von Kerstin Bamminger | Mai 8, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
„Vielleicht sollten wir es jetzt mit Liebe versuchen, weil die Angst die letzten zehntausend Jahre wohl keinen Erfolg gebracht hat.“ Gerald Hüther
Über dieses Zitat hab ich die letzten Tage viel nachgedacht. Ganz grundsätzlich, aber auch in bezug auf die aktuellen gesellschaftlichen Vorgänge. Wie Angst nützlich sein kann und warum wir sie dennoch auf ein Minimum reduzieren sollten. Darum geht es hier und heute.
Angst und Liebe. Zwei Gefühle, die vermutlich jeder Mensch kennt. Sie können der Motor für verschiedenste Handlungen sein: verbindende und trennende, verletzende und heilende, intuitive und berechnende.
Wir gehen Beziehungen ein, wählen Freundinnen aus, treffen Entscheidungen in Bezug auf Gesundheit, Beruf, Familie usw. – manchmal motiviert durch Angst und hoffentlich oft motiviert durch die Liebe.
Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, was hinter solchen Handlungen, Aussagen oder Empfehlungen steckt, nicht immer ist der handelenden Person bewusst, wodurch er oder sie gesteuert wird.
Drum zahlt es sich aus, einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Was ist Angst?
Das Wort „Angst“ stammt vom griechischen Verb „agchein“ und dem lateinischen „angere“ ab. Beides heißt übersetzt „würgen“, „die Kehle zuschnüren“. Das beschreibt ganz gut, wie es uns in den letzten Wochen geht, jedenfalls bildlich gesprochen.
Angst äußert sich körperlich etwa wenn das Herz zu rasen beginnt, die Pupillen sich weiten, unsere Knie schlottern, der Körper Adrenalin ausschüttet und das Blut bindet mehr Sauerstoff. So bereiten wir uns auf kritische Situationen vor, auf Flucht oder Kampf und diese Vorkehrung der Natur kann lebensrettend sein, weil wir auch übernatürliche Kräfte entwickeln. Jedenfalls war das in der Evolution sehr hilfreich.
Doch wie viel Angst ist heute noch „notwendig“?
Wieviel Angst braucht der Mensch?
Leider überkommt die meisten Menschen das unbestimmte Gefühl der Angst (im Gegensatz zu Furcht, die immer auf etwas Bestimmtes gerichtet ist) unfreiwillig und unkontrolliert. Und überwiegender Weise ist es wohl so, dass die Angst uns lähmt anstatt zu mobilisieren.
In den letzten Wochen wurde hierzulande und auch anderswo bewusst auf diese Emotion gesetzt um ein bestimmtes Verhalten der Menschen zu erreichen. Das hat, finde ich, ganz gut geklappt und war angesichts der Tatsachen, die so am Tisch lagen, möglicherweise auch in Ordnung.
Wir haben uns bedroht gefühlt in unserer Gesundheit. Wie real und groß die Gefahr wirklich war und ist, lässt sich leider angesichts der fehlenden seriösen Daten kaum sagen – zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. (Wir wissen, dass wir nichts wissen.)
Abstand halten, Hygiene Vorschriften befolgen, in Armbeugen niesen, wenn krank daheimbleiben – all diese Dinge lassen sich ja in gewissem Rahmen einhalten oder waren für Viele sowieso selbstverständlich. Das könnte auch freundlich, gelassen und ruhig geschehen.
Menschlichkeit wäre angesagt
Was mir aber Sorgen bereitet, ist, zu beobachten wie auch die Menschlichkeit, unser Einfühlungsvermögen, unsere Kommunikation, das Miteinander hierbei leidet. Auch wenn wir nicht gleich tot umfallen, weil wir uns kaum noch anlächeln können, werden wir doch recht schnell bemerken, dass uns eines erst recht krank macht: ANGST.
Erst recht, wenn unter diesem Titel versucht wird, unsere Grundrechte zu beschneiden.
Wenn wir uns nicht mehr versammeln dürfen.
Wenn über unseren Privatraum bestimmt wird.
Wenn körperliche Unversehrtheit nicht mehr geschützt wird.
Wenn die Demokratie unter die Räder kommt.
Angst ist ein probates Mittel, um uns Dinge schmackhaft zu machen oder unterzujubeln, die uns letztlich sehr viel Leid bringen und gefährlich sind, aber als „sinnvoll“ und „notwendig“ verkauft werden, weil es jemandes Interessen bedient, die wir nicht so genau kennen.
Zeit für ein neues Konzept: Liebe statt Angst
- Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns heilt.
- Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was stärkt.
- Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was verbindet.
- Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns lebendig macht.
- Dann wird es Zeit, sich auf etwas zu besinnen, was uns mutig macht.
In den meisten Fällen ist Angst durch individuelle Prozesse und Erfahrungen erlernt – und die gute Nachricht ist: sie kann auch wieder verlernt, sprich: abgebaut werden.
Das darf auch ein wenig dauern, also brauchen wir vielleicht ein klein wenig Geduld.
Doch es zahlt sich aus, auf Vertrauen zu setzen. Und auf Liebe.
Liebe ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung – das sagt zumindest Wikipedia, wenn man danach fragt. Und es stimmt! Mehr als je zuvor ist es jetzt wichtig, Wertschätzung füreinander aufzubringen. Dass wir sehen, dass wir trotzdem umgeben sind von Liebe, von Menschen, die wertvoll sind und für die wir dankbar sein dürfen.
Zum Beispiel …
… für unsere Kinder, die mit vielleicht fürchterlichem Verhalten nur ausdrücken möchten, dass sie mit der Situation überfordert sind und sich nicht helfen können.
Sag: „Ich sehe dich. Du bist in Ordnung. Das Rundherum ist grad schwierig.“
… für unsere Familien, die möglicherweise mehr Reibung, Nähe und Widerspenstigkeiten aushalten müssen, als sonst.
Sag: „Ich merke, dass wir grad viel streiten. Trotzdem gut, dass wir uns haben.“
… für unsere Partner*in, die den Druck und Stress, unsere Anspannung abbekommen obwohl sie nicht der Grund dafür sind.
Sag: „Ich halt mich gerade selbst nicht aus. Danke, dass du da bist.“
… für unsere Freundin, die sich das Gejammer ausdauernd anhört und noch so kontroverse Diskussionen mit dir austrägt, weil verschiedene Meinungen sein dürfen.
Sag: „Ich schätze dich, auch wenn du anderer Meinung bist. Danke für die offenen Gespräche.“
Wir brauchen die Liebe und auch Vertrauen, damit wir unsere nähere und fernere Zukunft gut bewältigen können (im Übrigen auch die Vergangenheit und unsere Gegenwart).
Wir brauchen sie viel dringender und in viel größerem Ausmaß als die Angst.
Die Liebe, unsere gegenseitige Wertschätzung und Zuneigung wird uns mutig und lebendig machen, sie wird uns als Gesellschaft verbinden und stärken und heilen, was über lange, lange Zeit hinweg von der Angst kaputt gemacht worden ist.
Wir werden sie brauchen, wenn wir die aktuellen Fragen um den Datenschutz, um Impffreiwilligkeit und demokratische Grundrechte verteidigen zu können, weil wir vereint vorgehen werden müssen, wenn wir etwas erreichen möchten.
Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt, weil ich in meinem Umfeld so Viele habe, die ähnlich ticken und ich daher weiß: WIR SIND VIELE.
Liebe ist stärker als Angst, Hass und Panikmache.
(Und wenn schon Liebe nicht geht, dann zumindest Respekt. Das wär schon mal ein Anfang.)
Lasst uns verbinden, lasst uns zusammen stehen und lasst uns die Liebe nicht verlieren.
Vor allem nicht die Liebe zum Leben und zu unserer Einzigartigkeit.
von Kerstin Bamminger | Apr. 2, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Noch vor einigen Wochen:
„Hach, so viele Termine. Es ist einfach so stressig. Das ganze Arbeiten und Kinder nebenbei haben find ich schon super anstrengend. Uns bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Ein bisschen Zeit einfach mit der Familie wäre fein. Daheim bleibt einfach alles liegen, momentan komm ich zu gar nix! Das Lebenstempo ist einfach zu hoch, das hält man ja nicht aus ….!“
Jetzt, bei Vielen:
„Oh Mann, das viele daheim herumsitzen macht mich ganz wahnsinnig. Ich bräuchte wieder etwas Abwechslung, hier ist es einfach zu langweilig! Du hast es schön, du kannst zur Arbeit gehen! Was soll ich bloß die ganze Zeit tun? Die Kinder nerven schon die ganze Zeit, weil wir einfach zu viel hier gemeinsam rum hängen. Was würde ich geben, für ein paar ruhige Stunden im Büro. Diese Einöde die ganze Zeit, das hält man ja nicht aus ….!“
Hmmm. Kommt dir bekannt vor? Also manche dieser Sätze habe ich tatsächlich so gehört und andere stammen aus meinem eigenen Kopf. Wir sind schon lustige Wesen, nicht?! Warum neigen wir derartig dazu, unzufrieden zu sein mit dem, was wir haben? Sind wir wirklich so undankbar und können einfach nicht schätzen, was uns gegeben wird?
Warum ist das Gras immer woanders grüner?
Darüber hab ich mir in den letzten Tagen so meine Gedanken gemacht und versucht, Antworten zu finden. Weil die derzeitige Ausnahmesituation uns einige Dinge sehr genau vor Augen führt:
Nämlich: dass es erstens auf unsere Haltung ankommt. Und dass wir zweitens Unzufriedenheit und Stolpersteine brauchen, um uns zu entwickeln und weiter wachsen zu können.
Was meine ich mit Haltung? Mehr denn je wird uns gerade bewusst, dass wir uns oft unser „altes“ Leben zurück wünschen. Ich für meinen Teil würd liebend gern wieder meine erweiterte Familie in den Arm nehmen können, könnte wieder meiner geliebten Arbeit in der Ehevorbereitung oder bei Vorträgen, Workshops und Beratungen nachgehen, wir hätten noch Skifahren gehen können und jetzt das herrliche Wetter für Wanderungen nützen, ich könnte wieder die Montagsyoga-Routine genießen oder einen Mädelsabend verbringen.
Doch alle diese Dinge sind jetzt untersagt und machen etwas mit uns.
Wir werden trotzig und traurig, weil wir dies und jenes nicht „dürfen“.
Die erste Antwort, die ich also gefunden hab, lautet: sei dankbar für „dein grünes Gras“ und schätze, was dir im Moment gegeben ist. Denn das ist das Einzige, was dich glücklich machen kann.
Wirklich glücklich und auf Dauer.
Jetzt ist die Gelegenheit, Zeit mit der Familie zu verbringen.
Jetzt ist die Gelegenheit, durchzuatmen.
Jetzt ist die Gelegenheit, lange Aufgeschobenes zu erledigen.
Jetzt ist die Gelegenheit, sich auszuruhen.
Jetzt ist die Gelegenheit, es langsamer anzugehen.
Natürlich kann man nun sagen: ja, es würd schon so passen, wenn diese Einschränkungen nicht wären, wenn wir unsere Familien weiter einladen könnten und nicht so ein schmales Freizeitprogramm zur Auswahl hätten.
Ich sag jetzt mal frech: auch wenn es noch so angenehm wäre und alle zeitweiligen Begrenzungen aufgehoben wären – es würd uns bald wieder etwas nicht „passen“ und den inneren Nörgler auf den Plan rufen. Also gibt es vermutlich noch eine zweite Antwort auf die Frage, warum das Gras woanders immer grüner ist.
Wir sind nämlich nicht dazu geboren, um still zu stehen. Wir Menschen sind geboren, um zu wachsen, uns zu entwickeln und dazu zu lernen. Wenn die Dinge im Umfeld immer glatt laufen würden und wir nie eine Form der Unzufriedenheit spüren könnten, welchen Ansporn hätten wir, uns zu verändern und daran zu reifen?
Frei nach dem Motto: „Never change a running system!“
Also tun uns Veränderungen wohl doch gut, auch wenn sie sich noch so unangenehm anspüren.
Sie wecken die innere Gestalterin in uns, die sagt:
„Das bekommen wir hin!
Wir finden eine Lösung!
So könnten wir das erledigen!
Ich hab da eine Idee!
Lass uns was Neues ausprobieren!“
Manche dieser guten, neuen Ideen sind bereits jetzt, nach weniger als drei Wochen sichtbar geworden und manche werden sich womöglich erst später zeigen. Was immer wir auch als Einzelpersonen oder als Gesellschaft in dieser Phase lernen: wir werden definitiv nach dieser Krise ANDERS sein, weil wir einscheidende Veränderungen erleben.
Nicht alle Erlebnisse werden positiv sein, soviel steht fest. Es wird kranke und leidende Menschen geben. Es werden Tote zu beklagen sein. Es könnten Menschen traumatisiert zurückbleiben oder jedenfalls völlig ausgebrannt. Das ist womöglich unausweichlich.
Opfern wir also nicht diese wertvollen Leben ohne daraus etwas Gutes zu machen.
Es liegt an uns. Wir sind hier. Wir sind lebendig. Wir haben es in der Hand, die Dinge, die schon lange oder erst seit Kurzem schief gelaufen sind, zu verändern. Wir sind diejenigen, die die Zukunft in eine gute Richtung drehen können. Jeder und jede Einzelne von uns.
Also: nütze deinen Tag. Entweder um ehrlich dankbar zu sein, für was du hast.
Oder um eine vielleicht notwendige Veränderung auf den Weg zu bringen.
Und dazwischen: bleibt gesund! Haltet Abstand! Aber bitte nicht „soziale Distanz“, sondern „körperliche“!! 😉
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von Kerstin Bamminger | März 18, 2020 | Allgemein, Elternbeziehung, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Familien im Ausnahmezustand.
Egal ob wir daheim praktisch aufeinandersitzen müssen oder ob wir durch einen systemerhaltenden Beruf vor anderen Herausforderungen stehen: die momentane und wohl noch länger dauernde Situation ist alles, außer gewöhnlich.
Seit Bekanntwerden der Empfehlung „Bleib daheim!“ gibt es eine Flut von Tipps und Rezepten, wie man Kinder daheim beschäftigt, was mit ihnen zu tun ist und ganz selbstverständlich übernehmen wir Eltern aus dem Stand den Heimunterricht. Warum Mütter dennoch keine Entertainer sind, was jetzt tatsächlich zählt und warum der Streit mit der Realität nichts bringt, darum geht’s heute hier am Blog.
Zack, zack, zack. Und der Staat wird auf Minimalbetrieb runter gefahren. Die Kinder sind daheim oder wir stehen vor echten Betreuungsproblemen. Das tägliche Leben wie wir es kennen: abgesagt.
Die Welt steht kopf. (Alle? Nein, eine Insel im Nordwesten Europas lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.)
Wie schon letzte Woche hier beschrieben, gibt es gute Gründe ruhig zu bleiben, das Neue als Chance zu wachsen zu sehen, die Herausforderung anzunehmen, in der Liebe zu bleiben.
Doch, dass nun der Druck auf Familien noch mal deutlich erhöht wird, fällt erst auf den zweiten Blick auf.
Mein erstes Gefühl war auch: hey, viel mehr Freiheit und Selbstbestimmung.
Das zweite allerdings: alles lastet auf meinen / unseren Schultern als Eltern.
Kein Wunder, dass man weiß, dass Quarantäne Maßnahmen die Zahl der häuslichen Gewalttaten in die Höhe treiben. Der Frust, die Enge, die Spannung entlädt sich – wie immer – nach unten: bei den Schwächeren, sprich Kindern und Frauen.
Wir sitzen im Kelomat (für alle, denen das Wort nix sagt: Druck-Schnellkochtopf. 🙂 ) Unterschiedliche Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und teils heftigen Gefühlen. Deckel drauf und dann kräftig aufheizen, der Druck kann steigen. Muss er aber nicht.
Ja, Kinder brauchen gerade in Krisenzeiten Struktur. Sie brauchen Rituale, die (vielleicht neu erfunden) jetzt gewisse Eckpfeiler im Tagesablauf markieren. Sie brauchen auch sinnvolle Beschäftigung und Anleitung.
Doch wir sind nicht für die Dauerbespaßung und -belehrung zuständig. Wenn wir in diese Rolle fallen, machen wir uns kaputt. Wir sollten erst gar nicht versuchen, jede Minute mit sinnvollem Tun zu füllen, eine Bastelidee nach der anderen umzusetzen, Aktivitäten vorauszuplanen und den Kindern dann vorzugeben. Das sind einfach gewohnte, alte Muster, die sich ihren Weg bahnen wollen. Doch wir brauchen nicht wieder „volles Programm“ und „action“ am laufenden Band.
Was jetzt not-wendig ist (Achtung, Wortspiel!), ist Beziehung.
Sie brauchen jemanden, der ihre Gefühle erfasst und benennt.
Sie brauchen jemanden, der ihre Bedürfnisse erkennt und anspricht.
Sie brauchen jemanden, der da ist: aufrichtig, ehrlich und echt.
Bedürfnisorientiertes und beziehungsorientiertes Handeln in einem neuen Licht, also. Weil wir nicht aus der Fülle an Möglichkeiten schöpfen können, die wir gewohnt sind, und Wünsche jederzeit erfüllen, werden wir zurückgeworfen auf das, worum es eigentlich geht:
das HINSEHEN, HINHÖREN und HINFÜHLEN.(Statt: „… ich schau, wie ich das möglichst schnell erfülle, damit Ruhe ist!“)
Statt: „Jammere bitte nicht schon wieder wegen den Freundinnen!“
Ja, es ist traurig, dass du deine Freundinnen so lang nicht sehen kannst.
Statt: „Du hast es doch so schön ruhig, jetzt lern halt einfach, was dir aufgegeben wurde!“
Ja, es ist frustrierend, dass du ganz allein lernen sollst.
Statt: „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du derzeit mit niemandem spielen kannst!“
Ja, es ist furchtbar, die Nachbarskinder zu sehen und dennoch nicht spielen gehen zu können.
Statt: „Das geht jetzt nicht, wir können Oma und Opa jetzt einfach nicht besuchen!“
Ja, es ist schade, dass wir Oma und Opa jetzt so lang nicht sehen.
Statt: „Ich kann das – mir ist soooo fad – nicht mehr hööööreenn!“
Ja, es ist auch langweilig, dauernd zuhause sein zu müssen.
Es ist, wie es ist.
Kerstin Bamminger
Wenn wir mit der Realität streiten, sind wir immer die Verlierer.
Was den Druck im Kelomat also erleichtert, ist folgende Haltung:
„Ich sehe deine Bedürfnisse.
Ich höre deine Wünsche. Ich fühle, wie es dir geht.
Und ich helfe dir dabei, das auszudrücken und auszuhalten. „
Niemand sagt, dass das leichter ist, als Kinder zu „bespaßen“ oder „beschäftigen“. Doch es ist definitiv dringender und vor allem NOT-wendig. Nach dem WAHRnehmen folgt übrigens keine gemeinschaftliche, langanhaltende Depression, sondern die Suche nach Lösungen:
- Was glaubst du, hilft dir, wenn es so langweilig ist?
- Was glaubst du, lenkt dich jetzt ab?
- Was können wir denn tun, wenn …. gerade nicht geht?
Bindet die Kinder in die Lösungsfindung ein! WIR müssen nicht alles wissen! Wir können Möglichkeiten anbieten und vorleben („Weißt du, mir hilft zum Beispiel, ….“). Wir können aber auch unwissend sein.
Es ist deswegen trotzdem manchmal schwer auszuhalten, weil wir in unseren Möglichkeiten begrenzt sind, oder uns zumindest begrenzt fühlen – und: weil wir selbst im Ausnahmezustand sind.
Du darfst auch sagen:
Ich bin auch traurig. Ich bin auch frustriert. Ich bin auch überfordert.
UND: wir schaffen das GEMEINSAM.
Es darf dauern, bis sich ein neues System „einpendelt“ und dabei darf es auch ordentlich wackeln.
Vertrauen wir darauf, dass wir jetzt die Gelegenheit haben, Dinge neu zu ordnen, unseren ausschweifenden und überdimensionalen Lebensstil zu überdenken und dass es gelingen wird eine bodenständige, neue Ausrichtung zu bekommen.
Auch wenn wir jetzt noch nicht genau wissen, wie die aussehen wird.
Stay positive. Stay strong.
Das Ausdrücken von Gefühlen und Bedürfnissen ist oft schwieriger als vermutet. Wir sind, wie ich gern sage, sachlich verwahrlost, was dieses Thema angeht, unterscheiden bei der Frage „Wie geht’s dir denn?“ oft nur zwischen gut und schlecht. Dabei sind wir soooooo viel mehr!
Diese beiden Gefühlspaletten schenke ich dir: druck sie aus und hänge sie an einen gut sichtbaren Ort, wo sie dir hilfreich sein können als Unterstützung beim Formulieren von Gefühlslagen. Wenn deine Kinder noch nicht lesen können, biete ihnen verschiedene Begriffe an, oder versuche für sie den richtigen Ausdruck zu finden.
Das verlangt viel Empathie, ich weiß – es ist aber sprachliche Bildung und Herzensbildung in höchster Form!
Bei Fragen: immer gern das MAMAtelefon nützen 😉 …
von Kerstin Bamminger | März 12, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Da sind wir also. Mehr oder weniger plötzlich erwachen wir in einer Situtation, die wir so sicher nicht geplant hatten, oder uns so wünschten. Ein Virus und sein Schatten verschaffen sich Raum – kaum jemandem, der nicht völlig abgeschottet von Nachrichten & Co lebt, war es wohl möglich, in den letzten Tagen einen kompletten Bogen um das Thema zu machen.
Es geht uns an. Und es geht uns alle an. Gedanken kreisen beständig um das Thema, der kritische Geist überlegt, was vielleicht Wahrheit und was Übertreibung ist, das bequeme Gemüt schreit auf, dass es keine Veränderung will, der sensationshungrige Zwerg in uns meint, gefüttert werden zu müssen und ganz nebenbei erwacht draußen, als ob sie nichts von all dem wüsste, die Natur.
Auch in Zeiten, in denen scheinbar alltäglichste Dinge über unseren Kopf hinweg bestimmt werden, uns verordnet werden, haben wir die Wahl. So wie wir immer irgendwie eine Wahl haben.
Wir können in Panik geraten, uns jede Schreckensmeldung anhören, wie verrückt unsere Lebensmittelvorräte aufstocken, Angst und Schrecken verbreiten und uns fürchten, weil alles momentan ach so schrecklich ist.
Und wir können Ruhe bewahren, Empfehlungen einfach beachten, unsere Nächsten schützen. Wir können Begrüßungsrituale verändern und dabei erleben, wie wir plötzlich viel bewusster auf den anderen achten, weil es nicht mehr so automatisiert ist. Wir können spielerisch an das Thema Händewaschen herangehen und unsere Haut dabei achtsam spüren. Wir können Kontakt zu den Großeltern vermeiden und schon jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen genießen. Wir können – wie Notfallsanitäter Mag. Gerry Foitik gestern treffend beschrieben hat – durch Rücksichtnahme zu Lebensrettern werden indem wir unser Leben für einige Zeit verändern.
Veränderung. Wunderbare Zeiten also für’s Gehirn. Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich Fan von allem Neuen bin, dass ich gerne selbst unbeschrittene Wege gehe und es mag, mich heraus zu fordern, ungewohnte Dinge zu tun, um im Kopf frisch zu bleiben.
Jetzt bekommen wir Veränderung quasi per Verordnungsschein. Wunderbar. Schulen und Kindergärten machen ab nächster Woche dicht. Alle möglichen Veranstaltungen sind abgesagt. Aufträge werden storniert und plötzlich wird aus einem vollen Kalender einer mit ganz viel Raum.
Jammern wir nicht allzu oft über das hohe Tempo?
Jammern wir nicht allzu oft über die vielen Termine?
Jammern wir nicht allzu oft über ärgerliche Verpflichtungen?
Nun – jetzt können wir mal ordentlich bremsen und uns auf das Wesentlichste reduzieren.
Und das, obwohl wir (noch hoffentlich lang) bei bester Gesundheit sind.
Eine Pause.
Ein Schnitt.
Eine Unterbrechung.
Und weißt du was? Ich bin nicht die Einzige, die sich ein bisschen darauf freut. Schon mehrere Menschen mit denen ich in letzter Zeit Kontakt hatte, haben schon Ideen, was sie „nun endlich“ umsetzen möchten, weil durch diese außergewöhnliche Situation Zeit dafür entsteht.
Die Ideen reichen von „ich näh mir endlich mein eigenes Dirndl, der Stoff liegt eh schon so lang daheim“ über „ich miste meinen Gewandkasten aus“ bis hin zu „die Garage gehört dringend aufgeräumt“. Ich kann es schon jetzt fast fühlen, wie es sein wird, lang aufgeschobene Dinge erledigt zu haben – weil viele Alltagstermine ausfallen.
Natürlich bin ich in einer privilegierten Situation, denn es gibt Berufsgruppen und Menschen, die jetzt erst recht gefordert sind, vielleicht noch mehr arbeiten sollen und sich dabei in Gefahr begeben, über ihre Grenzen hinauswachsen müssen. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die durch ihr Tun diese Gesellschaft in einer Krise am Laufen halten und DANKE von Herzen.
Allen, denen die aktuellen Emfehlungen einen wirren Kopf bescheren, denen wünsche ich jedenfalls, dass es ihnen gelingt, RUHE zu bewahren, POSITIV zu bleiben, sich für LANGSAMKEIT zu begeistern, und immer davon auszugehen, dass es da LÖSUNGEN gibt, neue VERHALTENSWEISEN zu erproben und entdecken, zu WACHSEN mit der Aufgabe.
Bleiben wir zuversichtlich.
Bleiben wir achtsam.
Bleiben wir rücksichtsvoll.
Bleiben wir dankbar.
Bleiben wir gelassen.
Bleiben wir freundlich.
Bleiben wir in der Liebe.
Denn Angst macht definitiv krank. Auch ohne Virus.
Stay safe and enjoy your new current life.
P.S: derzeit stelle ich es mir durchaus idyllisch vor, mit den Kindern den neuen Alltag daheim zu gestalten, viel Zeit für Spiel und Natur zu haben, die sonst fehlt. Ein bisschen Lernen und HomeOffice dazu, nebst jeder Menge Familienzeit. Falls uns die Realität überholt und wir anschließend alle einen Lagerkoller haben, liest du es vermutlich nächste (oder übernächste) Woche … genau hier. 😉
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von Kerstin Bamminger | Feb. 21, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Kinder sind höchst abhängig davon, wie wir Erwachsenen mit ihnen umgehen – besonders wir als Eltern. Wir können von ihnen nur Respekt erwarten, wenn wir selbst respektvoll sind. Wir können von ihnen nur Einfühlungsvermögen erwarten, wenn wir selbst empathisch sind. Wir können von ihnen nur Engagement erwarten, wenn wir sie auch machen lassen. (Bitte hier beliebig fortsetzen.)
Welche bedenklichen Entwicklungen es meiner Beobachtung nach durch Curling Eltern gibt, was das Verlassen von Comfort Zonen bringt und was eine Bob-der-Baumeister Menatlität ist, gibt’s hier und heute zu lesen.
„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes,
wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt.
Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“
Aristoteles
(384 – 322 v. Chr.), griechischer Philosoph
Dieses Zitat, das Aristoteles zugeschrieben wird, ist knapp zweieinhalbtausend Jahre alt. Was beweist, dass es scheinbar schon immer Zweifel einer vorangegangenen Generation gegenüber der Nachfolgenden gegeben hat.
Wenn man, wie ich, in verschiedenen Lebensbereichen mit jungen Menschen zu tun hat, wird man zwangsläufig mit den Eigenheiten der „Jungen“ konfrontiert. Das ist oft wirklich spannend und erfrischend, weil jede Generation ein bisserl anders „tut“ als die vorherige und wir davon profitieren können, wenn Dinge von Anderen anders gemacht werden.
Manchmal ist es auch ein wenig besorgniserregend. Was mich im Speziellen traurig macht, ist, wenn Kindern das Vertrauen in sich selbst abhanden kommt und der Wille, etwas erreichen zu wollen. Wenn sie verlernen, wie befriedigend es ist, sich für etwas anzustrengen und dann den Erfolg zu genießen.
Ich beobachte (und ja, das mag eine sehr subjektive Einschätzung sein), dass Kinder häufig nicht mehr aus ihren Komfort Zonen herauskommen. Sie machen das, was sie schon kennen und können, das, was „leicht geht“ und wenn es wo besonderen Einsatz oder Engagement braucht, wenn etwas körperlich anstrengend wird oder etwas Mut und Zuversicht braucht heißt es gern: „Das kann ich nicht. Du musst das für mich tun. Das geht aber nicht. Das ist ja anstrengend.“
Und es folgt keine weitere Reaktion, weil ihre Erfahrung zu sein scheint: „… wenn ich das sage, oder mich so verhalte, kommt jemand, der mir die Tätigkeit abnimmt.“
Womit wir beim springenden Punkt sind. Es sind nicht die Kinder, denen hier etwas vorzuwerfen ist, sondern die Erwachsenen. Manche Eltern räumen von Beginn an alle Schwierigkeiten aus dem Weg. Das beginnt beim Spielzeug, das dem krabbelnden Baby entgegen gebracht wird, über Anziehservice von Kopf bis Fuß im Kindesalter bis hin zu bequemem Chauffieren der Jugendlichen, denen ein Gehweg nicht zugemutet wird.
Es gibt ein Wort für diese Art Elternschaft: Curling-Eltern.
Das sind Eltern, die sich permanent in der Nähe ihres Kindes aufhalten, es in seinen Aktivitäten überwachen, wie beim Curling, jede Unebenheit am Lebensweg wegpolieren, so dass der Nachwuchs ruhig die Bahn entlang gleiten kann.
Kein Wunder, dass sich solche Kinder dann beschweren, wenn es plötzlich uneben und steinig wird, wenn erste Hindernisse auftauchen und sie ihre eigene Energie darauf verwenden dürfen, etwas zu schaffen, einen Weg oder eine Aufgabe zu bewältigen und das nicht jemand anders für sie übernimmt.
Dabei hat es so viele Vorteile, wenn wir als Eltern mal den „Curling Besen“ wegstellen und uns stattdessen (bildlich gesprochen) an die Bahn stellen und sie anfeuern, aufmuntern und anleiten. Wie sie es selbst schaffen können.
Ihnen zurufen, dass wir an sie glauben.
Ihnen – wenn gewünscht – mit unserer Erfahrung beiseite stehen.
Und – wenn nicht – sie auch mal auf die Nase fallen lassen können und dann da sind.
Um zu trösten, zuzuhören, auszuhalten.
Kinder – und davon bin ich fest überzeugt – wollen lernen, wollen sich entwickeln und sie wollen sich auch anstrengen. Das liegt in der menschlichen Natur. Sie haben grundsätzlich eine Bob-der-Baumeister-Mentalität („Können wir das schaffen? JA, wir schaffen das!“).
Es ist jedoch möglich, dies abzutrainieren, worauf wir als Eltern bewusst verzichten dürfen.
Niemand wird sich wohl selbst (gern) als Curling-Elternteil bezeichnen und doch sind wir alle nicht geschützt davor, solches Verhalten zu zeigen.
Weil’s schneller geht, ihnen die Schuhbänder selbst zu binden, obwohl sie es können.
Weil’s bequemer ist, sie schnell zu fahren, als das Gejammer auszuhalten.
Weil’s sauberer ist, sie selbst zu füttern, obwohl sie den Löffel halten können.
Weil’s leichter geht, sie den Berg rauf zu tragen, als sie zum Gehen zu motivieren.
Weil’s einfacher ist, dem Wunsch nachzugeben, als die Gegenwehr auszuhalten.
Ich nehme mich nicht aus. Auch ich bin in mancher Hinsicht ausbaufähig und könnte den Kids noch mehr zutrauen oder von ihnen verlangen. (Siehe „Wir sind eine WG, kein Hotel!“)
Am Wichtigsten ist meiner Meinung nach, dass wir das Bewusstsein dafür entwickeln, wo wir sie sinnvoller Weise unterstützen und wo wir ihenn Dinge unnötiger oder bequemer Weise abnehmen.
Es gibt diesen schönen Spruch: „Outside your comfort-zone is … where the magic happens!“
Was heißen soll: lasst uns selbst und unsere Kinder immer wieder raus aus unseren Komfortzonen, den inneren Schweinehund überwinden, den Curlingbesen im Schrank versperren, ins kalte Wasser springen, das Unmögliche wagen ….. (nenne es, wie du willst)
… und lasst uns dann voll Freude darüber staunen, was möglich ist, was wir alles schaffen, was sie sich selbst zutrauen, wenn wir es ihnen zutrauen, wie wir alle zusammen über uns hinauswachsen und … die MAGIE dahinter spüren.
Hand auf’s Herz.
Wo entdeckst du dich im Alltag mit dem Curling-Besen?
Wo brauchst du mehr von der Bob-der-Baumeister-Mentalität?
Wo chillst du zu sehr in deiner Komfortzone?
Wo solltest du mal den Sprung ins kalte Wasser wagen?
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von Kerstin Bamminger | Jan. 23, 2020 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
„Muss“. Ein mächtiges kleines Wort, das wir in unserem Alltag häufiger verwenden, als uns wahrscheinlich lieb ist. Bei der Verwendung erklären wir uns selbst, dass wir scheinbar unfrei sind, gezwungen zu Irgendwas, fremdbestimmt.
Dass lang nicht jedes „muss“ ein Muss ist und wie du mehr ins „Dürfen“ kommen kannst, damit du dich frei, selbstbestimmt und handlungsfähig erlebst, erfährst du in diesem Blog Beitrag.
Beobachte dich mal einen Tag selbst – oder schau in Gedanken auf deine Sprache und wie oft du dieses kleine Wort „MUSS“ aussprichst. Es ist erschreckend, wie häufig es über unsere Lippen kommt.
„Ich muss aufstehen.
Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen.
Ich muss einkaufen.
Ich muss ein Projekt fertig machen.
Ich muss kochen.
Ich muss Wäsche waschen.
Ich muss die Mails beantworten.
Ich muss arbeiten.“
(Bitte hier beliebig fortsetzen.)
Die Verwendung dieses Wortes gibt uns den Eindruck, fremdbestimmt zu sein, in unserer Handlungsfähigkeit eingeschränkt und außerdem kommt bei den meisten „muss“ auch ein deprimierendes Gefühl dazu – denn: wer lässt sich schon gern zu etwas zwingen (von wem auch immer)? Also macht es uns niedergeschlagen, es erhöht unbewusst den Druck auf uns und wir machen uns das Leben dadurch schwerer, als es in Wirklichkeit ist. Wir meinen, dadurch unseren Selbstwert zu erhöhen – oh, wie bin ich wichtig, was ICH alles „muss“ – stattdessen passiert genau das Gegenteil.
Wir nehmen unserem Tun die wahre Bedeutung, machen uns klein und abhängig.
Nun hör ich schon manche schreien: „…aber ich muss doch aufstehen und Essen kochen! Ich muss die Kinder bringen, und die Wäsche muss auch gewaschen werden, glaub mir – und das ist wirklich nicht lustig.“
Stimmt. Fast.
In meinem Workshop „Positive Sprache“ sag ich dann meist: denk mal den Gedanken fertig.
- Was passiert, wenn du nicht aufstehst? (Du bleibst liegen und der Tag geht vorbei.)
- Wenn du die Kinder nicht bringst oder abholst. (Die Kinder sind daheim oder sich selbst überlassen oder warten vergeblich.)
- Wenn du nicht einkaufen gehst. (Es ist nichts zu essen daheim).
- Nicht kochst und Wäsche wäscht. (Es gibt keine ordentliche Mahlzeit und dreckige Wäsche.)
- Nicht arbeitest. (Vermutlich verlierst du irgendwann deinen Job.)
Willst du das?
Wenn die Antwort an dieser Stelle ja ist, dann weiß ich nicht, was dich davon abhalten sollte, genau das zu tun: aufhören mit dem Müssen.
Und wenn die Antwort NEIN ist – kannst du das Wort ganz einfach tauschen.
In ein „DARF“. Wenn du nämlich diese Dinge durch eine Brille der Dankbarkeit betrachtest, wirst du ganz schnell bemerken, dass viele deiner Verpflichtungen eine freiwillige Entscheidung sind. Möglichkeiten, die wir haben. Chancen und Handlungsräume.
„Ich muss aufstehen!“
Nein, du darfst aufstehen und du kannst aufstehen. Wie viele Menschen mit Verletzungen oder Beeinträchtigungen würden sich zwei gesunde Beine wünschen, mit denen man einfach aus dem Schlafzimmer spazieren kann? Du darfst aufstehen, deinen Tag nützen und etwas Gutes daraus machen.
„Ich muss die Kinder wo hin bringen / abholen!“
Nein, du musst es nicht tun. Wenn sie nicht selbst wohin gehen oder Öffi fahren, dann überleg, warum du die bringen willst? Weil dir ihre Sicherheit wichtig ist? Weil es einfacher ist? Weil die Zeit zu knapp ist? Weil du sie nicht in der Dunkelheit stundenlang in der Stadt warten lassen willst? Dann freu dich, dass du die Möglichkeit hast und dein Kind bringen oder abholen darfst.
„Ich muss einkaufen!“
Ist es nicht eher so, dass die meisten von uns in der glücklichen Lage sind, einkaufen gehen zu können? Weil Geschäfte in unmittelbarere Nähe sind, wir Möglichkeiten haben, Waren zu bekommen und sie heim zu bringen, weil wir das Geld haben um dafür zu bezahlen. Wir können es uns leisten, einkaufen zu gehen. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit. In Teilen dieser Welt sind unsere Supermärkte Luxusgeschäfte. WIr dürfen und können einkaufen, glücklicherweise.
„Ich muss kochen!“
Oh nein. Ein Klassiker. Zunächst mal: nein, man kann auch auswärts essen, sich etwas holen, fasten oder kalt essen. Warum also kochen? In meinem Fall ist es, weil mir gesunde Ernährung wichtig ist, eine gemeinsame Mahlzeit einen hohen Stellenwert hat, weil mir tägliches „take-out“ Essen zum Hals raus hängen würde und es zudem günstig und ressourcenschonend ist. Außerdem: ich muss nicht erst Feuer machen, sondern starte per Knopfdruck in einer wunderbar ausgestatteten Küche und ich bestimme (meistens), was auf den Tisch kommt.
„Ich muss Wäsche waschen!“
Interessant wäre es ja – wie lange kommt man ohne Waschen aus? Wann wird man tatsächlich eine Belastung für das Umfeld und stinkt sich vielleicht sogar selbst an? Schon mal ausprobiert? Ich nicht, weil ich im Zweifelsfall wieder dankbar bin, eine Waschmaschine zu haben und nicht (so sehr ich Bullerbü liebe – wie dort) im kalten Bach die Wäsche sauber zu bekommen versuche. Wenn du Gewand hast, das du waschen kannst, hast du schon mehr als viele andere Menschen in ärmeren Ländern. Sie waschen und auf sie zu achten ist Dankbarkeit.
„Ich muss arbeiten!“
Das (für manche) Schwierigste kommt zum Schluss. Und dennoch: nirgendwo steht geschrieben, dass wir arbeiten müssen. Doch die Meisten von uns wollen es. Zumindest, weil wir dadurch Geld verdienen, das uns ein freieres Leben ermöglicht. Arbeiten zu können, ist eine Chance – wertvoll zu sein, einen Beitrag zu leisten, Talente und Fähigkeiten zu beweisen. Leider stecken viele Menschen in Jobs, die weit weg sind von Erfüllung, Selbstverwirklichung und gerechter Bezahlung. Dennoch: Arbeit ist ein wichtiges Element für ein erfülltes Leben. Also freu dich, wenn du arbeiten kannst.
Zwischen müssen und dürfen versteckt sich also die DANKBARKEIT. Jedes „MUSS“ ist eine Einladung an dich, zu überprüfen, ob es wirklich ein Zwang ist, oder du einfach vergessen hast, warum du manche Dinge tust.
Wenn du Dankbarkeit finden kannst: wunderbar.
Wenn du sie nicht entdeckst: dann hast du meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: entweder dieses „MUSS“ nicht mehr weiter zu tun. Oder, wenn dir das „darf“ so gar nicht behagt, lass wenigstens das „muss“ weg und sag:
„Ich koche. Ich hole die Kinder. Ich wasche die Wäsche.“
Damit erlaubst du dir wieder, selbstbestimmt zu handeln und freier zu entscheiden, bewusster durch den Tag zu gehen und die Leichtigkeit damit mehr einkehren zu lassen.
Du willst noch mehr dazu wissen? Dann komm gern in den Workshop „Positive Sprache“ (TERMINE)– da geht’s dann außerdem noch darum, dass wir die meisten „MUSS“ zusätzlich „nur noch schnell“ erledigen …! Na Bravo!
Jetzt interessiert mich natürlich: musst du noch oder darfst du schon?!
Welches „muss“ fällt dir besonders schwer? Einfach in die Kommentare schreiben …!
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