von Kerstin Bamminger | Nov. 28, 2019 | Allgemein, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Der Advent steht vor der Tür und wir gehen mit großen (und meist schnellen) Schritten auf Weihnachten zu. Wenn jemand sagt, dass ist die “stillste Zeit im Jahr” bekomme ich fast Gesichtsentgleisungen, weil es sich für mich und manch andere schon lang nicht mehr so anfühlt. Advent war doch ursprünglich mal anders gedacht, von irgendwoher muss dieser Spruch doch kommen. Warum wir die Türen am Adventskalender eher einrennen als vorsichtig öffnen und welche Schlüssel vielleicht hilfreich sein können, um sich der “alten” Idee anzunähern, darum geht’s diesmal im Beitrag.
Als mir kürzlich am Telefon der Verkäufer eines großen und namhaften Frauenmagazins ein Abo einreden wollte, sagte er – sehr bemüht, aber leider zur falschen Person, nämlich mir – “… es kommt doch der Advent, die gemütlichste Zeit im Jahr, …. was macht man denn so die ganze Zeit, da braucht man doch eine gute Zeitschrift, mit der man sich einkuscheln kann, gemütlich …. ”
Recht viel länger hab ich ihm nicht zugehört und ihm lachender Weise erklärt, dass er leider überhaupt keine Ahnung von dem hat, was im Dezember hier teilweise abgeht. Ich glaub, ich hab ihn schmunzeln gehört, doch gleich war er nicht abzubringen. (Ein jedenfalls ambitionierter Verkäufer!) Erst als ich ihm eindeutig gesagt hab, er soll bitte seine Zeit nicht länger mit mir verschwenden, verabschiedeten wir uns freundlich.
Ich brauche nicht noch eine Ablenkung.
Ich brauche nicht noch mehr Bilder, wie “Weihnachten” auszusehen hat in punkto Deko, Klamotten, Make-up und Geschenken.
Ich brauche auch kein Hochglanzheft, aus dem mich von jeder zweiten Seite Werbung anschreit.
Ich brauche keine Anregungen zu noch mehr Konsum.
Doch was brauche ich?
Eigentlich ist es ganz einfach. Wenn uns alles ZU VIEL ist, dann brauchen wir WENIGER.
Wir brauchen das Fokussieren auf den Moment, wir brauchen echten Genuss, wir brauchen das Gefühl genug zu haben und gut genug zu sein, ohne allfälligen (von Außen vorgegebenen) Maßstäben zu entsprechen. Dann kann sich die Tür zu einem entspannten Fest langsam öffnen.
Hier also sieben Schlüssel, die vielleicht auch für dich passen können, wenn du dir Weihnachten nicht als Konsumrausch mit Volksfestcharakter wünschst. Ideen, die dir helfen, in den Moment zu kommen und bewusst Dinge anders zu machen als sonst immer. Möglichkeiten, die alle deine Sinne ansprechen und einfach umzusetzen sind.
Schlüssel 1: Kerzenlicht für deine AUGEN
Um die Dunkelheit ertäglicher zu machen, wird alles beleuchtet, was geht. Manchmal ist das stilvoll, beruhigend und idyllisch – manchmal aber grell, blinkend und bunt.
Einmal am Tag eine Kerze anzünden, am liebsten bei Tisch, wenn sich die Familie versammelt. Dann schau in das ruhige Flackern und lass dich faszinieren, von dem was du siehst. Für mich gibt es kaum etwas beruhigenderes als einer Kerze beim Brennen zuzusehen. Es sorgt einfach und sicher für eine entspanntere Atmoshpäre.
Schlüssel 2: Stille und Musik für deine OHREN
Dauerbeschallung ist besonders in dieser Zeit eine Unsitte geworden. Aus dem Radio dröhnt nicht nur besinnliche Weihnachtsmusik, viel mehr (nach meinem Gefühl) Werbung über Werbung gespickt mit den neuesten Unglücksmeldungen.
Achte bewusst darauf, öfter die Stille zu hören und nicht jede Sekunde mit akustischen Reizen zu zu müllen. Da ich aber Musik liebe und sie auch so viele Emotionen transportiert, die halt einfach für mich zum Advent dazugehören, wähle gezielt und bewusst aus, WAS du anhörst, genieße die Musik und lass alles Überflüssige weg. Selbst musizieren ist, wer’s kann, sowieso das Beste.
Schlüssel 3: Genuss nach deinem GESCHMACK
Nicht nur Weihnachtsessen haben tendenziell einen Hang zur Völlerei, sondern auch schon die Adventszeit. Kekse hier, Glühwein dort, Weihnachtsfeierbuffets, Bratwürstl, Raclettebrote, … es gibt so viele leckere Sachen, die an jeder Ecke auf uns warten. Oft verhalten wir uns so, dass wir dann mehr essen, weil es so gut schmeckt, dabei kann Genuss auch – und vielleicht noch besser – erlebt werden, wenn wir vor allem eins tun: langsam essen, bewusst schmecken und sich wenn möglich nicht dabei ablenken lassen. Gute Gespräche mit echten Menschen gegenüber mal ausgenommen ;-).
Schlüssel 4: Berührung geht unter die HAUT
Viele der Berührungen, die wir täglich geben oder empfangen sind standardisiert. Die Verabschiedung am Morgen, der Gute-Nacht-Kuss, der Händedruck beim Begrüßen … – lenke doch deine Aufmerksamkeit mal ganz bewusst zu deinen Händen und spüre, welche Signale von dort gesendet werden: wie warm sind die Hände, wie weich die Haut, wie fest die Umarmung, wie energisch die Geste. Und schenke dir selbst und jemand anderem einmal am Tag eine zärtliche Berührung.
Schlüssel 5: Ich kann es schon RIECHEN
Düfte beflüglen unsere Erinnerungen und wir wollen verschiedene Gerüche bei verschiedenen Momenten dabei haben. Eine Spritzkerze, Lebkuchenduft, Tannengrün – was auch immer es ist, was du genießt, gönne es dir. Und wenn es dir stinkt (weil du zuviele Gerüche auf einmal wahrnimmst, was auf Weihnachtsmärkten der Fall sein KÖNNTE), dann achte darauf nachher wieder klare, frische Luft durch deine Nase strömen zu lassen und versuche auch das “NICHTS” riechen zu können.
Schlüssel 6: Was für’s HERZ
Das Fest der Liebe ist zu einem Konsumrausch verkommen, doch die wenigsten Geschenke berühren unser Herz tatsächlich, erfreuen uns aufrichtig – weil die meisten von uns hier ohnehin alles haben, was wir für ein zufriedenes Leben brauchen.
Setz doch mal statt auf Zeug auf Zuwendung: finde ein wertschätzendes Wort (oder mehrere) für jede Person in deiner Familie. Bei uns gibt’s heuer einen Wertschätzungs-Adventkalender (inspiriert von @diekleinebotin). Da unsere Kids alle schreiben können, schreibt jeder für jeden 6 Zettelchen. So geht es sich aus, dass jeder von uns 5 jeden Tag von einem aus der Familie eine Notiz bekommt, wo etwas Nettes draufsteht. Man kann das natürlich auch ohne Zettel machen – beim WIE gibt’s viele Möglichkeiten. (Was Süßes bekommen sie – nach panischem Anfall des Kindes – auch, aber nicht im Kalender: denn das war ohnehin immer zuviel des Guten).
Schlüssel 7: Es (kaum noch) ERWARTEN können
Die Anspannung vor dem Fest steigt (nicht nur bei den Kindern) oft ins Unermessliche – bis es kaum mehr auszuhalten ist. Hohe Erwartungen sind eine super Garantie, dass man hinterher wegen irgendetwas enttäuscht ist.
Schraub deine Ansprüche runter. Mal nicht perfekt putzen, einen mangelhaften Baum kaufen (das machen wir schon seit einigen Jahren – dann passt er besser zu uns als Familie ;-)!), Geschenke in Zeitungspapier einwickeln, weniger Geld ausgeben, spenden statt schenken …. . Nicht alle Energie auf den einen Tag konzentrieren und statt auf ein Event hin zu rasen …
Weihnachten zu dir kommen lassen.
Vielleicht öffnet sich ja dann, ganz leise … eine Tür … zu einem Raum, wo wir uns als Menschen begegnen können.
Wo wir fühlen können, riechen, hören, schmecken und sehen: es ist gut, so wie es ist.
Gut genug.
Welchen Schlüssel benützt du, um den Advent zu genießen?!
von Kerstin Bamminger | Nov. 23, 2019 | Allgemein, Hilfreich, Leben
Kinder haben Rechte. Diese Botschaft ist glücklicherweise in unseren Breiten nicht (ganz) neu. Das Bild des Kindes hat sich in den letzten Generationen gegenüber früher deutlich verändert und dennoch: wer kennt alle 54 Artikel genau, oder auch nur die ersten 41, die die Rechte der Kinder betreffen? Na, eben.
Zeit also, dem Thema ein paar Zeilen zu widmen, besonders, weil die UNICEF diese Woche (am 20. November) das 30jährige Jubiläum der Kinderrechtskonvention feierte. Und immer noch feiern, glaub ich.
Und, weil Eltern heutzutage diese Rechte auch manchmal missverstehen und mit Dingen verwechseln, die uns die Wohlstands- und Konsumgesellschaft uns vorgibt. Das erkenne ich vor allem, wenn in Beratungen oder Workshops Eltern davon sprechen, was sie meinen, ihren Kindern “bieten” zu müssen. Ich greife also ein paar Recht heraus und beschreibe, was ich mir dazu denke: was sie sind und was sie NICHT sind.
Recht auf Wohlergehen
Wir Eltern haben dafür zu sorgen, dass es den Kindern gut geht, dass wir ihre Interessen berücksichtigen, Kinder ihren Willen haben dürfen und wir auf ihre Bedürfnisse achten. Wohlergehen hat nichts mit Wohlstand zu tun und bedeutet daher nicht ein Recht auf Urlaub in einem sündteuren Kinderhotel, das neueste Eiskönigin-2-Glitzer-Leiberl oder massenweise lärmendes Plastikspielzeug, das sie in der Werbung zu sehen bekommen.
Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung
Kinder brauchen das Spiel, sie brauchen altersgemäße aktive Erholung und die Möglichkeit zur freien Teilnahme an kulturellen und künstlerischen Aktivitäten – die Vertragsstaaten verpflichten sich übrigens dazu, diese Dinge bereitzustellen.
Was damit nicht gemeint ist, ist, dass Kinder dauernd zwangsbespaßt werden müssen, dass die Eltern ihre Entertainer sein sollen und gefühlt jede Minute des Tages mit “sinnvollen” Freizeitaktivitäten gefüllt sein müssen. Es braucht sinnlose Zeit und sinnloses Tun. Das, was wir Erwachsene oft schon verlernt haben oder uns mühsam wieder antrainieren.
Recht auf Zugang zu Informationen & Medien
Kinder wachsen in unserer Kultur mit Massenmedien auf, sie haben auch das Recht auf Zugang zu Informationen und es soll gewährleistet sein, dass sie unterschiedliche, vielfältige, nationale und internationale Inhalte erfahren können.
Das heißt nicht, dass wir unseren Kindern unbegrenzte Nutzung von (digitalen) Medien erlauben sollen, und sie dort ganz sich selbst überlassen. Sie brauchen vielmehr unsere Hilfe bei der Orientierung und Unterstützung bei der Nutzung, sie brauchen unser Interesse für das, was sie dort sehen und hören und Gespräche, um diese Dinge zu verarbeiten. Und (ein ganz persönlicher Grundsatz): Kinder brauchen BÜCHER – auch die gehören zu Medien und sorgen beim (VOR-)Lesen nicht nur für sprachliche Bildung und Entwicklung, sondern auch Beziehung.
Recht auf eigene Meinung & Gleichberechtigung
Kinder – sie werden in Artikel 1 als Menschen bis 18 Jahre beschrieben – dürfen eine eigene Meinung haben, diese auch ausdrücken und weitergeben, vorausgesetzt, sie halten sich an die Gesetze. Dazu gehört auch die Freiheit der Gedanken.
Das bedeutet nicht, wenn ein Kind der Meinung ist, drei mal täglich Fast Food zu essen sei gesund, dass wir nach dieser Meinung handeln müssen. Wir können es, doch das Wichtigste ist, dem Kind diese Meinung zuzugestehen und zu sagen: “Aha, du findest also, das ist so. Du darfst deine Meinung haben.” Das entbindet uns Eltern nicht von der Verantwortung auf die Gesundheit unserer Kinder zu achten und für eine gute Ernährung zu sorgen.
Recht auf Schutz
Das Recht auf Schutz geht in viele Richtungen: Schutz vor Diskriminierung, vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung oder sexuellem Missbrauch. Die Kinder vor diesen Dingen zu schützen, ist nicht nur für uns Eltern zwingend notwendig, sondern eben auch für die Vertragsstaaten.
Dass Kinder aber unter dem Deckmantel “Sicherheit” von den Eltern aus oft viele Dinge nicht tun dürfen (Wer klettert noch auf Bäume?), mit dem Auto täglich bis in die Garderobe der jeweiligen Betreuungs- oder Bildungseinrichtung chauffiert werden und überbehütet und überwacht aufwachsen, ist fatal. Wir nehmen ihnen dadurch wichtige Gelegenheiten zu lernen, sich zu beweisen. Wir sollten ihnen wieder mehr zutrauen, zumuten und sie statt zu “bewahren” lieber “bewähren” lassen, wie Gerald Koller sagt.
Recht auf Privatsphäre und gewaltfreie Erziehung
Kinder brauchen (fast) von Anfang an erwachsenenfreie Räume. Sie brauchen Möglichkeiten zum Rückzug und zur Entfaltung. Sie brauchen – was gewaltfreie Erziehung angeht – nicht nur das Verzichten auf körperliche Gewalt, sondern auch auf psychische Gewalt. Und da haben wir noch einen langen Weg vor uns. Dass ein Klaps wohin-auch-immer ein NO-GO ist, brauchen wir hier hoffentlich nicht zu besprechen. Doch auch das Beschimpfen, Bestechen, Bedrohen sind gewaltsame Handlungen und gehören nicht an Kindern ausgelebt – egal ob zuhause, in Kindergarten, Schule oder Lehrstelle.
Recht auf Leben
Kinder haben ein angeborenes Recht auf Leben, darauf sich zu entwickeln und zu überleben. Wir dürfen verstehen, dass sie ihr eigenes Leben entfalten möchten, es aus eigener Kraft gestalten und wir sollten ihnen dieses – natürlich altersgemäß und verantwortungsvoll – ermöglichen.
Dass das oft auch schmerzhaft für uns Eltern sein kann liegt auf der Hand. Denn Kinder sind oftmals ganz anders als wir selbst, mögen andere Dinge gern, sind individuelle Persönlichkeiten und was uns von uns selbst nicht so vertraut ist, macht schon mal unsicher.
Es ist eine Reise, auf der wir Eltern sie begleiten dürfen. Eine intensive Reise, bei der Pannen vorprogrammiert sind, so wie Verzögerungen, falsche Navigation und Aufenthalten in dürren, wenig fruchtbaren Landstrichen.
Denken wir allerdings immer daran: wir hier sind privilegiert.
Andernorts (und öfter als uns gefällt, auch hier) werden Kinder immer noch missachtet, zwangsverheiratet, geschlagen, unterdrückt, misshandelt, ausgebeutet und vernachlässigt.
Es gibt noch viel zu tun. Gut, dass es die Kinderrechte gibt, die uns dafür ein Leitfaden sein können!
von Kerstin Bamminger | Nov. 15, 2019 | Allgemein, Elternbeziehung, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Paarbeziehung, Selbstfürsorge
Zunächst einmal möchte ich aber sagen: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist kein Frauenthema. Es betrifft Väter und Mütter gleichermaßen, auch wenn wir oft von Vereinbarkeit reden und nur die Frauen gemeint sind. Hier geht es um mehr. Es geht um eine gerechte Verteilung von Arbeit jeglicher Art und wie Familien sich das ausmachen können.
Vereinbarkeit als Chance
Beruf und Familie “unter einen Hut” zu bekommen, kann eine große Chance sein. Wenn in Familien beide Elternteile arbeiten, kommt man unweigerlich in die Diskussion, wie man die Kinderbetreuung regeln möchte, da ja nicht mehr zu jeder Zeit ein Elternteil zur Verfügung steht, wenn man auch außer Haus arbeitet. Es ist nötig, alle zu erledigenden Tätigkeiten und Verantwortungen anzuschauen und dann eine Lösung zu finden, wie man damit umgehen möchte.
Wer sorgt für welchen Teil des Einkommens?
Wer sorgt für welchen Teil der Kinderbetreuung?
Wer sorgt für welchen Teil des Haushalts?
Die Verhandlungen darüber sind auch hier oft zermürbend, weil gerecht nicht bedeutet “gleich” und weil das “gerecht” so schwer festzulegen ist. Jeder in der Familie hat da seinen eigenen Blickwinkel drauf. Dennoch ist es die Chance, die Dinge aufzuwerten, die Frauen generationenlang automatisch und selbstverständlich erledigt haben. Was wir gewinnen können?
Eine wertschätzedne Haltung gegenüber “kleinen Handgriffen”.
Zufriedenere Frauen und damit zufriedenere Familien.
Mehr Achtung gegenüber der oft auch nicht lustigen Erwerbsarbeit.
Vereinbarkeit als Falle
Wenn es als selbstverständlich angesehen wird, dass beide Elternteile erwerbstätig sind und gleichzeitig Verhandlungen um die gerechte Verteilung der restlichen Arbeit in Familien ausbleiben, kann diese Thema auch zu einer Falle werden. Ich erlebe in Beratungen und in meinem Umfeld oft Frauen (ja, leider sind das hier hauprsächlich Frauen), die darunter leiden, die überwiegende Last der Care- und Haushaltsarbeit zu tragen und nebenbei auch erwerbstätig sind. Manchmal werden Frauen gedrängt, doch endlich “mehr Stunden” zu arbeiten, man müsse doch an die eigene Pension und die finanzielle Unabhängigkeit denken, außerdem: was macht man denn bitte sonst den ganzen Tag daheim, wenn die Kinder in Betreuung sind.
Bei solchen Sätzen dreht sich mir oft der gesamte Mageninhalt um, weil es nur zeigt, wie wenig diese Personen von dem wissen, was Frauen leisten und wie sehr sie damit Druck ausüben. Nicht selten fühlt man sich dann tatsächlich “minderwertig” und geringgeschätzt, weil ja andere dieses Kunststück scheinbar mühelos vollbringen. Da sitzt man dann in der Falle und spürt nur: “… ich mach doch alles Menschenmögliche und das ist immer noch nicht genug.”
Ob und wie Vereinbarkeit in Familien gelebt wird und gelebt werden kann, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.
Wie viel Freude macht uns unsere Arbeit?
Wie viel Unterstützung bekommen wir?
Wie notwendig ist mein Beitrag zum Familieneinkommen?
Wie flexibel ist mein Dienstgeber?
Wie sind unsere Ressourcen in punkto Kinderbetreuung?
Wie alt sind unsere Kinder?
Ich bin privilegiert. Ich mache eine Erwerbsarbeit, die mir total viel Spaß macht, bei der ich meine Stärken ausleben kann, ich bin nicht hauptverantwortlich für das Familieneinkommen, ich hab mit Menschen zu tun, kann kreativ sein und meine Ideen in meinen Workshops umsetzen, befasse mich mit Themen, die mich berühren und begeistern und darüber hinaus kann ich mir auch noch meine Zeit als Beraterin, Coach und Vortragende ziemlich frei einteilen.
Vereinbarkeit ist für mich genau deshalb überhaupt lebbar: weil ich flexibel sein kann, meine eigene Chefin bin und meine berufliche Tätigkeit so ausrichte, wie es für mich und meine Familie passt. Ich kenne auch die andere Seite.
Bevor ich als psychologische Beraterin mein Business gegründet hab, war ich als Pädagogin angestellt, hatte fixe Arbeitszeiten, konnte keinen Urlaubstag frei wählen und musste zur Arbeit IMMER außer Haus. Obwohl ich damals viel weniger gearbeitet hab, war die Situation massiv schwieriger und komplizierter zu organisieren. Ich hab damit aufgehört, weil ich mich selbst verheizt hab und auch unsere Kinder darunter gelitten haben. Und das wegen “nur” 10 Wochenstunden.
Ich weiß also, welche Faktoren förderlich sein können und welche hinderlich. Zumindest in unserem Fall.
Und darum geht es VOR ALLEM: darum, dass es für UNS passt.
Dieses “PASST” ist bei jeder Familie anders und wir dürfen uns bemühen, das jeweilig Andere zu akzeptieren und uns gegenseitig – wenn gewünscht – Erfahrungen zum Austausch anbieten, damit wir nicht alle die gleichen Fehler machen müssen. Obwohl man durch Fehler lernt und sich weiter entwickelt und vielleicht, irgendwann …. zu einem Vereinbarkeitsmodell kommt, oder je nach Lebensabschnitt verschiedenen Vereinbarkeitsmodellen kommt, die dann doch “passen”!
Wie lebt ihr in der Familie die Aufteilung von Arbeit? Erzähl doch mal ….
von Kerstin Bamminger | Okt. 25, 2019 | Allgemein, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Wir sitzen im Nebel. Vielleicht nicht alle von uns, aber viele. Diese Herbsttage an denen das Grau einfach nicht aufgeht, schlagen manchmal ganz schön aufs Gemüt und lassen uns stimmungsmäßig in den Keller sinken. Die Fotos, die man dann in den sozialen Medien sieht von Berggipfeln, die sich über der Nebelsuppe erheben und die Kraxler in der schmeichelnden Herbstsonne zeigen sind da leider auch nicht förderlich. Schnell werde ich missmutig und wünsche mir auch die Sonne her, ohne zu bedenken, dass sie eh da ist – auch wenn wir sie gerade nicht sehen.
So geht’s mir auch manchmal mit meiner Dankbarkeit. Vor lauter Nebel (sich beschweren, jammern, klagen, …) vergesse ich, dass ich trotzdem genügend Grund hab, dankbar zu sein. Weil die Sonne scheint, auch wenn wir sie gerade nicht sehen können. So hab ich heute für dich 5 Anregungen, die dich zu mehr Dankbarkeit anstiften können. Wenn du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst.
Solltest du lieber schlechte Laune haben wollen, hör bitte HIER auf zu lesen!
Kinder
In Gesprächen mit anderen Müttern und in Beratungen geht es oft um die Anstrengungen, die mit unseren Kindern verbunden sind. Ihre Wutanfälle aushalten, sie gefühlt von Kopf bis Fuß zu bedienen, die unzähligen Handgriffe, die wir tagtäglich für sie erledigen, andernorts die durchwachten Nächte, anstrengende Körpernähe oder das Gefühl immer nur am Schimpfen zu sein.
Dabei könnten wir unsere Kinder auch einfach ein wenig mehr genießen. So viele Paare würden sich wünschen, ein Kind zu haben, das sie nervt. Für viele der Konflikte, die wir täglich erleben oder begleiten sollen, gibt es einfache Lösungen, wenn man mal die Perspektive wechselt und etwas Anderes probiert. Kinder machen uns menschlich, weise, mitfühlend, sie bringen uns zum Lachen und halten uns den Spiegel vor, sie versetzen uns in Staunen und bereichern unseren Alltag. Ja, es ist auch anstrengend, Kinder zu haben. Doch noch mehr ist es belebend, erfüllend und sinnstifend.
Haushalt
Oje. Meine schwerste Übung, weil ich diese Tätigkeiten so gar nicht mag. Putzen, kochen, waschen, bügeln – eher ein lästiges Muss als ein Juhuu-ichdarf! Dennoch: ich wache morgens auf, liege in einem warmen Bett, hab ein Dach über dem Kopf, im Bad fließt Wasser aus der Leitung und im Kühlschrank findet sich essenswertes. Es ist kein ich-muss-aufstehen, ich-muss-putzen, ich-muss-bügeln, sondern ein: “Ich tu’s, weil es mir wichtig ist. Weil ich möchte, dass ich meinen Tag nütze, weil ich möchte, dass die Wohnung halbwegs sauber ist und weil ich möchte, dass mein Gewand ordentlich ausschaut.”
Nur gleich zur Erläuterung … natürlich bin es nicht nur ICH sonder WIR (die diese Arbeit erledigen), auch wenn das oft ein kleiner Kraftakt ist, weil andere Menschen in der Familie andere Werteordnungen haben.
Ich erinnere mich hiermit, dass viel Wäsche zu waschen heißt, dass wir genug Gewand haben. Jeden Tag zu kochen heißt, ausreichend Essen zu haben. Und viel putzen zu können bedeutet, viel Platz zu haben, den man bewohnen und genießen kann.
Wetter
Der Nebel war ja schon eingangs das Thema. Wie oft beschweren wir uns über das Wetter … es ist zu nebelig, zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu regnerisch, zu …. . Mal ehrlich: so richtig recht machen kann’s uns das Wetter nicht.
Statt dem ewigen Jammern könnten wir uns darüber freuen, dass wir so viel verschiedenes Wetter erleben, dass wir an einem Ort leben, wo es vier Jahreszeiten gibt, jede mit ihrer eigenen Schönheit und dass jeder Tag einzigartig ist und richtig, so wie er ist. Wir haben warme Kleidung um uns vor Kälte zu schützen, wir haben Regenjacken und -schirme, wenn es mal kübelt und wir können hochsommerliche Temperaturen in der Sonne genießen oder den Schatten der Bäume nützen. Wir können uns bei Nebel zuhause einkuscheln und es uns gemütlich machen.
Es ist eine Frage der Perspektive, wie wir das Wetter anschauen und, mal ehrlich: tagein, tagaus immer Sonnenschein und blauer Himmel? Wär doch langweilig!
Partner
Wenn wir mit Partnern zusammenleben (und Familien haben) dann ist das meistens so, weil wir den überwiegenden Teil daran gut finden. Ich ertappe mich auch dabei, wie mich Dinge am Gegenüber nerven, wie verschiedene Verhaltensweisen mich verärgern und meine Stimmung deshalb alles andere als erfreulich ist. Wie bei den Kindern vergessen wir auch hier, dass wir (hoffentlich) reichlich Gründe haben, dankbar zu sein.
Dass wir jemand haben, mit dem wir das Leben teilen wollen, der uns wichtig ist, den wir respektieren und wertschätzen. Der anders ist als wir und diese Verschiedenartigkeit uns bereichern kann und dass wir nicht mit allem einverstanden sein müssen, um die Person trotzdem gut finden zu können. Meist ist es die fehlende Zeit füreinander, das Ausbleiben von liebevollen Gesten, die für selbstverständlich genommene Anwesenheit des Partners / der Partnerin, die zu Unzufriedenheit führt. Bewusst verbrachte gemeinsame Zeit ist ein guter Weg, diese Beziehung wieder zu stärken und die Dankbarkeit zu spüren, von der Pizzera & Jaus singen: “Dass du ohne mi kannst, aber net ohne mi wüllst!”
Arbeit
Wenn man in die Gesichter von Autofahrer*innen am Morgen blickt, bekommt man den Eindruck, die fahren alle ins Verderben. Klar, nicht jede*r hat das Privileg, einen Beruf auszuüben, der einem auch Spaß macht, die eigenen Stärken zum Vorschein bringt und für den man Wertschätzung bekommt. Doch auch, wenn dich dein Job “angeht”: du bist nicht verpflichtet hinzugehen. Nein! Niemand zwingt dich! Wenn du nicht mehr kommst, hat das allerdings Folgen – du wirst vermutich gekündigt, bekommst dann nach einer Weile kein Geld mehr und hast wahrscheinlich (solltest du nicht auf einem fetten Erbteil sitzen) Probleme, dein Leben zu finanzieren.
Also. Wir wollen arbeiten. Weil wir nützlich sein wollen. Weil wir etwas Sinnvolles tun wollen. Weil wir zeigen wollen, was wir können. Weil wir mitgestalten wollen. Und zumindest: weil wir dafür Wertschätzung in finanzieller Form bekommen. Es gibt gute Gründe, zu arbeiten. Für jede*n von uns. Diese Gründe können sehr unterschiedlich sein. Wer keinen einzigen guten Grund findet, seinen jetzigen Job zu machen, hat auch die Freiheit zu wechseln. Oder weiter zu jammern.
Man kann sagen: ja, bitte – wenn ich mich immer damit tröste, wie schlecht alles sein könnte bringt mich das nicht weiter. Stimmt. Wenn ich mir dauernd vorstelle, was alles noch viel besser sein könnte aber auch nicht.
Es ist eine Entscheidung. Dankbar zu sein. Es ist eine Haltung. Man kann das lernen und trainieren. Man muss nicht. In der Entscheidung, dankbar zu sein liegt allerdings eine gute Kraft, die zufrieden macht und uns selbst vermittelt: wir sind gut, so wie wir sind.
Das Leben ist gut, so wie es ist.
Die Kinder sind gut, so wie sie sind.
Der Alltag ist gut, so wie er ist.
Das Wetter ist gut, so wie es ist.
Der Partner ist gut, so wie er ist.
Und für alles was nicht gut ist, hast du die Möglichkeit, etwas zu verändern. Dich zu entwickeln und dazuzulernen.
Danke, dass du bis hierher gelesen hast und dankbarer sein möchtest.
Wofür bist du heute schon dankbar? Was macht dich glücklich und zufrieden?
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von Kerstin Bamminger | Okt. 15, 2019 | Allgemein, Frauenstärke, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Als Heldin bezeichnet man laut Wikipedia eine Frau, die außergewöhnliche Leistungen erbringt – entweder körperlicher oder geistiger Natur. Sie verfügt über heroische Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Mut, Aufopferungsbereitschaft und Tugendhaftigkeit, sie kämpfen für Ideale und zeigen dabei hohe Einsatzbereitschaft für Menschen.
Ein Kind zu gebären, es zu stillen und monate- (oder jahrelang) mit einem Schlafdefizit klarzukommen, ist eine körperliche Höchstleistung. Wir brauchen alle oben genannten Eigenschaften in unserer täglichen Rolle als Mutter – wir setzen uns bis an unsere Belastbarkeitsgrenzen ein, wenn es um unsere Kinder geht, um unsere Familien.
Am Muttertag ernten wir dann kurz den Applaus für 364 Tage Einsatz.
So weit ist alles klar – kaum jemand erhebt hier Einspruch.
Interessant wird es allerdings, wenn wir über Arbeit, Anerkennung und Selbstbestimmung reden.
Wenn wir über ARBEIT reden, meinen wir Erwerbsarbeit, für die man ein Gehalt bekommt. Wir meinen die Zeit, die wir in einem Beruf verbringen, für den wir professionell ausgebildet wurden, wo es eine vertragliche Vereinbarung gibt und wir am Ende eines Monats Wertschätzung in Form von Geld bekommen.
Wie kommen wir eigentlich dazu, die Arbeit einer Mutter derartig abzuwerten?
Der Beruf der Mutter ist mindestens gleichwertig und gleichwürdig zu jeder anderen Erwerbsarbeit, wenn nicht sogar noch wichtiger, in jedem Fall aber zukunftsprägend. (Die des Vaters übrigens auch.) Kinderbetreuungsaufgaben zu übernehmen ist nicht “Urlaub vom Job” – viele Mütter berschreiben es genau umgekehrt: “Wenn ich arbeitn geh, ist das wie Erholung von daheim!” “Da kann ich Dinge fertig machen und erledigen, es gibt einen Anfang und ein Ende.”
Wir brauchen dringend ein neues Bild, was “ARBEIT” ist und wie wir diese Tätigkeiten honorieren und wertschätzen wollen, denn sonst kommen wir nie zu echter Wahlfreiheit, was Familienmodelle angeht, weil es viel zu oft eine wirtschaftliche Entscheidung ist, wann und in welchem Ausmaß Eltern erwerbstätig sind. Ja, Teilzeitarbeit ist eine Gefahr und die Lücken am Pensionskonto führen vermutlich zu Altersarmut, aber doch nicht weil wir Mütter nicht arbeiten WOLLEN, sondern weil unsere Arbeit nicht entsprechend wertgeschätzt wird – nämlich entlohnt! Wir brauchen nicht den Drill, alle früh wieder in Lohnarbeit zurück zu gehen, sondern neue Modelle der Anerkennung der Familienarbeit bzw. Carearbeit.
Wenn wir über SELBSTBESTIMMUNG der Frau reden, meinen wir: sie müsse früh die Möglichkeit haben, wieder in ihren Beruf einzusteigen. Dem folgt der laute Ruf nach mehr und längerer institutioneller Kinderbetreuung verbunden mit der Annahme, dass alle Frauen das ehest möglich tun wollen. Denn: die armen Mütter müssen ja so lang hinter dem Herd ausharren.
Wie kommen wir dazu, uns allen dieses Modell überzustülpen?
Selbstbestimmung sollte vielmehr heißen, dass wir eben selbst bestimmen dürfen!
Was wir wollen,
was wir gut finden und
wofür wir uns entscheiden
und dass es eben NICHT eine Luxus-Entscheidung sein sollte, Kinderbetreuungsaufgaben selbst zu übernehmen. Wirtschaftliche Argumente sollten niemals die menschlichen schlagen und Frauen (und Kinder!!) in eine Doppelbelastung drängen, obwohl sie etwas Anderes lieber hätten.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass man gern Familienarbeit übernimmt.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass diese Arbeit sinnstiftend ist.
Ich wünsche mir, dass man laut sagen darf, dass auch diese Entscheidung selbstbestimmt sein kann (und wir nicht von unseren Männern gezwungen werden ;-)!).
Ich sehe so viele kluge, gut ausgebildete, reflektierte und tolle Frauen in meinem Umfeld und in meinen Workshops, die sich viele Gedanken zum Thema Begleitung und Beziehung mit Kindern machen. Viele von ihnen haben mehr pädagogisches Gespür im kleinen Finger als so manche Lehrerin oder Kindergartenpädagogin, die ich kennengelernt habe und ich finde eindeutig, dass diese Form der Arbeit in der Familie mehr wert sein sollte.
Durch die vorgepredigte Marschrichtung “alle Frauen zurück in den Job” bewerten wir Erwerbsarbeit höher als Familienarbeit und das ist unfair.
Wenn wir über ANERKENNUNG reden, dann sind wir ganz schnell bei den Frauen, die uns vorleben, wie “Kind und Karriere” geht und erklären sie dann zu Nachahmungsmodellen. Soll ich ehrlich sein? Ich kann es nicht mehr hören.
Wir brauchen die menschlichen Erfolgsgeschichten, von denen, die mutig genug waren, sich gegen Trends und gesellschaftliche Vorgaben zu entscheiden. Mütter, die sich gut überlegt haben, “wie will ich das denn haben … mit meinen verschiedenen Rollen” und bewusst und individuell Wege gehen, die nicht von Politik und Wirtschaft bereitet wurden, sondern die manchmal steinig sind, aber dafür den eigenen Überzeugungen entsprechen und sich an dem Wertekompass orientieren, dem man folgen will. Diese Entscheidungen betreffen Mütter und Väter gleichermaßen. Es braucht auch Diskussionen auf Augenhöhe, ebenbürtig, gleichwürdig und gleichwertig, wie die Aufteilung von Arbeit und Zeit gelingen kann.
Wir wollen unsere Berufe leben, etwas gestalten, haben Ziele in unserer Erwerbstätigkeit und möchten diese erreichen. Und wir brauchen GLEICHZEITZIG die Anerkennung in finanzieller und rechtlicher Hinsicht für Familienarbeit, die wir leisten.
Im Übrigen trifft diese geschlechtermäßig ungleiche Bewertung von Arbeit auch die Väter enorm, denn die sind auch in vorgeformte Rollen gepresst und können sich oft nicht dafür entscheiden, wenn sie etwas Anderes wollen. Ich bin überzeugt, dass auch viele Väter sich echte Wahlfreiheit wünschen würden und mehr Chancen, sich in der Familienarbeit einbringen zu können, ohne dabei wirtschaftlich schlecht auszusteigen, weil sie nun mal diejenigen mit dem besseren Gehalt sind und daher für den größeren Teil des Familieneinkommens Sorge tragen.
Es liegt an uns. Wir sind diejenigen, die jetzt Weichen stellen können für die Zukunft.
Dafür, dass wir GLEICHWERTIG auf Familienmodelle schauen.
Dass wir GLEICHWERTIG über Familienmodelle sprechen.
Und dass sie GLEICHWERTIG anerkannt werden.
Damit Mütter und Väter GLEICHWERTIG nebeneinander stehen können und ihren Kindern vermitteln:
wir sind beide GLEICH viel WERT, gleich gut und gleichwürdig – jeder von uns kann etwas Anderes gut und diese persönlichen, individuellen Stärken von Frauen und Männern können zusammen zu unabhängigen, zufriedenen, und überzeugten Lebensmodellen als Familie führen.
Wir brauchen Lösungen! Welche Idee hast du, um Familienarbeit aufzuwerten??
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von Kerstin Bamminger | Okt. 4, 2019 | Allgemein, Frauenstärke, Gute Worte, Hilfreich, Leben, Selbstfürsorge
Kind und Karriere unter einen Hut bringen. Ein gesellschaftlich propagiertes Ziel, unterstützt von Politik und Wirtschaft, verbunden mit ewigen Forderungen nach immer mehr und immer länger geöffneten Kinderbetreuungseinrichtungen, weil anscheinend alle Frauen beides wollen sollen.
Dabei bekommen wir oft Rollenmodelle vorgesetzt, die mit der Realität einer durchschnittlichen Familie nichts zu tun haben und für alle heißt’s aber: so geht’s!
Ich hab mir Gedanken gemacht, was die ständigen Fragen rund um die Vereinbarkeit mit uns machen und was wir uns eigentlich wünschen.
Grundsätzlich, finde ich, ist in unserem Land per Gesetz sehr viel gut geregelt, was die Rechte auf Mutterschutz, Elternkarenz und Elternteilzeit angeht. Dass diese Regelungen nur bedingt genutzt werden, hat verschiedenste Gründe, einer davon ist sicher, dass meist die Jobs der Männer besser bezahlt sind und es nicht nur eine soziale und Wunschfrage ist, sondern vor allem eine wirtschaftliche.
Doch anstatt es uns untereinander dann etwas zu erleichtern, verstärken wir vorhandene Unsicherheit auch noch im persönlichen Umgang und machen uns (vielleicht oft auch unbewusst) Druck. Und wenn es andere nicht tun, machen wir das selbst im Sinn von “… bei anderen geht’s doch auch, wieso schaff ich das nicht?”
Druck entsteht schon bei der Tatsache, dass man bereits vor der Geburt des Kindes auswählen soll, welche Kindergeldvariante man haben möchte, sprich – wie lange man der Lohnarbeit den Rücken kehren wird, ohne zu wissen, welches menschliche Wesen in die Familie geboren wird. Man weiß nichts über sein Temperament, ob es genügsam ist oder pflegeintensiv, wie man die Umstellung als Familie schafft und wie sich das kindliche Schlafverhalten entwickelt und so weiter. Man entscheidet sich quasi für die Katze im Sack. So weit, so gesetzeskonform.
Wenn ich uns dann aber zuhöre, wie wir Frauen uns unsere Lohnarbeit erklären, wird mir oft ganz schlecht, weil wir (vielleicht oft auch unbewusst, schon wieder) rechtfertigen und Fragen stellen, die nicht sein müssen.
FRAGE 1: Wann fängst du wieder zu arbeiten an?
Am liebsten würde ich da drauf schreien: ich arbeite jetzt schon und jeden Tag, da Mama sein ein 24 stunden Job ist, leider halt keine Lohnarbeit, doch: “Ich arbeite!”. Wir meinen natürlich: “wann steigst du wieder in deine Erwerbsarbeit ein”, was nicht recht viel gescheiter ist. Erstens impliziert die Frage die Idee, dass frau das wieder tun wird und sollte und zweitens auch, dass man einen fixen Plan dazu hat. Ich hab diesen Druck selbst oft gespürt, auch wenn keine der Fragenstellerinnen mich in die Enge treiben wollte, es passiert allein durch die Frage. Und das, obwohl ich gerne und aus Überzeugung neun Jahre keiner Erwerbsarbeit nachgegangen bin. Eine Antwort darauf findet sich umso schwieriger, eigentlich tappen wir immer in eine Rechtfertigung, warum, wann, wieso und wieso nicht. Das bringt mich zu
FRAGE 2: Warum so wenig Stunden?
Na gut, vielleicht fragt das nicht gleich jemand, aber wie oft ich Mütter sagen höre: “Ich arbeite eh nur ….. Stunden (bitte beliebige Zahl einsetzen)!” ist unglaublich. Was heißt hier “nur”? Wir sollten uns nicht für unsere Arbeit entschuldigen, schon gar nicht bei Personen, die nicht zur Familie gehören. Mütter und Väter sollen die Entscheidung, wer wieviel und wann einer Erwerbsarbeit nachgeht um die Familienverhältnisse finanziell decken zu können, ganz allein entscheiden und es vor allem sich selbst recht machen. Was ohnehin schwer genug ist, denn es ist lang nicht so, dass das ein Wunschkonzert ist, sondern ein sensibles und oft ungerechtes Abwiegen von Interessen und Bedürfnissen, von wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, von Traum und Wirklichkeit.
Damit sind wir bei
FRAGE 3: Warum so viele Stunden?
Diese Frage wird meist gar nicht offen gestellt, eher hinter vorgehaltener Hand: “… oh, ihr ist die Karriere wichtiger als die Kinder, wozu hat sie denn welche bekommen?” Ja, so sind wir Frauen auch manchmal. Was irgendwie schade ist. Wir sehen nicht hinter die Kulissen und können nicht wissen, was die Beweggründe für Familien sind, sich früh für einen Wiedereinstieg mit vielen Stunden zu entscheiden. Und im Grunde geht es uns nichts an – allein dieser Familie soll es recht sein. Sie sind diejenigen, die es aushalten müssen und die Verantwortung tragen. Es können verschiedene Beweggründe sein, früh wieder viel im Erwerbsleben zu sein, nicht jede dieser Mütter ist deshalb gleich eine egoistische Karrierefrau.
Erwerbsarbeit und Familie gleichzeitig zu leben ist eine Herausforderung.
Oder wie Beate Meinl-Reisinger im Wahlkampf sagte :
“Ja, es ist immer eine Strudelei. Das geht doch allen so.”
Stimmt, diese ehrliche Botschaft ist ein wichtiger Schritt in der Vereinbarkeitsdebatte.
Bitte glaubt nicht, dass es leicht ist.
Bitte glaubt nicht, dass es einfach ist.
Wir können ALLES haben, aber ALLES GLEICHZEITIG ist schwierig.
Ehrlicherweise kann es nicht 100% Kind und 100% Karriere geben (so viel weiß ich noch von Mathe), zumindest nicht für eine Person und das ist für manche eine schmerzliche Botschaft. Verzichten, das hatten wir hier vor kurzem, ist kein Modethema unserer Gesellschaft. Die gute Nachricht ist jedoch: wir haben die Wahl und somit die Freiheit, uns nach unseren Prioriäten zu entscheiden. Jede Entscheidung FÜR etwas ist eine Entscheidung GEGEN etwas Anderes. Somit zahlt jeder und jede von uns auch einen Preis für das gewählte Modell. Und wenn man sich individuell und gut entschieden hat, zahlt man diesen Preis auch gern. Zumindest lieber als den “ANDEREN”.
Entscheidungen können getroffen, erprobt und erlebt werden und auch wieder geändert werden. Manchmal glaubt man, das Eine klappt, doch die Realität sieht anders aus und es braucht eine neue Lösung.
Kinder sind eine gemeinsame Verantwortung eines Paares. Egal, WER arbeiten geht, kann das nur tun, weil der zweite Partner die Verantwortung für die Kinder übernimmt, oder weil man gemeinsam entscheidet, die Kinder fremdbetreuen zu lassen.
Wenn man diese Haltung verinnerlicht, fällt es leichter, auf Augenhöhe zu diskutieren und dann ebenbürtige, mutige und individuelle Entscheidungen treffen zu können.
Wir Frauen brauchen starke Partner an unserer Seite, die Familienarbeit und Erwerbsarbeit gleichwürdig und gleichwertig sehen und mit uns zusammen eine Richtung finden und gehen wollen.
Und wir brauchen Kinder, die diesen Weg mitgehen können – und nicht mitgeschleift werden, weil es für sie eigentlich nicht passt. (Und Kinder brauchen jemanden, der DARAUF schaut!)
Das verlangt ganz schön viel Energie und Kraft, Ehrlichkeit und Reflexionsbereitschaft, Vertrauen und Zuversicht, Flexibilität und Hingabe und eine große Portion Optimismus.
Fragen wir also in Zuknuft lieber:
Wie geht es euch mit der Vereinbarkeit von Familie und Berufen?
Was gelingt euch schon gut?
Was wünscht ihr euch von der Gesellschaft an Unterstützung?
Apropos: was wünscht du dir von der Gesellschaft an Unterstützung?
Immer her damit in den Kommentaren …
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