbst zu graben, dich auf die Suche zu machen und dich zu entwickeln. Lass den Geist Gottes in dir und durch dich wirken!
Finde immer wieder Sinn in den Dingen, die du tust, und denke immer dran: du bist – auch wenn du erwachsen bist – nie allein.
Die Tür zu unserer Wohnung und besonders unseren Herzen wird immer offen stehen für dich. Ganz egal, was du ausgefressen hast. Hier ist dein sicherer Hafen, dein geschütztes Nest und deine verlässliche Tankstelle. Immer für dich geöffnet.
Wir freuen uns auf alles, was da noch kommt.
Was wir noch mit dir erleben dürfen.
Wohin du uns noch bringst und mitnimmst und sind jetzt schon dankbar.
Für dich und alles, was du in unser Leben bringst!
Wieviel unsere Kinder von dem, was wir ihnen mitgeben möchten, auch wirklich nehmen, bleibt ihnen überlassen. Sie haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, was für sie gut und wichtig ist. In der Hoffnung, dass wir ihnen nicht nur in Worten und Taten sondern vor allem durch unser gelebtes Leben bis hier her ein Vorbild sein konnten, wollen wir sie Stück für Stück entlassen.
In neue Freiheiten, in neue Lebensabschnitte, in neue Abenteuer. Denn schließlich ist das Leben da, um gelebt zu werden. So, und ich hole mir jetzt die Taschentücher. Loslassen kann so schön und traurig zugleich sein – genieße dieses Gefühl.
ANMERKUNG: Diese Idee ist ausdrücklich zum Nachmachen empfohlen! Ich freue mich über jeden Koffer, der so oder so ähnlich voller liebevoller Gedanken an eine(n) Jugendliche(n) übergeben wird! VIEL FREUDE bei der Zeremonie!
Was der Gestank in meiner Küche mit ungelösten Konflikten zu tun hat, welche Geschenke das Leben in deiner Beziehung vorbei bringt und warum es ein Altstoffsammelzentrum für Beziehungsmüll geben sollte.
HAUSMOLKEREI BAMMINGER
Vor einigen Monaten bemerkten wir einen unangenehmen Geruch in unserer Küche. Jeden Tag wurde er stärker und ich war schon ganz verrückt bei der Suche nach dem Grund für den Gestank. Ich hatte alle Mistkübel geleert, den Kühlschrank von oben bis unten durchsucht, alle potenziellen Laden durchschnüffelt – doch ich kam nicht dahinter. Bis aufkam, dass kürzlich ein offener Schlagobersbecher im Kühlschrank umgefallen war. Dabei war die cremige Flüssigkeit durch einen Schlauch mit dem Kondenswasser verschwunden. Im Auffangbehälter hinter dem Einbaugerät bildete sich über die Zeit eine käseartige Masse, die es ohne weiteres mit einem Schlierbacher aufnehmen hätte können, was die Geruchsbelästigung angeht. Die Molkerei wär vielleicht sogar stolz gewesen.
MÜLLSACKERL DES LEBENS
Was hat das jetzt mit deiner Beziehung zu tun? Nun, dieser Schlagoberskäse war ein Geschenk, das uns das Leben vorbei gebracht hat. Ungefragt, einfach so. Passiert eben.
So wie in dieser Geschichte spielt es auch im Leben mit Beziehungen.
Stell dir mal vor, angelehnt an den letzten Blog Beitrag „Schöner Wohnen“, eure Paarbeziehung ist anfangs wie ein schön eingerichtetes Haus. Euer Beziehungshaus. Alles ist neu, liebevoll arrangiert, aufgeräumt und ihr fühlt euch rundum wohl. Wenn ihr dieses Haus viele Jahre zusammen bewohnt, kommt es vor, dass das Leben Geschenke vorbeibringt. Nicht alle Päckchen, die da abgestellt werden, sind schön und hilfreich – manche sind echte Müllsäcke.
MÜLL IST NICHT GLEICH MÜLL
Müllsäcke sind beispielsweise ungelöste Konflikte, gegenseitige Kränkungen, emotionale Verletzungen oder ähnliche Dinge. Sie sind so natürlich wie Müll im realen Leben – er lässt sich nur sehr schwer ganz vermeiden. Wenn es sich nun um ein kleines Müllsäckchen handelt, ist das noch kein Drama. Ihr geht entweder drum herum, ignoriert es oder räumt es in den Keller. Irgendwo hin, wo ihr es nicht mehr seht. Das klappt so lange, bis der Müll immer mehr wird oder irgendwann zu stinken anfängt.
Das ist der Fall, wenn ihr in Beziehungen nicht gelernt habt, wie ihr Probleme ansprecht, eure Gefühle und Bedürfnisse klar ausdrückt oder Konflikte miteinander löst.
Stell dir vor, du würdest den Müll nie wegbringen, sortieren oder von der Müllabfuhr holen lassen können – eure Wohnung wäre rasch ungemütlich.
Was kannst du tun, wenn sich da also schon etwas Müll angesammelt hat? Folgende vier Tipps hab ich für dich:
1: RASCHES ENTSORGEN VON SONDERMÜLL
Mein Mann ist viel ordentlicher als ich, lässt aber aus mir unerfindlichen Gründen den Flaschenöffner immer auf der Anrichte liegen – obwohl er sonst alles sofort an Ort und Stelle zurück bringt, was er wo heraus nimmt. Das ist ein kleines Müllsäckchen – es hat noch keinen Konflikt vom Zaun gebrochen, auch wenn es mich manchmal nervt. Wenn wir aber debattieren, wer das nächste kranke Kind daheim betreut und seine Erwerbsarbeit hinten anstellt, ist das wesentlich. Hier geht es um Ebenbürtigkeit und Gleichberechtigung. Würden wir diesen Müllsack nicht rasch gerecht entsorgen, könnte daraus eine echte Stinkbombe a la Schlagoberskäse werden.
TIPP: Konflikte, die dich wirklich berühren, bewegen oder verletzen sollten rasch angesprochen und geklärt werden. Je länger sie vor sich hin schimmeln können, desto ungünstiger für die Beziehungsqualität. Wenn es dir nicht allein gelingt: hole Hilfe. Mit einer fachkundigen, dritten Person ist es so viel leichter.
2: REPARIEREN VON SCHLECHTEM BENEHMEN
Ein, zwei Tage bevor ich die „Schwarze Phase“ entere, also meine Regelblutung (part of my „monthly cycle“) bekomme, bin ich etwas außer Kontrolle. Da bringt er mich schon auf die Palme, wenn er falsch auf die Uhr schaut. Und ja, auch ich vergreife mich dann im Ton, bin ungehalten oder verletzend. So weit, so menschlich. Wenn ich merke, dass ich mal tatsächlich zu weit gegangen bin, dann geh ich mich entschuldigen, bitte um Verzeihung und anerkenne, dass ich einen Fehler gemacht habe.
TIPP: Sag, dass du etwas falsch gemacht hast, bitte um Verzeihung, wenn du jemanden verletzt hast UND: vergib und verzeih auch, wenn du gekränkt wurdest. Manchmal geht das nicht sofort. Auch Schmerz und Trauer wollen gefühlt werden. Quäle dich nicht länger als nötig und repariere zeitnah, was repariert werden soll.
3: VON ZEIT ZU ZEIT: AUSMISTEN
In einem vollen Familienalltag zusätzlich Rituale, Zeit, Gewohnheiten für sich als Paar zu etablieren ist schon allein zeittechnisch eine Herausforderung. Da spreche ich noch nicht von Motivation und Mut, Dinge bewusst anzugehen. So wie beim Müll macht es also Sinn, erst auszumisten und zu entsorgen (fachgerecht), was nicht mehr gebraucht wird und das Leben schwerer macht. Ich neige auch dazu, den Alltag zu überladen vor lauter Begeisterung: wir könnten doch tanzen gehen, diese nette Gesprächsidee umsetzen oder wieder mal Freunde einladen. Es gelingt oft deshalb nicht, weil gar kein Platz in unserem Leben ist. Auch nicht für schöne, neue Dinge.
TIPP: Mistet aus, was euch an Gewohnheiten nicht mehr dient und fragt euch so einmal im Jahr, was euch wirklich wichtig ist. Versucht, Dinge los zu lassen, abzugeben oder zumindest bewusst zu reflektieren, damit ihr eure verfügbare Zeit nicht mit Belanglosigkeiten zumüllt, die euch keine Freude bereiten. Eine wunderbare Idee hierzu: das geht ausgezeichnet im Beziehungspickerl – dem jährlichen Service für deine Paarbeziehung.
4: SORTIEREN VON PROBLEMSTOFFEN
Ich fahre gern in‘s Altstoffsammelzentrum. Schon zuhause wird bei uns Müll genauer getrennt, als nötig, in Boxen gesammelt und regelmäßig abtransportiert. Es ist nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, es schont auch Ressourcen und beschert mir ein schönes Gefühl, alles so ordentlich auseinander zu dividieren. Hier kommt wahrscheinlich mein Sternzeichen Jungfrau durch, auch wenn ich sonst herrlich unordentlich sein kann. Auch beim Beziehungsmüll kann es Sinn machen, diesen in Häppchen und nach Sorte zu trennen: Konflike um die Erziehung beschäftigen uns anders als finanzielle Herausforderungen, Probleme mit der Herkunftsfamilie unterscheiden sich von Auseinandersetzungen beim Thema Zeitmanagement.
TIPP: Sortiert eure Konfliktthemen (in gedachte Container, wie in einem Altstoffsammelzentrum) und nehmt euch eins nach dem anderen vor, statt alles auf einen großen Haufen zu werfen und darüber zu verzweifeln. Klar, manche Dinge hängen auch eng zusammen. Überlegt, welches Thema jetzt gerade am wichtigsten ist, und geht dann ein Müllsackerl nach dem anderen an.
HAND ANLEGEN
Als wir den Grund für den Gestank in unserer Küche gefunden hatten, kam der Tischler unseres Vertrauens zu Hilfe. Das Einbaugerät wurde herausgehievt, ich konnte unter Würgen, mit Wäscheklammer auf der Nase und den dicksten Putzhandschuhen, die ich finden konnte, den Behälter da hinten reinigen. Der Schlauch, durch den das Obers geflossen war, wurde noch durchgespült.
So erforderte ein kleines Missgeschick (mit einem offenen Schlagobersbecher) den Einsatz von zwei Handwerkern und mein Putztalent. Es wäre einfach zu vermeiden gewesen. Ich brauche auch nicht zu betonen, dass jeder offene Schlagobersbecher akribisch im Auge behalten oder wieder verschlossen wird. Doch, so ist nun mal das Leben.
GESCHENKE IN MÜLLSÄCKEN
Aus kleinen Unachtsamkeiten kann sich ganz schöner Stinkekäse entwickeln, wenn ich nicht rechtzeitig darauf achte, sie zu beheben. Ich werde weiterhin Fehler und damit verbunden Erfahrungen machen. Vielleicht nicht mit verschimmeltem Schlagobers im Kondenswasserbehälter des Kühlschranks. Doch auf irgendeine Art und Weise werde ich weiter lernen dürfen, die Geschenke, die das Leben so in Müllsäcken in unserem Haus abstellt, zu bearbeiten. Zumindest, wenn ich mit meinem Partner lang und zufrieden in unserem Beziehungshaus wohnen möchte.
Jetzt interessiert mich: hast sich bei dir auch schon mal ein kleines Missgeschick im Haushalt in eine größere Challenge entwickelt? Lass mich gern teilhaben in den Kommentaren.
Wenn du zum Valentinstag, dem Schutzpatron der Liebenden, heuer nicht mit Kitsch und Kommerz und völlig überteuerten Blumen punkten willst:
etwa 3 Stunden – ihr zwei mit mir zu einem Termin eurer Wahl (im Jahr 2023).
Quick Check vorab per Email, wo ihr eure Lieblingsthemen auswählen könnt.
ein individuell erstelltes Mini-Konzept für euer jährliches Beziehungsservice. Gemeinsame Gesprächszeit, individuelle Impulse und zusammen wieder einmal an der Beziehung arbeiten und sich zu zweit etwas Gutes tun.
Wenn Kinder mit Tod und Trauer in Berührung kommen, sind die begleitenden Erwachsenen fast immer mit betroffen, was die Situation irgendwie erschwert. In einer Phase, wo man selbst wie vernebelt da steht und Unterstützung brauchen kann, sind Eltern auch noch gefordert, ihre Kinder gut zu begleiten.
Ob Kinder anders trauern als Erwachsene, welche Möglichkeiten wir in der Trauerbegleitung als Eltern haben und was man vermeiden sollte – all das hab ich in einem Gespräch mit Trauerbegleiterin Petra Maria Burger erfragt. Und hier für dich zusammen gefasst.
ERFOLGREICH AUSGEBLENDET
Ich geb’s zu: der Tod und die Trauer haben in meinem Leben – selbst als Erwachsene – bisher relativ wenig Platz eingenommen. So wie es bei den meisten Menschen ist, kommen die beiden plötzlich und meist unerwartet zu Besuch und bringen diese unerträgliche Schwere. Sie rücken aber immer meine Prioritäten zurecht, wofür ich dann doch wieder dankbar bin. Doch wenn Kinder trauern, ist manches noch mal anders.
EXPERTIN FÜR LEBENSWENDEN
Da ich selbst keine Fachfrau in dem Bereich bin, hab ich mir Know-How von einer Expertin zu dem Thema geholt. Petra Maria Burger ist Begleiterin für LebensWENDEN und ist in dieser Funktion auch als Trauerbegleiterin mit dem Tod öfter befasst als ich. Hier liest du, was wir ganz allgemein über’s Trauern besprochen haben und was es da bei Kindern zu beachten gilt.
ZWISCHEN TOD und TRENNUNG / VERLUST
Wenn Kinder trauern, hat das nicht immer zwangsläufig mit dem Tod eines Menschen zu tun. Für junge Kinder sind Verlust und Trennung oft ebenso schmerzhaft, weil ihnen bis zum Alter von 3 Jahren der Zeitbegriff fehlt. Sie leben völlig im Moment und unterscheiden nicht zwischen lebendigen und leblosen Dingen in ihrem Leben. Sie trauern auch um das verloren gegangene Lieblingsstofftier. Der Tod ist für sie wie eine kurze Abwesenheit von jemandem, etwas Vorübergehendes. Das ändert sich im Grunde nicht wesentlich bis zum Alter von 6 Jahren, wo Kinder immer noch die Idee haben, “ewig” zu leben. Das dürfen wir Erwachsene in Erinnerung behalten.
ZWISCHEN REALITÄT, FANTASIE und PHILOSOPHIE
Im Grundschulalter lernen Kinder langsam zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden, der Verstand schaltet sich bei dem Thema ein und der Tod wird oft personifiziert (“Der schwarze Mann”, “Teufel” ,…). Da können natürlich große Ängste entstehen, denen sie auch mit forschenden Fragen rund um das Sterben begegnen und alles genau wissen wollen. Erst später tauchen Sinnfragen (“Was ist der Sinn meines Lebens?”) auf und spirituelle Dinge (“Was kommt nach dem Tod?”) wollen besprochen werden. Sie erleben und gestalten oft schon bewusster ihren Trauerprozess.
WIE REAGIEREN KINDER?
Kinder können zwar je nach Entwicklungsstand nicht alles begreifen, doch sie zeigen dennoch Reaktionen – selbst wenn sie nicht “verstehen”, was da gerade passiert. Das kann alles sein:
Rückschritte in der Entwicklung (wieder Schnuller brauchen, einnässen, mehr Einschlafbegleitung benötigen,…)
Verhalten kann sich verändern (vor allem Gewohnheiten beim Schlafen, Essen, beim Rückzug,…)
Gefühle dringen heftiger an die Oberfläche: sie sind zornig, wütend, aggressiv, unruhig, ängstlich, ..
Ängste können auftauchen: vor Trennung, Abschied, Einschlafen, …
Fragen werden gestellt: Warum ist Oma gestorben? Wo ist sie jetzt? Kommen die Regenwürmer?
Wichtig zu wissen ist: es gibt keine “richtigen” oder “falschen” Reaktionen in der Trauer. So wie Kinder individuell sind, ist es richtig – so lange sie niemandem (sich selbst oder anderen) damit schaden. Die Trauer nimmt einen Platz in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern ein. Diesen Platz dürfen wir als Erwachsene würdigen und betreuen. Und unsere eigene Trauer dabei leben.
Wie kann man also Trauer von Kindern begleiten?
MIT…
… HÄNDEN
ins Tun kommen, besonders, wenn Kinder verschlossen sind
etwas gestalten (eine Kerze verzieren mit Farben oder Dingen, die es an den verstorbenen Menschen erinnern, eine Zeichnung machen oder einen Brief schreiben,…)
einen Raum schaffen: eine Ecke in der Wohnung mit Erinnerungsstücken, Fotos einrichten
zum Grab gehen, Blumen hinbringen, Kerzen anzünden, …
alle Sinne mit ein beziehen um zu begreifen (Gerüche als Erinnerungen einordnen, das Lieblingsessen des Verstorbenen kochen, den Klang der Stimme auf Videos etc. anhören…)
sich halten und aushalten. Und sich gegenseitig trösten, um zu trösten! (NICHT: um das Weinen, traurig sein, … zu stoppen!)
begreifen: der Sarg ist wichtig, um den Tod zu begreifen, das gelingt “nur” mit der Urne schwerer
… GEFÜHLEN
nicht nur über den verstorbenen Menschen reden, sondern darüber, wie ich mich dabei gefühlt hab, als wir das mit ihm / ihr erlebt haben
gleichzeitige Gefühle bei Kindern zulassen: sie sind dazwischen auch fröhlich, ausgelassen und lustig. Das ist natürlich und braucht erwachsenes Verständnis, weil wir diese Emotionen eher “hintereinander” erleben.
teilhaben lassen! Auch wenn Kleinkinder nicht verstehen, was da beim Verabschieden (Begräbnis, Leichenhalle,..) passiert: wichtig ist das Gefühl, Teil des Familienverbandes, des “größeren Ganzen” zu sein!
gemeinsam schweigen können und einfach fühlen, wenn die Worte fehlen (“Ich weiß nicht, was ich sagen soll” – immer noch besser als ausweichen oder Kontakt vermeiden).
das Kind abholen, wo es ist: Wem öffnet es sich, wem vertraut es?
feinfühlig sein und auch nachfragen “Was brauchst du jetzt (von mir)?”
… WORTEN
Worte finden für das Gefühl und es benennen – bei sich selbst (es dem Kind vorleben) und beim Kind selbst (es unterstützen mit der Sprache)
im Gespräch bleiben, Erinnerungen austauschen und aufleben lassen
Geschichten erzählen, die man mit dem gegangenen Menschen erlebt hat
dabei den Namen des verstorbenen Menschen aussprechen
sich mutig den Fragen des Kindesstellen, aufrichtig beantworten UND
mutig Fragen stellen (“Kannst du schlafen? Magst du darüber reden? Weinst du dich in den Schlaf?”)
Anteilnahme AUCH dem Kind gegenüber zeigen “Es tut mir Leid, dass dein Opa gestorben ist!” (Sie nicht einfach übergehen!)
… VERSTAND
naturwissenschaftliche Erklärungen liefern für ältere Kinder (“Ja, wir bestatten den Körper, der wird verwesen.”)
auch absurde Fragen beantworten: Kommen da jetzt die Regenwürmer? (“Da drin leben Regenwürmer und ja, die machen alles wieder zu Erde, auch den begrabenen Körper.”)
jede Veränderung als natürliche Reaktion auf Verlust anerkennen
aufmerksam sein, wenn Jugendliche im “Netz” trauern – sich dafür interessieren und nachfragen! (“Hast du schon Erfahrungen geteilt im Internet? Wo machst du das? Möchtest du mich teilhaben lassen?”) Trauer kann dort leicht missbraucht werden, weil Kinder und Jugendliche in dieser sensiblen Phase besonders empfänglich für die tröstenden Worte sind, die dort gespendet werden können.
… VORSICHT
“Opa schläft jetzt für immer.” Bitte das Wort “schlafen” raus halten! Das könnte Auswirkung auf das Schlafverhalten haben und Ängste schüren!
“Das erste Jahr ist das Schlimmste!” oder “Es wird leichter werden!” Das weiß man nicht, also bitte NICHT sagen. Manchmal bleibt eine Resttrauer für das Leben lang da.
“Oma ist im Himmel und sitzt auf einer Wolke!” – bitte den Kindern nur sagen, wovon man selbst überzeugt ist! Die spüren sonst diese Ungewissheit! “Er lebt weiter in unseren Erinnerungen, wenn wir von ihm sprechen, einen Geruch mit ihm verbinden, …!”
nicht gleich ein verstorbenes Haustier “ersetzen”, wenn es gestorben ist – auch darum trauern!
ganzes Haus als Erinnerungszone zu gestalten, erschwert die Trauer!
… HILFE
annehmen, wenn möglich & zumutbar: Kinder von Freunden abholen / betreuen lassen – schafft Auszeiten für Kind und Eltern!
anbieten, wenn du jemanden kennst, der trauert:
“Was brauchst du in dieser Situation?”
“Ich hab mir gedacht, ich bring euch etwas zu essen / Kuchen / Obst … vorbei, wär das was für euch?”
“Was kann ich jetzt gerade für dich tun?”
suchen, wenn man als Elternteil überfordert ist; besonders bei Verlust des Elternteils – es gibt Trauergruppen, Rainbows, … wo man Unterstützung und Entlastung bekommt
UNBEGREIFLICH TRAURIG
Was für Kinder auch sehr schwer zu begreifen sein kann, ist das Thema Fehlgeburt. Wenn sie (direkt oder am Rande) mitbekommen, dass die Mutter eine Fehlgeburt erlebt, heißt es achtsam sein. Das Kind hat zwar vielleicht noch keine Bindung zum Ungeborenen aufgebaut, spürt aber die Trauer der Eltern über den Verlust und hat Fragen. Da kann es heilsam sein, klare Worte zu finden und das unbegreiflich Traurige auszusprechen …
“Wir hätten uns schon so gefreut, noch ein Baby zu bekommen. Darum sind wir so traurig.”
“Es scheint, als war es nicht gesund genug, um zur Welt zu kommen.”
Auch ungeborene Kinder dürfen ihren Platz im Familiensystem erhalten, gesehen und geehrt werden. Man kann einen Platz in Natur oder Garten für das Kind finden, eine Gedenkstätte für Ungeborene aufsuchen oder zum Beispiel auch ein Schifferl aus Naturmaterial basteln und es in einen Bach oder Fluss setzen. Und das Leben ziehen lassen. Empfehlung: aufmerksam hinhören, welche Fragen das Kind stellt. Diese (und nicht mehr) beantworten – aufrichtig und ehrlich, in kindgerechter Sprache. Dann wird es nicht überfordert von erwachsenen Antworten.
DEN WEG GEHEN
Abschließend kann man sagen: Trauer ist keine Krankheit, sondern ein Weg und somit Teil des Lebens. Man muss nach einem Verlust, wobei der Tod die endgültigste Form ist, nicht gleich wieder “funktionieren” wie immer, es darf dauern, bis man in der neuen Lebenssituation angekommen ist. Das Familienmobile wackelt heftig, wenn jemand verstirbt. Diese Unsicherheit und Bewegung macht sich in jedem System auf seine Art bemerkbar. Es ist anstrengend, aufreibend und Kräfte zehrend, sich dem Prozess zu stellen. Für Kinder und Erwachsene.
“Trauer ist Teil des Lebens. Sie ist Liebe, die über den Tod hinaus reicht. Nehmen wir sie an.”
Petra Maria Burger
Dieses Zitat ist für mich ein Schimmer der Hoffnung, ein Zeichen, dass wir trauern sollen und dürfen. Dass unsere Verstorbenen einen würdigen Platz verdienen und wir sie in den unterschiedlichsten Dingen des Lebens ehren dürfen. Und für sie weiter leben. Jeden Tag als Geschenk annehmen. Und dankbar bleiben für all das Gute, was wir durch sie und mit ihnen im Leben erfahren haben.
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