von Kerstin Bamminger | Nov. 23, 2019 | Allgemein, Hilfreich, Leben
Kinder haben Rechte. Diese Botschaft ist glücklicherweise in unseren Breiten nicht (ganz) neu. Das Bild des Kindes hat sich in den letzten Generationen gegenüber früher deutlich verändert und dennoch: wer kennt alle 54 Artikel genau, oder auch nur die ersten 41, die die Rechte der Kinder betreffen? Na, eben.
Zeit also, dem Thema ein paar Zeilen zu widmen, besonders, weil die UNICEF diese Woche (am 20. November) das 30jährige Jubiläum der Kinderrechtskonvention feierte. Und immer noch feiern, glaub ich.
Und, weil Eltern heutzutage diese Rechte auch manchmal missverstehen und mit Dingen verwechseln, die uns die Wohlstands- und Konsumgesellschaft uns vorgibt. Das erkenne ich vor allem, wenn in Beratungen oder Workshops Eltern davon sprechen, was sie meinen, ihren Kindern “bieten” zu müssen. Ich greife also ein paar Recht heraus und beschreibe, was ich mir dazu denke: was sie sind und was sie NICHT sind.
Recht auf Wohlergehen
Wir Eltern haben dafür zu sorgen, dass es den Kindern gut geht, dass wir ihre Interessen berücksichtigen, Kinder ihren Willen haben dürfen und wir auf ihre Bedürfnisse achten. Wohlergehen hat nichts mit Wohlstand zu tun und bedeutet daher nicht ein Recht auf Urlaub in einem sündteuren Kinderhotel, das neueste Eiskönigin-2-Glitzer-Leiberl oder massenweise lärmendes Plastikspielzeug, das sie in der Werbung zu sehen bekommen.
Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung
Kinder brauchen das Spiel, sie brauchen altersgemäße aktive Erholung und die Möglichkeit zur freien Teilnahme an kulturellen und künstlerischen Aktivitäten – die Vertragsstaaten verpflichten sich übrigens dazu, diese Dinge bereitzustellen.
Was damit nicht gemeint ist, ist, dass Kinder dauernd zwangsbespaßt werden müssen, dass die Eltern ihre Entertainer sein sollen und gefühlt jede Minute des Tages mit “sinnvollen” Freizeitaktivitäten gefüllt sein müssen. Es braucht sinnlose Zeit und sinnloses Tun. Das, was wir Erwachsene oft schon verlernt haben oder uns mühsam wieder antrainieren.
Recht auf Zugang zu Informationen & Medien
Kinder wachsen in unserer Kultur mit Massenmedien auf, sie haben auch das Recht auf Zugang zu Informationen und es soll gewährleistet sein, dass sie unterschiedliche, vielfältige, nationale und internationale Inhalte erfahren können.
Das heißt nicht, dass wir unseren Kindern unbegrenzte Nutzung von (digitalen) Medien erlauben sollen, und sie dort ganz sich selbst überlassen. Sie brauchen vielmehr unsere Hilfe bei der Orientierung und Unterstützung bei der Nutzung, sie brauchen unser Interesse für das, was sie dort sehen und hören und Gespräche, um diese Dinge zu verarbeiten. Und (ein ganz persönlicher Grundsatz): Kinder brauchen BÜCHER – auch die gehören zu Medien und sorgen beim (VOR-)Lesen nicht nur für sprachliche Bildung und Entwicklung, sondern auch Beziehung.
Recht auf eigene Meinung & Gleichberechtigung
Kinder – sie werden in Artikel 1 als Menschen bis 18 Jahre beschrieben – dürfen eine eigene Meinung haben, diese auch ausdrücken und weitergeben, vorausgesetzt, sie halten sich an die Gesetze. Dazu gehört auch die Freiheit der Gedanken.
Das bedeutet nicht, wenn ein Kind der Meinung ist, drei mal täglich Fast Food zu essen sei gesund, dass wir nach dieser Meinung handeln müssen. Wir können es, doch das Wichtigste ist, dem Kind diese Meinung zuzugestehen und zu sagen: “Aha, du findest also, das ist so. Du darfst deine Meinung haben.” Das entbindet uns Eltern nicht von der Verantwortung auf die Gesundheit unserer Kinder zu achten und für eine gute Ernährung zu sorgen.
Recht auf Schutz
Das Recht auf Schutz geht in viele Richtungen: Schutz vor Diskriminierung, vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung oder sexuellem Missbrauch. Die Kinder vor diesen Dingen zu schützen, ist nicht nur für uns Eltern zwingend notwendig, sondern eben auch für die Vertragsstaaten.
Dass Kinder aber unter dem Deckmantel “Sicherheit” von den Eltern aus oft viele Dinge nicht tun dürfen (Wer klettert noch auf Bäume?), mit dem Auto täglich bis in die Garderobe der jeweiligen Betreuungs- oder Bildungseinrichtung chauffiert werden und überbehütet und überwacht aufwachsen, ist fatal. Wir nehmen ihnen dadurch wichtige Gelegenheiten zu lernen, sich zu beweisen. Wir sollten ihnen wieder mehr zutrauen, zumuten und sie statt zu “bewahren” lieber “bewähren” lassen, wie Gerald Koller sagt.
Recht auf Privatsphäre und gewaltfreie Erziehung
Kinder brauchen (fast) von Anfang an erwachsenenfreie Räume. Sie brauchen Möglichkeiten zum Rückzug und zur Entfaltung. Sie brauchen – was gewaltfreie Erziehung angeht – nicht nur das Verzichten auf körperliche Gewalt, sondern auch auf psychische Gewalt. Und da haben wir noch einen langen Weg vor uns. Dass ein Klaps wohin-auch-immer ein NO-GO ist, brauchen wir hier hoffentlich nicht zu besprechen. Doch auch das Beschimpfen, Bestechen, Bedrohen sind gewaltsame Handlungen und gehören nicht an Kindern ausgelebt – egal ob zuhause, in Kindergarten, Schule oder Lehrstelle.
Recht auf Leben
Kinder haben ein angeborenes Recht auf Leben, darauf sich zu entwickeln und zu überleben. Wir dürfen verstehen, dass sie ihr eigenes Leben entfalten möchten, es aus eigener Kraft gestalten und wir sollten ihnen dieses – natürlich altersgemäß und verantwortungsvoll – ermöglichen.
Dass das oft auch schmerzhaft für uns Eltern sein kann liegt auf der Hand. Denn Kinder sind oftmals ganz anders als wir selbst, mögen andere Dinge gern, sind individuelle Persönlichkeiten und was uns von uns selbst nicht so vertraut ist, macht schon mal unsicher.
Es ist eine Reise, auf der wir Eltern sie begleiten dürfen. Eine intensive Reise, bei der Pannen vorprogrammiert sind, so wie Verzögerungen, falsche Navigation und Aufenthalten in dürren, wenig fruchtbaren Landstrichen.
Denken wir allerdings immer daran: wir hier sind privilegiert.
Andernorts (und öfter als uns gefällt, auch hier) werden Kinder immer noch missachtet, zwangsverheiratet, geschlagen, unterdrückt, misshandelt, ausgebeutet und vernachlässigt.
Es gibt noch viel zu tun. Gut, dass es die Kinderrechte gibt, die uns dafür ein Leitfaden sein können!
von Kerstin Bamminger | Nov. 15, 2019 | Allgemein, Elternbeziehung, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Paarbeziehung, Selbstfürsorge
Zunächst einmal möchte ich aber sagen: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist kein Frauenthema. Es betrifft Väter und Mütter gleichermaßen, auch wenn wir oft von Vereinbarkeit reden und nur die Frauen gemeint sind. Hier geht es um mehr. Es geht um eine gerechte Verteilung von Arbeit jeglicher Art und wie Familien sich das ausmachen können.
Vereinbarkeit als Chance
Beruf und Familie “unter einen Hut” zu bekommen, kann eine große Chance sein. Wenn in Familien beide Elternteile arbeiten, kommt man unweigerlich in die Diskussion, wie man die Kinderbetreuung regeln möchte, da ja nicht mehr zu jeder Zeit ein Elternteil zur Verfügung steht, wenn man auch außer Haus arbeitet. Es ist nötig, alle zu erledigenden Tätigkeiten und Verantwortungen anzuschauen und dann eine Lösung zu finden, wie man damit umgehen möchte.
Wer sorgt für welchen Teil des Einkommens?
Wer sorgt für welchen Teil der Kinderbetreuung?
Wer sorgt für welchen Teil des Haushalts?
Die Verhandlungen darüber sind auch hier oft zermürbend, weil gerecht nicht bedeutet “gleich” und weil das “gerecht” so schwer festzulegen ist. Jeder in der Familie hat da seinen eigenen Blickwinkel drauf. Dennoch ist es die Chance, die Dinge aufzuwerten, die Frauen generationenlang automatisch und selbstverständlich erledigt haben. Was wir gewinnen können?
Eine wertschätzedne Haltung gegenüber “kleinen Handgriffen”.
Zufriedenere Frauen und damit zufriedenere Familien.
Mehr Achtung gegenüber der oft auch nicht lustigen Erwerbsarbeit.
Vereinbarkeit als Falle
Wenn es als selbstverständlich angesehen wird, dass beide Elternteile erwerbstätig sind und gleichzeitig Verhandlungen um die gerechte Verteilung der restlichen Arbeit in Familien ausbleiben, kann diese Thema auch zu einer Falle werden. Ich erlebe in Beratungen und in meinem Umfeld oft Frauen (ja, leider sind das hier hauprsächlich Frauen), die darunter leiden, die überwiegende Last der Care- und Haushaltsarbeit zu tragen und nebenbei auch erwerbstätig sind. Manchmal werden Frauen gedrängt, doch endlich “mehr Stunden” zu arbeiten, man müsse doch an die eigene Pension und die finanzielle Unabhängigkeit denken, außerdem: was macht man denn bitte sonst den ganzen Tag daheim, wenn die Kinder in Betreuung sind.
Bei solchen Sätzen dreht sich mir oft der gesamte Mageninhalt um, weil es nur zeigt, wie wenig diese Personen von dem wissen, was Frauen leisten und wie sehr sie damit Druck ausüben. Nicht selten fühlt man sich dann tatsächlich “minderwertig” und geringgeschätzt, weil ja andere dieses Kunststück scheinbar mühelos vollbringen. Da sitzt man dann in der Falle und spürt nur: “… ich mach doch alles Menschenmögliche und das ist immer noch nicht genug.”
Ob und wie Vereinbarkeit in Familien gelebt wird und gelebt werden kann, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.
Wie viel Freude macht uns unsere Arbeit?
Wie viel Unterstützung bekommen wir?
Wie notwendig ist mein Beitrag zum Familieneinkommen?
Wie flexibel ist mein Dienstgeber?
Wie sind unsere Ressourcen in punkto Kinderbetreuung?
Wie alt sind unsere Kinder?
Ich bin privilegiert. Ich mache eine Erwerbsarbeit, die mir total viel Spaß macht, bei der ich meine Stärken ausleben kann, ich bin nicht hauptverantwortlich für das Familieneinkommen, ich hab mit Menschen zu tun, kann kreativ sein und meine Ideen in meinen Workshops umsetzen, befasse mich mit Themen, die mich berühren und begeistern und darüber hinaus kann ich mir auch noch meine Zeit als Beraterin, Coach und Vortragende ziemlich frei einteilen.
Vereinbarkeit ist für mich genau deshalb überhaupt lebbar: weil ich flexibel sein kann, meine eigene Chefin bin und meine berufliche Tätigkeit so ausrichte, wie es für mich und meine Familie passt. Ich kenne auch die andere Seite.
Bevor ich als psychologische Beraterin mein Business gegründet hab, war ich als Pädagogin angestellt, hatte fixe Arbeitszeiten, konnte keinen Urlaubstag frei wählen und musste zur Arbeit IMMER außer Haus. Obwohl ich damals viel weniger gearbeitet hab, war die Situation massiv schwieriger und komplizierter zu organisieren. Ich hab damit aufgehört, weil ich mich selbst verheizt hab und auch unsere Kinder darunter gelitten haben. Und das wegen “nur” 10 Wochenstunden.
Ich weiß also, welche Faktoren förderlich sein können und welche hinderlich. Zumindest in unserem Fall.
Und darum geht es VOR ALLEM: darum, dass es für UNS passt.
Dieses “PASST” ist bei jeder Familie anders und wir dürfen uns bemühen, das jeweilig Andere zu akzeptieren und uns gegenseitig – wenn gewünscht – Erfahrungen zum Austausch anbieten, damit wir nicht alle die gleichen Fehler machen müssen. Obwohl man durch Fehler lernt und sich weiter entwickelt und vielleicht, irgendwann …. zu einem Vereinbarkeitsmodell kommt, oder je nach Lebensabschnitt verschiedenen Vereinbarkeitsmodellen kommt, die dann doch “passen”!
Wie lebt ihr in der Familie die Aufteilung von Arbeit? Erzähl doch mal ….
von Kerstin Bamminger | Okt. 31, 2019 | Allgemein, Gute Worte, Leben
In diesen Tagen versammeln wir uns auf Friedhöfen und Grabstätten, wo diejenigen ruhen, die uns schon vorausgegangen sind. In den meisten Fällen werden diese Plätze auch vorher schön hergerichtet und geschmückt, wohl auch damit man während der oft länger dauernden Allerheiligen Prozedur nicht auf ein verwahrslostes Grab starren muss.
Ich geb’s zu. Ich bin nicht der größte Fan vom Friedhof gehen. Ich mag zwar die Stille dort (wenn grad nicht Allerheiligen ist) und lese auch gern, was auf Grabsteinen steht, doch es zieht mich nicht unbedingt dorthin, wo die leiblichen Reste meiner Verwandten liegen, um ihnen nah sein zu können.
Darum schreib ich heute darüber, welche drei Wege ich persönlich gehe (öfter als einmal im Jahr) um diejenigen zu ehren, die mir schon vorausgegangen sind.
Denn: die Heiligen und Seelen zu ehren ist mehr, als einmal im Jahr eine Stunde am Friedhof zu stehen.
Geschichten erzählen
Wir ehren die Verstorbenen vor allem dadurch, dass wir sie in Erinnerung behalten, dass wir von ihnen reden, uns Geschichten von ihnen erzählen. Wenn wir FOtos und Videos von ihnen ansehen und uns an gemeinsam erlebtes erinnern. Wenn ich daran denke, wie sich Oma einmal zu Ostern mit meinem Schwager ein Schnapsduell geliefert hat (und gewonnen hat – sorry, David!). Wie Opa bei einer Familienfeier in seiner fortgeschrittenen Demenz dieser netten Frau neben ihm (es war seine langjährige Frau, unsere Oma) einen Heiratsantrag gemacht hat und uns alle darüber abstimmen hat lassen (er war jahrelang Bürgermeister, das hat sich halt eingeprägt). Er war nach über 60 Jahren Ehe immer noch verliebt in sie – und wusste nur nicht mehr, dass er schon längstens mit ihr verheiratet ist.
Wie in dem Film “Coco, lebendiger als das Leben” (ja, wir sind unheilbare Disney Fans) über den mexikanischen „Tag der Toten“ (Día de los Muertos) geschildert wird, sterben unsere Lieben erst, wenn niemand mehr an sie denkt. Also: lassen wir sie leben in unseren Geschichten und Erinnerungen. Das kann man auch prima nach dem Allerheiligen-Ritual am Friedhof machen. Und sowieso an jedem Tag des Jahres.
Es ihnen Ähnlich tun
Wenn ich mich in meinem erwachsenen Leben betrachte, merke ich, wie viel von meinen Vorfahren auch in mir versteckt ist. Mein politisches Interesse hat bestimmt mit der intensiven politischen Tätigkeit meines Opas (und meines Papas) zu tun und wenn ich mich heute für Politik interessiere ist es auch ein bisschen ihnen zu Ehren. Wenn ich mich im Garten beschäftige, sehe ich meine Oma, die ihren Garten immer geliebt hat, auch bei mir noch so viel geholfen hat, als es noch körperlich möglich war und wünsche mir oft mehr von ihrem grünen Daumen. Wenn ich Lektorendienst in der Kirche hab, habe ich immer meine Oma im Herzen dabei, die unzählbare Stunden – nicht nur vorlesend – in der und für die Kirche geopfert hat, für uns alle gebetet hat und in ihrem Glauben Halt fand. Wenn ich stricke oder häkle, lächle ich, und denke an Oma, die es wahrscheinlich ähnlich beruhigend fand, mit den Händen einfache Tätigkeiten zu verrichten. Wenn ich auf einen Berg gehe, denke ich praktisch jedes Mal an meinen Cousin, der mit 17 Jahren tödlich am Berg verunglückt ist und mir wird bewusst, dass es in jedem Moment vorbei sein könnte mit dem Leben. Dieser Gedanke macht mich demütig und dankbar.
Wenn wir in unserem Leben also Facetten entdecken, die uns an liebe Verstorbene erinnern, ist das wie ein kleines Zeichen, dass sie durch uns und in uns weiterleben. Weil wir es ihnen Ähnlich tun. Und sie dadurch ehren.
Das eigene Leben leben
Es gibt einen Satz, der mich immer noch zu Tränen rührt, wenn ich an die letzten Jahre meiner Großeltern denke. Wenn ich mir wieder mal Zeit genommen hab, bei ihnen zu sitzen und mit ihnen zu plaudern (was im Angesicht ihrer Demenz zunehmend herausfordernd war), war es manchmal mühsam, manchmal humorvoll und öfters ergreifend.
“Sitz doch nicht hier herum, geh’ und lebe dein Leben!” Diesen Satz von meiner Oma werd ich so schnell nicht vergessen. Natürlich ist es auch wichtig, die alternden Personen nicht allein zu lassen. Doch klarer hätte sie es nicht sagen können, was sie sich von uns wünscht:
Dass wir das eigene Leben LEBEN.
Etwas daraus machen.
Mitgestalten wollen.
Uns interessieren.
Einbringen.
Am Leben teilnehmen.
Und es genießen.
So lange es (noch) geht.
Und das mache ich. WIR ALLE ehren unsere Verstorbenen auch …
… mit jedem Moment des Glücks.
… mit jedem guten Essen, das wir genießen.
… mit jedem getanzten Schritt.
… mit jeder belebten Erinnerung.
… mit jedem Gipfelsieg auf einem Berg.
… mit jeder politischen Diskussion.
… mit jedem Fehler für den wir uns noch entschuldigen können.
… mit jedem Glas Wein, das wir auf sie trinken.
… mit jedem Besuch an ihrem Grab.
… mit jedem Tag, den wir leben und dafür dankbar sind.
Wie ehrst du deine Lieben, die dir schon vorausgegangen sind?
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von Kerstin Bamminger | Okt. 25, 2019 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Wir sitzen im Nebel. Vielleicht nicht alle von uns, aber viele. Diese Herbsttage an denen das Grau einfach nicht aufgeht, schlagen manchmal ganz schön aufs Gemüt und lassen uns stimmungsmäßig in den Keller sinken. Die Fotos, die man dann in den sozialen Medien sieht von Berggipfeln, die sich über der Nebelsuppe erheben und die Kraxler in der schmeichelnden Herbstsonne zeigen sind da leider auch nicht förderlich. Schnell werde ich missmutig und wünsche mir auch die Sonne her, ohne zu bedenken, dass sie eh da ist – auch wenn wir sie gerade nicht sehen.
So geht’s mir auch manchmal mit meiner Dankbarkeit. Vor lauter Nebel (sich beschweren, jammern, klagen, …) vergesse ich, dass ich trotzdem genügend Grund hab, dankbar zu sein. Weil die Sonne scheint, auch wenn wir sie gerade nicht sehen können. So hab ich heute für dich 5 Anregungen, die dich zu mehr Dankbarkeit anstiften können. Wenn du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst.
Solltest du lieber schlechte Laune haben wollen, hör bitte HIER auf zu lesen!
Kinder
In Gesprächen mit anderen Müttern und in Beratungen geht es oft um die Anstrengungen, die mit unseren Kindern verbunden sind. Ihre Wutanfälle aushalten, sie gefühlt von Kopf bis Fuß zu bedienen, die unzähligen Handgriffe, die wir tagtäglich für sie erledigen, andernorts die durchwachten Nächte, anstrengende Körpernähe oder das Gefühl immer nur am Schimpfen zu sein.
Dabei könnten wir unsere Kinder auch einfach ein wenig mehr genießen. So viele Paare würden sich wünschen, ein Kind zu haben, das sie nervt. Für viele der Konflikte, die wir täglich erleben oder begleiten sollen, gibt es einfache Lösungen, wenn man mal die Perspektive wechselt und etwas Anderes probiert. Kinder machen uns menschlich, weise, mitfühlend, sie bringen uns zum Lachen und halten uns den Spiegel vor, sie versetzen uns in Staunen und bereichern unseren Alltag. Ja, es ist auch anstrengend, Kinder zu haben. Doch noch mehr ist es belebend, erfüllend und sinnstifend.
Haushalt
Oje. Meine schwerste Übung, weil ich diese Tätigkeiten so gar nicht mag. Putzen, kochen, waschen, bügeln – eher ein lästiges Muss als ein Juhuu-ichdarf! Dennoch: ich wache morgens auf, liege in einem warmen Bett, hab ein Dach über dem Kopf, im Bad fließt Wasser aus der Leitung und im Kühlschrank findet sich essenswertes. Es ist kein ich-muss-aufstehen, ich-muss-putzen, ich-muss-bügeln, sondern ein: “Ich tu’s, weil es mir wichtig ist. Weil ich möchte, dass ich meinen Tag nütze, weil ich möchte, dass die Wohnung halbwegs sauber ist und weil ich möchte, dass mein Gewand ordentlich ausschaut.”
Nur gleich zur Erläuterung … natürlich bin es nicht nur ICH sonder WIR (die diese Arbeit erledigen), auch wenn das oft ein kleiner Kraftakt ist, weil andere Menschen in der Familie andere Werteordnungen haben.
Ich erinnere mich hiermit, dass viel Wäsche zu waschen heißt, dass wir genug Gewand haben. Jeden Tag zu kochen heißt, ausreichend Essen zu haben. Und viel putzen zu können bedeutet, viel Platz zu haben, den man bewohnen und genießen kann.
Wetter
Der Nebel war ja schon eingangs das Thema. Wie oft beschweren wir uns über das Wetter … es ist zu nebelig, zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu regnerisch, zu …. . Mal ehrlich: so richtig recht machen kann’s uns das Wetter nicht.
Statt dem ewigen Jammern könnten wir uns darüber freuen, dass wir so viel verschiedenes Wetter erleben, dass wir an einem Ort leben, wo es vier Jahreszeiten gibt, jede mit ihrer eigenen Schönheit und dass jeder Tag einzigartig ist und richtig, so wie er ist. Wir haben warme Kleidung um uns vor Kälte zu schützen, wir haben Regenjacken und -schirme, wenn es mal kübelt und wir können hochsommerliche Temperaturen in der Sonne genießen oder den Schatten der Bäume nützen. Wir können uns bei Nebel zuhause einkuscheln und es uns gemütlich machen.
Es ist eine Frage der Perspektive, wie wir das Wetter anschauen und, mal ehrlich: tagein, tagaus immer Sonnenschein und blauer Himmel? Wär doch langweilig!
Partner
Wenn wir mit Partnern zusammenleben (und Familien haben) dann ist das meistens so, weil wir den überwiegenden Teil daran gut finden. Ich ertappe mich auch dabei, wie mich Dinge am Gegenüber nerven, wie verschiedene Verhaltensweisen mich verärgern und meine Stimmung deshalb alles andere als erfreulich ist. Wie bei den Kindern vergessen wir auch hier, dass wir (hoffentlich) reichlich Gründe haben, dankbar zu sein.
Dass wir jemand haben, mit dem wir das Leben teilen wollen, der uns wichtig ist, den wir respektieren und wertschätzen. Der anders ist als wir und diese Verschiedenartigkeit uns bereichern kann und dass wir nicht mit allem einverstanden sein müssen, um die Person trotzdem gut finden zu können. Meist ist es die fehlende Zeit füreinander, das Ausbleiben von liebevollen Gesten, die für selbstverständlich genommene Anwesenheit des Partners / der Partnerin, die zu Unzufriedenheit führt. Bewusst verbrachte gemeinsame Zeit ist ein guter Weg, diese Beziehung wieder zu stärken und die Dankbarkeit zu spüren, von der Pizzera & Jaus singen: “Dass du ohne mi kannst, aber net ohne mi wüllst!”
Arbeit
Wenn man in die Gesichter von Autofahrer*innen am Morgen blickt, bekommt man den Eindruck, die fahren alle ins Verderben. Klar, nicht jede*r hat das Privileg, einen Beruf auszuüben, der einem auch Spaß macht, die eigenen Stärken zum Vorschein bringt und für den man Wertschätzung bekommt. Doch auch, wenn dich dein Job “angeht”: du bist nicht verpflichtet hinzugehen. Nein! Niemand zwingt dich! Wenn du nicht mehr kommst, hat das allerdings Folgen – du wirst vermutich gekündigt, bekommst dann nach einer Weile kein Geld mehr und hast wahrscheinlich (solltest du nicht auf einem fetten Erbteil sitzen) Probleme, dein Leben zu finanzieren.
Also. Wir wollen arbeiten. Weil wir nützlich sein wollen. Weil wir etwas Sinnvolles tun wollen. Weil wir zeigen wollen, was wir können. Weil wir mitgestalten wollen. Und zumindest: weil wir dafür Wertschätzung in finanzieller Form bekommen. Es gibt gute Gründe, zu arbeiten. Für jede*n von uns. Diese Gründe können sehr unterschiedlich sein. Wer keinen einzigen guten Grund findet, seinen jetzigen Job zu machen, hat auch die Freiheit zu wechseln. Oder weiter zu jammern.
Man kann sagen: ja, bitte – wenn ich mich immer damit tröste, wie schlecht alles sein könnte bringt mich das nicht weiter. Stimmt. Wenn ich mir dauernd vorstelle, was alles noch viel besser sein könnte aber auch nicht.
Es ist eine Entscheidung. Dankbar zu sein. Es ist eine Haltung. Man kann das lernen und trainieren. Man muss nicht. In der Entscheidung, dankbar zu sein liegt allerdings eine gute Kraft, die zufrieden macht und uns selbst vermittelt: wir sind gut, so wie wir sind.
Das Leben ist gut, so wie es ist.
Die Kinder sind gut, so wie sie sind.
Der Alltag ist gut, so wie er ist.
Das Wetter ist gut, so wie es ist.
Der Partner ist gut, so wie er ist.
Und für alles was nicht gut ist, hast du die Möglichkeit, etwas zu verändern. Dich zu entwickeln und dazuzulernen.
Danke, dass du bis hierher gelesen hast und dankbarer sein möchtest.
Wofür bist du heute schon dankbar? Was macht dich glücklich und zufrieden?
Schreib in die Kommentare, wenn du etwas davon hier und jetzt teilen möchtest!
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von Kerstin Bamminger | Okt. 15, 2019 | Allgemein, Frauenstärke, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Als Heldin bezeichnet man laut Wikipedia eine Frau, die außergewöhnliche Leistungen erbringt – entweder körperlicher oder geistiger Natur. Sie verfügt über heroische Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Mut, Aufopferungsbereitschaft und Tugendhaftigkeit, sie kämpfen für Ideale und zeigen dabei hohe Einsatzbereitschaft für Menschen.
Ein Kind zu gebären, es zu stillen und monate- (oder jahrelang) mit einem Schlafdefizit klarzukommen, ist eine körperliche Höchstleistung. Wir brauchen alle oben genannten Eigenschaften in unserer täglichen Rolle als Mutter – wir setzen uns bis an unsere Belastbarkeitsgrenzen ein, wenn es um unsere Kinder geht, um unsere Familien.
Am Muttertag ernten wir dann kurz den Applaus für 364 Tage Einsatz.
So weit ist alles klar – kaum jemand erhebt hier Einspruch.
Interessant wird es allerdings, wenn wir über Arbeit, Anerkennung und Selbstbestimmung reden.
Wenn wir über ARBEIT reden, meinen wir Erwerbsarbeit, für die man ein Gehalt bekommt. Wir meinen die Zeit, die wir in einem Beruf verbringen, für den wir professionell ausgebildet wurden, wo es eine vertragliche Vereinbarung gibt und wir am Ende eines Monats Wertschätzung in Form von Geld bekommen.
Wie kommen wir eigentlich dazu, die Arbeit einer Mutter derartig abzuwerten?
Der Beruf der Mutter ist mindestens gleichwertig und gleichwürdig zu jeder anderen Erwerbsarbeit, wenn nicht sogar noch wichtiger, in jedem Fall aber zukunftsprägend. (Die des Vaters übrigens auch.) Kinderbetreuungsaufgaben zu übernehmen ist nicht “Urlaub vom Job” – viele Mütter berschreiben es genau umgekehrt: “Wenn ich arbeitn geh, ist das wie Erholung von daheim!” “Da kann ich Dinge fertig machen und erledigen, es gibt einen Anfang und ein Ende.”
Wir brauchen dringend ein neues Bild, was “ARBEIT” ist und wie wir diese Tätigkeiten honorieren und wertschätzen wollen, denn sonst kommen wir nie zu echter Wahlfreiheit, was Familienmodelle angeht, weil es viel zu oft eine wirtschaftliche Entscheidung ist, wann und in welchem Ausmaß Eltern erwerbstätig sind. Ja, Teilzeitarbeit ist eine Gefahr und die Lücken am Pensionskonto führen vermutlich zu Altersarmut, aber doch nicht weil wir Mütter nicht arbeiten WOLLEN, sondern weil unsere Arbeit nicht entsprechend wertgeschätzt wird – nämlich entlohnt! Wir brauchen nicht den Drill, alle früh wieder in Lohnarbeit zurück zu gehen, sondern neue Modelle der Anerkennung der Familienarbeit bzw. Carearbeit.
Wenn wir über SELBSTBESTIMMUNG der Frau reden, meinen wir: sie müsse früh die Möglichkeit haben, wieder in ihren Beruf einzusteigen. Dem folgt der laute Ruf nach mehr und längerer institutioneller Kinderbetreuung verbunden mit der Annahme, dass alle Frauen das ehest möglich tun wollen. Denn: die armen Mütter müssen ja so lang hinter dem Herd ausharren.
Wie kommen wir dazu, uns allen dieses Modell überzustülpen?
Selbstbestimmung sollte vielmehr heißen, dass wir eben selbst bestimmen dürfen!
Was wir wollen,
was wir gut finden und
wofür wir uns entscheiden
und dass es eben NICHT eine Luxus-Entscheidung sein sollte, Kinderbetreuungsaufgaben selbst zu übernehmen. Wirtschaftliche Argumente sollten niemals die menschlichen schlagen und Frauen (und Kinder!!) in eine Doppelbelastung drängen, obwohl sie etwas Anderes lieber hätten.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass man gern Familienarbeit übernimmt.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass diese Arbeit sinnstiftend ist.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass auch diese Entscheidung selbstbestimmt sein kann (und wir nicht von unseren Männern gezwungen werden ;-)!).
Ich sehe so viele kluge, gut ausgebildete, reflektierte und tolle Frauen in meinem Umfeld und in meinen Workshops, die sich viele Gedanken zum Thema Begleitung und Beziehung mit Kindern machen. Viele von ihnen haben mehr pädagogisches Gespür im kleinen Finger als so manche Lehrerin oder Kindergartenpädagogin, die ich kennengelernt habe und ich finde eindeutig, dass diese Form der Arbeit in der Familie mehr wert sein sollte.
Durch die vorgepredigte Marschrichtung “alle Frauen zurück in den Job” bewerten wir Erwerbsarbeit höher als Familienarbeit und das ist unfair.
Wenn wir über ANERKENNUNG reden, dann sind wir ganz schnell bei den Frauen, die uns vorleben, wie “Kind und Karriere” geht und erklären sie dann zu Nachahmungsmodellen. Soll ich ehrlich sein? Ich kann es nicht mehr hören.
Wir brauchen die menschlichen Erfolgsgeschichten, von denen, die mutig genug waren, sich gegen Trends und gesellschaftliche Vorgaben zu entscheiden. Mütter, die sich gut überlegt haben, “wie will ich das denn haben … mit meinen verschiedenen Rollen” und bewusst und individuell Wege gehen, die nicht von Politik und Wirtschaft bereitet wurden, sondern die manchmal steinig sind, aber dafür den eigenen Überzeugungen entsprechen und sich an dem Wertekompass orientieren, dem man folgen will. Diese Entscheidungen betreffen Mütter und Väter gleichermaßen. Es braucht auch Diskussionen auf Augenhöhe, ebenbürtig, gleichwürdig und gleichwertig, wie die Aufteilung von Arbeit und Zeit gelingen kann.
Wir wollen unsere Berufe leben, etwas gestalten, haben Ziele in unserer Erwerbstätigkeit und möchten diese erreichen. Und wir brauchen GLEICHZEITZIG die Anerkennung in finanzieller und rechtlicher Hinsicht für Familienarbeit, die wir leisten.
Im Übrigen trifft diese geschlechtermäßig ungleiche Bewertung von Arbeit auch die Väter enorm, denn die sind auch in vorgeformte Rollen gepresst und können sich oft nicht dafür entscheiden, wenn sie etwas Anderes wollen. Ich bin überzeugt, dass auch viele Väter sich echte Wahlfreiheit wünschen würden und mehr Chancen, sich in der Familienarbeit einbringen zu können, ohne dabei wirtschaftlich schlecht auszusteigen, weil sie nun mal diejenigen mit dem besseren Gehalt sind und daher für den größeren Teil des Familieneinkommens Sorge tragen.
Es liegt an uns. Wir sind diejenigen, die jetzt Weichen stellen können für die Zukunft.
Dafür, dass wir GLEICHWERTIG auf Familienmodelle schauen.
Dass wir GLEICHWERTIG über Familienmodelle sprechen.
Und dass sie GLEICHWERTIG anerkannt werden.
Damit Mütter und Väter GLEICHWERTIG nebeneinander stehen können und ihren Kindern vermitteln:
wir sind beide GLEICH viel WERT, gleich gut und gleichwürdig – jeder von uns kann etwas Anderes gut und diese persönlichen, individuellen Stärken von Frauen und Männern können zusammen zu unabhängigen, zufriedenen, und überzeugten Lebensmodellen als Familie führen.
Wir brauchen Lösungen! Welche Idee hast du, um Familienarbeit aufzuwerten??
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